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Nr.265.37.Jahrg.

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Der Borwärts" mit der Sonntags beilage Bolt u. 8eit" erscheint mochen­räglich zweimal Sonntags und Mon­tags einmal

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.Sozialdemokrat Berlin ".

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Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morisblat, Nr. 15190-15197.

Mittwoch, den 26. Mai 1920

Aus der Werkstatt der Reichsverderber

Der

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritsplass, Nr. 117 53-54.

Hergt- Stresemann.

Ein innerpolitischer Geheimvertrag.

| Ehrenplatz unter den von dem großen Organisator der roschel ließ dieser Tage eine Schrift gegen die Deutsch­Lüge und der Niederlage beschimpften Zeitungen ein.

1. Wie Major Nicolai die Wahrheit hintertrieb. Geschäftsführer der Deutschen Bolfspartei Aus den neu erschienenen Brotokollen und Dokumenten nationalen erscheinen. Er flog dafür auf der Stelle aus seiner jenes ameiten Untersuchungsausschusses der Sca­II. Die Verschwörung zu Pleẞ . Partei hinaus. Das parteioffiziöse Organ, die National­tionalversammlung, der die durch den U- Boot- Krieg verhin- Des weiteren beröffentlicht der Untersuchungsausschus liberale Korrespondenz", hat die Sache so dargestellt, als ob derten Friedensmöglichkeiten zu prüfen hat, ist mandys ein Protofoll über die Sigung, die am 8. Januar 1917 allen Parteimitgliedern, die früher anderen Barteien ange­außerordentlich bemerkenswert. So die Bernehmung des bei indenburg im Hauptquartier Schloß Pleß ) statt- hörten, es berboten sei, diese anzugreifen. Kroschel habe das ehemaligen Militärattachés in Washington , Majors von fand und in der zwischen den Militärs der U- Boot- Krieg be- Berbot übertreten und sei deshalb entlassen worden. Die Papen, der nach seiner Ausweisung im Sommer 1916 nad schlossen wurde, um den Widerstand des für den nächsten Tag" Nationalliberale Korrespondena" hat in diesem Fall gelogen, Berlin zurückgekehrt war und den maßgebenden Stellen über erwarteten Reichskanzlers Bethmann zu brechen. Das indem sie mehr behauptete als wahr ist. Wahr ist, daß ein die amerikanischen Verhältnisse eingehend Bericht ecstattet in den Aften der Obersten Heeresleitung vorgefundene solches Verbot besteht; erlogen ist, daß es noch allen Seiter hatte. Auf Grund seiner gründlichen Kenntnis der dortigen Dokument trägt den Vermerk Ganz geheim. Von hin gilt. Die demokratischen Ueberläufer Wiemer, Mugdan , Lage hatte er den Chef des Generalstabes des Feldheeres, Hand zu Hand." Anwesend waren: Generalfeldmarschall Schepp dürfen auf ihre frühere Partie schimpfen, soviel jie Falkenhayn , dringend vor dem Abenteuer des rucichts- v. Hindenburg , General Ludendorff , Oberit wollen. Wer aber auch nur ein Wort gegen die Deutschpatio­Lofen U- Boot- Serieges mit den Worten gewarnt: b. Bartenmerffer, Admiral v. Solgendorff, Sa­pitän zur See Grabboff.

Wenn es Ihnen nicht gelingt, Exzellenz, die Bereinigten Staaten aus der Koalition unserer Feinde herauszuhalten, baunn haben Sie den Krieg verloren; darüber tann gar tein 3 weifel bestehen. Die ungeheuren materi ellen und moralischen Mittel, über die die Vereinigten Staaten verfügen, werden hier so wenig richtig einge. schätzt, daß es mir durchaus notwendig erscheint, die öffent liche Meinung in ganz anderer Weise darüber auf 3 u

Ilären, als es bisher geschehen ist..

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Wir lassen hier die wichtigste Stelle wörtlich folgen: v. Solhendorff: Der Kanzler kommt morgen hier an. Feldmarschall: Welche Schmerzen(!) hat er?

v. Holsendorff: Der Kanzler will sich die diplomatische Vor­bereitung des uneingeschränkten U- Boot- Krieges vorbehalten, um merita draußen zu halten. Er habe ihm gegenüber die Note über bewaffnete Dampfer als U- Boot- Falle bezeichnet, die den Konflift mit Amerita herbeiführen würde.

