Nr. 215. 37.Jahrg.

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B

Der Borwärts" mit der Sonntags. beilage Bolt u. Reit" ericheint wochen täglich zweimal Sonntags einmal

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Sozialdemottal Berlin".

Abend- Ausgabe

Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands

Redaktion und Expedition: Sw. 68, Lindenstr. 3. Fernivrecher: Amt Mortsplas, Nr. 15190-15197.

Dienstag, den 27. April 1920.

Wahlen in Dänemark .

Niederlage der Radikalen.

Vorwärts- Verlag 6.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernivrecher: Amt Moritplass, Nr. 117 53-54.

Das Schreckgespenst.

Bon Friedrich Wilhelm I. , dem wunderlichen Tyrannen Preußens, geht die Geschichte, daß er einst einen seiner Unter­tanen, der ihm auf der Straße auszuweichen suchte, mit seinem Strückstock braun und blau schlug und dazu brüllte:" Ihr sollt mich nicht fürchten, Ihr sollt mich lieben!"

Reichswehr in Verhandlungen einzutreten. In dieser Ropenhagen, 27. April. Gestern fanden die Wahlen zum Sinsicht ist es von Interesse, daß die französische Bresse noch Folkething statt. Nach dem vorläufigen Ergebnis wird immer unter dem Abdruck eines fich heimlich zu neuen fich das Folkething wie folgt zusammensezen: Konservative Seriegen rüstenden Deutschland leet. Man erkennt jetzt an, Die Deutschmationalen rühmen sich, daß noch heute der Partei 28 Mandate, Gewinn 6 Mandate; Bartei der daß die Gesamtziffer der m Ruhrgebiet liegenden altpreußische Geist in ihnen fortlebe, und wenn sie die mit Linten 48 Mandate, Gewinn 4 Mandate; Rabitale Partei Truppen auf das erlaubte Marabgesetzt wurde, glaubt Stockschlägen einzubläuende Liebe meinen, so haben sie nidyt 17 Mandate, Berlust 16 Mandate; Sozialdemokraten ießt aber die Gefahr darin sehei. zu müssen, daß trop Ber - unrecht. Der Butsch der Kapp und Lüthwiz war ja ein groß­42 Mandate, Gewinn 3 Mandate; Erwerbspartei erhält minderung des inneren Bestandes der Einheiten, die angelegter Versuch, dem altpreußischen Militarismus die 4 Mandate, Gewinn 3 Mandate. Die Wahlen bedeuten eine 3ahl der einzelnen Einbeiten über das Buge Liebe des Volkes durch standrechtliche Erschießung aller nicht Niederlage der radikalen Partei, die das Ministerium Zahle ständnis hinausgehen. Die Deutschen wollen Cadres be- Mitliebenden zurückzuerobern. halten, in die man beim ersten Signal eine Menge Frei­millige einstellen fann." Das mag mit einer der Gründe gewesen sein, aus dem man in Frankreich auf die Drohung mit militärischen Maßnahmen nicht verzichten wollte. Lloyd George machte in dieser Frage Millerand Konzessionen, und Japan nebst Belgien schlossen sich an; nur Nitti beharrte mit dankenswerter Energie auf seiner Opposition.

gebildet hatte. Kopenhagen , 27. April. Auf Grund des Wahlergebnisses erwartet man die Bildung einer Negierung der sog.„ Lint8.

Moderaten".

Die Erklärung der Entente.

