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Nr. 203 37.Jahrgang

Groß- Berlin

Beilage des Vorwärts

Ein besonderer Versammlungsschuh. Bevorstehende Aufhebung des Ausnahmezustandes. Der Polizeipräsident, Genoffe Richter, wird an die Leitungen aller Parteien folgendes Schreiben richten: Ich beabsichtige für die bevorstehende Wahlperiode besondere Einrichtungen zu treffen, die die verfassungsmäßige Ber­fammlungsfreiheit sicherstellen. Verschiedene Ereignisse in den letzten Monaten haben gezeigt, daß Versammlungen aller Barteirichtungen von radauluftigen Elementen gestört und ge­sprengt worden sind. Diese Vorkommniffe haben in der Deffent lichkeit berechtigtes Auffehen erregt. Die in der Wahlbewegung naturgemäß gesteigerte Anteilnahme aller Bevölkerungsfreiie am Versammlungsleben, ferner die bevorstehende Aufhebung des Ausnahmezustandes, nach der auch vielfach mit Vers anstaltungen unter freiem Himmel zu rechnen ist, läßt einen be sonderen Versammlung sichuz als wünschenswert er­scheinen. Bevor ich dahingehende Maßnahmen treffe, lade ich Ver

Mittwoch, 21. April 1920

Unterlagen sowie eine Zusammenstellung des Gefeßentionrfs mit den Beschlüssen des Ausschusses in zweiter Lesung beigefügt.

Volkshochschulen, die heute noch über Groß- Berlin berstreut find, müssen nach und nach in der einen Volkshochschule   konzentriert werden. Hier müssen die örtlichen Bildungsausschüsse ihren Ein- Die Beschlüsse des 17. Ausschusses in erster Lesung haben wir fluß geltend machen. Dann berichtet der Redner über den Groß- bereits mitgeteilt. Aus dem ausführlichen Bericht über die zweite Berliner   Ausschuß für voltstümliche Kunstpflege, Lesung ist hervorzuheben, daß im Anschluß an die Beschlüsse des dem Vertreter der S. P. D.- und 11. S. P. D.- Bildungsausschüsse, Brandenburgischen Provinziallandtages von ver Vertreter der Freien Voltsbühnen und der Gewerkschaften ange- schiedenen Seiten auf die Wünsche und Lebensbedürfnisse der Pro hören. Der Ausschuß hat den Zweck, die gemeinsamen kulturellen vinz nachdrücklich hingewiesen wurde; man befürwortete die Bildung Intereffen der gesamten Arbeiterschaft Groß- Berlins gegenüber einer Oberproving Berlin- Brandenburg   oder die den Kunstunternehmern, Theater- und Saalbefißern usw. zu ver- Busammenziehung Berlins   und der Provinz zu einem 8wed­treten und hat nach dieser Richtung hin schon wertvolle Arbeit ge- berband für bestimmte Aufaben. Von sozialdemo leiftet. Besonders bemüht er sich, die Theaterfrage in einem bie fratischen und demokratischen Vertretern wurden hiergegen Arbeiterschaft befriedigenden Sinne zu lösen. So ist das Krollsche Bedenken geltend gemacht; auch Unterstaatssekretär Dr. Freund Unternehmen durch Vertrag mit dem Staate bereits der wandte sich dagegen. Echließlich wurde folgender Antrag als neuer Boffsbühne verpachtet und wird Anfang 1920 unter Mitwirkung der§ 4a einstimmig angenommen: fünstlerischen Kräfte beider Staatetheater mit seinen Vorstellungen beginnen. Weiter besteht der Plan, eine Voltsoper mit etwa 3000-4000 läßen einzurichten. Diese Bestrebungen finden unsere volle Unterstützung. Darüber hinaus erstreben wir die Zusammen­

treter aller Barteirichtungen zu einer Aussprache ein, die den Zwed Sozialdemokratischer Verein Berlin  .

haben soll, die Wünsche der Parteien in dieser Richtung zweckmäßig zum Ausdruck zu bringen und die Einrichtung praktischer Maß nahmen zu ermöglichen.

