Erfahrungen 8eS Krieges fehenö gemacht hatten, zu uns ge- kommen. Diese verheißungsvolle EntwicklungIlinie wurde durch die Ungeduld und die Unvernunft eines Teiles der deutschen Arbeiterklasse selbst gestört. Die Spartakisten — diese neugebackenen Sozialisten ohne sozialistische Erziehung und Tradition— warfen die gefährlichen Parolen in die Reihen der Arbeiter: Alle Macht den Arbeiterräten und sofortige Verwirklichung des Sozialismus durch die Dilta- tur des Proletariats! Und bei diesen Parolen allein ließen sie es nicht bewenden, sondern sie griffen zu den Waffen, um die von der Revolution eingesetzte Volksregie- rung zu stürben und eine Räteregierung nach russischem Muster einzusetzen. Es war das größte Unglück für das deutsche Volk und für die Arbeiterschaft im Besonderen, daß das Proletariat in sich selbst nicht die Kraft gefunden hatte, diese gefährlichen Anschläge gegen die eben errungene Volksfreiheit zu über- winden, fondern sich im Gegenteil durch diese erneur spalten und verhetzen ließ. Unter dem Eindruck der verschärften Spaltung der Arbeiterklasse konnte sich der an die Wand gedrängte Mili- tariSmus wieder hervorwagen. Der KapitaliS- mus befestigte seine Positionen, und weite, dem Sozialismus zugeneigt gewesene Kreis« des Mittelstandes, der Beamten und Angestellten, durch den sinnlosen und ungezügelten Ra- dikalismns der kommunistischen Schreihälse abgeschreckt und durch den inneren Kampf der Arbeiterklasse an ibr irre ge- worden, begannen wieder nach rechts abzuwandern. Die Reaktion erhob wieder allmählich ihr Haupt und begann, für den Entscheidungskampf zu rüsten. Und in dem Maße, als sich die Kluft innerhalb des Proletariats erweiterte und dieses sich im Bruderkampf zerfleischte, in dem gleichen Maße wuchs die Macht und der Einfluß der Reaktion, bis sie am l3. März 1920— bis sie zu früh— ihren Tigersprung wagt«. An der ehernen Mauer des spontan wieder einig gewordenen Proletariats- prallte die reaktionäre Bestie ab und blieb schwer verwundet liegen. Di« Woche, die auf den 15. März folgte, wird denkwürdig in der Geschichte der Menschheit bleiben. Zum ersten Male in der modernen Geschichte geschah es, daß ein verhaßtes Re- gimc, auch wenn es sich auf eine starke und rücksichtslos zu» greifende militärische Macht stützte, durch das friedliche Mittel des passiven Widerstandes der werktätigen Klassen überwunden wurde. Der politische Generalstreik hat damit die Probe aufö E xe m p e l glänzend b e st a n d e n. Jetzt wiederum ist der Moment gekommen, wo die So- zialdemokratie mit der Werbekraft ihrer Ideen die proleta- rische Mehrheit des Volkes für sich gewinnen kann. DaS klassenbewußte Proletariat muß aber jetzt klar erkennen, daß auch die Verwirklichung des Sozialismus nur möglich ist. getragen vorn Willen der Volksmebrheit, auf dem Boden der Demokratie. Wer versucht, durch eine nur mit Gewalt auf- recht zu erhaltende Mindeüheitsdktatur zur Herrschaft zu komnien, stärkt die Reaktion und den Militarismus, indem er ihm Gelegenheit bietet, feine Unentbehrlichkeit zu er- weifen. Diese Diktaturapostel tragen nur Zwietracht, Ver- hetzung und blutigen Kampf in die Reihen der Arbeitersichaft. Sehen mir uns