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357 37.Jahrgang Ausgabe B Nr. 41

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Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  

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Sonnabend, den 17. Juli 1920

Simons an Lloyd George  .

London  , 16. Juli.  ( Telunion.) Simons hat Lloyd George  fönlich einen Brief geschrieben, in dem er die Hoffnung aus icht, daß die Deutschen   unterstüßt werden würden, so daß fie die bingungen der Alliierten annehmen könnten. Als Simons am ttwoch Lloyd George   besuchte, fagte Testerer: Wenn ich atfer Staatsmann wäre, so würde ich bas Hito der Annahme auf mich nehmen." Simons eibt in seinem Briefe an Lloyd George  :" Ich habe, wie Sie I geraten haben, das Risiko übernommen, hoffe aber, daß Cie helfen werden; vor allem dadurch, daß Deutschland   ben leisunterschied zwischen Zechenpreis und Ausfuhrpreis be­ligt erhält, ferner durch eine loyale Regelung bezüglich der biffsraumgestellung und drittens dadurch, daß uns ige Bürgschaften gegen die duuernde Bedrohung mit Bem Einfall verschafft werden, wenn wir einmal mit jeren Lieferungen im Rückstand find. Das sind keine Bedingun­sondern Aeußerungen unserer Erwartungen." Kurz nachdem Deutschen   den Alliierten mitgeteilt hatten, daß sie bie Bor­äge der Alliierten annehmen, hat ein Berichterstatter ben tatssekretär Simons interviewt. Dieser führte aus: Ich habe t alles getan, was möglich ist, und ich hoffe aufrichtig, daß bas Lommen, nach dem ich strebe, zustande kommen wird. Aber, m die Marschälle Foch   und Wilson eine Invasion haben wollen, jollen fie diese nur haben. Ich kann nicht weiter gehen." Zum Nuß   erklärte Simons: Die Saltung Millerands und Lloyd srges läßt mich hoffen, daß unsere Bedingungen angenommen ben."

Die Schlußfizung in Spa. Spa, 16. Juli.  ( 28). Die heutige Bollsitung fand 15 Uhr nachmittags im Schloß de la Fraineuse statt. Bon ber tschen Delegation waren Reichetangler Fehrenbach, Reichs

eindl anwesend.

Die Bollfigung trat dann wieder zusammen, und es fprachen nacheinander Ministerpräsident Millerand  , Premier minister Lloyd George  , Außenminister Graf Sforza und Botschafter Chinda Ministerpräsident Millerand erflärte, die deutsche Regie rung babe anscheinend noch immer nicht berstanden, daß es der un­beugfame Wille Frankreichs   fei, die Erfüllung des Friedensver trages unter allen Umständen sicherzustellen.

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morigplas, 9r. 117 53-51.

Am Tage danach.

Die Nationalistenpresse aller Länder ist sich darin einig, bas Berhalten der deutschen   Delegation in Spa aufs schärfste zu berurteilen. Elender Schacher!"" Händlertrids!" das find die Schlagworte, die hüben und drüben erklingen, nur mit dem Unterschied, daß die nationalistische Presse in Deutsch­ land   meint, die deutsche Delegation hätte sich auf den Handel gar nicht erst einlassen sollen, während die von drüben tabelt, daß fie auf die 3weimillionen- Tonnen- Forderung der Entente nicht sofort eingegangen ist.

Hüben wir so argumentiert: Die deutsche Delegation hat diese Forderung als unerfüllbar bezeichnet, also mußte fie, fomme, was da wolle, bei dem Unerfüllbar bleiben." Drüben aber heißt es:: Die deutsche Delegation hat die For derung erst für unerfüllbar erklärt und sie dann doch ange­nommen, also ist bewiesen, daß ihre erste Erklärung gar nicht ernst gemeint war."

