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GroßSerün Totentanz in Lichtenberg . Die Lindenhof- Kinder als Darsteller. Weit, weit draußen, wo sich die Riesenstadt allmählich auS ihrer steinernen Verkittung löst und langsam in das Gelände zerfließt. liegt der L i n d e n h o f. Ganz nahe am städtischen Friedhof Fried» richSfelde, wo auch alle Großen der Partei schlummern. Gar nicht fern von Herzberge. Mitten zwischen denen, die niemals erwachen und denen, die lebend tot sind, liegt der Lindenhof mit den vielen Kindern und jungen Menschen, deren Seelen sich in dieser wilden zerrisienen Welt nicht haben zurechtfinden können. Kinder, deren Eltern keine Gewalt mehr hatten über wild« Triebe, die aus dem eigenen Blut emporgeilten. Und unter ihnen ein gereifter Mensch, mit den hellen Blicken und Gebärden des Jünglings und den aus selten reinen Tiefen kommenden unsäglich gütigen, liebevollen Worten de? Mannes, der Mensch sein will, Freund, Genosie, allen diesen Kamerad und Bruder: Karl Wilker , der Leiter des Lindenhof. Er hat die Kinder und jungen Menschen befeuert, aus ihrer Sehnsucht heraus, die er wieder rein machen will, ein Spiel zu ge» stalten, daß an die Seelen der Menschen rührt. So spielten sie ein alles deutsche? Totentanzspiel. Die Jungen und Mädels hatten sich aus eigener Arbeit eine eigene Bühne mit eigenen Gewändern gestaltet. Wenn das Licht ringS erlischt, glühen zwei rote Feuer auf. Im Halbdunkel der Bühne erscheinen fünf weiße Kinderlein, Engel. Mit rührend ungelenken und dennoch beherrschten und gemessenen Stimmen verkünden sie den Menschen die fünf Formen seines Todes. Dann braust Harmoniumgetön durch den Raum. Aber die grellen Läufe der Flöre überspitzen eS. Dumpf rasselt die Trommel. So erscheint der Tod. Und er ruft mit tiefer unerbittlicher Inbrunst die Menschen zum letzten Tanz mit ihm auf. Ein langsamer Matsch klingt an. Durch, den dunklen Raum tönen dumpfe Gleichschritt«. Ein Zug bewegt sich zur Bühne, klimmt die Stufen empor, steht im Zwielicht, daS von des TodeS wächsern' Antlitz wiederleuchtet. Der Tod verkündet sein Urteil. Zuerst muß der König sterben, mit ihm die Königin. Auch der Priester muß hin, wie sehr er sich ans Leben klammert. Der Richter, der Arzt, der Bürger, der Bauer, der Landsknecht , die reine Jungfrau. Und mit jedem tanzt, nach seiner bürgerlichen Art und Gepflogenheit, der Tod den letzten Tanz. Zum Schluß, in seiner unerbittlichen Grau» samkeit packend und erschütternd, mit dem zarten Kindlein, das er der Mutter au« dem Arme nimmt. Kein Programmzettel, kein Name. Alles ist Gemeinschaft, ist unpersönlich. Und diese JungenS und Mädels, die oft unverant» wortlicher Weise die bürgerliche Sitte als verloren ansieht, spielen diese« reine Spiel. Man ist lange Jahre aus jeder kirchlichen Gemeinde und sträubt sich anfangs gegen diese Mystik. Wenn aber aus dem Hintergrund der Zuschauer sich langsam im schweren dunkel ballenden Schritt die Schar der Äidgeweihten löst und dann unter den Klängen des Spiels dahin wieder zurückkehrt, da fühlt man das All-Menschliche qes Spiels, dem wir, mit oder wider Willen, alle Untertan find. 1.