Sozialistische Bildungsarbeit.

In der am Sonntag im Jugendheim, Lindenstr. 3, unter der Leitung des Gen. Weimann tagenden Konferenz der Bildungsausschüsse der S. P. D. Groß- Berlins   gab Genoffe Horlib eine Uebersicht über die Arbeit des Bezirks­bildungsausschusses Groß- Berlin im verflossenen Halbjahr und er­öffnete einen Ausblick in die Zukunft. Durch intensive Arbeit mußte auf dem Trümmerfeld, das durch den Krieg und die Spaltung der Arbeiterschaft verursacht war, Neues aufgebaut werden. Um Ganzes für die Bildungsarbeit zu leisten, ist es nötig, a Ile Schichten der Partei dafür zu interessieren. Leider macht sich hier eine Rüde be­merkbar, da die Kreise der Intellektuellen teilweise noch nicht richtig auf die Bildungsaufgaben eingestellt sind. Darum muß es unsere Pflicht sein, die große Zahl der neuen Mitglieder in Arbeitsgemeinschaften für diese Aufgaben vorzubereiten. Bei der fünstlerischen Betätigung läßt sich der B. B. A. von dem Ge­fichtspunkte leiten, nur das wahrhaft Gute und Schöne zu bieten, bas alles Schlechte besiegt. Die wissenschaftlichen Veran­staltungen dagegen sollen der Arbeiterschaft die großen Zusammen­hänge des wirtschaftlichen und politischen Lebens flar machen. In diesem Sinne hat die Sozialistische Bildungsschule" gute Arbeit geleistet und eine große Reihe von Kursen, zumeist mit aftuellem Thema, veranstaltet.

funktionäre, Betriebsvertrauenslente, Angestellten- und Beamten Sente 6 Uhr für alle zur S. P. D. gehörenden Partei­vertreter: Allgemeine Funktionärkonferenz im Deutschen Hof, Luckauer Straße 15. Tagesordnung: Unsere nächsten politischen Aufgaben und die Einigung der Arbeiterschaft. Referent: Genosse Dr. Koelit. Mit­gliedsbuch und Ausweiskarte vorzeigen.

Die Ordentliche Generalversammlung findet am Sonntag, den 16. Mai, vormittags 10 Uhr, im großen Saale des Gewerkschaftshauses, Engelufer 15, mit folgender Tagesordnung ftatt: 1. Jahresbericht. 2. Neuwahl des Vor­standes. 3. Stellungnahme zur Reichstagswahl( Aufstellung der Kandidaten). 4. Anträge.

tann burch Vereinbarung zwischen der neuen Stadtgemeinde Berlin  " Bei der Auseinanderseßung( zwischen Berlin   und der Proving) und dem Provinzialverbande der Provinz Brandenburg  , insbe sondere zur Vermeidung einer Auseinandersetzung in Ansehung bestimmter Gegenstände, die Uebertragung einzelner fommu­naler Aufgaben an eine von beiden Kommunalverbänden zu bildende Körperschaft öffentlichen Rechts( 3wedverband Berlin­Brandenburg) stattfinden. Die Rechtsverhältnisse dieses Zweck­berbandes, insbesondere der von ihm zu erfüllenden kommunalen der Beteiligten unterliegt. Die Festsetzung der Sagung des Zwed Aufgaben, find durch eine Sabung zu regeln, die der Vereinbarung verbandes bedarf der Bestätigung durch das Schiedsgericht. Die Aufsicht des Staates über die Verwaltung der Verbandsangelegen­heiten wird in erster Instanz von dem Oberpräsidenten, in höherer Instanz von dem Minister des Innern im Benehmen mit den sonst zuständigen Ministern ausgeübt.... Die Beamten des Zwed­berbandes haben die Rechte und Pflichten von Provinzialbeamten. Im übrigen bleibt die Regelung der in diesem Paragraphen be­handelten Angelegenheiten einem besonderen Gesez vorbe­halten."

