ergeben, dent Volts willen festzustellen und eine ver- fen weigern, ihn zu unterzeichnen. Ich bitte den Herrn Präsidenten, gefeiert wird, dann wird man Ihrer als dem ersten Baufassungsmäßige Regierung zu bilden. Endlich hat die die Anfrage an das Haus zu richten, ob der Antrag von irgend meister der Republik in Treue gedenken. jemand unterzeichnet wird.( Gelächter.)
mit Rücksicht auf die nach ihren Anschauungen besonders gefahrdrohenden Verhältnisse sich mit aller Entschiedenheit gegen die Aufhebung des Ausnahmezustandes in Bayern erklärt. Die bayerische Regierung hat inzwischen aber zugesagt, daß sie die Wahlbe= wegung nicht beschränken und insbesondere bestehende Zeitungsverbote aufheben wird. Darüber, ob in Bayern noch weitere Erleichterungen möglich sind, wird die Reichsregierung mit der baherischen Regierung, die die Verhältnisse in erster Linie zu beurteilen hat, in Erörterungen eintreten. Die endgültige Prüfung im Laufe dieser Woche wird ergeben, ob zu den aufgezählten Gebieten noch irgendwelche andere hinzutreten. Dagegen kann auf Grund der von mir gestern bereits zugesagten vorläufig vorgenommenen Prüfung
im größten Teile des Reiches der Ausnahmezustand, soweit er noch besteht, aufgehoben werden.
In allen Teilen des Reiches aber verbürgt sich die Reichsregierung entsprechend der gestern abgegebenen Erklärung dafür, daß während der Wahlbewegung die Versammlungs- und Preßfreiheit gewährt
werden wird.
Abg. Henke( U. Soz.):
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Präsident Fehrenbach: Alle Anträge müssen von 15 Abgeord= neten unterzeichnet sein. Da diese Bahl nicht erreicht ist, ist die Sache damit erledigt.( Heiterkeit.)
Aufhebung der Militärgerichtsbarkeit.
Sie gehen nun hinaus, um den Kampf um den neuen Reichstag zu führen. Erlauben Sie mir in dieser nächsten Stunde der berfassunggebenden deutschen Nationalversammlung an die erste zu erinnern, als ich die Ehre hatte, Sie im Namen der Reichsregie
Auf der Tagesordnung steht dann die dritte Lesung des Gesez- rung zu begrüßen. Damals habe ich unter Ihrer Zustimmung geentwurfs zur Aufhebung der Militärgerichtsbarkeit und die Vor- sagt:„ Erst mit dem Selbstbestimmungsrecht wird das lage über die Stellung der Heeresanwälte. deutsche Volk zurückkehren zu gefeßmäßigen Zuständen. Nur auf der breiten Heerstraße der parlamentarischen Beratung und Beschlußfassung lassen sich die unaufschiebbaren Veränderungen auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiete vorwärtsbringen, ohne das Reich in seinen Grundlagen zu erschüttern." Ich möchte diese Worte, die am Beginn der Nationalversammlung gesprochen wurden, heute an der Schwelle des neuen Reichstages wiederholen.
Abg. v. Graefe( Dnat. Bp.): Wir beantragen, diese Punkte von der Tagesordnung abzusetzen. Es ist zweifelhaft, ob das Haus beschlußfähig ist; die wichtige Frage darf aber nur von einem beschlußfähigen Hause entschieden werden( Lärm links und Ruf: Obstruktion!) Abg. Löbe( Soz.) beantragt namentliche Abstimmung über diesen Antrag. Obstruktion der Rechten.
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An der Abstimmung beteiligten sich von der Rechten nur die hgg. Schul- Bromberg, v. Grafe, Schiele. Es stimmen mit Ja drei Abgeordnete, mit Mein 208, insgesamt haben also an der Abstimmung 211 Abgeordnete teilgenommen. Zur Beschlußfähigkeit gehören 212.
Präsident Fehrenbach stellt fest, daß also eine Stimme an der Beschlußfähigkeit fehlt.( Bewegung.) Das Haus ist also beschlußunfähig. Er hebt die Sibung auf.
gegennahme einer und gebung des Reichspräsidenten . Nächste Sibung: eine halbe Stunde später: 11% Uhr: GntSchluß: 11 Uhr.
