Nr. 298 37.Jahrgang Ausgabe Nr. 12

Bezugspreis:

Bertelfährt. 80,-, monatl.10.- M. fter ins Haus. voraus zahlbar. Boft. bezug Monatlich 10,- Mt. erfl. Su stellungsgebühr. Unter Kreuzband für Deutschland   und Defterreich 16. 0 m., für das übrige Ausland bei taglich einmal. Buitellung 21.50". Rinit p= ftellungen nehmen an Desterreich, Un jarr, Tschecho Glowater, Danes mart, jollano, uçemburg, Schweden  unb sie Schweiz  . Eingetragen in

-

die Boit eitungs Breislifte. Der„ Borwärts" mit der Sonntage. beilage Bolt u. Reit" erichein mochen. täglich zweimal Sonntage und Mon­tags mmal

Telegramm- Abreffe

Sozialdemokrat Berlin  ".

Sonntags- Ausgabe

Vorwärts

Berliner Volksblatt

30 Pfennig

Anzeigenpreis:

lett­

Die achtgespaltene Nonpareillezetle tofte 3.-M., Teuerungszuschlag 50%- Aleine Anzeigen". Das gedruckte Bort 1,- M.( zulässig zwei fettgedrudte Worte), redes weitere Wort 60 Bfg. Stellengesuche und Schlafſtellenanzeigen das erste Wort 65 Bfg.. redes weitere Wort 40 Pfg. Boste über 15 Buchstaben zählen für met Worte. Teuerungszuschlag 50% Familien Anzeigen für Abonnenten Beile 2, M., polittiche und де wertichaftliche Bereins Anzeigen 8.- ML die Reile ohne Aufschlag. Anzeigen für die nächste Summer milffen bis 5 2hr nachmittags im Hauptgeschäft. Berlin   SW 68, Linden­# traße 3, abgegeben werden. Geöffnet Don 9 Uhr früh bis 5 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

Rerniprecher: Amt Mortsplas, Nr. 15190-15197.

Sonntag, den 13. Juni 1920

Deutschösterreichs Krise.

Neuwahlen in Deutschösterreich?

Wien  , 12. Juni.  ( Eigener Drahtbericht des„ Vorwärts".)

Die Großdeutsche Vereinigung hat sich für Neuwahlen aus­gesprochen.

Dr. Otto Bauers einstimmig folgenden Beschluß:

Der künftige Präsident Amerikas  . General Wood republikanischer Kandidat. Aus Basel   wird gemeldet:

Im Nationalfonvent ber Republikaner   in Ghi Die fozialdemokratischen Bertrauensmänner cago ergab sich im ersten Wahlgang følgendes Wahlergebnis: Ge­Wiens faßten am Sonnabend nachmittag nach den Ausführungen neral Wood 267, Lowden 211%, Johnson 133%, Sproul 84, Butler 60%, Garbing 65%, Coolidge   34 Stimmen. oover er Die Wiener   Vertrauensmännerverfammlang nimmt den Be-| hielt nur 5½ Stimmen. richt des Sozialdemokratischen Berbandes mit einhelliger Bite stimmung zur Kenntnis. Sie fordert die Organisationen und Vertrauensmänner aus, unverzüglich die Vorbereitungen zu Wahlen in Angriff zu nehmen.

Die chriftlichsoziale Bereinigung hat den Präsidenten Genoffen Seis ersucht, an den Sozialdemokratischen Verband die Anfrage zu richten, ob dieser die Roalition als noch bestehend be. trachte. Der Sozialdemokratische Berband hat darauf dem Brä­fidenten geantwortet:

Auf die uns übermittelte Anfrage der chriftlichsozialen Ber. einigung erlauben wir uns mitzuteilen, daß nach der Auffaffung unferes Verbandes die Koalition mit der Demission der Regierung zu bestehen aufgehört hat.

Sonnabend vormittag waren die Führer der brei Parteien beim Präsidenten. Die Strife bauert an. Die Chefs der Ententemiffionen haben sich für Nichteinmischung in die innerpolitischen Ver. hältnisse Deutschösterreichs ausgesprochen.

Unruhen im erlöften Land.

In Triest   und Trient  , ben zwei größten Städten des ehemals unerlösten( irredenta) Italien  , hat es blutige Zusammens itöße gegeben.

In Trient   feuerten Gendarmen auf Arbeiter, die im Beneralstreif stehen: 3 Tote und 16 Verwundete blieben liegen. In Triest   demonstrierten Soldaten und Arbeiter gegen Truppenabjahrt nach Albanien  . Militär schritt ein. Nationalisten beschossen die Demonstranten, irgendwelche Rebellen verschanzten fich im Stadtzentrum, Kämpfe fofteten Leben und Gesundheit Die Zahl der Opfer ist noch nicht bekannt.

