Nr.268.37.Jahrg.
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Donnerstag, den 27. Mai 1920
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Wir Frauen am 6. Juni.
Von Klara Bohm- Schuch.
Wir Frauen wählen am 6. Juni die Partei, die uns durch Staatskommissar Weizmann sprach vor den Berliner Presseber- b. Watter zu besuchen, der, obwohl des Dienstes enthoben, die Taten der Vergangenheit die Gewähr bietet, daß wir ihren tretern über die Putschgefahren von rechts und lints. immer noch die militärischen Fäden in Westfalen in Versprechungen für die Zukunft trauen dürfen. Das ist die Er betonte gleich eingangs, daß die Gefahren durch die Nervosität der Hand hat. Gr residiert nach wie vor im Schloß in Sozialdemokratie. Bufünftiges wollen wir schaffen der Presse start übertrieben werden. Sowohl von der unab. Münster , benußt Dienst autos und hat ein ganzes belfen mit unserer Stimmzettelabgabe zum Segen für uns hängigen Sozialdemokratie wie auch von seiben der kommu- Bribatbureau eingerichtet, in dem vier Offiziere und unsere Kinder, unseres Voltes, der gesamten Menschheit. nistischen Partei ist unter keiner Umständen ein Butschversuch Tag und Nacht arbeiten, dazu das nötige andere Personal, Groß ist die Verantwortung, die auf uns lastet, jede Wählerin zu erwarten, und die einzige Iintsradikale Partei, die auf sowie drei staatliche Schreibmaschinen. Bezahlt der Staat diese soll sich ihrer voll bewußt sein. Wir, als die Mehrzahl dem Boden der unbedingten Gewaltanwendung steht, die K. A. Leute, damit sie bei Erzellenz Watter Privat der Wahlberechtigten, entscheiden legten Endes. P. D., ist viel zu schwach, als daß ein Versuch von ihrer Seite politik treiben? Der Leiter des Bureaus ist Haupt- durch die Ausübung unseres Staatsbürgerrechts über die Entirgendwie ernst zu nehmen wäre. Aehnlich steht es mit den Rechts- mann von Bock und Polach. Er wohnt auch im Schloß wicklung Deutschlands in den kommenden vier Jahren. parteien, deren Führer genau wissen, wie gefährlich und katastrophal und ist, wie der Vorwärts" bereits berichtete, in den Ver- Unsere Gegner hegen die Hoffnung, daß durch die Frauen heute ein Butsch wäre. Nur muß man ihnen zum Vorwurf machen, sammlungen des Frontbundes als Redner aufgetreten. Stimmungswahlen erzielt werden fönnten, daß wir daß sie nicht deutlich genug von revolutionierenden Elementen ab- Hier besteht also eine ganz deutliche Verbindung zwischen das ruhige, flare Denken in politischen Fragen nicht dem rüden. Watter und dem Frontbund, der nachzugehen sich Augenblic sempfinden überordnen möchten. Auf diese HoffWesentlich ernster ist die Gefahr durch die aufgelöften und vielleicht lohnen würde. mung gründet sich die ganze unwahre Agitation der aufzulösenden Freikorps . Es ist ein unhaltbarer Zustand, Deutsch nationalen und der Deutschen Volksdaß aufgelöfte" Truppen in geschlossenen Formationen Unfer Barteiblatt in Münster , der" Bolfswille", berichtet über partei: diesen Parteien, die stets Feinde jedes Frauenvon Westfalen nach Berlin tommen und unter Führung ihrer eine Unterredung mit dem Unteroffizier Eto IBerg vom 2. Ma- rechtes waren, die uns bekämpft haben, wo und wie fie mur Offiziere wie legale Truppen bewaffnet durch die Stadt ziehenrineregiment der Brigade Ehrhardt , Sturmabteilung Hoffmann: fonnten; die vorgaben, das Vaterland zu lieben und die es wie wir es vor turzem erlebt haben. Stolberg , der als Agitator für den Frontbund auftritt, war mit dennoch in den Weltkrieg trieben, denen das„ Volf" nie zahlreichen Ausweisen und Urlaubsscheinen versehen. Die mehr gegolten hat, wie eine Sache, die für ihren wahnsinnigen Ausweise ermächtigten ihn, für den Frontbund zu werben und Banderoberungstraum, für ihre Ruhm- und Ehrsucht Leben Geldspenden einzuziehen; sie waren namens des Arbeitsausschusses und Gesundheit von Millionen Männern, das Glück und die des Frontbundes, Zentralstelle Paderborn , mit Schmidt- Bukunft von Abermillionen Frauen und Kindern opferten. häufer" oder„ b. Pfeffer" unterzeichnet. Die durchweg nicht Gingen diese Parteien als Sieger aus den Wahlen herausgefüllten Urlaubsscheine stammen von der Brigade Ghr- vor, dann wäre es vorbei mit unserer staatsbürgerlichen hardt, einem Neichswehr- Infanterie- Regt. und dem Jäger. Gleichberechtigung. Sie würden die Verfassung der deutschen bataillon 15; sie waren zum Teil von Beutnant Graf v. Schwe. rin unterzeichnet. Stolberg erklärte, er bekomme in Münster sein Geld von Hauptmann v. Bock( siehe oben!), Batterieführer in ber Reichswehrbridage 7, sowie von anderen militärischen Dienststellen und auch von Rittergutsbesikern.
Der Reichskommissar ist bereits wegen schnellerer Durchführung der Entwaffnung und Durchführung an den Reichswehr minister herangetreten. Ueber die Biele des fogenannten " Frontbundes" ist man noch nicht im flaren(? Red.), es steht aber fest, daß er außerordentlich gefährlich ist und daß mit voller Schärfe dafür gesorgt wird, daß die wirtschaftlichen Sorgen der der Auflösung verfallenden Truppen von politischen Hezern und Berbrechern mißbraucht werden.
Bei Schluß des Wattes dauern bie Auseinandersezun gen mit dem Staatskommissar und einem Vertreter
des Reichswehrministeriums noch an.
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Von militärischer Seite wird die Angabe, daß Frau Schrö ber- Mahnke, die Anstifterin des Pusches von Sangerhausen , im Dienst militärischer Stellen gestanden habe, dementiert. Zuge geben wird, daß sie sich militärischen Stellen wiederholt angeboten hat. Gin Spitzel war sie also auf jeden Fall.
General Watter und der Frontbund. Ein seltsames Bureau.
Aus Münster wird uns geschrieben: Bei der Untersuchung über den Frontbund würde Herr General Seedt gut tun, auch einmal seinen ehemaligen Kollegen General
Neue Note der Entente.
Paris , 26. Mai. Der Botschafterrat hat heute be. schlossen, in einer Note die deutsche Regierung an den Artikel 209 des Friedensvertrags zu erinnern mit dem Ersuchen, fich an die darin enthaltenen Borschriften zu halten.
Der einschlägige Abschnitt des Artikels 209 besagt: Die deutsche Regierung hat dem interalliiecten Marineüberwachungsausschuß
Der Frontbund sei an fich völlig unpolitifah( 11), aber nach den Wahlen gebe es nur 3 wei Möglichkeiten: entweder eine Regierung, in der die Deutsch nationale Volkspartei überwiege, oder wenn das nicht zustande kommen sollte, eine Militärbittatur. Eine Regierung aus den jezigen Mehrheitsparteien werde der Frontbund unter keinen Umständen dulden. In acht Wochen würden wir allerlei Dinge erleben. Vom Often täme das Zeichen zum Losschlagen. Die Offiziere ständen felbft verständlich hinter der Sache, die Mannschaften noch nicht durch weg, sie würden aber hoffentlich auch noch gewonnen werden; ebenso wie es schon alle Freiwilligenformationen feien.
nicht auch vom französischen Ministerpräsidenten erkannt zu werden, dem ja seinerseits von England in dieser Hinsicht das nötige bereits mitgeteilt worden ist. Man darf der Kammersizung mit Spannung entgegensehen.