Nach dem Vorschlag des Unterstaatssekretärs Jette der Aus­schuß als Ueberschrift des Gesetzes feft: Gesezentwurf über die Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin  . Der Ausschuß beantragt:" Die Verfassunggebende Preußische Landesversammlung wolle beschließen: 1. Den Entwurf eines Gesetzes über die Bildung einer Stadt Groß- Berlin nach den Be­fassung aller ernsthaften Bildungsbestrebungen durch ein tom m nschlüssen des Ausschusses in zweiter Lesung anzunehmen; 2. bie nales Volksbildungsamt Groß- Berlin, das wertvolle zu der Vorlage eingegangenen Gingaben als erledigt zu er Stulturarbeit leisten und Hand in Hand mit den bestehenden Organi- lären." Berichterstatter des Ausschusses ist Genosse Bruns. Vor­aussichtlich wird die dritte Lesung des Gesezentwurfs schon auf fationen arbeiten müßte.

werden.

Die Diskussion bewegte fich im Sinne der Referate. Die Tätig- die Tagesordnung der Sitzung am Freitag dieser Woche gesetzt feit des B. B. A. wurde allgemein anerkannt und auch die Richtlinien für die kommende Bildungsarbeit wurden gutgeheißen. Zum Schlusse tourde folgende Entschließung ange­

nominen:

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Wenn auch zweifellos ein großer Bildungshunger innerhalb Zur Förderung unserer Bildungsarbeit, und Erfüllung unserer der Arbeiterschaft corhanden ist, so muß sich der B. B. A. auf Grund fünftlerischen Aufgaben haben sich im Laufe unserer jahrelangen ber gemachten Erfahrungen in Zukunft hüten, zuviel solcher Tätigkeit feste, allgemein gültige Grundsäbe entwickelt, welche Kurse ins Leben zu rufen, zumal jekt mit einer Hochflut von innerhalb der gesamten Partei Anerkennung gefunden haben. Gründungen auf wissenschaftlichem Gebiete zu rechnen ist. Zu er- Durch die neuesten historischen Ereignisse hat sich die Zusammen­wägen ist für die Zukunft, ob nicht unter den Teilnehmern an den jebung der Partei wesentlich verändert. Große Kveise der Intellek­Surfen eine Differenzierung nach Altersstufen und tuellen sind der Fesseln ledig, die sie früher am Eintritt in unsere nach der Vorbildung vorgenommen wird. So sollen für die Reihen hinderten. Diese Schichte.t, als Träger wertvoller geistiger Jungsozialistische Vereinigung und auch für die Vereinigung für Sträfte, der Partei dienstbar zu machen, indem wir ihnen Gymnasiasten besondere Kurse eingerichtet werden. die Grundsäße und Richtlinien unserer Bildungsarbeit vermitteln Redner geht dann auf die künstlerischen Veranstaltungen des und den Weg ebnen zum Verständnis der Psyche des Arbeiters, be­verflossenen Halbjahres ein, besonders auf die mit großem Beifall trachtet die Konferenz als eine dringende organisatorische Aufgabe aufgenommenen Festkonzerte, Märchennachmittage und Theater- des Bezirksbildungsausschusses. Das soll durch besondere Bu vorstellungen. Für das fommende Winterhalbjahr sind wieder sammenfünfte in regelmäßigen Zwischenväumen erreicht werden. 5 große Stonzerte geplant, ferner eine Engels- und Dehmel- Feier Weiter erfennt die Konferenz an, daß aus den gleichen Gründen und sonstige wertvolle Veranstaltungen. von Zeit zu Zeit in bestimmten Bezirken kleinere Besprechungen Sodann geht der Redner auf die grundsäßliche Stellung mit den örtlichen Bildungsausschüssen stattfinden sollen, um die des B. B. A. zum Richtspiel ein. Dem Kinoelend kann nur Beziehungen dieser Ausschüsse zur Bentrale möglichst innig zu ge­abgeholfen werden durch die Sozialisierung der Rohstalten. Die Konferenz erwartet weiter, daß alle Genossinnen und filmindustrie. Zum Schluß fordert er auf, bei allen Bildungs- Genossen, die in den Bildungsausschüssen tätig sind, ihre ganze einrichtungen in den einzelnen Orten sich vom Sekretariat des Kraft zur Verwirklichung der großen Aufgaben freudig zur Ber­B. B. A., Lindenstr. 3, beraten zu lassen. Nur durch innige 3ufügung stellen." sammenarbeit wird ettvas Gutes und Ganzes entstehen und daraus den Teilnehmern Mut und Kraft zum Kampf erwachsen.

