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Teile zerfallen oder der Bürgerkrieg beginnen werde. Er babe sich mit General   Mär der in Leipzig   in Verbindung gesetzt und diesem erklärt, daß das Reichswehrgruppen­Kommando fich hinter die alte Regierung stelle, wenn ein Bürgerkrieg zu vermeiden sei. Gleichzeitig habe er Märder gebeten, folgende Vorschläge der Regierung Ebert­Bauer und auch dem Generallandschaftsdirektor Kapp zu machen. Es sollte

1. ein Roalitionsfabinett aus beiden be­gierungen gebildet werden,

Der Reichsjustizminister wird in allernächster Zeit ein Ber zeichnis der Personen, gegen die anläßlich des Kapp- Lüttwiz­Unternehmens ein Verfahren schwebt, veröffentlichen. Im Wehr treisfommando 4 allein find gegen 15 Offiziere angeschuldigt. Die Untersuchung ist deshalb so schwierig, weil die Anschuldi­gungen bisher meistenteils auf bagen Denun 3tationen(? Red.) erfolgen konnten. Der Minister hält es als sehr wichtig, daß die politische Verwaltung Preußens ihm das nötige Material zur Verfolgung der angeschuldigten Ber jonen liefere. Nötig sei es auch, daß die Oberpräsidenten ihm über das Verhalten der Militärs in den kritischen Tagen Berichte geben.

Zu der Gesamtheit der Ausführungen des Reichswehr­ministers wollen wir bemerken, daß wir unser Urteil über ihn allein abhängig machen von den tatsächlichen Er. 2. die Neuwahl der Nationalversammlung   raschestens folgen, die er bei dem Umbau und der Demokratisierung durchgeführt werden und die Wahl des Reichspräsidenten der Reichswehr erzielt. nicht durch den Reichstag erfolgen.

In der Stadt war am Sonnabendabend von Wolffs Tele- Imern, wahrscheinlich auch Medlenburg und Otthüringen zu graphenbureau folgende Meldung verbreitet worden: der neuen Regierung halten. Er befürchte, daß, wenn nicht Kaffel, 13. März.( WTB) Vom Reichswehrgruppenkom- eine Verständigung erfolge, Deutschland   entweder in zwei mando II wird uns mitgeteilt: In Berlin   hat sich eine neue Re gierung der Arbeit unter Generallandschaftsdirektor Kapp ale Reichskanzler gebildet. Es sollen nur Fachminister herangezogen werden. Alle Parteien sind ausnahmslos zur Bildung der neuen Regierung aufgefordert, Der Regierungswechsel hat sich ohne Blutvergießen vollzogen. Der Oberbefehlshaber des Reichswehr. gruppenfommandos II in Kassel  , dessen Befehlsbereich ganz West­deutschland umfaßt, hat die ihm unterstehenden Truppen ange­wiesen, mit allen Mitteln für die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung zu sorgen. Diese Absicht muß von der Gesamtbevölke­rung unterstübt werben. Ein Streit würde Unruhen sur Folge haben, Me Lebensmittelversorgung verhindern und den wirtschaft­lichen Aufstieg Deutschlands   unterbrechen. Alle Behörden bleiben an der Arbeit. Wo erforderlich, wird der verschärfte Ausnahme zustand verhängt werden. Wie aus Berlin   berlautet, herrscht dort Ruhe. Generalstreit ist bisher nicht eingetreten. Als am Sonntag Oberbürgermeister Scheidemann  schriftlich gegen diefe Stellungnahme für Stapp beim Reichs- so müsse er erklären, daß sich das Reichswehr- Die bayerische Staatsregierung hat wegen der von wehrgruppen- Kommando Protest erhob und eine ungenügende gruppen- kommando und die Truppen weigern ber, Münchener Boft unter der Ueberschrift Dokumente der Antwort erhielt, wollte das Kasseler Boltsblatt" folgendes würden, dem Befehl nachzukommen, weil man Sonterrevolution" berichteten angeblichen Borgänge eine Untersuchung ihnen nicht zumuten könne, gegen die Männer zu kämpfen, eingeleitet. Es handelt fich um Vorbereitungen zur Errichtung Die lettere follte Dr. die mit ihnen vor dem Feind gestanden haben.( 1) In diesem einer Militär- und Wirtschaftsdiktatur. Falle würde das ganze Reichswehrgruppen- Kommando 2 zur Heim ausüben. Verwidelt find angeblich Dr. Stiefer, Hauptmann neuen Regierung übertreten. Als unser Genosse a 6 ft, der bayerische   Oberft Herrgott, ber nach seiner Ab­verschiedene Einwendungen machen wollte, erklärte General fägung in München   ins Reichswehrministerium berufen wurde, und b. Boßberg, sich in eine Diskussion über die Sache nicht ein andere. laffen zu fönnen.

