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Nr. 383 37.Jahrgang Ausgabe B Nr. 54

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Sozialdemotrat Berlin".

Abend- Ausgabe

Vorwärts

Berliner Volksblatt

20 Pfennig

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3. Fernfbrecher: Amt Morisplas, Nr. 15190-15197.

Montag, den 2. August 1920

Internationale und Völkerbund.

Genf  , 2. August.  ( Eig. Drahtbericht des Vorwärts".) Dem Kongres ist von der Kommission folgende Resolution

zur Annahme unterbreitet worden:

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Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenste. 3. Fernivrecher: Amt Moritplass, Nr. 117 53-54.

Von Kiel   bis Kapp.

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Nostes Erinnerungsbuch.

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anerkannt werden können. Diese Frage wird aber vom Soll man die Aufzeichnungen Gustav Nostes, die er soeben Plenum entschieden werden müssen, voraussichtlich wird den an der Deffentlichkeit übergibt, als Geschichtswert oder als & a- persönliche Rechtfertigungsschrift betrachten? Die 3ofen beratende Stimme zuerkannt werden.( Nach einem WEB- Bericht aus Genf   wurden von verschiedenen Seiten die Frage ist schwer in dieser Fassung zu beantworten. So wert­Eigenschaften der französischen   Delegierten als boll die Schrift geschichtlich einerseits ist, so politisch berechnet eigentliche Sozialisten in zweifel gezogen. Dieser fie auf der anderen Seite erscheint, erschöpft sie sich weder im u. G. sehr berechtigte zweifel bezieht sich natürlich nicht auf Re- geschichtlichen noch im polemischen. Sie ist um es herauszusagen ein Persönlich nandel und die Vertreter des rechten Flügels der offiziellen Feitsausbruch. Der Noske  , der auf 200 Seiten seine Bartei, sondern auf die Auboist, Rozier und sonstigen Tätigkeit vom Ausbruch der Revolution bis zum Ausbruch des diffidenten", b. h. aus der Partei Ausgeschloffenen, Rechtsputsches, von Kiel   bis Kapp, schildert), ist derselbe, den die sich in Genf   breitzumachen versuchen. Die Red.) viele von ims aus eigener Anschauung kennen. Wir sehen ihn beim Lesen des Buches vor uns, wie er von der Redner­tribüne in ganz unrethorischen aber packenden Säßen, derb bis zum äußersten( doch niemals plump!) seinem Publikum die Beniten liest. Beifalls- und Mißfallsäußerungen lassen ihn

Das Ende des Kongresses ist für Donnerstag zu erwarten. Ein Resolutionsentwurf.

in weiterer Erwägung, daß der Vertreter der beut. fchen Sozialdemokratie in der Kommission über die Schulbfrage bie nachstehende Erklärung abgegeben hat: 1. Das Bismarcsche Deutschland   hat, wie schon Marg und Engels erklärt haben, den Weltfrieden auf das schärfste erschüttert, indem es

verachtet er, dafür versteht er mit unnachahmlicher Geschicklich­feit, nackte Tatsachen wie monumentale Blöcke hinzustellen und durch die Wucht der Gegenüberstellung den Hörer in seine Denkweise zu zwingen. So wie seine Reden, mit denen er manches innerlich widerstrebende Auditorium zu sich herum­geriffen hat, ist auch sein Buch.

Damit entscheidet sich die Grundfrage, ob man Noakes Darstellung als die Wahrheit über die Ereignisse zu betrachten hat oder sich feptisch verhalten soll.

Die Darstellung ist wahrhaftig aber nicht wahr. Wahrhaftig, wie alle großen Neden Noskes waren, d. h. ge­tragen von mächtiger innerer Ueberzeugung, ohne die sicher seine durchschlagenden rednerischen Erfolge undenkbar gewesen wären. Aber wie in diesen Steden sich auch die großen Frr­tümer des Mannes in den Vordergrund drängen, so ist es auch in seiner Schrift: zweifellos gibt dies Buch die Revolution so wieder, wie sie sich im Kopfe eines der bedeutendsten Mit erlebenden und Mithandelnden abgespielt hat, nur daß man dieses persönliche Erlebnis Nostes nicht für den realen

