Einzelbild herunterladen
 

Stünde die Partei der Unabhängigen auf dem Boden der drei Vertreter der Arbeiterschaft Grünbergs in Berlin  , um aus der schwülen Atmosphäre herauskommen, die für Anschauungen, die Karl Kautsky   vertritt, so gäbe es zwischen dem Staatskommissar Dr. Weizmann und dem preußischen Verbrecher die geeignete Luft zum Atmen und zur Ausführung ihr und der Sozialdemokratischen Partei feinen grund- Minister des Innern Genossen Severing, welche die Entsen- ihrer Schandtaten ist. Der 6. Juni soll ein reinigendes fäßlichen Unterschied; die beiden Parteien fönnten bung von 200 Mann Sicherheitswehr nach Grünberg ange- Gewitter werden, der alle Schwüle beseitigt und unsere sich dann lieber heute als morgen wieder vereinigen, um die ordnet haben sollten, über die dortigen Zustände Vortrag zu halten. Feinde dahin versenkt, wohin sie gelezen: in den Abgrund! noch übrig gebliebenen taktischen Meinungsverschiedenheiten Da die beiden Herren- verreist waren, wurden ihren Bertretern im Innern der wiedervereinigten Partei auszutragen. Die von der Kommission folgende Wünsche ihrer Auftraggeber über­Abkehr des großen oder zum mindesten heute noch einfluß- mittelt: reichsten Teils der Unabhängigen von den alten sozialdemo­fratischen Grundsäßen ist das Unglück der Arbeiterbewegung, sie macht es schwer und bis auf weiteres sogar unmöglich, die unjelige Spaltung und Zerklüftung zu überwinden.

Ueber Fragen der Laktif läßt sich allezeit reden. Den Boden ihrer Grundsäße, jener Grundfäße, die auch Karl Kautsky   mit soviel Eifer und so ausgezeichneten Argumenten verficht, kann aber die Sozialdemokratische Partei   nicht auf­geben, nur auf ihm ist die Einigung möglich.

Die Schlußfolgerungen, die jeder denkende Arbeiter aus diesem Sachverhalt ziehen muß, ergeben sich ganz von selbst. Heeresverminderung durch Einstellung o Baltikumern!

-

Der Republikanische Führer- Bund teilt uns mit: Die Säuberung" der Reichswehr wird besonders in Potsdam  in großzügiger Weise durchgeführt. Hunderte von Soldaten werden auf Grund der durchzuführenden Heeresverminderung entlassen, was verständlich ist, unverständlich bleibt aber, daß an Stelle der Entlassenen fofort Baltikumsoldaten eingestellt werden. So sind jetzt bei der 5. Batterrie des leichten Art.- Negts. 3( Hauptmann Gröben­dinkel) 4 Unteroffiziere und 20 Mann entlassen und durch Balti­fumer erfekt worden.

Charakteristisch für die militärischen Zustände im allgemeinen und in Potsdam   in besonderen ist, daß bei einem ganzen Abtei­lungsstabe( Bataillonsstab) 27 Offiziere, darunter 3 Majore und 7 Sauptleute, Dienst tun. Die Nepublik hat's ja dazu.

Im Veſtibül des Wirtschaftsgebäudes der Kaserne Nedlitz   be­finden sich einige hundert frisch mit Hakenkreuzen versehene Stahlhelme.

Bei der 4. Komp. Garde- Schüßen- Ball. werden nur noch Balti­tumer eingestellt.

