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unter dem PrLMum eines früheren Staatsanwalts gefaßten? Die Stimmung km Land wird Herrn Perier immer Kanmiergerichts- Erkenntnisses, welches entgegen früheren ungunstiger. Daß er aus seiner letzten Reise sehr kühl 'Entscheidungen desselben Gerichts die Kinder von Dissidenten zum Religionsunterricht zwingen will, die Petition dem Papier- korb überweisen. Das war selbst den Schwächlingen des Rothen Hauses zu arg und durch den gefaßten Beschluß wurde dieses Ansinnen vereitelt. In diesem Fall hat die Stadtverordueten-Versammlung einmal die Ehre der Bürger schaft gewahrt, was wir um so lieber anerkennen, je seltener es leider vorkommt. Laudtagswahl in Sachsen- Weimar  . Jrrthümlich wurde in unserer letzten Nummer gesagt, daß Genosse Baudert in Apolda   wiedergewählt wurde; Genosse Baudert ist, so soll es richtig heißen, neugewählt wordea Früher vertrat der Mützenfabrikant Mangner den Wahl- kreis, der als Sozialdemokrat gewählt wurde, nachher aber die Partei im Stich gelassen hat. Professor Schmoller aus dem Kriegspfade gegen die Sozialdemokratie. Die Zusammen- kuuft des katheder-sozialistischen Vereins für Sozialpolitik wurde in Wien   vom Professor Schmoller eröffnet. Obgleich der Verein stets, freilich ohne Erfolg, seine rein Wissenschaft- lichen Tendenzen und sein Fernhalten von der Parteipolitik betont hatte, nahm Schmoller Anlaß gegen die Sozial- demokratie loszuziehen,die Haß und Leidenschast predige und den Radikalismus zeitige, wovon manche den Ausbruch der Revolution befürchteten; dagegen böten die Energie des Bürgerthums und die monarchistischen Traditionen Schutz/ Die Sozialdemokratie könnte froh sein, wenn sie keine ernsteren Gegner hätte, als so kleine Gernegroße, wie den wichtigthuenden brandenburgischen Hof- Historiographen Schmoller. Lieb Vaterland, magst ruhig sein l Der in Thorn wegen Landesverraths verhastete Sekundaner Schoultz wurde heute wegen zweifacher Majestätsbeleidigung und wegen Diebstahls zu fünf Monaten Gefängniß ver- urtheilt. Jndenblatt". Wegen des AusdrucksJudenblatt", gc. braucht gegen ein hiesiges Blatt, ist derReichsbote" vom Gericht der Beleidigung schuldig befunden und zu einer Geldstrafe ver- urtheilt ivorden. Darüber jammert derReichsbote" in einem ganzen Leitartikel. Er kann das Urtheil nicht begreifen. Das WortJudenblatt" sei doch gar kein Schimpfwort.   Nur sich nicht dumm stellen und gar zu dick heucheln l Daß Jemand wegen eines solchen Ausdrucks, zumal wenn vomReichsbote" gebraucht, zum Richter läuit und klagt, das ist allerdings jämmerlich, aber derReichsbote" muß doch das deutsche Gesetz kennen, das jeden einem anderen unangenehmen Ausdruck als Beleidigung auffaßt; und das Stöckerblatt wird doch nicht be­haupten wollen, daß es mit dem WortJudenblatt" eine Schmeichelei habe sagen wollen. Das wäre doch zu stöckerisch. Antisemitisch. Irgend ein beliebiges Judenhetzblatt, das wir nicht nennen wollen, um ihm keine Reklame zu machen, bringt folgendesGedicht": Einst sprach der Kaufmann Isidor Eohn Des Morgens zu seinem würdigen Sohn: Hast Du den Tabak auch schon benetzt, Die Butter genug mit Kartoffeln versetzt? tast in den Zucker Du Kreide gelegt, igarrenholz in den Zimmet gesägt, Die Rosine» mit Steinchen und Reisern vermengt, Den Branntwein gehörig mit Wasser getränkt? Wenn nach dem allen Du hast gesehn, Dann komm, dann wollen wir beten gehen! DasGedicht" ist bis auf die erste und letzte Zeile eine ziemlich wortgetreue Uebersetzung aus dem Englischen, und zwar einiger Verse aus einem