die Arbeit und der Lohn nach dem Geschlecht vergeben werden soll. Sie tritt für die Berkürzun» der Arbeitszeit der Frauen und In- gendlichen auf sechs Stunden, für einen ausreichenden Mut- ter- und Kinderschuh, für den erhöhten Schutz der Frauen' in gewerblichen Betrieben, für die Abschaffung der Nachtarbeit der Frauen und der Arbeit in gesundheitsschädlichen Betrieben, für die Reform d e S Haushalts und des Wohnungswesens ein. Auf dem letzten Parteitag der Unabhängigen Sozialdemokratie wurden alle Mit- glieder und parlamentarischen Vertreter auf diese Forderungen der arbeitenden Frauen verpflichtet. Jetzt glaubt die U. S. P. diese Versprechungen an die Frauen am besten dadurch verpirklichen zu können,' daß sie die Regierung den- Parteien Helfferich5 und Ttresemanns überträgt. Der Sechsstundentag soll von denen verwirklicht werden, die den Achtstundentag auf zehn und zwölf Stunden verlängern wollen! Noch in einem letzten Flugblatt„Wir und die Anderen" hat die U. S. P. in deutlicher Weise die Wähler in den Glau- den versetzt, daß sie durch die Wahl Macht erlangen wolle, um diese Macht zum Nutzen der arbeitenden Klasse zu gebrauchen. Es heißt dort: Beseitigung der kapitalistischen Wirtschaft und ihre Ersetzung durch eine sozialistische Ordnung, in der es keine Ausbeuter uns Ausgebeutete, keine Herrscher und Beherrschte, keine in Glanz und Wohlleben prunkende Minderheit von Besitzenden und kein« im Elend dahinvegetierende Mehrheit von Besitzlosen geben soll. An die Stelle der Diktatur des Kapitals soll das S et bst b e st i m» m'ungs recht der arbeitenden Massen über ihr Ge- schick treten. Solange die sozialistische Gemein- schart noch nicht durchgeführt ist, sollen die Lasten des Staates denjenigen auferlegt werden, die den größten Vorteil von ihm haben, nämlich den besitzenden Klassen. Das ist in kurzen Worten das Programm der Unabhängigen Sozialdemokratie. Nicht gottbegnadete»der kapitalgesegnete Führer svlleil daß Boll leithammcln, sondern das Volk selbst soll i n A k t i o n t r e t e n. An die Stell« der heutigen Scheindemo- kratie, hinter der sich das nackte Kapitalsinteresse verbirgt, soll die wirkliche Demokratie, die Selbstherrschaft des Volkes treten. Jeder Wähler der Unabhängigen Sozialdemokratie ist«in Mitstreiter gegen da» Elend der Kapitalswirtschaft, für den Aufbau einer sozialistischen Gemeinschaft. In dem sc Iben Flugblatt schreibt die U. S. P. gegenüber den ktommunisten: Die Unabhängige Sozialdemokratie weiß, daß sie ihre Ziele nicht im luftlseren Raum«iraichen kann, sondern daß sie sich«uf daS Volk stützen, daß fie dl» ws-rk» tätige Bevölkerung für sich gewinnen muß. Aus diesen Darlegimgeri der unabhängigen Flugblätter konnte kein denkender Mensch auf den Gedanken kommen, daß die Unabhängigen nur dann praktische Arbeit leisten wollen, wenn sie die unumschränkte.tzerrsckdrst erlangen. Alles war darauf zugeschnitten, bei den Wählern den Eindruck zu er- wecken, daß die Unabhängigen das Maß � von Macht ge- brauchen werden, das die Wahl ihnen verschafft. Wie soll man es sonst verstehen, wenn es heißt:„Solange die sozia- listische Gemeinschaft noch nicht durchgeführt ist, sollen die Lasten des Staates den besitzenden Klassen auferlegt werden"? Eine solche Politik kommt natürlich nur unter der gegenwär- tigcn Gesellschaftsordnung in Betracht, und kein« Partei, die ernst genommen werden will, kann sich darauf beschränken, nur Forderungen zu stellen, ohne an ihrer Durchführung selbst mitzuarbeiten. So stchen die Wähler der Unabhängigen Partei, die die- ser ihre Stimme gegeben haben, um eine bessere Politik her- be-zuführen als tue bisherige Regierungskoalition sie getrie- ben yat, vor der Taffache, daß dve Partei ihres Vertrauens dieses Vertrauen in der schmählichsten Weise mißbraucht, daß sie anstatt für Verwirklichung' ihrer Versprechungen einzu-