Exz. Ludendorff: Das hat der Kanzler ja alles gewußt

v. Holzendorff: Das Auswärtige Anut meint, wenn Nord­amerita eingriffe, würde auch Südamerika in den Strieg eingreifen. Dann denken sie an die Zeit nach Friedensschluß.

Feldmarschall: Erst müssen wir mal jiegen.

Ts. Ludendorff: Die Bezeichnung der Note fiber Abfchießen betraffneter Dampfer als U- Boot- Falle ist wieder ein Verzögerungs­versuch.( Bethmanns. D. Red.) v. Holzendorff: Was tun wir, wenn der Kanzler nicht mit

macht?

Im gleichen Sinne habe ich Seiner Erzellenz bem Herrn Reichsfangler und ebensp dem dem Herrn Staatssekretär b. Jagow vorgetragen. Ich darf dabei noch erwähnen, daß der Staatssekretär v. Jagow ausführte, es schiene ihm auf meinen Vortrag hin sehr angezeigt, die öffentliche Meinung durch die Presse ie biefer non una fi- richtig gehaltenen Mitung etwas auf:- Flären. Ich erklärte mich dazu bereit, mit den Preisever tretern, die in Berlin anwesend waren, zu sprechen und ihnen einen Vortrag über unsere Auffassung und die Lage drüben zu halten. Dieser Vortrag, den der Herr Staatssekretär, glaube ich, sehr begrüßt hätte, hat nicht stattfinden können, weil der Herr Chef Feldmarschall: Das macht mir auch Ropfzerbrechen. des Generalstabes auf Beranlassung des Majors Nicolai( Chef der v. Holzendorff: Dann müssen Sie Kanzler merden. Nachrichtenabteilung) fein Einverständnis dazu nicht gegeben hat." Feldmarschall: Nein, das tann ich nicht und will ich, nicht. Ich Denn die Herren Militärs im Verein mit den e- fann nicht mit dem Reichstag verhandeln. ventlows und den Stinnes, mit den Aldeutschen und v. Solgendorff: Ich halte Bülow und Tirpit wegen ihres den Großindustriellen, wo II ten den U- Boot- Krieg und deshalb durfte das deutsche Volk die Wahrheit nicht erfahren, nämlich, daß alle, die Amerika aus eigener Anschauung fannten, z. B. Bernstorff. Haniel. Albert, Papen, um nur einige Namen zu nennen, auf das bestimmteste versicherten, daß der rücksichtslose U- Boot­Krieg den Krieg mit Amerika , und angesichts dessen Hilfs­quellen den Verlust des Krieges für Deutschland be­deutete.

Heute aber wagen dieselben Leute, die das Volk systematisch betrogen haben, vom DoIch sto b" zu reden. Oder fie verkriechen sich sogar hinter dieses Bolt, dessen Un­glüd sie verschuldet, mit der heuchlerischen Ausrede: Das Volk und das Heer verlangten ja den U- Boot- Krieg!"

Berhältnisses zum Raiser( also nicht etwa wegen ihres Verhält­nisses zum deutschen Volt! Die Red.) für ausgeschlossen. Erz. Ludendorff : Ich würde dem Feldmarschall nicht zureden. Feldmarschall: Ich kann im Reichstage nicht reden. Ich lehne Wie ist es mit Dallwig?(!!!)

ab,

Erz. Ludendorff : Ob er den U- Boot- Krieg überhaupt will? v. Holtendorff: Der Kanzler genießt im Auslande großes Vertrauen. Feldmarschall: Also wir halten zusammen. Es muß sein. Wir rechnen mit dem Kriege mit Amerika und haben alle Bor. bereitungen getroffen. Schlechter tann es nicht werden. Der Krieg muß mit allen Mitteln abgekürzt werden.

v. Holzendorff: Seine Majestät ist auch über Lage und Stim: mung im eigenen Bolle nicht im Bilde.

Era Ludendorff: Das stimmt.(!)

nalen fagt, der fliegt.