Genosse Weimann gibt einen Bericht über die Volkshoch schule und über die Tätigkeit des B. B. A. darin. Wenn sich auch noch einige Mängel im Aufbau, Lehrplan usw. vorfinden, so muß man doch sagen, daß die Leistungen der Volkshochschule   die bolle Anerkennung des B. B. A. finden. In der Leitung dieses neuen Unternehmens hat man volles Verständnis für die An­regungen und Wünsche der Arbeiterschaft. Die einzelnen kleineren

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Segen der Erde.

Roman von Knut Hamsun  .

Dann sprach er von Isaks Hofangelegenheit und sagte: Ich habe die Sache gleich weiterbefördert und sie warm empfohlen. Sellanraa ist ein hübscher Name. Eigentlich hättest du das Land umsonst haben sollen, aber wenn ich das geschrieben hätte, wäre der Staat unverschämt geworden und hätte seinen eigenen Breis angesetzt. Ich habe fünfzig Taler geschrieben." Ach so, habt Ihr also nicht hundert Taler ge­schrieben?" Der Schultheiß rimzelte die Stirne und über­legte, dann sagte er: Soviel ich mich erinnere, hab ich fünfzig Taler geschrieben."

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Wohin reist Ihr iegt? fragte Isak. Nach Vester­botten, zur Familie meiner Frau." In dieser Jahreszeit? Das ist ein böser Weg, um da hinüberzukommen.", es wird schon gehen. Kannst du mich nicht ein Stück weit be­gleiten? Doch. Ihr dürft nicht allein gehen."

Sie erreichten die Ansiedlung, und der Schultheiß   über­nachtete in der Kammer. Am Morgen nahm er wieder einen Schluck aus seiner Flasche und sagte: Ich ruiniere mir gemiß den Magen auf dieser Reise." Sonst war er ganz wie bei seinem letzten Besuch, wohlwollend entschieden, aber etwas aufgeregt und mit seinem eigenen Schicksal beschäftigt; viel leicht war das aber gar nicht so trostlos. Als fat sagte, nicht die ganze Halde sei angebaut; sondern nur ein fleines Stück davon, nur ein paar Felder, gab der Schultheiß   die überraschende Antwort: Das hab ich wohl verstanden, als ich damals hier saß und schrieb. Aber mein Fuhrmann Brede verstand nichts davon, er ist ein Esel. Das Ministerium hat eine Art Tabelle. Wenn nun auf so einer großen Bandstrecke so wenig Heulasten und so wenig Kartoffeltonnen geerntet werden, dann sagt die Tabelle des Ministeriums, das sei elender Boden, billiger Boden. Ich bin auf deiner Seite ge­wesen, und ich verpfände gern meine Seligkeit auf dieses Schelmenstück. Ja, zwei bis dreitausend solcher Männer, wie du einer bist, sollten wir hier im Lande haben." Der Schultheiß nidte und wendete sich dann an Inger: Wie alt alt ist der Kleinste?" Jetzt ist er dreiviertel Jahr alt." ,, Und ist es ein Junge?" Ja." Aber du mußt dich ins Zeug legen und deine Hofange legenheit so rasch wie möglich in Ordnung bringen," sagte

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Vom Amtsschimmel.

