zintt Vorwurf macht, daß sie ihr Regime mit einem..Hilferuf an Wilson" begonnen habe, anstatt mit einem Appell an die (nach Helfferich) ungebrochenen Kräfte des deutschen Volkes. Von wem ging denn die Forderung aus, daß innerlxilb 24 Stunden ein Friedens- und Waffenstillstandsangebot unter allen Umständen in die Welt gesetzt werden müsse? Der Mann, der nicht einmal die Umbildung der Regierung abwarten wollte, sondern stürmisch verlangte, daß sofort und ohne jede Verzögerung das Friedensangebot herausmüsse, war der intime Freund und politische Bundes- gen-osse H e l l f f e r i chs. Sein Name ist L u d e n d o r f f. Herr Helfferich möge in den Erinnerungen des Grafen H e r t- l i n g nachlesen, wie Ludendorff unangemeldet zum Kaiser hineinstürmte und schroff erklärte, nicht länger warten zu können. Er möge in den Erinnerungen des Prinzen Max von Baden nochlesen, wie dieser sich gegen das Verlangen Ludendorfss sträichte, weil er ein so hemmungsloses Verlangen nach sofortigem Frieden als politisch katastrophal ansah, weil er wußte, daß dies die Kapitulation bedeute. Max von Baden wollte erst ein Pazifistisches Regierungspro- gramm entwickeln und dessen Wirkung auf das Ausland abwarten. Aber Ludendorff war es, der schrie: Sofort Frie- den, sonst könne er für nichts garantieren. Natürlich redet Helfferich auch über den Valutajammer, über den er keine Worte verlieren will. Er hätte doch in diescnr Zusammenhang sich schon ein paar Worte über einen Berliner Millionär leisten können, der seine Villa in der Hitzig- straße unter Ausnutzung des niedrigen Valutastandes an einen holländischen Margarinefabrikanten verkauft hat. Kennt Herr Helfferich diesen Mann? Uni des rednerischen Erfolges willen bestrebte sich Herr Helfferich auch ein wenig antisemitisch, was gerade ihm besonders gut steht. Auf den Erfolg konnte er stolz sein. Sowie er den Namen irgendeincSAolitischcn Gegners nannte, mochte es der deutsche Minister Mayer- Kaufbeuren oder der russische Diktator Lenin sein, erscholl aus seinem Auditorium prompt der Zwischenruf:.Lirde" und Herr Helfferich mußte dann mit sauer-süßer Miene berichtigen, daß dies nun gerade kein Jude sei. Auch sonst mochte ihm manchmal etwa? schwül zu Mute werden, wenn er kaum mit großer Mühe den friedlichen und legalen Charakter der Deutschnationalen Partei nach- gewiesen zu haben glaubte, und dann bei der nächsten Nennung der Regierung der freundliche Zunif„Aufhängen!" er- tönte. Herr Helfferich möchte die Rcchtsbolschewisten gern von seinen Rockschößen abschütteln, aber sie heften siel, an seine Sohlen, sie sind, um mit Heine zu reden— di e Tat von seinen Gedanken. _ Seecktsche Säuberung. Wie er sie auffasit. WTB, meldet: Auch der Hauptmann Hahn vom persönlichen Stab bei ReichStvehrministerimns ist, wie der Major von Gilsa, beaurlaubt worden. Wie wir erfahren, stehen weitere Perso- nalveränderungen in der Heeresleitung, sowie auch in den Personalämtern bevor. Der persönlich« Stab deS ReichSwehrminste- riums soll ganz aufgehoben werden, da man von dem Gedanken ausgeht, daß der persönliche Stab nur eine Wieberholung des Reichswehrministeriums sei und als solcher durch die Verkleinerung des Heeres überflüssig werde, irgendwelche Differenzen sollen bei der Beurlaubung nicht mitspielen. Beide Offiziere haben lediglich einen längeren