Konferenz zwecks Sefferung öer Ernährung. Unter dem Borsitz des ReichSernöhrtmgSmütistcrS Dr. Kermes trat heute vormittag im Reichsornährungsministerium die Bergarbeiterkonferenz zur Verbesserung der Ernähruugslage zusammen. Reben den Bergarbeiterver- bänden sind auch Arbcitnehmerverbönde vertreten. Reichsarbeits. minister Dr. Brauns und Rcichswirtschaftsministvr Dr. Scholz nehmen an den Beratungen teil. Man hofft die Verhandlungen, die sich vor allem mit der Bcrbesseruug des Brotes und der Beschaffung von Fleischwaren befassen, noch heute zu Ende zu führen. Waffenfunüe in Westfalen . Die Enlwaffnungsaktion der Sicherheitspolizei hat weitere Er- folge gezeigt. Bon amtlicher Seite erfährt die.Kölnische Zeitung *, daß in einem Garten in Wersten bei Düsseldorf 16 Gewehre sMod. 38), 9 Karabiner(Mod. 28), ein leichte? Maschinen- g e w e h r und 27 Handgranaten, die tief eingegraben waren, gefunden worden find. Der Gartenbesitzer ist fest- genommen worden. Arbeit nach Konfestion. sonderbares aus dem Zlrbeitsministerium. Tie deutsche Aubeiterzentrale(Abteilung MyZlowitz) der- uuttelt täglich polnische Arbeiter(Deserteure) als Landarbeiter nach Deutschland . Die Vermittlung von jüdischen Arbeitern lehnt der Leiter dieser Stelle, Herr W i d u k, jedoch grundsätzlich ab. und zwar angeblich aus Grund eines Befehls des Reichs- a r b e i t s m i n i st e r i u m s. Jüdische Arbeiter werden beim Grenzubertritt verhaftet und ohne weiteres nach Polen zu- rückgsschickt, wo sie als Deserteure erschossen werden. Wir fragen hiermit, ob es auf Tatsachen beruht, daß das Reichsarbeitsm i n i steriiun einen derartigen Befehl an die Myslo- witzer Stelle hat gelangen lassen? Der Sückliag vor S.!k. In den Arbeitsräumen des Stuttgarter Fernsprech» a m t e s war dieser Tage schsgender Anschlag zu lesen: Liebe Kolleginnen! Habe am 7. Juli unfern lieben alten König sin Schloß in Friedrichshafen besucht und ihm bei dieser Gelegenheit Grüße von den Fernsprechbeamtinnen in Stuttgart bestellt. S. M. freut« sich sehr darüber und laßt alle Beamtinnen herzlich grüßen und gedenkt gerne seiner lieben Stuttgarter . Es gibt also auch heute noch Kreise, die das Dienern nicht lassen könpcn. Aber dies wäre noch erträglich, wenn diese Dienerei nicht an öffentlichen Dienst st ellen so ungeniert zur Schau ge- trogen wird. Oder hoffen di« Herrschaften auf.kommende* Zeiten? Generalstreik in München ? In den gestern abend«abgehaltenen Versammlungen der Unabhängigen wurden Entschließumgen zugunsten eines 21 stündigen Generalstre iks wegen der Nicht- sre:lassung der F e st u n g s g e f a n g e n e n, die in den Landtag gewählt worden sind, angenommen. Von einigen kommunistischen Rednern wurden revolutionäre Drohungen gegen di« Regierung und den Landtag laut. Hochverratsan klage gegen Münchener Unabhängige. Die Eni- hüllunoen des„Bayerischen Courier?" wogen Vorbereitungen der Münchener Kommunisten zum Generalstreik werden ein gerichtliches Nachspiel haben. Gegen den Unabhängigen Liening und gegen zwei Mitglieder der Unabhängigen Partei, sowie