Die Erklärung der Entente, die den Niederschlag der Be­sprechungen von San Remo über das deutsche Problem zu­Betriebsrätewahlen im Ruhrgebiet. sammenfaßt, liegt nunmehr im Wortlaut vor. Sie stimmt im allgemeinen mit den bereits veröffentlichten Auszügen über- Aus dem Ruhrgebiet wird uns gemeldet: Bis Montag ein. Sinzuzufügen ist nur noch, daß die Entente ausdrücklich lagen beim Bergarbeiter band die Resultate der Betriebsrätewablen bermerkt, Deutschland habe, weder Genugtuung ge- von 93 Beden vor. Danach haben erhalten: Der Berg­geben, noch jich entschuldigt für die An- arbeiterverband 31 643. Stimmen und 482 Mandate, der chriftliche fchläge, die wiederholt auf Mitglieder Gewerbeverein 15-222 Etimmen und 184 Mandate, die polnische alliierter Missionen verübt wurden". Also Berufsvereinigung 6512 Stimmen und 51 Mandate, der Hirich auch hier zeigt sich wieder, wie sehr uns die Radaubelden und Dunderſche Gewerkverein 440 Stimmen, fein Mandat, die Unio frommen Dulder von Adlon , die ein gar nicht Königlicher Ge- nisten, Freie Vereinigung, Syndikalisten usw. 24 651 Stimmen und richtsherr mit Kgl. Hoheit und Durchlaucht anzureden fich 243 Mandate. Bu der letzten Grupe if au fagen, daß die Zahl berpflichtet fühlt, geschadet haben und weiter schaden. Im ihrer Stimmen und Mandate durchaus nicht der absoluten und übrigen muß man anerkennen, daß sich die Erklärung in relativen Drganisationsstärke dieser Gruppe entspricht. Auf eine loyalen Formen bewegt, und, wenn wir mit Verheißungen erhebliche Bahl von Gruben haben Belegschaftsversammlungen und Versprechungen auch bereits genug gefüttert worden sind, entgegen den Anweisungen der Verbandsleitungen ausgesprochen erfüllt es doch mit Genugtuung, wenn es in der Erklärung parteipolitische Standidatenliften aufgestellt, wobei lofale heißt: Führer der U. S. P. D. die Treiber waren. Von da bis zu„ ge­Wenn man zu einer nach jeder Hinsicht befriedigenden Re- meinsamen 2isten" der 1. S. P. D. und der K. P. D. war nur ein gelung gelangt, werden die alliierten Regierungen geneigt sein, Schritt. Auf diefe Mischmaichlisten ließen sich auch nicht wenige mit den deutschen Vertretern alle Fragen zu diskutieren, die sich Mitglieder des Bergarbeiterverbandes als gemeinschaftliche Stan auf die innere Ordnung und das wirtschaftliche didaten" nennen; man nomierte fogar Unorganisierte und Wohlergehen Deutschlands beziehen." Belegschaftsmitglieder, die sich als Gelbe einen Namen" gemacht Damit drückt die Entente u. a. auch ihre Bereitwilligkeit haben. Es führt also durchaus irre, wenn man die 24651 Stimmen aus, über die endgültige Kontinentierung der und 243 Mandate den„ Unionisten" zurechnet.

Die Krise in Jugoslawien .

Zu den Vorgängen in Jugoslawien gibt uns ein in Ber­ lin weilender jugoslawischer Parteigenosse fol gende Aufklärungen:

Er hat's nicht nötig.

PO

Der stolze Admiral v. Levehow.

Der Lokal- Anzeiger" bringt eine Darstellung der Kieler Bar­Verläßliche Nachrichten besagen, daß in Subotica ( Sza verfaßt ist, die abgelegten Difiziere zu rechtfertigen und die regie gänge in der Beit des Kapp Putsches , die in der deutlichen Tendenz badka), bekanntlich eine der größten Städte des ehemalig un- rungstreuen Mannschaften ins Unrecht zu setzen. Dabei muß das garischen Kornlandes Banat- Bacjka- Baranya jezt Vojvodina , reaktionäre Blatt aber doch folgendes in seine Schilderung ein­unter den Magyaren ein. Aufstand ausgeflechten: brochen ist. 3 Polizeibeamte sind getötet und viele Ber­sonen schwer verwundet; die Führer der Nevolte sind bereits von den Behörden ergriffen und beträchtliche Waffendepots entdeckt und beschlagnahmt worden. Gleichzeitig währt ein Eisenbahnerstreit, welcher poltitischen Charakter trägt, wei­ter fort.

Aus diesen Nachrichten fann man bisher noch nicht schließen, ob man von einem General streit auf den Eisen­bahnen sprechen darf, oder, was wahrscheinlicher ist, nur von großen Teilstreifs auf jenen Linien( Vojvodina , Sro­atien- Slawonien ), wo zum großen Prozentsatz Magyaren in Ermangelung jugoslawischen Personals den Verkehr auf recht erhalten. Dagegen ist mit ziemlicher Sicherheit anzu nehmen, daß es sich hier um nationalpolitische Be­strebungen der magyarischen Elemente zweds Rüdverleibung Südungarns an das Mutterland handelt bloß unter furt­munistischer Maste, was um so paradorer ist, da in Ungarn der weiße Schreden mütet.