Extrablatt verbreiten:

Scheibemann

an das Reichswehrgruppen Rommando II.

Der Abgeordnete Scheidemann   hat am Sonntag vormittag an das Reichswehrgruppen- Kommando, zu Händen St. Grzellens Raffel, ben 14. mars 1920. Die deutschnationale Raffeler Allgemeine Zeitung  " hat am Abend des 13. d. M. ein Sonderblatt verbreitet, das mit diesen Sätzen beginnt:

v. Schöler, folgendes Schreiben gerichtet:

Bom Reichswehrgruppen- Rommando II with uns mitge­tellt: In Berlin   hat sich eine neue Regierung der Arbeit unter Generallandschaftsdirektor Kapp als Reichstanzler gebildet. sollen nur Fachminifter herangezogen werden. Alle Barteien sind ausnahmslos zur Bildung der neuen Regierung aufgefor. bert. Der Regierungswechsel hat sich ohne Blutbergießen in größter Ordnung vollzogen" Wenn es sich nicht um eine Fälschung des genannten Blattes handelt, und das Reichswehrgruppen- Kommando in der Zat eine solche Veröffentlichung veranlaßt hat, fo lege ich als Mitglied der Nationalversammlung   für den Bezirk Kaffel- Frankfurt a. M. im Ginverständnis mit meinen vielen Behntausenden von Wählern entschiedene Verwahrung ein. Die Veröffentlichung muß von der Bevölkerung als eine Parteinahme zugunsten menternder Soldaten, die fich gegen die Reichsregierung erhoben haben, aufgefaßt werden. Die Reichsregierung unter der Präsidentschaft Gbert und der Reichskanzlerschaft Bauer ist ordnungsmäßig gebildet wor­den nach den Bestimmungen der Reichsverfassung. Die Reichs­verfassung ist gefeßmäßig beraten und verabschiedet worden von der Verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung. Die Truppen ber Reichswehr und beren Führer find auf ble bentsche Berfaffung bereidigt worden. Soldaten, die sich hinter Herrn Kapp stellen, brechen ihren Schwur. Die Regierung Gberf- Bauer ist die rechtmäßig bestehende, augenblicklich von gewiffenlosen Menschen vergewaltigte Reichsregierung und für die Reichswehr tann es zurzeit nur die eine Aufgabe geben, biefe gefegmäßig gefchaffene und zu Recht bestehende Regierung zu schüßen.

die

In der Erwartung, daß Euer Grzellens die Beröffentlichung der Kaffeler Allgemeinen Zeitung" als Fälschung begeidmen fönnen, zeichne ich

Scheidemann  , Mitglied der Nationalbersammlung. An das

Reichswehrgruppen- Kommando

3.$. St. Gra. Herrn Generalleutnant b. Göler

Staffel.

Dieses Extrablatt wurde berboten. Am Sonntagabend ließ dann General   v. Roßberg einen Vertreter der S. P. D. zu sich bitten und teilte ihm mit, die Sache stehe so, daß der ganze Often, Oberschlesien  , Bom

Was ist Sozialismus?