Aus Kreisen der Kriegsbeschädigten geht uns folgender Notschrei zu:

Trotzdem burch Verfügungen und Verordnungen von Reichs wegen immer und immer wieder auf schnellste Grledi. gung von Rentenanträgen und Hinterbliebenenbezügen usw. auf­merksam gemacht wird, vergeht oft Jahr und Tag, bis eine einzige Cache erledigt ist. Es ist teine Seltenheit, daß Kriegsbeschädigte seit ihrer Entlassung aus dem Jahre 1918 noch einen Bescheid über ihre Versorgung haben. Wohl hat man ihnen Renten­vorschüsse bewilligt, diese haben, da die Erwerbsbeschränkung noch nicht anerkannt ist, mur eine begrenzte Höhe. Gin Heilver­fahren zur Gesundung kann nicht eingeleitet werden, da die unterlagen teilweise verlorengegangen sind und neue nicht be­fchafft werden können, weil die Zeugen nicht mehr vorhanden oder in alle Winde verschlagen sind. Viel trauriger liegen die Sachen bei den Kriegerwitwen, Kriegseltern und bei denen, wo der Mann vermißt ist. Hier sind uns Fälle bekannt, die jeder Beschreibung spotten. Was durch den Bureaukratismus für Elend heraufbeschworen wird, ist kaum zu beschreiben. Bei denen, wo das Rentenverfahren erledigt ist, hat es mit den Sonderunter­ftübungen keinen Verzug, während man die anderen, wo das Ver­fahren schweb t, damit bestraft, daß man ihnen die Unterstützung, bie ihnen von seiten der Kommune gewährt und vom Reich teil­weise zurückerstattet wird, entsteht und die davon Betroffenen der Verzweiflung in die Arme treibt. Geht man der Sache genauer Der 17.( Groß- Berliner) Ausschuß der Landesversammlung hat nach, findet man, daß an verschiedenen Stellen noch reaktionäre den gedruckten Bericht über seine Verhandlungen der Landesver- Herren ſizen, die eben fein Verständnis für soziale ſammlung überreicht. Dem Bericht sind eine schematische Ueber- Fragen haben und einfach antworten: Das geht mich ficht über die Verfassung und Verwaltung der Städte London  , nichts an" Gs ist an der Zeit, daß diesen Herren mehr Vera Paris, Wien   und New Yort, eine Uebersicht über die finan- antwortlichkeitsgefühl eingeimpft und der Bureau­ziellen Verhältnisse der Groß- Berliner Gemeinden und sonstige tratenschimmel etwas mehr in Trab gesezt wird.

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Der Bericht des Groß- Berliner Ausschuffes.

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der Schultheiß zu fat. Es ist noch ein Mann da, der un-| zu werden, aber er hatte auf einer Gerichtsstube gelernt und gefähr auf halbem Wege zwischen hier und dem Dorf kaufen war da schon seit fünfzehn Jahren Schreiber gewesen. Da will, und dann steigt der Boden im Wert. Rauf du mur er niemals Geld genug zum Heiraten gehabt hatte, war er zuerst, dann mag der Preis nachher steigen. Du aber hast dann doch etwas von all deiner Arbeit. Du hast den Anfang gemacht hier im Dedland.".

Die Leute waren ihm dankbar für feinen Rat und fragten ihn, ob er denn nicht selbst die Angelegenheit zum Abschluß bringen werde. Er antwortete, er habe mum das Seinige dabei getan, es fomme jezt nur noch auf den Staat an. Ich reise jest nach Vesterbotten und febre nicht mehr hierher zurüd," sagte er geradeheraus.

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Er gab Inger eine Mart, aber das war wirklich zu viel. Vergiß nicht, meiner Familie im Dorf etwas zum Schlachten mitzubringen, ein Kalb oder ein Schaf, meine Frau bezahlt dir's. Nimm auch ab und zu ein paar Ziegenfäse mit, meine Sinder essen ihn so gern," sagte er.

Fiat begleitete ihn übers Gebirge; auf dem Komm lag fester, bartgefrorener Schmee, man fonnte also gut mar­schieren. Beim Abschied bekam fat einen ganzen Taler von ihm.

