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Nr. 211 37. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Sonntag, 25. April 1920

Ein so scharfer Schlag gegen die österreichisch- ungarische wird außerdem noch in Schutz genommen von Botschafter Autorität verlangte eine jofortige scharfe Erwiderung. v. Wedel , von Dr. Hugo Ganz, Wiener Vertreter der genoffen zu. Die Wahl der Mittel überließen wir ihm, ohne dabei berg und vom bayerischen Gesandten in Wien , Freiherrn Bericht des parlamentarischen Untersuchungsausschuffes. ben Krieg mit Serbien ausdrücklich auszuschließen." b. Tucher.

Zur Vorgeschichte des Krieges. In dieser Auffaffung der Lage stimmten wir unserem Bundes Frankfurter Zeitung ", von Botschaftsrat Brinz zu Stol­

Der Erste Unterausschuß des parlamentarischen Unter­fuchungsausschusses, der sich mit der Frage der Kriegs­fchuld beschäftigte, übergibt soeben der Deffentlichkeit seinen vorläufigen Bericht.

Und weiter:

Dabei darf weiterhin nicht übersehen werden, daß es sich zu­nächst um eine Lebensfrage unseres Bundesgenossen handelte. Ueber die Wege und Mittel des Prozebierens mußte diejenige Macht Der Ausschuß hatte eine Reihe von präzisen Fra- entscheiden, um deren Lebensinteressen es sich drehte. Der Groß­gen formuliert. Diese Fragen es gibt deren neun macht Destrreich konnten wir die Verantwortung für ihre Entschei­dung nicht abnehmen." lauten:

Es ist festzustellen:

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1. Welches die politische Haltung des Herrn von Tschirschfy in Wien seit dem Attentat von Sarajewo war und in welchem Sinne die politischen und militärischen Stellen der deutschen Re­gierung auf ihn eingewirkt haben.

II. Welche politischen und militärischen Ber= handlungen am 5. bziv. 6. Juli in Berlin oder Potsdam stattgefunden haben?

III. Ob und welche Maßnahmen Reichskanzler von Beth­ mann und Staassetreär von Jagow ergriffen haben, um über ben Fortschritt ber Untersuchung in Sarajewo nach dem 5. Juli Kenntnis zu erhalten.

IV. Ob bot leberreichung des Ultimatums an Serbien militärische Vorbereitungen oder Rüstungen statt­gefunden haben.

V. Ob bor der Ueberreichung des Ultimatums finan= zielle oder wirtschaftliche Vorbereitungen stattge­funden haben.

VI. Was in der Zeit zwischen dem 5. und 22. Juli über ben boraussichtlichen Inhalt des Ultimatums der politischen Leitung des Deutschen Reichs befannt geworden ist.

VII. Wann wurde das Ultimatum dem Herrn von Tschirschfy in Wien übergeben?

Wann wurde es von ihm auf den Weg nach Berlin gebracht? Wann ist es in Berlin im Auswärtigen Amt eingegangen? Wann und in welcher Weise hat die deutsche Regierung gegenüber der österreichisch - ungarischen zum Ultimatum Gtellung genommen?

VIII. Wann und wie ist das Ultimatum bei den Regierungen in München und Dresden . bekannt geworden?

IX. Warum ist der Bundesratsausschuß für aus­wärtige Angelegenheiten zwischen dem Attentat von Sarajewo und dem Kriegsausbruch nicht zusammengetreten?

Jit Anregungen zu seiner Einberufung nicht Folge geleistet oder ihnen entgegengearbeitet worden?

Auf diese neun Fragen find von 40 Auskunftspersonen schriftliche Antworten gegeben worden.