vielleicht hundert Jahre alten Gassenhauer zur Verspottung scheinheiliger, äugen- verdrebender ch r i st l i ch e r Krämer. Natürlich ist derIsidor Cohn" antisemitisches Fabri kat, ebenso wie dasbeten gehn" am Schluß an stelle des go to churcli dann laß uns in die K i r ch e gehn' steht, was natürlich zumIsidor Cohn" nicht paßt, aber für manchen antisemitischenteutschen Mann" sicher- gut passen würde. Dem Dr. Hans Müller ist von den schweizerischen Arbeite blättern wegen seines im Bourgeois-Jnteresse geschriebenen Pamphlets ans Greulich und das schweizerische Arbeitcrsekretariat so gründlich heimgeleuchtet worden, daß der saubere Patron als abgethan zu betrachten ist. Demnächst wird er wohl, wie die Berner Tagcwacht" ihm prophezeit, von seinen Brotgebern mit irgend einem fettenAemtli" abgefunden werden gleich anderen Maulrevolutionären, für welche die revolutionäre Phrase blos Geschäftsreklame war.-- Wie Soldateuschinder behandelt werden in der Schweiz  . Der Luzerner   Zivilingenier Woringer machte als Oberlieutenant der Festungsartillerie in Andermatt   auf dem Gotl» Harb den Wiederholungskurs niit. Die Soldaten hatten strengen Dienst und waren während acht Tagen konsignirt; nur die Osfiziere durften ausgehen. Endlich wurden auch die Wehrmänner frei und aus Freude darüber thaten sie sich etwas gütlich, infolgedessen mehrere in angeheitertem Zustande in das Quartier zurückkehrten. Räch dem Lichterlöschen ging es in den Mannschastsräumen noch etwas laut her, ivas den Woringer zum Einschreiten veranlaßt?. Als das Ruhegebot nicht augenblicklich befolgt wurde, zog der Herr Oberlieutenant   blank und hieb einem Solvalen mit dem Säbel derart mehrere Male auf Brust und Kopf, daß er bewußtlos zu Boden stürzte, er hatte«nie schwere Wunde erhalten, welche sofort zugenäht werden mußte. Die Kameraden des so Mißhandelten geriethen darüber in größte Ausregung, so daß der tapfere Säbelheld ausriß, hinter ihm aber zwanzig bis dreißig Soldaten her. welche ihn mit Gewehrkolben bearbeiteten und vielleicht erschlagen hätten, wenn nicht ein anderer Offizier dazwischen geeilt und mit dem Säbel parte hätte. Das Allarmsignal von drei Revolverschüssen brachte schnell die Wache herbei und die Mannschaft ging auseinander, ts-in Soldat erhielt sofort 10, mehrere andere 1 bis 2 Tage und der Oberlieutenant sitzt im Untersuchungsgefänguiß, der Strafe für seine rohe Heldenlhat gewärtig. Hvffenllich werden ihm," schreibt ein schweizerisches demo- kratisches Blatt.Säbel und Revolver für immer abgenomm.n." Die schönen Tage der politischen Ferien vorüber die parlamen- tarische Arbeit muß demnächst beginnen. So tief ist die Republik   trotz alledem und alledem doch noch nicht herab- gekommen, daß die Zeit der Kammereröffnung dem Be- lieben des Präsidenten und der Minister anheimgestellt wäre. Und Herr Perier hat das Dekret unterschreiben müssen, das die Kammer aus Dien st ag, den 23. Oktober zusammen beruft- Also eine Galgen- frist von etwa drei Wochen. Und dann steht die Re- gierung vor ihren sozialistischen Anklägern, oie ein gewaltiges Arsenal von Belastungsmatertal haben. Frankreich  . sind für Perier und seine Leute empfangen wurde, muß selbst die Regierungspresse zugeben allein sie sucht es komischer Weise phonetisch zu er- klären, nämlich durch die Schwierigkeit des Rufs: vive Casimir Perier   sechs Silben, die sich allerdings schwer aussprechen die sich ja aber sehr leicht durch Weglassung des Casimir aus die Hälfte hätten reduziren lassen, wenn die Lust vorhanden gewesen wäre. Natürlich wird über diese Erklärung gelacht, waS dem Ansehen des Herrn Casimir Perier   nicht fördersam ist Von der Wahl in Nogent, die eine kräftige Ohrfeige für den Präsidenten war, haben wir schon gesprochen. Er läßt jetzt verbreiten, Robert sei gar nicht sein Mann gewesen. der Gewählte sei ihm gar nicht unangenehm u. s. w. Durch solche Albernheiten verdirbt er sich nur noch mehr seine Stellung. Kurz, es geht rasch abwärts mit Herrn Casimir Perier.   