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Str. 362 37.Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Gewerkschaften oder Betriebs­räteorganisationen.

Die Berliner Betriebsrätezentrale in der Münzstraße sowie die Hallesche Richtung im Reiche suchen in letzter Zeit mit allem Nach­drud ihre Pläne auf Schaffung einer selbständigen Betriebsorgani sation zu verwirklichen. In Berlin finden bekanntlich seit einigen Monaten Einigungsverhandlungen zwischen der Gewerkschafts­Tommission und der Betriebsrätezentrale flatt, die jedoch von vorn Herein zum Scheitern verurteilt waren, weil die Betriebsrätezen­trale in der Münzstraße gerade in ihrer selbständigen Tätigkeit nicht nachgeben wollte.

Zweimal hat die Berliner Gewerkschaftskommission entschieden, daß die Betriebsräte innerhalb der Gewerkschaften zu erfaffen seien und beide Male endeten die Verhandlungen ergebnislos.

Die vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund und der Arbeitsgemeinschaft freier Angestelltenverbände herausgegebenen Nichtlinien für die Zusammenfassung der Betriebsräte werden sonder­barerweise von Richard Müller und Wegmann als übereinstimmend mit ihren Zielen bezeichnet. Aber die Müller und Genossen meinen, die Betriebsrätezentrale wolle die deutsche Arbeiterschaft in den Stand setzen, ihre Ziele zu erreichen. Die Gewerkschaften hätten zwar dasselbe Programm aufgestellt, jedoch nur, um ihre Mit­glieder einzulullen, während es ihnen in Wirklichkeit gar nicht darum zu tun sei, für diese Ziele auch ernsthaft einzutreten. Gegens über einer solchen revolutionären" Beweisführung ist natürlich schwer anzulämpfen, wenn die Arbeiterschaft nicht von selbst erkennt, wie sveit eine Bewegung gekommen ist, die mit solchen Mitteln zu arbeiten gezwungen ist. Die Betriebsrätezentrale in der Münz­straße stand dem Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund und der Arbeitsgemeinschaft freier Angestelltenverbände als Gegner gegen über, und es unterlag gar feinem Zweifel, daß diefer Kampf in fürzester Frist zugunsten der Gewerkschaften entschieden werden mußte.

Inzwischen ist diefe flare Situation jedoch bedeutend verschoben worden, und zwar dadurch, daß die Parteifunktionäre der U. S. P. im Bezirk Berlin- Brandenburg sich am 16. Juli für die selbständige Betriebsräte organisation als Voraussetzung für die Verwirklichung des wirtschaftlichen Rätesystems ausgesprochen haben. Wenn die 11. 5. B. fich auf ihrem Leipziger Parteitag für das Rätesystem erklärte und jetzt, da die politischen Arbeiterräte nicht mehr bestehen. die Betriebsräte von ihren eigentlichen Aufgaben abgebracht und für andere Zwede mißbraucht werden sollen, so fann man sich des Eindrucks nichterwehren, daß es dieser Partei darauf ankommt, ihr Programm durch Ersatzmittel in die Tat umzusetzen.

Aber letzten Endes stehen bei derartigen Experimenten die Lebensinteressen des deutschen Volles auf dem Spiel. Man sollte sich hüten, eine derartige Pragis einreißen zu lassen. Auf eine Frage sei jedoch hingewiefen. Die Betriebsrätezentrale in der Münz straße organisiert neben Sozialisten und Freigewerkschaftlern an geblich auch Konservative, Zentrumsanbänger, Demokraten, Harmonie­berbändler, Wirtschaftsfriedliche. Gelbe fowie Nichtorganisierte und hofft im Falle einer Attion diefe Elemente auf das Parteiprogramm der U. S. P. festlegen zu können.

wie es

Müller zu referieren. Digmann lehnte diese eigenartige Zumutung ab. Es war ihm dann mit Mühe möglich, zweimal 15 Minuten in der Diskussion zu sprechen und er fonnte sich als erster Vor­sigender in seinem eigenen Verbande nur dadurch ausreichend Ge­hör verschaffen, daß ich ihm mein Schlußwort abtrat.

Bittere Wahrheiten waren es, die er dann seinen eigenen

Mittwoch, 21. Juli 1920

Groß- Berlin

Graußige Moritat an Hindenburg.