Wenn dies nicht angenommen werden würde, dann würde Freiherr von Wangenheim, Klein- Spiegel, der der Rapp es wohl zum Bürgerkrieg fommen. Wenn Noste Negierung als preußischer Landwirtschafteminifter anzugehören fehlen würde, gegen Berlin   zu marschieren, niedergelegt. etwa dem Reichswehrgruppen- kommando be bereit war, hat den Vorsitz der Pommerschen Landwirtschaftskammer

In einer Besprechung am Montagabend teilte General  v. Loßberg einem Genossen mit, er erwarte General Märder feres Hersfelder Parteisekretärs Schmabrich machte jede Ber­in Kassel. Uns schvante nichts Gutes, doch das Vorgehen un­bindung zwischen Loßberg und Märder unmöglich, nachdem bereits vorher der Bug Märchers, in dem auch Minister Seine, Genoffe Heller und der Demokrat Dernburg   mit einigen Beuten der Sicherheitswehr fuhren, vorsichtshalber nicht über Raffel geleitet worden war. Genoffe Schmabrich veranlaßte, daß Märcker nach Stuttgart   fahren mußte, ohne auf der Reise irgendwo mit Reichswehrtruppen Fühlung nehmen zu können. Welche katastrophalen Folgen die Märdersche Reise hätte haben fönnen, ist nach dem Geschilderten jedem klar.

Daß aber General v. Schöler verbrecherisch ge handelt hat und auf seinem Bosten nicht bleiben kann, geht aus dem folgenden Telephongespräch hervor, das am Mon­tag, den 15. März, vormittags General   v. Schöler mit General   v. Lüttwig in Berlin   führte. Es wurde ab­gehorcht und folgender Wortlaut aufgenommen:

-

Winnigs Schuld.

Keine Deckung!

dent von Ostpreußen   August Winnig   die politischen Beamten Oft In einer Mitteilung an die Presse sucht der frühere Cberpräfi­preußens zu decken mit der Feststellung, daß er für die Haltung der preußens zu beden mit der Feststellung, daß et für die Haltung der politischen Beamten Ostpreußens   während der Kapp- Tage als deren Vorgesetzter allein die Verantwortung trage, da er feinen Entschluß. die Regierung" Kapp- Lüttwig anguerkennen, unabhängig von amt­licher Beratung faßte und die Beamten entsprechend anies. So­mit wären alle Beamten durch Winnig, der seinen Entschluß beveits mit waren alle Beamten durch Winnig, der seinen Entschluß bereits von Sonnabend auf Sonntag faßte, gebedt.

Mit diesen Feststellungen beweift Winnig atvar seine Schuld, aber nicht die Unschuld der politischen Beamten. Denn von einem politischen Beamten muß soviel Urteilsfähigkeit bet langt werden, daß er allein weiß, wie er fich zu verhalten hat, auch enn fein Borgesetzter ihn im Stich läßt oder Berrat begeht. Das gleiche gilt für höhere Offiziere. Es geht nicht an, daß man jeden Beamten in verantwortlicher Stellung laufen läßt, ber fich ouf einen noch höheren Vorgesetzten herausreden kann.

Der Reichs- und Staatskommiffar für Ostpreußen Borowefi fordert alle Behörden auf, ihm bis 10. April die Butschbeamten be­

Büttwi: ie weit find Sie denn in Raffel­Scholer( guerst schlecht verständlich, dann flat und beutlich): " Der Oberpräsident hat fich für die alte Regierung erflärt, wir werden nur noch für Stuhe und Ordnung sorgen. Uebrigens habe tannt zu geben. ich an Ludendorff   berichtet!"

Nachdem nun General   Märder seinen Abschied genommen hat, scheint es selbstverständlich, daß die ihm vorgesetzte Stelle, auf deren Befehl er die ihn kompromittierenden Berband lungen geführt hat, auch verschwindet. Der gewöhnlichste An­stand hätte es den Generalen Schöler und Loßberg fagen müssen, daß ihre Stellung unhaltbar ist. Soffentlich ver­schließt sich die Reichsregierung diesen Darlegungen nicht und handelt schleunigst. Es wäre wirklich Zeit, denn seit dem Butsch find mum schon über drei Wochen bergangen, ohne daß diese Kapp- Bettern das Zeitliche gesegnet hätten.

Die Verfolgung der Putschverbrecher.

Geßlers Programm.