-

Reichswehrminister Dr. Ge BIer sprach gestern im Stonzert­haus in Potsdam   vor einer nach Tausenden zählenden Menge. Die Rede des Ministers drehte sich hauptsächlich um die Reichswehr. Die Reichswehr so sagte Herr Geßler nach dem Bericht einer Korre­spondenz, die jetzt vielen Anfeindungen ausgefekt ist, müßte da sein und der Geist von Potsdam   müßte in der Reichswehr jein. Denn der Geist von Potsdam   sei die Pünktlichkeit, Ge­wissenhaftigkeit und Treue, und ein Staat, der seinen Bürgern nicht Ruhe und Ordnung verschafft, hört auf ein Staat zu sein. Aber ein Deutschland   gegen den Willen der Ar= beiterschaft zu führen, wäre vermessen und gefährlich. Daher müssen wir mit der Arbeiterschaft und die Arbeiterschaft mit uns gehen. Jeder müsse sich klar sein, daß wir feinen Serieg führen fönnen. Und wer jest dazu auffordert, der fordert die Katastrophe des deutschen   Volkes herauf. Jeder politisch Erfahrene weiß, daß nicht die Militärkamarilla noch einmal herrschen wird, denn mit Sandgranaten und Maschinengewehren werden die deutschen   Ver­fassungen nicht ausgetragen. Niemals darf die Gewalt herrschen. Potsdam   und Weimar   muß eine Geistesgemeinschaft werden.

Wir können aus dieser Rede nur entnehmen, daß der ahnungs­lose süddeutsche Reichswehrminister den wirklichen Geist von Botsdam", wie ihn die obige Darstellung erkennen läßt, auch jetzt noch nicht lennengelernt hat!

-

-

Früchte ihrer Pogromheze. Während. Helfferich im Saal feine nationalistischen Phrasen schmetterte, benutten seine Par­Die Regierung möchte sofort einen Sommissar zur teifreunde, die vor der Tür wie oben mitgeteilt, ver ftrengsten Untersuchung der Angelegenheit nach Grünberg entfenden geblich auf ihn warteten, die Zeit zur Veranstaltung eines und sich nicht lediglich auf die Angaben des dortigen Polizei- leinen Pogroms. Jüdisch aussehende Passanten, die an inspektors ftützen, da das bisherige Verhalten dieses Herren der Hochschule vorübergingen, wurden angehalten und belästigt. in der Angelegenheit der Arbeiterschaft Grünbergs nicht ver- Ginige jüdische Damen gerieten in eine so bedrängte trauenerwedend erscheine. Die Regierung möchte diese age, daß schließlich die Sicherheitspolizei eingreifen untersuchung so beschleunigen, daß sie noch vor den Wah- mußte und die Damen in Schuh nahm. Auch nach Schluß Ten beendigt ist. der Helfferichschen Rede fam es in der Hardenbergstraße und in Die Abordnung hatte den Eindruck, als ob die angerufenen der Umgebung des Zoologischen Gartens zu Schlägereien Regierungsstellen durch die zuständige Behörde Grünbergs nicht und antisemitischen 8 wischenfällen. Wenn man die richtig unterrichtet waren und lediglich durch Pressenach- wahnsinnige Juden hebe unferer Nationaliste a richten Kenntnis hatten. Deshalb erscheint es seltsam, daß Minister hierfür verantwortlich macht, so werden diese natürlich mit der nun Sebering, wie es in diesen Nachrichten heißt, die Entsendung schon öfters aufgefekten Miene der Harmlosigkeit jede von 200 Mann Sicherheitswehr nach G. angeordnet haben soll. Schuld von sich abweisen. Und doch muß auch ein Blinder all­Die Herren von der Regierung erklärten sich bereit, den mählich einsehen, daß derartige Pöbeleien dieselbe Konses Wünschen der Arbeiterschaft sofort nachzukommen, berhehlten jedoch quenz der deutschnationalen Rassenpolitik" find wie Militär. nicht, daß gerade jetzt viele derartige Wünsche aus allen Gegenden putsche eine Folge ihrer volts feindlichen Regierungs­des Neiches geäußert würden. Sie versprachen jedoch alles daran hehe. zu sehen, um schnellstens Klarheit in diese mysteriöse Ange­legenheit zu bringen. Die Arbeiterschaft Grünbergs erwartet mit Spannung das Resultat der Untersuchung.

