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1. Beilage des Vorwärts

Str. 358+ 37.Jahrgang

Bericht des

Untersuchungsausschusses.

Die Schuld am U- Boot- Krieg.

Wenn man nach den Gründen fragt, aus denen Deutschland die durch die Wilson- Aktion geschaffene Situation im Sinne eines Berständigungsfriedens nicht ausgenutzt hat, so kann nach dem durch die Aktenveröffentlichungen und Vernehmungen zutage geförderten Material die Antwort nur lauten, daß der Wille, durch die Er­öffnung des uneingeschränkten U- Boot- Krieges

den Krieg militärisch durch Sieg zu beendigen, auf deutscher Seite die Friedensmöglichkeit zum Scheitern gebracht hat.

Dieser Wille hat es verhindert, den inneren Zusammenhang zwischen der eigenen Friedensaktion und der Friedensnote Wilsons rom 21. Dezember 1916 durch Fortsetzung und Konkretisierung des eigenen Friedensschritts herbeizuführen. Dieser Wille hat den Be­fehl zur Eröffnung des uneingeschränkten U- Boot- Krieges durch gesetzt, der alle weiteren Friedensschritte in dieser Zeit vereitelte. Und dieser Wille hat es unmöglich gemacht, daß die formelle An­wahme der Friedensvermittlung Wilsons vom 27. Januar 1917 noch irgendeine Wirkung zeitigen konnte.

Sonntag, 18. Juli 1920

er kannte die Gründe nicht, die zu ihr geführt haben. Die Frage muß aufgeworfen werden, ob nicht schon im Winter 1916/17 eine Mehrheit im Reichstag für den Verständigungsfrieden zu finden gewesen wäre, wenn Bethmann Hollweg und Helfferich im Reichs­ tag die Verantwortung für die Weiterführung der Politik abge­lehnt und den Reichstag vor die Entscheidung gestellt hätten, durch einen Beschluß mit Bethmann Hollweg den Weg des Verständi­gungsfriedens oder gegen ihn den Weg des Krieges mit Amerika zu gehen. Soweit ersichtlich ist, hat