Nem, 12. Juni.  ( WTB.) Wie„ Temps" aus Valona   berichtet, schicken sich die italienischen Truppen an, Montenegro zu ber­fassen. Ueber das Schicksal der Besatzung von Stutari ist man noch im Ungewissen.

Der 112.

#

Dorwärts- Verlag 6.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Ferniprecher: Amt Morigplas, Rr. 117 53-54.

Versprechen und Erfüllung.

Die geprellten Wähler der 1. P. S. Bon Franz Krüger  .

Der Borstand der unabhängigen Partei hat durch seinen Borsigenden Crispien dem Reichskanzler Müller die Erklärung abgegeben, daß die U. S. P. jede Beteiligung an einer Roalitions- Regierung ablehnt, und daß für sie im äußersten Falle als Uebergangsministerium nur eine rein 1ozialistische Regierung in Frage käme, in der die . S. P. die Mehrheit und die Leitung habe. Damit ist flipp und klar zum Ausdrud gebracht, daß die Unabhängi gen mit ihrer Forderung nach der Diktatur des Prole­tariats lediglich eine Diktatur ihrer Partei er­reichen wollen.

Das Wahlprogramm der Republikaner  . Amsterdam  , 12. Juni. Wie„ Times" aus Chicago   meldet, um­In den Agitationsversammlungen zur Reichstagswahl ist faßt das Wahlprogramm des republikanischen Kon­bents außer der Mißbilligung der Bestimmungen des die Forderung der Diktatur von unabhängigen Rednern ölkerbundsvertrages unter anderem noch folgende häufig damit begründet worden, daß ja das Proletariat 85 Punkte: Forderung der freien Fahrt für amerikanische   bis 90 Broz. der Bevölkerung ausmache, eine Diktatur des Schiffe durch den Panama   Kanal, Forderung eines Proletariats also eine Herrschaft der Volksmehrheit bedeute Ausfuhrverbots auf amerikanische   Kohle nach Die Unabhängigen haben bei der Reichstagswahl noch nicht Ranada, falls dieses Band nicht seine Gesetze, über die Wälder 20 Broz. der abgegebenen Stimmen erhalten. Selbst wenn zugunsten der amerikanischen   Papierinteressenten abändert, und diese Stimmen ausschließlich aus proletarischen Kreisen ge­Schutz der amerikanischen   Interessen in Merito fommen wären, würde die U. S. B. nur etwa ein Biertel unter gleichzeitiger Berurteilung von Wilsons megibanischer Politit. des Proletariats hinter sich haben. Wenn sie trot­Gine Übernahme des armenischen Mandats wird für un dem die unbedingte Vorherrschaft ihrer Partei verlangt, so erwünscht erklärt Den Demokraten wirb vorgeworfen, fie ist das also die klare Diftatur einer fleinen Minderheit nicht hätten weder für den Krieg noch für den Frieden Vorbereitungen nur über die große Mehrheit des Volkes, sondern auch des getroffen. Biffon wird bes a utotratischen Auftreten Proletariats. beschuldigt und seine Amtsführung verurteilt.

Stimmen.

Ovation für General Wood.

Diese Aussicht, als Minderheit die übrigen vier Fünftel des deutschen   Volkes beherrschen und rechtlos machen zu fönnen, hat, so scheint es, für manche Führer und Anhänger der Unabhängigen etwas Berauschendes. Sonst würden auch sie sich auf den Standpunkt stellen müssen, den der Chefredak­teur der Freiheit", Silferding, auf dem legten unab­hängigen Parteitag in Leipzig   eingenommen hat, wo er sagte:

Es muß offen ausgesprochen werden, daß wir die dem ok ra tische Republik   mit Nägeln und Zähnen verteidigen müssen, da sie der befte Boden für den proletarischen Klassen­tam pfist..

