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Freitag, den 7. Mai 1920
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Die Partei der Einigkeit.
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Die Reichskonferenz der Sozialdemokratischen Partei| leider! etwas gang Ungewohntes geworden ist. Sonst wiedervereint alles bermag, brängt sich siegreich in den nahm gestern die Resolution Adolf Braun und Gen. nach schlagen Splitter und Trümmer, wie in einem Wahn der Vordergrund. Und dieses Gefühl für den Willen der Hinzufügung einiger Säge, die sich auf die Frauen und Selbstzerstörung, gegeneinander, homerische Wut- assen gab der Reichskonferenz auch jene Stimmung die ländliche Bevölkerung beziehen, einstimmig an. gefechte zwischen den Führern werden ausgefochten, mit den starker Zuversicht, die ihre Verhandlungen von Anfang bis Die Entschließung hat nunmehr folgenden Wortlaut: gröbsten Kraftworten wird dabei nicht gespart. Faßt man zum Ende beseelte. Die Partei sust den Arbeitern zu: Die Reichsfonferenz ber Sozialdemokratischen alle diese gegenseitigen Anschuldigungen zusammen, jo gibt ier sind die starken Wurzeln Eurer Kraft! Ihr wollt die Deutschlands ruft die Parteigenossen, und Genofinnon zum es feinen Menschen in der ganzen Bewegung, der nicht schon Einigkeit, wir wollen sie auch, helft sie zu vollbringen, inWahlkampf auf, der das Schicksal der deutschen als Scheinsozialist", Berräter", Judas ", Lockspikel" ent- dem Ihr in unsere Reihen tretet! Wenn im Interesse der Wahlkampf auf, der das Schicksal der deutschen larot, an den Pranger gestellt gestäupt und gebrandmarkt Bewegung etwas zu bessern ist, dann ist es vor allem an worden ist. Die gemeinsamen Feinde der Arbeiterbewegung, der Partei und in der Partei zu bessern. Wo es aber zu Reaktion und Rapitalismus, aber reiben sich hohnlachend fämpfen und zu stimmen gilt, gilt es für die Sozialdie Hände und zitieren: Einer dieser Rumpenhunde wird demokratie zu fämpfen und zu stimmen. Im Kampf vom andern abgetan". der Sozialbemofratie gegen Reaktion und Kapitalismus , nicht im Streit der Richtungen fällt die Entscheidung über unsere Zukunft!"
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Nur die Einigkeit bes werttätigen Boltes, der Kopf- und Handarbeiter, der Männer und Frauen kann die freiheitliche Verfassung unseres Boltsstaates vor neuen reaktionären Anschlägen schüßen und die pv= litische Gleichberechtigung zur sozialen Gleichberechtigung In eine ganz andere Welt hat uns die Reichs. erweitern. Der geeinte Wille der geistig und förperlich konferenz der Sozialdemokratischen Partei geführt. Eine Schaffenden ist start genug, sich mit den Mitteln der Demo, andere Musik wurde hier gespielt als jene allzu bekannte tratie siegreich durchzusehen und die Arbeit aus dem Joch der hundert Bärmtrompeten, die von einem anscheinend wahnbe 8 Kapitals zu befreien. finnigen Kapellmeister dirigiert werden. Selbst bei der Austragung fachlicher Differenzen trat das Bestreben hervor. jede gegenseitige Verhegung und Verkeßerung zu vermeiden und dem Meinungsgegner menschlich gerecht zu werden, so entschieden man auch seine Fehler und Irrtümer tadelt. Wir protestieren gegen diese dem deutschen Bolle ans Man darf annehmen, daß dieje Tonart den Massen beffer Betane mach, der Tausende wehrloser Frauen und Mädchen flingen wird als jenes gewohnte Schimpftongert, das alle zum Opfer fallen. menschlichen Ohren zerreißt.
Dazu bedarf es vor allem auch der Mitarbeit der ländlichen Bevölkerung, der Landarbeiter und kleinen Bauern, deren Befreiung aus vielhundertjähriger Unterdrückung erst durch die Ne. publik eingeleitet wurde. Im Kampf gegen den widerspenstigen Großgrundbesitz müssen die in der Landsiedelung getroffenen Maßnahmen schnell durchgeführt und entschieden geförbert
werden.
Parole der Einigkeit,
Dieses Bestreben, nicht zu zertrümmern, sondern zusammenzufassen, machte bei den Richtungsgrenzen nicht Salt. Die Reichstonferenz befundete den festen Willen der Partei, den Sehnsuchtstraum aller denkenden Arbeiter zu erfüllen und Ueberlegungsfähige fiebt, ein Sieg nicht möglich ist. Die
in der allein bie Kraft liegt, und mit dem Biele, am 6. Juni eine die Einigkeit wiederherzustellen, ohne die, wie jeder noch fozialdemokratische Reichstags mehrheit an erbie ben
ringen,
Die Reichskonferenz der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands hat auf Antrag der weiblichen Delegierten einstimmig folgende Erklärung gegen die Verwendung schwarzer Truppen in Deutschland beschlossen:
Wir warnen die siegreichen Bölfer vor der Anwendung einer
Waffe, die sich im letzten Ende verderbenbringend gegen die gefamte weiße Raffe wenden wird.