Einstweilen aber hat er noch die Hand an der Kurbe! der Staatsmaschine und auch derunabhängigen" Magistratur. Und es hagelt Prozesse gegen die Opposition Auch dieKleine Republik" ist wieder angeklagt. Sie soll den Präsidenten zum zweiten Mal beleidigt und außerdem die Bevölkerungsklassen aufgereizt haben. Derartige Preß Prozesse sind in Frankreich   die regelmäßigen Vorläufer des Sturzes von Regierungen und Systemen.   Die Zeitungen erzähle» wieder von Bomben fundcn und Achnlichem. Nachdem die Anarchistengesetze in Frankreich   und Italien   unter Dach und Fach gebracht waren und also kein Bedarf mehr vorhanden war, hörte der Bomben- segen(Kenie soit la bombe! Gesegnet sei die Bombe!) bc- kanntlich auf. Jetzt säugt's wieder an. Und seltsam, daß dies gerade jetzt geschieht, Ivo in gewissen deutschen   Kreisen sich ein Bedürfnis zeigt. Nicht, daß die Bombensabrikanten aus Berlin   eine Bestellung erhalten hätten, aber sie sind so findige und so gefällige Leute, und so-» int er- national! Ans Holland   schreibt ekn Korrespondent derKreuz Zeitung  ": Das hervorragendste, innerpolitische Ereigniß in den Nieder- landen ist in der letzten Zeit der vollständige Zerfall der sozialdemokratischen Partei, die noch vor kurzem insbesondere in den Regierungsjahren König Wilhelms 711. zu einer großen Rolle berufen schien. Aber der nüchterne Verstand der niederländischen Bevölkerung erwies sich als ein durchaus unfrucblbarer Boden für die sozialistischen   Theorien und Utopien. Eine Zeit lang, als durch lokale Ereignisse in einzelnen Pro- vinzen des Königreichs ein schwerer Nothstand hervorgerufen wurde, fanden die platonischen Beglückungstheorien der sozia- listischen Wanderprediger Gehör bei den Arbeitern und einem Theile der Landbevölkerung. Aber bald siegte die Denkkraft des Volkes über die sozialistischen   Schlagworte, und damit war der Zerfall der Sozialdemokratie besiegelt. Der schlaue Domcla Nieuwenhuis, welcher das Kommende voraus sah, zog sich bei Zeiten von dcrParteileitungzurückundviele andere Sozialistenführer folgten seinem Beispiel. Was von der holländischen Sozialdemokratie noch übrig gealieben ist, verlegt sich ausschließlich auf wüste Schimpfe- reien und Bübereien, wie das Bewerfen der königlichen Equipagen mit Manifesten und beleidigenden Schriften und büßt dadurch den Rest des Einfluffes, den die Sozialdemokratie viel­leicht noch besitzen mochte, ein. Eine gefürchtete Partei ist die Sozialdemokratie in Holland   nicht mehr, was schon aud der Thalsache hervorgeht, daß sowohl die Regierung wie die Be völkerung dem weiteren Treiben derselben mit der größten Gleich- giltigkeit zusieht. Wenn wir diese Korrespondenz abdrucken, so geschieht eS, um unseren Lesern zu zeigen, wie außerordentlich schlecht selbst gescheidtere Gegner und zu ihnen gehört der Korrespondent derKreuz-Ztg.", der mitunter recht ver- ständige Sachen geschrieben hat über unsere Partei Verhältnisse unterrichtet sind. Daß Nieuwenhuis ausgespieli hat, scheint ihmder Zerfall der Partei". Aber Nieuwen­huis war ja, seit ein thatkräfligerer und zielbewußterer Kon- kurrent ihn in's Lager deranarchistischen" Phrasenhelden gezerrt hat, das Haupthinderniß einer gesunden Entwicklung der Sozialdemokratie in den Niederlanden. Er mußte be- seitigt werden. Das ist geschehen, und damits ist verZer- fall" der Partei, nicht herbeigeführt, sondern verhütet und die Bahn frei g e in a ch t für eine starke sozial.