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Ure Wiedersi-rrstellim� ist zwar von 6em neuen SUTtlitor- befehlshober angeordnet worden, doch hat ein großer Teil der Leute die Entlassung der Schikanierung durch die Offiziere vorgezogen. Truppen und Arbeiterschaft, insbesondere das Landproletaciat, schauen deshalb mit größtem Mißtrauen in die Zukunft. Die Horden des DetachementZ Roßbach haben das Volk ousgeriittclt. Völlig schuldlose Arbeiter wurden wie wilde Tiere niedergeknallt. Auch dann noch, als Kapp bereits beseitigt und die alte Regierung wieder m Berlin  war. Die Junker hatten vorsorglich Listen angefertigt, in denen die Vorsitzenden der Ortsgruppen der Partei und des Landarbeiterverbandes als unschädlich zu machende Hetzer bezeichnet waren. Die nur zerschlagen und geschunden aus dem Standgericht hervorgingen, konnten trotz der unmensch- lichen Mißhandlungen noch immer von Glück sagen. Vielfach wurden sie nach erfolgter Marter langsam zu Tode gequält. Tie tötende Kugel war für sie eine Erlösung. Kein Wiarder deshalb, daß die alarmierenden Nachrich­ten aus dem benachbarten Ponimern wie Bomben einschlugen. Oberpräsi'dium und Wehrkreiskommando geben sich zwar die erdenklichste Mühe, beruhigend zu wirken. Ohne Erfolg! Die Wirklichkeit ist eben eine andere als die Bericht« uns glauben machen wollen. Die Arbeiter sehen, mit welch offenen Armen die� Baltikumer auf den Gutshöfen aufgenommen werdem Sie leiden unter deren provozierendem Auftreten. Was hilft es da, wenn das Wehrkreiskommando mitteilt, daßgeschlossene" Baltikumformationen in Mecklenburg   nicht mehr vorhanden, diese vielmehr aufgelöst sind? Die Forma- ftonen sind aufgelöst, nur daß die Mannschaften fetzt auf den Gütern verteilt sind. Die ei-nzige Hoffnung der Arbeiterschaft bleibt außer der eigenen Kraft nur noch die Sicherheitswehr, die unter dem Befehl des Obersten Lange steht, der als entschiedener Republikaner bekannt ist, deshalb aber von der rechtstehenden Presse auf das schärfste bekämpft wird. Das Blatt des Rutsch- nationalen Abgeordneten v. G r a e f e pöbelt ihn fast täglich in der widerlichsten Weise an, was natürlich die Po p u l a r i- tat derSicherheitswehr nur steigern Hilst. Zwischen Sicherheftswehr und Arbeiterschaft besteht ein vorbildliches Vertrauensverhältnis. Ein ähnliches auch zwischen Reichs- wehr und Volk herzustellen, ist unser aller Bemühen. Leider muß es so lange vergeblich bleiben, als die kompromittierten Putschoffiziere noch innner der Reichswehr angehören. Ar- beiter und repichlikanische Truppen hoffen, daß den schönen Reden des Reichsmftnsters endlich auch die Taten folgen wer- den. Augenblicklich werddn die Reden mit Hohnlachen ab- getan. Die Ankündigungen von Entfernungen und Bestra- fungen stehen eben in zu schroffem Widersprich mit den Tat- fachen..Junker und Militärs rüsten, man spürt die Putsch- atmosphäre, wohin nian kanmvey mag. Währenddem redet die Regieni r»g und redet so langt', bis es ibr ergeht, wie dem mecklenburgischen Staatsminislerium, das Lettow-Vorbeck   am 13. März einfach in Schutzhaft nehmen ließ. Eine gleichermaßen schwüle Stimmung herrscht unter den republikanischen Reich swehrtr.upp en. Das be- fastende Material gegen die Putschisten häuft sich täglich mehr. Mft dem Anwachsen der Anklagen wächst auch das Gefühl der Erbitterung bei den Truppen. Anderseits, hat die put- schistische Mehrheit des Offtzierkorps, toie uns aus Offiziers- kreisen berichtet wird, das Gefühl, baß die einzige Rettung nur einneuer Putsch sefti kann. Sie haben nichts mehr zu verlieren, nur noch zu gewinnen. Das stärkt unsere Ver­mutung, daß die Gegenrevolution hier ihren besten Boden findet. Die einzige Möglichkeit, ihr vorzubeugen, ist s o f o r- t ig e Entfernung der belasteten Offiziere. Aber sofort müßte sie geschehen, sonst lodert hier ein Brand auf, der nur Trümmer übvig läßt.