Urlaub beantragt, um sich zu er- holen. Major v. Gilsa will sich nach Oberbayern begeben und auf Wunsch des Reichspräsidenten später einen Posten in der Sleichswehr übernehmen. Soweit die Meldung des WTB. Ihrem ganzen Stil merkt man bereits das militärische Vertuschungs- und Bemäntelungssystem an. Ueber die Notwendig- feit des persönlichen Stabs mag man denken wie man will: im Augenblick führt die Beseitigung der wenigen zuverlässig verfaffungstreuen Offiziere aus der Umgebung des Reichswehr- Ministers nur zu dessen weiterer Einkapselung. So
?m Ruhrgebiet . Reisebilder von Artur Zickler . Der V-Zug gleitet durch die Nacht, im Federn gedämpft, schlagen melodisch die Räder. Ich habe das Licht abgeblendet und starre in di« Dunkelheit. Rosiges Bogenlampenlicht bellt selunden- lang in» Abteil. Minden . Jetzt bin ich wieder auf roter Erde. Bald werde ich die Feuer flammen sehen, rote Glut in düsteren Burgen der Arbeit, werde die Sirenen heulen hören und die Seil» räder werden wie das ewige Schicksal ianzen. Wie ernst... Ich bin noch so jung und eS ist doch schon so lange her. Vor fieben Jahren. Tag« und Nächte vor ven Oese», Leben zwischen Schlaf und ArbeitSqual. Wir schanzten und schwitzten und froren. Aber wir waren jung und rrotzig und glaubten an den Tag. der bald kommen mußte, Mai- tag der Menschwerdung aller Menschen. Dann sollten frei die Feuer wehen und Brot sollte für alle da sein... Da kam der Krieg. Wir sind ander« geworden und nicht bester. Wir denken aneinander vorbei. Alles verstrickt sich in un- seliger VerwirrniS. Wir denken durch Gewehrläufe. ES ist noch lange hin, bi« wir durch Freiheit glücklich werden. < SS wird Morgen. DaS schöne westsalische Land im ersten Frühling. Arbeiter wandern auf schwarzen Straßen den Zechen zu. An den Masten ziehen die Seilwagen über die Felder. Langsamer wie einst. Aus den Schornsteinen blakt der Rauch. Dünner als einst. Deutschlands Lunge arnret schwächer. Hamm . Drüben, ganz im Grün, liegt ein Friedhof. In einer Ecke braunaufgefurcht wie ein frischer Acker ein Mastengrab. Die Holzkreuze noch frisch. Die Opfer des Bürgerkriegs. Bergleute mit harten Händen. Reichswehrsoldaten, junge Bauernburschcn aus Oberfranken oder dem Allgäu. Am Bahnhof Stahlhelme mit Horn- brillen drunter: zeitsreiwillige Studenten. Strahenbahnfahrt nach Hörde. Kanrpiwagen der Eppleute fahren spazieren..Wer an den Wagen herantritt, wird erschossen!" Unv der unvermeidliche Toten- köpf. Soldatentrupps führen Verbastete. Eine Frau, ein Mädchen, ein Kind und zwei Männer, die mit erhobenen Händen marschieren müssen. Zwei Arbeiter auf dem Wagen fluchen vor sich hin, Eine Frau sagt:.Das ist doch nicht nörig, wohl!" Nun sehe ich auch schon die Hochöfen der.Phönix', wo ich vor fieben Jahren geschafft hatte. Ich gehe die Hochofenstraße ent- lang nach der Kolonie Felicitas. Trete durch da» kleine Gärtchen in da» HauS meiner Wirts teuts von damals. Ob fie mich noch kennen werden? Vor mir steht die Frau. Sie lächelt:„Kiek mal an. der Artur!" Die ältesten Kinder kennen mich auch noch. Der Wirt ist noch nicht lang von d« Schicht heim, ab« vir wollen gern ein Stück
