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Nr. 284 37.Jahrgang Ausgabe A nr. 5

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands

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Sonnabend, den 5. Juni 1920

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Der Kanzler vor den Wählern.

Eine stürmische Riesenversammlung.

brecherische Elemente mit den Waffen das Land be-| Lande, dem es an den notwendigsten ohstoffen fehlt, unruhigt haben, so daß selbst sozialistische Arbeiter um den Einmarsch der Reichswehr gebeten haben.

Wir

Der Reichskanzler gegen rechts und links. Wir haben vor allen Dingen unser Augenmerk zu richten Ungeheure Massen strömten gestern abend nach auf die Gefahr von rechts.( Unruhe.) Es ist möglich, daß ent­der Neuen Welt", wo unsere Neuköllner Parteigenoffen eine laffene Offiziere, die aus dem Kapp- Putsch nichts gelernt haben, Wählerversammlung mit dem Reich 3 kanzler Her- an einen neuen Putsch denken.( Ginsperren!) Gewiß, jeder mann Müller als Referenten einberufen hatten. Schon soll eingesperrt werden, dessen man habhaft werden kann. eine Stunde vor dem festgesetzten Beginn der Versammlung werden alle einsperren, auf die wir gewiesen werden. Aber unsere war der riesige. Saal samt den Galerien, und Nebenräumen Schuld ist es nicht, wenn sich herausstellt, daß die uns gemachten bon einer Kopf an Stopf gedrängten, nach Tausenden zählen- Angaben nicht zutreffen. Es würde die schwersten Folgen den Menge dicht gefüllt. Ein Beifallssturm durch- für Deutschland haben, wenn es zu neuen Unruhen kommen brauste den Raum, als Genosse Müller auf der Bühne er- sollte. Die Leute, die zu solchen Abenteuern bereit sind, rechnen aufeinen Putsch von links, bei dem sie als die Retter des schien. Vaterlandes auftreten können. Die Arbeiterklasse darf sich deshalb nicht provozieren lassen.( Beifall.) Ich glaube, wir können auch die Gefahr von rechts bannen. Die Abwehr des Kapp- Putsches hat be­wiesen, daß wir in Deutschland eine Mehrheit von Demo­traten und Republikanern haben, die gewillt sind, mit aller Kraft für ihre Ueberzeugung einzutreten.( Beifall.) Der Putsch konnte zurüdgeschlagen werden, weil die Fraktionen der Ar­beiterschaft den Butschisten gegenüber

Hermann Müller führte im wesentlichen aus: Die rechts­stehende Presse hält sich darüber auf, daß Minister im Lande herumreisem und Wahlreden halten. Die Presse der Rechten hat noch nicht begriffen, daß sich die 3eiten geändert haben. Früher kamen und gingen die Minister auf Verlangen des Mon­archen.( Buruf: Die heutigen gehen überhaupt nicht!) Die heutigen Minister bleiben genau so lange,

wie sie das Vertrauen des Barlaments,

haben.( Starker Beifall.)

eine einheitliche Front

bildeten.( Starker Beifall.) Auch unser Vertrauen im Aus­lande ist durch die tatkräftige Bekundung demokratischen Willens gestärkt worden.

Den Friedensvertrag von Versailles , der uns aufgezwun­gen ist, wollen wir ehrlich ausführen. Dazu ist aber not­

Als sich bei den folgenden Ausführungen des Redners Zwischenzufer bemerkbar machten, die es augenscheinlich auf cine Störung der Versammlung abgesehen hatten, fertigte sie Genoffe Müller ab mit dem Hinweis, daß er in anderen Großstädten in Gegenwart von Unabhängigen und Kommunisten ohne Störung wendig, gesprochen habe. Die Herren, die diese Versammlung zu einer

Spektakelversammlung machen wollen, sollen sich ruhig verhalten, bis sie zum Wort kommen.( Starter Beifall.) Der Redner fuhr fort: Den Gegnern des heutigen Systems sei gejagt, daß es uns gelungen ist, unter den schwierigsten Verhält­nissen die

Einheit Deutschlands aufrechtzuerhalten.