Der Internationale fozialistische Kongres stellt feft: Daß der Vertrag von Versailles   und die Verträge, die ihm gefolgt find, die Welt in dem Zustand der Unsicherheit und der Zerrissenheit belaffen, in einem viel beunruhigen­deren Zustande, als der vor dem Kriege von 1914 war: dieser Zu­stand führt zum Weiterbestand und zum Wachstum des Militarismus mit all den Gefahren eines Krieges, die damit aufammenhängen. Der Friedensvertrag hat eine Organisation des Böller bundes geschaffen, die die arbeitenden Klassen im Interesse des Friedens nicht mit Feindseligkeit und Gleichgültig­feit behandeln können. Aber sie haben die Berpflichtung, das nu­genügen und die Fehler dieses Bölkerbundes farzustellen, deren Genf  , 2. Aug.( WTB.) Die zur Beratung der Verantwort verdammenswürdigster die durch Artikel 18 des Vertrages erfolgt: liteitsfrage eingefeste Kommiffion des Internationalen falt, furchtlos geht er auf die unangenehmsten Wahrheiten zu Anerkennung des Rechtes auf Krieg ist. Der Völkerbund kann Sozialistentongresses nahm nach schwierigen Berhand- und wirft sie den verblüfften Zuhörern mit einer so un­nur eine tatsächliche Sicherung des Friedens sein, wenn er zu lungen, unter Vorbehalt der Zustimmung der geschminkten Rücksichtslosigkeit an den Kopf, daß gerade dies einem internationalen demokratischen Organismus wird, der alle deutschen   Delegation, die noch nicht vollzählig in Gruf er- Draufgängertum den Widerspruch erstickt. Rednerischen Böffer ohne jede Ausnahme und in dem Maße zusammenfaßt, als schienen ist, einstimmig folgende Resolution zur Schmuck, gefühlvolle Phrasen, den Appell an die Tränendrüsen sie sich dank ihrer demokratischen Verfassung als fähig er- Kriegsfchuldfrage an: weisen, eingegangenen Verpflichtungen nachzukommen, wie bereits In Erwägung, daß die deutschen   Sozialdemokraten in ihrer vom Luzerner   Kongres festgelegt wurde, und wenn er die Dentschrift über die Frage der Verantwortlichkeit anerkannt Mittel der Kontrolle und der Sicherung hat, die ihm ermög- haben, daß sie den Fehler begangen haben, nicht frühzeiigt und nicht lichen werden, durch die Schaffung einer internationalen energisch genug das System des Militarismus und 3mpe­Polizei die allgemeine Entwaffnung aller Böller rialismus bekämpft zu haben, vor allem hinsichtlich der Leitung zu Lande und zu Meere durchzusehen: es genügt nicht, daß der der auswärtigen Angelegenheiten, die der Kontrolle der Volksver­Völkerbund eine demokratische Berfassung hat, vor allem durch die tretung entzogen war, Wahl des ausführenden Nates im Schoße der Bersamm- in weiterer Erwägung, daß die deutsche   Sozialdemokratie lung aller Delegierten. Es ist außerdem zu wünschen, die Aus- felbft fagt, daß die deutsche   Revolution zum Unglück der dehnung seiner Befugnisse hinsichtlich der Verteilung der ganzen Welt, und besonders auch des deutschen   Boltes felbst, um Rohstoffe, der Transportmittel und auch der finan- fünf Jahre zu spät gekommen ist, und daß darin, nicht schon ziellen Kriegslasten, die nicht ohne ungerechtigkeit zum früher den Weg gebahnt zu haben, die Schuld liegt, deren die größten Teile zur Last der Nationen verbleiben kann, die am deutsche   Sozialdemokratie fich anklagen muß, meisten unter der Geißel des Krieges gelitten haben. Der Bölker­bund wird so vervollständigt und verbessert das natürliche Werk­zeug abgeben für die notwendige Umwandlung des Frie­dens von Versailles   in einen gerechten und dauer haften Frieden. Festhaltend am Grundfas der Wiedergut­machung wird er feine gerechte Anordnung ermöglichen, in der Art, Elsaß- Lothringen   im Jahre 1871 mit Gewalt annet. Ablauf der Tatsachen halten darf. daß den Völkern Mitteleuropas   die Mittel gegeben wer- tiert hat. Für die deutsche   Sozialdemokratie gibt es teine Wenn Noste auch heute noch etwa den Standpunkt