In seinem Situationsbericht, den wir zum größten Teil schon in unserer Mittwochabendausgabe veröffentlichten, führte der Herr Reichswehrminister Dr. Geßler noch aus:

Cafar wat bas bürgerliche Jahr in größter Konfusion. Aus fo und so viel vernachlässigten Minuten war im ungeheuren Laufe der Beiten hinter dem wahren himmlischen Sonnenjahr bas bürger­liche Grbenjahr um bolle awei Monate zurüdgeblieben( großartige Reaktion!), welche Julius Cäsar   mit einem Male einschalten mußte. Aber auch seine Rechnung war nicht gang genau und stand zur Beit Gregors VII. mit der astronomischen Wahrheit in einer Differena ich weiß nicht von welchem Beitmaße. Gregor berbefferte den Julianischen Kalender und die Griechen, welche diese Verbesserung nicht annahmen, find nun schon wieder, wenn ich nicht irre, um elf Tage hinter bem richtigen Jahre zurüd.

Bon Ferdinand Nürnberger, Aus dem Nachlah Ferdinand Stürnbergers, bes martige Bfterreichischen Dichterbenters ber nachmärzlichen Zeit, bat D. E.   Deutsch soeben im Leipziger Verlag. B. Tal einen Band Briefe eines bolittichen sailings erfcheinen laffen. Diese Briefe liefern abermals den Beweis, mie sehr the Berfaffer zu denen gezählt werden muß, beren Gedanken über ihren Tod hinaus lebendig find. Nürnberger  , eines Laternenanzünders Cohn, der nach Robert Blume Er fchießung aus Wien   flüchtete und in Deutschland   von 1849 bis Wie mit bem bürgerlichen Jahr, so ist es nun mit der bürger­1855, immer die Polizei auf den werfen, bont Stadt zu Stabt lichen Gesellschaft. Aus den minutentleinen Rechten und Frei­aog, fchrieb bie nun erftmals als Buch herausgebrachten Briefe beiden, unt welche die einen immer zu biel und die anderen immer ant feine Familie. Sie laffen ihn als den glübend bewegten gut wenig opferten, ist unvermerkt im Laufe der Zetten eine fo un Kämpfer feiner Zeit erkennen, der er war. Ein starker politischer gebeure Verschiebung des gerechten und richtigen Quotenverhält der zumal auch das Los des Proletarters in der herrschenden Wahnsinns leben. Denn was ist der Wahnsinn anderes als der Denter, eine Lejjingnatur voll erzieherischen Dranges, und einer, nisses entstanden, daß wir jetzt in einem Staate des tompletten Gesellschaftsordnung gründlich fannte. Gben das bezeugt bes sonders eindringlich ein am 8. Dezember 1850 an ben Bruder aufs höchfte getriebene Widerspruch mit der Vernunft und der gerichtetes Schreiben, bas eine ganze abbandlung über Sozia Matur? Und biefer höchste Widerspruch ist da. Der Mensch soll für fismus, Republik   und Konstitution gab. Kürnberger wollte als den Genuß seiner Kultur einen Teil seiner persönlichen Rechte und gans lints in ber politischen Bewegung Stehender begriffen Freiheiten als Abgabe zollen. fein. Aus diesem Schreiben geben wir einige Abschnitte. Der Sah, ben die Vernunft heischt, lautet: Der einzelne foll Ge ist unzählige Male gefagt und nachgesagt worden, baß der einen bestimmten Teil seiner persönlichen Rechte und Freiheiten Mensch, wenn er aus dem ursprünglichen Bustand seiner Berber gesellschaftlichen Stultur zum Opfer bringen, aber der Sab, einzelung und Wildheit in den Zustand der Geselligkeit und Kultur ben bie Wirklichkeit darstellt, heißt: Die eine Hälfte der Gesellschaft eintritt, einen Teil seiner persönlichen Rechte und Freiheiten not wenbig aufgeben muß, bantit eben biefe Geselligkeit und Kultur möglich werde. Mit dieser Ansicht haben sich, unter dem Schatten einer bichten Schlafmüze, zahllofe Generationen über bie härtesten Leiben ihrer Bebrückung, über die grausamste Genußlosigkeit ihres Daseins, über ein mehr als tierisches Joch stumpfsinnig getröstet, inbem fie bachten: es muß fo fein, und der Stlabenauffeber auf der Mangel schrie: es ist Gottes Fügung. Du siehst aber, worin der ungeheure totum liegt. Der Mensch muß einen Teil seiner per­sönlichen Rechte und Freiheiten bem Ganzen zum Opfer bringen. Ginen Teil! Dieses Wort enthält den Bunkt, um den sich alles breht. Wie groß muß dieser Teil fein oder wie flein  ? Ber be­stimmt ihn, und wer bestimmt ihn gerecht? Wird er von allen gleich gebracht, ober bielmehr so ungleich, baß ber eine ben un gefeuersten, ber andere den wingigsten Nenner au bem Bruche gibt, welcher ben bbruch seiner persönlichen Rechte und Freiheiten aus. spricht? Das sind die Fragen, die mehr als je bas neunzehnte Jahrhundert sich zum Bewußtsein gebracht und deren Bösung es fich zur Aufgabe gestellt hat. Und wer imuner au diesem Bewußt fein gelangt ist, wer immer der Lösung dieser Aufgabe sich ge wachsen fühlt, der ist Sozialist.

