Nr. 327 37.Jahrgang Ausgabe B Nr. 26

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Mittwoch, den 30. Juni 1920

Italien zum Generalstreik bereit.

Rom , 29. Juni. Die issialiſtiſche Barteileitung Bruch zwischen Finnland und Schweden ?

nicht treu bleiben sollte.

Nom, 30. Juni. ( Stefani.) In Maserata wurde der cllgemeine Ausstand erklärt. Aus der Broving werden von anarchistischen Elementen angestiftete 3wischenfälle gemeldet. Die Stadt Ancona ist ruhig. Die Polizei sept ihre Säuberungs­

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Der Reichswirtschaftsrat.

landwirtschaftlichen und Handelsorganisatonen der Unter­

Ein neues Gutachterparlament der deutschen Wirtschaft wird heute eröffnet.. Saben bisher in wichtigen wirtschaftlichen Fragen fast ausschließlich die industriellen, und das Bureau des Allgemeinen Arbeiterbundes nehmer allein ihre Stimme vor den maßgebenden Behör­tagten heute auf dem Monte Cittorio. Der Sekretär der Partei­Stockholm, 30. Juni. Alle hiesigen Blätter bringen augen- den und Gesetzgebern zur Geltung bringen können, so soll leitung schlug eine Tagesordnung vor, durch die der allgemeine scheinlich inspirierte Artikel, die einen Abbruch der diplo fortab eine Arbeitsgemeinschaft von Unterneh Ausstand in ganz Italien verkündet werden sollte. Hier- atischen Beziehungen mit Finnland voraussagen. mern und Arbeitervertretern zu den lebenswichtigen Fragen gegen erhob das Bureau des Arbeiterbundes entschieden Einspruch Das Verhältnis zwischen Finnland und Schweden ist schon seit des Wirtschaftslebens Stellung nehmen. So wenig wie der und verließ den Saal. Die Tagesordnung wurde von den Zurück- geraumer Zeit gespannt, da Echiveden Rechte auf die den Bottnischen Reichstag, der auch eine Arbeitsgemeinschaft ist, gebliebenen mit vier gegen drei Stimmen abgelehnt. Eine eerbusen beherrschenden Aalandinseln geltend macht. In einen Harmonieverband darstellt, so wenig wird auch der andere, von einem Mitglied der Parteileitung eingebrachte Tages der Borkriegszeit sah man in den Aalandinseln Festungen, die die Reichswirtschaftsrat eine Gemeinschaft werden, in der die ordnung wurde angenommen, die das Proletariat auffordert, russische Küste gegen Seeangriffe schütten. Schon während Interessengegensäge, die zwischen Unternehmerfapital und Haltung zu bewahren und sich zur Ausführung der Befehle des Kriegs traten gewisse Streise Schwebens für Abtrennung Arbeit bestehen, keinen Ausgleich finden werden. Die Angst der Bartei bereitzuhalten, falls die Regierung ihrem Versprechen der Aalandinseln von Rußland ein, stießen aber auf einen ener- der„ radikalen Arbeiterschaft", daß der Reichswirtschaftsrat gifchen Widerstand des größten Teils des schwedischen- Volkes. Auch das Grab des Klassenfampfes werden fönnte, ist sicher heute noch besteht in Schweden eine starke Strömung gegen