Einzelbild herunterladen
 

rung felbft. Solchen Auswüchsen fonnte in den allermeisten| parteien fich nach dem Wahltage als ehrliche Bolititer wieder die Fällen erfolgreich begegnet werden, keinerlei Machtmittel besaßen Hände zu gemeinsamem Zun reichen können in dem ernsten Be wir aber gegen die moralischen Ausschreitungen, die wußtsein, daß es auf die Dauer nur ihnen möglich sein wird, to dieser Wahlkampf in erschreckender Weise gezeigt hat, und für die unendlich schwerer, mühevoller Arbeit den Wiederaufbau, zu dem in erster Linie die Rechtsparteien verantwortlich zu machen sind, sie in den letzten anderthalb Jahren den Grundstein gelegt haber, jene Parteien, die stets so überlaut von der Stärkung der Staats- erfolgreich fortzusehen. autorität sprechen, haben gerade in den Wochen des Wahlkampfes Wir sehen der Entscheidung des Boltes am 6. Juni mit ruhi fein Mittel unversucht gelassen, um das deutsche Ansehen nach gem Gewissen entgegen. Wir müssen aber erwarten, daß alle An­innen und nach außen auf das schwerste zu schädigen. Daß es gehörigen der Mehrheitsparteien, Männer und Frauen, ohne Aus­im Wahlkampf hart auf hart geht, ist selbstverständlich und unver- nahme ihre. Wahlpflicht erfüllen. meidlich, und daß der Meinungsaustausch der Geister sich nicht immer gerade in den vornehmsten gesellschaftlichen Formen ab­spielt, ist ebenfo erklärlich. Aber der jetzt zu Ende geführte Wah!- kampf ist durch eine

bilden.

volksvergiftende Tenbenz der Rechtsparteien gefennzeichnet, die bereits einen Vorgeschmack gibt für ihre Art, den Gesundungsprozeß unseres tolkes fortzuführen, wenn es ihnen gelingen würde, die Regierung auf Grund des Wahlergebnisses zu Mit Versprechungen haben allerdings die Oppositionsparteien in diesem Wahlkampf nicht gegeigt, darin waren sie den Parteien der Koalition unbedingt über. Doch würden die Herren in eine recht üble Lage kommen, wenn die Wähler fordern könnten, daß fic auch ihre Versprechungen zur Tat machen sollten. Auch Plänemacher hat es genug gegeben, Hausmittel und Rezepte zur Heilung Deutschlands   hat man genug verkündet, aber alle diese Wundermären klingen nur so lange schön in den Ohren, als sie nicht zur Anwendung gebracht werden brauchen. Wir sollen uns doch nichts vormachen: die Herren der Opposition würden ihr blaucs Wunder erleben, wenn sie jetzt in die Lage kämen, ihre Rezepte zur Gesundung Deutschlands   praktisch zu erproben. Unsere ganze Lage gestattet aber solche Grperimente nicht.

Die Besprechung in Spa

steht vor der Tür. Selbstverständlich kann ich auch über das Er­gebnis dieser Besprechung nichts prophezeien, daß sie aber für den Wiederaufbau Deutschlands   außerordentlich wichtig ist, das sollte jeder erkennen, ehe er zur Wahlurne geht, wie über­haupt die Wähler ihren Blick über den 6. Juni hinaus lenten müssen. Von den vielen Angriffen, die gegen die Reichsregierung gerichtet worden sind, will ich nur zwei herausgreifen. Da ist behauptet worden, die Regierung habe die Wahlfreiheit unzulässig beeinflußt. Tatsache aber ist, daß die Regierung sich aufs äußerste zurüdgehalten hat, ja, diese Zurückhaltung wird in den Kreisen der Mehrheitsparteien sogar getadelt. Wie anderer­seits aber die Wahlkorruption ausgesehen hätte, die die Rechts­parteien getrieben hätten, wenn sie an der Regierung gewesen wären, darüber brauche ich gar kein Wort zu sagen, ich brauche nur darauf hinzuweisen, wie im kaiserlichen Deutschland   die Wah len gemacht worden sind. Die Akten der Wahlprüfungskommission des alten Reichstags geben dafür genügend Belege. Außerordent­lich bedauerlich ist weiter das politische Märchen von dem jeinerzeit in Frankreich   angeblich bereits vorbereiteten zweiten besseren Friedensvertrag, das Helfferich und Graf Westarp   in die politische Debatte des Wahlkampfes geworfen haben, und das dann sämtliche deutschnationalen Flugblattschreiber zum Vorwand nahmen, um die Angehörigen der Reichsregierung zu beschimpfen. Schade nur, daß ein solcher zweiter milderer Vertrag niemals bor­

handen war.

