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Nr. 185.37.Jahrg.

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Der Borwärts" mit der Sonntags. beilage Bolt u. Reit" ericheint wochen.

N

täglich zweimol. Sonntags einmal

Telegramm- Adresse:

Sozialdemokrat Berlin ".

Sonntags- Ausgabe

Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Die achtgespaltene Nonpareillezeile toite: 2.50., Teuerungszuschlag 50% Aleine Anzeigen", Das tett gedruckte Bort 75 Pfg.( zuläjjig groei fettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 50 fg. Stellengesuche und Schlafftellenanzeigen das erste Wort 65 Pfg., jedes weitere Wort 40 Bfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Borte. Teuerungszuschlag 50%- Familien Anzeigen, politische und gewertschaftliche Vereins- Anzeigen 2- Mt. die 8eile ohne Aufschlag. Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags un Hauptgeschäft, Berlin SW 68, Linden­ftraße 3, abgegeben werden. Geöffnet von 9 Uhr früh bis 5 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

Fernivrecher: Aunt Moriblat, Nr. 15190-15197.

Sonntag, den 11. April 1920.

Frankreichs Antwort an England.

Paris , 10. April. ( Savas.) In der von Frankreich der bri tischen Regierung übermittelten Note stellt die französische Regie­rung zunächst fest, daß über die Loyalität ihrer Haltung kein Zweifel bestehen kann. Die Alliierten sind von ihrer Politik stets

verständigt worden. Die französische Regierung hat immer erklärt, gegen den Einmarsch weiterer deutscher Truppen in das Ruhrgebiet zu sein und beigefügt, daß die Erlaubnis hierfür auf jeden Fall die militärische Besetzung von Frankfurt und Darm­Stadt zur Bedingung haben müsse.

Millerand vor der Kammer.

Boraussichtlich am Montag.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 117 53-54.

Nachdem

Ausflüchte.

die Deutschnationalen Berlin mit

einem Flugblatt überschwemmt haben, das ihre Beteiligung am Kapp- Butsch in Abrede stellte, und das nach Feststellung des Berliner Tageblatt" als Sig der Partei in Berlin dasselbe Bureau bezeichnet, das den Herren Kapp und Paris, 10. April. Wie das Echo de Paris" meldet, haben Lüttwik als 8entrale für beschlagnahmte Auto­amtlige Minister, die am Ministerrat teilgenommen haben, mobile diente, erscheint jetzt die Deutschnationale Gesamt­einstimmig das Erposé Millerands über den Inhalt der Ant- partei mit einer Rundgebung auf dem Plan, die ähn­wort, die eine Stunde fpäter dem englischen Botschafter übergeben liche Zwecke verfolgt. Nur daß man hier die schüchterne De­wurde, gebilligt. Miller and hat zu erkennen gegeben, das fenfive bereits verlassen hat und mit der üblichen deutschnatio Parlament so schnell wie möglich über die Lage in Baris in nalen Dreistigkeit glaubt zum Angriff übergehen zu Am 3. April informierte die franzöfifche Regierung ihre Ber- Kenntnis feßen zu wollen, seine Erklärung im Parlament wird wahr fönnen. treter in den alliierten Sauptstädten in diesem Sinne durch ein scheinlich Montag erfolgen, falls die Unterhandlungen Im ersten Abschnitt dieser Rundgebung protestiert der Telegramm, dessen Abschrift gleichzeitig den alliierten Botschaftern zwischen den Alliierten dies eriauben. Nach dem Echo de Paris" Hauptvorstand der Deutschnationalen gegen den Einmarsch in Paris zugestellt wurde, worin Marschall Foch die militärischen wird Millerand am 18. April nach San Remo abreisen, wo er der Franzosen in Frankfurt , Darmstadt usw. Sehr schön, Maßnahmen prüfte, die aunmehr weber vermieden noch aufge- am 19. eintreffen wird. Das Blatt bemerkt hierzu, daß es von nur bergißt der verehrliche Hauptvorstand hinzuzufügen, day schoben werden konnten. Andererseits erinnert die französische einem erfahrenen Bolitiker über die Beschlüsse dieser Sigung auf auch dieser Einmarsch eine Folge der durch den Regierung daran, daß es sich um die Berlegung einer der feierlich bem laufenden gehalten werde, da auf Veranlassung 2loyd Ge- app- Butsch herborgerufenen Unruhen ist, ften Bestimmungen des Vertrages handelt und daß die deutsche orges wahrscheinlich die Bertreter der Bresse ausgeschaltet daß also für diese Schädigung Deutschlands legten Endes Regierung selbst die Notwendigkeit einer formellen Bewilli- würden. Die Konferenz, die unter dem Vorsitz Nittis stattfinden verantwortlich sind Kapp, Lüttwiz und ihre Helfershelfer gung auf Aufhebung des Art. 43 und gleichzeitig das Recht der wird, wird sich mit der Frage von Fiume beschäftigen, be- die Deutschnationalen! französischen Regierung, hierfür ein Gebietspfand zu ver sonders aber mit dem Vertrag von Versailles . langen, anerkannt hat. Wie hätte die französische Regierung über das deutsche Versprechen, die Reichswehr sofort nach wieder. hergeftelter Ordnung zurüdzuziehen, in Zweifel fein können? Weber für die Wiebergutmachungen, noch für die Ausliefe. rung der Schuldigen, noch für die Kohle, noch für die Ent.

