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Tr.334 37.Jahrgang Ausgabe A nr. 30

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frei ins Haus, voraus zahlbar. Boft. bezug: Monatlich 10,- M egPL Su stellungsgebühr. Unter Kreuzband für Deutschland   und Defterreich 16,50 ML, für das übrige Ausland bei täglich einmal. Zustellung 21.50 M. Boftbe­ftellungen nehmen an Desterreich, Ungarn  , Tschecho- Glowatei, Däne mart, Solland, Curemburg, Schweden  und die Schwetz. Eingetragen in

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Die Boft- Zeitungs- Breislifte Der Borwärts" mit der Sonntags beilage Bolt u. 8eit" erscheint mochen. täglich zweimal Sonntags und Mon­tags einmal

Telegramm- Abrene:

Sozialdemokrat Berlin  ".

Sonntags- Ausgabe

Vorwärts

Berliner Volksblatt

30 Pfennig

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Die achtgespaltene Konpareillezetle tofte13, M., Teuerungszuschlag 50% Aleine Anzeigen", das tett gedruckte Wort 1,-.( zuläffig amer fettgedruckte Worte), jedes weitere. Wort 60 Bfg. Stellengesuche und Schlafstellenanzeigen das erste Wort 65 Bfg. jebes weitere Wort 40 Bfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Teuerungszuschlag 50% Familien- Anzeigen für Abonnenten geile 2, M., politische und ge­wertschaftliche Vereins Anzeigen 3,- Mt. die geile ohne Aufschlag Anzeigen für die nächste Nummer müffen bis 8 Uhr nachmittags im Sauptgeschäft, Berlin   SW 68, Linden. Straße 3, abgegeben werden. Geöffnet von 9 Uhr frith bis 5 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

Fernsprecher: Amt Moritplas, Nt. 15190-13197.

Sonntag, den 4. Juli 1920

Was wir leisten können.

Deutsche   Denkschriften für Spa.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenste. 3. Ferusprecher: Amt Morinplas, Nr. 117 353-54.

Um Europas   Schicksal.

Berlin  , 3. Juli. Die deutsche   Delegation für Spa ist heute abend mit Sonderzug um 3410 1hr vom Potsdamer Bahnhof abgereift.

Als in den legten Apriltagen aus San Remo die Kunde fam, daß der Oberste Rat der Alliierten die deutsche Reichs nach

Das eingehende Gutachten der deutschen wirtschaft- 1 Eine weitere Notwendigkeit für Deutschland   ist die Einfuhr Die nächsten Tage sollen zeigen, ob der Gesundungs­Lichen Sachverständigen über Deutschlands   wirtschaft derjenigen Warenmengen, die für unmittelbare Wiederherstellung prozeß Europas   Fortschritte machen kann oder ob die leidenden liche Leistungsfähigkeit, das am 30. Juni dem Obersten der menschlichen Arbeitskraft und der Landwirtschaft nötig sind. Völker in beschleunigtem Tempo dem verderbenbringenden at neben vet amtlichen Denkschriften über die Zahlungsfähigkeit Der unbedingte Einfuhrbedarf für die Zeit vom 1. Juli 1920 bis Chaos entgegengleiten sollen. Deutschlands   und über bie Steuerbelastung in Deutschland   bon ber um 30. Juni 1921 beträgt nach Berechnung der Sachverständigen über 4 Millionen Tonnen Nahrungsmittel deutschen   Regierung als Material für die Verhandlungen in Spa überreicht worden ist, enthält in seinem ersten Teil eine ausführ- und mindestens 300 000 Tonnen Rohphosphat. Dafür benötigt regierung zu mündlichen Besprechungen liche Darstellung der wirtschaftlichen Lage Deutsch   Deutschland   ausländische Kredite in Form einer Not­lands. Es werden zunächst die vernichtenden wirtschaftlichen Wir. anleihe. Die näheren Bedingungen dieser Kredithilfe würden im Spa einzuladen beschloffen hatte, begrüßten wir dieje nadi. übrigen nur in mündlichen Verhandlungen festgelegt werden richt mit Genugtuung, wenn auch ohne Ueberschwänglichkeit. tungen der Waffenstillstandezeit geschildert, weiter die Minderung Können, deren baldige Einleitung den Sachverständigen äußerst Wenn auch zu verfrühten Hoffnungen fein Anlaß vorlag, so der deutschen   Produktivträfte dutch den Vertrag zu Versailles   und bringlich erscheint, wie überhaupt nach Auffassung der Sachver- schien doch die Tatsache allein, daß es endlich zu einer ihre verhängnisvollen Folgen in allen ihren Einzelheiten. ständigen die alsbaldige Aufnahme von wirtschaftlichen Verhand- persönlichen Aussprache kommen sollte, eine Etappe auf dem Das Gutachten geht dann turz auf den Zustand der deutschen   Lungen dazu beitragen würde, jene Atmosphäre von ruhiger Sach- Wege zur Wiederherstellung eines wirklichen Friedenszustan­Finanzen und auf die durch die neuen Steuern verursachte Be- lichkeit und verantwortungsbewußter Gemeinschaftsarbeit herzus des in Europa   zu bedeuten. stellen, ohne die der Vertrag von Versailles   niemals die ihm Taftung der deutschen   Volkswirtschaft ein. fehlende Straft, ein wirklicher Friede zu sein, erhalten würde. Schließlich beschäftigt sich die Denkschrift mit den Voraus­fehungen für die

