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Nr.201. 37.Jahrg.

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Der Vorwärts" mit der Sonntags­beilage Bolt u. Zeit" erscheint wochen äglich zweimal. Sonntags einmal,

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Dienstag, den 20. April 1920.

Das Programm von San Remo .

San Remo , 19. April. An erster Stelle wird zu Beginn der

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Italien macht Zwangsmaßnahmen nicht mit? am Dienstag beginnenden Beratungen die türkische Frage ein Baris, 19. April. Journal" stellt fest, daß Italien schließlich des Kleinasiatischen Problems in Angriff genommen bis jetzt noch nicht seine Zustimmung zu einem gemein werden. Als zweiter Punkt steht auf der Tagesordnung die Ent- famen Schritt der Alliierten in Berlin gegeben habe. Es sei waffnung Deutschlands , als dritter die russische Frage zuzugeben, daß die innere Lage Italien auch nicht gestatte, an zur Debatte. Daß auch der Versuch gemacht wird, die Meinungs- wirtschaftlichen Zwangsmaßnahmen teilzunehmen. verschiedenheiten zwischen Italien und Jugoslawien in Man verstehe Italien sehr gut, aber man müsse die interalliierten San Remo endgültig zu beheben, hängt von der Entscheidung der Interessen in Betracht ziehen. italienischen Regierung ab.

London , 19. April. Der Sonderberichterstatter des Daily Telegraph " in San Remo berichtet, die spanische Re­gierung bringe darauf, daß der Oberste Rat zu San Remo die Frage der Zukunft der Tangerenklave erörtere und zur Ent­scheidung bringe, da sich dort die französisch- spanischen Gegenfäte fortwährend reiben.

Paris , 19. April. Nach einer amtlichen Havasmeldung ist gestern in San Remo entschieden worden, daß sich die Konferenz zuerst mit der türkischen Frage beschäftigen wird. Ueber jede Sigung wird der Presse abends eine amtliche Mitteilung überreicht.

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Der nach San Remo gereiste politische Mitarbeiter des Echo de Paris" meldet, die französische Regierung sei gebunden durch das Lord Derby gegebene Versprechen, die franzöfifchen Truppen würden die Maingegend an dem Tage räumen, an dem die deutschen Truppen zurückgezogen würden. Darüber hinaus aber sei Frankreich nicht gebunden, und mit gutem Recht habe es den Beschluß rückgängig gemacht, den die Interalliierte Kommission, an deren Spizze General Nollet stehe, getroffen habe. Es kann sich hierbei nur um den Beschluß handeln, Truppen nach dem August­abkommen, um dessen Verlängerung die deutsche Regierung gebeten hat, als Polizeitruppen dort zu belassen.

Generalstreik in Eupen und Malmedy.

Sympathießtreik in Aachen .

Barrikaden in Turin .

Noch keine Räumung Frankfurts .

Frankfurt a. M., 19. April. ( Eigener Drahtbericht des Borwärts".) In auswärtigen Blättern war wiederholt diz Nach richt verbreitet, daß die Franzosen im Begriff ständen, Frant­furt zu räumen und Offenbach bereits geräumt hätten. An diesen Meldungen ist kein wahres Wort. Die Franzosen haben lediglich einige Schulen, die für die Aufnahme der Messe bestimmt sind, geräumt. Im übrigen hat sich der Zu­stand nicht verändert, und es muß anerkannt werden, daß das Verhältnis zwischen der Bevölkerung und den Franzosen ein erträgliches ist.

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Zweiter Aufguß.

Das deutschnationale Wahlprogramm.