Es gibt für die deutsche Einheit zwei Gefahren. Die eine

daß man uns Luft läßt

und die Möglichkeit, unser Wirtschaftsleben wieder aufzu

bauen.

-

Wir stehen vor der Konferenz in Spa. Wer dahin geht und wie die Verhandlungen ausfallen, das wird von dem Ausfall der Wahl abhängen.

Ausgeschloffen ist es, daß wir mit der Partei des Herrn Strefe= mann in irgendeine Koalition eintreten.( Starker Beifall.)

weil ihm die ausländischen Bezugsquellen verschlossen sind. Selbst wenn man den Geist eines Karl Marr hätte, würde es nicht möglich sein, aus dem Chaos den Sozialismus aufzubauen.

( Lebhafter Beifall.) Meint der Zwischenrufer vielleicht, wir sollen den Sozialismus einführen, der in Sowjetrußland besteht? In Rußland herrscht Hunger und Elend.( Beifall.) einem solchen Sozialismus

Vor

bedanken sich die deutschen Arbeiter. ( Bebhafter Beifall.) Wir sind für die Abrüstung, soweit es die Sicherheit Deutschlands zuläßt, aber wir erwarten, daß auch in den Ententeländern automatisch die Abrüstung erfolgt. ( Beifall.) Wir wollen einen dauerhaften Frieden. Wir treten ein für unsere alten Ideale. Unsere Partei ist die alte geblieben. Wir wollen

ein Deutschland der Freiheit und der Arbeit aufrichten.( Starker Beifall.) Unsere alten Ideale werden unsere Kraft im Wahlkampf beleben. Zum Wiederaufbau Deutschlands

fönnen wir nur

auf dem Boden der Demokratie kommen und auf diesem Boden werden wir uns durchkämpfen zum Sozialismus. ( Stürmischer, minutenlang anhaltender Beifall.)

Während der Rede des Genossen Müller hatte sich ge­zeigt, daß eine nicht unbeträchtliche Minderheit von Un abhängigen und Kommunisten im Saale war. Die fortgesetten Störungsversuche von dieser Seite wurden vom Genoffen Müller jedesmal so treffend Schweigen tamen. Als Müller nach Schluß seiner Rede zurüdgewiesen, daß die radaulustigen Elemente zu m ben der Bühne abtrat, machte die Minderheit einen unge­heuren Lärm und verlangte, Miller solle dobleiben. Darauf teilte Müller mit, daß er sich nicht der Diskussion mit den Gegnern entziehen wolle, sondern daß er im Garten( wo sich Tausende angesammelt hatten, die im Saale feinen

droht von links.( Unruhe und Beifall.) Wenn in irgendeinem Teil Man macht uns für den schweren Waffenstillstands- und den Frie Blaß mehr gefunden hatten) reden wolle und daß er sich nach­

Deutschlands die Diktatur aufgerichtet werden sollte,

densverirag verantwortlich. Mit Unrecht. Ludendorff hat ja aum Waffenstillstand gedrängt, weil er fürchtete, daß sonst das Heer in offener Feldschlacht besiegt werden würde. Nicht wir haben die deutsche Front erdolch t, sondern die Leute sind an dem Unglück Deutschlands schuld, die

die Kraft des deutschen Volkes verwüstet

her den Diskussionsrednern zur Verfügung stelle.

Nun erhielt die zweite Referentin, Klara Bohm- Schuch. das Wort. Die Minderheit verhielt sich aber so provozierend unruhig, daß die Rednerin kaum in allernächster Nähe zu ber­stehen war. Nachdem sich die Rednerin kurze Zeit vergebens bemüht hatte, durch im Hintergrunde des Scales veranstal­teten, immer stärker werdenden Lärm durchzubringen, gab sie den erfolglosen Kampf mit den Lärmmachern auf und trat ab.