Ohne den Kapp- Dutsch... Eine Nadauversammlung Helfferichs. Die Ablengnungsversuche der Deutschnationalen, mit denen sie frampfhaft ihre Mitschuld an dem Kapp Putsch zu ver­hüllen suchen, sind ebenso findisch wie würdelos. So sagte Herr elfferich, einer der Hauptschuldigen im Welt­friege, gestern in einer Wahlrede:

Ohne den Kapp- Putsch   hätte unser Wolf noch lange auf die

Wahlen warten können. Das stelle ich hier fest, obwohl unsere Gegner daraus herleiten, daß wir den Kapp Putsch bertreten."

Wie reimt sich hierzu folgender Ausspruch seines Bartei­freundes Hergt, den er unserem Genossen Heilmann am 13. März gegenüber tat( s. Borto." Nr. 263):

Kapp und Lättvis find zum äußersten entschloffen und werden vor nichts, aber auch ter gar nichts zurückschrecken. Sie haben vorher gewußt, daß sie ein sehr hohes Spiel spielen und werden alles daranseben, es zu ge= winnen."

Nimmt es hiernach Wunder, daß Herr Selfferich sich mit leidenschaftlicher Wärme für den Hochverräter Traub einsette? Wir hätten jehen mögen, mit welchem Triumph die Kappisten von den Reaktionären gefeiert toorden wären, wenn ihr Buben­stück nicht durch die Achtsamkeit und die heldenhafte Opfer­bereitschaft der deutschen   Arbeiter vereitelt worden wäre. Für das geistige Niveau der Versammlung sprachen die Hochrufe auf das Hohenzollernbaus und die Niederrufe gegen die Republik  . Schlimmer aber als diese deutschnationalen Radau­brüder, von denen man schon manches, gewöhnt ist, wirkte das Verhalten eines Pfarrers Haeder, der sich als Geist licher gegen die pazifistischen Tendenzen in Deutschland  " aus­sprach. Es scheint, daß uns nicht nur den preußischen Beut. nant, sondern auch den preußischen Pfarrer niemand nachmacht. So sieht die Partei des wahren Christen­Umstand, daß er aus Furcht vor Demonstrationen" nach Schluß seiner Rede durch einen Hinterausgang unbemerkt vom Bublikum das Gebäude verließ.

Die mysteriösen Putschpläne in Schlesien. tums" aus. Für Helfferichs Seldenmut spricht der nette

Eine neue alldeutsche Arbeiterprovokation? Aus Anlaß der in den letten Tagen in verschiedenen rechts­stehenden Beitungen veröffentlichten Alarmberichte über ,, fommunistische Mordpläne" in Grünbergi. Schl. waren gestern

Shakespeares Julius Cafar".

Boykott gegen das weiße Ungarn  . Rundschreiben der Gewerkschaftsinternationale. Aus Amsterdam   wird uns gemeldet:

Das Sekretariat des Internationalen Gewerkschaftsbundes   hat auf Grund des fürzlich in London   gefaßten Beschlusses, wegen der Berfolgung der Arbeiterbewegung in Ungarn   jeden Verkehr mit Ungarn   abzubrechen und jenes Land von der Außen­welt abzuschneiden, an die Bandeszentralen der verschiedenen Länder Rundschreiben gerichtet. Das endgültige Datum für den Beginn des Voykotts wird wahrscheinlich im Laufe der nächsten Woche festgesetzt werden.

Die gefnebolte Nepszava  "( sozialdemokratisch) bringt an der Spitze mit auffallenden Lettern folgende Mitteilung:

Die Parteileitung hat seinerzeit das Rechtsschutzbureau der Sozialdemokratischen Partei ausschließlich zu dem Zweck organi­siert, um den Mitgliedern der Partei Rechtsschutz zu bieten. Bei der Errichtung des Bureaus wurde die Parteileitung durch das Pflichtbewußtsein geführt, den in Bedrängnis sich befindlichen Mitgliedern den ihnen auch nach dem Geseze zustehenden Rechts­schuß zu gewährleisten. Die Parteileitung hat nun in Anbetracht der zwingenden Umstände, die die Tätigkeit des Rechts­fchubbureaus zum Teil beeinträchtigen, zum Teil unmöglich machen, beschlossen, die Tätigkeit des Rechtsschußbureaus vom heutigen Tage angefangen einzustellen und das Bureau aufzulösen.