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Nur die geistigen Waffen sind die einzig erlaubten für Sie alle, welcher Partei Sie auch immer angehören, und für welche Sie in den nächsten Wochen werben wollen. Des Namens und der Eristenz des deutschen Volkes wegen ergeht an Sie alle die inständige Bitte: Zeigen Sie in dem erbitterten Wahlkampf Ihren Anhängern den Weg der Gesetzmäßigkeit als den den Gedanken der Verschwörung abschwören, fann Deutschland einzigen, der aufwärts führt.( Burufe bei den U. Soz.: Ausnahmezustand! Lebhafter Beifall bei der Mehrheit.) Nur wenn Sie wieder erstehen. Das ist mein heiligster Wunsch an den ersten Reichstag der Republik , daß er eine gewaltige Mehrheit für den geistigen Kampf und gegen die Gewaltpolitik bringen wird. Gezeichnet: Ebert , Reichspräsident. Gegengezeichnet: Reichskanzler Müller. ( Lebhafter Beifall bei der Mehrheit. Bischen bei den U. Soz.) Reichskanzler Müller:
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Die verfassunggebende Nationalversammlung, das erste Parla Sie ment der Deutschen Republik, steht am Ende ihrer Tagung. werden es verstehen, wenn ich als der aus Ihrer Mitte hervorgegangene Reichskanzler diesen Augenblick nicht vorübergehen lasse, ohne unserer gemeinsamen fünfbierteljährigen Tätigkeit zu gedenken. Den feierlichen Auftakt, mit dem die Nationalversammlung in Weimar begann, steht kein Ausklang von gleicher Feierlichkeit gegen über. Der Wahlkampf ist im vollen Gange. Wir alle sind seit Tagen und Wochen mit Herz und Hirn bei der Wahlarbeit
Es ist zunächst festzustellen, wie der Antrag gemeint war. Ich habe in meiner Begründung darüber keinen Zweifel gelassen, daß toir einen Beschluß auf Aufhebung des Belagerungszustandes im Auge haben. Wenn die Regierung sich heute auf den Vorwand zurückzieht, daß es sich nur um ein Ersuchen handelt, dann erblickt meine Partei darin nichts anderes als einen Bruch der Verfaffung.( Sehr richtig! bei den 1. Soz.) Und demgegenüber müssen wir uns vorbehalten, einen entsprechenden Antrag einzubringen. Die Bedenken der Regierung über drohende Butschab= fichten links und rechts fönnen wir nicht anerkennen. Bisher ist der Belagerungszustand stets nur gegen links angewendet Meine sehr geehrten Damen und Herren! worden, gegen rechts noch nie, wie der skandalöse Fall Ehrhardt Mit dem heutigen Tage schließt einer der bedeutungsvollsten deutlich genug beweist.( Sehr richtig! bei den 11. Soz.) Die Re- Abschnitte im parlamentarischen Leben Deutschlands . Seit dem gierung kann die Macht haben, tatkräftig und energisch aufzutreten, 6. Februar 1919 waren Sie die Träger einer politischen Entwick menn sie sich auf das Vertrauen der organisierten Arbeitermaffen ſtützt. Unerhört ist die Begründung und die Aufrechterhaltung des lung, die so überreich an Geschehen, Arbeiten und Leiden wie Belagerungszustandes in Gotha , daß der Volkswille dort geschützt wenige gewesen ist. Sie waren berufen, unter den schwersten Umwerden soll unter dem Ausnahmezustand ist der Volkswille noch ständen die schwersten Entschließungen zu fassen und Ihre Arbeit nie zum Ausdruck gekommen; da wird er nur gefnebelt und unter dann Tag für Tag, Stunde für Stunde, unter den inneren Erdrückt.( Sehr richtig! bei den U. Soz.) Mtt feinem Wort hat der schütterungen der Nachkriegszeit und unter den Drohungen der Minister erzählt, daß in Gotha mit allen Stimmen, einschließlich Gegner von außen zu leisten. Wenn es Ihnen trotzdem gelungen der Demokraten, Die Abberufung des Reichskom ist, die Grundmauern für eine neue politische und missars verlangt wurde.