Neue Einsichten in öer organischen Ehemie Von R. H. France- München. Mö mn Jahre 1828 der deutsche ThömÄsr Friedrich W ö h l t r kurz nach der Entdeckung des WumintmnS eine Methode fand, wie man auS zyansaurem Ammoniak Harnstoff machen könne, entstand daroib so großes Anffehen, daß seine elftere Entdeckung, die der Menschheit Millionenwerde in den Schoß warf, ganz verdunkelt wurde und sein Vordienst darum biß heute eigentlich im Vergessen- beit geriet. Dagegen wird Wähler als der eigentliche Drachen- töter des VitaliZmuS noch immer gerühmt. Ju seiner Zeit pries man ihn vornehmlich als donjen-igon, der die trennenden Mauern zwischen anorganischer und der organischen Theini« nieder- gerissen hatte. Um das zu versteihen, muß man sich vergegenwärtigen, daß die alte Ehemie sehr genau unterschied zwischen den im lebenden Körper von ihr vorgefundenen Verbindungen, die sie nicht nachmachen konnte(und als organische unterschied), und denen, die sich außerhalb des Organismus fanden, und die sie, seitdem Dal- t o n und Berzelius eine besondere Mathematik des Stoffes, nämlich die Atomistik, ersonnen hatten, ebenso gut aus ihrem Bestanddeileu zusammenzusetzen verstand, wie die.Natur" selbst. Wie so oft, verführte auch in diesem Fall die Schwierigkeit zu Fabeleien. Obwohl sich anorganische und organische Verbindungen uur durch die größcoe Komplikation der letzteren voneinander zu unterscheiden schienen im Sinne der Atomistik, glaubte man doch in den organischen etwas prinzipiell anderes nur durch die.Lebens. kraft" Hergestelltes zu sehen— und nun war durch Möhlers Entdeckung diese„Fabel" vernichtet. Der gesamte VitaliSmuS, der im Leiben etwas Besonderes sah, brach seitdem zusammen. Der„Mechanismus" triumphierte mit der Lehre, Atomistik sei das ganze Ilm und Aus der Welt und Leben uisb Tod seien nur dadurch von einander geschieden, daß Lebendes ein komplizierterer, Totes ein einfacherer Mechanismus sei. Öitne andere Naturwissenschaft entstand dadurch mit einer anderen Anschauung von der Welt. Die Ueberzeugung triumphierte, Lehen sei überhaupt ein Rechenexempel wie der Harnstoff eines gewesen— Stoff und seine Gesetz« seien alles, nicht durch Denken werde die Welt erkannt und beherrscht, sondern durch Forschen und Rechnen. Leicht erkennt man. wi« pyn Möhler der Trennungsstrich anhob zwischen idecngläubiyer Vergangenheit und einer'realen Gegenwart. Seltsam, daß nun genau derselbe Punkt wieder die organischen Bevbindungen und ihr« Eigenschaften der Ausgangspunkt einer Be- wegung sind, die die Entwicklung zurückverweist auf vergangene und. tt>i� wir glaubten, für immer begrabene Ideen. Die organische Chemie hat sich in den fast 100 Jahren ihres Bestehens entwickelt wi« ein ungeheurer und unübersehbarer Baum, voll von Früchten kostbarer Art. Wir hatten gelernt, zahllose
treten, jetzt daraus hinarbeitet, die Verhält- nisse nochviel schlimmer zu gestalten, indem sie durch Ablehnung jeder eigenen Mitarbeit die äußerste Reak- tion zur Uebernahine der Herrschaft zwingt. Diese Tatsachen müssen den Kreisen, die bisher gutgläu- big den Unabhängigen gefolgt sind, die Augen öffnen und sie veranlassen, dieser Partei die Gefolgschaft zu kündigen. Viele Anzeichen sprechen dafür, daß die Stellung des unad- hängigen Parteivorstandes auf starken Widerspruch in seiner eigenen Partei stoßen wird. Wem aber da? Wohl und die Zukunft der arbeitenden Klassen am Herzen liegt, wen nicht der Größenwahnsinn verblendeter Parteiführer und irrege- führter Nachläufer befriedigt, sondern wer das Volk aufwärts zu Freiheit und Sozialismus führen will, für den mutz jetzt die Parole lauten: Hinaus aus der U. S. P., schärfster Kamps einer Politik, die den Ruin der sozialistischen Bewegung und' es deutschen Volkes überhaupt bedeutet! Mögen die Ar- beiter, Ange st eilten und Beamten Groß- Berlins schon am 2 st. Juni bei den Gemeinde- wählen zeigen-, daß sie mit dieser Politik nichts zu tun haben wollen!