Admiral Jellicoe  , derStöger ron Skagerrak", wurde zum Generalgoiwerneur Neuseelands   ernannt. Diese Verschickung eine'S der meist gefeierten KriegShelden Großbritanniens   nach den Antipoden stellt offenbar etwas ganz anderes als-eine Ehrung dar.
Regierung und WTö. Schwere Beschuldigungen hat dieFreiheit" gegen die Leiter des WTB. erhoben. Direktor Dr. M a n t- I e r soll durch einen Schritt bei derRegierung" Kapp jenen Erlaß erwirkt haben, durch den das Bureau als lebens- wichtiger Betrieb bezeichnet wurde und den Ange- stellten, die in den von der berfassungsmäßigen Regierung, von den Parteien und von den Gewerkschaften ausgerufenen Streik steten würden, Zuchthaus st r.afen angedroht wurden. Direktör Dr. D i e z soll in einem von einem Be- amten der Pressestelle der Reichsregierung zufällig abgehorchten Telephongespräch mit dem Nachrichtenoffizier Kapps, Kapitänleutnant L e n tz s ch, die für die Mllftaristenbande g ü n st i g erscheinenden Nachrichten mit I u b e l r u f c n, die weniger günstigen mit Schmerzensaus drücken aufgenommen haben. Ferner soll er im Laufe dieses Ge­spräches einer Kapp-Meldung bei der Stilisierung in einem für die Rebellen günstigen Sinne Beistand geleistet haben. Die Antwort der beiden Angeschuldigten war äußerst mangelhaft. Die angeführten Tatsachen wurden nur zum Teil bestritten und zwar in sehr gewundener, unsicherer Weise. Wir hatten daraufhin angenommen, daß die Regierung zu dem Falle Stellung nehmen würde, der sowohl für sie. wie auch für die gesamte verfassungstreue Bevölkerung ston größter Bedeutung ist. Bisher ist dies eigentümlicher- weise nicht geschehen. Daher müssen wir an die Regierung die Aufforderung richten, sich möglichst bald zu äußern. Es geht nämlich wirklich nicht an, daß die Reichs- regierung sich dem deutschen   Volke und dem Auslande gegenüber mnes Bureaus bediene, das sich ftnllig in den Dienst der Hochverräter stellte, während Millionen ihre Haut zum Schutz der Republik   zu Markte trugen. Hält die Regierung die Beschuldigungen derFreiheit" für unrichtig, dann muß sie es selbst erklären und. diei� Beschuldigungen mit einwandfreiem Material widerlegen. Die obenerwähnteRechtfertigung" der beiden Direktoren genügt in unseren Augen auf keinen Fall. Was das Telephon- g e s p r ä ch anbelangt, so ist eine Widerlegung auch kaum zu erwarten, da der Beamte der Pressestelle, der den Fall selbst vor einem größeren Kreis von Pressevertretern erzählte, uns als ein absolut zuverlässiger Parteigenosse bekannt ist. In dieser Hinsicht erscheint uns also eine Partei- nahme� der Regierung für WTB. als ganz ausge- schlössen. Sollte WTB. ivährend des Putsches versucht haben, sich zwei Eisen im Feuer zu halten und. durch eine neutrale" Haltung, beiden Lagern Dienste zu leisten, so ist sein Fall, unseres Erachtens, nicht um ein Haar besser. Ist die Regierung dagegen, mit uns und derFreiheit", zu der Erkenntnis gelangt, daß die Haltung des Bureaus während'des Putsches nickst einwandfrei war, dann isstes ihre Pflicht, sofort die Konsequenzen daraus zu ziehen. Wir wissen wohl, daß eine Regierung eine große offiziöse Nachrichtenagentur mit einem bereits eingearbeiteten und ausgedehnten Apparat mit Auslandsderbindungen u n- bedingt braucht, und als