mir.

Im zweiten Absatz billigt der Hauptvorstand die von der Parteileitung zu den Vorgängen vom 13. März einge­nommene Haltung. Diese Haltung lief bekanntlich auf ein Offiziöser englischer Kommentar. schweigendes Sichabfinden mit dem vollzogenen London , 9. April. Das Reutersche Bureau hat durch Nach Butsch und damit auf die moralische Rüdenstär­waffnung der Armee haben die Alliierten die durch den Ber - frage in gutunterrichteten Kreifen über die internatio- ung der Kapp und Rüttwit hinaus. Es ist sehr wertvoll failler Vertrag ausbebungenen Genugtuungen erhalten. Hat die nale Lage erfahren, daß alle amtlichen Meinungsäußerungen in festzustellen, daß dies Verhalten vom Hauptvorstande auch britis de Regierung die Gefahr diefer fortgefesten( vit e ma. England bezüglich der Entfenburg französischer Truppen nach der jetzt noch euigeheißen und moralisch sanktioniert mith tischen Verlegungen wohl berücksichtigt? In welchem neutralen Bone vornehmlich getan wurden, um zu verhindern, Diese Sanktion wird auch nicht abgeschwächt durch eine un­Augenblid glaubt sie auf dem Wege der Ronzessionen still bat das englisch - französische Bündnis, auf das sich die Hoffnung mittelbar folgende rein theoretische Verurteilung stehen zu dürfen Auf jeden Fall ist Frankreich jest gezwungen der Welt gründet, irgendwelchen haben erleidet. Steines jeder gewaltsamen Menderung und Beugung der Verfassung, tvegs aber, um die öffentliche Meinung in irgendeinem wobei die Kundgebung noch nicht einmal den Mut aufbringt, zu sagen: Es ist gehug! Es verlangt weiter nichts mehr, als Die Ansicht der britischen auf das Kapp- Lüttwit- Abenteuer ausdrücklich zu verweisen, bies ausammen mit den Alliierten zu erklären. Die französische Lande in Erregung zu bringen. Minister wird bon dem Grundgedanten beherrscht, so daß fraglich erscheinen fann, ob dieses über. Regierung ist nicht weniger als die englische Regierung von der unumgänglichen Notwendigkeit überzeugt, die Einigkeit der daß sich jedes Bündnis rasch auflösen muß, wenn irgendein haupt unter jene Verurteilung fallen foll Allierten in der Ausführung des Friedensvertrages aufrecht. Mitglied der Allianz in irgendeiner wichtigen Frage eine Altion Wie weit es ihnen mit dieser Verurteilung ernst ist, das zuerhalten. Dieses enge Einverständnis zwischen Frankreich und aus eigener Jnitiative ohne Zustimmung der anderen werden die Deutschnationalen ja auf der Stelle beweisen England scheint ihr jedenfalls unerläßlich zu einer gerech Mitglieder der Allianz unternimmt. Im vorliegenden Falle wird fönnen durch ihre Haltung gegenüber dem neuen Aut ten Lösung der großen Probleme, die sich gegenwärtig der Welt geltend gemacht, daß der Friedensvertrag eine Lage, wie die jest flammen der Verschwörung in Vorpommern. fowohl in Rußland und auf dem Baltan, wie in Kleinaften und entstandene, nicht vorgesehen hatte. Großbritannien sei Aber sie werden gewiß auch hier nur wieder über, Gespenster­im Islam stellen. bollkommen bereit, irgendeiner notwendigen Attion Seherei" spotten, toie ia noch am Morgen des 13. März, als auzustimmen, wenn die Deutschen ihre Garantien, die die Ehrhardttruppen Berlin bereits befekt hatten, in den er­neutrale Bone zur feftgefegten Zeit zu räumen, nicht ein scheinenden deutschnationalen Blättern zu lesen war, daß alle balten, das Bertrauen und der Glaube an die Entente, sowie Besorgnisse nur Phantafie der Regierung und Ausfluß ihres die freunschaftlichen Gefühle für das französische Bolt schlechten Gewiffens seien. Wer sich so zum Hebler des seien nicht vermindert worden. Verbrechen 3 gemacht hat, der wird vergeblich der Welt einzureden suchen, daß er das Verbrechen bekämpft habe oder bekämpfe.