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Das ist es eben und darin liegt die schwere Sünde Bethmanns und seiner Mitarbeiter. Diese trieben die Konsequenz so weit, daß sie, nach Kenntnisnahme des Ultimatums, das sie zu scharf fanden, keinerlei Ver­

Reichstagswahl

bedeutet entschlossene Abrechnung mit der Reaktion, Sicherung der Boltsherrschaft. Der Kampf geht diesmal

gegen Monarchie- für Republik, gegen Reaktion und Diktatur, für demokratische Volksherrschaft, gegen Kapitalismus für Sozialismus! Nur die Wahl von Sozialdemokraten sichert eine fonsequente sozialistische Politik. Der Wahlkampf erfordert aber diesmal größere Geld mittel als je. Wer die Sozialdemokratische Partei in den Kreisen Berlin , Teltow - Beeskow und Niederbarnim in ihrem Kampf für eine entschieden demokratische und sozialistische Politik

im nenen Reichstag unterstützen will, der spende nach seinem Können

freiwillige Beiträge für den Wahlfonds. Geldsendungen sind zu richten an den Rassierer, Genossen Alex Pagels, Berlin W 9, Bellevuestraße 7 II, oder auf Postscheckkonto 487 43 Alex Pagels einzuzahlen. Bezirksvorstand Groß- Berlin der S. p. D.

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Die Frage bezüglich des Potsdamer Kronrates" wird von allen Beteiligten dahin beantwortet, daß nur all­gemeine Gedanken über den Ernst der Lage zwischen WiI. helm II. und einigen höheren Offizieren ausgetauscht wur­den, ohne daß jedoch irgendwelche bestimmte Weisungen er< gangen, Maßnahmen getroffen oder Pläne geschmiedet wor den seien. des Längere Befundungen Reichsbankpräsidenten Havenstein, des ehemaligen Staatssekretärs v. Del. brüd, fürzere der Herren d. Krupp, Stinnes, Muehlon, Helfferich usw. legen dar, daß finanzielle und wirtschaftliche Vorbereitungen mur in dem Maße in dem betreffenden Zeitraum stattgefunden haben, wie sie sich aus der gesamten Situation als notwendig ergaben.

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Nebenbei sei noch bemerkt, daß der einzige Zeuge, der sich ursprünglich geweigert hat, schriftlich zu ant­worten natürlich Herr Dr. Helfferich war. Als er jedoch von anderen Auskunftspersonen erfuhr, daß sie bereits dem Wunsche des Unterausschusses nachgekommen waren, empfand er wohl selbst das Beinliche seiner isolierten Bage und antwortete, daß er eigentlich zu den ihm gestellten Fra­gen nichts zu antworten habe.

Außer den eingegangenen vierzig schriftlichen Antworten enthält die Broschüre des Unterausschusses drei Anlagen, von der die letzte wohl das Interessanteste der ganzen Veröffentlichung bietet. Es ist dies ein Privatbrief von Tschirschky an Jagow, datiert von Wien ant 11. uli 1914, in dem der Botschafter über eine Unterre­dung mit Berchtold berichtet und aus dem hervorgeht, daß ' Herr v. Jagow die hauptsächlichsten, schwersten Bestimmungen des Ultimatums bereits damals erfuhr. Es heißt in diesem Briefe:

Die Hauptsächlichsten Forderungen an Serbien würden, soviel er nur heute sagen könne, darin bestehen, daß ber­Tangt wird, der König müsse amtlich und öffentlich in einer feierlichen Erklärung und durch einen Armee befehl fundtun, daß Serbien sich von der Politik im groß. serbischen Sinne lossage, und zweitens werde die Eins fegung eines Organs der österreichisch- ungarischen Regierung ber­langt werden, das über die strikte Einhaltung diefer Zusicherung zu wachen haben werde. Die Frist zur Beantwortung dieser Note werde so kurz wie möglich, also vielleicht mit 48 Stunden, bemessen werden. Wird hier die Antwort als nicht genügend angesehen, fo erfolgt sofort bdie Mobilmachung.

fuch mehr unternahmen, das daraus drohende Unheil auf- note am geeignetsten sein würde. Er glaube, daß es sich nicht zuhalten.

Jagow schreibt hierzu:

Der frühere Reichstanzler v. Bethmann Hollweg Es frage sich nun, welcher Zeitpunkt für die Uebergabe ber hat das Hauptgewicht seiner schriftlichen Aussage auf eine Anlage gelegt, die eine ganz allgemeine geschichtliche Ab­empfehlen würde, die Note in dem Moment zu übergeben, wo Handlung über die diplomatischen Vorgänge im Gerr Boincaré in Petersburg ist, und damit den Fran Testen Jahrzehnt vor dem Kriege, über die Notwendig. Nach Kenntnisnahme sagte ich dem Botschafter, daß mir die gosen und Stussen Gelegenheit zu geben, sich in Petersburg ge keit des Bündnisses mit Oesterreich- Ungarn Note nach Form und Inhalt zu scharf erscheine. Ich meinsam über ihre Saltung zu besprechen. Die Note für Deutschland und über die Berechtigung eines schar glaube, besonders betont zu haben, daß ich die vielen Forde müsse, wenn möglich, vor der Abreise des Herrn Poincaré aus fen Vorgehens der Donaumonarchie gegen Serbien nach rungen nicht möglich fände. Der Graf( Szöghenh, der f. n. I. Bot- aris, oder nach dessen Abreise von Petersburg dem Attentat von Serajewo darstellt. Die Notwendigkeit der schafter in Berlin . Die Red.) entgegnete, da sei nun nichts mehr in Belgrad übergeben werden. Mithin also etwa am 18. oder am Erhaltung des österreichisch ungarischen Staates war vor dem zu machen. Die Note sei bereits nach Belgrad übersandt und werde 24. Juli. Für das letztere Datum spreche vielleicht der Um­Arieg geistiges Gemeingut nicht nur der bürgerlichen, sondern dort anderen Tags- den anderen Morgen wie er i rrtümlich( 1) stand, daß bis dahin die Erntearbeiten in der Monarchie auch der sozialistischen Welt. Nur freilich haben die angab- übergeben werden. Ich drückte dem Botschafter mein beendet sein würden, wodurch die Mobilisierung er­taiserlichen Staatsmänner aus dieser Theorie viel zu ernstes Befremden aus, daß die Mitteilung au ipat erreichtert und in wirtschaftlicher Beziehung große Verluste ver. weitgehende Konsequenzen gezogen, an denen folgte, daß uns teine Gelegenheit geboten würde, dazu Bethmann in seiner Darstellung offenbar heute noch festhält. Stellung zu nehmen... Auch dem Reichsfanzler erschien Dieses Schriftstück ist allerdings geeignet, die ganze Er schreibt: die Note zu scharf. Wir mußten uns aber sagen, daß es mate= " Sine Bedrohung der Unabhängigkeit Desterreichs gefährdete riell nicht mehr möglich war, Bedenken in Wien zur Geltung Verteidigungstheorie von Jagow, Stumm unsere eigene Weltstellung und zwang uns unseren polizu bringen, daß diesbezügliche Schritte daher nuklos fein und auch Bethmann( der ja sicherlich von dem Tschirschty. schen Brief Kenntnis erhalten hat) zu erschüttern, ja, über tifchen Rurs auf." den Haufen zu werfen. Haben die deutschen Staatsmänner Und weiter: rechtzeitig gewußt, daß Desterreich- Ungarn derartige Forderungen mit einer derartigen kurzen rist an Serbien zu stellen beabsichtigte, und haben sie nichts dagegen unternommen, so wächst ihre Schuld vor dem deutschen Wolfe in ungeheurem Maße.

würden."

Das ist also alle 8: Geschehen ist geschehen, nichts mehr Indem wir Oesterreich in der neuen Strife bundestreue Hal- zu machen! Das waren die Früchte jener Politik, in der mit tung zusicherten, nahmen wir ein deutsches Interesse wahr, das dem Schicksal des deutschen Volfes derart verfahren wurde, onerfannie Intereffe der Erhaltung Oesterreich- Un- daß der deutschen Regierung überhaupt jede Möglichkeit zum garns als bündnisfähige Großmacht." Mitbestimmen und zum Eingreifen genommen war.

Aber zu welchen berhängnisvollen Ronie. quenzen diefer Grundsak führen mußte und geführt hat, geht aus folgenden Säßen hervor, in denen das eigent liche Geständnis der ihm zur Last gelegten Passi bität liegt.

hindert würden.

Eine ganze Reihe von Aussagen beantwortet die Frage I, die sich auf die Haltung des Botschafters v. Tschirschky bezieht. Alle diesbezüglichen Antworten, abgesehen von der Wetteraussichten für das mittlere Norbbeutfchlaub bis Lichnowskis, nehmen den verstorbenen Diplomaten vor Montag mittag. Bunächst meift heiter, warm und troden, später den Vorwürfen der Scharfmacherei in Schuh. Tschirschkh bewölft und geringe Regenfälle bei mäßigen südwestlichen Binden.

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