Chicago  , 11. Juni( Reuter.) Auf dem republikanischen Non bent haben heute die Benennungsreden begonnen. Ver­fchiedene Delegierte empfahlen nacheinander den vormaligen Stabs­chef der amerikanischen   Armee, General   Leonard Wood  , den Gouverneur von Illinois  , 2owden, und den Senator Hiram Johnson  , vormaligen Gouverneur von Kalifornien  , für die Prä­fidentfchaftstandidatur. Außer den Genannten wurden noch vor geschlagen der Gouverneur bon Massachusetts Coolidge, der Präsident der Columbia Universität Butler und der ehemalige Lebensmittelfontrolleur Hoover. Als die Benennung Woods fratie sind durch das Ergebnis der Reichstagswahl, die dank Diese Situation ist jetzt gegeben, Republik   und Demo­vorgeschlagen wurde, folgte eine lang andauernde beber unabhängigen Agitation einen erheblichen Machtzuwachs geisterte Beifallskundgebung. Bei den darauf folgen der reaktionären Barteien gebracht hat, in Gefahr. Was in den vier Abstimmungen erhiell Boob bie meisten Stim den letzten Jahren, insbesondere durch die Revolution, an men nächst ihm Lowden. Hoover erwielt nur einige wenige politischen, wirtschaftlichen und sozialpolitischen Fortschritten Kaffel, 12. Juni.  ( WTB) Bei der amtlichen Feststellung des Da nach der allgemeinen Mistimmung in den werden, wenn die bürgerlichen Barteien die unumschränkte für die Arbeiterschaft erreicht wurde, kann vernichtet Wahlergebnisses im, 21. Wahlkreis ergab sich, daß das Zentrum Vereinigten Staaten über die durch Wilson berkörperte Herrschaft erhalten. Der politische und wirtschaftliche Be und die Sozialdemokraten je einen Sit mehr erhalten, als Politik der Demokraten, der im Herbst 1916 nur äußerst freiungsfampf der Arbeiterschaft wird damit auf eine wesent bei der vorläufigen Feststellung. Der Zuwachs des Zentrums fnappe Sieg der Demokraten sich diesesmal in eine glatte gleicht fich dadurch aus, daß für das Zentrum die Aussicht ouf einen Niederlage umkehren dürfte, ist die Wahl des Republika  - lich ungünstigere Basis gedrängt. Die Unabhänginen haben im Wahlkam schärfste Kritif weiteren Sitz durch die Wahlkreisverbindung mit dem 22. Wah!- nischen Konvents von besonderer Bedeutung. General Wood, geübt an der Politik der bisherigen Koalitionsmehrheit und freise Hessen- Darmstadt   nunmehr entfällt. Das sozialdemo- der nun als fünftiger Präsident der Vereinigten Staaten   be- der Sozialdemokratie, und haben, wenn auch unter großem fratische Mandat fällt auf den Schriftsteller Gustav och in Sanau.trachtet werden kann, verdankt seine Popularität seiner Eigen- Phrasenschwall, doch in einigen Bunkten gejaat, welche Politif Hoch als siegreicher Feldherr. Der Randidat der fie an deren Stelle sehen wollen, und wie sie diese Bolitif schaft Den Deutschnationalen ist ein weiterer Sit aus der Wahlkreis- republikanischen Deutschamerikaner bzw. Deutschenfreunde war durchzuführen gedenken. In besondere haben sie immer verbindung gesichert. Die im 21. Wahlkreis insgesamt abgegebenen der Senator Johnson. Von einem Waffengefährten wieder betont, daß die Arbeiterschaft felbst durch 1 136 956 Stmmen berteilen sich wie folgt: Deutschnationale Fochs ist eine ähnliche Gesinnung leider nicht zu erhoffen. eigene Kraft und Tat die Besserung herbei. 177 273, Deutsche Volkspartei   182 511, Bentrum 192 808. Demokra  . Allerdings foll für die Demokraten, falls Wilson auf eine fübren müsse. In einem Flugblatt, ählerinnen und ten 116 084, Sozialdemokraten 810 736, Unabhängige Wiederaufstellung doch verzichten sollte, wozu er sich anscheinend mähler" heißt es: trog allen Buredens nicht entschließen fann, der Vorgesezte Woods im Weltkriege, General Pershing  , kandidieren. Entscheidung, die Ihr am 6. Juni treffen sollt.. Das Alte stürzt, Wenn es nach unseren Wünschen ginge, würde der seit über die Gestaltung des Neuen fann nur Gure eigene cinem Jahre eingeferferte Sozialist Debs fiegen. Ob aber im Lande des ausschlaggebenden Großfapitals Die Geldmittel der Sozialisten genügen werden, um eine aus­reichende Propaganda für diesen zu machen, ist allerdings zu bezweifeln.

189 321, Rommunisten 16 524.

Leipzig  , 12. Juni. Endgültiges amtliches Wahlergebnis im 32. Wahlkreis Leipzig  : Deutschnationale 107 288. Deutsche   Bolts­partei 132 639, Demokraten 58 400, 8entrum 2516, Sozialbe mofraten 57 749, Unabhängige 267 520, Rommunisten 12 859. Deutschsozialistische Partei 2071 Stimmen. Wahlbeteiligung

87,2 Proz.