Die Note schließt mit der Bersicherung, daß die franzöfifche Ne­gierung auf Grund dieser Erwägungen fich völlig bereit erkläre, sich vor ihrem Handeln in allen interalliierten Fragen, welche die Ausführung des Friedensvertrages aufwirft, die Zustimmung der Alliierten zu sichern.

Die französische Regierung erklärt fich in dieser Note für die Zukunft bereit, sich vor ihrem Handeln die Zu­stimmung der Alliierten zu sichern, fie hat aber im Fall Frankfurt gehandelt, ohne sich diese Zustimmung gesichert zu haben. Ein solches Handeln widerspricht dem gegenwärti­gen Zustand des Völkerrechts.

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Die französische Note spricht von den Alliierten. Aliierte gab es im Kriege, jetzt ist Frieden- oder sollte es wenig. ftens sein und der Friedensvertrag fennt feine Allianzen, feine Bündnisse mehr, sondern nur noch einen Völker­bund, der ein Instrument nicht des Krieges, sondern des Friedens sein soll.

Es werden Beschwerden über mangelhafte Ausführung des Friedensvertrags erhoben. Aber jeder Mensch in der Belt weiß allgemach, daß solche Mängel weder auf dem bösen Willen Deutschlands , noch auf die zu geringe Unterstüßung Frankreichs durch seine Bölferbundgenossen, sondern auf dem Inhalt des Vertrages selbst zurückzuführen sind. Solche Mängel der Ausführung geben einem einzelnen Staat nicht das Recht, eigenmächtig zu neuen friegerischen Handlungen zu schreiten.

Inzwischen rücken die Franzosen noch weiter vor und gestalten dadurch die internationale Lage nur noch unerträg licher. Der Militarismus proklamiert von neuem das inter­nationale Fauftrecht und fümmert sich um feine Proteste.

Amerikas Stellung.

Washington , 9. April. ( Reuter.) Soweit in Erfahrung zu bringen ist, ist das Staatsdepartement in der Ruhrfrage der Ansicht, daß man der deutschen Regierung gestatten müffe, in das Ruhrgebiet eine angemessene Truppenzahl zu entienden, die notwendig fei, um die Ordnung wiederherzustellen und die Ueber­Iegenheit zu wahren.

Frankreich ist über die Stellung Ameritas vollständig unter richtet. Man ist der Anficht, daß die Stellung der Vereinigten Staaten im Verlaufe der Unterredungen zwischen Wallace und Mille­ rand leine Aenderung erfahren habe. Die Ansicht Ameritas ging dahin, daß es sich bei der ganzen Frage um den Umfang der Un­ruben und darum handelte, ob die Regierung Ebert in der Lage ift, mit der geringen ihr durch den Waffenstillstandsvertrag ge­ftatteten Streitkraft die Kontrolle zu behalten.

Die französische Invasion. Ausdehnung der Besetzung.

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Einem Bericht des Oberbürgermeisters von Afchaffen burg zufolge haben die Franzosen den Ort Stod stadt besetzt. Der französische Kommandeur gab eine entschuldigende Erklärung babin ab, daß er nicht gewußt habe, daß Stockstadt bereits au Bayern gehöre. Die Franzosen rüden auch sonst weiter vor. Die Frankfurter Eisenbahner aller Berbände veröffent lichen einen mannhaften Protest gegen ihre Requirierung". Sie fordern die Zurückziehung der Besatzungen von den Bahnanlagen und erklären, nur den deutschen Vorgefeßten zu gehorchen. Zur Ein- und Ausreise im neubefekten Gebiet ist das fran­aösische Visum erforderlich, so als menn Krieg- oder Annexion wäre!

