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Nr.273.37.Jahrg.

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Sonntags- Ausgabe

Vorwärts

Berliner   Dolksblatt

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morinplatz, Nr. 15190-15197.

Sonntag, den 30. Mai 1920

Millerands Sieg in der Kammer.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritplats, Nr. 11753-54.

Entscheidungstage!

30. Mai bis 6. Juni.

Paris  , 29. Mai. Nach der richtiggestellten Liste ist das Ver- auf den Vertrag zu starren, und man gebe nichts Sabei auf. Die Den Blizen, die in das Dunkel der neuen Putschpor­trauensvotum der Kammer mit 501 gegen 63 Stimmen an- französische   Regierung und die alliierten Re- bereitungen hineinleuchteten, folgt jetzt mit naturgeseglicher genommen worden. Unter den letteren befinden sich 60 unifizierte gierungen wollten nichts von ihren Pfändern aufgeben, na- Notwendigkeit der sanfte Regen der Dementis. Der Para­Sozialisten. 33 Stimmenthaltungen verteilen sich auf fast alle mentlich von den besetzten deutschen   Gebieten. In San Remo graph 11 des Preßgejeges wäre die segensreichste Einrichtung politischen Kreise. habe man dies nicht nur betont, sondern auch erklärt, daß, wenn der Welt, wenn es möglich wäre, durch Berichtigungen Tat­Der Wortlaut der Vertrauensresolution. Deutschland   sich länger seinen Verpflichtungen entziehe, neue Gebiete jachen aus der Welt zu schaffen, aber trotz des weitestgehenden Paris  , 29. Mai. Die gestrige Vertrauenstages. befest werden könnten. Er wiederhole, daß die Politik Frank- Gebrauchs, den man von ihm macht, reicht seine Kraft nicht ordnung der Kammer für das Ministerium Millerand   lautet: reichs eine Politik der Union   mit seinen Alliierten dazu aus, den Kapp Putsch und die Beteiligung der Die Kammer ist der Ansicht, daß der Vertrag von Versailles   die sei, aber euch eine Politit des Einverständnisses mit Deutschland  . Rechtsparteien an ihm aus der Geschichte verschwinden zu völlige Wiedergutmachung der an Personen und Man wünsche lebhaft, daß Deutschland   begreife, daß es nur nach lassen. Unvergessen bleibt auch, daß das hervorragendſte Sachen verübten Beschädigungen Deutschland   dieser Richtung hin für Deutschland etn Heil gebe. Aber um diese Organ der Deutschnationalen Volkspartei  , die Deutsche   Zei­auferlegt. Sie billigt die Erklärung der Regierung und hat Politik des Einverständnisses und der Union   zu realisieren, müsse tung", die Märztage von 1920 in zahlreichen Artikeln als den das Bertrauen, daß fie die Rechte und die Interessen man zu Sandlungen schreiten und offen eine Politit deutschen Vor frühling bejungen und für das nächstemal eine Frankreichs   wahren werde, indem sie im Einverständnis mit der Realisierung und der Verantwortlichkeit berrechtzeitige Inbetriebsezung der Mordmaschinerie in Aussicht den Alliierten alle Garantien aus dem Friedensvertrag folgen.( Rebhafter Beifall, au zer bei den SozialdemoAugen offen halten, damit nicht ein deutscher   Frühling" auger gestellt hat. Weil wir das nicht vergessen können und die nach dem Herzen des deutschnationalen Reichstagskandidaten 2oucheur erflärte, wenn Millerand eine Pauschalsumme bonulle uns überrascht, sollen wir Leute sein, die Gespenster 70 Millionen Goldmark angenommen habe, dann habe er Frank- sehen und in ihrer Phantaste au Wahlzweden" natürlich reich in eine schredliche Lage gebracht, denn diese Summe sei ungenügend. Millerand ruft dazwischen: Ich habe ge- wandeln. Sei's drum! -die bravsten Unschuldslämmer zu reißenden Wölfen ver­sagt, daß noch feine 3iffer festgehalten wurde. Millerand gegen das Koalitionsrecht der erledigt ist, sondern abermals, wie vor den Kapp- Tagen, in

sicherstellt.