Der zweite Teil des Gutachtens beschäftigt sich mit den Voraus. jebungen zur

Feststellung des Wiebergutmachungsbetrages,

Abgabe eines neuen deutschen   Angebots.

Alsbald freilich machten sich im Lager der Entente Sa­botageversuche bemerkbar. Da waren vor allem die franzöſi­ schen   Gewaltpolitiker in Bürgerrod und Uniform im Verein mit den Leuten um Northcliffe rührig am Werke, um einer und kommt zu dem Ergebnis, daß ein solches Angebot nur mög- feits die Konferenz immer wieder zu verschieben und anderer­lich ist, wenn bei der Ausführung des Vertrages zu Bersailles von feits ihren Charakter und ihr Programm abzuändern. Was folgenden Voraussetzungen ausgegangen wird, die allerdings eine in San Remo Nitti vorschwebte und wozu er offenbar abschließende Aufzählung nicht darstellen: schließlich auch Lloyd George   befehrt zu haben schien, das Deutschland   wird im Wege der Gegenseitigkeit Meistbegünsti- mar eine freimütige Aussprache zwischen gleichbered. halung dieses Angebots fönne jedoch heute nicht mehr er gung mirtidaftliche Gleichberechtigung und Rechts- tigten Verhandlungsparteien über die Aus. führungsmöglichkeiten und Modalitäten des Friedensvertrages. Der Wirtschaftsfrieben mird durch ausdrücklich zuzu Und wenn dies auch mit Rücksicht auf die französische   Empfind­famfeit nicht ausdrücklich ausgesprochen wurde, so war doch der fagende Nichtanwendung der Represalientlaufel gesichert. Deutschlands 28 trtfdaftshoheit im Inland bleibt un ursprüngliche Zwed von Spa eine Klarstellung derjenigen angetaftet. Bedingungen des Versailler   Dokumentes, die sich als unau 3- Deutschlands Einheit als Bollgebiet wird durchführbar ertiefen hatten- also letten Endes doch der keinerlei Eingriffe gefährdet. Anfang einer Revision.

und behandelt zunächst das Angebot der   deutschen Friedensdele­gation in   Versailles vom 29. Mai 1919, wobei   Deutschland fich zu Zahlungen bis zur Höchstsumme von 100 Milliarden Gold berpflichten wollte. Die Sachverständigen halten an sich den Grundgedanken des Angebots und die Erwägungen, von denen es ausging, im Bringib auch heute noch für richtig. Gine Wieder­folgen, weil einmal von den damals als intergrierender Teil des  deutschen Angebots aufgezählten Vorausseßungen( bor allem Be laffung Oft, und   Westpreußens, Oberichlesiens und des Saargebiets, Selbstbeitingingsrecht für Deutschösterreich, Belaffung der Stalonien als Mandatar des Bofferbundes, Verzicht auf Auslieferung der Sandelsflotte, feine Offupation bentschen Gebiets) auch nicht eine einzige erfüllt worden fei, sodann aber auch die ge­famte äußere und innere Wirtschaftslage   Deutschlands sich unter erheblicher Mitschuld der alliierten und assoziierten Mächte wesent­lich verschlechtert habe.

Bei der Erörterung der

Möglichkeit deutscher Leistungen

sicherheit im Ausland gewährt.

