Nr.194.37.Jahrg.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Berniprecher: Amt Morisplas, Mr. 15190-15197.

Freitag, den 16. April 1920.

Protest wegen Eupen- Malmedy  .

Für wahres Selbstbestimmungsrecht.

Berlin  , 15. April. Die deutsche   Regierung hat Anfang April in Paris eine umfangreiche Note übergeben lassen, worin sie nachdrücklichst Beschwerde führt gegen die un erhörten Gewaltmaßnahmen, die die belgischen

jegliche Benachteiligung der Personen, bie fich eingetragen haben, unterbleibt.

Belgiens   Hintergedanken.

Vorwärts- Verlag G.m.b. 5., W. 68, Lindenstr. 3.

Ferniprecher: Amt Moripfas, Str. 11753-54.

Deutschlands   Außenpolitik.

Die

Ein Genosse, der die Verhältnisse in den west­lichen Ententestaaten aus langjähriger Erfahrung fennt, sendet uns die folgenden Ausführungen. Der Weltkrieg und sein Ausgang haben das Schicksal der Völker enger als je aneinandergefeltet. Der sogenannte Völkerbund ist allerdings nichts weniger als der Aus­Brüffel, 14. April. Das offiziöse.Journal de Brugelles" druck dieser Solidarität, er ist bisher nichts anderes als ein Behörden im Hinblick auf die Volks abstimmung in den gibt heute unumwunden zu, daß die belgische Regierung inter  - Machtinstrument der Sieger. Daß es aber auch mit dem Kreisen Eupen   und Malmedy   zur Anwendung bringen. Schon gedanten batte, als sie ein Bataillon nach Frant Völferbund nicht immer so bleiben fann, beweist ja schon die wirtschaftliche Solidaritätsfundgebung des Obersten Rates in technischer Beziehung kann von einer sachgemäßen Abstim- furt a. M. entsandte, denn das Blatt erklärt, eine der Folgen gegenüber Sowjetrußland wie gegenüber Deutschland  . mung keine Rede sein, denn es liegen nur zwei Stimmliften des Dienstes, den Belgien   Frankreich   leiste, sei, daß die Lösung Sieger mögen sich drehen und winden wie sie wollen, sie ent­aus und die einzelne Eintragung dauert so lange, daß der belgisch   französischen   Frage der lugem burgehen nicht der Tatsache, daß die ganze Welt ausgehungert innerhalb der sechsmonatigen Abstimmungszeit selbst bei ununter- gischen Eisenbahnen beschleunigt werde. ist. Es besteht ein ungeheures Weltmanto an Lebensmitteln, brochener Reihenfolge der Eintragungen nur eine Minderheit weit mehr aber noch an Industrieprodukten, an Rohmateria­der Stimmberechtigten ihr Stimmrecht ausüben tönnte. Bei Kundgebung des hessischen Landtages. lien und an Transportmitteln. der Eintragung werden die Stimmberechtigten durch die belgi. schen Kreiskommissare in kaum glaublicher Weise be= Darmstadt  , 15. April.  ( Eigener Drahtbericht des Borwärts".) cinflußt. Vor allem aber gehen die Belgier gegen die Per- Die heute zusammengetretenen Frattionen des hessischen Land­fonen, die sich für Deutschland   eintragen, mit 3 wangs. tags nahmen einstimmig folgende Erklärung an: Die Frat­maßnahmen vor, die nichts weniger als eine Vernichtung tionen in ihrer Gesamtheit sehen in der neuerdings er­der wirtschaftlichen Egiftens bedeuten. Von den Maß- folgten Besetzung unseres Landes eine Verlegung des regeln dieser Art sind die unerträglichsten die Entziehung der Friedensvertrages. Sie haben von der Erklärung der Erlaubnis zum freien Verkehr im besetzten Gebiet und Regierung über ihre Stellungnahme gegen die Besetzung des Heffi­die Einbehaltung der Lebensmittelkarten, sowie schen Landes und die dabei erfolgte Wahrung der Rechte unseres der Ausschluß vom Geldumtausch. Boltes unter schärfstem Protest gegen jede Bergewaltigung Kennt Die Note legt gegen dieses Verhalten der belgischen Behörden nis genommen. Sie billigen einmütig das Vorgehen nachträglich Verwahrung ein und verlangt, daß Vor der Regierung und die von ihr getroffenen Maßnahmen. fehrungen für die technische Dutchführbarkeit der Abstimmung ge- Sie erwarten, daß die Regierung auch fernerhin in energischer troffen werden, beragt, daß jede Beeinfluffung der Abstimmenden Weise die Interessen des Landes, des Reiches und bes aufhört, daß die Eintragungen geheim gehalten und da- Deutschtums wahren wird. Sie fordern die sofortige gegen verstoßende Beamte entfernt werden, und daß Räumung des neu besetzten Gebietes.