sehr wir den Kur? deS Herrn von Gilsa bekämpft haben und noch bekämpfen— diese Entfernung geschieht nur zu dem Zweck, um noch weit schädlicheren Einflüssen die Tür zu öffnen. Tie Behauptung, daß persönliche Differenzen bei der Entfernung Gilsas und Hahns nicht mitspielen, er- klären wir nach unserer Kenntnis der Dinge schlankweg als eine Unwahrheit. Herr von Seeckt macht die Bahn frei für seine unumschränkte Alleinherrschaft. Wohin sie führen wird, ist noch nicht abzusehen. Aber wir warnen, warnen dringend! Viel notwendiger als die Auflösung des persönlichen Stabs erscheint uns übrigens die Beseitigung gewisser N a ch r i ch- ten-Abteilungen im Reichswehrmtnisterium, die ganz unkontrolliert auf eigene Faust Politik treiben. Schlupfwinkel öer Reaktion. Wie dringend erforderlicki es ist, die gründliche.Reinigung' nicht nur im Reichswehrministerium, sondern auch in den dem Kultusministerium unterstehenden Verwaltungsbehörden vorzunehmen, beweist folgende Tatsache, um deren Veröffentlichung wir gebeten werden.. In einem wiffenschaftlichen Institut in Dahlem hatten dort beschäsligle Arbeiter die Entdeckung gemacht, daß in einem Keller unter Brettern der st eckt 1ö Gewehre aufbewahrt wurden. Der Keller gehört zu einer Abteilung, dessen Vorsteher am 13. März d. IS..aufatmete" und wie auch ein anderer höherer Beamter seiner Abteilung diejenigen Arbeiter mit Entlassung bedrohte, die sich am G e n e r a l st r e i k beteiligen wollten. Der Betriebsrat hielt sich für berechtigt und verpflichtet, die Direktion zu veranlassen, die Waffen zu entfernen; gleich- zeitig aber auch Sicherheit zu verlangen, daß dieselben nur an solch« Stellen abgeliefert werden, die zum Empfang berechtigt sei. Natürlich wurde dieses Ereignis wieder zu einem Vorstoß gegen den Betriebsrat seitens der Direltion benutzt, die sich mit solchen.revolutionären" Einrichtungen nicht abfinden kann. ES kam daher zum Ausdruck, daß der Betriebsrat zu seinem Vor- gehen nicht berechtigt sei. Jnfolgedesten hat er auch weiter keine Kenntnis über den Verlauf der ganzen Angelegenheit erhalten. E« konnte nur noch festgestellt werden, daß in einer anderen Ab- teilung des Institutes weitere 10 Gewehre und«a. 1200 Patrone» entdeckt wurden, von denen der hier in Frage kommende AbteilungSvorsteher keine Kenntnis hatte. Sämt- liche Waffen und Munition sind am 16. d. MtS. von einem Leutnant Zellin der Einwohnerwehr Dahlem abgeholt worden, der durch fein überaus.forsche«" Auftreten einen nicht gerade an- genehmen Eindruck hinterlassen hat. Nnterlastza aber hat er daS Abholen eines Maschinengewehres, das sich einige Häuser weiter in der Villa desjenigen AbtrilungSvorstchcrS befindet, der dir erwähnten Gewehre beschafft und in Verwahrung halte. Ob nun endlich Herr Haenisch, der bei wiederholten Beschwerden diese Leute immer wieder in Schutz genommen hat, endlich einmal zum Besen greifen wird? Der Fall zeigt, daß die bewaffnete Reaktion immer noch ihre Schlupfwinkel findet, in denen fie unterzukriechen vermag. Es ist höchste Zeit, daß hiermit gründlich aufgeräumt wird. Im übrigen ist in vorliegendem Falle nicht nur das K u l t u s- Ministerium als vorgesetzte Behörde jenes Instituts, sondern auch der R e i ch s w e h r m i n i st e r als höchster Vorgesetzter deS Leutnants Zel.lin. desten Verhalten mehr als eigenartig berührt, zum energischen Einschreiten verpflichtet. Kopps Zlugschiebung. Ausweis nach Hamburg . Wie eS möglich war, daß die Flugpolizei in Johannisthal daS Flugzeug der.Deutschen Luftreederei' mit dem ehemaligen Ltn. Jüterbog als Führer und Kapp als Ladung fahren ließ, wird folgendermaßen erklärt: .Am 10. 