Wir rufen auf alle Männer und Frauen der zivilisierten Erbe, insbesondere unsere Genoffen und Genoffianen jenseits ber der Bölkerfriede den Böllerhaß besiege, dann tretet ein mit aller beutschen Grenze; wenn es Euch Gruft ist mit Eurer Sehnsucht, daß Kraft für die Zurückführung der farbigen Truppen aus den befesten
republik und ihren Fortschritt zur fozialistischen ver Trägerin jenes großen Einheitsgedankens, der in Gebieten, deren Verwendung ein Schlag ist gegen Versöhnung und
bürgt.
gemeinwirtschaftliche Berwaltung,
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allen nicht völlig verwirrten Arbeiterföpfen lebendig geblieben und der heute mächtiger ist als je zubor.
Berständigung der gequälten Menschheit.
Bon dem Wunsche erfüllt, ben Kampf nur gegen rechts führen zu müffen, ist die Partei auch zugleich bereit, ihre alten Grundfäge, Sozialismus und Demokratie, als ein Dieser Wille zur Einigkeit des Ganzen trat besonders untrennbares Gebilde nach allen Seiten hin zu verteidigen. in der Ablehnung des Antrags Raul- Offenbach hervor, Im ganzen unverändert. Die Befreiung der Republik von den lesten Nesten mili. iene Stelle der Resolution Braun zu streichen, in der der taristischen Geistes, bie Durchbringung aller Be- Wunsch der Partei, den Wahlkampf nur gegen rechts Paris , 6. Mai. ( T.U.) Die Lage war gestern im ganzen wie hörben mit republikanischem Willen, die Befeitigung führen zu können, ausgesprochen wird. Durch die Verwer- am Dienstag. Die Berbaftung der Führer rief nirgends der Klassenjustiz, die wachsende Anteilnahme der Arbeiter uns fung jenes verfehlten Vorschlags, die gegen ganz wenige 8 wifenfälle berbor. Paris , 6. Mai. ( WTB.) Neber die Streitlage liegen Angestellten an Führung und Kontrolle der Produktion, die Stimmen erfolgte, hat die Reichskonferenz den Willen der Uebernahme der reifen Betriebe in die Partei, ihren Wahlkampf tunlich st nur gegen rechts folgende Havas nachrichten vor. In Bordeaux hat sich die zu führen, noch einmal unterstrichen, fie hat zugleich durch Lage bei den afenarbeitern wesentlich gebessert. In die unveränderte Annahme jener Stelle bekundet, daß die Balenciennes haben sich die Eisenbahner der Bewegung Berteidigung der Grundsätze der Partei nach allen angeschloffen. Die Bergarbeiter haben beschlossen, die Arbeit Seiten in keinem Fall vernachlässigt werden barf. Wir fortzusetzen. In Le Havre haben die Metallarbeiter fönnen, ohne die uns anvertrauten Interessen der Arbeiter aus Soliberität mit den Eisenbahnern den Streit beschlossen. bewegung preiszugeben, nicht die Ueberzeugung preisgeben, In Toulon hat eine Anzahl von Arbeitern des Arsenals daß Demokratie und Sozialismus eine un gestern abend fich für den Streit erklärt. In Lille haben trennbare Einheit bilden, daß sie, wie Scheidemann die Eisenbahner die Wiederaufnahme der Arbeit für fagte, aufammengehören wie Form und Inhalt, wie Rörper heute erklärt. und Geist". Paris , 6. Mai. ( WTB.) Die C. G. 2. hat die MetallDie Probleme der Einigkeit und der Demokratie hängen und Bauarbeiter von Paris und Umgegend aufgefordert, nicht tiefinnerlich miteinander zusammen. Solange die Arbeiter- in den Streit zu treten, sondern erst den Befehl der Leitung ab- bewegung einig war, bätte man es geradezu für eine warten. Die Berhaftungen werden forfgeiest. Mau Schande gehalten zu glauben, bie Bewegung sei außer- spricht von der Berhaftung des bekannten sozialistischen Agitators stande, bie Mehrheit des Boltes für sich zu gewinnen Berfeuil. Nach Schs de Paris" find 76 Eisenbahnarbeiter und mit den Mitteln der Demofratie zum Sieg zu gelangen. entlassen worden, gegen zehn wurden Strafverfolgungen Erst als die Bersplitterung einsette, und jeder Führer jedes eingeleitet. Grüppchens versprechen mußte, diesem werde es gelingen,
ber Ausbau eines freien Echu Iwefens, hebung der ge. famten Boltskultur das alles wird befto geringeren Widerstand fint n, je stärker bie Sozialdemokratische Partei aus bem Wahlkampf zurückkehrt.