Parteigen offen fagen mußte. Dißmann betonte, daß in die Befungen vom Bänkelsänger Kreuzwende dich Rückwärts. Millionen gehenden Summen aufgewandt werden müßten, um die nach den Schilderungen der" Post" und Deutschen Tageszeitung". Fehler wieder gutzumachen, welche revolutionäre Betriebsräte auf eigene Faust verschleudert hätten. So könne es nicht weitergehen, bei einer solchen Wirtschaft gehe die deutiche Arbeiterschaft einfach zu Grunde. Die Betriebsräte, für welche die deutschen Gewerk­

An unsere Postbezieher Un

ie täglich bei uns einlaufenden Be­fchwerden von Doftbeziebern veran­laffen uns zu der Bitte, beim Hus­bleiben der Zeitung zuerit eine fchrift­liche Befchwerde beim Vorfteher des Be­Itellamtes einzureichen. Sollte diefer Weg erfolglos fein, ift fofort dem Verlag Nach­richt zu geben. Belonders in diefem Monat hat Tích die Zahl der Befchwerdeführer, welche über das Husbleiben entweder der Morgen- oder Hbendausgabe klagen, außer­ordentlich gehäuft. In allen fällen ift einwandfrei feftgeftellt worden, daß die Schuld am Husbleiben der Zeitung nicht den Verlag, fondern die poft betraf. Wir bitten daher nochmals, den vorgefchrie­benen Weg einzuhalten.

Vorwärts- Verlag 6. m. b.H. G.

fchaften gefämpft, hätten nunmehr ihre Funktionen innerhalb der Gewerkschaften auszuüben. Die parteipolitischen Interessen in den Gewerkschaften müßten zurücktreten gegenüber dem großen Ziel, die Einheit der deutschen Arbeiterbewegung gegenüber dem Kapitalis­mus aufrechtzuerhalten.

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Liebes Publikum, verhalt dir Mund und Nase. Denn der sittlichen Verfaulung Gase, wie sie nur der Umsturz fann erzeugen, laß ich schaudernd meinem Lied entsteugen. Nächtlich, als die Menschheit schon im Hemde, fam ein Mensch bei Hindenburg und klemmte sich durchs Gitter o mtch packt ein Grausen um im Garten reifes Obst zu mausen. Otto Gallien mert e hieß der Schurke. Ihm genügen Kirsche nicht noch Gurke. Weiter schleicht er seht in die Veranda. Da kommt Hindenburg und packt den Mann da. Jäh erhebt sich ein gewaltig Ringen. Ihn zu halten, will schon fast gelingen. Da hebt Gallien sein Pistol zum Schusse, doch verletzt er nur die Finsternusse.

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Polizei faßt jetzt den Attentäter.

Haut ihn, blaut ihn, fohlt ihm voll das Leder! Selbst ein außerordentliches Kriegsgericht scheint mir noch zu milde für den Wicht. Doch wenn ich den Blick aufs Ganze kehre, wer ist schuld an dieser Mordaffäre, wer entflammte das Verbrechervieh? Die ††† Sozialdemokratie!

Täglich hetet sie mit rohem Spotte

fort den Mensch von Obrigkeit und Gotte, treibt die Massen zu dem doch nichts nügenden Ansturm auf dem Geldschrank der Besigenden. Ebert ist's, der diesen Samen hütet, bei Gallien sieht man ihn ausgebrütet. Ha! ich sag' es fühn: Du Heuchler grad bist der Schuldige der Meuchlertat. Mensch, entsage drum den Umsturzplänen, Sozialisten werden zu Hyänen, mausen Obst, und wenn es ihnen paßt, dann erschießen Hindenburg sie fast.

Zum Groß- Berliner Verkehrselend. Die Angestellten und Arbeiter der A. E.-G. Fabrifen Sennigsdorf beschweren sich schon seit Jahr und Tag, daß die Beförderung der Menschenmaffen morgens und abends in einer Weise vor sich geht, die jeder Beschreibung spottet.