die politische Reichsleitung

Der Bericht des zweiten Unterausschusses des Unter-| die Vorbereitung des oben erwähnten Gutachtens mit der Sorg-| widerspiegelte. Er hatte feine Kenntnis von den schwer­suchungsausschusses über die Friedensaktion Wil- falt erfolgt ist, die im Hinblick auf die ungeheure Wichtigkeit der wiegenden Berichten, die über die Kraftquellen Amerikas und die fons 1916/17 ist jetzt erschienen. Er ist vom Genossen Dr. Frage geboten war, noch dafür Vorsorge getroffen wurde, daß die Aussichten eines uneingeschränkten U- Boot- Krieges an amtlicher " Singheimer entworfen und in einzelnen Teilen von dem öffentliche Meinung mit der nötigen Objektivität unterrichtet wor- Stelle vorlagen. Und der Neichstag hatte vor allem keine Unterausschuß abgeändert. Wir geben aus ihm zunächst das den ist. Die Grundlage für ein ausreichendes Gutachten hätte die Kenntnis, daß wir die Aktion Wilsons betrieben hatten, und interessanteste Schlußkapitel wieder: Arbeit wissenschaftlicher Autoritäten ersten Ranges und die An­hörung von Sachverständigen der hervorragendsten Art sein müssen. In Wirklichkeit ist aber das Gutachten durch einen Heidel­ berger Professor, der feineswegs als eine irgendwie er­hebliche Autorität auf irgendeinem voltswirtschaftlichem Gebiet an­gesehen werden kann, und einige unbekannte Mitarbeiter von unter­geordneter Bedeutung angefertigt und bearbeitet worden. Die Sachverständigen, die gehört worden sind, gibt das Gutachten selbst an. Keineswegs sind es die führenden Männer auf den in Betracht fommenden Gebieten des Wirtschaftslebens. Sachverständige für Gebiete, deren Heranziehung besonders wichtig gewesen wäre, wie auf dem Gebiete der Reederei, sind überhaupt nicht gehört worden. Beinen Widerstand geleistet, als der verhängnisvolle Beschluß über Bum großen Teil sind die Männer, die gehört wurden, als politische die Zuweisung der Verantwortung an die Oberste Heeresleitimg Kämpfer für den Gedanken des uneingeschränkten U- Boot- Krieges hinsichtlich der Gröffnung des uneingeschränkten U- Boot- Krieges ge= bekannt gewesen. Es ist leider nicht vermieden worden, daß diese faßt wurde. In dieser Situation war Veranlassung und Gelegen­Denfschrift mit ihrer wissenschaftlichen Aufmachung in die Deffent- heit, den Kampf aufzunehmen. Der Kampf ist nicht aufgenommen lichkeit gedrungen ist und auch für Parlamentarier die einzige Er worden. Bethmann wird ihn von vornherein für aussichtslos ge­fenntnisquelle blieb. Es ist keine Vorsorge getroffen worden, daß halten haben. Der tiefste Grund, aus dem der Widerstand unter­die Gutachten, die einen gegnerischen Standpunkt vertraten, ebenso blieb, wird aber ein innerer gewesen sein. Wenn man an die For­Es war der Glaube an den unbedingt sicheren und baldigen und gleichzeitig zur Kenntnis des Reichstags gebracht worden sind. mulierung der Friedensbedingungen denkt, die dem Friedensange= Erfolg der U- Boot- Waffe; der diesen Willen begründet hat. Er Namentlich sind die wichtigen Berichte Alberts und Haniels, bot zugrunde liegen sollten, wenn man namentlich daran denkt, daß zog seine reichste Nahrung aus dem tiefen Wunsch eines im schwer die aus intimer Kenntnis der amerikanischen Verhältnisse in aus- ernsthafte Bemühungen der politischen Reichsleitung, die belgische sten Kampf stehenden Volkes, den Krieg durch einen baldigen Sieg führlicher Weise die allerernſteſte Warnung vor dem U- Boot- Krieg Frage außer Streit zu stellen, soweit dies aus den Aften ersichtlich zu beendigen, und aus der Auffassung, die namentlich die Oberste enthielten, außerhalb eines kleinen Regierungskreises nicht be- und den Vernehmungen zu entnehmen ist, nicht gemacht worden Heeresleitung tonsequent vertrat, daß auch der Feind einen Ver- kannt geworden. Es war ferner nicht bekannt, daß der Militär- find, so wird man sagen müssen, daß die inneren Voraussetzungen ſtändigungsfrieden ablehne. Aufgabe der Reichsleitung und ihrer attaché in den Vereinigten Staaten von Amerika Major v. Papen zu einem bis zum letzten entschlossenen Widerstand bei der politi­Beraber war es, auf das Genaueste zu prüfen, ob der uneinge- wie er bei seiner Vernehmung am 16. April 1920 ausgesagt schen Reichsleitung gefehlt haben. Die innere Gewißheit eines schränkte Gebrauch der U- Boot- Waffe tatsächlich das geeignete als militärischer Sachverständiger den damaligen Chef des festen, unverrückboren politischen Ziels in allen Schwankungen des Mittel war, diesen Sieg herbeizuführen. Die politische Reichs- Generalstabes General v. Falkenbahn vor der Gröffnung des un- Krieges, das der Kraft Deutschlands angemessen war und für leitung und namentlich auch Helfferich, der die wirtschaftliche Seite eingeschränkten U- Boot- Krieges mit den Worten warnte:" Wenn Deutschland werben konnte, war nicht vorhanden. Die politische der Frage zu prüfen hatte, vertraten den Standpunkt, daß diese es Ihnen nicht gelingt, Exzellenz, die Vereinigten Staaten aus Führung war nicht nur äußerlich durch den Dualismus zwischen Frage zu verneinen sei. Die Argumentation der Denkschrift der Koalition unserer Feinde herauszuhalten, dann haben Sie militärischer Anschauung und politischer Einsicht in die durch die des Chefs des Admiralstabes der Marine vom 22. Dezember 1916 den Krieg verloren; Gesamtlage gegebenen Notwendigkeiten gehemmt, es fehlte nicht und die sich ihr anschließende Stellungnahme der Obersten Heeres- darüber kann gar kein Zweifel bestehen. Im Gegenteil hat der nur die obere Stelle, welche diesen Dualismus durch eine feste Gin­leitung erfochten den Gieg. Die durch diese Argumentationen vor- Chef der Nachrichtenabteilung der Obersten heit des Staatswillens mit ruhiger Stetigheit überwinden konnte ausgesagte Wirkung, daß wir mit uneingeschränktem U- Boot- Seeresleitung Major Nicolai berhindert, daß und wollte, die politische Führung war vor allem selbst innerlich Strieg Major b. Papen, dem Wunsche des damaligen nicht fest, nicht einheitlich und nicht entscheidungsbereit. Darin Staatssekretärs v. Jagom folgend, die Presse in liegt einem Vortrag über die falsche Einschätzung der die geschichtliche Schuld der politischen Reichsleitung, moralischen und materiellen Mittel der Ber- daß sie in der größten Schicksalsfrage Deutsch­einigten Staaten aufklären konnte. lands geschehen ließ, was nach ihrer Ueberzeu Der Glaube an die unbedingte Wirkung des uneingeschränkten gung schädlich war. Es werden damit die Oberste Heeres­U- Boot- Krieges konnte durchbringen, weil die politische Reichsleitung und der Admiralstab, die beide auf die Gröffnung des un­leitung den früher gegen ihn geleisteten Widerstand aufgab. Dies eingeschränkten U- Boot- Krieges gedrängt haben, nicht entlastet. Sie ist in der kritischen Zeit geschehen. Bethmann hebt die außer haben in voller Kenntnis der Friedensaktion Wilsons, die noch ordentlichen Schwierigkeiten eines solchen Widerstandes hervor. schwebte, in dem sicheren Bewußtsein, daß die Gröffnung des un­Daß aber deswegen überhaupt der Widerstand aufgegeben werden eingeschränkten U- Boot- Strieges den Krieg mit Amerika nach sich mußte und durfte, kann nicht einleuchten. Bethmann und Helfferich ziehen würde, die Karte ausgespielt", von der Helfferich sagte: machen besonders auf wenn sie nicht sticht, sei Deutschland auf Jahrhunderte hinaus ver­loren. Ergebnis.