so muß das zu einem Berfall des Reiches werden.( Starker Beifall.) Gine Diftatur in Mittel- oder Süddeutschland würde den Abfall der Rheinlande vom Reich zur Folge haben. Das müssen wir als Politiker in Rechnung stellen.( Buruf.) Denjenigen, die über solche Möglichkeiten leicht haben.( Starker Beifall.) Nicht die Revolution, sondern fertig urteilen, wird am 6. Juni die Quittung erteilt werden. Der Militarismus hat Deutschland zugrunde gerichtet. ( Starter Beifall.) Ich fürchte die Gefahr von links nicht, denn ich Er hat für alle Zeit abgewirtschaftet. Auch die Zeiten der Mon­vertraue dem gefunden Sinn der deutschen Ararchie sind in Deutschland vorüber. Es gilt, durch die Wahl zu beiter, die eine 50jährige demokratische Erziehung hinter sich zeigen, daß ein großer demokratischer Block in Deutschland vor­haben und bei ihren Festen gesungen haben: handen ist. Niemals wäre die deutsche Arbeiterschaft mit solcher Nicht mit dem Rüstzeug der Barbaren, mit Schwert und Spieß Kraft gegen Kapp aufgetreten, wenn sie nicht wüßte, was die nicht kämpfen wir." republikanische Verfassung für sie bedeutet. Wir haben nicht nur ( Buruf: Noste! Große, einige Minuten anhaltende Unruhe.) die Verfassung, wir haben auch den Acht stundentag zu Infolge des Zwischenrufs Noste" verwies der Redner darauf, daß verteidigen. Deutschland kann sich wirtschaftlich nur erhalten, den die Gewaltpolitik von links die Noste- Politik" hervorgerufen habe Arbeitern ein gewisses Maß von Arbeitsfreudigkeit zu geben.( Sa­und daß auch bei den letzten Märzfämpfen im Ruhr- pitalismus abschaffen!) Sagen Sie mir nur, wie man den Kapi- och rufen auf die deutsche Sozialdemokratie gebiet, nachdem der reaktionäre Putsch niedergeschlagen, vertalismus abschaffen und den Sozialismus einführen soll in einem

Ungarischer Menschenraub in Wien .

Wien , 4. Juni. ( Eigener Drahtbericht des Vorwärts".) Freitag morgen hörte ein Polizeiinspektor, der zufällig an der Donau entlang kam, Hilferufe und fah, wie sich ein Mann dagegen wehrte, auf ein Schiff geschleppt zu werden. Der Polizeibeamte wollte auf das Schiff gehen, da man ihm aber keinen Zutritt gewährte, holte er Verstärkung. Auf dem Schiff wurde außer dem Mann, der sich gewehrt hatte, noch ein zweiter gefunden, der in trunkenem Zustand auf das Schiff verschleppt worden war. Die beiden Kerle, die den Menschen­raub begangen hatten, natürlich zwei Ungarn , wurden ver­haftet.

Ausschreitungen in Gleiwitz . Franzosen verprügeln Polizeibeamte. Gleiwis, 4. Juni. Infolge allan liebenswürdigen Beneh. mens eines Mädchens gegenüber einem Franzosen, der sie in Schuß nahm, kam es gestern abend in einem hiesigen Tanzlokal zu einer wüsten Schlägerei seitens einer großen Anzahl französischer Soldaten, die sich unter Androhung von Waffengewalt Eintritt in die geschlossene Tanzgesellschaft verschafft hatte. Ein städtischer Wachtmeister, der beruhigend einwirken wollte, wurde mit den Zivilisten aus dem Lokal hinausgedrängt. Danach stürmten 150 Franzofen, wie die Breslauer Mergenzeitung" meldet, eine in der Nähe liegende Polizeimache. Die Beamten wurden übel zugerichtet, u. a. wurde ein schon auf dem Bett liegender schwerverletter Beamter mit dem Seiten. Wien , 4. Juni. ( Eigener Drahtbericht des Vorwärts"). Das gewehr gestochen. Auch die zu Hilfe gerufene Sicherheits­polizei geriet mit den Franzosen zusammen. Schließlich ergriffen Blatt der ungarischen Flüchtlinge in Wien teilt mit, daß am Montag die Franzosen , um sich der Berantwortung für ihre Taten zu ent- abend in Budapest mit Knüppeln, Messern und Säbeln bewaffnete ziehen, die Flucht. Heute abend findet eine große und gebung Offizierbanden die jüdischen Gäste eines Restaurants angriffen der Gleiwizer Arbeiterschaft statt, die unter allen Um- und neun von ihnen ermordeten. Am Mittwoch ernenten ständen die Entwaffnung der Franzosen außerhalb des sich die Ausschreitungen, wobei einige hundert Leute die jüdischen Dienstes verlangen wird. Der Gleiwizer Magistrat sandte Tete Gäste im Hotel Hungaria mit Stochieben trattierten. gramme an die Regierung, an die Geschäftsträger der Alliierten in Berlin sowie an die Ententekommission in Oppeln mit dem Ersuchen, fofort einzugreifen, da der Magistrat nicht mehr Herr der Lage sei.