nur die verflosieie Herrschast der Kommunisten im Richrrevier daraufhin an. Das ausgeprägte Zeichen war. Ideenlosigkeit. Ein Dilettantismus lächerlichster Art, ähnlich dem der Kapp-Herrschaft, machte sich breit. Mit sklavischer Treue wurde die eben zu Boden geschlagene Milltärberrschaft kopiert. Man begann mit einer Unmasse von Bekanntmachun- gen. Vorschriften, Warnungen, Drohungen. Knebelungen der Presse(auch der sozialistischen ), Reglementierungen, Schika- nierungen, und endigte mit dem Zusammenbruch aller Orb- nung, mit Plünderungen und Brandstiftungen von Banden,
heiraten... Bon Karl Lütge. In den besseren Zeilen ging sie noch zur Schule, mein« klein« Braut. Heute ist sie knapp Zwanzig. Damals war sie vierzehn. Mit Vierzehn konnte sie noch nicht ans Heiraten denken. Mit Zwanzig denkt sie heftig daran. Und ich mit ihr. Eigentlich wollten wir Ostern lS20 heiraten. Aber da» ging nicht, wie wir bald merkten. Der Grund? Erstens: Sie hatte nicht viel von zu Hause, ich hatte wenig. Beides zusammen ergab: etwas mekst als nicht«. Zweitens: Alles war heute leuer und morgen teurer. Drittens: Der Alle— den zukünftigen Gchwiegelvater meine ich— sah beides nicht ein. Nämlich ersten»: daß wir bald zu« sammen mutzten, und zweiten«: datz, wenn er die Aus- stattung schnell kaufte und un« schnell heiraten ließ, er billiger wegkam. Also diese drei Tchwierigkeiten war die Hauptschwierigkeit I—- Nebenher gingen noch diele ander«: ein Raum, der Platz für unS zwei und unsere Liebe gewährt, da? nötige Belriehskapital und solche kleinen, vorerst von u»S noch nlS recht nebensächlich be- handelten Dinge, Wir wäre» hoffnungsfroh. Sehr hofsnuiigSfroh! Trotz der Schwierigkeiten. Da« Herrenzimmer wollte ich mir zum verspiel selbst kaufen. Ich studierte eifrig die Zeitung. Auf«ine Anzeige schrieb ich. Die lautete:„Herrenzimmer, echt Eiche, erstklassig, gegen Höchstgebot zu verlaufen." Ich bot die Hälfte meines Ber- mögrnö: Eintausenzweihunderlfünfzig Mark. Ein Antwort bekam ich nicht. Da la« ich eine andere Anzeige: Herrenzimmer ustv. für 92 000 M. zu verkaufen. Da schrieb ich in einer Art Wutanfall «benfallt hin:„Sehr geehrter Herr.«S mutz ein Druckfehler vop« liegen! Sie meinen gewitz 260£>00 M,. oder soll an de« 62 000 rfur eine Null fehlen? Glücklicherweise schrieb ich meinen Absender auf den Umschlag und bekam so«inen groben Brief. Ich wäre e« Banause! Deshalb verklagte ich den Menschen. Als ich die Klag« auf feine Bitte zulückmg, half er mir in Möb,lb«schaffung. Ein Bild verschaffte er mir. Dai kostete 172 Mark. Unter Brüdern wäre da-Z beute 600 wert, sogt er. Ich glaube ihm das und freue mich doppelt über den ersten Besitz. Autzerden, gewann ich in der Tombola für 3 Mark Lose eine Kaffeetasse mein« Braut für zwei Mark einen kleinen Dpiegel. Der Anfang war gemacht I Wir waren sehr glücklich an diesem GlückStage. Wir haben beide große Hoffnung, daß wir'« trotz aller weiteren Schwierigkciteit— noch schaffen! Selbst ein Konto aus der Svarkosle kür die Hochzeitsreise richteten wir uns ein. Da zahlen wir die Sonntag« ersparten Martscheine ein. Sechzehn Mark haben wir schon. Rund 20 Kilo-
