Nr. 355 37.Jahrgang Ausgabe Nr. 40
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Freitag, den 16. Juli 1920
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Die Antwort der Entente.
Kohlenvertrag vor der Unterzeichnung ones, be besten gerne
Ju Berlin war mittags eiu Uhr eine bestimmte NachSimons über die Vertragserfüllung. richt über die Entscheidung der deutschen Delegation noch nicht eingetroffen. Es sprechen jedoch verschiedene Umstände für Spa, 16. Juli. ( T. 11.) Das Begleitschreiben des mi. die Annahme, daß die Unterzeichnung unter gleich. sisters Dr. Simons, mit welchem die deutschen Vorschläge über zeitiger Rechtsverwahrung gegen die Ginjandi munden, weist besonders darauf hin, daß nach den Bejtim warschdrohung erfolgen dürfte. mungen des Friedensvertrages die Leistungen Deutschlands auf einem bestimmten Gebiet, nicht so hoch geschraubt werden dürfen, daß dadurch die Vertragserfüllung auf anderen Ge= V.S. Spa, 16. Juli. ( Eigener Drahtbericht des Vor- bieten unmöglich gemacht wird. Die Zukunft wird lehren. pärts".) Mit der Antwort der Entente auf unsere Gegen- ob diese Bestimmung des Vertrages praktische Bedeutung erlangen borschläge, die um 10 Uhr abends überreicht wurde, hat sich wird. die Situation wesentlich verschlechtert, ob- Gelingt es, die Besehung des Ruhrgebietes zu vermeiden, so wohl diese Antwort auf den ersten Blid nicht ungünstig er ist damit zunächst einmal die dringende und größte Gefahr für ſcheint. Eine nähere Prüfung durch die Kohlenfinanzjach- Deutschland abgewehrt, eine Gefahr, die man erst dann voll einverständigen, die in einer Sigung unter dem Vorsitz des Mi- schößen tann, wenn man in Betracht zieht, daß die Absichten der nisters Simons bis Mitternacht andauerte, ergab, daß die fierten, offenbar darauf ausgingen, sich nicht mit dem Rubr. allerschwersten Bedenken vorhanden sind, vor allen Dingen, gebiet zu begnügen, sondern auch andere Industrieweil wieder die Einmarschdrohung ergeht. Falls wir bis gegenben Deutschlands in Mitleidenschaft zu ziehen. Dies zum 1. November nicht 6 Millionen Zonnen geliefert haben, zu vermeiden, und sei es auch durch die größten Opfer, mußte für tritt der Ententeeinmarsch ein. Das fönnte nach Auffassung die verantwortlichen Führer Deutschlands die erste Aufgabe sein. der Juristen der Delegation und der Unterhändler ohne Ge- hre zweife Gorge wird darin zu bestehen haben, daß nunmehr in nehmigung des Reichstags nicht erfolgen, da es eine nächster Zeit Unruhen und Streits im Ruhrgebiet vermieden werVerlegung des Friedensvertrages bedeutet. den. Dafür ist es vor allem notwendig, daß die Kommission, die Nun foll Deutschland entgegen dem Friedensvertrag zur Verbesserung der Lebenshaltung der Arbeiter unterschreiben, daß es dem Einmarsch zustimmt und trok in Essen zusammentreten soll, entsprechend der deutschen Forderung physischer Unmöglichkeit die Kohlenleistung erfüllen wolle. möglichst hald ins Leben gerufen wird. Das sind dieselben Bedenten, toie bei der Unterschrift des Entwaffnungsprotokolls, nur in verschärfter Form. Aber es besteht die Aussicht, ähnlich wie beim letzten Mal, daß ein formeller Ausgleich gefunden werde, der es der DeIegation gestatten würde, zu unterzeichnen, ohne einen Ber- Entente angedrohte Lösung einer rein wirtschaftlichen Frage, wie fassungsbruch zu begehen.
In der oberschlesischen Frage find die Busagen pflaumenweicher Art. Welche Befugnisse die gemischte Kom mission in Oberschlesien und besonders ihr deutsches Meitglied besitzen wird, läßt sich aus dem Tert der Antwort nicht erfeben, und uns fommt es vor allem darauf an, ftatt wie bisher 1,2 Millionen oberschlesischer Kohle 15 millionen Tonnen zu erhalten. Die 26 stimmungsfrage wird in der Antwort gar nicht erwähnt, allerdings war in unseren Gegenvorschläge davon nicht direkt die Rede.