Um 5 1hr 80 Min. vormittags baben Mitglieder der Sozial­demokratischen Bartei, unter ihnen Dr. Heller, den Stationschef telephoniich gefragt, wie er fich zu dem Staatsstreich in Berlin stelle; Admiral v. Levezow hat eine Antwort auf diese Frage berweigert, da er sich nicht verpflichtet und berechtigt fühlte, einzelnen ihm perfönlich unbefannten Mitgliedern einer Partei Auskunft über sein Berhalten als Militärbefehlshaber zu geben. Ein Admiral, der im fritischen Moment auf die Frage, au wem er stehe, stolz die Antwort verweigert, ist allerdings eine überaus bertraueneinflößende Erscheinung.

Inzwischen trifft aus Riel die Meldung ein, daß der stolze Admiral v. Levezom in Schußhaft genommen worden ist und sich zurzeit auf dem Wege nach Leipzig befindet, wo er fich bor dem Reichsgericht au verantworten haben wird falls er sich nicht auch zu dieser Verantwortung nicht verpflichtet fühlen" sollte.

Ein eigener Bericht meldet uns aus Riel noch:

Nachdem diese bei Todesstrafe anbefohlene Liebe sich als untauglicher Versuch erwiesen hat, müssen die Deutschnatio­nalen bedacht sein, sich mit anderen Mitteln die Liebe der Menge zurückzugewinnen. Da aber nach ihrer Auffassung die Liebe nur immer eine Folge der Furcht sein kann, so be­ginnen sie einstweilen mit der Angsteinflößung. it die Angst erst da, so wird sich nach ihrer Meinung die Liebe ganz von selber daraus ergeben.

Aber diesmal hat die Angst nicht von ihnen selber aus­zugehen, sondern die Gefahr muß so beschaffen sein, daß auf dem Höhepunkt des Schreckens die Deutschymationale Volks partei, umgeben von meineidigen Generälen und Beamten, als rettender Engel auf der Bildfläche erscheint, wor­auf ihr das Publikum gerührt an den Hals sinkt. Sturz und gut: die deutschnationale Bresse zieht alle Register des Bol­che wistenschredens in der Hoffnung, damit doch noch in letzter Stunde vor der Wahl auf den furchtsamen Philister Gindrud zu machen.

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Enthüllung jagt Enthüllung. Note Armeen werden mit einem Federstrich in allen Teilen Deutschlands aus dem Bo­den gestampft. Man nennt Bahlen: 40 000, 80 000, 100 000. Man sieht rote Generalstäbe, und auf wen das alles noch feinen Eindruck madyt, für den taucht noch- huhul die „ Schwarze Hand " unter Eichhorn im Hintergrunde auf! äußersten Linken noch keineswegs ganz ausgestorben ist, wenn Nun wissen wir ganz genau, daß der Putschismus der er auch infolge seiner Niederlagen von Januar bis Juni 1919 ganz erheblich abgeflaut war. Etwa von diesem Beit­punft ab fonnte man sehr deutlich eine Abkehr der links­radikalen Arbeitermassen von derartigen Unternehmungen bemerken. Auch bei den Parteien der äußersten Linfen war in ihrer Stellungnahme zu Putschversuchen eine offensichtliche Schwenkung eingetreten. Wenn irgend etwas dem in den letzten Zügen liegenden Linksputschismus in Deutsch­ land neuen ebensobem eingeflößt hat, so waren es die Putschisten von recht 3. Die„ Deutsche Zeitung", die feit drei Tagen ihr gesamtes Papier mit Tartarennach­auch nur ein Behntel ihrer Angaben zuträfe, vor den Früch richten über spartatistische Rampfpläne und spartakistischen Terror füllt, dürfte fich beruhigt zugestehen, daß fie, wenn ten ihres eigenen Euns stände, sie, die den Butsch von rechts so lange gepredigt und glorifiziert hat, bis er da war.