die sich widerrechtlich in die Reihen des klassenbewußten Pro- letariatS eingeschlichen hatten. Wie können wir daran denken, im Kampf gegen weite Volkskreise, zu denen große Teile der Arbeiter, Angestellten und Beamten gehören würden, durch«ine Diktatur der Gewalt den Sozialismus zu verwirk- lichen? Dieser Versuch wäre Wahnsinn und Verbrechen an unserem Volke. Nur eine Zusammenfassung aller werk- tätigen Schichten des deutschen Volkes kann uns aus der Not und Gefahr dieser Tage ei,n«r dichteren Zukunft entaegenführen. Das Proletariat ist einig in der Abwehr der Reaktion, der arbeitende Mittelstand kommt zu uns— so stehen wir nun vor den Wahlen zum ersten deutschen Reichstag nach der Revolution. Wir haben durch unsere Zerrissenheit in den letzten anderthalb Jahren viel Zeit verloren, die wir erfolgreicher dem Kampfe für die Verwirklichung des Sozialiemus hatten widmen können. Wir haben aber das Glück, uns in eine? Situation �u befinden wie in den Jugendtagen der Revo- lution. Wieder stehen wir am Anfang. Vermeiden wir die alten Fehler! Lassen wir uns nicht wieder durch die kiyste- rische Ungeduld der Kommunisten und der kommunistischen Linksunabbängigen zersplittern. Mit diesen ist leider zur- zeit eine Verständigung nicht möglich. Aber sie sind unter sich selbst vielfach gespalten, und bekommen wir eine Einig- keit des wirklich sozialistisch und demokratisch gesinnten Pro- letariats, werden auch ihre Massen mit der Zeit zu uns ab- wandern. Deshalb wollen wir, wenn wir auch getrennt in den Wahl kämpf marschieren, vereint die Reaktion schlagen. In sachlichen Aussinandersetzun- gen wollen wir versuchen,«inen gemeinsamen Boden.zu finden, der uns nach den Wahlen zur Arbeit für den So- z i a l i S m u s und die Demokratie zusammenführt.
Ghne LeÜebour kein Lüttwitz! Variationen za einem bekannte« Thema. DaS Kernwort Scheidemanns von der Reichskonferenz: „Ohne Jannarputsch von 1919 kein Märzputsch von 1920, ohne Ledebour kein Lüttwitz" ist ziemlich restlos durckgedrungen. man sieht auf weiter Flur nur noch einen, der sich dagegen wehrt, und das ist natürlich Ledebour selbst. Er veröffentlicht in der„Freiheit" einen zweiten langen Artikel, um sich rein zu waschen, steht sich aber dabei ge- nötigt, sich gegen seine eigenen Parteigenossen noch schärfer zur Wehr zu setzen als gegen unS. Richard Müller hat bekanntlich erklärt: „Ledebour darf ni>bt glauben, daß ich meine Haut zu Markte trage, wenn ein politischer Narr au« vollständiger Berkenmmg der revolutionären Voraussetzungen oder au« Eitelkeit eine„redo- lutionäre Erbeb ung" für gegeben erachtet.' Dazu bemerkt der sich getroffen Fühlende: Die n i e d r i g e Beschimpfung, die in jenen Müllerschen Worten enthalten ist, kann ich ruhig der Beurteilung jede« an» ständigen Mensche», auch meiner anständigen Gegner überlasten. Der eine erklärt den anderen für einen„politischen Narren", der andere kann den einen nicht für einen an- ständigen Menschen, nicht einmal für einen„anständigen Gegner" halten! Ledebour erzählt dann, der„Vorwärts" habe das Richard Müllersche Diktum„zur Rechtfertigung deS StrcikbruchK" verwertet, weil er sich gegen einen General- streik aus Anlaß der Schießerei vom 13. Januar vor dem Reichstag erklärte. Er beweist dadurch nur, wie fern er dem wirklichen Arbeiterempfinden steht, das einen echten Streikbrecher von einem der Ledebourschen Phantasie wohl zu unterscheiden vermag. Ledebour beklagt sich bitter, daß der„Vorwärts" nun schon dreimal geschrieben hat:„Ohne Ledebour kein