jebe unbegründet. Unsere Arbeiterschaft hat, weil das unter. Arnegionspolitit, und in allgemeinen tar man damit zufrieden, nehmertum fie von allen Einblicken in die wirtschaftlich daß die Walandfrage dem Völkerbund vorgelegt werde. Die leitende Arbeit bewußt ferngehalten hat, das indirekte Drohung der schwedischen Regierung ist wohl deshalb vor- Wrtschaftsleben und seinen ungeheuer feinen Organis­läufig nur als Pression in einer mehr lokalen Angelegenheit mus immer nur von der einen Seite des Arbeitnehmers. aufzufassen. Die finnländische Regierung hat nämlich gegen zwei der ausführenden Arbeit aus fennen lernen fönnen. angesehene aaländische Politiker, die für Schweden Stimmung Das ist ein großes Unglück, das sich nicht im Handumdrehen machten, ein Verfahren wegen och berrats einleiten lassen. wieder gutmadyen läßt. Es steht sicher außerhalb jeden Wie die Berlingske Tidende" aus Stockholm meldet, hat bas 3weifels, daß viele unserer Arbeitervertreter, die sich heute schwedische Außenministerium nun die Frage zum Gegenstand nicht radikal genug gebärden fönnen, ein völlig verän­ernster Erwägungen gemacht. Als Ergebnis dieser Erwägungen dertes Gesicht des höchsten Erstaunens zeigen würden, wurde vom Ministerium des Aeußern dem finnischen Gesandten in wenn sie an Stellen gestellt würden, wo sie für Tausende von Stockholm eine Note überreicht, in der die finnische Regierung Arbeitnehmern die Leitung des Produktionsprozesses oder aufgefordert wird, weitere Schritte gegenüber den verhafteten der Güterverteilung verantwortlich zu besorgen hätten. Aalandern aufzugeben und die Verhafteten freizugeben im der Güterverteilung verantwortlich zu besorgen hätten. Dieser Zustand des Abseits stehens der Arbeiter­inblick darauf, daß die Aalandsfrage jetzt vom Bölferbund gelöst werden soll. Der schwedische Geschäftsträger in Helsingfors hat bon bertreter von der wirtschaftlich leitenden und verantwort der schwedischen Regierung Anweisung erhalten, bom finnischen Mi- lichen Arbeit ist nun überwunden, sie sehen sich als Gleich nister des Aeußern eine sofortige Antwort darauf zu berechtigte mit den besten Fachleuten und den beden­verlangen, ob der Schritt der schwedischen Regierung finnischerseits tendsten Wirtschaftsführern an den Verhandlungs­Maßnahmen in entgegenkommender Richtung zur Folge haben tisch , um von den Sachverständigen und Fachgelehrten Auf­wird. Dadurch gibt man der Note fast die Form eines UIti- flärung zu erhalten. Nur, wo völlige Berbohrtheit besteht, matums, dessen Ernst noch durch die in die Presse lancierte fann die überaus große Bedeutung diefde Fortschrittes für Anfündigung unterstrichen wird. Ob diese brüste Tonart im die Schulung und Heranbildung von vertretungsfähigen Interesse einer ruhigen Entwicklung der Aalandfrage ist, muß be- Arbeiterführern geleugnet werden. zweifelt werden.