( Sört, hört!) Der Minister des Innern wirtschaftliche Wiedererhebung vertritt hier, wie alle frine Fraktionskollegen, die Interessen der Reaktion. Darum sind r in Verfolgung der Konsequenzen des des deutschen Volkes zu errichten, jo ist es mir Ehre und Pflicht, gestrigen Beschlusses gezwungen, folgenden Antrag einzubringen: Ihnen für alles Geleistete zu danken. Die Fülle der Arbeit, für unsere politischen Ziele und Ideale. Während die Tagungs „ Die Nationalversammlung erblickt in der Weigerung der Regie- die hinter ihnen liegt, zeigt sich am deutlichsten, wenn wir zeit der Nationalversammlung zu Ende geht, ist der neue erste rung, den gestrigen Beschluß auf Aufhebung des Ausnahmezustandes an das Trümmerfeld denfen, das Tage des Reichstag im Entstehen begriffen. Damit ist unsere hauptsäch durchzuführen, einen Bruch der Verfassung; die National- Waffen stillstandes vor uns lag. Es galt nicht nur ein lichste Rolle, dem deutschen Volte eine Verfassung zu geben, erst bersammlung entzieht daher der Reichsregierung das Vertrauen." Volk aus den Blutopfern des Krieges, aus der dumpfen Verzweif- recht eigentlich in das Leben und Bewußtsein des deutschen Volkes ( Rebhafter Beifall bei den 1. Soz.) lung der endgültigen Niederlage zurückzuführen, ihm Arbeit und gekommen und wird zu einem tragenden Bestandteil seines staatBrot zu schaffen und es an Freiheit und Selbstzucht zu gewöhnen, lichen Lebens.( Buruf bei den 1. Soz.: Belagerungszustand!) Wie sondern vor allem die ganze Volkswirtschaft, das ganze Denken und immer der neue Reichstag zusammengesetzt sein wird, seine MehrFühlen, die Anschauungen eines ganzen Volkes den neuen Verheit und seine Arbeit wird abhängig sein von den hauptsächlichsten hältnissen anzupassen. Es galt, dem deutschen Volke im dem Friedensschluß, dem die Mehrheit dieses Hauses in der erEntschließungen der Nationalversammlung , vor allen Dingen von Wege der Selbstbestimmung neue Formen seines Daseins, die neue schütterndsten Sizung, die ein deutsches Parlament je erlebte, zu Verfassung zu geben und damit das Fundament zu schaffen, auf gestimmt hat, um die schlimmsten Bedrohungen vom Reiche abzudem sich die gegenwärtige und kommende Geschichte des deutschen wehren. Der Friedensvertrag wird die Ziele und Grenzen des Volkes aufbaut. Die Rückwirkungen des Krieges auf die Welt- politischen Arbeitens jedes Deutschen Reichstags bestimmen. wirtschaft, die Entwertung unseres Geldes und unseres Geldkredits wird für jeden einzelnen Deutschen Bürde und Schicksal bedeuten. mit allen ihren Folgen zwangen, in unserem Wirtschaftsleben eine( Sehr richtig!) Wir haben fünfviertel Jahre in guten und bösen, grundlegende Umgestaltung der Stellung des Arbeit in schier unerträglichem Ringen um des deutschen Volkes Leben nehmers in Industrie und Handel eintreten zu lassen im Sinne arbeiten müffen., Erst der Mitwirkung aller schaffenden Boltstreife bei allen wirtschaftdie Berfassung hat das Haus aufgerichtet, lichen Unternehmungen. Der Zusammenbruch des alten Heeres zu dem das deutsche Volt, einig in seinen Stämmen, von dem machte die Schaffung einer neuen Wehr notwendig, die Willen beseelt, Freiheit und Gerechtigkeit zu befestigen, fein Jnstrument einer irgendwie gearteten Kriegspolitif sein fonnte. fein neues politisches Leben führen soll. Alle diese Um- und Neugestaltungen sind noch im Fluß. Das Ergebnis der deutschen Revolution ist noch auf keinem Gebiet abgeschlossen. Da und dort haben wir bittere tid schläge erlitten, ich erinnere nur an den Kapp- Butsch mit seinen katastro phalen Folgen. Sie aber haben das Verdienst, neue Grundfesten in das Chaos hineingebaut zu haben, und wenn nun das
und links.