So zog denn Schultheiß Geißler fort und kehrte nicht mehr ins Dorf zurüd. Die Leute sagten, es sei ihnen einerlei; man hielt ihn für einen unzuverlässigen Menschen und einen Abenteurer. Nicht, daß er nicht genug gewußt hätte, er war ein wohlunterrichteter Mann, der viel gelernt hatte, aber er bat fich zuviel darauf zugut und verbrauchte anderer Leute Geld. Es wurde ruchbar, daß er auf ein scharfes Schreiben vom Landrat Pleym hin durchgebrannt war; aber seiner Familie geschah nichts Böses, sie bestand aus der Frau und drei Kindern, und die blieben noch längere Zeit im Dorfe wohnen. Uebrigens dauerte es nicht lange, bis die fehlenden Gelder von Schweden   aus geschickt wurden, die Schultheißen­familie war dann nicht mehr als Pfand da, sondern blieb aus freiem Willen, weil sie es selbst wollte.

Für Isak und Inger war dieser Geißler fein schlechter Mensch gewesen, im Gegenteil. Gott   mochte wissen, wie sich nun der neue Schultheiß zu der Sache stellen würde, ob am Ende das ganze Geschäft mit der Ansiedlung noch einmal gemacht werden mußte!

Der Landrat schickte einen von seinen Schreibern nach dem Dorfe, das war der neue Schultheiß  . Er war ein Mann in den Vierzigern, der Sohn eines Vogts und hieß Heyer­dahl; er war zu arm gewesen, um sturdieren und Beamter

Junggeselle; der Landrat Pleym hatte ihn von seinem Vor­gänger geerbt und gab ihm dasselbe armselige Gehalt, das er vorher bezogen hatte. Heyerdahl empfing sein Gehalt und schrieb weiter. Er wurde ein mißmutiger, bertrockneter, aber zuverlässiger und rechtschaffener Mann, war dabei auch, so­weit seine Begabung reichte, sehr tüchtig zu den Arbeiten, die er einmal gelernt hatte. Segt, wo er Schultheiß geworden war, stieg sein Selbstgefühl bedeutend.

fat faßte sich ein Herz und ging zu ihm. Die Sache Sellanraaja, da ist sie, vom Ministerium zurückgekommen. Die Herren wollen über vieles noch Auf­flärung baben, das Ganze ist ja von der Hand dieses Geißlers der reine Durcheinander," sagte der Schultheiß  . Das Königliche Ministerium will wissen, ob da vielleicht große herrliche Multebeerenmoore auf dem Plaze find. Ob es Hochwald ist. Ob fich möglicherweise Erze und verschiedene andere Metalle in den Bergen ringsum finden. Es sei ein großes Gebirgswasser genannt, ab es Fische da gebe. Dieser Geißler hat allerdings einige Aufklärungen gegeben, aber es ist ja kein Verlag auf ihn, ich muß hier alles von ihm genau durchgehen. Ich werde also sobald wie möglich auf deine Ansiedlung nach Sellanraa hinaufkommen und alles untersuchen und es einschäßen. Wieviele Meilen ist es hin­auf? Das Königliche Ministerium will, daß die Grenzen ordentlich abgeschritten werden."" Es wird sehr schwierig sein, die Grenzscheide vor dem Sommer abzuschreiten," sagte fat. Ach, es wird sich schon machen lassen. Wir können das Ministerium nicht bis zum Sommer auf Antwort warten laffen," versette Heyerdahl. Ich komme in den nächsten Tagen hinauf. Bei derselben Gelegenheit soll vom Staat aus auch noch an einen anderen Mann Siedlungsland ver­fauft werden."- st das der Mann, der auf halbem Wege vom Dorf bis zu mir herauf Land kaufen will?" Das weiß ich nicht, aber vielleicht ist er es. Ein Mann von hier übrigens, mein Tarator, mein Amtsdiener. Er hat schon bei Geißler wegen des Kaufs angefragt, aber Geißler hatte thn abgewiesen und gesagt, er fönne ja nicht einmal zwei­hundert Ellen umgraben. Da hat der Mann an das Land­gericht selbst geschrieben, und jezt ist mir die Sache zur Be­gutachtung übergeben!"

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Worth. folgt.)