Die bevorstehende Wahl hat nun auch die Deutschnatio­nalen gezwungen, sich endlich ein Programm zuzulegen, nachdem sie fast 1/2 Jahr agitiert haben, ohne über ihre letzten Ziele flaren und eindeutigen Aufschluß zu geben. Dieser Zustand war freilich für sie von großer Annehmlich­feit, denn die Gefolgschaft dieser Partei setzt sich aus Kreisen zusammen, deren politisches Denten feineswegs völlig ein­heitlich gerichtet ist und deren wirtschaftliche Interessen erst recht nicht übereinstimmend sind. Man möge sich nur er­innern, daß in dieses Parteigebilde die ganze frühere Rechte zusammengeschmolzen wurde, die bekanntlich ein recht buntschediges Gebilde war. In ihr treffen sic der hochkonservative ostelbische Junker mit dem christlich sozialen Arbeitersekretär, der schneidige und schnurrbartge­sträubbe Oberst a. D. mit dem behäbigen Hausbesiker und Schlächtermeister, der bramarbasierende teutsche Oberlehrer mit dem kühl rechnenden und ganz illusionsfeindlichen Groß­bauern. Stonservative, Freikonservative, Christlich- Soziale , ler, Bauernbündler-, alle diese früher selbständigen Par­Deutsch- Soziale, Reformparteiler, Antisemiten, Mittelständ­teien und Gruppen sind zu dem großen Brei der Deutsch­nationalen Partei zusammengemengt.

In einem gewissen erfreulichen Gegensatz hierzu stehen Zwar hatte diese Partei schon bei den Wahlen zur folgende Mitteilungen eines Pariser Blattes: Nationalversammlung in Dugend Punkten ,, Nicht­Paris, 19. April. Matin" meldet aus Frankfurt a. M., linien" aufgestellt, aber diese Richtlinien waren nur dadurch die französische Kavallerie in der Zone, die sich vor dem interessant, daß sie die Wähler über den wahren Charakter Brückenkopf von Mainz ausdehne, sei zurückgezogen worden. Es der Partei gründlich hin wegzutäuschen suchten. Was verblieben nur noch einige Dragoner in Hanau . Ueberall nämlich die Partei wirklich wollte, das war in jenen entdecke man Anzeichen dafür, daß die Franzosen den Rückzug Richtlinien nicht zu lesen. Kein Wort von Moner. vorbereiteten und nicht mit einer längeren Beschung chismus, fein Wort von Antisemitismns! Die Frage des Raisertums wurde in diesen Richtlinien überhaupt nicht berührt, dagegen mit um so größc­rer Energie die nach den legten Ereignissen allein mögliche parlamentarische Regierungs­form" gefordert. Es war eben noch Januar 1919 und das Thermometer des alldeutschen Mannesmutes stand noch tief, tief unter Null.

rechneten.

Deutschland und Dänemark .

Wort Eberts.

Polens Hafen: Danzig !