Reichsminister Koch:
Von einem Verfassungsbruch ist keine Rede. In Gotha haben alle Parteien mit Ausnahme der Unabhängigen um Hilfe gegen den Terrorismus der unabhängigen Regierung gebeten. Die Reichsregierung ist bemüht, dort verfassungsmäige 8ustände herzustellen. In Bayern ist die Bevölkerung durch die Kommunistenherrschaft verängstigt. Die Reichsregierung fann nicht gegen den Willen der Landesregierung vorgehen. Durchaus unrichtig ist die Behauptung, daß der Belagerungszustand gegen rechts nicht in Anwendung gebracht wird. Es kommen Beschwerden von rechts Abg. Henke( U. Scz.). Ich wiederhole, daß nach meinen Worten zur Begründung nicht der geringste 3weifel über die Tragweite des Antrages sein konnte. Wenn sich heute der Minister dahinter versteckt, man müsse angeben, welche Maßnahmen gemeint seien, so zeigt das nur den Willen der Reichsregierung, den gestrigen Beschluß der Nationalversammlung nicht anzuerfennen. Meine Ausführungen über Gotha hat der thüringische Staatsrat Bauer vollkommen bestätigt. Wenn Sie( zu der Mehrheit) fagen, es war gestern nur eine Zufallsmehrheit, so sage ich, daß wir sozialistischen Abgeordneten eben mehr Pflichtbewußtsein hatten, da die Herren der bürgerlichen Parteien zu einem großen Teile fehlten. Leider gelang es mir nur, für meinen Antrag auf das Mißtrauensvotum gegen die Regierung nur dreizehn Unterschriften zu vereinigen, da sich die Mehrheitssozialisier
Die Kunstausstellung im Landesausstellungsgebäude.
Die heute mittag eröffnete Ausstellung läßt die beiden äußerflen Flügel der Berliner Kunstphalang nebeneinander aufmarschieren: den Verein Berliner Künstler und die Np= bembergruppe, die Organisation der Alten und der Jüngsten. Es fehlen diesmal die beiden Sezessionen, abr ihr Ausbleiben hat an dem Gesamtcharakter der Ausstellung nichts geändert, denn auch innerhalb ihrer Kreise stehen sich die zwei Richtungen unvermittelt gegenüber, und die trennende Grenzlinie würde nicht minder traß erscheinen, wenn die um Corinth und die um Liebermann ebenfalls vertreten wären.
Gr
Damit war die Grundlage gegeben, auf der Deutschland seinen Arbeiten und seinen geistigen Kämpfen nachgehen konnte. Wir haben auch den finanziellen und politischen wiederaufbau in Angriff genommen. Wir haben den Gedanken der meinsamer Besiktümer wie der Steuerquellen und der Verkehrsunauflöslichen Zusammengehörigkeit und der Vereinheitlichung gemittel zum Ausdruck gebracht. Wir haben daneben die Liquidierung des verlorenen Krieges durchgeführt. Möge das deutsche Volk
Das Schaffen der in der Novembergruppe vereinigten Jungen| aber auch im Sommer Opern- Erjazz.„ Licht“ und„ Kostüm- Die Rubina erhält sein tennzeichnendes Gepräge durch die Tendenz zur joge- ball" hießen diesmal die Tanz- Compilationen. nannten„ absoluten" Kunst. In der Malerei und auch schon in steinsche Musik( die ich hörte) kam mit ihren erotisch gedämpften der Plastik verschwindenden die Andeutungen des Gegenständlichen schwülen Farben und dem szenischen Wurf ihres Instrumental. mehr und mehr hinter den direkten Wirkungen der reinen Kunst- der Bühne entsprach den melodischen Folgen des Orchesters, am gewandes unter Urats Fingern glänzend heraus. Das Bild auf mittel. Es scheint, als ob diese extremste Richtung für die nächste schwungvollsten im Walzertatt. Seine Impressionen und feine Zeit in der modernen Kunst zur Herrschaft gelangen wird. J. S. expressionistische Verzückung, aber lebendige, flotte, binte Bewegtheit schön geschmückter Leiber. Aufgefrischt wurde auch Leo Blechs reizend hingesprühtes Singspiel Versiegelt", das außerordentlich in seinen dicken Humoren und seiner finnfälligen, vornehmen Mufitlinie gefiel. Da die Aufführung dieses Abends unglücklicherweise mit der Tosca - Premiere in Charlottenburg zufammenfiel, war es nicht möglich, auch noch das„ Licht" in Gluckschen Farben schillern zu sehen.
