Nr. 274/275. 37. Jahrg.
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Vorwärts
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ordnet.
Montag, den 31. Mai 1920
Schützt die deutsche Republik!
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Der Student und die Reichstagswahl.
Gegen die Umstürzler von rechts. wehrformationen an den Reichspräsidenten mit einer RundUnnük und unnötig ist es, die Bedeutung der beborBerlin, 30. Mai. ( WTB.) In letzter Zeit haben sich Bestre. gebung gewendet haben, in der sie ihre unbedingte Berfassungstreue betonen. Hoffentlich wird diese KundJeder stehenden Reichstagswahl noch einmal darzulegen. bungen bemerkbar gemacht, die entlassenen oder zur Entlassung be- gebung auf die putschistischen Sistöpfe eine gewiffe abfüh- weiß, daß sie entscheidet über das Antlik, das unser politisches, stimmten Angehörigen der Freikorps oder ähnlicher Formatio- lende Wirkung ausüben. nen zusammenzuschließen, um der Auflösung Wider. Daß die deutschnationale Presse sowohl die Verordnung wirtschaftliches und kulturelles Leben in den nächsten Jahren stand zu leisten oder aufgelöfte Verbände wieder zu vereinigen. des Reichspräsidenten wie auch die Erklärung der Truppen- tragen soll, daß sie entscheidet, ob die Bahn der freiheit. Truppenlichen Entwickelung, die durch die Revolution erUm diesen Borgängen, weiche nicht nur die Ausführung der von führer nicht gerade mit Freuden begrüßt, ist nur selbstber- öffnet wurde, betreten werden soll mit all den unendlichen Deutschland im Friedensvertrag übernommenen Verpflich ständlich. Geradezu blödsinnig ist aber ihre Behauptung, man tungen gefährden, sondern auch zur Beunruhigung der Bevölkerung steuere auf diese Weise in den Bolschewismus. Denn die Ver- Fortschrittsmöglichkeiten, die sie gewährt, oder ob sie verschüttet werden soll in' selbstgewählter Einterferung, in führen, tatkräftig begegnen zu können, hat der Reichspräfiordnung des Reichspräsidenten trifft den Versuch zur eigen bumpfer Konservierung ohne den belebenden Hauch neuen dent auf Grund des Artikels 48 Abfas 2 der Reichsverfassung in mächtigen Aufstellung bewaffneter Formationen nicht nur Bollens. einer Berordnung vom 30. Mai besondere Maßnahmen ange- wenn er von reaktionärer, sondern auch wenn er von linksWenn so die Gegenüberstellung des Jungen, Neuen, radikaler Seite unternommen wird, und die Erklärung Durch diese Berordnung wird die Aufforderung an frühere oder der Truppenführer richtet sich gegen Putschabsichten von links Borwärtswollenden gegenüber dem Alten, Beharrenden, Nückwärtsgewandten sich lar herausgeschält hat, gibt es dann berzeitige Angehörige der Freikorps zu vereintem in gehorsam ebenso wie gegen solche von rechts. oder gewaltsamem Widerstand gegen Anordnungen über AufDie Republik soll weder deutschnational- militaristisch eine Frage, wo die Jugend ist, sein muß? Mit ihren Lösung, Berstellen, insbesondere gegen Anordnungen über Auflösung, noch bolichemistisch werden und in ihrem Innern keine andere größten Teilen, mit den begeisterten Scharen der Arbeiterjugend, mit der Jugend unserer Künstlerschaft ist sie da, Berringerung und Umgliederung der bestehenden Berbände, oder Gew It zulaffen als die verfassungsmäßige. Die Durchfegung wo sie hingehört, bei der Fahne des neuen Geistes. Wie der Widerstand gegen folche Anordnungen mit Zuchthaus bis zu dieses Grundsages, der von der Sozialdemokratischen Partei aber kommt es, daß die studierende Jugend im au fünf Jahren, bei Borliegen mildernder Umstände mit Gegebilligt wird, ist eine Macht frage, die nicht zuletzt auch Gegensatz hierzu in anderen Lagern steht? fängnis bestraft. Die gleiche Strafe trifft denjenigen, der es am 6. Juni entschieden werden wird. unternimmt, ohne Genehmigung der zuständigen Stelle Berfonen zu Verbänden militärischer oder polizeilicher Art zusammenzuschließen, oder wer an solchen Verbänden teilnimmt. Reichswehrminister ist ermächtigt, zur Aburteilung folcher Straftaten nach Bedarf außerordentliche Gerichte einzusehen.