Freier Berfehr mit   Ostpreußen wird gewährleistet. Die Lasten aus der Offupation werden durch Begrenzung ge­mildert. Die Reftitutionen der aus den befeßten Gebieten weggeführten eingegliedert werden.

bezeichnen es die Sachverständigen als ihren Wunsch, ihre Enörte. Gegenstände müssen in das System der Wiedergutmachungsschuld Stimmung war zurzeit von San Remo und in den ersten

Die finanzielle Auseinandersetzung mit den ehemaligen Bundes­genoffen wird unter Mitwirkung der Entente ermöglicht.  Deutschland wird der zu seiner Ggistenz notwendige Schiffsraum zur Verfügung gestellt.

rung der Wiedergutmachungsfrage einem festen Vorschlag soweit anzunähern, als es überhaupt in einer wirtschaftlichen Gesamtlage möglich ift, bei der nicht mir die bekannten Fattoren schon besorg niseragend genug find, fondern zugleich weitere wesentliche Fattoren sich überhaupt der Erfassung durch Rechnung oder Schäßung ent­gieben. Sie kommen dabei zu der Auffassung, daß die Bemühungen Der Gegenwert der bereits liquidierten und das Eigentum an aller Beteiligten auf die Rösung der einzigen wirklich großen den noch nicht, liquidierten Rechten und Interessen im Auslande Fragen fonzentriert werden sollten, die der Kohlenlieferungen und bleibt den Berechtigten zu unmittelbarer Verfügung erhalten. Ser Beteiligung   Deutschlands am Wiederaufbau Die Erhaltung Oberschleftens Frankreichs im eigentlichen Sinne.

warten die Abstimmung gegen   Deutschland ausfallen, so würde die Abgabe eines   deutschen Wiedergutmachungsangebots hinfällig wer den müssen, da die Unfähigkeit   Deutschlands zu nennenswerten Beistungen ohne Gegenleistung ohnehin für alle Welt erkennbar fein würde.

Bei der Kohlenlieferung bleibt nach Ansicht der Sach- bildet die unerläßliche Vorausseßung jeder Wiedergut­herständigen fein anderer Ausweg, als den gegnerischen Staaten, machungsverpflichtung für   Deutschland. Sollte wider alles Er­insbesondere also   Frankreich, zwar eine Option auf bestimmte Sohlenmengen zu gewähren, jedoch unter der Voraussetzung, daß die Lieferung auf Basis der im freien Wettbewerb fich bildenden  deutschen bzw. englischen Ausfuhrpreise tatsächlich bezahlt werden.   Deutschland würde sich dann verpflichten müssen, die Ein­fünfte aus diesem Boften in erster Linie für die Erfüllung der in Geld auszudrüdenden Wiedergutmachungsleistung sicherzustellen.

Weiter ist es erforderlich, daß   Deutschland, da es nicht genügend

erbortieren fann, einen

Teil seiner lebendigen Kräfte ins Ausland

Die   französische Presse und noch mehr die   französische Re­gierung waren sich von vornherein darüber so sehr im flaren, daß sie alles taten, um die Verwirklichung der Pläne Nittis gu durchkreuzen. Zunächst schien das sehr schwierig, denn die Maitagen angesichts der prachtvollen Erhebung der   deutschen Arbeiterklasse und eines guten Teiles des   deutschen Bürger­tums gegen die Mappisten   Deutschland gegenüber verhältnis­mäßig günstig. Selbst jene nicht sehr zeitgemäß überreichte und unglücklich redigierte deutsche Note betreffend die Bei­behaltung von 200 000 Mann wurde gar nicht so unfreundlich aufgenommen, wie das unter anderen Umständen geschehen wäre. Ein Havas Communiqué sagte danach hierzu:

Die deutsche Note, welche die Forderung von einer Armee von 200 000 Mann stellt, hat in Konferenzfreifen lebhaften Ein drud hervorgerufen. Es scheint, daß sie ohne Ueberraschung und sogar mit gewissem Wohlwollen auf italienischer und englischer Seite aufgenommen wurde. Auf französischer Seite be­hält man sich die Bildung einer Meinung bis zur Prüfung dieser Frage durch die Konferenz vor.