Es müssen für die A.-E. G.- Fabriken früb zirka 7000 Arbeiter und Angestellte befördert werden, dazu kommen für Tegel und Eichbornstraße noch mindestens 2000 Perfonen. Für diese 9000 Personen stehen drei Züge zur Verfügung, ab Gesundbrunnen 5.49, ab Stettiner Bahnhof 5.56 und 6.30 vor

Gegenüber dem, was Dißmann sagte, haben parteipolitische Differenzen zu schweigen. Hier handelt es sich um die Einheit der deutschen Arbeiterbewegung und alle, die sie erhalten wollen, müssen zusammenstehen, um eine Spaltung zu verhindern. Wenn die Betriebsräte zentrale in der Münzstraße durch die Mithilfe einer Anzahl von Funktionären der 1. S. B. ihre Bestrebungen fortseßt, dann hat dieselbe die große Mehrzahl der freigewertschaftlich orga­Soll nun diese Betriebsrätezentrale, von den nisierten Arbeiter und Angestellten gegen sich. Alle Anhänger der Funktionären der 1. S. P. gefordert wird, eine Arbeitsgemeinschaft 1. S. P., welche wirkliche Gewerkschaftler sind, müssen gegen mittags. Bei Erkämpfung der Pläge wird feinerlei Rücksicht ges mit den freien Gewerkschaften schließen, so ist durchaus unklar, wie diese Sonderbestrebungen anfämpfen. Auch die K. P. D . nommen, dadurch entsteht jeden Morgen Zant und Streit. Sind die Abteile nun vollgestopft, bei gewöhnlichem Wetter durch die Gewerkschaften noch gegen die Christlichen , Hirsch- Dunderschen, wird die Betriebsräte nicht als Eriaß der politischen Arbeiter- schnittlich 20-22. Personen, bei Regenwetter ein halbes Harmonieverbändler, Gelbe und Unorganisierte vorgehen sollen, räte ansehen, wie dies aus der Haltung der" Roten Fahne" Dußend mehr, besezt der Rest die Trittbretter und wenn sie durch die Betriebsrätezentrale mit diesen Leuten berbrüdert flar hervorgeht. Von den christlichen Gewerkschaften und den Bremserhäuschen. Gefahr für Leib und Leben und Zu­find. Aehnliche Dinge wie in Berlin spielen sich auch im Reiche Hirich- Dunckerschen ist sowieso nicht anzunehmen, daß sie für die sammenstöße mit den Bahnbeamten sind die Folge, die auch schon ab. Die Hamburger Volkszeitung", das Organ der U. S. P., Bestrebungen der Münzstraße zu haben sind. Von der von der handgreifliche Erledigung gefunden haben; daß das zur besseren stellt sich rückhaltslos auf den Boden der Münzstraße. Betriebsrätezentrale in der Münzstraße vorgetäuschten Einigung Verständigung der Volksgenossen dient, wird niemand behaupten Am 16. Juli fand in Hamburg eine große Versammlung der Arbeiterklasse fann also feine Rede sein. Jeder, dem die Be- wollen. Vorschläge, um diese Uebelstände, wenn auch nicht ganz zu be der Metallarbeiter statt, welche zu der Frage: Erfassung triebsrätebewegung am Herzen liegt, muß daber mit aller Ent- seitigen, so doch wenigstens abzuschwächen, find gemacht und der Betriebsräte durch die Gewerkschaften oder durch selbständige schiedenheit dafür eintreten, daß die Zusammenfassung der Betriebs- in die Praxis umzuseßen versucht worden, aber leider stets ohne Betriebsräteorganisationen Stellung nehmen sollte. Digmann, Vor- räte nur durch die freien Gewerkschaften geschieht; damit ist zu Erfolg. Einmal war es Kohlenmangel, dann fehlten Maschinen fizender des Deutschen Metallarbeiterverbandes, sollte gezwungen gleich die Möglichkeit geschaffen, endlich die praktische Arbeit auf- usw. Diese Mängel find aber, wie der Augenschein lehrt, be werden, über die Richtlinien feines eigenen Verbandes vor Nimard nehmen zu können. Clemens Nörpel . hoben und es ist nicht besser geworden. Geschehen

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Segen der Erde.

Roman von Knut Hamsun .