Ratifizierungen durch das Unterhaus.

Die Verträge von St. Germain und Neuilly  . London  , 14. April.  ( Reuter.) Die den Friedensver­trägen mit Desterreich und Bulgarien   Wirkung verleihen den Gesetzesvorlagen wurden in zweiter Lesung mit 199 gegen 34 Stimmen angenommen.

Petition der nordschleswigschen Dänen. Kühle Aufnahme in Kopenhagen  . Kopenhagen  , 15. April. Der Ministerpräsident Friis empfing heute eine Abordnung von dänischen Nord­schleswigern, die ihm eine Petition über die Internatio­nalisierung der zweiten 3one überbrachten. Der Mi­nisterpräsident erklärte u. a.: G3 ist undenkbar, daß ein Ge­schäftsministerium in dem Augenblick, wo die nordschles­wigsche Frage wie ein Signalfeuer von Wahlkreis zu Wahl­freis leuchtet und das Volk sich bereits in wenigen Tagen um die Wahlurnen versammelt, jezt für eine bestimmte Regelung der nordschleswigschen Frage in die Schrante treten soll.

Meldung:

Lauffenberg gegen alle.

Auch den Siegerstaaten droht der finanzielle Bankerott, er droht ihnen um so mehr, als sie dem Machtdünkel und damit dem Militarismus verfallen sind. Die Unterhaltung eines großen stehenden Heeres und einer großen Kriegsflotte erfordert aber nicht allein ungeheure Summen. Ungeheuer sind die Kräfte, die damit der Produktion ent­3ogen werden und die von dem anderen produktiven Teil er­halten weren müssen.

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Diese Binsentvahrheiten, die wir vor dem Kriege durch Jahrzehnte vergebens gepredigt haben, hat der Krieg so kann. Die Siegerstaaten werden es schon deshalb nicht kön­drastisch aufgezeigt, daß sich ihnen niemand mehr entziehen fann. Die Siegerstaaten werden es schon deshalb nicht lön­nen, meil fie gar zu schnell- was ist ein Jahrzehnt im Leben den Besiegten an die Wand gebrückt würden. No heißer der Völker? ins Hintertreffen geraten, wirtschaftlich von aber brennt ihnen die Gegenwart auf den Nägeln. Beträgt in England das Defizit des Staates" nur" acht Milliar­den, so beträgt es in Frankreich   25 milliarden- fünfmal mehr als das Gesamtbudget vor dem Kriege. Defizit, Hamburg  , 15. April.  ( Eigener Drahtbericht des Vorwärts".) Teuerung, Transportfrise, riesige wirtschaftliche Rämpfe, Hier fand heute abend eine Massenbersammlung statt, in steigende Unsicherheit des Wirtschaftslebens, das ist das Bild, der Dr. Lauffenberg das erstemal nach seiner Festungshaft das alle Siegerstaaten bieten. Dazu kommt die Uneinigteit über das Thema:" Deutschland  , ein sozialdemo- unter ihnen, die alle Tage deutlicher wird. fratisches 8uchthaus" sprach. Nach einem wüsten Ge- Diese Uneinigkeit rührt nicht daher, weil die Sieger schimpfe über das regierende Bonzengesindel ging er sich um die Beute streiten, obwohl es manchmal so scheinen zum Kapp Butsch über. Er legte dar, daß dieser im Gin- mag. Die eigentliche Ursache ist in dem Völkerbund selbst zu verständnis Englands angezettelt worden sei, dessen Be- suchen. Der Völkerbund   unterbindet die auftragter u. a. der bekannte Trebitsch- Lincoln   im Verein äußere Aktion der Staaten. Der Imperialismus, mit dem französischen   Militarismus, der niemals der sich der herrschenden Alaffen der Siegerfiaaten bemächtigt wieder aus Frankfurt   herausgehen werde, bemüht sei, hat, empfindet diese Beschränkung als eixen unerträg­Deutschland völlig zu zerreißen. Alle Truppen- lichen 3wang, den man ja mir den Besiegen auferlegen manöver im Ruhrrevier, Bayern   und an der Oftgrenze geschehen im wollte. Sinne der Entente. Die irrsinnigen Verbrecher in der Regierung ließen es zu, daß Deutschland   seinem sicheren Untergang entgegengeführt werde. Rettung bringen fönne nur die Räterepublit, die, wenn die Entente es hindere, mit den Waffen gegen die Entente erfochten werden müsse.