Betriebseinfchränknngen bei der Post. Bei der hiesigen Oberposttxirektum schweben Erwägungen, die Zahl der Briefbestellungen zu vermindern, soweit dies ohne wesentliche Schädigung berechtigter Interessen irgend möglich ist. Insbesondere wird beabsichtigt, in der Innenstadt und den- jenigen Stadtvierteln, in denen sich zahlreiche größere Geschäfte und Bureaus mit durchlaufender Arbeitszeit befinden, vor- mittags zwei Bestellungen und die dritte Befiel- lung in den ersten Nachmittagsstunden ausführen zu lassen. In den anderen Stadtteilen, wo der Geschäftsverkehr nicht überwiegt, soll die dritte Bestellung unmittelbar vor die letzt« Bestellung gelegt werden. Di« letzte, weniger belastete Be- stellung soll wie bisher etwa von Uhr ab stattfinden und so be- schlcunigt werden, daß sie bis 8 Uhr abends beendet ist. In den Borstädten wird«S im allgemeinen mögjlich sein, mit drei Be- stellungen auszukommen.>

32] Segen üer Cröe. Roman von Knut Hamsun . HaHen wir nicht vier Kühe?" frayt sie.C nein, nchl."»Acht Kühe!"Ja, und lrnt haben auch einen Stier."»Habt ihr Butter verkaust?"O ja und Eier." Haben wir denn auch Hühner?"Ja, das versteht sich. Und Schweine." Inger muß sich über die Maßen der- wunbern, sie kann das Geborte kaum fassen und hält einen Augenblick daS Pferd cm:Brr!" Und Jsak ist stolz und legt es darauf an. sie ganz zu überwältigen.Der Geißler," sagt er,»du weißt, der Geißler: der ist vor kurzem hier ge» Wesen."»So?"Ja und er hat uns einen Kupferberg abgekaust."»So, was ist denn daS, ein Kupferberg?" ..Ein Berg aus Kupfer. Er liegt droben im Gebirge an der ganzen Nordseit« de? SeeZ."So. Und das ist etwas, für .das du eine Bezahlung bekommen hast?"Jawohl, der Geißler ist nicht der Mann, der nicht bezahlt."»Was hast du bekommen?"»Hm. Du wirst es nicht glauben wollen, aber eS sind zweihundert Taler."Die hast du bekommen!" ruft Inger und hält wieder einen Augenblick das Pferd an: Brrl"Hab ich bekommen, jawohl. Und den Hof Hab ich auch längst bezahlt."»Ach, du bist großartig!". Es war in Wahrheit ein Vergnügen, Inger in Ver- wunderung zu setzen und sie zu einer reichen Frau zu machen: deshalb fiigte Jsak noch hinzu, daß er auch weder beim Kauf- memn noch bei sonst jemand Schulden stehen habe. Und er habe nicht allein GeißlerS zweihundert Taler noch unberührt daliegen, sondern noch mehr, noch hundertsechzig Taler da- rüber. Sie hätten also allen Grund, Gott dankbar zu sein. Sie sprachen noch weiter von Geißler, und Inger konnte Auf- klärnng über das geben, was er für ihre Freilassung getan hotte. Es war doch nicht alles so glatt gegangen: er hatte lange damit zu tun gehabt und war sehr oft beim Direktor gewesen. Geißler hatte auch ein Schreiben an die Staats- rate selbst oder an einige andere von der Behörde geschickt, aber das hatte er hinter dem Rücken des Direktors getan, und als der Direktor das erstrhr, war er böse geworden und hatte sich gekränkt gestihlt, wo? ja auch nicht anders zu erwarten gewesen war. Aber Geißler. hatte sich dadurch nicht ein- schüchtern lassen, er verlangte ein neues Verhör und ein neues

Di« Einschränkung ber Beste lletnrichttinyen ist bedingt durch die überaus traurige n nd bedenkliche Finanzlage des Reichs im allgemeinen und der Postverwal- tun« im besonderen. Es dünste in der wettosten Oeffentlich. Zeit bekannt sein, daß die Post- und Telegraphenverwaltung trotz ber letzten Gebühre netthöhungen mit einem Defizit von 1 Milliarde Mark rechnen muß. Dieser ungeheuerliche Fehlbetrag läßt sich in der Hauptsache nur durch eine Verminderung der laufen. den Ausgaben ausgleichen. In Berlin ist daher neben an- deren Maßnahmen die Verminderung der Briefbestellungen keinesfalls z u vermeiden. Die angedeuteten Moßnah- men müssen im gesamten Re'chspostgebiet durchgeführt werden. Das zeigt z. B. die Tatsache, daß m anderen größeren Städten nur drei Ortsbriesbestellunaen stattfinden. Daß bei der hiesigen Regelung die Oberpostdirektton daraus be- dacht sein wird, den Bedürfnissen der Geschäftswelt nach Möglich- Zeit Rechnung zu tragen, ist selbstverständlich.