*

Am Schluß seiner Rede, die dem Vertrauensvotim voranging, erklärte Millerand, daß Frankreichs   Forderungen etta 200 bis 210 Milliarden, d. h. nach dem Stande von 15. Mai 70 Mil­liarden Goldmark betragen. Der Wert der Pauschalsumme hänge von verschiedenen Glementen ab: Erstens von den Zinsen,

zweitens von der Priorität und brittens von der Frage, ob

die Lieferungen in der Summe einbegriffen sein sollten oder nicht. Millerand erinnerte an die letzten Erklärungen Bonar Laws im englischen Interhause, aus denen hervorgehe, daß England Frankreich   die Priorität verweigere. Das wichtigste aber sei, daß man den alliierten Ländern effektive Reali sierungen in Form von Kapitalen und Entschädigungen in Form einer internationalen Anleihe oder etwa einer Serie von Anleihen geben wolle, woraus hervorgehe, daß die Alliierten eng verbunden sein müßten, um diese Anleihen zu kontrollieren, so daß also keiner der Alliierten isoliert sei in der Verteidigung seiner Intereffen gegenüber dem Schuldner. Die andere Methode be­sbehe darin, lange Jahre auf die Zahlungen zu warten. Die jetzt angenommene Methode aber zwvinge nicht, mehr als zwanzig Jahre

Sowjetgold an England?

Polnische Friedensbitte?

fraten.)

Beamten.

Paris  , 29. Mai. Der Mirat hat heute vormittag beschlossen, den Beamten, die den Beschluß gefaßt haben, sich dem Allgemeinen Arbeiterberband( C. G. T.) anzugliedern, eine Warnung zugehen zu lassen. Es könne nicht dedulde werden, daß die Vereinigungen der Beamten in gewerkschaftlicher Form entgegen den Gefeßen weiter beständen. Anders verhalte es sich bei den Arbeitern, denen also das gewerkschaftliche Recht zu­erkannt wird. Ein entsprechender Gefeßentwurf soll am Dienstag der Kammer unterbreitet werden.

Die letzten Streitenden der Paris  - Lyon  - Mittelmeerbaha haben beschlossen, die Arbeit wieder aufzunehmen.

regelt: a) Gegenseitige Meist begünstigung; b) gegenseitiger Verzicht auf Durchgangszölle.

Der Vorsitzende der georgischen   Regierung. Noé Jordania  drahtete dem georgischen   Friedensdelegierten Uratabse in Moskau  :

Den Londoner   Besprechungen Kraffins scheint metallischer Nachdruck gegeben zu werden. Nach einer New Yorker Meldung hat Beglückwünsche Sie zum Abschluß des Friedensvertrages. das Baukhaus J. P. Morgan Nachrichten erhalten, wonach 11 900 000 Golddollars in Seattle   und 10 300 000 Golddollars Uebermittelt dem Rate der Volkskommissare, daß die Kunde vom in San Franzisto angekommen sind. Die Summe ist sofort Frieden mit einem Gefühl efer Befriedigung und mit bem Schatamt überfandt worden. Obwohl keine Bestätigung zu er Begeisterung im Volte aufgenommen wurde. Ich hoffe, daß halten war, vermutet man doch, daß das Gold von der Russischen von nun an alle Mißverständnisse zwischen Rußland   und Georgien   verschwinden und daß beide Bouderbölfer zusammen­Regierung in Omst stammt und für England bestimmt war. Warschau  , 29. Mai.  ( D. A.) Die polnische Note an die arbeiten werden in Frieden und Eintracht zur Neugestal­Moskauer Regierung mit der Aufforderung, Friedensverhandlung des Lebens auf sozialistischen   Grundlagen. Gruß allen Freunden, Genossen und Bekannten. Lungen aufzunehmen, ist fertiggestellt. Tiflis  , 10. Mai 1920.

Grenze entfernt ist, liegen Lettland  , und Litauen  , deren Selbständig­keit Rußland   achte und mit denen Deutschland   in Frieden lebt.

Gegenoffensive in der Krim  ?

Noé Jordania  .