Damals fonnten die böswilligiten Scharfmacher unmöglich Das Gutachten schließt: Selbst nach Erfüllung dieser Voraus­fegungen bleibt   Deutschlands Lage ungeklärt und ge- behaupten, daß dieses deutsche Volf noch immer das blinde fährdet. Es besteht für noch nicht absehbare Zeit feine andere und gehoriame Werkzeug einer Militäramarilla jei. Das Möglichkeit, als den Notwendigkeiten des Staatshaushaltes, soweit Bolf selbst hatte jene Tat vollbracht, die auch die Ungläubigen äußerste Einschränkung und stärkste Steueranspannung nicht aus- befehren mußte, es hatte den Beweis für die Echtheit seiner jendet, um durch werbenbe Arbeit einen, weiteren Betrag aus ausreichen, durch hemmungslose Ausgabe neuen Papiergeldes zu ge- Wandlung geliefert, es batte die Atmosphäre für die Ne­ländischen Zahlungsmitteln zur Abgeltung feiner Wiedergut- nügen. Dieses Verfahren läßt sich wegen der sozialen Wirkungen vision" geschaffen. Und jest? In welchem Ton sprechen machungsschuld zu erhalten. Die Sachverständigen halten es, jo ber ständigen Preisveränderungen nur noch furze Beit fortsetzen. iegt die offiziöfen Savas- Telegramine gerade über diese lange andere Betätgungsmöglichkeiten größerer Bevölkerungsmassen was dann kommen wird, ist ungewiß. felbe Frage? Verflogen ist das gewisse, Wohlwollen aus im Ausland den   Deutschen durch Kolonien nicht gewährt werden, Ohne raschen Beginn wahrhaft solidarischen Zusammen den Tagen von San Remo und nicht mehr allein die Serab für unerläßlich, daß die Verhandlungen über eine Arbeitsbe. teiligung beim Bieberaufbau   Frankreichs mit allem arbeitens der Völker find die in der geftörten Weltordnung liegen- feßung der Reichswehr auf 100 000 Mann, sondern auch die Rachorud fortgefeht und einem greifbaren Ergebnis zugeführt den Ursachen der Wirtschafts- und Währungsnot nicht zu be- Auflösung der Sicherheitspolizei wird nun feitigen.- gefordert und die finsterften Drohungen werden laut für den Fall, daß sich   Deutschland dem nicht glatt unterwerfe

werden.  

Lemberg gefallen?  

asien oder Bolen zu senden.

An diesem Vergleich kann das deutsche Bolf ermessen, welchen Schaden es sich am 6. Juni selbst zugefügt hat. Ber fiir Parteien stimmte, die fich einer Täglichen Rundschau" als ihres Sprachrohres bedienen, hätte sich sagen müssen, daß er damit selbst dazu beitrug, die Atmosphäre für die Revision. ungünstig zu beeinflussen. Die politische Gruppierung, die Ausamehesten

Aus   Brüssel wird Daily Mail", deffen Zuverlässigkeit au rufen: alle Jahrgänge von 1895 bis einschließlich 1902, am ehesten eine Henderung des Friedensvertrages von den nicht sehr groß ist, telegraphiert,   Lemberg sei in die Hände ferner alle Unteroffiziere der Jahrgänge 1889 bis 1894. Aus Siegern erhoffen durfte, war die alte toalition. Sie zu stär­der Roten Armee gefallen. der Nachricht geht nicht hervor, weshalb   Frankreich diese fen und besonders ihren linken Flügel, die Sozialdemo Daß diese Meldung nicht ganz unbegründet Mobilisation vornimmt. Es scheint jedoch die Abficht zu befratische Partei, als das in republikanischer und pazi­zu sein scheint, bestätigt das folgende Telegramm der antlichen stehen, größere   französische Truppenmassen nach ein fiftischer Hinsicht zuverlässigste Element in ihr so fräftig wie Agenturen Havas und Reuter aus   Brüssel:  London, 3. Juli. Nach einer Times"-Melbung aus möglich zu gestalten, das war das Ziel, das allen Mariehenden Brüffel verkünden die Bolsche wisten neue große Erwährend des Wahlkampfes hätte vorschweben müſſen. Die große Dumbeit des 6. Juni fann nun nicht mehr folge in   Polen. Die rote Armee stehe 5& ilometer rechtzeitig und nicht mehr ganz gutgemacht werden. Die not­wendig gewordene Anwesenheit von Vertretern der Deutschen Bolkspartei in der Reichsregierung bleibt jedenfalls für die deutsche Delegation in   Sha eine Belofhmg, die den Gang der Berhandlungen ungünstig beeinflussen fönnte, zumal auf der Gegenseite Kräfte am Werte find, Ate weniger nach Gründen als nach Bormanden suchen, um ein für   Deutschland er­

Es bestätigt sich, daß die Konferenz alarmierende Nachrichten über die Fortschritte der Bolschewisten gegen Bolen erhalten hat.   Foch und Wilson haben den Auftrag, die militärische Lage zu untersuchen.

Rowns.

Valona nicht gefallen.

or

Möglicherweise hängt mit diesem Auftrag schon die teil­meise Mobilisation der franzöfifchen Armee zufammen. Das franzöfifche Journal officiell" veröffentlicht nämlich die Er- Barts, 5. Juli  .( TU) Ein Marconitelegramm aus Balona, mächtigung des Ministerrates an den Kriegsminister, folgende das gestern in später Abendsfunde eingelaufen ist, dementiert Eruppen ber   französischen Armee unter die Waffen bie   Belgrader Melbung von der Einnahme Balonas.