- ist der letzte Tag. Die Wählerlisten Groß- Berlins enthalten, wie verschiedentlich fest- gestellt wurde, Ungenauigkeiten. Jedem kann es passieren, daß sein Name in der Liste fehlt. darum sichert Euer Wahlrecht!

Um den Landratsposten von Niederbarnim . Der Ni ederbarnimer Kreistag trat gestern unter dem Vorsitz de« kommissarischen Landrats Schlemminger zu feiner Haushaltssitzung zusammen der letzten vor dem Zu- standekommen des neuen Berlin und der Aufteilung de« Kreise». Während die HauShaltSberatung ziemlich ruhig verlief, erweckte der nachträglich auf die. Tagesordnung gesetzte Punkt: Ausübung des VorfchlagSrechtS. für die Besetzung deS erledigten SandratS- amteS eine Auseinandersetzung zwischen den beiden sozialistischen Parteien. In seinem Schlußwort teilte der komm. Landrat mit, daß ein Untersuchungsausschuß im LondratSomt festgestellt habe, daß die Beamten de« Kreises sich in strafbarerWeife an dem Kapp-Putfch nicht beteiligt haben. Gegenüber den in Oranien- bürg und Bernau verbreiteten Gerüchten von einer Verlegung des LandratSamtS auS Berlin betonte er. daß diese Frag« heute noch nicht entschieden werden könne: es beständen gegen eine solche Ver- legung erhebliche Bedenken und Verkehrsschwierigkeiten. Der HauS- haltsplan wurde darauf im ganzen gegen die Unabhängigen an- genommen. Such die Anträge gegen die Einwohnerwehren wurden angenommen. Zu der Ausübung des VorfchlagSrechtS für die Besetzung des erledigten, zurzeit kommissarisch von dem KreiSdepulierten Schlem- minger<Soz.) verwalteten LandratSpostenS teilte der Vorsitzende mit. daß daS Ministerium de? Innern in einem Telegramm um Beschleunigung der Wabl ersucht habe. Abg. Schwarzburger (Soz.) schlug den Abg. Schlemminger vor. Abg. Dr. Neumann beantragte, die StaatSregierung zu ersuchen, bis zur Bildung deS RestlreifcS, der anders zusammengesetzt sein werde, zu warten, und die Unabhängige Frattion schlug unter Angriffen gegen die sozial- demokratische Fraltion den Abg. Pfeiffer zum Londrat vor. Die Anträge der Bürgerlichen und Unabhängigen wurden mit den Stimmen der Sozialdemokraten und Demokraten abgelehnt und beichloffen. den Kreisdeputierten Schlemminger dem Minister zum Landrat vozuschlagen. Pferdeschiebuugen«mf dem DruppeuSbuugSplatz Zossen . Große« Aufsehen erregt in Zoffen eine Untersuchung wegen Pferdeschiebungen. Der in dem Ortsteil Weinberge wohnende Landwirt Hermann Weis« wird beschuldigt, Pferde au« dem Lager»hintenrum"'erhalten zu haben. Noch mehrere Händler au» der Umgebung sollen in die Affäre verwickelt sein. Mit Weise, der sofort in Haft genommen worden ist, stand ein ehemaliger Leut- nant Henkel in Verbindung. Dem Gerücht, daß auch dieser ver- haftet worden sei, fehlt die Bestätigung. Der Zoffener Arbeiterrat hat eine Darstellung veröffentlicht, die folgendes angibt: Weise kaufte in Zossen und Umgebung abgetriebene Pferde auf, und dann wurde mit Henkel zum Tausch«in Treffpunkt im Walde verabredet. Der Händler gab schlechte Pferde, erhielt dafür gute und Henkel bekam einen Tauiendmarkschein in die Hand gedrückt. Später wurde der Tausch dreist sogar auf dem Grundstück des Weiie vorgenommen. Mehrfach hatte der Zossener Magistrat auf seine an