apolitische Schiebertricks/ Die„Freiheit" itf Verlegenheit. In einem Artikel, den sie ziemlich zutreffend„Politische Schiebertricks" überscknetbt, versucht die arme„Freiheit" ihren Lesern einzureden, daß der„Vorwärts" den Sinn ihrer Aus- führungen gefälscht' habe. Und zwar liefen beim„Vorwärts" zwei Fälschungen durcheinander, einmal behaupte er, die „Freiheit" wolle Helffcrich, und das andere Mal sage er ihr nach— diesen Vorwurf empfindet die Redaktion der„Frei- heit" offenbar viel peinlicher—. sie habe Sehnsucht nach einer Koalitionsregierung verraten und deshalb ihre berühmten acht Forderungen aufgestellt. Die Sache war eben einfach die. daß die klügeren Köpfe in der Redaktion der„Freiheit" einsahen, welcher Schaden der Partei aus ihrer blödsinnigen Haltung erlvachsen müsse. Sie formulierten deshalb die acht Forderungen in der Hoff- nung, dadurch die Verantwortung für den NIchteintritt der Unabhängigen in die Regierung der Sozialdemokratie zu- schieben zu können. Die Linke bestand jedoch auf ihrem Schein, und statt der klugen Haltung, die in dem 8-Punkte- Artikel der„Freiheit" anempfohlen war, wurde sie unsäglich dumme eingenommen, die in dem Brief CrisPienS an Hermann Müller zum Ausdruck kommt. Der Konflikt liegt. offen zu Tage, und der versuch der „Freiheit", ihn vor ihren Lesern zu verstecken, steht auf der gleichen Höhe wie die Beharrlichkeit, mft der sie alle Zu- schriften, die die Frage der Internationale de- lichten—.'mögen sie aus Brüssel oder auS Moskau kommen�— ihren Lesern vorenthält. In beiden Fällen handelt es sich um Versuche, sich durch Vertuschen und Verschweigen aus einer grenzenlosen Verlegenheit zu helfen.