Die Putschisten an der Arbeit. Nach Mitteilung bes Stettiner Polizeipräsidenten sind in Na u- sard ein Oberleutnant, ein Beutnant und 15 Mann, die bis an die Zähne bewaffnet und mit Munition reich ausgestattet waren, verhaftet worden. Die Verhafteten gehören einer in   Prenzlau aufgelösten Baltikum formation an.

Wilson führt einen hoffnungslosen Sampf gegen die imperialistische Steaktion seines Landes. In Franfreid) regiert nicht Millerand, sondern der Generalstab mit den re­aktionären Diplomaten des Quai d'Orsai, als deren typische Vertreter Paléologue und Tardieu anzusehen sind. In   Italien hat nur der ungeheure Sieg der   sozialistischen Partei die Säbeldiftatur verhindert, aber nicht verhindern fönnen, daß die Generalstäbler die Außenpolitik und damit die Innenpolitik- beeinflussen. Das Fehlen einer militäri­ichen Tradition im fontinentalen Sinne und das persönliche Prestige von loyd George hoben zwar in England eine Militärherrschaft nicht aufkommen lassen, aber in Flotter­fragen und in Kolonialfragen bestimmt nicht Lloyd   George.

Revolution in der„ Knorrbremse"? W.T.B. verbreitete gestern in später Stunde folgende Die Betriebsräte der Fabrik„ Knorrbremse" in Lich­benberg brangen heute in das Verwaltungsgebäude ein und stellten folgende Forderung an die Direktion: 1. 3 ahlung vom 1000 Aus zuverlässiger Quelle liegen ferner eine ganze Anzahl  Deutschland ist das Schwert aus der Hand ge­Nachrichten vor, die darauf hindeuten, daß die Offiziersfronde ihre Mark an jeden der 3600 Arbeiter, 2. keine Affordarbeit mehr, Stunde bald für gekommen hält. Wie wir hören, ist das Offiziers- schlagen. Benn wir es gleich wollten, fönnten wir eine Macht­sondern 6 Mark Stundenlohn, 3. Bezahlung der Kapp­Streiftage. Bei der Gelegenheit wurden die Arbeiter tätlich gegen forps des Jägerbataillons 5 in Hirschberg in   Berlin ein- politik nicht verfolgen. Die Kreise, die bei uns noch inmer einzelne Beamte und zwangen schließlich den Direktor, vor die getroffen, um bier Instruktionen für sein Verhalten bei dem in den Gedankengängen der alten Machtpolitif befangen find, draußen versammelten Arbeiter zu gehen und ihnen folgende neuen Putsch entgegenzunehmen. Das Munsterlager, in dem bergessen das absichtlich oder unabsichtlich. Aber wir wollen schriftliche Zusicherung zu machen, die er angesichts der drohenden die Gntwaffnung und Auflösung der Marinebrigade   Ehrhardt vor es auch gar nicht! Der Rapp- Butsch hat das unschäzbare Haltung der Arbeiter auch abgab: Zahlung von 500 Mart. zu sich gehen soll, scheint sich mehr und mehr zum Sammelpunkt Verdienst gehabt, daß er der großen Mehrheit des   deutschen Bunft 2 und 3 erklärte er sich jetzt nicht festlegen zu können. Die aller gemaßregelten und verabschiedeten Offiziere der Reichswehr. Volfes die Gelegenheit gab, durch die Tat zu beweisen, da iz Direktion erkannte aber nachher die Erklärungen des Direktors, und Baltikumtruppen herauszubilden. Ja, es liegen fogar gawine diesen Willen auch durchzusegen versteht. Es weil fie ihm abgezwungen waren, nicht an, und der Bund der Anzeichen dafür vor, daß das Munsterlager seit gestern der off genügt aber nicht, etipas nicht zu wollen. Das Bekenntnis, Metallindustriellen lehnte auch die Forderung ab und beschloß, 31 e Ile Gammelpunkt aller dieser unzufriedenen, putsch das der Reichskanzler im Namen des   deutschen Volfes abge