- demokratische Partei!----- In England werden die parlamentarischen Ferien von der Opposition zu einer thätigen Agitation benutzt. Am rührigsten sind dieliberalen" Unionisten, deren Führer Chamberlain in großen Reden gegen das Ministerium losdonnert. In seiner letzten Rede verlangte er von oer Regierung, daß sieder Anarchie und der Revolution etwas Positives" entgegensetzen solle. Leider wußte er diesesetwas" ebensowenig zu desiniren, wie vik deutschen Kreuzritter fürReligion, Sitte und Ordnung" es vermögen. Herr Chamberlain meinte bei dieser Ge- tegcnheit, die englischen Arbeiter wollten vom Sozialismn» nichts wissen. Ossenbar hat der gute Mann die Verhand« utngen des Norwicher Kongresses nicht gelesen. Die Tory- Gesellschaft scheint auf das Hirn Chamberlain's keinen sehr günstigen Einfluß ausgeübt zu haben. Neber englische Jntriguen gegen den französischen  Einflusi i« Madagaokar liegt folgende, der Bestätigung bedürfende Herold-Meldung vor: Letzten Sonntag sind mehrere englische Offiziere nach Madagaskar   abgereist, um die Howasarmee zu befehligen. Einer dieser Ofstziere hat bereits im Jahre 1884 einen Feldzug in Madagaskar   gegen Frankreich   milgemacht. DieBirminghumer Post" erklärt, von zuständiger Seite zu wissen, daß in letzter Zeit von England und dem Kontinent sehr bedeutendes Kriegsmateriat nach Madagaskar   abgegangen sei, darunter dK Mitrailleusen. Augenblicklich hätten Agenten in Madagaskar   wieder neue Ver­träge für weitere Waffenlieserungen abgeschlossen. Pnttknmer und Lord Rosebery   oder England und Deutschland  . Durch dle Zeitungen geht folgende Meldung: Lord Rosebery   und der Herzog von Sutherland erhielten vorgenern beide das Ehrenbürgerrecht der kleinen schottischen Berastadt Dornock. Der Provost der Stadt halte in seiner Rebe die Hoffnung ausgedrückt, es möge Lord Rosebery   gelingen, o e m Streikwesen ein Ende zu machen. Der Premier- Mini st er erklärte, der Riesenarbeit, das Ver- hält n zwischen Kapital und Arbeit zurecht zu bringen, sei er nicht gewachsen. Herr Pnttkamer freilich, der meinte durch seinen be- rühmten Erlaß, und seine eifrige Polizei dem Streikwesen spielend ein Ende machen zu können. Auö Italien   schreibt man uns: Die Reatlion wüthet in Italien  , und wie voraus zu sehen war, in erster Linie gegen den Sozialismus mit aller Macht. In de» jüngsten Tagen wurden durch Dekrete der Gouverneure, welche Dekrete man bereits allgemein Utase nennt, aufgelöst: Der große blühend« Verband klex» ck! resistsura.) der Land­arbeiter und Bauern von Cremona  , der sozialistische Verband der Arbeiter von Reggio-Emilia   und der gleiche Verband von Gualtieri   in der Romagna  , der sozialistische Verein der jungen Kaufleute in Reggio  , der Verein für soziale Studien in Udine  . Jeder Tag bringt neue Auflösungen aus allen Provinzen unter Begründung und Hinweis auf eben dieselben Paragraphen der neuen Schandgesetze, die Crispi öffentlich in der Kammer als nicht für die organisirte sozialistische Arbeiterpartei geltend erklärt hatte. Kaffen, Bücher, Mitglieder- listen, selbst Embleme, Fahnen und Stempel werden mit Beschlag belegt und fortgeschleppt. Es ist eine wilde Hetzjad, die die erste Zeit der Bismarck  'schen Ausnahmegesetze ins Ungeheuerliche