Im Kampf der Sozialdemokratie gegen Reaktion und Kapitalismus , nicht im Streit der sozialistischen Richtungen fällt die Entscheidung über unsere Zukunft.
Die Frauen werden diese Entscheidung ausschlaggebend beeinflussen; an ihnen wird es liegen, ob der Weg zurückgeht in die dunkle Bergangenheit, die unsere Gegenwart befchattet, oder vor. wärts in die lichte Zukunft. Diefer großen Berantwortung mus sich jede Frau am Wahltag bewußt sein.
Die Sozialdemokratische Partei will ein Deutschland , bas sich an Freiheit seiner politischen' Einrichtungen von einem Lande übertreffen läßt und das durch praktischen Sosialis. mus dem Wohle des arbeitenden Wolfes im eigenen Lande und in der ganzen Welt hient. Sie will ein Deutschland , das unter voller Wahrung der Selbstverwaltung und Eigenart aller Stämme von unerschütterlichem Einheitswillen befcelt ist. Nur dieses Deutschland wird den notwendigen Rampf auch gegen fremben
Kapitalismus, Militarismus und Imperialismus mit geiftigen und moralischen Mitteln fienreich burchführen und sich aus den drückenden Fesseln des Friedens von Wer Jailles wieder befreien.
Die Reichskonferens fordert die Parteigenoffen und Ge noffinnen auf, in diesem Sinne den Rampf zu führen für die Einigung des ganzen schaffenden Boltes auf dem Boden der sozialdemokratischen Grundsäte.
Loriot verhaftet.
für sich allein und im Kompfe gegen die anderen Gruppen London , 5. Mai. ( WTB) Neuter meldet aus Paris : Das den Sieg zu erringen, erst jett schienen die Wege der Demo- Mitglied des fozialistischen Parteivorstands, Loriot, den Lenin fratie verrammelt, begannen die Pläne und Versuche, in verzum Vertreter der Sowjetregierung in Westeuropa " ernennte, ist zweifelten Sturmanläufen einer Minderheit zu erobern, was beute unter der Beschuldigung einer Verschwörung gegen die innere doch nur das Ganze in geschlossenem Aufmarsch erreichen Sicherheit des Staates(?) verhaftet worden.
fann.
Die Bersplitterung der Arbeiterbewegung wurde zur Ursache ihrer Schwäche, ein 3eichen dieser Schwäche war die Abfehr der Gruppen von der Demokratie. Es iſt fein Zufall, daß die Abneigung gegen die demokratischen Methoden mit der zunehmenden Kleinheit der Gruppen nach links hinüber wädft, daß fie fich mit ihrer zunehmenden Größe vermindert, und daß die Sozialdemokratie, die einaige große Partei der Arbeiterbewegung. bei der auch darum die einzige Hoffnung der Arbeiterflaife liegen fann, unverrüdt an der Zuversicht festhält, daß der Sieg des Sozia lismus durch die Gewinnung der Boltsmehrheit und nur durch sie zu erreichen ift.
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Seit dem ersten Mai erscheint in Rotterdam unter der Leitung des bisherigen Sekretärs der holländischen Partei, Genossen Matthysen, eine neue große Tageszeitung, der Voorwaarts". Das gewaltige Anwachien der sozialistifchen Bewegung in der großen holländischen Hafenstadt hatte die Gründung eines besonderen Parteiblattes dort wünschenswert erscheinen lassen. So besitzen unsere holländischen Genossen nunmehr zwei große Tageszeitungen ,, et Bolt" in Amsterdam und Boorwaarts" in Rotter dam . Wir wünschen dem an einem Festtage der InterHeute geht durch das ganze arbeitende Boff der nationale zum ersten Male erschienenen Bruderorgan, dem Schrei nach Einigkeit. Der Efel vor der gegenseiti- uns eine besondere Namensverwandtschaft womöglich noch Die Neichsfonferenz der Sozialdemokra gen Berfleischung ist allen, die sich nicht ein Gewerbe aus inniger verbindet, eine glückliche Zukunft und ein erfolg tischen Partei, die am Donnerstagmittag ihre Beratun- ihr machen, bis zum Halse beraufgestiegen. Die Einsicht, reiches Wirken zum Wohle des holländischen und des intergen schloß, bot ein Bild, das in der Arbeiterbewegung daß die Trümmer einzeln nichts vermögen, das Ganze aber, nationalen Proletariats,
Befreiung aus den Vanben bürgerlicher, fapitalistischer Anschauungsweife, aber auch Ueberwindung aller 3ersplitterung im Lager der Arbeiterbewegung sind die Vorbedingun gen für den Sieg der Arbeit durch den Sozialis.
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