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Republik umzustoßen versuchen. Unser in der Verfassung festgelegtes Staatsbürgerrecht ist aber der einzige Boden, von dem aus wir unsere wirtschaftliche, gesellschaftliche und fulturelle Gleichberechtigung, d. h. unser Men- schenrecht, erringen fönnen.
Nur einer Partei, die fest entschlossen ist, diesen verfaffungsmäßigen Stampf mit uns zu führen, können wir unsere Stimme geben. Tum wir das, so dienen wir dem Sozialismus- dieser Idee des Schaffens aller für alle, der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit mit der Tat, nicht nur mit Worten. So mur find, wir einer glücklichen Zufunft Wegbereiter. Und dies erhoffen alle freiheitlich gefinnten Menschen in der ganzen Welt, die mit erwartungsboller Spannung nach Deutschland schauen. Bahnen wir der sozialistischen Entwidlung am 6. Juni eine Gasse, dann muß und wird der kommende Reichstag fie zu einem breiten Weg ausbauen, der weithin sichtbar ist, den alle Völker beschreitenfönnen.
Reine bürgerliche Partei fann uns hinaufführen zu den Höhen der versöhnenden Menschlichkeit, weil sie alle im Rapitalismus, der Herrschaft des Besizes, wurzeln. Um des Besizes, des Kapitalismus willen, sind alle Kriege der Weltgeschichte geführt worden. Wollen wir feinen Krieg wieder, dann dürfen wir am 6. Juni auch keine der Parteien Das Ende des polnischen Abenteuers. wählen, deren Weltanschauung in diesem Boden wurzelt. Durch die Revolution wurde die Herrschaft der MinderNach einigen, vorläufig noch nicht offiziell bestätigten Nachheit in Deutschland gebrochen. Wollen wir die errungenen Freiheiten behalten, fie ausbauen zu der Gesamtheit Segen, dann müssen wir uns flar gegen jede neue Gewalt. herrschaft entscheiden. Der Kommunismus auf dem Wege der Diftatur führt nicht zum Ziele der Menschenbefreiung, sondern nur der Sozialismus auf dem Wege der Demokratie.
alle Auskünfte und Schrifistüde zu liefern, die es für richten scheint die Niederlage des polnischen Oft flü nötig erachtet, um sich über die vollständige Durchführung der Begels vollständig zu sein. Der russische Vormarsch wäre danach stimmungen über die Seemacht zu vergewissern, namentlich die bis vor die Tore von Minst vorgetragen worden, das Gebiet Pläne der Kriegsschiffe, die Zusammensetzung ihrer Bevon Wilna soll von der polnischen Heeresleitung als Kriegsstückung, die Einzelheiten und die Modelle von Kanonen, Muni- zone erklärt worden sein. Auch im Westen ist der russische Vortion, Torpedos, Minen, Sprengstoffen und von Material für draht- marsch nach diesen Meldungen noch nicht zum Stehen gekommen. lose Telegraphie, überhaupt von allem, was auf das Matiem soll sich tatsächlich wieder in den Händen der Bolschewiſten Die Parteien von äußerst rechts und äußerst links wollen terial für Seefriegführung Bezug bat, ebenso alle befinden, westlich von Kiew dringen die Sowjetheere weiter vor. in blindem Haß niederreißen, was noch steht; wir wollen Unterlagen, deren Inhalt gesehliche, Berwaltungsbe. Wie in Europa so ist auch auf dem Kleinasiatischen Kriegs- in versöhnender Liebe wiederaufbauen, was niedergebrochen stimmungen oder innere Diensvorschriften bilden. schauplatz die Lage Sowjetrußlands vorläufig weiter günstig. Der ist. Und viel Aufbauarbeit gibt es zu leisten, besonders für Einbruch in persisches Gebiet hat die Entente( vor allem uns Frauen. Die Reichsversicherungsordnung die Engländer) veranlaßt, Teheran , die persische Hauptstadt, muß um- und neugestaltet werden. Wir gebrauchen drixBolle Bewegungsfreiheit und Vollmacht. zu