den kommunistischen �andtagsaogeordneten Eisenberger ist das Verfahren zwecks Vorbereitung zum Hochverrat«ingeleitet worden. Die Ver- Handlung findet am 29. Juli vor dem Münchener ValkSgericht statt. Stinncs kauft weiter. Ein großes neues rechtsstehendes Zertungsuntern eh men soll, wie der„Stuttgarter Becob- achter* hört, in Stuttgart gegründet werden. Es sollen in den lctzien Wochen bereits Verhandlungen mit G r o ß i u d u st r i« l 1 e n und bekannten auswärtigen Verlegern stattgefunden haben. In einzelnen Blättern wird gesagt, daß Stinnes das neue Unter- nehmen finanziere. GroßSMm die öallaüe vom fthöne« wenöelin. Höret jetzt von mir die schaurige Ballade:/ Wendelin Thomas, Seemaal an der Jade/ hat sein Leben lang gesegelt nnd gefischt/ doch von Politik verstand er nischt. Plötzlich kommt Revolution ins Rollen/ Wer wird da im Dunkel bleiben wollen?/ Wendelin mit schiefgerückter Mütze/ schwingt sofort sich an des Aufruhrs Spitze. Zwar er kannte nicht die Lehren von Karl Marx. / Dafür hat «in Maulwerk er. ein stark'«. /'Doch viel besser hetzen könnt noch eine./ die jetzt auf dem nächsten Bild erscheine. Dieie Dalila heißt Schröder- Mahnte./ Sie entflammt da? Blut, und kein Gedanke/ kommt dem braven S.-Rat Wendelin, daß dies Prachiweib eine Spitzelin. Um so mehr entbrennt sein Herz in Hitze./ Noch viel kesser rückt er seine Mütze,/ Blick in Blick— sieh da, es ist vollbracht!/ Bei ihr schläft der Wendel Nacht für Nacht. Wenn da? brünstige Pärchen satt vom Lieben,/ wird in Kissen Politik getrieben. I Und die Dalila mit süßem jinutschen/ flötet: .Wendelin ach laß uns putschen.' Wendel knacken mutig die Gelenke./ Drauf auf Wilhelmshaven ? Kassenschränke! I Aber, ach, im blutigen Renkontre/ siegt die Re« volution, die»Kontre*. Schröder-Mahnken wird die Sache brenzlig/ und sie trachtet zu verduften gänzlich./ Wendelin al? edeler Galan/ bringt bei Nacht nnd Nebel sie zur Bahn. Doch ihm selber nahm man diese? krumme./ Gottlob, ander- wärt« gibt? auch noch Dumme I/ Und in Augsburg al? Matrosen« Held/ wird er von den Unabhängigen angestellt. Trauer jetzo meine Lauie harset/ Schröder-Mahnke, ach. sse ward entlarvet/ und ein Kopfschuß ihrer eignen Hände/ setzte ihrer Spitzellätigkert ein Ende. Wendelin man die Hiobspost erzählte/ grab, als man ihn in den Reichsrag wählte./ So hoch bringen ihn die Stimmenzahlen/ der gestnnungStüchrigen Radikalen. Wendelin denkt:„Na. was da? wohl schadet!'/ Sie ist tot und hat es ausgebadet/ Wilhelmshaven liegt für mich im Grabe/ Ich bin jetzt ein radikaler S-Vwabe l* Aber. Wendel, auch in Wilhelmsbaven/ tut derweil die Neme- sss nicht schlafen./ Und das unabhängige Blatt fragt übereilt:/ .Wißt Ihr, wo der Schrödern Schlafbursch' weilt? -.Ja,' tönt'S,.in Berlin am Königsplatze!'/ Ledebour vor Serger kriegt die Platze./ Aber von Berlin bis nach Polzin/ dröhnt das Lachen über Wendelin. Wendelin, das Leben ist ne Rutschbahn,/ wie behaglich fing eS erst beim Put'ch an. I Doch steil ist der Sturz von ReichsragShöbn./ Mög es jedem Maulheld so ergehnl S ch arten« air jr.