Not, Pflicht unü Reichtum. Dr. David a» die Schulmänner. Svnnabrnd abend fand«in« Begrüßung der Teilnehmer der Reichsschulkonferenz und geladener Gäste in der Wandelhalle de« Reichstages statt. An Stelle de» durch eine Konferenz zunächst verhinderten Reichspräsidenten führte Minister Dr. David aus: Auch auf dem Gebiet des BildunzSwesenS drängt die Entwicklung nach böherer Zweckmäßigkeit der Organisation, Eine Grundidee kann und muß uns alle vereinigen: die, daß der sittliche Wert jedes Gliedes der Volksgemeinschaft sich danach de- mißt, ob einer seine Arbeit in den Dienst der Gemeinschaft stellt. In der Schule soll das Kind arbeiten lernen. Warum muß es das? Weil der Mensch«in Schmarotzer ist, der Güter
Dufsstanzen herzustellen, die man früher nur au» dem Pflanzen- und Tierkörper entnehmen konnte. Deutschlands chemische Industrie steht auf diese-m Boden, und unabsehbar sind noch ihre ZuckunftS- Aussichten. Was frühor nur die Hsilpflangon lieferten, baS erzeugt heute die Fabrik. Statt Mohnkapseln verwendet man Morphium, statt Fingsrhutsäste da? Digitavin für den Herzkranken, statt Pfefferminze das Mrnthok, ja man stellt langst schon sogar für die Küche Vanillin her, da« die vanilleschoten ersetzt, und geht mit Erfolg daran, sogar die geheimnisvollste aller organischen Substanzen, nämlich dak Eiweiß sselbst, aus seinen Bestandteilen aufzubauen. Namentlich der Steinkohlenteer ist daS schier unerschöpfliche Roh- Material dieser chemischen Industrie, deren Produkt« unzählbar find, deren Zukunft mit Recht als der glänzendste Lichtpunkt der ge- samten materiellen Kultur gepriesen wurde. Die Pflanzenwelt, der uralte helfende und heilende Freund deS Menschengeschlechts, war im Begriff, pensioniert zu wenden. Au « der Apotheke, wo das„Heilkraut" einst den Ehrenplatz eingenommen hat, ist sie so ziemlich bereits verdrängt durch die viel«, chemisch hergestellten Arznei stoffe, die sich noch durch den gerühmten Vorzug auszeichnen,„chemisch reine" Produkte gegenüber den früheren zu sein. Da kommt nun die Wende. Die Physiologie macht uns neue» sten» darauf aufmerksam, daß zwischen künstlichem und natürlichem Kampfer dennoch ein Unterschied besteht, nämlich ein physiologischer. Beide Produkt« haben dieselbe chemische Zusammensetzung, den gleichen molekularen Ausbau, identische physikalische und optische Eigenschaften; nach menschlichem Ermessen kann man keinen Unter- schied zwischen ihnen finden außer dem. daß man den künstlichen Kampfer wögen seincr Reinheit bevorzugen mutz. Wenn wir sie aber in den Körper einftihren, hat das natürliche Produkt andere Wirkungen als das künstliche. Und so ist auch mit den Arznei- vflanzou gegenüber den chemischen Mitteln. In zunehmendem Maße kehrt man zu den Methoden der alten Pharmazie zurück, weil man erkennt?, daß auf die„natürlichen" Substanzen der Körper denn doch anders reagiert. Und so erhebt sich kaum 100 Jahre nach Möhlers großer Tat unabweisbar bor dem Denken die Frage, worin denn der Unterschied der„biologischen chemischen Verbindungen" gegen die ohne Zutun eine» lebenden Körper» entstanden«, bestehen mag. Der Unterschied ist unleugbar. Irgend etwas können wir beim künst- lichen Kampfer, bei den Alkaloiden der ch-imi schon Laboratorien nicht nachahmen, und wir bringen heute nicht mehr den Mut auf, zu sagen, Wühler habe die Grenze zwischen organischer und an- organischer Ehemi« verwischt. Allmäblich beginnt sie sich wieder herzustellen und damit auch mtvder all das viele Unbegreifliche, da« sich um den Begriff Leben wctbt. Ein Jahrhundert lang wiegten wir uns in dem Traum, der nächste Schritt der Erkenntnis werde das Rätsel Leben läsen; jetzt entfernt sich Hoffnung und Erktznntni«. sreude wieder qou uns. Da aber jeder Irrtum doch ein Schritt