solche kommt gegenwärtig nur WTB. in Betracht. Aber an der Person der k o m p r o m i t- tierten Leiter dieses Unternehmens kann diese Frage unmöglich scheitern. J Jedenfalls ist der gegenwärtige Zustand unhaltbar, weil unwürdig und mir geeignet, das Vertrauen weiter Volkskreise in die Regierung zu schwächen. �tntibolschewlstische Inöuftrieritter., Von mehreren Seiten werden wir auf einen Herrn Dr. Lasker aufmerksam gemacht, der die setzt wieder ausslam- mende Angst des Bürgertums um den Geldsack für ein zwei- felhaftes Unternehmen auszunutzen sucht. Mit Hilf« ekner Schreibmaschine hat er denVerband gegen den Bolschewis- mus" gegründet und einen' Aufruf losgelassen, der in die
Der Oberbefehlshaber. Bon Martin Feuchtwanger  . Es ist so leicht, ein Großer zn werben heute, wo die Ordnung wackelt und wo das Rechtmäßige dem Falschen gegenüber nicht die Faust gebraucht, sondern es mit Gute und Verstand in die Bahnen der Norm lenken will. In Delitzsch   hat sich HanS Mokka   zun, Oberbefehlshaber er- nannt, hat Erlasse herausgegeben, ami kicke Schriftstücke veröffent­licht, den Lmidrat verhaften lassen, einen Tag, eine Nacht, noch einen Tag, bis man ihn ein bißchen energisch anfaßte. Guckt man hinter die Kulissen diese? Putsches, so öffnet sich eine Komödie, die auf der Bühne zu unglaubwürdig erscheint. Herr Hans Molka ist ein Gastwirt. Trotz seiner viernndzwan- zig Fahre der regelreckie Besitzer einer regelrechten Gastwirtschaft. Da steht er hinter dem Schanktisch und mit Grazie gießt er seinen .Kunden«in GlaS   helles Bier ein, eine:» Kümmel  , einen Nordhauser. Er streicht sich den Schnurrbart und freut sich darüber, daß er ein Mann von Welt ist. Arbeiter kommen zu ihm, Kutscher, Stellungs­lose. Es ist ihnen nicht nur um ihr GlaS Bier, den Kümmel, den NoNdhäuser zu bin. Bei Molka gibt eS mehr, gibt«s eine Unter- Haltung, die die Nerven kitzelt und die weite Perspektiven öffnet. Na. waS gibt'S NeueS, Molka?" Nichts, nicht daß ich wüßte!" Molka pflegt fein« Perlen nickt vor die Säue zu werfen, er, dessen politische Kenntnisse und Gefühle sich doch nicht zu vergleichen brauchen mit denen dieser AhnungS- losen. Erst nach langem Drängen und wenn die Kunden z u alberneS Zeug schwätzen, öffnet sich MolkaS Mund. Jetzt erst sieht man. wer er ist. der Herr Molka. Wann er nur wollte! Wenn er Präsident der Republik werden wollte? Kleinigkeit! Mit Kußhand würden sie zugreifen, dies« Sckfappfckwänze. Aber wozu? Will er gar nicht, der Herr Molka! Denn das ganze System paßt ihm nicht.Ihr wißt ja natürlich nicht, was das ist. ein System. Aber das Svstem, das ist die Hauptsache. Erst da» System, dann da? Regieren!" Und die Arbeiter, die Kutscher, die Stellungslosen lauschen mit offenem Mund den Worten diefeS Großen, dieses Staatsmanns, der die Welt in die Tasche stecken könnte, wenn er trvllte, und der sich den Schnurrbart dreht. Und ein«? schönen Tages will Molka wirklich. Man hat eS ihm hinterbracht, daß der Land-rat von Manteuffel mit Kapp unter einer Docke gesteckt hat, daß er Arbeite, mißhandeln hat lassen. Die eS ihm erzählen, schimpfen und tvakehlen, aber fi« tun nichts dagegen. Molka reißt die Geduld. Ich werde da? ändern. Ich werde da» abfckaffen. Herr Man- teuffel hat ausgespielt. Jetzt werde i ch den Befehl übernehmen." Und Arbeiter, Kutscher. Stellungslose tun mit, trunken von MolkaS Worten. Zwölf Mann, vierundzwanzig Mann. sechSund- dreißig Mann. Molka wirst sich in Gala und nimmt zwölf semer Anhänger oft. Mit Gewehr« te&0» x6* Uli«. taSfenb qr mst i