Geheimsitzung öer versihwörer. Ein vertrauliches Rundschreiben.— Wie Waffen beschafft werden.— Sozia." demokraten fliegen!— Eine öffentliche Gefahr.
In der zwqiten Julihässte erhielten„ganz zuverlässige" Leute folgendes Schreiben zugestellt: Vertraulich! Berlin , den 1s. Juli 1920. Sehr geehrter Herr! Die Mitglieder der ehemaligen Einwohnerwehr von Berlin und dessen Vororten haben sich in anderer Form und unter anderem Namen wieder zusammengeschlossen, um in Zeiten der Gefahr ihr Eigentum, sowie das ihrer Mit- bürger vor Plünderern und Verbrechern zu schützen. Nur unser Bezirk hat sich, da ihm die Führung fehlte, bis jetzt dem Zusammenschluß ferngehalten, trotzdem ein markiges Zusammenhalten jetzt mehr denn je vonnoten ist. Um über unseren gemeinsamen Uebertritt in die neue Vereint- gung zu beraten, bitte ich Sie. unserem Rufe Folge zu leisten und bestimmt am Montag, den 19. Juli 1326, abends 8 Uhr, im Restaurant Flora. Belle-Alliance-Straße 22(Eingang vom Hof), zu erscheinen, wo Ihnen alles weitere bekanntgegeben wird. Keiner darf fehlenl da es zum Schutze unserer Familien und unseres Eigen» t u m s gilt. I. A.: Erich Feldmüller, Gneisenaustr. 92. Uwser Gewährsmann, dem dies Schreiben in die Hände fiel, besuchte die Versammlung und übermittelte uns folgen- den Bericht, für dessen Richtigkeit er sich bereiterklärt hat, unter seinem Eide einzutreten: Herr Feldmüller eröffnete die von 23 Personen besuchte Versammlung und führte etwa folgendes aus: Herr Hauptmann Krausneck sei mit der Bitte au ihn herangetreten, im Bezirk.Hallesches Tor* den„Berliner Selbstschutz* ins Leben zu rufen. Er habe die Sache eingehend geprüft und könne sie nur dringend empfehlen. „Sie wissen, daß die Sicherheitspolizei aufgelöst wird und somit Eile am Platze ist. Im übrigen funktioniert der Selbstschutz schon, auch in der H a s e n h e i d e. Man ist in letzterer bei den Einladungen ebenso vorsichtig ans Werk gegangen, wie hier, indem man alle diejouigen, die iu den Märztagen nicht mitgemacht hoben, nicht eingeladen hat; den» den Leuten weineu wir keine Träne nach." Hierauf erfolgten Mitteilungen über Abzeichen und Auf- naihmefchein«: darauf fuhr der Redner fort: „Wir müssen zuerst einen Ausschuß wählen, der die Verhältnisse deS einzelnen nach allen Richtungen gründlich prüft, damit wir genau wissen, ob derselbe auf- genommen werden kann.* In der nach der Vorsitzendenwahl erfolgenden Diskussion wurde eine Anfrage gestellt, in der darauf hingewiesen wurde,
daß der Selbstschutz doch aus Zivilpersonen bestehe; ob cs nicht möglich sei, mit den Behörden in Kollision zu kommen' Hauptmann Krausneck gab darauf die beruhigende Antwor. daß sie als Hilfspolizeibeamten betrachtet werden soll' len, und daß diese Angelegenheit„in unserem Sinne' Erledigung finden werde. Er fuhr fort: „Außerdem ist die Sache nicht so schlimm. Man könnte in Höchstfalle weye» verbotenen WaffeutrcVens gefaßt werden, und das bezahlt selbstverständlich die Genossonschaft. Auf die Frage, wie es mit Brownings stehe, wurde er- widert, diese seien zu teuer, und Herr Hauptmann Krausnee könne durch das KreiSamt genügend Waffen zur Verfügung stellen. Weiter wurde der Antrag gestellt, die Geschäfte, die fleißig zahlten, zu schützen, und den„Schweinepriestern. die nicht zahlten*, den Schutz zu entziehen. Der Antrag wurde mit Beifall aufgenommen. Weiter sprach der Vor- sitzende Feldmüller— im Anschluß an einen„Freiheit'- Artikel— von„Pack, das umgefallen sei' und von.