Der Leiter der Filiale des WTB., Dr. Albrecht, wurde vom französischen Kriegsgericht(!) zu 5000 m. Geldstrafe verurteilt. Die Anflage war wegen Verbreitung einer Meldung erhoben worden, die vom französischen Bensuroffizier zur Beröffentlichung zugelassen worden war. Gegen das Urteil wird Einspruch erhoben werden. Es handelte sich im einzelnen um die Angabe, daß vor der Haupt­wache bei dem bekannten Zwischenfall sechs Tote geblieben feien, während von französischer Seite behauptet wird, es feien bier Tote gewesen. Auch der Frankfurter Generalanzeiger" wurde unter derfelben Anklage zu einer Geldstrafe in gleicher Höhe ver­urteilt.

"

Was die Deutschynationalen unter der Berurteilung" reaftionärer Gewaltstreiche verstehen, das zeigt deutlich ein weiterer Abfaz in dem die Schuld an den Märzvorgängen der Regierung zugeschoben wird. Ihr wird, verfassungs­widrige Politif" borgeworfen, obwohl die Regierung auch nicht in einem Bunfte von der Verfassung abgewichen ist. Im übrigen sollten sich die Hehler und Helfer der app und Rüttwiz felber sagen, daß sie sich nur grenzenlos lächerlich machen, wenn sie sich als Hüte: der Verfassung und der demokratischen Bolfsrechte aufwerfen.

Allerdings haben dieje Herren von Recht und Verfassung die allereigentümlich sten Begriffe. Das zeigt der folgende weitere Absatz ihrer Erklärung, der im Wort­I aut wiedergegeben zu werden verdient.

Wir erheben ferner schärfften Einspend gegen eine un­gleichmäßige Anwendung des Rechts nach parteipolitischen Ge­sichtspunkten, durch die Deutschland ben Charakter eines Rechtsstaates verlieren würde.

Das erdreisten sich dieselben Leute zu sagen, die über unverzeihliche Lässigkeit und Milde der Regierung tobten, wenn diese der deutschnationalen Nachegier nicht ge­stattete, jeden Butschisten von links ohne weiteres an die Band zu stellen. Wir wollen uns aber mit dem deutsch­nationalen Rechtsstandpunkt befreunden und mur verlangen, daß die Teilnehmer am Butsch von Kapp und Lüttwiß nicht härter aber doch genau so hart bestraft werden wie die Teilnehmer der Spartakistenputsche in Berlin , München und anderwärts. Wir nehmen an, daß die Deutschnationalen in ihrem großen Gerechtigkeitsgefühl obne weiteres samit ein­berstanden sein werden, daß Lüttwig, Kapp, Traub, Bauer, Pabst, Bischoff usw. dasselbe 203 er­leiden wie Karl Liebknecht , Rosa Luremburg, 2 andauer, Leviné nsw.

Protest der französischen Sozialisten. Paris , 10. April. An der Spike der heutigen Ausgabe der Sumanité" wird ein Protest des ständigen Verwaltungsaus schusses der sozialistischen Partei gegen das Vorgehen der französischen Truppen in Frankfurt a. M. veröffentlicht. Außer­dem tadelt die Entschließung die jetzt von der franzöfifchen Regierung eingeschlagene Politit, die eine Politik des nationalen Blocs ge So schwach und theoretisch gehalten die Verurteilung nannt wird. des Putsches von rechts herauskommt, so maßlos und auf­Die fozialistischen Deutsch - Schweizer Blätter konstatieren geregt wird die Kundgebung umgekehrt bei der Behandlung das Versagen des Völkerbundes. So spricht der Basler Bordes Generalstreiks. Wenn ein friedlicher Hausbewoh­wärts" von der hilflosigkeit des Völkerbundes, dessen ner sich gegen einen bewaffnet eindringenden Berbrecher mit Größen fich angesichts der neuen franzöfifchen Rolonial einem Wasserstrahl zur Wehr gefebt hat, so protestiert das politit" gegen Deutschland vollkommen teilnahmslos ver- deutschnationale Gerechtigkeitsgefühl gegen die Verfolgung hielten. des Verbrechers und verlangt strengste Bestrafung des Ueber­