In den Gebieten von Eupen , Montjoie , Malmedy usiv. In einer Dantansprache an Männer und Frauen aus ist seit dem 14. April der Generalstreit im Gange als Schleswig- Holstein für ihre Arbeit bei der Volksabstimmung Die Uneinigkeit der Arbeiterflafie hat es Protest gegen die belgischen Versuche, die Bevölkerung ihres gab der Reichspräsident der Hoffnung Ausdruck, daß auf Grund| inzwischen wieder soweit steigen laffen, daß die Deutfcatio­Selbstbestimmungsrechtes zu berauben. Die Bewegung, die des glänzenden Abstimmungsergebnisses eine Grenzlinie ge- nalen nunmehr wenigstens den Charakter ihrer Partei als von allen Parteien und Verbänden getragen wird, ge- zogen wird, die der natürlichen Abgrenzung der den einer konfervativen und monarchistischen winnt täglich an Ausdehnung. Am 17. ist in Aachen der zwei Völker entspricht. Dänemark und Deutschland , beide offen zu befennen wagen. Vergleicht man ihr neues Pro­Sympathiestreif erklärt worden. Protest kundgebun. Länder brauchen eine endgültige Vereinigung gramm freilich mit dem alten Tivoliprogramm der gen aus den betroffenen Gebietsteilen laufen fortgesetzt bei ihrer Beziehungen, eine Grenze, die nicht nur durch Konservativen, so mutet es an wie ein fader und ver der Reichsregierung in Berlin ein. ein Machtgebot in die Landkarte, sondern durch klare Ge- dünnter Aufguß reaktionären Geistes. Wohlge: nerft, Aachen , 19. April( WTB.) Die Interalliierte Rheinland- rechtigteit in die Herzen eingezeichnet ist. der Geist ist derselbe geblieben, wie ein zum zweiten Tommiffion verbietet zur Sicherheit der Besa tungstruppen Das Abstimmungsergebnis in der zweiten Bone bezeich- Male aufgegoffener Tee eben Tee bleibt und nicht Kaffee und wegen angeblicher Ausschreitungen gegen die Besahungstruppen nete Genosse Ebert als ein gutes Zeichen, eine feste Hoffnung. wird, aber dieser Geift wagt sich nicht mehr mit seiner itr­bei Kundgebungen am 17. April die Abhaltung von Versammlungen Er sagte: Mögen sich überall dort, wo mit dem Stimmzettel die sprünglichen Frische, seinem Draufgängertum hervor. Die politischer oder sonstiger Natur bis zum 17. Mai, sowie An- Heimat gerettet werden muß, Frauen und Männer finden wie alten Konservativen sagten grad und ehrlich, was sie wollten, sammlungen von mehr als fünf Personen. Die öffentlichen Lokale, Sie, felbstlos, opferwillig, unermüdlich und vaterlandsliebend. selbst wenn sie dadurch jeder modernen Erkenntnis ins Ge­Theater usw. find während einer Woche um 9 Uhr abends zu schließen. Dann wird sich der Tag von Flensburg in Oberschlesien ficht schlugen, aber gerade durch diese Unbekümmertheit und und Masuren , in Ost- und Westpreußen wieder- reaktionäre Geschlossenheit wirfte ihr Programm imposant, holen. Dann wird der Kampf um die Einheit Deutschlands so feindlich man ihm auch gegenüberstehen mochte. Die Belgische Maifeier. den nichtbedrohten Landstrichen ein Beispiel und eine Lehre Deutschnationalen versuchten ängstlich, dem reaktionären Geift Brüssel , 19. April. ( WTB.) Der Landesverband der Staat 3- fein für die Straft, die in der Einheit aller Voltsgenossen eine moderne Gewandung zu geben, in der Forn­beamten hat grundsäglich beschlossen, zum Protest gegen das liegt, wenn es sich um Sein und Nichtsein des Volfes lierung die konservativen Grundsäge der neuen Zeit anzu­Elend am 1. Mai 24. Stunden zu streifen. Dem Beuple" zu handelt. passen; aber sie können doch dadurch nicht vergessen machen, folge hat der Eisenbahnminister den 1. Mai zum Feier­daß diese Grundsäge Kinder einer tonservativen tag bestimmt. Gesamtanschauung sind. Warschau , 19. April. ( Savas.) Am 16. und 17. April fanden und bündig: Staat und Kirche sind von Gott Das alte Tivoliprogramm der Konservativen sagte kurz Besprechungen statt zwischen dem Ministerpräsidenten, dem Eifenverordnete Einrichtungen". Das war ein Glau­Mailand, 19. April. ( Eigener Drahtbericht des Borwärts".) bahnminister, dem Poſtminister, General aller und Sir Regi- benssaß, der ohne Begründung und Berstandeskritik hinge­In Turin