Die gemischte Untersuchungsfommission in Essen zur Prüfung der Wüniche der Bergarbeiter wird zugestanden und erhält sogar außerordentlich weitgehende Befugnisse. Deutscherseits werden in ihr Vertrauensmänner der Arbeiterschaft siben, jedenfalls Hue.
Die falsche Rechnung.
Saag, 15. Juli. Nieuwe Courant berwirft die bon der des Kohlenproblems, mit militärischen Mitteln. Die Besetzung des Ruhrreviers würde nichts nusen. Die Deutschen ständen auf dem Standpunkt, daß sie sich nicht wieder wie in. Ver jailles dem Galgen verschreiben wollen.
Das Angebot der deutschen Vertretung in Spa, das unter dem Drud der Einmarschdrohung der Alliierten die geforderte Reiftung von 2 Millionen Tonnen Kohlen monatlich für die nächsten sechs Monate zugestand, fennzeichnete zugleidy die Voraussetzungen, unter denen diese Leistung, ohne den völligen Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft herbeizuführen, vielleicht zustande gebracht werden könnte. In der Antwort der Entente wird jedoch die Erfüllung dieser For. derungen nur zum Teile zugestanden.
Abgewiesen ist zunächst das deutsche Verlangen, die gelieferten Stohlen sollten nach den Weltmarktpreis berednet werden. Die Entente benuft sich in dieser Beziehung auf die halsabschneidende Bestimmung des Versailler Dokuments, wonach Deutschland seine gesamten Leistungen nur nach dem deutschen Inlandspreis angerechnet werden. Bu diesem Inlandspreis soll ein bar auszuzahlender Zuschlag von fünf Mark in Gold( 50 Papiermark) kommen, wenn Kohle von bestimmter Slasse und Qualität bestellt und geliefert wird. Diese fünfzig Mart pro Tonne also bei Lieferung von 2 Millionen Tonnen 100 Millionen Mark monatlich sind zum Enverb von Nahrungsmitteln für die deutschen Bergarbeiter zu berpenden.( Die Berechnung von 5 M. Gold gleich 50 M. Papier entspricht ungefähr dem heutigen Stand, das Verhältnis schwankt aber natürlich) mit der deutschen Valuta.)
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Ein weiterer Aufschlag wird nur vorschußweise gewährt, ist also von Deutschland wieder zurückzuzahlen. joll pro Tonne soviel betragen, wie der Unterschied zwischen dem deutschen Inlandpreis und demjenigen Preis beträgt, der für deutsche bzw. englische Ausfuhrfohle ab deutschen bzw. englischen Säfen gezahlt wird und spar gilt in jedem Fall die geringere diefer beiden Differenzen. Fob heißt free on bord( frei an Bord), es handelt sich also um den Preis ausschließlich der Seetransporttosten. Diesen Preis bekommt aber Deutschland weder angerechnet noch bezahlt, angerechnet wird ihm nur der amtliche Inlandpreis auf das Wiedergutmachungskonto, bezahlt werden ihm fünfzig Papiermark pro Tonne, vorgeschossen wird ihm der überschießende Betrag bis zur Höhe des Ausfuhrpreises, der im Hafen für die weiter zu transportierende Ware bezahlt
Stocholm, 15. Juli. Der Pariser Spezialforrespondent von Svenst Sandelstidning" vergleicht Frankreichs und Deutschlands wirtschaftliche Verhältnisse. Das Preisniveau in Kronen umgerechnet, liege in Paris bei 230, in Berlin bei 400 Prozent. Die wird. französische Industrie sei im wirklichen Auf- Das fieht ganz anders aus als der deutsche Vorschlag. blühen und größtenteils auch beschäftigt; in dem Der Strick, der um den Hals der deutschen Wirtschaft gelegt zerstörten Gebiet nehme ein Unternehmen nach dem andern seine ist, wird wieder um ein ganzes Stück weiter angezogen. Arbeit auf, obwohl mit Rücksicht auf den Einbrud in Spa behauptet wird, daß der Beschäftigungsgrad infolge Ausbleibens der deutschen Kohle geringer geworden sei, als in Deutschland . In Frankreich gebe es teine Not wie in Deutschland .