4., vormittags um 11.40 Uhr, wurde von der Flug- kontrolle Johannisthal einem Apparat der Deutschen Luftreederei Starterlaubnis nacb Hamburg gegeben. Die deutsche Flug- kontrolle gibt die Genehmigung zum Fluge im Auftrage des Ministeriums des Innern durch Beamte der Sicherheitspolizei au«. Die Beamten haben einsprechend den Anweisungen, nach denen die Beausfichtigung lediglich auf sahrtechnische Beobacbiungen sich zu erstrecken hat, die Kontrolle ausgeführt. Da die Maichine in allen Punkten entsprechend den Vorschriften ausgerüstet war, und da die von der Deutschen Luftreederei ausgestellten Fahrtausweise
spazieren gehen..WaS scggfte nu tau Spartakus." Was soll man da ieggen? Wir gehen durch den Abend. DaS Werk tost und faiicht, glüht mit hundert Lichtern und wirft seinen Feueratem in die sternenvolle Nacht. Der Bergmann ist tot und jener ist tot. Der ist auch ge- fallen und der hat nur noch ein Bein. Arbeit und Hunger, Tod, Krieg, Revolution und wenig Freude. Nur die Kinder... « Im vergischen Land. Hagen . Am Bahnhof zwei Mann der Arbeiterwehr. Sonst ein seit Jahren ungewohnter Anblick: keine Soldaten. In Barmen sehe ich sechs bewaffnete Arbeiter vom Ordnungsausschuß. Freundliche ältere Leute. .Ich möchte zur Roten Armee.'.Dann geh zum Kleinen Werth 9, da ist sie.' Ich gehe zum Kleinen Werth 9. Da ist da« Bureau deS Zentralrat», der am gleichen Tage noch ausgelöst wurde. Im Vor- zimmer finde ich die Rote Armee. Die Männer find ausnahmslos ohne Hemd, welche haben Stroh um die Beine gewunden. Hosen zerriffen und Jacken entzwei. Hunger haben fie alle miteinander. Und warten. Drinnen diktiert einer. »Da« Proletariat wird die Ketten, die ihm von neuem an- gelegt werden... angelegt werden... Komma... zerreißen... Punlt.' Einer schaut verzweifelt vom Fenster her..Quatsch l' Sie warten und starren vor sich hin. * Münster . Sitz de« ReichSwevrkommandoS v. Watter. Stahl- Helme mit Hornbrillen drunter. Am Bahnhof schreien zwei Plakate riesigen Umfang? den verdatterten Bürger an: Der Antichrist ist dal Willst du. daß deine Frau und deine Kinder... hu... und dein Eigentum... bubu... so tretet, Hannoveraner. Lipper, West- falen sofort in das Zeilfreiwilligenbataillon... Münster ist ein altes Dunkclnest. Die dortige ZcntrumSpresie ist dreimal so reaktionär wie Kapp, Und schwindeln kann sie. o heiliger Ignatius von Loyola ! Da steht an der Spitze eines solchen Papier«: Neuaufmarsch der Roten Armee im Bergischen Land. 85000 Mann unter Waffen. Ich muß an da» Vorzimmer des Barmer Zentrolrat« denken, Dann lese ich weiter, daß der Oberst von Baumbach in Essen er- klärt hat, wen» er da» Standrecht nicht bekommt, geht er nach Hause und überläßt eS der Regierung, Ruhe und Ordnung... Ja, ja, der Bolschewismus. » �. Wieder im Werk. Im Schein glühender Stahlblöcke treten scharf die Konturen der Walzhütte hervor. Wie erzene Cytlopen stehen die Säulen und spielen mit Kranketten wie mit Schmuckgehängen. Dumpf rollen die Walzen, donnernden Fluch brüllt da« Eisen. Schlangengleich bäumen glühende Schienen über die Walzenstraßen, und Männer stehen und springen mit Zangen und Stangen, im Schweiße glänzen ihre Gesichter. Heilige Arbeit! Heilige Arbeit!