Ins Halseisen.

Paris , 4. Juni. Der ungarische Friedensvertrag ist heute nachmittag im Trianon - Palast- Hotel unterzeichnet worden.

Neue Pogrome in Budapest .

Roter Kriegsbericht.

Der polnische Druck.

Einige Diskussionsredner sprachen inter fort­geseztem Lärm, der durch Pfeifen auf Sausschlüs­fe In verstärkt wurde. Da eine Fortsetzung der Debatte unter diesen Umständen zwed Ios war, wurde ein Schluß­antrag gegen die Stimmen der radaumachenden Minder­heit angenommen und die Versammlung mit brausenden geschlossen.

Er

wechseln. In dem Gebiete westlich von der Beresina sind unsere Abteilungen unter dem gegnerischen Druď 10 bis 15 Werst gegen Nordosten und Norden zurückgegangen. Im Riewer Gebiet kämpfen unsere Abteilungen mit einer feindlichen Abteilung. die auf das Ostufer des Dnjepr befördert worden ist. Im Ab­Uebermacht der Polen , welche bedeutende Verstärkungen dort schmitt vom Tiarsan stehen unsere Truppen im Kampfe mit einer hingeworfen haben. Die erbitterten Stämpfe werden 15 bis 20 Werst nördlich und nordwestlich von der Stadt Taraschtscha geführt, wo es dem Gegner gelang, bis zur Eisenbahn vorzubringen. wurde dur chwiederholte Gegenangriffe südlich von Belojcerkva ver­trieben. Unsere Kavallerie hat, durch Infanterie unterstützt, den Feind überfallen und mehr als 600 Bolen vernichtet(!). Südlich der Stadt Skwira haben wir den angreifenden Gegner zurückgeworfen. Es wurden Gefangene gemacht und fünf Maschinengewehre erbeutet. Im Abschnitt der Stadt Wapniarfa haben unsere Truppen den Widerstand der Bolen gebrochen, haben sich der Station Krivoiolet und einer Anzahl Gemeinden beiderseits der Eisenbahnlinie bemächtigt. Wir erweitern unseren Erfolg in der Richtung nach Norden.

Kraffin in London .

Savas meldet aus Washington , Amerika werde auf der Konferenz des Obersten Wirtschaftsrates mit Arassin inoffiziell vertreten fein.

Daily Mail" behauptet, der englische Staatssekretär des Aeußern, Lord Curzon , wolle demissionieren, weil er ein ent= schiedener Gegner dieser Berhandlungen mit Rrassin sei. Moskau , 4. Juni. Radiomeldung. Südwestlich Drissa haben wir Da das Northcliffsche Blatt selbst stark gegen Lloyd George einen Angriff des Feindes abgeschlagen. Im Abschnitt von Swenejany find unsere Abteilungen nach einem erbitterten Kampfe und diese Verhandlungspolitik mit Sowjetrußland agitiert, ist diese gegen Osten zurüdgegangen und kämpfen jetzt in der Um- Meldung mit Vorbehalt aufzunehmen. Ein Rücktritt des anti­gebung von Cumilowitschi. In der Richtung auf Molodetschno bolichemistischen Scharfmachers Churchill fäme schon eher in Sauern die Stämpfe an, wobei einzelne Stellungen ihre Besizer Betracht.