Die Erklärung erteilt feine näheren Aufschlüsse über die wingenden Umstände.

An der Spitze des Briefkastens ist in der gleichen Nummer folgendes zu lesen:

" Wir ersuchen unsere Genossen, ihre in welcher Redaktions­angelegenheit immer an uns gerichteten Briefe nicht zu unterschreiben und insbesondere nicht mit ihrer Adresse zu bersehen, sondern anonyme, mit einer Chiffre versehene Briefe uns zu schreiben."

Diese wenigen Andeutungen in dem sozialdemokratischen Organ sprechen Bände von dem weißen Schreden, der Ungarn   beherrscht; die Meinungsfreiheit fnebelt und das Volk in den Abgrund drängt.

Zeugenaufruf. Am 9. November 1918 wurden die beiden Obermatrosen Karl Macherei, St.-Nr. 1568, 2. M. G. K. I. M. S. und Franz Scheyta, Et. 1253... I. M. N., sowie der Unteroffizier Neubert auf Befihl der Admirale Schröder und Jasper erschossen. Zeugen dieser Vorgänge, die Angehörigen der Getöteten, namentlich auch die Mitglieder des ehemaligen Zentralrates der Mavine und des Soldatenrates von Antwerpen   werden gebeten, ihre Namen und Adressen an die Kommunistische Arbeiterzeitung in Hamburg  , Neuer Steinweg 3/5, einzusenden.