Der Loyalitätserklärung der Berliner Garnison - der in zahlreichen Meldungen von fortschrittsverneinendem
Die Verordnung des Reichspräsidenten fann natürlich auch nichts anderes sein als ein Machtmittel, dessen Wirkung davon abhängt, von wem, wie, in welchem Sinn es angewendet wird. Die Absicht ist aber vollkommen flar und durchaus zu billigen, nur durch ihre entschlossene Durch fegung fann Ordnung und Beruhigung geschaffen werden. Die Berordnung ist weiter nichts, als eine Ausdrucksformel des selbstverständlichen Grundsages, daß niemand sonst zur Aufstellung und Aufrechterhaltung bewaffneter Formationen berechtigt ist, als die verfassungsmäßige Regierung.
kommandeure.
Daß dem so ist, wird kein Mensch bestreiten, der mir einigermaßen den Geist unserer Hochschulen kennt, den Geist, Auftreten der Studenten durchklingt, der ganz besonders auf dem jüngsten Studententag in Dresden wieder zum Ausdruc Berlin , 30. Mai. Das Rthswehrminifterium tam. Wie ist es möglich, daß die Jugend aus den gleichen teilt mit: Aus Anlaß der zahlreen Rutschgerüchte erschienen Sörsälen, aus denen sie einst auszog für Fretheit und heute die Kommandeure der Garnisonen von Groß- Berlin Menschenrechte zu kämpfen, deren beste Geister jahrelang beim Reichswehrminister und lern ihm folgende schmachteten in Serterhaft um dieser Ideale willen, heute auszieht im Dienste der Mächte des Rückschritts, des klassenErklärung vor: mäßigen Egoismus?
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Wir versammel smmandeure der Garnisonen von Groß- Berlin geben hie bem Herrn Reichswehrminister bie feierliche Erklärung ab, daß wir und die uns unter stellten, Truppenteile bebingungslos hinter der verfaffungsmäßigen Regierung stehen und daß wir mit unferen Truppen bereit sind, die Berfaffung gegen jeden gewalt famen Umfturs, tomme er von rechts oder links, wenn es fein muß auch mit den 23affen zu schüßen. Wir bitten, diese Erklärung auch bem Herrn Reichspräsidenten an unter breiten."
Der Herr Reich 3 präsident nahm diese Erklärung mit Dank und Befriedigung entgegen.
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Mannigfach sind der Gründe, sind der Gründe namentlich wirtschaftlicher Art der Hauptgrund liegt tiefer. Er liegt einseitig darin, daß jene Mächte es verstanden haben, thre Machenschaften unter dem Mantel der nationalen Idee zu verhängen, wohl wissend, daß für diese Machenschaften selbst die übergroße Mehrzahl der studierenden Jugend teinen Finger rühren würde, aber in aller wirtschaftlichen Not noch zu paden ist bei ihrem Jdealismus.