des Führers und Begleiters in Ordnung waren, stand dem Flug nichts entgegen. Zu einer Kontrolle der Personolpapiere und der Insassen ist nur die Kontrolle bei solchen Maschinen berechtigt, die für das Ausland bestimmt sind. Auf dem Fahrtausweis war jedoch von der Deutschen Luftreederei ausdrück- lich daS Endziel Hamburg angegeben.' Wir sind erstaunt, daß die Flugpolizei nicht mit dem Bild deS steckbrieflich gesuchten Verbrecher« versehen Wae. UebrigenS konnte am 10. April jeder Leser illustrierter Zeituuacn den Kapp schon kennen, ganz abgesehen davon, daß dieses Korpe'iiidentengesicht schon im Kriege viel abgebildet worden war. einmal, als Bethmann von dem Piraten der öffentlichen Meinung sprach un-hn der Beamten- stellung enthob, dann, als Kapp die Baterlandt ra'ei gründete. UebrigenS wird doch wohl in JohaiiniSi'r' nur ein amtlicher Reiseausweis respektiert werden. Welche: Fälscher hat ihn angefertigt?_
Die sächsische Regierungskrise. Rücktritt des Kabinetts Gradnauer . Dresden , 22. April. Die Meldung über den bevorstehen- den Rücktritt des sächsischen Ministerpräsi- deuten Dr. gradnauer bestätigt sich. Mit dem Ministerpräsidenten wird verfassungsmäßig das gesamte Kabinett zurücktreten. Es darf als sicher angenommen werden, daß das neue Kabinett wiederum einKoalitions- kabinalt sein wird. Der zurückgetretene Ministerpräsident Dr. Gradnauer wird bis zur Neuwahl seines Nachfolgers und Bildung des neuen Ministeriums die Arntsgeschäste fort- führen. Dresden , 22. April. ((Sief. Drahtbericht des.„Vorwärts".) Neber die Gründe fernes Rücktritts befragt, erklärte der sächsischo Ministerpräsident Genosse Dr. Gradnauer unserem Bericht- erstatter: Ich habe bereits seit längerer Zeit die Absicht gehabt, wegen meines durch Uelberarbsituing sehr erschüttertem GesundhettS- zustandcS zurückzutreten. Seit einiger Zeit sind innerhalb der Sozialdemo- kratischen Partei ziemlich lebhafte und absprechende Urteils in einigen Fragen über die Politik der fficgierung geäußert worden. ES bezieht sich das hauptsächlich auf die Fvaye der Demokra- tisiernng der Verwaltung. Dies« MeinungSverschieden- Horton sind nach metner Ansicht nicht übermäßig groß und sie wären wohl zu überbrücken. Dazu aber wäre es notwendig, innerhalb der Parteiorganisationen eine sehr Ulorfassende AufklärungStätigkott zu betreiben, und zu dieser Arbort bin ich gegenwärtig körperlich nicht imstande. Es fehlt mir imd den andern sozialdemokratischen Mintstern die Möglichkett, mit den Massen der Partei- genossen diejenige Fühlung zu haben, die notwendig wäre, mn rhnen die Richtigkoit unserer Politik in jeder Beziehung klar zu legen. TarauS haben sich diese Schwierigkeiten ergeben, zu deren Uaberwindung ich gegenwärtig wegen meines Gesundheitszustandes nicht beitragen kann. Auf die Frage noch der Richtigkeit der Meldurrgen, daß in Sachsen die Bildung«iuer rein sozialistischen Regie- rung versucht werde, antwortete Genosse Gradnauer : Die Per- suche, mit den Unabhängigen zusammen eine Reyterung zu bilden,. werden in der sozialdemokraditchen Fraktion von vornherein al» nicht auSsichtSvoll angesehen, und zwar deswegen, weil wir wissen, daß die Unabhängigen keine Neigung haben, in die Regierung einzutreten, und daß sie aus Forderungen bs- stehen, die wiederum für die Mehrhsi tSsozualdemokrotie unannehmbar sind. ES ist also mit der Wahrscheiulichkeit zu rechnen, daß eine neu« Koalitionsregierung weiterarbeiten wird, di« sich aus Sozialdemokraten und Demokraten zusammensetzt. Wenigstens ist zur Stunde ein anderer Weg in Sachsen nicht zu sehen. Schließlich erklärte Genosse Dr. Gradnauer, die Angaben der Rechtspresse, wonach fern Rücktritt mit den Vorgängen im Vogtlande zusammenhänge, für vollkommen unzutreffend. Die sächsische Regierung hat tu dieser Sache keinerlei Verzögerun- gen eintreten lassen, sondern lediglich<mS militärischen Gründen fft es nicht eher möglich gewesen, die Angelegenheit zu ordnen. Der Rücktritt der Regierung hat aber damit gar nichts zu tun.