Die Kontrollmaßnahmen, die im Protokoll vom 11. Juli vorgesehen sind, treten sofort in Kraft. Das heißt, wir bekommen die internationale Roblenfommission nach Berlin , ohne deren Erlaubnis kein Wagen Kohle berSehr bedenklich ist dagegen die Antwort auf Punkt 2, fahren werden darf. Die deutsche Kohlenwirtschaft wird stati nach welchem die Differenz zwischen Inlands- und Auslandsjozialisiertententisiert. Und wer die Kohle in der preis uns in bar bezahlt werden sollte zum Austausch von Saag, 16. Juli. ( Hollandsch Nieumsbureau.) Die englische Sand hat, der hat die ganze Wirtschaft in der Hand. Schon Lebensmitteln für die Bevölkerung und Förderung der Pro Bresse fährt fort, die Verson Etinnes' zu dem zwed, Mißtrauen feit Bersailles waren wir wirtschaftlich nicht mehr Herren in duktion. Die Alliierben wollten uns diese Summe, abgefehen von 5 Goldmark pro Tonne, mur boricusweise gegen Deutschland wachzuhalten, zu gebrauchen. Stinnes babe eigenen Saufe. Daß wir es nicht mehr sind, das wird uns allein ben beutschen Widerstand in Spa verfchuI- durch die verfügten Kontrollmaßregeln der Entente auf beiwilligen, als Teil der internationalen Anleihe, die uns bet. Berner weiz die englische Bresse zu berichten, daß Stinnes , schmerzlichste zum Bewußtsein gebracht. Wir befinden uns für die Anschaffung von Lebensmitteln gewährt werden soll. nachdent er schon zahlreiche beutsche Zeitungen erworben habe, nun in einem Zustand wirtschaftlicher Abhängigkeit, von dem sich Erwürgt und betrogen," fo faßte Hugo Stinnes die Situation zusammen. Aber auch folche Persönlichkeiten, auch noch Schweizer , italienische und französische die deutschen Arbeiter zum großen Teil nur eine ganz undie bisher im schärfsten Gegensatz zu ihm standen und für ein Tätter au faufen gebente, wobei er direkt von der deutschen zureichende Vorstellung machen, und geraten mit jedem Tage tiefer in ihn hinein. Die deutschen Rapitalisten werden Entgegenkommen um jeden Breis maren, erflärten jehr ent- Regierung unterstügt werde. schieden, die Antwort der Alliierten fei fehr ungünftigio fapital aber ist der wirkliche Serr und Geimmer mehr zu bloßen Zwischenmeistern, das Entente. und die Lage habe sich wesentlich verschlechtert.
Die Verteilung der Kohle.
wird man dies Stinnes au berbanken haben, dessen Einfluß auf " Daily Chronicle" sagt: Wenn die Konferenz in Epa scheitert, zu
bieter.
Noch schlimmer aber als alle wirtschaftlichen Bedingunger des neuen Kohlendiktats ist seine politische Schlußbestimmung: Falls am 15. November 1920 festgestellt werden sollte, daß die Gefamilieferung für August, September und Oktober 1920 die sechs Millionen Tonnen nicht erreicht het, würden die Aliierten zur Belegung eines neuen Teiles deutschen Gebietes, des Ruhrgebietes oder irgend eines anderen, schreiten.