Kroschel ist das Opfer eines Geheimbertrages geworden, der zwischen der Deutschnationalen und der Deut­ schen Volkspartei abgeschlossen wurde. Man hat sich gegex­jeitig verpflichtet, nicht gegeneinander, sondern nur gegen die links stehenden Roalitionsparteien zu fämpfen, Es ist, wie wir erfahren, ein besonderer Ausschuß einge­jetzt worden, der aus je zwei Abgeordneten beider Parteien führung dieses Abkommens zu überwachen. Der Ausschuß und den beiderseitigen Geschäftsführern besteht, um die Aus­ist gehalten, sofort einzuschreiten, wenn irgendwo im Wahl­fampf Seibereien zwischen den beiden Schwesterparteien" zu entstehen drohen.

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Aroschel war selber früher Deutschnationaler und hat der Geschäftsleitung der Deutschnationalen Bolfpartei angehört. Durch den Sieg der konserbatib- anti. femitischen Richtung wurde er aus seiner Stellung hinausgedrängt und wandte sich nun der Deutschen Volks­ partei zu, die er für eine liberale Arbeiter- und Bürger­partei" ansah und von der aus er den Kampf gegen Reaktion und Rechtsputschismus führen zu können glaubte. Durch den Geheimbertrag wurde ihm aber auch hier ein Maulforb vorgebunden. Man verlangte von ihm das Versprechen, daß er nichts gegen die Deutschnationalen ver­öffentlichen werde und drohte ihm mit der sofortigen Ent­lassung, wenn er dieses Versprechen nicht abgebe. Da er das Versprechen nicht abgab, sondern im Gegenteil seine Bro­schüre gegen die Deutschnationalen veröffentlichte, erfolgte sein sofortiger Hinauswurf.

Geheimberträge haben in der auswärtigen Politik der Völker eine so übel berüchtigte Rolle gespielt, daß sie durc die Völkerbundsakte verboten worden sind. Das ist ein Me it des Wilson- Programms, der im Friedensvertrag übrig blieb. Es scheint, wir brauchen ein Wilson- Programm auch in der inneren Politik, brauchen einen Schutz gegen das Spiel, das die Rechtsparteien auf Grund von Gebeinerträgen mit dem deutschen Volke spielen.

Fragt man einen Deutschen Volksparteiler in einer Wählerversammlung, was ihn von einem Deutschnationalen unterscheidet, so wird er prompt nach Anweisung antworten, daß die Deutsche Volkspartei eine liberale Partei sei. v. Holgendorff: Bolt und Armee schreit nach dem uneinge- Die Wähler sollen an diesen Liberalismus, der ein geheimes schränkten U- Boot- Krieg.( Siehe oben! Die Red.) Bündnis mit der äußersten Reaktion abgeschlossen hat, glau­Era Ludendorff: Das stimmt. ben und der Deutschen Volkspartei ihre Stimme geben, ohne zu ahnen, daß sie damit in der Wirkung genau dasselbe tun, als ob fie gleich deutschnational wählen würden. Immer wenn man den Deutschen Volksparteilern die Sünden der Rechtsparteien vorwirft, fann man sie mit einem gewissen Stolz fagen hören, daß sie ja teine Deutschnationalen, sondern Deutsche Volksparteiler jeien. So beträgt die Deutsche Volkspartei ihre eigenen Anhänger!

Derselbe Oberstleutnant Nicolai, der Hauptmacher ber amtlichen Lüge und der Verdunkelung, der durch das Zeugnis des Majors von Papen entlar bt wird, hat sogar die Stirn gehabt, jüngst ein Buch herauszugeben: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg", b. Holzendorff: Staatsfefretär Helfferich sagte au mir: in dem er alle Blätter, die die alldeutsch - militaristische An- 3hr Weg führt zur Ratastrophe. Ich eriberte ihm: Gie laffen uns nerionspolitik nicht mitmachten, in der niedrigsten Weife in die Satastrophe treiben. verdächtigt. Neben der Frankfurter Zeitung " und dem Feldmarschall: Das stimmt. Die Hauptsache für mich ist, ,, Berliner Tageblatt" nehmen der Vorwärts" und die es ist teine Operation, die uns an anderer Stelle militärisch gesamte sozialistische Probingpresse einen schwächyt."