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Buccini: Tosca ". Im Charlottenburger Opern haus hört man unter Ausnutzung der Voraufführung die ganze Tosca " des Maestro Puccini. Das Werk ist wohl unverwüstlich; aber es bleibt immer wieder schauderhaft, aus dieser blutrünstigen Luft, angehaucht von einem perversen Gemisch von Rüsternheit, Mordsucht, Lüge und Sinnlichkeit, erfüllt vom Nachflang leidenschaftlicher Räusche, heimzukommen. Eine tierische Angelegenheit, schlecht, hämisch und niederträchtig ausgedacht. Sardou, vergröbert durch Kino- Effekte. Unmöglich, trob Krieg und Massenmord diese Brutalität geschmackvoll zu finden. Die Musik Puccinis: rot auf rotem Grund, grell im Sonnenschein einer melodisch- freigiebigen Phantasie, mit dem Nerv der Technik erflügelt, und trok der ersten Hälfte des prachtvollen Kirchenakts, trob eines Liebesduetts, einer italienischen Arie, trotz der farbigen Soli und dem in Stimmung gebadeten Orchester ein Nichts gegen" Boheme", gegen Butterfly". Dennoch: unverwüstlich und Kreaturen packend; meil in uns allen das Tier stärker ist als der Gott .
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K. S.
Gottfried Keller und die Berliner Literaten. Carl Ludwig Schleich , der Berliner Chirurg, sest in der Wochenschrift„ Das Tagebuch" feine Lebenserinnerungen fort und erzählt dabei von den Busammenkünften, die er als junger Student in Zürich mit Gott fried Keller hatte. Ginmal sprach ihm Keller von seinem Aufenthalte in Berlin . Er sei im Dunderschen Hause zum Tee geladen gewesen. Lindau , Spielhagen, Heyse und die ganze„ kribelnde" Dichterjugend sei beisammen gewesen. Da habe ihn jemand ganz plump" gefragt, was er, Keller, von der jungen Berliner Literatur halte. Weischt, was ich gemacht hob? I bin uſsigo, sah auff'm Flur alli di Zylinderhüet von selle Boeten und hob sie aufgetrieben! Damit bin i furt auf Nimmawiedersehn!" Die Geschichte hat Baul Lindau später Schleich als buchstäblich geschehen bestätigt.
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Rückgang des Besuches im Berliner Staatstheater. Auch im Berliner Staatstheater macht sich ein sehr fühlbarer Rückgang der Besucherzahl geltend. Da in beiden Staatsbühnen teine Luftbarfeitssteuer erhoben wird, ist die Tatsache ein Zeugnis dafür, daß diese Steuer nicht allein die Ursache des Rückgangs des Theatergeschäftes ist, an dem auch die allgemeine Wirtschaftsstockung ihren Tosca . starken Anteil hat. Für das Staatstheater kommt noch die be
Man glaubt tatsächlich eine andere Welt zu betreten, wenn man aus den Sälen der Berliner Künstler in die der Novembrleute hinüberwechselt: dort die vertraute Sphäre des irdischen Sinnenreichs, hier ein Land phantastischer Wunder und Märchen. Dort beschauliche Ruhe und ein sicheres, wenn auch oft etwas müdes Weiterschreiten auf gebahnten Wegen, hier ungehemmte: Sturm und Drang , leidenschaftliches Suchen nach neuen Zielen und kraftvolles Vorwärtsstreben durch das geheimnisvolle Dickicht unerschlossener Urwälder, wo mancherlei störendes Gestrüpp beseitigt und altehrwürdige Stämme umgehauen werden müssen, wo In Charlottenburg beherrscht nicht Tosca die Szene. Frau gelegentliches Entgleisen, Stolpern und Fallen unvermeidlich ist. Salortini ist mehr vom Glanz ihrer Erscheinung und dem Trok zahlloser Mängel und Mißgriffe auf feiten der Jüng- Aeußeren des Geschehens gefesselt, als von ihrer seelischen Rolle; sten fann fein Zweifel bestehen, welcher von beiden Richtungen die sie hat nicht die