Was endlich

Wenn das geschieht." schloß der Reichskanzler ,,, jo mer­den wir allerdings am 7. Juni noch feine paradiesischen Zu­stände haben, aber der wirkliche Wiederaufbau unseres Vaterlandes wird dann erfolgreich fortgejezt werden fönnen."

Kanzlerrede in Tempelhof  .

Förster beigelegten Vollmacht nachfolgenbe Drtsgruppen zur K.P.D.  über: Kösterling, Hagelstadt  , Großberg, Moosham, Lerchenfeld, Luckenpeint, Wolfstofen, Rosenhof, Langenerling, Niedertraubling, Triftlfing, Schafhöfen, Altheim, Pürklgut, Oberhäusing, Sengtofen, Barbing  . Eine Reihe weiterer Ortsgruppen ist angemeldet.

Eine Partei, die von Hilferding   beinahe bis hölz reichen will, tann nicht von Bestand sein. Für sie stimmen, heißt nur einen innerlich morschen Bovift noch weiter aufblähen. Sein Plazen ist nur eine Frage der Zeit, nicht der inneren Notwendigkeit.

Die Hetze gegen Gen. Borowski.

Die rechtsstehenden Zeitungen bringen die Meldung, daß der Wirtschaftsausschuß der ostpreußischen Landwirtschaft, der Zentralverband der Landarbeiter und der neu gegründete Bund berfassungstreuer Ostpreußen   die Suspendierung des Staatstom­Im Realgymnasium zu Tempelhof   sprach am letzten Abend vor missars Borowski bis zur Klärung des Falles Dehme verlangen. der Wahl Reichskanzler Genosse Hermann Müller  . Die Man muß wissen, daß gegen die Genossen Borowski und Berjamlung war außerordentlich stark besucht, der Saal überfüllt. üb bring fcit Wochen eine müfte Preßfampagne von den Während des Vortrages verhielten sich die Versammalten ruhig und rechtsradikalen Elementen geführt wird, weil diese beiden da Genosse Müller in seinem Referat sich fast ausschließlich gegen sich mit der nötigen Energie gegen alle Butschgelüfte rechtsradikaler rechts wandte, wurden seine Ausführungen mit großem Bei- Sistöpfe stemmen. Nun nehmen ausgerechnet diese reaktio­fall aufgenommen. Sie stimmten mit seiner Rede in der Neuen nären Organisationen den Fall Oeh'me zum Anlaß, um ganz Welt" am Freitag inhaltlich überein. Der Nationalversammlung  , offen mit der Forderung nach der Amtsentsetzung Borowskis her vor allem die Verfassung und die Grhaltung der Reichseinheit zu borzutreten. Wir können an die preußische Regierung nur die vor allem die Verfassung und ie Grhaltung der Reichseinheit zu dringende Bitte richten, sich von den ostpreußischen Junkern und berbanken. Die Niederfämpfung des Kapp- Butsches hat Deutsch  - den paar ihnen nachlaufenden gelben Bandarbeitern nicht ins Bor­ land   Vertrauen im Auslande erworben; nun liegt es am deutschen   horn jagen zu lassen, und so bewährten und tüchtigen Beamten Volke, durch den Wahlausfall dieses Vertrauen in die Be- wie Boromati und Lübbring( denn auch den wollen die Rechtsradi. ständigkeit der demokratischen Entwidlung zu festigen falen fortbeißen) in dieser schweren Zeit unbedingt auf ihren Posten und zu stärken. Das vom Ausland abhängige Deutschland   fann zu belassen und ihren Angreifern gegenüber kein Hehr daraus mir als demokratische Republik   seinem Wiederaufbau zu machen, daß Lübbring und Borowski das Vertrauen ihrer bor­entgegengehen. In der Aussprache, zu der die Deutsche   Voltspartei gefeßten Behörden, ebenso wie der einheimischen arbeitenden Be­ganz besonders eingeladen war, konnte ihr Redner nur haltloses völkerung, besitzen. 3eug vorbringen und wurde ausgelacht. Die übrigen Diskussions­redner, fast ausschließlich Unabhängige und Kommunisten, hatten diesmal wenigstens so viel Einsicht, dem Bürgertum das Schauspiel des proletarischen Bruderkampfes nicht vorzuführen und blieben fachlich.