Nittis neues Programm. Wie vorher Friede und Versöhnung! Das Programm der neuen Regierung unter dem Versitz von Nitti sieht in außenpolitischer Hinsicht eine raiche und nachdrückliche Annäherung an Deutsch and und Desterreich vor, fowie die Wiederaufnahme geregelter Wirtschaftsbeziehungen. Ju inuerpolitischer Hinsicht will Nitti ber Arbeiterschaft entgegenkommen.

Blutige Kriegsfeier.

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klären, daß die Studenten unbewaffnet waren. Die Königsgarden hätten sich, ven Banit ergriffen, untereinander befchoffen. Aus Apulien werden schwere Brotfrewalle gemeldet. Bei einem angeblichen Sturm auf das Rathaus in Canosse erschossen Karabinieri brei Personen und verwundeten zwanzig. In mehreren Orten brachen Proteststreits aus. Ju Friaul streiken die Eisenbahner der großen Durchgangelinie nach Wien .

Der Boykott gegen Ungarn . Ab 15. Juni.

Die Deutsche Volkspartei hat sich jüngst sehr geschmack­voll selber mit einem Rennsta II verglichen. In einer vox ihr herausgegebenen Flugschrift wurde gesagt, daß der Stall Stresemann" das Rennen machen werde, der benachbarte Stall Sergi" werde ehrenvoll Zweiter sein. Um bei der Stallsprache zu bleiben, sei es rund heraus ge­fagt: Der Stall Streiemann ist mit seinem ganzen lebenden Inventar, Wiemer, Mugdan , Schepp uim., bon Hugo Stinnes aufgekauft und mit dem ihm gleich­falls gehörenden Stall Hergt vereinigt worden. Die Pferds beider Ställe erhalten ihr Futter aus denrfelben Magazin, das ganze Unternehmen wird von ein und derselben Clique finanziert.

Damit ist wohl der ich am Ioseste Betrug aufge­de dt worden, der jemals an einem Volfe versucht worden ist. Die kleinen Leute, Beamte, Händler, Aleinbauern, die vereinzelten Arbeiter und Angestellten, die auf diesen Betrug hineinfallen, find ganz einfach bedauernswerte Opfer gerisse ner politischer Bauernfänger.

Aus Anlah des fünften Jahrestages des Eintritts Jtaliens in den Weltkrieg haben in einigen Orten Zusammenste zwischen Der bpm Internationalen Gewerkschaftsbund beschlossene Sozialisten und Nationalisten stattgefunden. Im allgemeinen ist Boykott gegen das Ungaru des weißen Terrors foll nach laut dem ,, Avanti" der Tag unter Gleichgültigkeit der Bevölkerung dem Brüffeler Beuple" am 15. Juni beginnen, wenn der weiße verlaufen. In Mailand seien keine anderen als nur einige Trauer- Terror bis dahin nicht aufgegeben ist. Es handelt sich besonders um fahnen ausgehängt worden. Popolo d'Italia" greift Nitti an, weil das Abschneiden Ungarns vom Weltverkehr. er unter dem Borwand, daß der geftrige Tag tein offizieller Feiertag fei, die Beflaggung der Regierungsgebäude verboten habe. In Rom feierten Studenten den Jahrestag in der Uni- tralistischen Verschwörer" Köftler u. Gen. Freigesprochen wurden in Straßburg die angeblichen neu­versität. Ein Zug zum Quirinal wurde von der Polizeitruppe aus- Rapp u. a. vor einigen Tagen in ihrer Abwesenheit berurteilt. find nur Filialen ein und desselben politischen Ge­Dagegen tourden Graf Deutschnationale Bolfspartei und Deutsche Bolfspartei einandergetrieben, wobei von beiden Seiten geschossen wurde. Fünf Königsgardisten sind tot. China verhandelt nicht. Die chinesische Regierung hat dem häftsunternehmens, das muß festgehalten werden Im Publikum gab es einen japanischen Botschafter in Beling die Antwort gegeben, daß fie das für alle Zeit, auch für die Zeit, in der würdige deutsche und Zoten und etwa vierzig Berwundete, darunter zehn sehr schwer. Verlangen, Berhandlungen über die Schantungfrage einzuleiten, Sentrums- Demofraten" uns fagen werden, fie wollten sid Die Aufregung in Rom ist sehr groß. Saft alle Tagesblätter cr- lablehne. China erscheint sein Recht auf Shantung nicht fraglich. I mit der Deutschen Volkspartei verbünden. Wer sich mit