Premierminister Lloyd George   erklärte, er begreife nicht den deutschen   Widerstand gegen die Unterzeichnung der Einmarsch flausel. Er tönne mir annehmen, daß die deutsche Regierung hier unter Einflüssen von außen stehe; ja es feien anscheinend Bestrebungen von deutscher Seite im Gange gewesen, denen an einer Besetzung des Ruhrgebietes durch die Alliierten gelegen fei. Reichsminister Dr. Simons erwiderte in einer längeren Beide Beweisführungen übersehen, daß erstens zwischen Nede. Er betonte mit der größten Entschiedenheit den festen der Weigerung und der Zusage der deutschen   Delegation die willen der deutschen Regierung, den Friedensvertrag zur Aus- brutale rechtswidrige Einmarschdrohung der Alli­führung zu bringen. Deutschland   wisse wohl, daß die Gegner die ierten liegt, und daß zweitens diese Zusage an Bedingungen macht hätten, die Durchführung des Vertrages zu erzwingen. geknüpft wurde, die schließlich wenigstens teilwetje ihre Er­um so weniger verstehe man deutscherseits die Drohung der mili- füllung fanden. Die deutsche Delegation und die deutschen tärischen Maßnahmen. Die deutsche Regierung fenne teine Ein- Sachverständigen haben zunächst ganz richtig ausgeführt, daß flüsse von außen, außer einem; der sei die deutsche öffent- die bedingungslose Bewilligung der 2 Millionen Tonnen, wie liche Meinung. Jeder neue Fall, in dem man die deutsche fie ursprünglich verlangt war, Deutschland   mit der schwersten Regierung unter Drohung mit militärischen Zwangsmaßnahmen Wirtschaftskatastrophe bedrohe und seine fernere Leistungs­zu einer Unterschrift stringe, mache ihr die Unterschrift für as fähigkeit in Frage stelle. Dieses Urteil war genau so richtig, nächste Mal schwerer. wie z. B. daß eines Arztes, der einem franken Soldaten be­stätigt, daß die Fortsetzung der militärischen Anstrengungen für ihn mit Lebensgefahr verbunden sei.

Ministerpräsident Delattoit machte darauf den Vorschlag, bie Reparationsfrage nicht mehr zu beraten, sondern fie auf einer nenen Konferens, die in einigen Wochen in Gent   zufam mentreten foll, an regeln. Der Vorschlag wurde angenommen. Rebe die Konferens. Ministerpräsident Delacroir schloß darauf mit einer längeren

ubrrebier, die für die deutsche   Wirtschaft ungefähr Da tam die Drohung mit dem Einmarsch ins ebensoviel bedeutet wie für den Soldaten die Drohung mit dem sofortigen Erschossenwerden. Es ist keine Schande ein­zugestehen, daß Deutschland   vor dieser Drohung zurüd­schen Vertreter auf den Einmarsch ankommen ließen, riskierten schreiber, die stets außerordentlich viel Mut für andere ge­habt haben, kann uns nicht imponieren. Wenn es die deut. fie für sich sehr wenig, aber für andere sehr viel. Wir nicht auf fich nehmen zu sollen glaubten. fönnen sie nicht tabeln, weil sie dieses Risiko diesmal noch

Wenn num die Nationalistenpresse von jenseits über das Burüdweichen Deutschlands   triumphiert, und nun den Be­meis dafür erbracht sieht, daß man diesen hartnädigen Kun­

rifter Dr. Simons und ber bayerische Staatsrat Dr. bo rotokolls in der Sohlenfrage statt. Für die deutsche Re gewichen ist. Die heldenhafte Bose alldeutscher Zeitungs­Aurs nach 8 Uhr fanb bann die Interzeichnung des Reichsminister Dr. Simons machte sofort Mitteilung, daß Dr. Simons die Unterschrift mit dem Hinzusehen der in solchen gierung leisteten Reichetangler Fehrenbach und Reichsminister deutsche Regierung die gestrigen Vorschläge in der Kohlenfrage Fällen üblichen diplomatischen Formel wegen der Einmarschlause! gehend besprochen habe und in drei Punkten Ginwendes§ 7: sous réserve de l'article sept. ingen mache, in der Finanzfrage, in der oberschlesischen Frage Spa, 17. Juli. Die deutsche Delegation verlägt heute in der Besetzungsfrage. In der Finanzfrage wünscht utschland, daß die angebotene Prämie von 5 Gold- Mart für die Nachmittag Spa mit Sonberzug. Sie wird am Sonntag Bor.  ane und der Vorschuß, der aus der Differenz zwischen deutschem mittag in Berlin   eintreffen. landspreis und Weltmarktpreis für die Kohlenlieferung berech I werde, nicht nur für die über 2and gelieferte Kohle, son­n auch für die über See gelieferte bewilligt werde. In der erschlesischen Frage besteht die deutsche Regierung auf rantien, die ihr diese Lieferung mit Ostkohle für den Fall von wierigkeiten im Ruhrgebiet   sichern. Zu§ 7( Einmarsch­rusel) tonnte die deutsche Regierung ohne vorherige Zustim. ng der gesetzgebenden Körperschaften ihre Zustimmung nicht en. Sie schlug deshalb eine solche Faffung vor, daß diese musel nur eine Ausführung der im Anner II§§ 17 und 18 für Fall vorsätzlicher Verlegung der Reparationslieferung vor­