morgen die Fabrik zu schließen und die Arbeiter zu ent­laffen. Man befürchtet, daß die Arbeiter infolgedessen die Fabrik morgen sabobieren werden. Es ist aber für ausreichenden Schutz durch die Sicherheitspolizei Gorge getragen.

Zur Besoldungsreform.

lüsternen Elemente ist.

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legt, hat: Abkehr von allen Kriegsanschauungen und allen Eine zehntägige Eisenbahnsperre wird Bolen zwischen dem Kriegsmitteln ist gewiß lobenswert und, mas noch besser 19. und dem 27. April vollständig vom Auslande absperren ist, es entspricht dem Geiste des   deutschen Volkes. Aber es Grund dieser Maßnahme ist die polnische Banknotenabstempelung. ist nur ein halbes Bekenntnis. Es sagt klar und unzwei­Verhandlungen sind zwischen den   deutschen und den pol deutig, was wir nicht wollen, es sagt aber nicht, was wir nischen zuständigen Stellen im Gange, um den Eisenbahnverkehr wollen. amischen   Ostpreußen und dem übrigen Reich durch den pol­Die Sozialdemokratische Fraktion der National- nischen Korridor in ausreichendem Maße zu sichern. An sich nicht bestimmt werden von ausgeflügelten Brogrammen oder Wie immer in der Geschichte wird auch jetzt unsere Rolitif versammlung hat am Donnerstag abend dem Antrag des Unter- bildat diese Maßnahme der Bolen eine Verlegung des außerordentlichen Männern, sondern von der„ allmächtigen ausschusses auf Erhöhung der Grundgehälter zugestimmt. Friedensvertrages. Der gleiche prozentuale Zeuerungszuschlag fand da- Der   Tschechoslowakische Ministerpräsident Tufar zeigte in der Beit", von geschichtlichen und wirtschaftlichen Bedingungen. gegen bei der Fraktion teine Gegenliebe. Die Grundgehälter geftrigen letzten Sitzung der Nationalbersammlung den Rüdtritt Etwas anderes aber ist es, ziellos und steuerlos sich vom dürften sich demnach wie folgt gestalten: Gruppe I 4000-6000 m2. der Regierung an, da diese ibre Aufgaben erfüllt babe und die Strome der Beit treiben zu laffen, etwas anderes, mit fefter Gruppe II 4300-6400 M. Gruppe III 4600-6900 M. Gruppe Hand, dem Strome der Zeit folgend, lippen und Sandbänke Neuwahlen am kommenden Sonntag stattfinden. IV 5000-7500 2. Gruppe V 5400-8100 M. Gruppe VI 5800 Die Blauener Arbeiterschaft beschloß, beim Einrüden der zu vermeiden.  Deutschland ist heute eine Macht, die zwar nicht mehr bis 8700 M. Gruppe VII 6200-9300 M. Dann weiter nach der Reichswehr in Blauen nicht zu streiten, da deren Aktion sich nur gegen Hölz richtet. auf die Zahl seiner Armeekorps begründet ist, die aber tros­Regierungsvorlage. Art und Höhe des Teuerungszuschlages Die Zahl der Todesopfer des Königsberger Explosionsungläds dem man fönnte füglich sagen: gerade deshalb- von stehen noch nicht fest. wird nun vom zweiten Bürgermeister mit 300 bis 400 angegeben! I allen Siegerstaaten zusammen nicht beiseite geschoben werden