nimmt auS der Gemeinschaft des Volkes, ohne frofir fhftett M leisten. Dieser gesellschaftliche Ehrbegriss, d,ese sittliche Pflicht der Arbeit, muß die gemeinsame Grundidee der Schul« sein. Das Kind mutz fühlen, daß es E h r e n s a ch e ist, zu arbeiten und das, was man von der Gesamtheit nimmt, wieder zu vergelten, ja m e h r zu geben. Ohne diesen filtlichen Pflichtbegriff der Arbeit kann unser Volk nicht aus dieser Not herauskommen. Unsere Zeit kann eS fich nicht mehr leisten, daß«rbeilsfähige nicht arbeiten. An dem sozialen Pflichl- und Ehrbegriff entzündet fich die wahre Liebe zur VolkSgemeinichast. ohne ihn bleibt jeder Ehrbegriff eme leere Hülfe. Wenn wir einen solchen Pflicht- und Ehebegriff Haben, dann brauchen wir um unsere Zukunft nicht Bange zu sein. Der Einzelne gibt nicht nur, sondern er empfängt auch und die Schul« gibt ihm daS Wertvollste, was er von der BollSgemernichaft empfangen kann. Denn so verarmt wir sonst auch sein möge«, auf geistige« Gebiete sind wir reich, so reich wie je. Diese Güter werden bei der Verteilung nicht kleiner, sondern immer größer. Der Reichsschulkonserenz steht die große Ausgabe bevor, unser Schulwesen mit diesem Geiste zu durchdringen. WOen wir nichi sähig dieses Werk zu lösen? Aber e» w i r d uns gelingen. Erfüllen Sie unsere Jugend mit dem starken sozialen Pflichtgefühl und mit einem ebenso starten sozialen Zusammen- gehörigleitsgefühl. DaS ist die große Aufgabe, durch du Sie unserem schwergeprüften Vaterlande einen großen Dienst erweisen. Unser Vaterland, unser Volk, seine Jugend, sie leben hoch! Die Versammlung stimmte ein und dann begrüßt« in Vertretung d�S gleichfalls verhinderten Oberbürgermeister» Wermuih Stadt- schulrat Dr. Fischer die Teilnehmer im Namen der Siadt Berlin . Gesangsvorträge de» Berliner Lehrergesangvereins und de» Lehrerinnenverein« füllten den übrigen Teil des Abends au». Um'/,l0 Uhr kam auch Reichspräsident Ebert.
der unsihulüige �acobi. Zu der«ich von un» wiedergsgedeneu Mitteilung, daß eine Anzahl Werber für ein Freikorps Brandenburg -von der Magde- burger Sicherheitspolizei festgenommen, aber auf Betreiben des früheren konservativen LandratS und Abgeordneten, jetzigen Ge- Heimrats im Reichsministerium deS Innern, v. Jacob-i, wieder frei. gelassen werden mußten, muß jetzt WolffS Bureau eme Art Richtig. stellung verbreiten. Danach hatte der Leutnant Schmidt bei dem Reichsministerium des Innern Beschwerde über seine Jnschutzhaft- nähme geführt. Dem hierüber erstatteten Bericht des Re- gierungSkommissars iu Magdeburg log ein Befehl der Reichs- Wehrbrigade 81, Abteilung I, bei, daß Schmidt dem Bataillon Brandenburg angehöre und daher freizulassen sei. Gleichzeitig mit dem Bericht des Regierungskommissars ging ein Schrei- ben des Reichswehrministeriums beim Reichsministerium des In- nern«in, in dem das Verlang ep gestellt wurde, alle Persönlich- leiten, die sich als Angehörige der Reichswehr ausweisen könnten, unverzüglich freizulassen und nur beim Verdacht strafbarer Handlungen dem Gericht des WehrkreiSkommandaS zu- zuführen. Lediglich auf Grund dieser' Unterlagen habe Jacobi telephonisch Anweisung nach Magdeburg gegeben, und zwar„iy� vollen Einverständnis mit seinem Dienstvorgesetzten". ES wird also offiziös bestätigt, was bestritten werden soll. Festgenommen« Werber für ein Freikorps werden als Angehörte der Reichswehr reklamiert und dann ihre Freilassung erzwungen. Das zeigt ja gerade die völlige Haltlosigkeit unserer Zustände, die behauptet wurde und hier bestätigt wird.
Hamburgs putfthabwehr. Hamburg , 12. Juni. (MTB.) Die Blätter veröffentliche««nun Briefwechsel zwischen dem Reichspostministerium und dem Senat. d« sich aus die von dem sozialdemokratischen Senator Krause und dem Garnifonäli«sten während dsS Kapp-Putfche» angeordnete Uebevwachung deS Post, und Telegraphenverkehrs bezieht. Der Senat stellt sich auf den Standpunkt, daß dies« USberwachung not- we�dßg. gewesen sei und beantragt die Abberufung deS Oberpostdirektors.
auf dem Wege zur Wahrheit ist, so war auch dieseS Jahrhundert der Arbeit nicht vergeblich, wenn eS unS nur die eine Sicherhett gebracht hat: auf chemischem Woge ist das Rätsel Leben wicht zu lösen.