henen. Bestrafung sei.

Die Alliierten zogen fich zu einer langen Beratung fid und teilten schließlich mit, daß die deutschen Forderungen ht angenommen werden könnten. Bei den über See ge­erten Kohlen sei ein Vorschuß und eine Prämie deshalb unmög­meil Deutschland   diese Kohle zum WeIt marftspreise

Die Finanzkonferenz erst im September.

Spa, 17. Juli. Wie der Sonderberichterstatter der Agence Sabas berichtet, hat die Konferenz an den Generalsekretär des Bölkerbunbes in London   folgendes Telegramm gerichtet:

den nur mit dem vorgehaltenen Revolber zur nistische Brutalität beine nationale Eigenart, sondern ein in Raison bringen fönne, so beweist sie damit nur, daß chauvi­allen Bändern gedeihendes Gewächs ist. Es ist ja atveifellos richtig, daß man einzelne Menschen wie ganze Völker durch In Anbetracht der in London   im Februar getroffenen Ent Drohung mit förperlicher Gewalt zu Leistungen anfpornen scheidung, durch die der Völkerbundsrat die internationale Finans fann, die sie sonst nicht zu vollbringen imstande wären. Frag konferens nach Brüssel   einberufen hat und unter Berücksichtigung lich ist nur, ob diese Methode mit den kostbarsten Werten der der Tatsache, daß die genannte Konferenz nicht alle notwendigen menschlichen Gesellschaft umzuspringen, wirtschaftlich rationell Borangebungen erfüllt, um zu dem Ergebnis zu gelangen, au ist und wie lange fie fich durchführen läßt. dem sie einberufen ist, bittet die Konferenz von Spa den Völker­Nachdem die Entscheidung nun unter solchen Umständen tum na bem 15. September zu verschieben. bund, bie Berufung au der genannten Ronferens auf ein Dagefallen ist, hat Heulmeierei und Schwarzseherei gar keinen Sved. Wir haben gar kein Interesse daran, redyt zu be halten und zu demonstrieren, daß die Lieferung von zwei Millionen Tonnen Kohlen im Monat tatsächlich unseren Zu­fammenbruch herbeiführt. Erstens einmal enthält jede wirt. man fich auch irven kann, atveitens aber darf nicht übersehen schaftliche Vorausberechnung so viel unsichere Faktoren, daß werden, daß uns Bedingungen zugestanden worden sind, die die schwere Erfüllung wenigstens um etwas erleichtern.

Genf   nicht Gent  !

Die Fortsetzung der Konferenz von Spa, wobei die Bieber. Reparations fonto gutgeschrieben würde, eine Vergütung über gutmachungsfrage besprochen werden soll, soll nicht in Gent  , fon en Preis aber nicht möglich sei. In der oberschlesischen Frage dern in Genf   ftattfinden. acten die Alliierten, daß sie dieselben Absichten hätten 1 die deutsche Regierung. Sie könnten zwar die Beschlüsse der gesehene Kommission nicht vorher bestimmen, sie würden aber Vertreter in der Kommission in dem eben erwähnten Sinne cuieren. Bei dem§ 7( Ginmarschklausel) sei eine Abänderung nöglich. Nach Besprechung mit dem Reichsfangler erklärte Mi

Der Kampf um die Türkei  .