Gerichtsversahren und cilleZ miteinander. Und da hatte der König unterschreiben müssen. Der frühere Schultheiß Geißler war für'diese beiden Menschen immer ein guter Herr gewesen, und sie hatten sich oft besonnen, aus welchem Grunde er es wohl getan haben machte, er hatte alles miteinander um den einfachen Dank ge­tan, es war nicht zu begreifen. Inger hatte in Drontheim mit ihm gesprochen, war aber dadurch nicht klsiger geworden. Alle andern im Dorf sind ihm ganz einerlei, ausgenommen wir," erklärte Inger.Hat er dos gesagt?"Ja, er ist wütend auf das Dorf hier. Und er werde es dem Dorfe schon noch zeigen!" sagte er.So."Und sie würden es schon noch bereuen, daß sie ihn verloren hätten, sagte er." Jetzt kamen sie aus dem Wald heraus, und da big Sellanrav vor ihnen. Es waren mehr Gebäude als früher, die Häuser waren hübsch angestrichen: Inger kannte sich nicht mehr aus und hielt jäh an:Du willst dock, nicht sagen, daß das da daß das da bei uns ist!" rief sie aus. Die kleine Leopoldrne erwachte endlich und richtete sich auf. Sie war ganz ausgeruht, wurde ljennttergshaben, durfte zu Fuß gehen!Gehen wir dorthin?" fragte sie.Ja, ist es nicht hübsch?" Drüben am Hm«« bewegten sich klein« Gestalten: da? waren Eleseus und Sivert, die Ausguck hielten, mm kamen sie dahergelaufen. Inger schien plötzlich erkältet zu sein, sie hatte heftigen.Husten und Schnupfen. Ja. die Erkältung zog ihr sogar in die Augen, sie standen voll Wasser. Aber als die kleinen Burschen näher herankamen, hielten sie mitten in ihrem Lauf inne und starrten nur noch Wie ihre Mutter aussah, das hatten sie vergessen, und ihre kleine Schwester hatten sie ja noch nie gesehen. Aber der Vater ihn erkannten sie erst wieder, als er ganz nahe herangekommen war. Er hatte sich seinen großen Bart abgeschnitten. 12. Nun ist all«? gut. Jsak sät seinen Hafer, harkt ihn hinein und geht mit der Walze darüber. Leopoldine kommt heraus und will auf der Walze sitzen. Was, auf einer Walze sitzen sie ist so klein und kennt so was gar nicht, ihre Brüder wissen es besser, es ist ja kein Sitz auf Vaters Walze. Aber den Dater freut es, daß die kleine Leopoldine zu ihm herkommt und schon so zutraulich ist: er redet mit ihr und

die Heeresverwaltung gerickitete Bitte um Pferde die Antwort er- halten, daß keine abgegeben werden könnten. Bei Weise bätte er tadellose Pferde erhalten können freiliK. zu welchem Presse! Auch die Gendarmerie hat Not, sich die erforderlichen Pferde zu verschaffen. Immer heißt e»: Die Heeresverwaltung lann keine Pferde abgeben. »Soll es denn wirklich so wtitergehen 7" ftagt der Arbeiterrat. Auch un» scheint dringend nötig, daß hier eine höhere Stelle ein- greift. Es muß dafür gesorgt werden, daß die Untersuchung voll« Aufklärung kringt, damit alle Schuldigen zur Rechenschast gezogen werden können.