Einheitsfront gegen Putsche.

Der Reichskommissar und Oberpräsident Hörfing in Magdeburg  telegraphiert an den Reichspräsidenten  , daß die Sicherheits­polizei der Provinz Sachsen   bereit ist, jede gewaltsame Aende rung der Verfassung, mag sie von rechts oder links versucht werden, wenn nötig mit der Waffe zu verhindern. Hörfing verweist darauf, daß der Kommandeur des Wehrkreises IV, Generalleutnant von Stolzmann, in Gegenwart der Brigadefommandeure die gleiche Erklärung für die Reichswehr Vertretern der Regierung und der Koalitionsparteien abgegeben hat. Das Telegramm schließt mit der Erklärung, daß Hörsing den kommenden Ereignissen mit Ruhe und Zubersicht entgegensteht.

Die Pressenachrichten über Unruhen in Querfurt   und Naum­bung sind vollkommen unbegründet.

Dar Pommersche Landbund betont in einem Schreiben an seine Aveisgruppen, daß er mit Genugtuung die Erklärung des pommerichen Reichswehrbefehlshabers begrüße, wonach die Reichs. mehr in Pommern   die Verfassung unbedingt schüßen, will. Der Bandbund verlangt bon seinen Mitgliedern entschlossene Abwehr radifaler Putsche und er verwirft zugleich jede Bestrebung, die Pommern   in Berwicklung nach Art des Kapp- Butsches bringen fönne. Schließlich wird betont, daß die landwirtschaftlichen Be­triebe im Interesse der Voltsernährung mit den Mitteln des Landes gegen jeden gewaltsamen Gingriff gaschüßt werden

würden.

Die Geißel Oberschlesiens  .

AIs nach einer gewaltigen Protestversammlung gegen die Aus­schreitungen französischer Soldaten in Gleiwiß ein Zug von 10 000 Deutschen   die Stadt durchzog, bedurfte es aller Besonnenheit der Ordner, um die über das Hohnlächeln französischer Offiziere aus Hotelfenster empörte Menge vom Sturm auf das Haus abzuhalten. Die Provokateure hatten freilich Handgranaten bereitliegen. Am Abend beschossen französische Soldaten grundlos fünf Ar­beiter auf der Straße mit Revolvern, obgleich der französische   Kreis­kommandeur versichert hatte, daß General Le Rond das Waffen­tragen außer Dienst verboten habe. Zwei von den Arbeitern wur­den getroffen, der eine lebensgefährlich.

Infolge dieser unerträglichen Herausforderungen droht ein Proteststreif. Der Oberschlesischen Zeitung" zufolge nehmen die ober­schlesischen Gerichte am Montag ihre Tätigkeit wieder auf.

Die Volksabstimmung in Ostpreußen   ist auf den 11. Juli fest­gefeßt.

-

Entlassungen in der Reichswehr Ersatz durch Baltikumer. Zu dieser Notiz erhalten wie eine Zuschrift des Herrn Leutnants Walter Emfe, in der er uns festzustellen bittet, daß es sich bei den Baltifumern" der 4. Komp. Gardeschüßen- Batl. nicht um solche Baltikumjoldaten handelt, bie seinerzeit der Regierung den Gehor jam verweigert haben und im Baltifum auf eigene Faust verblieben sind, sondern die genau wie andere Grenzschuhformationen ihren Dienst taten und sich an dem Bermondt- Abenteuer nicht beteiligten.