ver- zerrt. Ein Gouverneur hat erklärt, er werde hl seiner Provinz keine wie immer geartete Versammlung dulden, in der vom Sozialismus und einer neuen Gesellschafts- ordnung gesprochen werde. Das ist. wie man sieht, sie Karrikirung des bekannten Ausspruches deS Bismarckischen Gendarmen: Ueber Thema darf nicht gesprochen werden! Also eine Karrikirung der Karrikatur. Es ist der Krieg gegen alle politische Organisation, soweit Arbeiter in Frage sind. Wie lange diese neue Aera Crispi dauern wird, ist bei der entsetzlichen Verkommenheit der herrschenden bürgcr- lichen Stände und Klassen schwer abzusehen. Obwohl ein radikales Blatt in Mailand   tagtäglich ausruft: So kann es nicht weiter gehen I Wir sind Hunde, wenn ,vir uns diese Wirthschaft dauernd gefallen lassen, so geht es doch täglich, vorläufig ungestört so weiter. Crispi wird in den tonangebenden Blättern der Mittelklassen als Gott gefeiert. Stimmen erheben sich, die stürmisch seine volle Diklatur verlangen; denn sei höchstwahrscheinlich von der Vorsehung dazu ausersehen, zuerst in Europa   der drohenden Hydra des Sozia» lismus den Kopf zu zertreten. In Ermangelung eines Reichshundes beschäftigen sich vornehme Organe in spalteiilangen Artikeln mit seinen Familienangehörigen, vor allem mit den pompösen Reisen seiner Frau Madame Lina Crispi bekannt durch ihre duftenden Wechselbriefe in Höhe von 30 000 Franken in der Banca Romana und mit der Verlobung seiner Tochter. Diese Verlobung wird von den ultramontanen Blättern ironisch als eine Belohnung der neuoffenbarten Frömmigkeit Crispi's betrachte. Dieselben Blätter vergessen dabei nicht, hervorzuheben, daß als diese Tochter Crispi's geboren wurde, ihr jetzt gottgläubiger Vater verheirathet war mit einer anderen Frau, Madame Montmaffon, die noch lebt und von der er noch heute nicht geschieden ist, lvähreno die Mutter der Tochter, die stets fromm gebliebene Madame Lina, zu derselben Zeit(1878) verheirathet war mit einem andern Mann, Eignor Capellani. Dies sind historische Thatsachen und sie beleuchten Heller und greller als lange Kommentare, wie beschaffen die Gefellschaft ist, die heute die Welt regiert. Ein abscheulicher Fall des Wüthens der Reaktion macht be- sonderes Aussehen. Es ist dies die Verhaftung de? Dr. Oggero in Tirano in der Provinz Brescia  . Dr. Oggero, Besitzer emer Apotheke in Tirano, ist in der ganzen Provinz als Menschen» freund und Wohlthäter der Armen bekannt. Er erklärte sich öffent- lich zum Sozialismus, ohne an Agitationen theilzunehmen. Er ist ein Freund von De Amicis, dem er jüngst einen öffentlichen Vortrag über den Sozialismus gewidmet hat. Dieser Vortrag ist auch im Buchhandel unbeanstandet geblieben. Letzten Freitag ivurde Dr. Oggero früh morgens durch eine ganze Schaar Polizei- Agenten aus dem Schooße seiner jammernden Familie geholt und wie ein gemeiner Verbrecher gefangen nach Sondrio  abgeführt, wo die Kommission für den Zwangs- Wohn- sitz, den die neuen Schandgesetze vorschreiben, ihr trauriges Amt ausübt. Oggero war nämlich durch eine geheime Denunziation eines anarchistischen Komplottes angeklagt. Ein Blatt in Sondrio   schreibt: auch wenn sich die Unschuld Oggero's wie ja Allen, die ihn kennen, klar ist, offenbart, wer kann ihm die Schmach vergüten, die dieser henkerartige Angriff auf sein Leben auf sein Familienglück ihm angethan hat? In Sizilien   soll zum 1. Oktober das Blattha. Giustiria sociale", das Wochenoraan, das Garibaldi Bosco vor einem Jahre in Palermo   begründet hatte, und das von Morra sofort brutal unterdrückt wurde, wieder erscheinen. Welches