Tonkünstlerfost i» Weimar , l. In der Generalversammlung des Allgemeinen Deutschon Musikvereins herrscht« Krisenstimmung. Der Vorstand versteifte sich gegen die Möglichkeit, daß ein Erz- reaktionär wie Scherchen etwa in den Ausschuß zur Prüfung neuer Werke der Tonkunst berufen werden könne. Nach endlos über. flüssigen Debatten wurde der part-ilose Professor Volke gewählt. Das ist charakteristisch und entscheidend für die Gvsamthaltung de« Vereins. Der fortschrittlich« Zug, den Liszt für die Tonkünstlvr ÄS Lebensbedingung ausstellte, will nicht ungern bei der Gefchichts- Phase Richard Strauß ' stehenbleiben. DaS beste Experiment, da» gewagt wurde, die Uraufführung der Erdmannschen Sinfonie, op. 10, war für zwei Tage das einzige positive Musikereigni» und riß auch das konservative Publikum mit. Erdmann, der geniale Pianist, ist mit seinen 20 Fahren ein leuchtender Ansang, ein spezifisches Talent auch in der Kom- Position. In der einsätzigen Siiffvni« wirbeln noch unverbunden, Stile durcheinander, das musikalische Pathos stürzt sich zu gern in lärmende Raserei und die Kantilene wie die Keckheit der Scherzo» Bläser bekennt sich frei und offen zu Richard Strauß . Ein jung- tinghafte» Eifern und Hinausstürmen, aber auch ein reckenhaftes Kraftgefühl. Hier blüht etwas und hier gedeiht etwa», das zu fördern Pflicht ist. Peter Raab« war dieser Sinfonie«in kerniger und«last. scher Deuter.. Eine„G. T. A. Hoffmann" genannte Ouvertüre von B e s ch ist bestes Handwerk, dankbar geschrieben, aber mehr in kleinen Punktierungen der Lichter phantastisch als im großen phaniasicvoll und spukhaft. W e i g l S Skizzen op. 21 bleiben in der versonnenen Romantik stecken. In der Kcnnmermusik-Auffühvung weist Gtrüver» Ouartett op. 25 gleichfalls rückwärts, doch ist die straffe und geschickte Führung der Instrumente, daS Variationen- talent anzuerkennen. Persönlicheres Aussehen hat daS Ouartett op. 10 von Bodo Wolf, einem jungen Saarbrücker Musiker. Koischendurch Ltcder von Juliu« Kopsch op 9 auf Texte von Storm, die in ihrer lückenlosen Antiguaschrift trotz einzelner burschkioS-lustiger Einfälle ganz und gar nicht gefielen. k.». Lrsfingtbeater:„Da» GlaS der Jungfrau". Neulich war hier getadelt worden, baß die Herrgötter der Sommertheoter ihre Neu- heften schwarmweise am gleichen Abend loslassen. Das war vor- eilig; et steckt eine wohlüberlegte hygienische Absicht dahinter: wenn einer die Mehrzahl oder auch nur die Hälfte dieser Sachen durch- machen müßt«, e» wäre um den Armen geschehen. Es ist wirklich nicht vorzustellen, auf welche Ausaefallenheil-n diese m»rck»nt. ackvcntures de« Dommertheater« verfallen; et ist eine wahre Hausse in abgelegten und ausrangierten Artikeln. sPallenberg. sonst das Ert/gicken der wärmeren Monate, ist diesem Mißsvstem setz, auch geopfert� worden.) Dem Saisonstück-de« LessingtheaterS gebührt unier all diesen Konkurrenten um die Minderwertiatect ein kior0 cf ift fo kurz wie kurzweilig. Das will etwas Heiken, den von Boccamo bis zur Zaza hat es wele Väter, wenn auch wi« bei der