Was zuviel ist. Wie die Neue Freie Presse" erfährt, beab­fichtigt die deutschösterreichische Regierung wegen der Aeußerungen des Kapitäns de Lepine in Salzburg  ( Anschluß an Bayern  ) eine Anfrage an die französische Regierung zu richten.

die Regierungsbildung betrifft, so kann ich nur antworten, was ich dem Reichsmehrminister bereits geantwortet habe. Eine verfassungsmäßige Regierung wird unter allen Umständen gebildet werden und zwar in Anbetracht unserer ganzen politischen Lage so schnell wie möglich. Was die Saltung der Parteien anlangt, die bisher die Mehrheit ge­bildet haben, so konnte aus Gründen der politischen Ehrlichter: und der politischen Arithmetik auf einen Kampf zwischen dieser Parteien nicht verzichtet werden. Das aber glaube ich fagen zu Der Gauleiter des 2andarbeiterberbandes für Ober­dürfen, daß er überall auf eine ehrliche und anständige Weie pfalz   und Niederbayern   Genosse Förster hat seinen Uebertritt aur durchgefochten worden ist, so daß die Angehörigen der Koalitions-|.B.D. erklärt. Mit ihm treten gefchloffen laut einer von Genossen genommen.

Der Jdealismus im Sozialismus.

Von Alfred Moeglich.

Die Auflösung der U. S. p.

Die Münchener Neue Zeitung" schreibt:

-

Holland   will sich mit 12% Millionen Gulden an der inter­nationalen Anleihe für die mitteleuropäischen Staaten beteiligen.

Der amerikanische   Senat hat die Entschließung des Nepräsen­tantenhauses, die die Kriegsmaßnahmen aufhebt, an­

-

ideal erblickten, während sich unsere Gegner voll Hochmut anmaßten,| ziehen läßt. Wir hoffen im Zeichen unseres Idealismus mit der daß nur sie den dealismus des Glaubens an Tugend, allgemeine Arbeit und der Tat endli zu fiegen! Menschenliebe und überhaupt eine beffere Welt pflegten. Un min soll die Sozialdemokratie die einzig gebliebene Verfechterin Bor fiebzig Jahren schrieb Schopenhauer  , der Weltberächter jenes 3dealisnuus sein, der heute das verfahrene Getriebe unserer Staatsoper: Schahrazade, von Bernhard Selles: und Mitleidsprediger, das verzweifelte Wort: Wenn ein Gott Ration wieder in Gang zu bringen sucht? Ist das nicht ein ganz diese Welt gemacht hat, so möchte ich nicht der Gott sein; ihr unverständlicher Widerspruch? Jammer würde mir das Herz zerreißen!" Was würde Schopen- Es ist kein Widerspruch. Ws Reichspräsident Ebert am hauer sagen, wenn er die Gegenwart erlebt hätte, gegen die der 6. Februar 1919 in der Nationalversammlung   zu Weimar   seine damaligen Zeit Sorgen und Leiden doch nur harmlos gering Gröffnungsrede mit dem Programm schloß: Es gilt mehr als bis­maren? Hätte nicht heute die Sozialdemokratie, der An- her die Wandlung zu vollziehen vom Imperialismus zum walt der Enterbten und Notteidemben, vom Standpunkt Schopen- Idealismus!" da glaubten viele sich verhört zu haben. hauers aus allen Anlaß, zu verzweifeln inmitten des grausigen Aber es stimmte schon so. War es nicht Karl Kautsky  , der führende Trümmerfeldes, das der Krieg dem deutschen   Bolt hinterlassen hat? Theoretiker des Marrismus, der vor Jahren schon darauf hinties, Wir erlebten aber etwas ganz anderes: wir sahen, daß diese Partei, daß wir, die aufsteigende Klasse, der morschen alten Moral zine die vorliegenden Tatsachen fest ins Auge fassend, an die Arbeit neue Moval entgegenzusehen haben, ein sittliches Ideal, gegangen ist, getreu dem Worte Carlyles: Arbeiten und nicht ver- das immer fühner wird, je mehr diese Klasse an Kraft gewinnt"? zweifeln!" Wir sahen, daß sie, als alle bis dahin Führenden am und daß mit der Kühnheit des neuen sittlichen Jdeals auch die 9. November 1918 ins Maufeloch trochen, and ans Wert Begeisterung dafür wächst"? Diese ethische Idealis. legte, um Deutschland   aus Trümmern heraus neu zu ordnen. mus, wie Kautsky   es nennt, ist die wahre Seele des Sozia Bir sahen, daß sie, obgleich ihr sozusagen alles zwischen den Finismus. Er ist ein Gegensatz zu dem bisherigen Jdealismus" der gern zervann, nicht ab ließ, hier und dort und immer wieder, unter tausend positiven Widerständen der seaktionären Kreise, weiter zu fasten, um zu retten, was wert war, für eine zufünftige freiheitliche Entwicklung gerettet zu werden.