11

Keine Ableugnung fann die Tatsache aus der Welt scha­fen, daß die Verschwörung mit dem Kapp- Butsch noch nicht gefährlichster Weise im deutschen   Lande umgeht. Ihr zu begegnen ist zweierlei nötig: flarer Blick und faltes Blut! Die Herren Verschwörer haben aus den Veröffent­lichungen des Vorwärts" gesehen, daß ihnen der Vortei!, ihre Pläne im Geheimnis schmieden zu fönnen, verloren ge­gangen ist. Sie haben sich in dieser Beziehung verrechnet. und sie können dessen gewiß sein, daß sie sich auch weiter ver­

rechnen werden.

Verrechnet haben sie sich schon mit ihrer Voraussetzung, daß ihnen ein Teil der Arbeiterschaft durch kopfloses Vor­gehen den Vorwand zum Losschlagen bieten würde. Die Ar­beiterschaft ist klar blickend genug, sich die Verantwor tung für einen etwa neu ausbrechenden Bürgerkrieg auf feinen Fall in die Schuhe schieben zu lassen. Wenn das Spiel begonnen werden soll, so bleibt die Vorhand den Herren Putschisten und damit auch die Aussicht, wie nach den Kapp­Tagen, mit den Flüchen des ganzen Volfes beladen, nach Hause geschickt zu werden.

Das Kampfobjekt aber bleibt die Verfassung der Deutschen Republik. Auch das ist eine Einsicht, die sich mit erfreulicher Gewalt in allen Arbeiterköpfen Bahn bricht. Auch im alten Kaiserreich   hat das allgemeine Reichs­tagswahlrecht nur darum Bestand gehabt, weil eine Arbeiter­flasse hinter ihm stand, die es zu verteidigen entschlossen war, obwohl dieses Wahlrecht ganz gewiß nicht die Erfüllung der lekten und höchsten Wünsche darstellte. Die demokratische Re­ publik   mit noch vorwiegend fapitalistischer Wirtschaft ist nicht das Ende der Entroidling, in deren Flusse wir uns befinden, wohl aber ihr Anfang, und so blind. wird die Arbeiterklasse zerstören zu lassen.

-

Der Sowjetgesandte Viktor Kopp   betont in der Deutsch  . Allg. Zeitung" Sie abfolut friedliche Haltung Sowjet- Rußlands gegenser Deutschland  . Zwischen der Kampflinie, die 300 Kilometer von unserer Der deutsch  - russische   Gefangenenaustausch. nicht sein, diesen Anfang von verbrecherischen Händen wieder Bis zum 23. Mai sind fünf Schiffe mit zirka 3400 Russen nach Die Gefahr des neuen Butsches, der wir mit einer Bo­Narwa abgegangen, von wo 2500 bereits in Narwa   ausgetauscht litik der Vorsicht, nicht der Angst zu der kein Grund vor­find. Auf Wunsch der russischen Regierung wird im Abtransport folgende immer wiederkehrende Reihenfolge eingehalten: 1. Zentral- liegt begegnen müssen, droht den Blick des Volkes von rußland  , 2. Ural   und Wolga  , 3. Westliche Gouvernements, 4. Sibi- einer anderen Gefahr abzulenken, die vielleicht größer ist. Die Reaktion hat zwei Eisen im Feuer, und während ihre rien, 5. Südliche Gouvernements. Bis zum 23. Mai sind Transporte aus folgenden Zagern ab- Desperados auf einen neuen Verzweiflungsstreich spekulieren, gegangen: Havelberg  , Stargard  , ltdamm, Wünsdorf  , Kassel­Niederzwehren; demnächst kommt Hammelburg   und dann wieder Merseburg   an die Reihe. Es finden zwei bis drei Transporte toöchentlich statt.

Warschau  , 29. Mai.  ( T. 1.) Die Offensive der gegenrebolu tionären Srimarmee hat nunmehr begonnen. General Slangem eroberte unter anderem die Städte Melitoppl, Berdianst und Mario­pol am Nordufer des Asowsees.