Gymnasimn«nd Kapp-Putfch. Wir berichteten in unserer Abendnummer vom 12. d. über die reaktionären Treibereien am Friedenauer Gymnasium wegen der Teilnahme von Schülern an der Maifeier. Jetzt er- fahren wir erbauliche Einzelheiten über eine aktive Betätigung de» Direktors am Kapp-Putfch. So hat dieser Jugendbildner noch am Mittwoch der Putschwoche, affo zu einer Zeit, wo der Hochverrate- rische Charakter des Unternehmens keinen Zweifel mehr zuließ. nach bestimmter Aussage zahlreicher Schüler, diese zum Eintrttt in die Brigade Ehrhardt aufgefordert.. Verschiedene Schüler haben seinem Ruf Folge geleistet, und diese unreifen Knaben scheuten sich nicht, die Mordwaffe auf friedliche Bürger zu richten. Der Direktor und mehrere Lehrer stolzierten mit Stahl- beim und übergehängtem Gewehr herausfordernd in den Strayen umher, während der Unterricht in einigen Klaffen tagelang ruhte. In den Andachten dieser bemerkenswerten Anstalt wird teils das offizielle Christentum gepredigt, teils in rachsüchtigster Wesse zum Blutvergießen aufgefordert. Es sind die Leute, die die Bolsche« wistenfurcht züchten, um für ihre eigenen blutdürstigen Plane e,n« Rechtfertigung zu finden..., ,, Wie wir hören, hat da» KultuSmrmsterium eine Unter- s u ch u n g eingeleitet._ Berlin Rom . Auf Veranlassung des iialienischen Eisenbahn- Ministeriums haben dieser Tage eingehend« Verhandlungen mit den deutschen Eisenbabnverwaltungsn über die Wiederauf- nähme des Reiseverkehrs zwischen Italien und Deutschland statte- firnden, die nunmehr zu folgenden Vorschlägen geführt haben: So- bald als möglich sollen zwischen Deutschland und Italien wieder direkte Züge gefahren werden. Zunächst sind zwei Schnellzug» paare in Aussicht genommen, von denen daS eine den direkten Ver­kehr zwischen Holland und Rom oermittsln soll. Das andere Zug- paar ist zwischen Berlin und Rom vorgesehen, und zwar sollen die Züge über Leipzig Hof RegenSburgMenn«' Verona Florenz Rom nach Neapel geführt werden. Für diefi- beiden Züge werden nunmehr zwischen den beteiligten Verwaltun- gen die Fahrpläne vereinbart. Es ist zu erwarten, daß die Wieder- aufnähme des direkten Personenverkehrs zwischen Berlin und Rom Neapel nicht mehr Wetter hinausgeschoben wird. Chilenische Milchspende für Berlin . Eine Anzahl chilenischer Damen hat in verschiedenen Städten Chiles Komitees gegründet. um den durch den Krieg in Not geratenen Kindern in Deutschland und Oesterreich zu Hilf« zu kommen. Als erstes Ergebnis dieser Bemühungen sind 50 000 Büchsen kondensierter Milch dem chile - nischen Gesandten in Berlin zugesandt, der einen Teil für die Waisenkinder in Berlin urtd Hamburg bestimmt und 20 000 Büchsen der Gattin des Reichspräsidenten zur Verteilung unter die Waisen in Berlin zur Verfügung gestellt hat. Frau Ebert hat diese Spende dem Magistrat überwiesen, der durch den Wohl« fahrtSauSschliß für eine Verteilung im S«m« der Spender Sorge tragen wird. Eröffnung der Flnßbadeanstalten. Am Montag werben so!» gende städtisch« Flußbadea istalten eröffnet: für mann» liche Personen: an der EbertSbrücke, Lessingdrücke, In sei brück«, im Werderschen Mühlengraben an der