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fonnte es, ländliche Tänze, ein fräftiges Drehen und Wen-| nichts, aber er weiß, was Aronsen selbst gesagt hat, daß Stor­den, Schottisch, Mazurka, Rheinländer und Walzer. Und borg ihn gekostet habe.- ,, Und wieniel ist das?" fragt Inger, warum sollte sich Leopoldine nicht auch puzen und verliebt denn sie vermag nicht zu schweigen und den Mund zu halten. sein und mit offenen Augen träumen? Genau wie andere. Sechzehnhundert Kronen," erwidert der Ladendiener.- Und nun tam also dieser kleine Ladenjüngling von Als sie fonfirmiert wurde, lieh ihr die Mutter ihren goldenen Ach so!" Inger schlägt sofort die Hände zusammen, denn Storborg, dieser Andresen, er fam Sonntags nach Sellan- Ring; fie hielten das nicht für Sünde, es war fein sündiger wenn die Weiberleute etwas nicht haben, so ist es, in Be­raa, und Inger wurde darüber nicht erregt, durchaus nicht. Gedanke dabei, es war nur hübsch, und am nächsten Tag, als ziehung auf Güterpreise, Witz und Verstand. Aber sechzehn­fie mollte nicht einmal selbst mit einem Topf Milch zu ihm sie zum Abendmahl ging, steckte sie übrigens den Ring erst hundert Kronen sind nun einmal feine fleine Summe hier hineingehen, und da die Magd nicht zu Hause war, schickte an, als alles überstanden war. Sie konnte wohl mit einem im Dedland, und Inger hat nur eine Angst, daß sich nämlich fie Leopoldine mit der Milch. Und Leopoldine trug ja auch goldenen Ring am Finger vor dem Altar stehen, sie war die sak dadurch abschrecken lassen könnte. Aber af ist uner­schütterlich wie ein Fels und sagt nur: Das machen die den Topf Milch recht nett hinein und jagte Bitte!" und Tochter eines mächtigen Mannes, des Markgrafen. Als der Ladendiener Andresen wieder vom Berg her großen Häuser." Ja," sagt auch der Ladendiener Andre­wurde rot, obgleich sie doch ihre Sonntagskleider anhatte unterfam, traf er jaf an und wurde ins Haus geladen. Er fen, das machen die gewaltig großen Häuser." und nichts an sich, dessen sie sich zu schämen gehabt hätte. bekam Mittagessen und Kaffee. Alle Hausbewohner waren Danke, das ist allzu gütig," sagte Andrejen. it dein Vater jegt in der Stube versammelt und nahmer teil an der Unter­zu Hause?" fragte er. Jawohl, er ist draußen irgendwo." haltung. Der Ladendiener erklärte, Aronsen habe ihn hin­Andresen trant, trocknete sich den Mund mit dem Taschen- aufgeschickt, er solle einmal untersuchen, wie es mit den Gru­tuch ab und sah nach der Uhr. Jit es weit bis zu den Gruben stehe, ob Anzeichen zu merken seien, daß der Betrieb und ben?" fragte er.- ,, Nein, es ist faum eine Stunde,"- ch die Arbeit wieder aufgenommen würden. Gott weiß, der soll hinauf und sie mir für Aronsen, bei dem ich angestellt bin, Serr Ladendiener schwindelte bielleicht gewaltig, wenn er ansehen."" So." Ja, du kennst mich doch. Ich bin der fagte, er sei geschickt worden, vielleicht hatte er den Gang auf Ladendiener bei Aronsen; du bist schon bei ums gewesen und eigene Rechnung gemacht, und jedenfalls konnte er in der haft eingekauft." a." Ich erinnere mich deiner ganz furzen Zeit, die er weggewesen war, nicht bis an die Gruben gut, du hast zweimal bei uns eingekauft." Das ist mehr, hinaufgekommen sein. So von außen fann man nicht als ich ertvarten konnte, daß Ihr Euch meiner erinnert," sehen, ob die Gesellschaft wieder anfangen will," sagte iaf. sagte Leopoldine , dann aber waren ihre Sträfte erschöpft, fie Nein, das räumte der Ladendiener ein, aber Aronsen habe ging und holte sich einen Stuhl. Andrejen jedoch hatte noch ihn nun einmal heraufgeschickt, und es sei ja auch wahr, vier Kräfte übrig, er fuhr fort: Warum sollt ich mich nicht mehr Augen jähen mehr als zwei. on dich erinnern?" und weiter fragte er: ,, annst du nicht mit mir in die Berge gehen?"