arbeiten in der Umgegend fort.

den 28. Juli festgesetzt.

Deutschland und die Finanzkonferenz. Paris , 29. Juni. Der Bölferbundrat hat den Busammentritt ber Internationalen Finanskonferenz in Brüssel auf In dem Schreiben an den Ministerpräsidenten fagt Bourgeois, daß die Einladung Deutschlands zur Konferenz nötig fei, die Form der Einladung aber erst nach der Konferenz von Spa feft. gefeßt werden fönnte. Der Nat des Völkerbundes sei davon über­zeugt, daß die Verhandlungen zum Zwede der wirtschaftlichen und finanziellen Wiederherstellung in der Welt nur zu einem Ziel führen fönnten, wenn die Verpflichtungen Deutschlands und seiner Verbündeten und die finanzielle Lage der Mittelmächte tlar bestimmt werde. Anderenfalls würde sowohl den Län. dern, denen Entschädigungen zu leisten seien, als auch Deutschland und den übrigen Ländern jede sichere Grundlage für ihre Kredit operationen fehlen. Bei einer Prüfung der finanziellen Weltlage müsse Deutschland unbedingt vertreten sein.

Die Ausweisungsfolter.

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Die Macht position müßt der Arbeiterschaft nichts, wenn sie nicht über die Kräfte sicher verfügt, die in dieser Machtposition die Wirtschaft besser zu leiten vermögen, als Völkerkämpfe auf klassischem Boden. sie bisher privatkapitalistisch geleitet worden ist. Die Be­Wir berichteten fürzlich von der Ungeheuerlichkeit, daß Jahrzehntelang hat die Sozialdemokratie im alten Defter deutung des Reichswirtschaftsrates für die Arbeiterschaft man eine deutsche Frau, die durch Heirat mit einem reich, allen voran und zuletzt allein wird sich erst ergeben aus dem Können der Ar­unsere deutschen Ge­Oesterreicher jegt Tschecho- Slowatin" geworden ist, aus noffen, für die Selbstverwaltung der Rationen ge- beitervertreter, denen die Aufgabe zufällt, die sozia­dem preußischen Staatsgebiet und dem Deutschen Reiche fämpft, um den verwüstenden Wöltertampf einzudämmen. Gaist ische Wirtschaftsauffaffung in einem Kreise von Fach­auszuweisen beabsichtigt, weil sie als fommunisti- war bergebens. Sicherlich hat die Striegstreiber- am Habs- fundigen zu vertreten und zu verteidigen. Das ist eine sche Agitatorin tätig war. Wie uns der Anwalt dieser burger Sof, im t. u. t. Ministerium des Aeußeren und im Gene- andere Plattform als die Versammlungen, wo die Schlag­deutschen Kommunistin mitteilt, ist auf seine verschiedenen ralftab auch der Gebante geleitet, durch das verbrecherische Safard- wörter und Phrasen wie Hagel über die Versammlungsteil. Eingaben an das Reichsministerium des Innern und an den spiel das Toben des Nationalitätenkampfes nach außen abzu- nehmer geschüttet werden können. Theorie und praktische Erfahrungen, Genialität und Reichspräsidenten noch immer teine Entscheidung erfolgt. Wir lenten. halten es für unmöglich, daß die alte Praris des Vor- Die Sieger im Weltkrieg haben den Bölkerstaat zerriffen, natürliches Empfinden für das Mögliche müssen auf dem friegpreußens in der Deutschen Republit ihre Fortsetzung finden aber nicht nach den Linien der nationalen Siedlungsgebiete. Selbst Gebiet der Wirtschaft aufs engste zufammenwirken. Des solle. wenn sie ihn fanatischen Haß gegen die Deutschösterreicher, die halb ist es so furchtbar schwer, erfolgreich zu wirtschaften. Leider erhalten wir jetzt Nachrichten aus dem Ruhrrebier, doch wahrlich niemals Preußen und noch weniger jemals triegs- Wir sehen im neuen Reichswirtschaftsrat jene vorzügliche die die ersten Mitteilungen noch unterstreichen und übertreffen. luftig gewesen sind, soviel hätten bezähmen können selbst die Schule der Arbeiterschaft, die beffer als irgendeine an­Danach sind eine ganze Reihe von Arbeitern, insbesondere nationale Abgrenzung hätte die restlose Auslieferung der natio. dere Inftitution geeignet sein wird, sozialistische Bergarbeitern, meistens Angehörige der Desterreichischen oder nalen Minderheiten nicht verhindern können. Die Folgen bleiben Wirtschaftsführer heranzubilden. Nur Schwac der Tschecho- slowakischen Republit, von der Ausweisung be- nicht aus. In der deutschen Sprachinsel Iglau , die man jetzt jinnige fönnen glauben, daß ein Arbeitervertreter dümmer droht, weil sie während der Kapp- Tage im Einverständnis mit durch Hinbeorderung einer Heinen tschechischen Garnison von Be- wird, wenn er Gelegenheit findet, mit hervorragenden Lei­der sozialdemokratischen Parteileitung ihres Wohnortes die gionären ehemaligen Nämpfern gegen die Bentralmächte tern großer Unternehmungen sich aussprechen oder ihre Aus­Waffen zur Verteidigung der Republik ergriffen haben. Unter gemeindewahlmäßig au tschechisieren sucht, ist es zwischen führungen persönlich auf sich einwirten laffen zu können. Nichts den Auszuweisenden befinden sich Bergarbeiter, die Deutschnationalen, die von der Sonnwendfeier Heimkehrten, und trägt besser zur Bertiefung des eigenen Wissens und zur zwanzig Jahre und darüber in Deutschland tschechischen Soldaten zu schweren, blutigen Stämpfen Festlegung des eigenen Standpunktes bei, als die fachliche arbeiten, sogar aubst umme sind von der Ausweisung gekommen. Bahlreiche Opfer, auch auf der militärischen Seite, Aussprache mit Fachleuten, die auf gegnerischem Bo­find zu beklagen. Die Deutschen behaupten einen planmäßig den stehen. Im politischen Leben und Kampf außerhalb der borbereiteten Ueberfall und führen dafür auch ziemlich einleuch. Barlamente fehlt ja diese Auseinandersetzung der Fachleute, da reden die Wortführer der Parteien aneinander vorbei.

bedroht.