meter der HoSzeitsreis« sind uns sicher(d. h. wenn da« Fahrgeld nicht erhöht wird!) Auw sonst mutz ma«, um heiraten z« können, beut« immer achten. Geld zu verdienen. Da» geschieht von un» beiden. Meine Braut photographiert nebenbei. Dabei verdient sie hübich. Im Monat rund dreißig Mark. Ich sckireibe Geschichten. Damit ist fast ebensoviel zu verdienen. Autzerdem verlaufe ich nach und nach die Liebelgedichte, die ich meiner Braut in der Anfangszeit geschrieben babe. Da» bringt zwar noch weniger ein, aber man ist doch wenigstens nicht untätig! Um die Preise für notwendig« Ding« unsere« Hausstandes kümmern wir im« wenig. Was wir un» heute ansehen und morgen kauien wollen, wenn wir da« Geld dazu zusammen haben sollten, kostet nach einer Woche, wo wir in der Regel erst da» Geld bei- sammen haben, da« Doppelte, und wenn nicht da«, so doch «ine Menge mehr, oder e« ist schlechterer OualUät oder ausverkauft. Manchnal fragen wir un» da: warum leben wir in io einer Zeit? Und warum wird e« gerade un« so schwer gemacht? Gibt e« keine Regierung, die Jnterest« an der Gründung neuer Hau«» stände hgt und die hier helfend«ingreiit? Ein« Antwort haben wir nie bekommen. Wir können die Fräße un» doch nickt selbst beantworten. Und sonst sehen und hören wir nichts. Nur daS sehen wir, datz e» außer un« noch viele andere gibt, die in gleicher Lage sich befinden und ebenso Nervenkraft aufzubringen sich bcniühen. um alle-Z zu ertragen. Manche bevölkern die Tanzlokale. manch? be- täuben sich im Kino. Jeder sucht nach setne: Art darüber hinweg- zukommen und— hofft... Wie wir hoffen... Auf wa«? Wir fragen nicht I Sie fragen alle nicht I— Um nicht den schönen Wahn zu zerstören...
Sternhaufen und Nebelflecke. Der bekannt« schwedrsch« Astronom Svante Arrhtniut behandelt« tu der neuge bildeten schw» di scher» astronomischen Gesellschaft kürzlich dieses Thema, dem er besonder« Forschungen gewidmet hat. Die neuesten Untersuchunze» auf dem Gebiete der Nebelflecke, führte« dabei nach einem Be- richt dek„Prometheus" au«, baten unsere Aezrifr« vom Bau de« Weltalls von Grüns au» umgestürzt und di« Grenzen der meß. Haren Sternräume unermeßlich hinautverschoben. Und je mehr die Werkzeuge und Messungsversahre« verbessert werden, desto mehr wird unsere Kenntnis vom Weltall »rweitert, da«, so weit wir sehen können, über alle endlichen Arenzm-rrken hinauswächst. Der Glaube an di« Un«ndlichkeit der Stern enwelt steht fester ol« je. An den aufsehenerregenden Untersuchungen, welch; in den allerletzten Jabren eine so staunenswert« Ausdehnung un» sereS astronomischen Wissens gebracht haben, ist Amerika in be- herrschender Weise beteiligt, weniger auf Grund des Unterneh-
Lüttwitz!" Wir versprechen ihm, daß er diese ihm Pein- liche Ueberschrift nicht mehr sehen soll, wenn er endlich mal. in sich geht und begreift, daß dem arbeitenden Volk mit putschistischen Hanswurstiaden nicht geholfen ist.