�Gesindel, dem man bei Gelegenheit aus die Finger klopfen werbe', und fuhr fort: ,LLir wollen die Sache vorläufig streng geheim halten» damit nichts in He Oeffentlichkeit kommt. Der Ausschuß kann inzwischen Umschau halten, wen wir noch einladen könntem Ich werbe die Ciuladunzeu so halten, daß selbst, wenn eine ver- looen gehen sollte, nicht dwrarls ersichtlich wird, was sie bädeuteu soll. Ich werde jetzt die gesamte Liste der ehemaligen Einwohnerwehr zur Verlesung bringen, und Sie können durch Zurufe bekanntgeben, wer gestrichen werden soll.' Der frühere Vorsitzende der Einwohnerwehr, L ä f f e r lS. P. D.), wird sofort gestrichen. Bei weiteren Mitgliedern, die teils Arbeiter, teils Abteilungsleiter der sozial- demokratischen Abteilung sind, wurde stürmisch „streichen, streichen* dazwischen gerufen. Unser Gewährsmann stellte sich harmlos und fragte, weshalb gerade diese Leute ge» strichen würden; eine Antwort hierauf blieb man ihm schuldig. Soweit der Bericht- Er zeißt die große G e f a h r, die gerade von feiten derer droht, die sich den Anschein geben, als setzten sie sich opferfreudig und selbstlos für die Interessen der A l l g e m e i n h e i t ern. Derartige Organisationen, die sich selbst als Einwohnerwehr in neuer Form be» zeichnen, sind Anlaß ständiger öffentlicher Beun- ruhigungen und können, da sie sich flrupellos mit Waffen aller Art versehen, Ursache neuer Komplikationen mit der Entente werden. Wir erwarten von den zu- ständigen Stellen, daß sie schleunigst die erforderlichen Maß» nahmen treffen, um diese Geheimorganisation sofort zu b e» 1 e i t i g e n. Das Reichswehrministerium sollte sich insbesondere-Herrn Hauptmann Krausneck einmal etwas näher ansehen.
Ter Raubmord im„Müucheuer Hof". Die noch in der Nacht angestellten Ermittlungen in Sachen de? in der heutigen Morgenausgabe bereits gemeldeten Raubmordes im Hotel.Münchener Hof* haben ergaben, daß der Ermordete der 32 Jahre alt« Kaufmann Paul W o l f ne r, Prinzenstr. 89, ist. Die Lerche wurde noch gestern abend spät von dem GerichtSarzt Prof. Dr. Strauch untersucht. Dabei stellte sich heraus, daß der Mann auch Schläge auf den Kopf erhalten hat. Der Tod dürfte durch Aetherderglftung eingetreten sein. Die Wirkung des Aethers war zunächst die, daß der Betäubte mit Händen und Füßen um sich geschlagen hat. Diese natürliche Wirkung hatte daZ Paar wohl nicht vorausgesehen. Wolfner scheint dabei auch die Frauensperson getreten oder geschlagen haben und deshalb hat diese wrder Willen laut aufgeschrte». Vielleicht aber hat er sie sogar gebissen. Daß er mit ihr gekämpft hat. geht daraus hervor, daß er ihr« schwarze Perlenkette, von der noch einzeln« Perlen am Fußboden verstreut umherlagen, zerrissen hat. Um den Widerstand Wolfners zu brechen hat