Blütenlese.

Aus der deutschnationalen Preffe. Nachstehend ein paar Säge, die wir beim Durchlesen der reaktionären Breffe an dem einzigen Mittwochnachmittag fanden. Deutsche Zeitung"( über die Kämpfe in Halle): Die Reichswehr ging leider zu wenig rüdsichtslos vor."

Diefelbe( über die Verhaftung der Offiziere in Altenburg  ): In dieser rechtlosen Zeit gilt eben Berfassungsbruc bon rechts als Hochberrat"

Die Boft"( zu den Forderungen der Gewerkschaften): Es ift bezeichnend für die böllige Berrüttung und Verwahrlosung unse res Verfassungslebens, daß ein Ronglomerat von Broletariern fich heute erlauben tann, bie Regierung in dieser Weise zu be­bormunden."

Deutsche Tageszeitung"( gegen den Chef des Sicher. heitswesens in Medlenburg- Strelit, Major Müller, der öffentlich

Die praktische Ausführung desselben wird ein Resultat vieler Versuche, wird ein Wert vieler Generationen sein. Hirnloſe Dummtöpfe ober betoußte Teufel find daher jene, welche, ge schmorene Feinde ber sozialistischen Idee, desungeachtet borgeben, dieselbe augenblicklich annehmen zu wollen, wenn man ihnen nur deren praktische Ausführbarkeit und Ermöglichung nachzuweisen imftande wäre. Da sie in Wahrheit Shänen des Egoismus find, stellen sie sich doch wie schlichte, einfältige Männer der Tat und verlangen mit scheinbaret Gerechtigkeit ein fertiges Bild deffen, wozu jie mitwirken, mithandeln sollen. Die Toren! Als ob die Bibilisation die Erfindung eines einzelnen sein könnte, wie Zünd­hölzchen!...

Aber nicht bloß Dummföpfe und Teufel, wie ich sie eben nannte, sondern Sozialisten selbst hegen den Irrwahn als aufrich­tigen Glauben, daß ein einzelner tommen und helfen müsse. Mit bernichtendem Gefühl peinigt sie die vermeinte Ratlosigkeit der rätsel des Sozialismus löste, der wäre der Held des Jahrhunderts. Beit und verzweifelt hört man sie ausrufen: Ja, wer das Sphing­

Solche Leute erinnern mich an eine Vorstellung meiner Kind­heit. Ich dachte mir nämlich beim Anblick des Kahlengebirges jeden Berg ber Welt als eine staile Mauer; ich glaubte, man müsse mit einer Fülle romantischer Gefahren auf allen Vieren hinanklettern. Unaufhörlich brannte mir die Seele nach diesem Abenteuer; wie groß war mein Glüd, als ich endlich mit Dir und Anton dahin kam, durch Ottakring   auf den Galipinberg zu gehen. Aber wo blieb die Wand, bie Gefahr, das Halsbrechen? Lange wartete ich mit feier. licher Fassung darauf; endlich riß mir die Geduld, und ich fragte Guch, wann wir denn zum Galibinberg fämen? Wer beschreibt meinen Schmers, als ich hörte, wie sind eben auf der Höhe! Das, was sich in der Ferne wie eine herausfordernde, trobige Mauer ausnimmt, ist also in der Nähe nichts als ein Geschiebsel von vielen Hügeln, Abhängen und Vorsprüngen, die unvermerkt nacheinander erstiegen werden! Die riesenhafte Ginheit löst sich in eine zwergige Bielheit auf! Diese Kinderanekdote, so einfältig fie ist, fann jenen zum Gleichnis dienen, welche einen Messias des Sozialismus erwarten.-

