Nr. 285 37.Jahrgang Ausgabe B Nr. 5
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Abend- Ausgabe
Vorwärts
Berliner Volksblatt
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Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Fernivrecher: Amt Morinolas, Nr. 15190-15197.
Ich wähle sozialdemokratisch!
Morgen wird der neue Reichstag gewählt.
In der Nationalversammlung saßen:
Sozialdemokraten
Zentrumsleute
Deutsche Demokraten
Deutschnationale.
Unabhängige
Zusammen.
.
.
163 91
75
44
22
19
7
421
Die Mehrheit betrug 221, die beiden Rechtsparteien
hatten aber nur 63, die beiden Mittelparteien, Zentrum und Demokraten, nur 166, die beiden sozialistischen Parteien nur 135 Abgeordnete.
Eine Koalition mußte geschaffen werden, wenn nicht alles wieder auseinanderfliegen sollte. Sie wurde gebildet zwischen Sozialdemokratie, Zentrum und Teutschen Demo
fraten.
In dieser Koalition hatte die Sozialdemokratische Partei die Führung, wenn auch nicht allein ausschlaggebenden Einfluß. Ihr Programm war: Festigung der republikanisch- demokratischen Staatsordnung, Kampf gegen die Ausbeutung des Volkes durch die Mächte des Geldsacks, planmäßiger Fortschritt von der kapitalistischen Wirtschaftsanarchie zu einer sozialistischen, dem Wohl des Ganzen dienenden Wirtschaftsordnung.
In der auswärtigen Politik verfolgte die Sozialbemokratische Partei das Ziel, die Achtung der Welt bor em deutschen Volt als einem mit friedlichen Mitteln emporstrebenden Stulturvolk wiederherzustellen und eine Revision des Friedens von Versailles zu erreichen.
Welche Lage fand die Sozialdemokratische Partei bor , als fie in die Regierung eintrat?
Sonnabend, den 5. Juni 1920
Vorwärts- Verlag 6.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritplass, Nr. 117 53-54.
Wie stimmst Du?
Wer für die Deutschnationale Volkspartei stimmt, der stimmt für Großgrundbesitzer und Revanchelrieg.
Wer für die Deutsche Volkspartei stimmt, der stimmt für Schwerindustrielle und Scharfmachertum. Demokraten stimmt, der weiß nicht, wofür er
Wer für Zentrum oder Deutsche Deutsche stimmt, für Fortschritt oder Reaktion.
Wer für Unabhängige oder Kommunisten stimmt, der stimmt für leeres Gerede und bloßen Klamaut.
Wer für die Sozialdemokratie' stimmt, der stimmt
für Ausbau der Errungenschaften der Revolution für Volksherrschaft
für Sozialismus!
Das bedenkt am 6. Juni! Gebt nur diesen Stimmzettel ab:
Klara Bohm Schuch, Berlin - Briz. Richard Fischer, Berlin . Robert Schmidt , Karlshorst . Adolf Ritter , Berlin . Deutschland war unter Führung eines wahnsinnigen Friedrich Schlegel , Berlin . Raisers in einen Krieg hineingerannt, in dem es unterliegen Martha Hoppe, Berlin . mußte, weil es gegen zehnfache Uebermacht stand. Letzte Alfred Striemer, Berlin . Gelegenheiten, einen erträglichen Frieden zu schließen, waren Adolf Buschid, Lichtenberg . trotz allen Drängens der Sozialdemokratie verfäumt worden. Mag Gronefeld, Lichtenberg . Die Deutsch nationalen und Deutschen Volts: Heinrich Bahlte, Berlin . parteiler hatten nach Eroberungen geschrien, zu den Lisbeth Niedger, Berlin . Ernst Stuben, Berlin . grausamsten Methoden der Kriegführung gehegt und so den Arthur Albinus, Berlin . feindlichen Gewaltpolitikern jede erwünschte Handhabe geboten, Mag Echterbeder, Berlin . Deutschland einen Frieden nach ihrem Herzen aufzuerlegen.