geladene Bize dieses Gdelweibs, nicht die GliederZukunft gehört. Und man hat das Gefühl, daß auch die Alten von beherrschung und volle Ausnukung eines seltsam bewegten Minenspiels. Ihr Schauern ist Lachen, ihr Bittern Starre. Erst im dem neuen Geiſt nicht unberührt geblieben sind. Das Bewußtsein, lezten Aft ein ganzer Mensch, gesanglich aufblühend, hingegeben daß die künstlerische Eroberung der Wirklichkeit durch die Kam- dem Gefühl der Angst und der Liebe, hochgewachsen pagnen des Impressionismus endgültig vollendet ist, hat in den Vorzüglich der Cavaradossa Laubenthals, in der Qual fünft:| sondere Echichtung seines Publikums dazu. Kreisen aller Ehrlichen und Urteilsfähigen Plaz gegriffen. Die lerisch gedämpft, dann wieder explosiv losbrechend, glänzend bei diesjährige Ausstellung des Vereins Berliner Künstler beweist es. Stimme, spielerisch in bester Form. Ueberlegen führt der Scarpia Das deutliche Bestreben, von der vollendeten Wiedergabe der Hofbauer 3, falt zum Erschauern, in seiner starren Henkersäußern Natureindrücke zur eigentlichen Bildgestaltung fortzuschrei- moral die personifizierte Mordlaune des sexuell Entarteten. Das ten, tritt unverkennbar hervor. Teils wird der reine Stimmungs- ganze Spiel unter Lagenpusch& Regie angefeuert, hinrasend, gehalt, namentlich der Farben, stärker betont, teils werden deko- Instinkte erregend, fast romanisch. Waghalter unterstrich mit heißem, in Blut getauchtem Stab die Raserei dieses Werks und rative Wirkungen angestrebt, teils macht man in der ſtilisierenden machte für Minuten irre an dem Urleil, daß die„ Tosca " wirklich Umgestaltung der Formen dem expressionistischen Geist direkte ein migratenes Stück ist. Für Charlottenburg und Direktor Zugeständnisse. Alle Ueberreste aber, die sich aus der vorimpressio- artmann war die einheitliche und charaktervolle Aufführung nistischen Epoche bis in unsere Zeit erhalten hatten, sind durch die ein ganzer Erfolg. Die Menge jubelte in seltener Erhizung. neue Kunstrevolution definitiv beseitigt worden: der kitsch der literarischen, erzählenden, unterhaltenden und belehrenden Madie füßlichen Genrebilder und pathetischen Historienschinken, noch die vorjährige Ausstellung verunzierten, find diesmal bis verschwindende Reste ausgemerat.
Vom Romandichter zum Welthistoriker. Der englische Roman. schriftsteller H. G. Wells , dessen utopistisch- phantastische Romane in Deutschland viel gelesen wurden ist unter die Historifer gegangen. 3 erscheint von ihm eine Weltgeschichte in Umrissen, deren DarWerk ist als Motto ein Ausspruch des deutschen Geographen Frie stellung bereits in fernen vorgeschichtlichen Reiten anhebt. Dem drich Rakel vorangestellt.
Zu Richard Wagners Geburtstag am Pfingitsonnabend, 22. Mai, findet in der Philbarmonie" ein geftabend statt. Das auf 100 Stünitler verstärkte Philharmonische Orchester wird von Carl Gießel dirigiert. Dem Stonzert geht am Vorabend eine öffentliche Generalprobe voraus Das Frankfurter Opernhausorchester droht mit Streit, falls bis Ballett in der Staatsoper. Aus Mangel an guten und schlag- Sonnabend mittag die zugesagte Gehaltserhöhung nicht erfolgt. träftigen Opern greift das Staatstheater zum zweiten Mal zu dem Eine zweite Galerie in Kaffel wird geplant. Sie soll der modernen, geschickten Mittel, sein großes Ballet vorzuführen und dabei alte vor allem der flaffischen Kunst gewidmet sein. Man hofft, das Residenz Tanz- Rhythmen aufspielen zu lassen. Das ist unterhaltsam, bleibt schloß dafür zu bekommen.