Die deutschnationale Presse verrät ihre eigentlichen Abfichten, wenn sie gegen diese Verordnung Sturm läuft und die Freikorps auch weiter gegen die Regierung aufzubezen versucht. Wir sind der Meinung, daß es im Sinne der in Falsch geleiteter Jdealismus also ist es, der Angriff genommenen Politik liegt, allen Versuchen, zum Un- Der Reichswehrminifter erwiderte darauf: Mit Befriedi diese Stellungnahme der studierenden Jugend hervorruft und gehorsam gegen die Verordnung des Reichspräsidenten auf- gung nehme ich die feierliche Erklärung Ihrer Loyalität bier gilt es den Hebel anzusetzen. Hat denn die Jugend kein zufordern, mit den schärfsten Mitteln zu begegnen. entgegen. Sie gibt mir die Gewißheit, daß wir den nächsten Urteilsvermögen mehr, daß sie gläubig hinnimmt, was jene Der Nationalverband Deutscher Offi- Wochen mit unbedingter Ruhe und Zuversicht entgegen- Mächte ihr sagen, daß der neue Geist antinational sei? Hat ziere hat in der rechtsstehenden Presse eine Rundgebung er- fchen fönnen. Meine Herren, ich danke Ihnen. Uebermitteln es ihr nicht die Haltung aller Voltsgenossen in unendlich laffen, in der er seine Unschuld beteuert, aber mit feinem Sie bitte allen Ihren Offizieren, Unteroffizieren und Mann- schweren Jahren bewiesen, trotzdem die meisten es schlimmer Worte leugnet, daß er die Aufstellung von Offiziersfompa- fchaften meine fameradschaftlichen Grüße. Meine Herren, hatten als die Mehrzahl der aus ihren Schichten unter der gnien für den Fall, daß ,, die Umstände es gebieten", ins Auge ich vertraue Ihnen. Ich baue auf Ihr Mannes- Fahne Gestandenen, daß Liebe zum eigenen Volte und Pflichtgefaßt hat. Es ist selbstverständlich, daß auch derartige Be- wort und danke Ihnen von ganzem Herzen. Ich werde erfüllung auch in den Herzen jener wohnt, denen noch heute strebungen unter die Verordnung des Reichspräsidenten heute noch dem Herrn Reichspräsidenten Meldung vaterlandslose Gesinnung vorgeworfen wird? Hat die Jugend fallen. erstatten. kein Gefühl dafür, daß Internationalismus nicht AntiDie Aufdeckung der neuen Butschgefahren hat weiter die nationalismus ist, sondern national ist im Bewußtsein, daß Folge gehabt, daß sich die Befehlshaber der Berliner Reichsder Einzelmensch ein Glied seiner Familie, feines Stammes, seiner Nation ist, darüber hinaus aber Mensch, Weltbürger, wie gerade unsere größten Geister es waren? Hat der Student kein Gefühl dafür, welche Tiefe urgewaltiger Sträfte Nene Tagung des Frontbundes! in den breiten Massen der Nation, die gerade er Ein uns vorliegendes Flugblatt des Frontbundes, datiert doch besonders zu lieben vermeint, wirken, Kräfte, die nur bom 27. Mai 1920, lädt zu einer dritten Tagung des Verhegung, Jrreleitung be Frontbundes am Mittwoch, den 2. Jumi, ein. Sie findet beganz verführte Blinde als zeichnen tönnen? Fühlt er denn nicht, was im einmütigen zeichnenderweise in Potsdam statt, wo die Herren dank Zusammenstehen des ganzen Volfes, im Generalstreit dem„ Geist von Potsdam " wohl ganz unter sich zu sein Wir stellen nochmals ausdrücklich fest, daß durch beson- so machtvollen sichtbaren Ausdruck fand, daß der größte Tell glauben. Das Lotal wird nicht angegeben, es heißt in dem deren Erlaß des Reichswehrministers die Ver- ber studierenden Jugend gemeinsam mit einer Handvoll Flugblatt„ Auskunft am Bahnhof". Auf der Tagesordnung wendung von dienstlichem Material, Truppengeldern usw. zur Militär und den von ihren Interessen sich leiten lassenden freht außer Bericht, Aussprache, Neuwahl des Zentralbor- Unterstüßung privater Organisationen ausdrüdlich ver- Machtpolitikern abseits steht von der lebendigen Fülle des standes, Herausgabe einer eigenen Zeitschrift, dringende