Ehrharöts Scheiüebrlef. Er„meldet gehorsamst". Kapitän Ehrhordt hizt. wie die P.P.N. erfahren, folgenden Brief an Generalmajor Berend gerichtet: Munster, den 2. Mai 1SAZ. Hochwohlgeborcner Herr! Hochzuverehrender Herr Gensralmasor! Euer Hochwohlgeborsn melde ich gehorsamst, daß ich mich der Verhaftung entzogen habe. Ich Hab« mit Absicht die Abwesenheit von Euer Hochwohlgeboren benutzt. Die Truppe hatte durch eine Tbordmurg gefordert, daß ich mich keinesfalls stellen dürfe, daß sie dieses ebenso wie oine gewaltsame Verhaftung ver- hindern würde und, falls es nicht gelänge, die Forderung der Freilassung unbedingt stellen würde. Ich war, um Unruhen zu vermeiden, gezwungen, der Truppe die Zusicherung keiner frei- willigen Gestellung zu gaben. Ich konnte sS nicht verantworten, daß meiner Person wegen die Regierurig zu Handlungen, die Kampf von Truppe gegen Trupps bringen konnten, ge- zwungen wurde, noch datz die Brigade durch ihr mannhaftes Ein- stehen für mich zu Schaden kam. Midbe stimmend für mich war die Unsicherheit im Reich, so daß keine Gewähr geleistet war, daß ich nach Recht und Gesetz behandelt wurde. Eine lange Untersuchung?- hast würde ich nichi ertragen haben. Mit vorzüglicher Hochachtung habe ich die Ehre zu sein Euer Hochwohlgeboren gehorsamer gez. Ehrhardt, Korvettenkap iiän. Schrieb'S imd schlug sich„gehorsamst" in die Büsche. Einer von denen, die ihren inneren Lumpenhund stets in moralischer Paradeuniform spazieren führen. Er will„Un- ruhen vermeiden", will keine„Handlungen, die Kampf von Truppe gegen Truppe bringen" waS hat er am 13. März getan? Und was tut er letzt? Jetzt macht er moralische Sprüche, um seine kostbare Leiblichkeit unter Zurücklaffung eines gebrochenen Offiziersehrenworts in Sicherheit zu bringen. Ein Held nach dem Herzen der Deutschnatio- nalen!
Zur Steuer der Wahrheit. Ein.Zentralrot der Angehörigen- verbände" teilt in der Morgennummer des„Vorwärts" vom Sonn- abend mit, datz er die Aufgabe habe, di« demickcn Kriegsgefangenen in Rutzland sowie die ruisiscken Kriegsgefangenen in Deuisckland zu befreien. Der ReichSlommissar für Kriegs- und Zivilgefangene. Genosse S t ü ck l e n. schreibt uns dazu, daß dieie Angabe« durchaus irreführend sind. Der Zenlralrat hat weder mit der Rückschaffnng der Russen auS Denischland, noch mit der Heimschaffung der Deutschen aus Rutzland auch nur das gering st e zu tun. Diese Transporte find vielmehr bereilS im Gange. Die Fühlungnahme de« Zentralrais mit den deutschen Regierungsstellen beschränkt� sich daraus, datz diese Regierungsstellen bereit sind, wie von jeder anderen Korporaiion auch, Wünsche und Anregungen de» Zentralrats entgegenzunehmen. Irgendeinen E i n f i u tz auf die Entschlietzungen der Regierungsstellen hat der Zentralrat nickt. Diese Feststellungen find notwendig, damit in wetteren Kreiien nicht Hoffnungen erweckt werden, deren Erfüllung dem Zenrrak- rat abiolut unmöglich ist. Deutsche Juristen nach England eingeladen. Ende Mal findet in PortSmourh die Konferenz der„International Law Associatiou" statt. Die Tagung wird sich in erster Linie mit den neuauf- geworfenen Probleme: de? Völkerrechts, insonderheit mit dem' Völkerbund , beschäftigen. Von namhaften deutschen Ju- risten werden Professor Dr. H u b e r i ch- Berlin und Geheimrat Professor Dr. Riem eher- Kiel nach England reisen. DeutschSstcrreich im Bölkerbcind? Den„Baseler Nachrichten" zufolge wird der VölkerbundSrat. der dieser Tage in Basel zur Vor- bereitung der Generalversammlung zusammentritt, dieser oen Antrag stellen, Deutschösterreich in den Völkerbund aufzunehmen.