die schwache deutsche Regierung zu stark geworden ist. Wenn jest neues Unglüd über die Deutschen komme, so fönne man den Deut schen sagen, bei wem sie sich dafür zu bedanken haben. Spa, 15. Juli. Der französische Minister der öffentlichen Westminster Gazette" schreibt über die Drohung Arbeiten 2e Troquet erklärte dem Sonderberichterstatter von mit der Besetzung des Ruhrgebietes: Die Leute, die auf diese Savas, daß er von dem zwischen den Alliierten abgeschlossenen Lösung abzielen, als ob sie wünschenswert und weise wäre, find Uebereinkommen bezüglich der Kohlen sehr befriedigt sei. Frant so furzfichtig wie möglich, denn dies ist eine Lösung, die auf jeden reich werde monatlich 1,6 Millionen Tounen deutsche Kohlen er- Fall vermieden werden muß, sowohl aus politischen wie aus wirt halten, Italien 250 000 Tonnen und Belgien den Rest. Das schaftlichen Gründen. Für Deutschland wäre sie die endgülKohlendefizit Frankreichs wird dadurch auf 6 Millionen tige Katastrophe, für die Alliierten nur eine Sackgasse. Wir Die Entente stellt sich damit, ebenso wie in ihrem EntTonnen pro Jahr vermindert. hoffen, fagt das Blatt, daß die Deutschen aufhören, mit der Lage waffnungsdiftat auf einen Standpunkt, den feine dentiche Rezu spielen, daß sie ferner aufhören mit der Heimtücke des Herrn Stinnes und offen mit den Alliierten reden, die gierung als gerechtfertigt annehmen kann. Es taas ihrerseits Zweifel und Beunruhigung beseitigen sollten, damit man lediglich eine Frage der Politit fein, ob man von zwei dro Baris, 15. Juli. Der Vertreter des Petit Parifien" in Epa endlich wirklich eine Lösung findet. Es ist hohe Zeit, bag bie ober- benden Uebeln das eine oder das andere als das kleinere melbet: In Anbetracht des verwidelten Problems und in Anschleitsche Frage gelöst wird. Die Bolfsabstimmung sollte dort wählt. Keine deutiche Regierung aber wird zugeben fönnen, betracht, daß die Besprechung des Protofolls in der Sohlenjrage fofort borgenommen werden, damit die Deutschen wissen, ob fie Daß die Alliierten berechtigt find, in unbejeztes deutsches Lange Diskussionen in Anspruch nehmen müsse, muß man darauf auf die oberschlesische Kohle redmen tönnen oder nicht. Bevor dics biet einzudringen, falls irgendwelche uns von ihnen auf gefaß: jein, daß der Auftrag, die Gesamtíu mme, die Jah nicht entschieden ist, find alle Schäßungen und Erwägungen der erlegte Leistungen nach ihren Auffassungen nicht hinreichend
Die Verrechnung.
tessumme und die Zahlungswetje festzuseßen, de: Wiedergutmachungsfommission übertragen wird, die im Begriffe steht, ihre Arbeiten zu beenden. Louis Dubois , der Borsigende der Wiedergutmachungskommission, hat es mir heute anvertraut, daß die Delegierten bereits über den Prozentjob und die verschiedenen kompensationen, die nötig jern werten, einig sind. Die Deutschen würden daher eingeladen werben, ihre Vorschläge vorzulegen und diese werden der Wiederwerben, ihre Vorschläge vorzulegen und diese werden der Wieder gutmachungskommission überwiesen. Unter diesen Umständen müßte die Konferenz in Spa am Sonnabend beendet sein.
erfüllt find.
Zukunft unmöglich. Einmarich und Einmarschbrobung find Deschanel will bleiben. 3mei franzöfifche Santmerbeputierte na dter Rechtsbruch. Der Frieden zu Versailles gibt haben, wie die Dena" meldet, den Präsidenten der französischen den Aliierten das Recht, die von ihnen befetzten Gebiete Republik besucht und erklären, daß die Zeitungsmeldungen von einem länger als fünf, zehn und fünfzehn Jahre beiegt zu halten, langen Sie tum des Präsidenten aus der Luft gefalls Deutschland seinen Berpflichtungen aus dem Freidens. griffen feien. Der Präsident werde bereits in tnapp einem Monat böllig wieder hergestellt icin. Die Deputierten erflären ferner, bas Deschanel fich it rifte geweigert habe, zurüdau daß treten. Der Kampf um Deschanel in der französischen Presse wird aber mit großer Hartnädigkeit weitergeführt.
vertrag nicht nadtommt, er gibt ihnen aber nicht das Recht, nach Belieben weitere deutsche Gebiete zu befeßen. Deutich. land fämpft hier um den letten test feiner staatlichen Existenz Denn ein Gemeinwesen, das