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Allmählich wurde es Leopoldine ganz rot und sonderbar vor den Augen, der Fußboden schvanfte unter ihr, und der Herr Ladendiener Andresen sprach wie aus weiter Ferne: Hast du keine Zeit?" Nein," sagte sie. Gott weiß, wie fie wieder hinausfam in die Küche. Die Mutter jah fie ah und fragte: ,, Was fehlt dir denn?" Nichts."

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Nichts, o nein! Aber seht, jezt war Leopoldine an der Reihe, erregt zu werden, nun begann der Kreislauf bei ihr. Sie war ganz geeignef dazu, rund und hübsch und neukon firmiert, fie gab ein schönes Opfer. Ein Vogel zwitschert in threr Brust, ihre Fände find wie die ihrer Mutter volle: Zärtlichfeit, voller Weiblichkeit. Sonnte sie nicht tanzen? doch. Es war ein Wunder, wo sie es lernten, aber sie lernten tongen auf Sellanraa, Sivert fonnte es, Leopoldine

Aber nun konnte sich Inger nicht mehr halten, sie fragte: it es wahr, was die Leute sagen, daß der Aronsen ver­faufen will?"- Der Ladendiener antwortete: Er spricht davon. Und ein Mann, wie er, fann tun, was er will, er hat das Geld zu allem." ,, Na, hat er wirklich so viel Geld?" Ja," erwidert der Ladendiener und nicht, daran fehlt es nicht." Wieder fann Inger nicht schweigen, fie fragt: Was will er wohl für das Gut?"-Doch jest greift af ein, er ist vielleicht noch neugieriger als Inger, aber der Gedanke, Storborg zu kaufen soll nun einmal durchaus nicht von ihm berrühren, und so tut er, als ob ihn das gar nichts anginge. Er sagt: Weshalb fragit du denn, Inger?" Ach, ich frage nur so," erwidert sie. Beide sehen gespannt den Laden diener an und warten. Endlich rückt er mit der Antwort heraus.

Er spricht sehr zurüdhaltend, bon dem Preis weiß er

Kurz ehe der Ladendiener geht, hat sich Leopoldine zur Tür hinausgedrückt. Es ist höchst sonderbar, aber es kommt ihr ganz unmöglich vor, ihm die Hand zu geben. Sie hat indes einen guten Platz gefunden, sie steht in dem neuen Stall und schaut zu einem der Fenster hinaus. Sie trägt ein blau­seidenes Band um den Hals, das hatte sie vorher nicht gehabt, und das merkwürdige ist, daß sie Zeit gefunden hat, es umzu binden. Da geht er vorbei, er ist etwas flein und rund, mit flinten Beinen, hat einen blonden Vollbart und ist acht bis sehn Jahre älter als sie. Er ist nicht uneben, sollte sie meinen.

Spät in der Nacht zwischen Sonntag und Montag tamen die Kirchgänger wieder zurüd. Alles war gut ge­gangen, die kleine Rebeffa hatte auf der Heimfahrt während der legtn Stunden geichlafen, und sie wurde auch schlafend aus dem Wagen gehoben und ins Haus getragen. Sivert hat viel Neues erfahren, aber als die Mutter fragt: ,, Was gibt's denn Neues?" sagt er nur: Oh, nichts Besonderes. Der Arel hat eine Mähmaschine und einen Reolpflug." Was du sagst?" ruft der Vater mit großem Interesse. ,, Hait du sie gesehen?" Ja, ich hab sie gesehen, sie standen auf der Lände."- So, deshalb ist er also in der Stadt ge­wefen!" sagt der Vater. Und Sivert sitt dick geschwollen von besserem Wissen da, sagt aber fein Wort mehr.

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Mochte der Vater glauben, Arel sei in die Stadt ge­fahren, um eine Mähmaschine und einen Reolplfug zu laufen; auch die Mutter sollte dos nur glauben. Ach, aber feines der beiden Eltern glaubte das wirklich, sie batter auch munkeln hören, daß das mit einem neuen Kindsmord in der Gegend zusammenbing. ,, Geh du jetzt nur zu Bett!" jagt der Bater schließlich. ( Fort folgt.)

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