zwei Begleitern zu Herrn Manteuffel geht und ihm erklärt, es sei auS. alles sei vorbei, e r habe jetzt den Oberbefehl übernommen und der Landrat sei verhaftet. Und dann sagte er noch einige? von -Schweinerei. Wer sind Sie? Wie kommen Sie dazu?" Die ganze Arbeiterschaft steht hinter mir.", Herr Manteuffel fügt sich und läßt sich abfuhren. MolkaS Anhang wird größer. Stolz dreht er sich den Schnurr- bart, die kleinen Bedenkon sind geschwunden. Er verständigt die städtischen Behörden davon, daß sie setzt unter i h m stehen. Er läßt rote Plakate drucken und unterschreibt sie: Oberbefehlshaber Molka. Delitzsch   ist in größter Aufregung. Die Depesche durchläuft Deutschland  : Ein Putsch in Delitzsch  . Und die maßgebenden Behörden, die' Molka eigentlich nicht recht anerkennt, die Schlappschwänze, begeben sich zum Herrn Ober- bcfeblShaber, der sie mit Eönnenniene empfängt. Aber schon nach wenigen Minuten wird aus seiner Gönner- eine Armsündermiene p denn er sieht, wie aus seinen sechSunddreitzig Mann wieder vier- uniywanzig werden, zwölf, noch woniger, und daß man doch nicht ganz so schlapp ist... Er denkt an seinen Bier- und SchnapSauS- schank, an sein« bürgerliche Existenz, und er stammelt' Entschuld!- gnngon; er habe es gut gemeint, er sei getäuscht worden, man dürfe «S ihm nicht übel nehmen, und er lege unter diesen Umständen sein Oberbefehlshaberamt gern in andere Hände... Er steht wieder hinter dem Schanktisch und gießt den.Kunden Bier, Norphäuser, Kümmel ein, und wer ihn nach seinen Erleb- nissen fragt, wird barsch angefahren. Erst über Jahr und Tag wind er erzählen, wie er Oberbefehls- Haber war und daß er ganz Deutschland   in die Tasche gesteckt hätte, wenn er nur gewollt hätte und wenn er wicht Mitleid mit den Herren gehabt hätte.__
Die Zrau ohne Schatten. Erstaufführung im Opernhaus. Nach Wien   und Dresden   Berlin  . So will c» diesmal die Regie Straußfcher Heimatliebe. Man bereitet seine,« Werk einen Beifall, dxr nach dem 1. und 3. Akt vielleicht vom Rausch der Sen- saiion mitdiktiert war. nach dem 2i aber die tiefsten Spuren innerer Begeisterung trug. Hier triumphiert die überragende künstlersche Vitalität der Schauspielerin Barbara Komp. Flammen schlugen au» dem Boden, wo sie stand und ging. Die Dekoration war fest- spielmäßig, obn: Prunk, von erlesenem Geschmack. Die Symbolik des Drama» blieb unklar, wo da» Orchester aufwallend die Stimme zudeckt. Die Musik ist in den Hauptteilen, besonders des zweiten Aktes, ton einem gewaltigen Ausdruck, da» Chorische, langgezogene Zwiesprache auf der Bühne und manche Debnunq des Orchester- fatzeS, auch der Schluß des Werke» zeigen den Erfinder Strauß zawr nicht mehr in einer aufsteigenden Linie. Der Meister einer malenden, mit Reizen vollgolodenen, sckwungvollen und zündenden Orchestersprache ader zwingt immer wieder zu grenzenlosem ffe- fpeft. Im ganzen ein echter und auch spezifischer Strauß, lieber da? FosttagSgscheick dieser Aulßföhvuwg soll»och gesprochen werden.