Woher nahm die Sozialdemokratie diese ungeheure Willens energic? Woher nimmt sie diesen heroischen Mut zum Leben? Woher diese getoaltige Spannfraft ihrer Hoffnungen?

Der Idealismus, der im Sozialismus lebt, erklärt dies Phänomen. Der Idealisnnis, von dem die Dichter und Propheten der Bourgeoisie diche Bücher geschrieben haben, und den die Bour­geois schließlich im Stadium der höchsten Not über Bord warfen. Idealismus im Sozialismus?

Galt die Sozialdemokratie nicht von jeher als die Partei des frassen Materialismus"? Stübt sie ihre Lehre nicht durch eine Auffassung der Geschichte, die sie selbst die materialistische" nennt? Baren nicht Mary- Engels ausgesprochene Gegner idealistischer

Weltanschauung?

bürgerlichen Klasse, der für sie nur auf dem Papier stand. Er ringt danach, sich zu verwirklichen, sich in die Tat um­zusetzen, positive Werke zu schaffen.

Wir wissen, daß dieser konkrete" Jdealismus nicht auf philo. sophischen Spielereien beruht, sondern daß er herauswächst aus der Erkenntnis der Gesetze, die die Entwicklung der Gesellschaft be. stimmen, und die letzten Endes in den ökonomischen, den materiellen Zuständen wurzeln, in denen mir zu leben verurteilt sind. Diese Entwicklung zu lenken und zu leiten, nicht in dem verkehrten Sinne, daß wir uns endreisten wollten, jene Gefeße aufzuheben, sondern in dem Sinne, daß wir mit aller Kraft versuchen, die Ge­burtswehen des neuen Werdens zu mildern und abzukürzen und der Menschheit unnötiges Leid und Weh zu ersparen das ist der Inhalt unseres Idealismus. Und weil er auf der Erkenntnis der Gefeßmäßigkeit alles Werdens beruht, darum sind wir frei von findlichen Jufionen, darum rechnen wir mit den Verhältnissen der Birklichkeit, darum nehmen wir uns das Recht zu hoffen, wo begründete Hoffnungen am Bloke find.

Der unerschöpfliche Born jener Märchen aus Tausend und einer Nacht ist dem phantasiebegabten Dichter Gerdt von Bassewiß Anreger zu einem breiaftigen Drama gewesen, das, langatmig spar und von breiter Rebe, die leppigkeit einer orientalischen Welt mit glühendem Herzen einfängt. In fluger Selbstbeherrschung Gange in einen straffen Rahmen und gibt es als prächtigen Opern­bricht er aus dem Mosait ein paar bilbhafte Steine aus, preßt das stoff an den Musiker. Der schreibt der Oper wesentlichen Teil und eine unpersönliche erfindungsarme, luftlos empfangene Leistung ist unsere Erinnerung an diesen matten Abend der Staatsoper. Das Drama ist technisch anfechtbar, weil der erste Att ein zu breiter, selbständig geschlossener Hintergrund ist, statt Grposition zu bleiben. Erst im zweiten Att wissen wir, warum jede Frau diesen Kalifen eine Nacht lang als Gatten erwählt, diesen Königstraum mit dem Leben büßen muß. Vor dreihundert Tagen wurde der Stalif wordene schwört Rache und Haß dem Geschlecht der Frauen. Omar, von seinem eigenen Weib betrogen, und der zum wilden Tier Ge­wordene schwört Rache und Haß dem Geschlecht der Frauen. Omar, der Knabe, züdt zwar den Stahl, der erste Mann, den der Kaiser in seiner Umgebung jah, aber das Eisen trifft nur ihn, und seine Geliebte, Schahrazade, Omars Schivefter, fühlt, daß ein Mann, der so in Haß morden fann, auch unwiderstehlich und zutiefst lieben fönnen muß. Sie läßt sich nicht vor seinen Thron schleppen, son­dern gibt sich ihm in freier Biebe. Beim Erzählen eines Märchens bergißt der Kalif   Schwur, Haß und Sinnlichkeit: aus Tier ist Mensch

geworden.