das Paar seinem Opfer sodann«in in zwei Teile zerrissenes HandtuchgewaltsamindenMundgepreßt und außerdem Hände und Füße gefesse lt. Als der Ueber. fallene in dem Hotelzimmer aufgefunden wurde, war ihm merk- würdigerweise ein Schnürstiefel ausgezogen worden. Wahrscheinlich hatte das Paar die Absicht, ihn vollständig zu ent- kleide» und in das Bett zu legen. Di« Ausplünderung des Opfers muß mit aller Hast erfolgt fein. Das Paar hat dem Mann alle Taschen umgewandt und den für eS wertlosen Inhalt aus den Tisch geworfen. Außer einem Pappkarton, wurden noch zwejTaschentücher vorgefunden. Es sind allem Anschein nach Damentaschentücher. Das eine hat einen kleinen Hohl- saumrand und rotbraune Karos. In-hm ist der Buchstabe W e i n g e st i ck t. TaS andere ist fast neu, scheinbar nur einmal go- waschen und trägt das Zeichen S. W. Beide Taschentücher haben in einer Ecke als Wäschezeichen einen kleinen Kreis, aus dessen Mitte ein Strich nach unten führt, so daß eS einem P ähnelj. Als das Paar das Hotel verließ, isteS nrchigefehenwordeu. Das Steglitzer Schloßparktheater-vaternehmen soll neben dem Theater(mit WO Sitzplätzen) auch eine Kcnobühne(mit S80 Plätzen), ein.zeitgemäßes* Kaffee(also wahrscheinlich Tanzcase) und ein Restaurant betreiben. Das Kino soll für einen Kinder-, Schüler- und einen Außenkreis eingerichtet werden, lleber die Spielaussichten diese? reinen Geschäftsunternehmens(das immer noch mit dem Aushängeschild, es wolle auch Volksbühne sein, auf- wartet) verlautet: Sollt« eS in der ersten©tnelzeit nicht mehr möglich sein,«in eigenes Ensemble zu schaffen, so würden Berliner Kräfte zu einem einheitlichen Spielkörper vereint werden. Ueber da? Geschäftliche wurde jetzt in einer Versammlung mitgeteilt, daS Schloßvark-Etablisseu ent sei auf 30 Jahre gepachtet, die Theater- gefellschaft habe sich das Vorkaufsrecht gesichert, das Stammkapital von 500 000 M. fei voll eingezahlt; 4000 Stück Arrteilicheine zu je 600 M., die mit 5 Proz. verzinst und mit einem Ausschlag von ö v. H. zurückgezahlt werden, sollen ausgegeben werden. Die Dauer des Umbaus wird auf sechs Monate berechnet und dürfte gegen 2 Mill. Mark Kosten verursachen. Bei der Fixigkeit,'mit der Kinos aus dem Boden schießen, entsteht natürlich die Frage, ob es nicht so kommen wird, daß Steglitz die Schloßpark-Kinospiele früher er- leben wird als die ungesicherten, künstlerisch sorgfältigen Theater- aufführungen. Verfehlungen des JogendamtsinfpektorS. Berliner Steaben, die vom städtischen Jugendamt nach P r e r o w und anderen Orten zur Kräftigung ihrer Gesundheit gesandt worden waren, hatten sich über mangelhafte Verpflegung beschwert. Die städtische Verwaltung hatte sofyrt eine Uniersuchung eingeleitet, die die Richtigkeit der Klagen über Beköstigung ergab. Der In- spektor des Jugendamts, dem schwere Verfehlungen zur Last gelegt werden, ist sofort seines Amtes enthoben worden. Die Untersuchung rst auch aus andere Personen wegen Verschiebua» gen von Nahrungsmitteln ausgedehnt Wochen. Der Mörder der Witwe Thiclmanu aus der Cöpenickerstr. 102 konnte trotz der umfassenden Fahndungen, die die Kriminal.