Angabe feines Banj?ontos ausKingi. In diesem Aufruf heißt es u. a.: Der Verband wird Auftlärungsschriften von Arbeiter- führern, in denen die bolschewistischen Utopien sachlich unter Darlegung der augenblicklichen Verhältnisse in Rußland   wider­legt werden, unentgeltlich oder zu �billigen Preisen unter den Ar- heitern»erbreiten." Die Methoden.mach denen hier geschnorrt wird, können uns nicht gleickkgültig lassen. Herr Dr. Lasker soll uns er- klären, welche Arbeiterführer für ihn Broschüren schreiben wollen. Kann er das nicht, so bleibt die Behauptung zu wider- legen, daß es sich um einen Mißbrauch del Ansehens von Arbeiterführern handelt. Weiter wäre zu fragen, wer von den Unterzeichnern des Aufrufs(Bankdirektor Budde. Reichsschatzminister a.D. Gothein, Prof. Kahl, Wilhelm O st w a l d, Prof. O u i d d e, Dr. Mari- milian Pfeiffer, Käthe� S ch i r m a ch e r usw.) von sei- v ner Unterschrift etwas weiß, nachdem Anfragen m einem besonderen Falle das Gegenteil ergaben?
Das Unfchulöslamm Dischoff. In derKreuzzeitung  " fühlt sich Graf Westarp gedrungen. den Major Mschoff und die Eiserne Division gegen den Vorwurf der Teilnahme am Putsch zu verteidigen. Er schreibt:',' Eins weiß ich'positiv, daß von den Führern der Eisernen Division kein Mensch an militärische Gewalt- Unternehmungen denkt, und daß sie auch an dem März-Unter- nehmen nicht beteiligt gewesen sind. Die Vereinigung der Division, deren Bureau die Regierung mehrfach ausgehoben hat. widmet sich allein der wirtschaftlichen Unter"- bringung und rechtlichen Beratung jener tapferen Baltikum  - iämpfer, die man um d)e Zusage, sie anzusiedeln, beiragen Hai. Gras Westarp scheint, alz er diese Ausführungen für den Sonntag schrieb, die SonnabendabendauSgabe desVorwärts" noch nicht gelesen zu haben. Aus der dort abgedruckten K o r r e- spondenz der Verschwörer ging die Beteiligung des Ma- jor B i s ch o ff an der Verschwörung klipp und klar hervor. Und was die Vereinigung der Eisernen Division anbelangt: wie er- klärt Graf Westarp die hier schon mehrfach erwähnte I n st r u k- tion des Vereins ehem. Angehöriger der Eisernen Tibision vom 30. Januar 1920, die mit den Worten schließt: Zum-Schlüsse mag noch auf die Selbstverständl'.chkeii hin- gewiesen sein, daß wir uns streng davor hüten müssen, die lev- te» politischen Ziele, die unS vorschweben, in der Oeftentlichkcit zu betonen. Diese Instruktion, gezeichnet HanS Hauptmann, trägt den Zusatz:Mit Genehmigung des DivisionsführerS." Aber kein Führer der Division hat an den Putsch gedacht! Graf Westarp versteht das Heranslügen der Putschisten bald eben- sogut wie die Meineidsoffiziere selber.