Aber nehmen wir selbst einmal an, daß fleine sparta­fistische Ronventikel an militärischen Aufstandsplänen ar­beiten, wobei sich wunderschön auf dem Papier 10 000 Bewaff­nete angeben lassen, wo nachher in Wirklichkeit keine hundert sind, so wissen wir eins sicher: auch der bestorganisierte sparta­kistische Aufstand bann militärisch noch nicht ein Behn­tel fo gut vorbereitet sein, als es der Non- Lüttwit­Butsch war. Das war doch militärisch betrachtet, eine ganz andere Geschichte, wie am Schnürchen aufgezogen, von ersten Fachleuten dirigiert, nicht mit schnell zusammengerafften Baufen, sondern mit erstklaffigen einererzierten Truppen und geschulten Verbänden arbeitend. Wo soll Spartakus etwas Aehnliches hernehmen?

allerdings militärische Formationen, die Freikorps& icht­ Nun verweist die Rechtspresse auf das Nuhrgebiet, wo schlag und Lütow von einem Arbeiterheer besiegt worden find. Aber gerade damals war es nicht das militärische Mo­Die bürgerliche Presse, besonders die" Bossische Zeitung" und ment, das siegte, sondern gerade das psychologische. Wie bekannt, berlangen die Magyaren, bevor sie den der„ Lofalanzeiger", haben Nachrichten verbreitet, die auf den glei Diefer Sieg wäre niemals denkbar gewesen, wenn nicht die ihnen von der Entente präsentierten Friedensvertrag unter chen Ton gestimmt sind, wie die Auslassungen des früheren Reichs ganze Bevölkerung in dem Gefühl, bom Militär ber­schreiben, daß in den durch die Successionsstaaten und Nu- wehrministers Noste im Haushaltsausschuß der Nationalverraten und betrogen zu fein, fich einmütig und ohne mänen offuperten Gebietsteilen durch Volfsabftimsammlung. Aus den bürgerlichen Pressemeldungen kann die Be- Interschied der Partei hinter die Bewaffneten gegen das mung die Staatszugehörigkeit entschieden wird. Der Auf- bölferung im Reiche herauslesen, daß bei der Marine in Stiel alles Militär gestellt hätte. Die Rechtfertiger des Kapp- Lüttwitz­stand ist als Demonstration für Ungarn aufzu brunter und brüber geht und daß der ausgesprochenste Bolschewis. Butsches rühmen diesem jezt noch, daß er die„ Citerbeule" des fassen. mus bort herrsche. Diese falschen Meldungen werden offensichtlich sorgsam vorbereiteten Spartafistenaufstandes im Stuhrgebiet Jm gegenwärtigen Rabinett, aus Mitgliedern der fer- von den beurlaubten Offizieren in die Presse lanciert rechtzeitig aufgestochen habe. Onein, der Rapp- Lüttwig­bischen Altradifalen, des froatischen Nationalflubs und der zu dem Zwede, ihre Unentbehrlichkeit zu beweisen. In Butsch bat höchstens bewirkt, um im Bilde zu bleiben, daß slovenischen Klerifalen zufammengefeßt, friselt es schon seit wirklich eit sind die gegenwärtig in Stiel berrschenden Zustände die ein fleiner Bickel zu einer Giterbeule anschsvoll. zwei Monaten. d. i. seit der Ernennung, und da Sedurite es denkbar besten. Die Disziplin ist unter Leitung der jebigen Mocyte selbst im Ruhrgebiet von spartakistischer Seite für nur einer äußeren Veranlassung, um es zum Falle zu brin- Offiziere beffer als unter der früferen Admiralität. Die Marine das Frühjahr ein Butsch vorbereitet sein, wofür Beweise gen: ein breiteres Soalitionsministerium im Verein mit hem fett aus begreiflichen Gründen jetzt alles daran, um zu beweisen, übrigens bis heute noch nicht erbracht sind, so wäre dieser Demofratiich- iozialistischen Block dürfte folgen. daß die Angelegenheit der Admiralita: absolut feine Lebens. Butsch ohne das Verbrechen der Lüttwigianer wirkungs­frage für eine republikanische Marine bedeutet. In los berpufft. Neun Rehntel der Arbeiter, die im März der Berliner Volkszeitung" ist festgestellt, daß sich die Arbeits- ihr Leben in die Schanze schlugen, um die bedrohte Do If 3- le i it ung gegen früher berdoppelt hat. Die Schiffe wec freiheit zu retten. wären ohne die Stappeslöppe", wie den früher feefahrbar als dies vorher der Fall getvesen ist. der rheinische Arbeiter die Rechtsbolschewisten humorvoll

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Die Ausrufung der Republik in diesen Augenblic fann ich aber trop der unleugbaren Fehler, die der of in den letzten Jahren beging- faum glauben; noch weniger an einen fommunistischen Staatsstreich.