Türkei   durch eine

Die Beantwortung der Frage, ob unterzeichnet werden Amfterdam, 17. Juli. Times" melbet aus Konstantinopel  , sollte oder nicht, bing von der Beurteilung der tak. der Großbefier wurde am 14. diefes Monats nach seiner ifchen Situation ab. Sie richtig zu beurteilen, waren Rüdlehr mit der türkischen   Friedensdelegation aus Baris vom die deutschen   Vertreter in Spa beffer imftande als ihre Kri­Sultan in Audienz empfangen. er Dr. Simons, er bitte um eine Unterbrechung der Später empfing der tifer daheim. Die Nichtunterzeichnung war eine letzte Starte, Sultan   auch die ung, da die deutsche Delegation fich beraten müsse. anderen Delegierten. Die meisten Mit- die nur gespielt werden durfte, wenn sie stach, d. h. wenn sie 84 dieser Beratung wurden Reichsminister Birth, Dr. glieber der Delegation sprachen die Ansicht aus, daß die zur Fortführung der Verhandlungen auf anderer Grundlage, rmes und Dr. Scholz und die Staatssekretäre Albert, Verweigerung der Unterzeichnung bes nicht aber zur Besetzung des Ruhrreviers führte. Die deut Bergmann und Müller eiligst hinzugerufen. Es fand Friedensvertrages nichts gewinnen fönne, fondern nur Gefahr schen Vertreter in Spa waren von einem solchen Erfolg der mn eine Rabinettsjigung statt, die nach eingehender laufen würde, au Ronstantinopel au berlieren. Gin Richtunterzeichnung nicht, sie waren vielmehr von seinent prechung zu dem Ergebnis fam, an folgenden zwei Buntten ronrat, der aus Ministern, Senatoren, Rotabeln und reli. Gegenteil überzeugt. Unter dieser Voraussetzung war ihr Verhalten richtig zuhalten: 1. daß in der oberschlesischen Frage eine Busage in giösen Würdenträgern zufammengefeßt ist, wird möglicherweise am I bon Blohb George geäußerten Sinne erfolge; 2. daß der§ Sonnabend oder Montag zufammenkommen, um barüber zu bebie in Spa entschieden wurde, das zwingt uns zu forgfältig­Lloyd Es waren in erster Linie Arbeiterfragen, über fchließen, ob die türkische   Delegation den Vertrag unterzeichnen folster Kritit. Unter den deutschen   Vertretern aber, bei denen Die Beschlüsse wurden von der Mehrheit des Kabinetts gut­die Entscheidung lag- Genoise Hue war nur als Sachver eißen, da man die weltgeschichtlichen Fortschritte der Bes ftändiger zugezogen, befanden sich diesmal feine So.. echung von Spa nicht an der Finanzfrage scheitern lassen wollte. Unruhen in Italien  . zialbemofraten. Das sichert die volle Unbefangenheit der oberschlesischen Frage erklärten die Alliierten, daß der Mailaub, 15. Juli. Bie Secolo aus Neapel   Berichtet, tam unseres Urteils. Wenn wir zu dem Ergebnis gelangen, daß tschen Regierung nach Schluß der Sigung ein beglaubiges in Angri  , to bie Tegtilarbeiter streifen, zu ernsten 8udas Verhalten der deutschen   Vertreter in der Rohlenfrage im r Auszug aus dem amtlichen Sizungsprotokoll fammenstößen. Die Streifenden verhinderten die aus Süd- großen und gangen richtig war, so leitet uns dabei meder Liebe noch Saß.

Vertrages megfalle.

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oder nicht.

treten. Hierbei gab es mehrere Berlegte.

I den Erklärungen des Herrn Lloyd George   übergeben werden italien   angelommenen Arbeitswilligen, die Baumwollfabri! zu be­rbe, wodurch die deutschen   Bedenken wohl zerstört seien. Sin Wich des§ 7 jchienen ste jedoch feine Nachgiebigkeit zu zeigen, bern verfuchten es immer und immer wieder, durch die militä hen Drohungen die deutsche Unterschrift zu erzwingen.

In Mailand   streiten feit gefiern die Straßenbahner, um ben ausständigen Angestellten ber Nebenbahnen ihre Sympathie auszudrüden.

Gewiß bedeutet die Entblößung des inneren Marktes von einigen hunderttausend Zonnen Kohlen monatlich mehr für die Arbeiter eine schwere Gefahr. Aber die Abschnürung des Ruhrrebiers bom übrigen deutschen   Wirtschaftsgebiet bätte