Man

Herr Helfferich sagte, der 6. Juni werde ein Tag des Ge­richt 3 werden. Das soll er. Es ist an der Zeit, daß wir endlich dem Nachhall ihres leidenschaftlichen Tosens noch die Zwischen- des Krieges kneten, damit denen, die schon erneut sich anmaßenden pausen aus. Das mußte, bei allen malerischen Reizen im einzelnen, Ton gestatten, ihr Treiben vorgehalten wird. Und es ist ja auch auf die Dauer zerstreuen und durch stetes Wiederholen des Aehn- gewiß recht, daß über allen Wirren des Tages das Lied der großen Ein Experiment im Großen Schauspielhaus. lichen ermüden. Was die Befriedigung der Schaulust anlangt, sollte Beit" schon fast aus dem Gedächtnis schwand, so daß nur noch ein das Theater die ja doch aussichtslose Konkurrenz mit dem Film erst berblaßtes gutmütiges Rückschauen vorhanden ist. Aber trotzdem Die stärksten Wirkungen hat das Reinhardtsche in ihrer Struf- gar nicht aufnehmen. Wo aber die Massen gestern nicht agierten, Strauß doch auch gewiß derjenige ist, der die Berechtigung hat, An­tur wie dem Aufbau des Zuschauerraumes an das griechische zeigte sich die weite Streckung des Podiums als ein schweres Hemm losigkeit und das Unsittliche des Krieges verwarf, so wurde der flage und Spott hinauszurufen, weil er von Anbeginn die Sinn­Theater gemahnende Schauspielhaus in der Wiedergabe alttiajji nis intimerer Wirkung. Die Schauspieler, welche von seitmärts Abend doch nicht zu dem, was man einen ethischen Berzweiflungs scher Tragödien erreicht. So in der Darstellung der Aeschyleischen oder von unten der Arena her zum Mittelpunkt der Bühne wollten, schrei nennen könnte. Hieran trugen das begeisterte Bublifum und Orestie und des Sophokleischen Oedipus, des ersten Werkes, das mußten, was ihrer Römerwürde wenig anstand, das Tempo ihres, Karl Krauß   gleichermaßen die Schuld. Jeder weiß, daß Krauß noch vor langen Jahren schon in diesem, von der überlieferten Ge- Ganges mehr oder weniger dem Baufschritt nähern. Ginen impo- im Hohn voll tiefer Ergriffenheit ist, aber wenn man zwei Stunden wohnheit so weit abweichenden Nahmen erschien. Das ist kein Zu- janten Anblick bot das große Panoramabild des Schlachtfeldes bei nur ironische Glossen hört, die den intellektuellen und sehr selbst­fall. Die Möglichkeiten, welche die gewaltigen Dimensionen boten, Philippi mit der erst heiter blauen, dann wie von Blut getränkten bewußten Wiz an der Stirn tragen, dann geht die Wirkung in die waren hier fünstlerisch phantasievoll zur Erzeugung jener Stimmung Simmelstuppel. Aber die Menschen ertranfen gleichsam in der Breite, statt in die Tiefe, dann entsteht eme familiäre Verknüpfung ausgenügt, auf die nach Schillers beredtem Wort das Wesen des Weite; das Pathos der heroischen Neden verwehte in diesem Raum 3ischen Vortragendem und Publikum, welches, des sittlichen Willens nicht mehr eingedenf, nur auf geistsprühende Satire wartet. antifen Dramas abzielt. Der Chor, heißt es in Schillers Bemer- wie ein Eichaufspielen von Gernegroßen. fann auf weitem Blake unbesorgt davon sprechen, daß man schon fungen zur Braut von Messina  , repräsentiere sinnlich sichtbar den Gine interessant originelle Porträtjfizze war der Cäsar von 1914 gewarnt und gehöhnt hat, aber im Bechsteinsaal vor einer noch großen Hintergrund des öffentlichen Lebens, die Resonnanz, die das Werner Krauß  , dessen stählernes Organ spielend in jede Ferne so großen Gemeinde, die das weiß, flingt es eite!. Und über dies individuelle Einzelschicksal in der Gemeinschaft auslöst. Erst durch drang. Freilich sein Cäsar hatte nichts vom Helden, noch ging von hinaus: die da klatschten, sind ja gar nicht alle Verfechter der dies Miteinander erhalte das Ganze seine überragende Bedeutsam- ihm ein Hauch der überlegenen Geistesgröße aus. Auf forpulentem traurigen Wahrheit, um die es Krauß zu tun ist, sondern Anhänger feit. Der Dichter muß die Paläste wieder auftun, er muß die Ge- Numpfe wuchs fast ohne Hals ein Haupt mit ungeheu em Schädel, seiner brillanten Gestaltungskraft. Dafür kann Strauß nichts, wird richte unter freiem Himmel herausführen, das Unmittelbare, das abschreckend häßlich, aber einprägsam hervor. In den bedächtig ab- man einwenden. Und er kann doch dafür, wenn er Selfershelfer durch die künstliche Einrichtung des wirklichen Lebens aufgehoben gemessenen Bewegungen, die etwas pedantisch Komödienhaftes wird, indem er den ganzen Abend auf Negation, und sei sie noch so fittlichen Ursprungs, einstellt. Einmal, nur einmal leuchtete ver­ist, wieder herstellen", wie der Bildhauer, um die großen einfachen