bringt all ihre menschlichen Rechte und Fretheiten zum Opfer und genießt bafür feine Kultur; die andere Hälfte ber Gesellschaft bringt gar nichts zum Opfer und genießt dafür alle Kultur. Den lebten Satz zu stürzen und ben ersten zur Wahrheit zu machen- das ist der Sozialismus. Ich habe den Sozialismus ein Rechen exempel genannt, und mit Recht. Wie Julius Cäsar   in der Astro­nomie, so hat der Sozialismus in der Staatswissenschaft den Fehler zu berechnen, ber sich durch den fortlaufenden Irrtum früherer Beiten eingeschlichen, und ihn zu berichtigen. Er hat zu untersuchen, wie groß und wie ein die Brüche sind, in welchen jest die ver schiedenen Gesellschaftsklassen Teile des menschlichen Naturrechtes der Kultur zum Opfer bringen; er hat für die maßlose Verschieden- Der Bund Neue Hochschule ist am Sonnabend gegründet heit dieser Brüche einen einzigen Nenner und dazu ben möglichst worden. Der Bund erstrebt den Zusammenschluß der Studenten fleinsten Bähler zu ermitteln, aber dafür biejen Bruch auch allen und Dozenten aller Universitäten und sonstigen Hochschulen, sowie Gesellschaftsmitgliedern als gleiche Steuer aufzulegen. Diese all der anderen sich für die Fortentwickelung dieser Anstalten ein Gleichheit besonders bilbet ben Hauptbegriff des Sozialismus. iegenden Bersönlichkeiten, soweit sie gewillt sind, an der Erneuerung Die Freiheit bezieht sich mehr auf die politische, aber die Gleich der Hochschulen schaffend im neuen Geifte mitzuwirken. Die beit so recht auf die soziale Ordnung der Gesellschaft. Die Freiheit, Gründungsfizung wählte einen Ausfduik, dem die Anrecer des welche jetzt der großen Masse ein fo göttergleicher Besis dunkt, ist Bundes, Profeffor Otto Braun   Münster  , dann die Herren feineswegs em neuer Fortschritt der Menschheit. Schon die ältesten Baege, Grotjahn, Stebert, Destreich, Müstow u. a. angehören. Der Staatsgesellschaften( 8. B. die Republiken der Griechen und Römer) Ausschuß iou die Sagungen vorbereiten, die grundlegenden Forde Der Sozialismus ist nichts anderes als die Forderung: Die fannten die höchste Blüte politischer Freiheit; aber die höchste Blüte rungen für die Reform ausarbeiten und in einigen Wochen eine ganze Grundlage der heutigen Gesellschaft möge revidiert( geprüft) ber Sumanität, sosiale Gleichheit, fannten sie nicht: sie hatten Volversammlung einberufen. Buschriften find an Prof. Otto Braun  , und Einheit, Gerechtigkeit, Ordnung, Maß unb Biel   hineingebracht Herren und Ellaben. Eine Gesellschaftsform zu grnüden, deren Münster   i. W., Barendorfer Str. 185, zu richten. werden. Das ist der gefürchtete, schauerliche Sozialismus, und Gefehe allen Menschen gleiche Rechte und Pflichten zuerkennen und nicht mehr und nicht weniger. beren organische Einrichtungen wenigstens eine wesentliche Un­Der Sozialismus ist eine Rechenaufgabe; ja, nichts anderes: gleichheit des äußeren Besißstandes unmöglich machen das ist eine Rechenaufgabe auf Erden, ähnlich der Rechenaufgabe, die es der Beruf des Sozialismus. Das ist der ideelle Begriff des einst am Himmel gegeben hat. Du weißt, zur Zeit des Julius Sozialen.

Theater. Im Theater in der Königgräber Straße tommt demnächst Bernhard Shaw und August Strindbern gemeinsam an einem Abend zu Worte: bon sham die Szenenfolge Die große Ratba. rina", von Strindberg das Lustspiel, Mit dem Feuer spielen.