Die Proteste, die von unseren Parteigenossen an das Reichsministerium des Innern gerichtet wurden, werden an den Regierungspräsidenten in Münster weitergegeben, dieser läßt sich aber nicht beeinflußen und erteilt die Ausweisungs befehle, die dann von den Ortspolizeibehörden ausgeführt werden müssen. Unsere Parteigenossen haben sich jetzt an das Preußische Ministerium des Innern gewandt. Hoffentlich ge­lingt es dem Genossen Severing, der ja als früherer Regierungskommissar die Verhältnisse im Ruhrrebier gut tennt, die Ausweisungsschmach zu verhindern.

tende Beweise vor.

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In Südost- Ungaru berhindert die rumänische Grenz­sperre die Bergbewohner, wie sonst zur Ernte in die Ebene hinab­austeigen und sich zu versorgen. Der uralte Haß zwischen Ru­mänen und Ungarn , die heute die Rollen von Herrschern und Be­herrschten gevechselt haben, führte auch hier zu wahren Schlach ten, in denen die Rumänen gar Artillerie gegen Dörfer feuern liegen und alles zusammenschossen.

So belebt neuer Saß alte feindschaft- hier und dort im ehe maligen Donaureiche

Man tann nicht in einer Zeit, da die Desterreicher aller Aus weiteren Berichten ter deutschböhmischen Parteipresse Parteirichtungen den Anschluß an das Deutsche Reich ersehnen, ergibt fich, daß die tschechischen Legionäre in der Dunkelheit mög durch solche Ausweisungsmaßnahmen die Sympathien zer- Ticherweise aufeinander geschossen haben. Am Tage nach diesen stören und wieder die Antipathien ins Leben rufen, die uns Vorfällen gingen sie daran, alle deutschen Aufschriften, Straßen­durch den ganzen Weltkrieg begleitet haben. Selbst wenn der und Firmentafeln uim, gewaltsam zu zerstören. Bahlreiche Ber­eine oder der andere eine im bürgerlichen Sinne strafrecht- Haftungen von Deutschen wurden vorgenommen. In der Nord­liche Handlung begangen haben sollte, so genügen die deutschen westböhmischen Bergwerfsstadt Dug wurden die Teilnehmer an der Strafgesege, um sie zu fühnen. Die Ausweisung aus Arbeit deutschnationalen Sonnwendfeier auf dem Festplate von Tschechen und Familienbeziehungen ist aber eine Folter, die aus poli- mit 8aunlatten und anderen Werkzeugen überfallen und viele von tischen Gründen anzuwenden die Republit verschmähen sollte. ihnen, auch Kinder, erheblich verlegt.

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Bringen wir also dem neuen Wirtschaftsrat das Ver­trauen entgegen, daß sich in seinem Kreise die schwierigen und oft völlig undurchsichtigen wirtschaftlichen Brobleme jo­weit werden klären lassen, daß fie als Bilder mit festen Ston­turen vor das große Barlament gebracht werden können, das die besten Mittel zu suchen hat, um sa chlich geflärte Fra­gen zu erledigen. Für den Sozialismus und seine Fortentwidlung bedeutet der Reichswirtschaftsrat feine Ge­fahr, sondern im Gegenteil eine erhebliche Förderung; er wird dazu beitragen, daß in weiteste reise die Er­fenntnis von der Notwendigkeit einer organisierten Wirtschaft dringt. Was viele den Sosialisten nicht glau­ben, das glauben sie vielleicht doch, wenn es von dem Reichs­wirtschaftsrat ausgesprochen wird. Denn es kommt ja so oft im Leben darauf an, wer etwas ausspricht, damit es An­erkennung finder.

Der Reichswirtschaftsrat in feiner vorläufigen, vielfach anfechtbaren Gestaltung ist natürlich auch nur eine Etappe, aber eine Etappe auf dem Weg nach vorwärts!