Georgisch- ruffischer Friedensvertrag. In der Nacht zum 8. Mai um 12 Uhr 20 Minuten wurde in Mostau von dem Mitgliede der Georgischen Konstituierenden Ber­fammlung Grigory Uratadje der Frieden mit Rußland   unter­zeichnet:

In drei Transporten sind bis zum 25. Mai von Nartva in Swinemünde   1830 Angehörige der ehemaligen Zentralmächte an­gelangt und ein Transport mit 580 Schweizern.

suchen ihre kühleren und geriffeneren Politiker, auf ganz andere Weise die Gewalt in die Hände zu bekommen, nämlich durch ihre wüste, vor keinem Mittel zurückschreckende Wah l- demagogie, der die bürgerlichen Mittelparteien wie gelähmt gegenüberstehen. Es muß in den letzten Tagen vor der Ent­scheidung dem Volk in die Ohren geschrien werden, daß die Biele der Kapp, Traub und ago w nicht nur in Ge­

heimversammlungen des Frontbundes und des Nationalver­bandes   Deutscher Offiziere verfolgt werden, sondern auch in Deutschnationalen und der Deutschen Volkspartei. Wählerversammlungen und Wahlflugblättern der

den

Das arbeitende Volf muß sich heute fragen, ob es den

Für den künftigen Anschluß an   Deutschland. Die wesentlichsten Punkte des Vertrages sind die folgenden:   Wien, 29. Mai, Laut dem Neuen Wiener Journal" 1. Rußland erkennt vorbehaltlos die Unabhängigkeit hat sich hier ein Ausschuß zur Gründung einer Vereinigung und Selbständigkeit des Georgischen Staates an und vergebildet, zichtet freiwillig auf alle früheren Souveränitä ansprüche   Ruß- gebildet, welche die Vorbereitung des fünftigen An­lambs in bezug auf das georgische Bolt und den   georgischen Boden. chlusses an   Deutschland bezweckt, den Anschlußgedanken März- Generalstreif gemacht hat, um einige Wochen später 2.   Rußland verzichtet auf jegliche Einmischung in die wach erhalten und alles vorbereiten will, was seinerzeit seine Verbie Schuldigen jener Vorgänge auf anderen Wegen zu ihrem Ziel gelangen zu lassen. Nein, die logische Fortsetzung 3. Die Grenzfragen wurden zugunsten   Georgiens geregelt.   Wien, 29. Mai. Der erste österreichische Städtetag hat des Generalstreits ist ein aufs äußerste gesteigerter Wahl. Unter anderem erkennt   Rußland das gesamte Batumsche Gebiet eine Entschließung angenommen, nach welcher der Forderung kampf gegen rechts, von dessen Führung kein denkender als unbedingt dem Genrgischen Staate gehörig an. nach dem ehesten Anschluß   Oesterreichs an Deutschland Aus- Mann, feine denkende Frau der Arbeiterklasse sich ausschließen brud gegeben wird. darf.

inneren Angelegenheiten Georgiens.

wirklichung erleichtern fann.

Wilsons Veto gültig.

Die bürgerlichen Mittelparteien sind schwankendes Rohr im Winde. Die Unabhängigen fönnten, wenn fie Erfolg im Wahlkampf hätten, nur der Sozialdemokratie ein paar Man­date abnehmen, aber die Front des Ganzen nicht weiter gegen rechts vortreiben. An der Front steht, wie in den

4.   Georgien und   Rußland verpflichten sich gegenseitig, in bezug aufeinander strenge Neutralität zu bewahren und auf thren Territorien feine Errichtung bewaffneter Kräfte und Gruppen zuzulassen, die bestrebt sind, die in diefen Staaten etablierte Rechtsordnung gewaltsam zu stürzen. Aehnliche Ge- Wieder keine Zweidrittelmehrheit im Parlament. walten, die in die Gebiete der beiden vertragschließenden Staaten Washington, 29. Mai. Die Vemühungen, Präsident Wilsons singedrungen sind oder eindringen werden, müssen entwaffnet und Beto gegen die Friedensresolution der   Republikaner unwirksam zu interniert werden. 5. Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen   Rußland und machen, find fehlgeschlagen, da bei der Abstimmung im Re- app- Tagen, jo auch in den Wahlfampftagen  Georgien werden bis zum Abschluß eines Handelsvertrages, präsentantenhause 29 Stimmen an der 3 weidrittelmehrheit die alte Sozialdemokratische   Partei; nur was in Sturze geschehen muß, nach den folgenden Grundfäßen ge- fehlten. wenn fie in gewaltiger Stärke in die deutsche Volfsvertretung