An- boten ist. Wir fragen den Reichswehrminifter, was er da- Boltes? Und woher die Ueberhebung, die so häufig.zu fragen und Anträge auch ein Punkt 4, der lautet:„ Sollen gegen zu tun gedenkt, daß dieses Verbot von der 7. Reichs finden ist, daß diese kleine Schicht beffer weiß, was dem Bolte noch heute Forderungen vorgelegt werden? Welche? Die wehrbrigade ganz ungescheut übertreten wird? und dem Vaterlande fcommt, als die große, überwältigende mittel, sie durchzusetzen." Wenn die Reisen für den Frontbund. als Dienstreisen ber- Masse der andern? Erkennt und fühlt der deutsche Student Im Gegensatz zu den offiziösen Verlautbarungen über rechnet werden, so heißt das, daß die Organisationskosten des denn nicht, daß tief im Herzen der breiten Massen des die Nichtbeteiligung der Reich swehr an den Bestrebungen Frontbundes aus den Geldern der Steuerzahler Volkes das Verlangen nach Gerechtigkeit, nach des Frontbundes stehen folgende Absätze des Flugblattes: gedeckt werden. Das fehlte noch gerade! Wir verlangen, Gleichberechtigung und Freiheit lebtDie Gedanken des Frontbundes haben überall in der Reichs- daß gegen alle Stellen, die sich einer derartigen Verun- Verlangen, das gerade der junge, ringende Mensch mit wehr derartig lebhaften Widerhall gefunden, daß wegen der überaus treuung öffentlicher Gelder schuldig machen, dizi aller Straft seines Jdealismus sich zu eigen machen möchte. zahlreichen Formationen, die neu hinzugetreten sind bzw. ihren Plinarisch und strafrechtlich eingeschritten Soviel hört man gerade in studentischen Streisen von Beitritt für diese Tage angekündigt haben, eine abermalige Führerseinwollen und Führermerdenwollen für das Volk-; Aussprache anberaumt ist. Die Vorstandswahl soll den Neuen diese reise, daß dies möglich ist, fie Gelegenheit geben, ihre eigenen Bertreter in die Leitung des Front- Ein Rücktritt im Reichswehrministerium. Stellung nehmen gegen alle Freiheiten, bie die brei
bundes zu bringen.
Stimmen werden pro Kompagnie 1 berechnet. Die erscheinenden Vertreter müssen daher genau unterrichtet sein, welche Stoms pagnin usw. sie mitvertreten dürfen. Bei vielen Behörden, so für den ganzen Bereich der 7. R.- W.- Brigade, konnte durchgefeßt wer den, daß Reifen zu Frontbundtagungen als Dienstreifen verrechnet werden.
wind.
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wenn
ein
Genosse Bernhard Rausch, Zivilreferent im Reichswehr- ten Massen endlich, endlich sich errungen haben? Glauben Vorstand, sowie alle Truppenvertretungen sollen in ministerium, ist auf eigenen Wunsch von seinem Postert sie, daß dies möglich ist, mem sie zu Felde ziehen in Dienste dem Verhältnis: 1 Offizier, 1 Unteroffizier, 2 Mann zusammen- zurüdgetreten. jener, die altes Klassenregiment, alte Klassenherrschaft, alte gefeht sein bzw. 2 Offiziere, 2 Unteroffiziere, 4 Mann usw. Für Auf die Gründe dieses Rücktritts, der mit den Zuständen Klassengerechtigkeit wieder einführen wollen? Wissen sie grundlegende Beschlüsse und Entscheidungen ist nur die Vollver- im Reichswehrministerim, wie sie sich unter Herrn Geßler nicht, daß dies nur dann möglich ist, wenn sie Bahnbrecher sammlung- wie diese 3. Tagung zuständig. Sie besteht bisher und General v. Seedt herausgebildet haben, engstens zu- find neuer Ideen, einer neuen, gerechten, besseren Zeit aus den gewählten Berufsvertretungen der beigetretenen Bataillone fammenhängt, werden wir noch ausführlich zu sprechen neuer Ideen, wie sie, unklar vielleicht manchmal noch, doch ( oder entsprechender Formationen). Kopfzahl bleibt freigestellt. tommen. tief eingegraben sind in das Hoffen und Sehnen und Bollen
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