Schicksal es unter dem neuen Diktator von Sizilien  , General Mirri, haben wird, ist unschwer voraus zu sehen. Es wird dem Blatte so gehen, wie der gleichfalls wieder auserstandenen WochenschriftUnione in Eatania. Diese war seiner Zeit von Nicolo Bardato begrünvet, oer nun mit Bosco und de Felici im Zuchthause schmaaztet. Viermal ist dieUnione" erschienen und alle drei ersten Male wurde sie ohne Angabe eines Grundes mit Beschlag belegt und ihre Sendung verhindert. Nur die vierte Nummer konnte lücklich in die Hände der Leser gelangen. Sie ist ein lebenoiges Zeichen für die tief unter Rußland   stehenden Zustände, die auf ver unglücklichen Insel, wie heute in ganz Italien   herrschen. Das' Blatt ist ganz verstümmelt in den eigenen Abdrücken und zum größten Theil mit Absicht zusammengesetzt aus Abdrücken offizieller und osfi- ziöser Zeitungen. Das Blatt erklärt im Eingang, wenn Herr Mirri fortfährt, unseren Aufschrei durch Beschlagnahme zu ersticken, fo versprechen wir ihm eine nächste Nummer zu liefern, in der keine einzige-Zeile, kein einziges Wort von uns selbst geschrieben ist. Sondern das ganze Blatt wird von Crispi geschrieben sei», nämlich zusammengesetzt aus wörtlich wicdergegebeneii Sätzen aus Crispi's öffeullicheii Reden, und diese Nummer, das versprechen >vir ihm, soll vo» Revolution, von Volkserhebung, von Königs- und Tyrailnenmord, ja selbst von Fabrizirung von Bomben zu olchem Zweck bis an den Rand gefüllt sein. Ttnventen-rawalle in Rumänien  . Eine Wolff'sch« De» pesche-au Bukarest»lttdet: Stuoenteu, die von einem studentischen Kongreffe aus Konstanz  » zurückteyrten, veranstalteten gestern Abend einen Um» ug und Kundgebungen. Sie wollten sich auf den Universitäts  - Bouievard begeven und dort, wie im Programm vorgesehen war, Red.n yaltcn. Da die Regierung beschlossen hatte, nichts zu ge- stauen, was oie Ordnung stören und eine Bewegung hervor« eusea könnte, hu übel gedeutet werden möchte, wurde .ede Kundgebung verboten; Polizei- Agenten und eine kleine Truppen- Abtheilung wurden beaustragt, den zn viesem Zweck erlassenen und durch Plakate bekannt gemachte»- Polizeibesehl auszuführen, wurden aber von der Menge daran gehindert. Letzierr wollte sich bereite zurückziehen, wandte sich nbe-»us die von einigen Liberalen ausgesprochene Behauptung. es seien siedenbürgische Studenten verhafte, von Neuem gegen' oie Polizei. Bei der nun erfolgenden Schlägerei wurden einige! Personen verwundet, ein Sergeant schwer. Die Liberalen führten hieraus die Menge vor das Klublokal der Liberalen, wo eine lärmende Kundgebung stattfand. Mehrere Verhaftungen wurden vorgenommen. Heule"amen keine Ruhestörungen vvs. Die bulgarische Ministerkrise ist vertagt, da die Minister Radoslawow   und Tontscheff vor ihrem Rücktritte den Zusanimentritt des Parlamentes, der Sobranje, ad» warten wollen. Keine grosien Schlachtschiffe mehr! das ist die Mahnung und Lehre, die uns durch die letzte Seeschlacht zwischen den Chinesen undJapanern gegeben wird. Die zum Theil auf deutschen Werften gebauten, nach dem Urtheil aller militärischen Schifssbaumeister ganz vortreffliche» Panzerschiffe der Chinesen haben die Probe nicht be- standen und sich der eigenen Mannschaft gefährlicher erwiesen als dem Feind. Das hatten wir, aus mancherlei traurige Erfahrungen un Friedet» gestützt, von den großen Schlacht- schiffen schon längst gesagt jetzt ist es durch die Ernst- probe des Kriegs bestätigt. Dem Reichstag ist jetzt seine Pflicht klar gezeigt, und es lautet nun die Losung: keine Millionen mehr in das Meer we«,en!