in fünf Monaten England zum Frieden zwingen Lönnen, und zwar, wie insbesondere die Marine annahm, bis spätestens 1. August 1917, ist nicht eingetreten, menn auch die durch den U- Boot- Krieg geschaffenen Beeinträchtigungen des Feindes noch so schwer gewesen sein mögen. Der Jrrbum beruhte auf fal­schen Schäzungen. Es handelt sich im wesentlichen um folgende Punkte:

1. Die wirtschaftlichen Vorausseßungen eines erfolgreichen U- Boot- Arieges find falsch angenommen worden, namentlich wurde die wirtschaftliche Hilfe Amerikas nicht aus. reichend in Betracht gezogen.

2. Die abschreckende Wirkung auf die neutrale Schiff­fahrt ist in Wirklichkeit nicht in dem Maße eingetreten, als vor­ausgefekt worden ist.

3. Die Gegenwirkungen militärischer und technischer Art gegen den uneingeschränkten U- Boot- Krieg sind nicht aus­reichend gewürdigt worden.

4. Die militärischen Hilfsquellen Amerikas sind völlig unterschäzt worden.

hat

-

Hiernach ist das Ergebnis wie folgt zusammenzufassen:

die Stellung des Reichstags aufmerksam. In der Tat bestand in der kritischen Zeit eine Mehr­heit für den Verständigungsfrieden nicht und am 7. Ottober 1916 war eine Erflärung abgegeben worden, wonach sich der Reichstanz­ler in der U- Boot- Frage wesentlich auf die Entschließung der 1. In der durch die Friedensaktion Wilsons im Winter Obersten Heeresleitung zu stüßen babe; damit war tatsächlich die 1916/17 geschaffenen Gesamtlage waren Anhaltspunkte dafür vor­Entscheidung in die Hände der militärischen Stellen gelegt worden, handen, daß es möglich sei, zu Friedensbesprechungen zu ge­zumal die Erklärung weiterbesagt, falls diese Entscheidung für die langen. Die Reichsregierung hat diese Möglichkeiten nicht aus­Führung des rücksichtslosen U- Boot- Krieges ausfalle, so dürfe der genugt. Reichstanzler des Einverständnisses des Reichstages sicher sein. 2. Die Gründe dafür, daß die erwähnten Möglichkeiten nicht Den scharfen Worten der beiden Staatsmänner ausgenust worden sind, liegen in dem Beschluß über die Gröff­über diese Haltung der damaligen Reichstags- nung des uneingeschränkten U- Boot- Krieges vom 9. Januar 1917. mehrheit ist nichts hinzuzufügen. Indessen muß bei Der Bericht trägt die Unterschriften Sinzheimer und der Beurteilung dieser Vorgänge beachtet werden, daß der Reichstag fülf( Soz.), Gothein und Schüding( Dem.), über die wirkliche Sachlage nicht in dem Umfange und.in dem Maße Magen( 3.), Oskar Cohn ( U. Soz.) und Schultz- Bromberg aufgeklärt war, wie es nötig gewesen wäre, wenn man die Ent-( Dnat.). Der lettere versieht seine Unterschrift mit einer scheidungen des Reichstags für die eigene Politik mit verantwortlich Protesterklärung und fügt einen Minderheitsbericht hinzu. zu machen sucht. Der Reichstag hatte keine Kenntnis über Dem Bericht sind ferner die Gutachten der Sachverständigen unsere militärische Lage zu Lande, wie sie sich in den Dietrich Schäfer , v. Romberg, Bonn und Hoe zich bezeichnet werden. Die Fehler wiegen um so schwerer, als weder Urteilen ber militärischen Autoritäten zur damaligen Zeit... angeschlossen.

5. Die militärische Beteiligung Amerikas am Kriege durch umfangreiche Truppentransporte ist kaum gewürdigt worden, in­dem man glaubte, daß die U- Boote diese Transporte, wenn es überhaupt dazu käme, hindern würden. 6. Die Frage der ausreichenden militärischen und wirtschaft lichen Rüstung Deutschlands wurde nur im Hinblick auf die nächste Zeit geprüft, aber nicht auch unter dem Gesichtspunkt, daß im Sommer 1917 ein Frieden nicht erzwungen sei und der Krieg durch den Beitritt Amerikas sich noch auf lange Zeit hin­ziehen und verschärfen könne.

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