hat sich infolge des Generalstreits die Lage seit Sonn- nald Tower bezüglich des deutsch - polnischen Abkommens. Ferner nommen werden mußte, ein Dogma, über das nachzudenken abend abend erheblich verschärft. An zahlreichen Straßenkreuzun- wurde die Frage der Verteilung des deutschen Staatsgutes zwischen gen wurden Barrikaden zur Verhinderung des Verkehrs auf- Bolen und Danzig erörtert, von der der Bau eines großen Hafens einfach als umstatthaft und verboten galt. Wer es nicht gerichtet. Gegen ein Artillerielager warf man zwei Bomben, abhängig ist. Da die Mächte hierüber feine Entscheidung getroffen glauben wollte, war ein Unreiner, ein Rezer. Die Deutsch nationalen meinen zwar im Grunde wodurch die Mauern zertrümmert und große Verwüstungen an. haben, wurde beschlossen, daß die polnische Regierung in Paris gerichtet wurden. Schritte zweds raicher Eutscheidung tun foll. Sir Reginald Tower auch, daß Staat und Kirche von Gott verordnete Einrichtun teilt die Ansicht der polnischen Regierung, daß Danzig ein wichtiger gen find, aber sie trauen sich nicht, das so ganz unmodern aus­Hafen Bolens werden müsse, zunächst Handelshafen, dann aufprechen. Deswegen falbadern sie in ihrem Programm Kriegshafen(?). Die polnischen Vertreter wünschen mit Danzig die ein erfledliches von der sittlichen Wiedergeburt des Volkes besten Beziehungen. Bolen wird bis zur Ernie die Ernährung durch Vertiefung des christlichen Bewußtseins", erklären die Danzigs übernehmen. Religion zur Volkssache" und suchen in langatmigen Aus­führungen nachzuweisen, daß an der lebendigen Aufnahme der christlich- religiösen Kräfte die Reinheit der Familie und Die Ententekommission in Oberschlesien hat sich jest die Gesundheit des Staates hänge", daß ein Volf ohne Re­bequemt, das deutsche Betriebsrätegefes anzuerkennen. ligion des sittlichen Halts entbehre" usw. usw. Aber wer Der Wahltermin soll baldigft" festgestellt werden. Der General Gründe gibt, der setzt sich der Kritik der Gegengründe streit in Oberschlesien dürfte unterbleiben, um der Entente nicht aus. Die Macht der alten Konservativen lag darin, daß sie die Gelegenheit zu neuen Gewaltmaßnahmen zu geben. dekretierten: Das und das habt ihr zu glauben". Gründe Oppeln , 19. 4.( WEB.) Die Beamten und Arbeiter ftellen waren von diesem Standpunkt aus überflüssig. Die Deutsch­die neue Forderung auf, daß von der Einführung des Bahnationalen glauben geistig stärker gerüstet zu sein, weil fie zwanges in Oberschlesien abgesehen werde, um einer Abschnürung den Glauben begründen, aber sie waren dadurch Auch die Wahl eines Kommunallandtags in Wiesbaden kann die vom Deutschen Reich vorzubeugen. Sicherheit Frankreichs gefährden. Sie lassen sie nicht zu. Der schwächer, weil ein begründeter Glaube eben nicht mehr Gemeindeausschuß der Landesversammlung hat daher den Landes- Der erste Kriegsverbrecherprozeß, der gegen den General auf dem Glauben, sondern auf der Erkenntnis fußt. ausschuß Wiesbaden und den Provinzialausschuß Düsseldorf er- Ljubitschitsch vor dem Obersten Gerichtshof in Wien stattfand, hat und primitive Erkenntnis läßt sich durch höhere Erkenntnis mächtigt, die nötigen Ergänzungen vorzunehmen. mit seiner Freisprechung geendet. beseitigen.

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Italiens Botschafter in Berlin .

In einem Sonderzug, den die deutsche Regierung ab München zur Verfügung gestellt hatte, ist Herr de Martino in Berlin eingetroffen. Er ist als Botschafter Italiens hierher ge­sandt, wo er bereits in früheren Jahren tätig war. Zunächst tritt er als Geschäftsträger auf, weil die Ententemächte vereinbart haben, ihre Gesandten gleichzeitig nach Berlin zu schicken. Herr de Martino soll aber dann gleich hierbleiben. Das ist nicht der ein­zige Unterschied. In Deutschland weiß man sehr wohl, welchen Geiftes die Politit von Paris und London und daß die Politik von Rom eine andere ist!

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Einlenken in Oberschlesien ?

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