Wer verelendet Rußland  ?

Ernst und schwer ist die Zeit. Verantwortungsvoll ist die

at, der Entschluß Eres bewußten Wollens fein. Und zum Schluß wird gesagt:

Arbeiter und Arbeiterinnen! Angestellte und Beamte! Welt Ihr die Beseitigung des reaktionären Militaris. mu 3, so wählt am 6. Juni die Unabhängige Sozialdemokratie! Wollt Ihr sicher sein, daß nicht die reaktionär. orde mit Silfe der Offizierstamarilla und der Bureau fraten! liquen Euren Aufstieg hemmen, dann stimmt für die Unabhängige Sozialdemokratie!

Wollt, Ihr, daß die politisch Macht und die Staatsgewalt endlich bem arbeitenden Wolfe ge­höre, so schließt Euch an der Unabhängigen Sozialdemokratie! Jetzt ist die U. S. P. vor die Frage gestellt, mitzuwirken, daß diese Forderungen verwirklicht und die Hindernisse, die

Schon erheben die beiden bürgerlichen Bager gegen ihre Die Times" zu den deutschen   Wahlen. einzelnen prominenten Führer die schwersten Korrup tionsvorwürfe, und auch Wood ist dieserhalb bereits Verschärfte Durchführung der Entwaffnung. scharf angegriffen worden. Ob aber diese Beschuldigungen ge­Amsterdam, 12. Juni Zu den deutschen   Reichstags- nügen werden, um bis zur Wahl die taktisch viel stärkere Bofi­wahlen erflärt Times", die Hauptsache sei jetzt, daß England tion der Republikaner   zu erschüttern, ist unwahrscheinlich. und Frankreich   in der Frage der Entwaffnung Deutsch­ lands   zusammen gingen. Die Bestimmungen über die Entwaff­nung bildeten den Grund- und Eckstein des Friedensvertrages. Deutschland   habe bisher die größte Abneigung gegen die Erfüllung der Friedensbedingungen zur Schau getragen und die Parteien London  , 11. Junt.( Reuter.) Der vorläufige Bericht ber eng- ben weiteren Aufstieg der Arbeiterklasse hemmen fönnen, be­der Rechten, die bei den Wahlen einen so be- lifden Arbeiterbelegation für Rußlaud erilärt, die feitigt werden. Sie könnte für ihren Eintritt. in eine Regie­mertensmerten Erfolg erzielten, hätten ständig Bolitit der Intervention und der Blockade sei die Wurzel der rung gemeinsam mit anderen Parteien ihre Bed ngun. auf den Bruch des Vertrages gedrungen. Am schlimmsten, Schäden( Vermehrung der Transportfchwierigkeiten, gen stellen, die sich auf das fachliche Arbeitsprogramm dies. r 10. Juli müffe Teutschland faut Vertrag fein Heer auf 100 000 Bunger not unter den Stadtbewohnern und Epidemien) die Ruß- Regierung beziehen. Statt dessen lehnt sie es rundweg über­Mann herabgesetzt haben. Das Anwachsen der unabhängigen Stim- land betroffen hätten. Die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten haupt ab, in einer folden Regierung mitzuarbeiten.• men werde zweifellos dazu benutzt werden, um einen Aufidhub der durch Polen   babe einen neuen Vorwand für die Ein. In einem Flugblatt an die Frauen, Arbeiterinnen und Heeresverminderung zu fordern. Wenn England feinen fran- frantung berperionliden Freibeit gegeben. Diese weiblichen Angestellten schrieb die unabhängige Partei: zösischen Alliierten in dieser Frage nicht offen und ehrlich unter- Bustände fönnten nicht geändert werden, fo lange der Krieg fort Nur die Unabhängige Sozialdemokratie ist die ftüße, werde das Vertrauen Frankreichs  , das in der legten Zeit bauere. Der Bericht fordert Beseitigung des legten lleberrestes der wahre Vertreterin Eurer Intereffen. Sie tritt für in bedauerlicher Weise abgenommen habe, vielleicht nicht wieder Blodade und der Intervention. fowie bedingungslose nerben Grundfah Gleicher Lohn und gleiche Arbeit" überall ein. Sie herzustellen sein. fennuna ber gegenwärtigen ruffischen Regierung berwirft und belämpft bas tapitalistische bürgerliche Prinzip, daß

28