Jungfernbrücke; für weibliche Personen: an, der Eberls» brück«, Lessingbrücke, Jnselbrücke. Die übrigen FlußbadeanstcÄten können erst später in Betrieb genommen werden: der Tag der Eröffnung wird noch besonders bckanirtgeac- ben. Kinder unter zehn Jahren werden nur in Begleitung Er. wächsener zugelassen. Kundgebung der Gefängnisbeamten. AuS Anlaß ihre» Bun­destages veranstalteten die Gefängnisboamten eine große Kund- gebung, an der Abgeordnete der Landesversammlung und zahlreiche Delegierte von außerhalb teilnahmen!. Der Biindesvorsttzende Thiele beklagte eS, daß die groß« Welt so völlig in UirkemrtmS dessen sei, was hinter Kerkermauern zugehe, und deshalb den Lei» stungen der Aiifsichtsbeamten, der Beschwerlichkeit und Gefährlich-

sagt, sie müsse vorsichtig auf den Acker treten, damit sie nicht die Schuhe voll Erde bekomme.Ja, und was seh ich, du hast wahrhaftig heut eine blaues Kleid an! Laß mich sehen, ja gewiß, es ist blau. Und einen Gürtel hast du daran�und alles miteinander. Kannst du dir noch das große Schiff denken, auf dem du liergefahren bist? Hast du die Maschine darin gesehen? Ja, jetzt geh nur mit deinen Brüdern hinein, dann spielen sie mit dir." Seit Oline abgezogen ist, hat Inger ihre alte Arbeit im Haus und Stall wieder Wernommen. Sie übertreibt es viel- leicht ein wenig mit der Reinlichkeit und Ordnung, um zu zeigen, daß' die Dinge jetzt eine andere Art bekommen sollen, und es war auch merkwürdig, welche große Veränderung bald mit allem vorging, sogar die Glasscheiben in der Viehgamme wurden gewaschen und die Stände gescheuert. Wer das war nur in den ersten Tagen, in der ersten Woche so, da im ließ Inger nach. Eigentlich war eS nicht nötig, im Stall alles so blitzblank zn machen, die Zeit konnte besser angewendet werden.'Inger hatte in der Stadt viel gelernt, und dieses Wissen sollte ihr nun zugute kommen. Sie nahm wieder Spinnrad und Webstuhl in Gebrauch, und wahrlich, sie war noch geschickter und flinker geworden, etwas zu flink, hui! besonders für Jsak, wenn er ihr zusah: er be­griff nicht, daß ein Mensch es lernen konnte, so mit seinen Fingern umzugehen, diese langen, hübschen Finger au Ingers Hand! Wer mitten drin gab Inger die eine Arbeit auf und mochte sich an eine andere. Jawohl, sie hatte jetzt verschiedenes mehr zu besorgen als früher und in größerem Umfang, viel- leicht war sie auch nicht ganz so geduldigen Herzens wie einst, etwas Unruhe hatte sich ihr wohl ins Herz geschlichen. Gleich zuerst waren da die Blumen, die sie mitgebracht hatte, es waren Knollen und Wleger, kleine Leben, an die auch gedacht werden mußte. Die Fenster waren zu klein da- für. die Gesimse zu schnral, man konnte da keine Blumen- töpfe aufstellen, sie hotte auch keine Töpfe, und Jsak mußte ihr ganz kleine Kasten für Begonien, Fuchsien und Rosen an- fertigen. Und überdies genügte auch ein Fenster nicht, waS war cot Fenster für eine ganze Stube! Und außerdem," sagte Inger,Hab ich auch kein Bügel- eisen. Ich sollte ein Bügeleisen zum Plätten haben, wenn ich Kleider und Anzüge nähe, niemand kann im Nähen was Ordentliches leisten, wenn er nicht eine Art Plätteisen hat." (Forts, folgt.)