Der Eöelputfchjji! Unier den im ReichSwehrministevium Verhafteten figuriert sin Zivilingenicnr Meyer, der jetzt auS englischer Gefangen- schaft zurückgekehrt ist und seitdem viele Volksversammlungen vn- sicher macht. Sofern ein MehoheiiSsozialist vefeniert, meldet sich der Herr Putschist in der Diskussion zum Wort, stellt sich als stramm radikaler, national-anti semitischer Edel- kommunift vor, der der Welt zu sagen hat, daß olle bisherige Stellungnahme zum sozialen Problem eine falsche war. Ihm komme es nur darauf an, daß durch den Kommunismus der christlich-germanische" Gedanke, den englisch  -jüdi, s ch e n zu Fall bringe. Jener Herr gehört zu einer Gruppe von Nationalisten, die für ihr« verschwommenen Ziele Anhänger in den Kreisen der radi- ka l e n Arbeiter suchen. Das verbindende Glied soll wohl der Antisemitismus sein.. Wenn eS den Herren gelungen ist, ein paar Leute zu finden, die ebenso wirr wie sie solchen Phantastereien Miegen, so nimmt
�totigone' von Walter hasenclever  . Großes Schauspielhaus. Sophokles   wird umgedichtet, damit ein Kreon, ein Vorfahr Wilhelms des Gewesenen, mit den Worten des Hohenzollern  wörtlich redet. Hasenclever witterte 1916 etwas und hatte Haß auf die kriegerische Welt. Er hatte Hoffnung in. che friedlich« Wel:. Nur fehlte ihm, dem kleinen Propheten, das groß« Talent. Darum blähte er sich sehr auf. Zu allen Zeiten, schon imSohn", schon in seinen Burlesken und Lyriken, gab er sich viel zu pausbäckig. Da» ist ein knabenhafter Dichter, kein kindlicher. Da sie die Leiche ihres Bruders doch bestattet hat und der scheußliche Kreon sie zum Grabe verurteilt, wird Antigone   plötzlich zur Evangeliitin für das arme Volk. Nicht weil eZ sie auS dem In- nern treibt, sondern, weil der Dichter etwas wittert. Man gönn: ihm seine gute Gesinnung. Das Volk dankt ihr, der plötzlich entdeckten Mutier der Armen. Der König, der für, seine wau- kende Dsacht au? den gesammelten Torheiten Wilhelms de! Zweiten das. Passendste ausliest, wird verzweifelt. DaS Zeichen zum Verbrennen der Stadt gibt er. Ohne Hausung, ohne die Fürstin, die schon zur Gruft verschwunden ist, bleibt daS Volk. Es sollt« verzweifelt sein. Da ihm einstmals von Antigone christ- [ich zugeredet wurde, ist eS aber mutig. Der Blinde, der Labm-, der Einarmige, sie alle Opfer einer bösen Kriegszeit, beschließen. neue Wohnung, neue Arbeit zu suchen, nach seiner halben Kraft ein jeder, doch jeder mit seiner ganzen Kraft. Oh, wir sind verwahrlost! Unser Theater rft verdummt. Sonst wäre es nicht möglich, daß ein kluger Regisseur, daß Herr Karlheinz Martin   das ZirkuStheater zu einem geradezu zer- schmetternden Unfinn aufgebaut hat. Er hat st diel über die Grobheit des Lichtbildes und deS altenlebenden KriegerveremZ- Hilde? und gegen CiegeSläulenstil und falsche Meuungerei und mißverstandene Klassik gegrübelt, daß er für diesmal ganz gelahmt scheint. Die Menschen und.Gruppen stehen nicht mehr meni'chl'ch aus der Bühne. Sie sollen monumental geichichtet stehen. Aber solche redendem- Denkmäler in Trikot und unter B-iprenkelung d-Z Scheinwerfers strömen einen geradezu lächerlichen scheut der Starrheit und Gezwungenheit aus. Das Nucken der Massen, da! doch ein dumpfes Rumoren, ein dröhnende? Wogen»der ein zi- schendeS Gezeter sein soll, wird Pantomimenhaft gezirkelt. Antigone Frau Eysoldt. Sie muß sich ubersckreien. Sie kann keine Milde mehr atmen, sie muß böse theatern. sie geht, ob- wohl sie manchmal sehr rührend in die Rrnimunendlichkeit hinein­klagte, wie ein heisere? und abgeschrieenes Ungeheuer; sie. die Ver- künderin Christi vor Thebens Gemäuer. Solches erzwangen Ha- senclever und der Zirkus von ihrer Schlichtheit. Herr Jen- n i n g s wollt« großen Charakter spielen, den Tvrannen mit Muskulatur, der den Faustschlag der Verzweiflung auf die nack?: Brust nicht fürchtet und sich, in Gewissensbissen heulend, grimmig übermenschlich aük dem Boden wälzt. Er übersetzte seine Rolle auS dem antik Königlichen ins athletisch Moderne, er war-Kraft- meier mehr als Kraft. Er täuschte' mit dem Wortetrug, den .Hasenclever vor Naive hinwirst, noch hitziget und sovgwser, als (eine Rolle es gestattete. Max Hochdorf  .