Das Land war durch vierjährigen verlorenen Krieg grenzenlos verarmt. Millionen, vom Heer entlassen, suchten neue Beschäftigung. Die furchtbare Not schuf auf politischem Boden Schwarmgeisterei, auf sozialem Verbrechertum. Die demokratische Republik wurde von zwei Seiten gewaltsam berannt, von denen die eine die Monarchie wieder her
demokratische Grundsäge vertraten.
Teltow - Beeskow - Charlottenburg :
Eduard Bernstein , Schöneberg . Elfriede Ryned, Baumschulenweg. Franz Krüger , Stöpenid. Karl Wermuth , Neukölln. Ernst Dalibor, Teltow . Johannes Haß , Treptow . Dr. Mar Bendiner, Schöneberg . Gertrud Scholz, Neukölln. Adele Schreiber , Charlottenburg . Emil Woldt, Weißensee . Robert KobI, Wilmersdorf . Franz Czeminsli, Schöneberg .
Rudolf Wisse II, Berlin- Treptow . Marie Juchacz , Berlin .
Otto Sidow , Brandenburg a. H. Hermann Müller , Berlin- Lichtenberg. Adolf Muschid, Berlin- Lichtenberg . Alex Sailer, Luckenwalde . Anna Simon, Brandenburg a. H. Heinrich Witt, Brandenburg a. H. Ernst Meher, Neuruppin . Hans Hed, Zehdenick . Hermann Tilemann, Botedam. Friedrich Kersten, Prenzlau .
Wählt sozialdemokratisch!
stellen, die andere eine Sowjetre pub Itt nach russischem abschaffen und mit Gewalt Wirtschaftsreformen durchmäßiger, methodischer, vom Volfe gewollter Die Kommunisten wollen das gleiche Wahlrecht wieder keine überſtürzten, gewalttätigen Experimente, sondern planMuster aufrichten wollte. Dann tamen die Schwierigkeiten, die sich aus der Not- führen, zu denen das Volk seine Zustimmung nicht gegeben und gebilligter Fortschritt zu neuen, glüdwendigkeit ergaben, die Regierung mit zwei bürgerlichen hat. Sie sind des Glaubens, daß die Menschheit noch tiefer Iicheren Gesellschaftsformen! in das Elend hineingestoßen werden müsse, damit sie einmal glücklich Parteien gemeinsam zu führen, die alles andere als sozial- werden könne, ihr Jdeal ist Rußland , wo das Volt noch viel Trotz dieser ungeheuren Hindernisse ist es der Sozial- mehr hungert als hier und dabei ohne alle Rechte ist. demokratischen Partei gelungen, die Grundlagen einer neuen Wir aber meinen, daß es genug des Elends ist und daß Ordnung zu schaffen. Jetzt verlangt sie bei den Wahlen von es wieder aufwärts gehen soll. den Massen des schaffenden Volkes den Auftrag, die begonnene Unschlüssig, schwankend, unbestimmt stehen die Un- einem Schlage und nicht mit gewaltsamen Mitteln gelöst werArbeit weiterzuführen. abhängigen zwischen uns und den Kommunisten. Eine Am Volte ist es, zu entscheiden, ob die Sozialdemokratische Reihe ihrer früheren Führer ist daher schon wieder zur alten Partei im neuen Reichstag mehr Macht oder weniger Macht Sozialdemokratischen Partet zurückgekehrt, der greise Bortämpfer haben soll. der Arbeiterbewegung, Eduard Bernstein , einst einer der Die bürgerlichen Parteien stärten heißt, ihrigen, steht jetzt an der Spitze unserer Randidaten in TeltowBeeskow, das Großkapital stärten!
erfüllt von der Ueberzeugung, daß der Sozialismus die Auch wir von der alten Sozialdemokratischen Partei sind Wirtschaftsform der Zukunft ist, die aus den Kämpfen der Gegenwart geboren wird. Aber wir wissen aus Erfahrung, daß die verwickelten Fragen der Wirtschaftspolitik nicht mit den können, ohne daß die Masse des arbeitenden Volkes selbst darunter den schwersten Schaden erleidet. Wir wollen darum feinen Weg gehen, der erst tiefer hinunter und dann vielleicht wieder aufwärts geht, sondern wir wollen praktischen Sozialismus treiben, der die Macht des arbeitenden Volkes ständig erweitert, ihm sofort alle erreichbaren Besserungen seiner Lebenslage schafft und es so zu den Gipfeln politischer und sozialer Freiheit emporführt.