Ferdinand Bonn ? Erdenwallen. Der.SimplizlssiSmuS" hatte am 4, November unter der Ueberschrist„Künstlers Erdenwallen " und mit den erläuternden Worten:„Ferdinand Bonn . Kaiser Wilhelms Liebling, wechselt den Standort" eine Zeichnung Gul- branssons veröffentlicht, die Ferdinand Bon» darstellt, wie«r auf einem gewissen, mit einer Krone verzierten Körperteil kriecht, um einen ebensolchen mit einer Jakobinermütze geschmückten auf- zusuchen. Das Münchener Schöffengericht verurteilt« Peter Scher , den verantwortlichen Redakteur, und GulbranssonS zu einer Geld straf« von 300 M.— Das gute Bild kann'S tragen. AmundfenS Nordpolfahrt gescheitert? AuS neulich eingetroffenen Nachrichten ergab sich, daß Roald AmundsenS Pläne, zum Nordpol vorzustoßen, bisher die großen Schwicrigketten, die sich solchen Unter. nehmen in den Weg schieben, nrchr überwinden konnte. Der Reisende lag im nördlichsten Sibirien fest. Jetzt kommt eine neue M«l- d u n g, die in der Tat ganz danach ausschaut, daß daS Unternehmen gescheitert ist. Aus Washington ist folgende? Telegramm in Kristiania eingegangen:„Wir trafen Ende Juli in Nome in Alaska ein. Roald Amundsen ." Fridjof Nansen gibt diesem Telegramm folgenden Kommentar:„Entweder hat Amundsen den Versuch aufgegeben, den Nordpol zu erreichen, oder aber er will seinen Proviant und seine Ausrüstung ergänzen und barauf von Point-Barraw abwandern. Ich verstehe nicht, warum Amundsen nicht mitteilt, was er benötigt; eine Sendung von New Dork aus würde ihn erreichen können," Dieser Kommentar Nansens atmet unverkennbar Unzufrieden- heit über AmundfenS lakonische Botschaft. Diese hätte auch, darf man annehmen, sicher ander? gebrütet, wenn der Polarfabrer den Mut, seine Wanderung in die EiSwüste fortzusetzen, nicht verloren hätte. Ter Künstlertag, den die Allgemeine deutsche Kunstgenostenschaft auf gestern ins Herrenhaus berufen hatte, begann mit einer Rede deS Abgeordneten Dr. Pfeiffer, die vor allein ein Protest gegen eine L u x u S st e u c r auf Kunstwerke war, Redner begrüßte die Be- rufung zweier Vertreter der bildenden Künste in dos Reichkw'rt- schaftSamt. Der Vorsitzend« deS Bundes deutscher Architekten, Pro. fessor Dtraumer. klagte die Regierung an, daß sie in tunftwichtigen Fragen erfahrene Fachmänner hinzuzuziehen abgelehnt habe. Der Tagung wurde eine Resolution vorgelegt, in der die Künstler sich verwahren gegen ihr«„fortschreitende Hintansetzung und Entrech- tung in allen die bildende Kunst angeh'nden öffentlichen Fragen", die Zusicherung„gebührender Stellung und Einflußnahme in Gesetz» gebung und Staatsleben" fordern und Einspruch erheben, daß„Ge- setze und Verordnungen ergeben, Einrichtungen und Aemter ge- schaffen werden, ohne daß die Künstler gehört worden sind".
„Tack Feld- i» die Ausstellung genannt, die von der vor einen, Jahre akgründilen Produktivgenossenschaft bildender Küniller am'25, April, vorm, 11 Uhr, im grossen R-itla«! des Marstalls eröffnet wird. Schülerausschüsse und Schulgemeinde. Ueber dieicS Thema sprich« am LS, Aprll, abend« 8 Ubr, Eebeimrat W e t e k a m v im Zenrratinstitut sür Erziehung und Unterricht, Potsdamer Str. 120. Gäste willkommen. Tramatische Vorlesung. Der Dram.rlurg der Volksbühne Dr. Claudius trägt am 29. April, abend» 8 Uhr. das Drama „J-phtas Tochter" von Ina Diekmaun ü» Deutschen Lyzeum- llub vor.