mungsgeistes der amerikanischen Astronomen, als«ms Grund de» günstigen Klimas und unerhörter wirtschaftlicher Hilfsmittel. Diese Umstände haben auch viele tüchtige europäische Astronomen an die großen Observatorien der neuen Welt hinüSerg-lockt, wie Kapteyn. den berühmten holländischen Astomomen, den ersten Entdecker der ..Sternstrcme", und den Deutschen Äoh! schütter, der mit Walter AdamS die Ehre teilt, das spektroskopische Verfahren für di« Mes- sung der Sternabstände ausgearbeitet zu haben. An dem Mount- Wilson-Observatorium , wo diese Untersuchungen ausgeführt wurden. hat auch Horlou Shapley seine hemerkenSwertM Studien über die Natur der kugelförmigen Sternhaufen vollendet. Mittels sinnreicher Verfahren hat dieser geniale Forscher mit großer Genauigkeit die Abstände zu diesen verhältnismäßig an Zahl geringen Objekten be- rechnet, und dabei Entfernungen bis zu 200000 Lichtjahre» ge- messen. Die bisher berechneten Werte waren bedeutend niedriger. Die am weitesten entfernten von diesem Sternhaufen sind in Wirklichkeit unerhört groß. Professor v. Zeipel bat die Gesamt- masse eines solchen RiesenungetümS berechnet und eine Größe Q(-t funden, die vergleichbar ist mit der zusammengelegten Masse all«» am HimmleSgewölbe sichtbaren Sterne. Eine neue Theaterhetze. Herr Klabund schreibt unS: Anläßlich der Uraufführung meines Schauspiels„Die Nochtwand- l e r" kam eS in Hannover zu einem Skandal, der keinesfalls, wie die mitgebrachten Trillerpfeifen und Kindertrompeten bewiesen, auf künstlerische Opposition zurückzuführen war. Von welcher Seite diese Opposition unter anderem ausging, beweist«in Artikel in der „Deutschen Zeitung" vom Montag, den 10 Mai, in welchem be» hauptet wird,„daß in dem Stück der Haß des Judentums gegen das ehrliche, aufrechte Deutschland ganz unvsrhullt die Zahne zeigt", uird in der ich unter anderem als„jüdischer Brünstling" apostrophiert werde. Daö Stück ist deutscher als es die„Deutsche Zeitung" je sein wird, und ich möchte festgestellt wissen, daß der antisemitisch« Radau gegen mich völlig unangebracht ist. Mein bürgerlicher Name ist Alfred Henschk« und in memen Adern fließt nicht ein Tropfen südisch«» Blut«?. Die Opposition gegen mich wird sich»ine andere Flaag« suchen müssen." Ter Jude, der keiner ist. wird trotzdem verbrannt werden. Die -Deutsche Zeitung" wird den arischen Himschke einen Fudenknecht nennen, ernen AnpäßUng usw., und nun erst recht seinen Skalp fordern. Da» Kino al» Kunsisörberer. Die Kinotheater haben sich in Kristiania , wo sie kommunalisiert sind, als eine recht bedeu» tend- Einnahm«melle erwiesen, durch die di« Stadt in den Stand gesetzt war. eine namhafte Unterstützung dcx Kunst zu gewähren. Der Ueberschuß aus dem 2. Halbiadr 1010 w>"->e r• Bericht der.Kunstchronik" folgendermaßen verteilt:«00 000 Krone« für da» Volkstheater, 120 000 Kronen für die Aufführung eine» Ateliergebäudes für der: Bildhauer Dtgcland, 100 000 Kronen kür ,ein neue« Schulgebäude. 20 000 Kronen für Schulfilmc und 200 000 Kronen kür einen PenstonSfondS der Künstler deö NalionaltheaterS. Zchrater. Die CrUcuffüävung bei vbantastischen Schauspiels. ff i» seltsamer Fall" im Central-Tbcatcr mutz wegen technilcher Schwierigleiten aus Sonnabend, den 22. Mai d. I.. verlegt werde«.