Auf diesem Gebiet unterscheidet sich die bürgerliche Mitte Was kann durch die Vermehrung der unabhängigen von der bürgerlichen Rechten nicht nach dem Wesen, sondern Mandate erreicht werden? Man blicke auf die Zahlen! nur nach dem Grade. Die Unabhängigen werden auf jeden Fall im Reichstag Die Deutsch nationale und die Deutsche eine einflußlose Minderheit bleiben. Macht und Stärke der Volkspartei suchen im 3entrum und bei den De- sozialistischen Bewegung drückt sich in der Zahl aus, die die mofraten willfährige Diener ihrer großagrarischen und alte Sozialdemokratische Partei erreicht. Nicht großkapitalistischen Politit. Durch fie hoffen sie, auch ohne im Streit der Richtungen, sondern im Kamp felber Mehrheit zu werden, maßgebenden Einfluß im neuen der Sozialdemokratie gegen Reaktion und den Waffen des Geistes und des gleichen politischen Rechts Reichstag zu gewinnen. Dagegen hilft nur geschlossenes Ein- Rapitalsmacht fällt die Entscheidung über treten für die Sozialdemokratische Partei ! unsere Zukunft.
Darum sind wir auch bereit, unsere Arbeit jederzeit dem Urteil des Ganzen zu unterbreiten, wir maßen uns nicht an, dem Bolke von oben herab zu dekretieren, was ihm nukt und frommt. Wir wissen, daß wir nichts sind ohne das Volk, aber wir glauben, daß das Volk alles werden kann durch uns! wir glauben, daß das Bolf alles werden kann durch uns! Kein Völkerkrieg! Kein Bürgerkrieg! Aber Kampf mit den Waffen des Geistes und des gleichen politischen Rechts gegen die Mächte des Beharrens und des Besizes, der Unterbrückung und Ausbeutung für ein freies Menschentum!
Das ist's, wofür sich die Männer und Frauen einsetzen wollen, deren Namen auf den Listen der alten Sozialdemofratischen Partei verzeichnet sind. Ihnen dabei zu helfen, ist Eure Aufgabe, Wählerinnen und Wähler des schaffenden
Alle bürgerlichen Parteien stehen bewußt auf dem Boden Die Sozialdemokratische Partei maßt sich feinerlei Under kapitalistischen Wirtschaftsweise. Sie sind von den Geld- fehlbarkeit an, sie übt Selbstkritik und ist bereit, aus ihren mächten abhängig und bekämpfen das Große, Neue, das sich Fehlern zu lernen. Aber mehr denn je ist sie von der Ueberin unserer Wirtschaft entwickelt: die vernünftig- planmäßige zeugung durchbrungen, daß es für den Aufstieg des schaffenden Ordnung des Ganzen, den Gemeinschaftsgeist, der Volkes feinen anderen Weg gibt als den, den ihre Grund alle zum Ziel gemeinsamer Wohlfahrt hinlentt und feinem fäße ihr weisen. Reichen, Mächtigen mehr die Taschen füllt. Jedem Mann, jeder Frau gleiches Recht im Die Unabhängigen und die Kommunisten Staate! Das Bolt gibt sich selbst die Geseze, denen jeder verstanden ist, ber sebe bas Blatt an feine Nachbarinnen, Darum, wer diese Zeilen gelesen hat und mit ihnen einstärken, heißt die politische Gleichberech- mann zu gehorchen verpflichtet ist! tigung gefährden und den Sozialismus Stein Beharren auf alten Wirtschaftsformen! Stein Herren- Nachbarn, Kameradinnen, Kameraden weiter und sage ihnen tompromitieren. und Knechttum in Fabrit, Kontor und Bureau! Aber auch Ich wähle sozialdemokratisch. Tut Ihr desgleichen!
Volkes.