räumen. Zwischen Persien und Rußland schweben Berhand- gend eine Vereinheitlichung unserer gesamten Sozial. Baris, 26. Mai. ( Havas.) Millerans erklärte fich ba. lungen über die Anknüpfung diplomatischer und die Wiederauf bersicherung. Wir müssen aber auch in diesem Rahmen mit einverstanden, daß die Kammer Freitag nachmittag die Inter- nahme der Handelsbeziehungen. Die Bedrohung Arme- in den kommenden 4 Jahren das Mütter und Kinderniens durch Sowjetrußland ist nach nach Eroberung von fürsorgewesen in eine organische Entwicklung leiten. pellation betreffend die Festsetzung der deutschen Entfäbi Hebe gung bespricht. Er werde in der Stammer darüber Erklärungen legandropol, der wichtigen Stadt an der den Kaukasus Die Se beam menhilfe muß obligatorisch sein. Seime abgeben und die Bertrauensfrage stellen hinsichtlich ber durchschneidenden Karsbahn, brennend geworden. In England für werdende und junge Mütter, Säuglingsheime, Krippen. Methode, die zu befolgen sei, um die Durchführung des Friedensver- fieht man dieser Entwicklung der Dinge nicht ohne Sorge entgegen. Horte, Jugendheime und Jugendherbergen müssen geschaffen werden. Das Siedelungs, Wohn- und Ernährungswesen bedarf peiterer gefeßlicher Regelung. Arbeitsverdienst und Kosten der Lebenshaltung müssen in Einklang gebracht werden, wobei der größere Einfluß der Gewerkschaften zur Geltung fommen soll.
trages zu sichern. Der Ministerpräsident ließ die Kammer auffordern, sich in einer allgemeinen Vertrauenstagesordnung dahin auszusprechen, daß ihm volle Bewegungsfreiheit gelassen und die nötige Vollmacht gegeben werde, um die schwebenden diplomatischen Verhandlungen mit den Alliierten, sowie mit den deutschen Vertretern in Spa zu führen.
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Die Untersuchung über Paasches Erfchießung. Das Preußische Ministerium des Innern hat, wie die B. P. N. erfahren, in Verfolg feiner Untersuchungen über die Grschießung des Kapitänleutnants Paasche einen sehr erfahrenen Kriminalbeamten nach Hochzeit entsandt, um dort nochmals durch eigenen Augenschein alle Angaben und Aussagen genau nachzuprüfen.
und behaupten wollen, müssen wir für eine Gesetzgebung Wenn wir im Wirtschaftsleben unseren Plak erdingen jorgen, die uns auch hier die in der Verfassung zugesicherten gleichen Rechte gibt. Es flaffen noch große Lücken; bei den Gewerbe- und Kaufmannsgerichten fönnen noch immer nicht Frauen als Beisiterinnen gewählt werden.
Millerand wird im Parlament wahrscheinlich keinen allzu Die Präsidentenwahl in der Tschecho- Slowakei . Die Deutsch leichten Stand haben. Die Opposition, die sich um Boin- fozialistischen Abgeordneten der beiden Kammern caté versammelt hat und in der Versailler Frage unter Beinen werden bei der Präsidentenwahl leere Stimmaettel abgeben, Umständen eine Konzession gestalten möchte, wird alles daran sehen, in die Hand gegebene Gewalt eine wesentliche Einschränkung der da sie in der durch die aufoltrohierte Verfassung dem Bräsidenten Um in der Entlohnung der Arbeit den Männern gleichthren Standpunkt in Spa durchzusehen. Daß aber eine Unter- Demotretie und eine Vergewaltigung des Selbstbestimmungsrechts aukommen, ist vor allem notwendig, daß den Mädchen und rebung in Spa vollständig zwecklos ist, wenn Millerand dort be- erblicken. Der Deutide parlamentarische Verband Frauen die gleichen geistigen wie beruflichen Ausbil. reits mit gebundener Marschroute erscheint, ist zu offensichtlich, um lehnt es überhaupt grundsäglich ab, die Verfassung anzuerkennen. dungsmöglichkeiten gegeben sind. Deshalb haben