hatten und der Stimme drückte sich das grenzenlose Selbstbewußt- fonnen, gütig, ergreifend und traurig das ganze Elend der großen Linien menschlicher Gestalt zu zeigen, alle verhüllenden Gewänder sein, das ja der Dichter gleichfalls unterstreicht, sehr überzeugend, Reit auf: dies war, als Strauß einen Brief von Rosa Luxemburg   an abstreifen. Man braucht die Ansicht Schillers von einer fünftigen wenn auch keineswegs sehr sympathisch aus. Die bäuerliche Plump- Sonja Liebknecht aus dem Gefängnis vorlas. Das war erschau­dramatischen Fortentwicklung nach dieser Richtung hin nicht zu heit, die Casca in dem Stücke nachgesagt wird, möchte Herrn Jadernd. So kann Ethik gepredigt werden. teilen, aber gewiß erscheint es, daß die Wucht und Macht jener mings als Rechtfertigungsgrund erscheinen, wenn er in brutal alten Werfe nur in einer Form der Wiedergabe sich voll entfalten grotester Individualisierung diesem Verschworenen das Aussehen Die Zukunft der Wiener Staatstheater soll sich folgendermaßen tann, die jenes Miteinander des Einzelnen und Allgemeinen in eines halben Trottels gab. Den Brutus spielte Wilhelm gestalten: Durch eine Bollzugsanweisung der Staatsregierung mer­den die Staatstheater( ehemaligen Hoftheater) in die Verwaltung großem Bild zusammenfaßt, den Chor, der sonst ein ziemlich müßiger Dieterle mit einem Jünglingsantlib, das zu der Shakespeari- des Unterrichtsamtes übernommen. An die Spitze der Staats­Bierrat bleibt, in freier Nachschöpfung zum Instrumente solcher schen Figur nicht paßte, doch als ein tüchtiger und starter Sprecher. theaterverwaltung wird ein Präsident treten. Alle künstlerischen Stimmung macht. Das scheint mir, war die Reinhardtsche Idee. Das sonst so anmutig langvolle Organ von Else Heims  , die Fragen entscheiden die Direktoren. Um den jetzt schwer empfun­Das Riesenmaß der Linien und die Massen, die den Palast des die Portia gab, erhielt unter dem Zwang, den Raum zu füllen, denen Uebelstand, daß unsere ersten Bühnen infolge der hohen Gin­Oedipus umbrandeten, ordneten, sich solchem künstlerischen ettvas Sprödes. Die Glanzleistung des Abends war Moissis trittspreise nur den zu Vermögen gelangten Kreisen zugänglich sind, Bwede ein. Marc Anton in der großen Rede, deren offensichtliche, aber die ge- abzuschaffen, und auch den breiten Schichten des Mittel­Jedoch die Schöpfung eines ständigen Theaters, in dem auch dankenlose Masse widerstandslos mit sich fortreißende Sophismen ftandes, den Angestellten und der Arbeiterschaft den wahren Kunst­für die Werke völlig anderer Prägung die Mittel dieses Apparates heute mehr noch als sonst zu denken geben. Die bekannten Worte genuß zu ermöglichen, soll neben den bestehenden Staatstheatern Verwendung finden sollen, muß zu bedenklichen Experimenten flangen wie neu aus seinem Munde, prachtvoll verstand er es die eine weitere Kunststätte gewonnen werden, auf der mit führen. Man wurde die Empfindung von etwas Aeußerlichem, Un- Kraft warmblütigen Gefühls, aus dessen Ticfe ihm die Bilder den Kräften und den Betriebseinrichtungen der anderen Staats­organischem bei der Aufführung des Cäjar nicht los. Die Volts- strömen, mit demagogisch rechnender Komödianterei zu mischen: theater vollwertige Stunft zu billigem Preise geboten werden kann. Es ist das der Weg, der auch in Berlin   beschritten worden ist. Dem szenen dieser historischen Haupt- und Staatsaktion, die uns im all- Hier in dieser Szene, die die Massen verlangt, wirkte ihre Bewegung Präsidenten der Staatstheaterverwaltung wird als beratende Körper­gemeinen heute wenig sagt, waren ungebührlich in den Vordergrund als lebendiger Wiederhall. schaft ein Kuratorium beigegeben werden. geschoben, als habe der Poet es auf ein Volks- und ein Milieustück abgesehen. Die Haufen römischer Zumpenproletarier, einen Wald von nachten Armen in die Lüfte werfend, strömten immer wieder auf der zum Kapitol aufsteigenden gewaltigen Straße hin und her, ja füllten, wenn der Raum zum Szenenwechsel sich verdunkelte mit

Conrad Schmidt  .

Karl Krauß  , der im überfüllten Bechsteinsaal las und den ganzen Abend lang bejubelt wurde, hat so überaus recht, wenn er behauptet, man müsse Tag für Tag in das vergeßliche Gehirn die Grinnerung an all das Glend, an all die Grausamkeit und Roheit

hso.

Erstaufführungen der Woche. Di.: Kleines Schauspielhaus: Leib. aardist. Theater des Westens  : Schrei nach dem Kind. Tribüne: Bunbury. Zuisen- Theater: Gin Mastenscherz. Künstler- Theater: Die bessere Hälfte.­So.: Staatsoper: Schahrazade. i.: Kammerspiele: Taifun.

-