kommissare Werneburg und Dr. Schuppe eingeleitet haben, bisher noch nicht ergriffen werden. Ter Gesuchte, der LI Jahr« alte Schlosser Otto Riedel ,st 1,59 groß und schlank, hat blondes .Haar, einen kleinen, blonden Schnurrbart und heTObraune Augen und trug einen modern gearbeiteten feldgrauen Anzug, Rock mit Gurt. Ein besonderes Kennzeichen ist«ine große vu» förmige Narbe auf dem linken Handrücken. Zu dem großen Juwelendiebstah! i« Marienbad , über den wir berichteten, wird uns mitgeteilt, daß der Haupttäter, der 21 Jahre alte ans Mohilib in der Ukraine gebürtige Student Eduard Epstein aus dem Gerichtsgefängnis in Marienbad ausgebrochen und flüchtig ist. Epstein hatte sich nicht nur wogen des großen Iu- welendiebstahlZ, sondern auch noch wegen eines Millionenbe- trugez zu verantworten. Es ist nicht ausgeschlossen, daß der Flüchtige, der hier in der Land?huterstraße 27t hei seiner Freundin, der mitverhafteten spanischen Tänzerin Malvine Viviand wohnte, wieder nach Berlin gewandt hat. Er wird deshalb auch von den hiesigen Polizeibehörden gesucht. Ein tragischer Unglücksfall ereignete sich heute vormittag an der Ecke der Grün, und Wallstraße. An einem Zaun, der dort zur Spree führt, tastete sich das blinde Ehepaar Sailzmann, Wassertorstr. 22, entlang. Eine Lücke in dem Zaun wurde den beiden vom Schicksal schon so hart Betroffenen zum Verhängnis. Beide stürzten in den Fluß und nur der 26jährige Mann konnte gerettet werden. Die von der Feuerwehr an der im 31. Lebensjahr ftehertden Frau vorgenommenen Wiederbelebungsversuche hieben erfolglos. Ein Stück aus dem Tollhaus. Unter dieser Spitzmarie teült uns ein Leser aus Steglitz folgendes mit: „Ich bin als Kriegsbeschädigter 50 Proz. erwerbSumsähtg und konnte nach meiner Entlassung am 1. Juli 1919 erst am 1. Mai 1920 ein« Stellung erhalten. Neun Monate war ich arbeitslos, also ohne Verdienst und ohne Arbectslosemmterstützung. Ohne jemals eine Veranlagung zur Steuer oder einen Steuer» zettel erhalten zu halben, fand ich am 22. Juli plötzlich einen Zettel in meiner Wohnung vor, auf dem mitgeteilt wurde, daß „der Vallziehumgsbeamte. welcher wegen rückständiger Steuern die Pfändung vornehmen wollte, mich nicht angetrosfen hat. Ich sträube mich nicht, die Steuern zu zahlen, nur kann ich wohl verlangen, daß mir vorgerechnet wird, wie ich veranlagt wurde, und daß man erst einmal die Steuern ansordert, ehe man zur Pfändung schreitet.* Der Bercchtiung dieser Forderung kann man- sich ebensowenig verschließen wie des Wunsches, daß man sich in den Sleuerbumus endlich einmal mehr Mühe gibt, und die an sich schon verärgerte und erregte Bevölkerung nicht noch mchr reizt. Erkner . Die Ylemeindebadcanstalt wurde vor einigen Tagen der Oeffentlichkeit übergeben. Die Eintrittspreise betragen für Er» wachsen« 30 Pf.»ad für Kinder 15 Pf. Monatskarten werden an Erwachsene für 3 M. und an Kinder für 1,50 Mk. abgegeben. Bis 4 Uhr nachmittags haben die Kinder freien Zutritt. Di« an. gegebenen Preise haben nur für einheimische Badegäste Gültigkeit. Groft-Berliner Lebensmittel. Pankow . 250 Gramm Haferflocken(37 u. 33).
Groß-Serliner portdnachrichten« Heute, 23. Juli: Jnngfozialiftiiche Bereinigung(S. P. D.h Ortsgruppe giitfr- selde. 7>), Uhr im Jugendheim. Älbrechtftraße 14a, Leseabend. Sport. Arbeiter- Radfabrerbuud.Zolivarität». Ortsgruppe verlin, I. Abt. 25. Juli: Ladetour nach Freibad Rahnsdorf Früh 3 Uhr und mittag« 1 Uhr.