Die Musik fonnte zu diesem aufreizenden und doch märchen­haft gedämpften Stoff alle erdenkbaren und erfühlbaren Stimmun gen, Ekstasen und Melodien eines fatten Orchesters rufen; durfte die leppigfeit eines Milieus durch Farbenfülle und Inbrunst des Gesangs übertrumpfen; mußte anschwellen lassen, was an Sinn­lichkeit und Reinheit in den Harmonien der Musik überhaupt ver­horgen liegt. Die Musil   war der letzte Zauber dieses Wertes, oder es berlor feine Stille, feine Fanatit, feine Märchenhaftigkeit. Die Mufit Setles hat in ihrer gelehrten Gleichgültigkeit, in der Mono­jeder füblichen Empfindung bei aller Klarheit der Form glatt ver tonie ihres Aolorits, in der Bozähmung jedes Temperaments und fagt. Ein gar zu vornehmer Lehrmeister ging bei diesem Stoff in Giner der mundesten Punkte des politischen Parteifampfes Die Jrre, felten inspiriert meidet er das aufflingende Lied, den moar bon je die Unterschiebung niedrigster Motive. So hat man Rausch, die Vision, das elementare Aufbegehren. Gine fauber hin­uns Sozialisten immer unterschoben, eine Bartei materieller gefeßte, nur primitiv- leitmotivisch nachzeichnende Musik, ohne Selbstfucht zu sein, obwohl man wissen mußte, daß die erhabensten Grotit, Waffer statt Blut. Selles nahm in allzu geringer Frei­Menschheitsziele die Leitsterne unseres Handelns waren. Man hat gehigteit nur ein einziges, allerdings stimmungsförderndes Orna­uns unterschoben, bewußt auf Klaffenzersplitterung, auf Haß und ment aus der orientalischen Tonreihe und stattet damit ſein ganzes Zwietracht auszugehen, obwohl man wissen mußte, daß nach unserer Haus aus. War diese Zurückhaltung beabsichtigt, so unterschäste Anschauung der Maffentamps" nicht ein Ziel war, sondern ein fie nicht gewollt, jo bedeutet sie da Schwäche, wo sie in einem S. die Notwendigkeit von Abwechslung im dramatischen Stil. War gegebener 8u ftand, ben wir borfanden als etwas, was auf Kammerorchester selbst noch Lorbeeren bringen kann. Grund der kapitalistischen   Wirtschaftsweise naturgemäß geworden So ungünstig die Wirklichkeit um uns herum auch liegen mag, Ein matter, nur nach dem zweiten Att lebhafterer Beifall war mar. Man hat uns unterschoben, daß wir, um mit Engels bitteren io viel Hindernisse sich uns gerade in den letzten Monaten in den das Urteil des Publikums. Die Aufführung litt an einer Müdig Worten zu veden, in Fressen und Saufen, Augenluft, Fleisches. Weg stellien: es ist jener gesunde, lebensfräftige Idealismus, der teit, die auch unter Stiedry dem Wert nicht auszutreiben sein dürfte. luft und hoffärtigem Wesen, Geldgier und Habsucht" unser Lebens- uns mit machtvollem Selbstvertrauen haute in den Wahlkampf Die Sichtfleden der Erfindung größeren Stils brachte 2ola

So treiben wir bei allem unseren Tun und Hoffen nicht eine Philofophie unfruchtbaren und irreführenden Grübelns, sondern eine Philosophie ber Tat, denn wir wissen, was wir der Menschenkraft, der Kraft der Muskeln und Nerven, der Kraft des Geistes und des Willens zutrauen dürfen und was nicht. Es ist der lebendige Quell höchster praktischer Erkenntnis, aus dem wir dabei schöpfen, daher die nicht zu zersplitternde Macht unserer Hoffnungen und unseres Troites!