ver­ben, fich im gemeinsamen Interesse der Welt wieder zu erholen, elfa- lothringische Frage, mehr. 2. Das taiser- tritt: ich habe nicht geirrt, sondern mein schließlicher( übrigens er wird die Landesgrenzen, die durch den Vertrag will. liche Deutschland   hat ein neuerliches Verbrechen gegen das nach Noskes Ansicht mur scheinbarer) Mißerfolg ist das Reful­fürlich festgefest find, durch Grengen erfegen, die den Bölkerrecht begangen, als es im Jahre 1914 die Neutralität und tat der Dummheit, Feigheit und Niedertracht der andern links frei ausgesprochenen Wünschen der Völker entsprechen. die Unabhängigkeit Belgiens   verlegte. 3. Das republi- wie rechts wie in der Mitte, so soll man dahinter feine Klein­Der Internationale Sozialistenkongres fordert daher die sozia- tanische Deutschland   selbst fühlt sich verpflichtet, aur liche Rechthaberei eines Mannes vermuten, der fich ohne listischen Parteien der einzelnen Länder auf, alle ihre Anstrengun wiedergutmachung ber Folgen des Angriffs, den bas inneren Glauben um des Zwedes willen verteidigt. Noske   ist gen darauf zu richten, ihren Delegierten in die gegenwärtigen Dr- kaiserliche Deutschland   ausgelöst hat, nachdem es das noch sicher heute ebenso überzeugt wie im März, richtig gehandelt zu haben. Aber genau wie in seiner Ministerzeit vermag er ganisationen dez Bölkerbundes Eingang zu verschaffen, um auf am Vorabend des Konflittes mögliche Schiedsgericht abge- 3u haben. Aber genau wie in seiner Ministerzeit vermag er auch heute den Einwänden gegen sein Tun nicht gerecht zu diese Weise seine innere 3usammensetung zu ändern lehnt hatte", und seine Befugniffe au erweitern, um die Garantie zu nimmt der Kongres diese Erklärungen zur Kenntnis und er werden. Wie ehedem der Reichswehrminister Noste, so unter­fchaffen für die Sicherheit und die gute Nebereinstimmung aller neuert die Erklärungen der alliietern Sozialisten vom Jahre 1915, liegt jetzt auch der Schriftsteller Noske   der Neigung, von den Völker, die gleichmäßig an der Erhaltung des Friedens interessiert daß bas kapitalistische System durch die Nebertreibung Tatsachen nur den seiner Beweisführung dienlichen Teil und diesen oft viel zu groß zu sehen, während Borgänge, find. In einem so gesicherten Friedenszustand wird das ganze feiner Interessenpolitik und seiner Rafffucht eine der tiefsten die nicht nur die Mitwelt, sondern auch ihn selber anklagen, Weltproletariat, befreit vom Alpdrud des Krie- ursachen des Krieges ist, und erklärt gleichzeitig mit den= zur Unscheinbarkeit zusammenschrumpfen. ges und von der Geißel der Rüstungen, feine An- felben Ausdrücken wie die deutsche   Denkschrift: daß sein Es seien hierfür konkrete Beispiele angeführt auf dem strengungen für feine vollständige Befreiung bis zum endgültigen unmittelbarer Anlaß hauptsächlich, wenn auch nicht aus- Gebiet, das uns als Parteigenoffen Nostes zunächst liegt. Ich Siege fortfegen können. fchließlich, bei der mit Ropflofigkeit gepaarten Gemeine den Streit über die Frage, ob die Reichswehr nicht in wiffenlosigkeit der jetzt gestürzten deutschen   und ihrem Wesen demokratischer und zuverlässiger Die Verantwortlichkeitsfrage. österreichischen Machthaber lag". gegen recht 3 hätte aufgebaut werden können. Noste schiebt Genf  , 2. Auguft.( Eigener Drahtbericht des Vorwärts".) Der Kongres gibt die Urheber der abscheulichen Schlächteret, hier die Schuld an den Versäumnissen restlos den Partei­zu der Kommission, die die Frage der Verantwortlichkeit die Europa   und die Welt in Blut gebadet hat, dem Abscheu der genossen zu. Er zitiert den Beschluß der Generalversamin für den Krieg prüfen soll, zeigten die englischen Bertreter Völker preis und bekräftigt seinen festen Willen, alle feine lung von Teltow- Beeskow- Charlottenburg, der dem Bor­größtes Entgegenkommen. Der deutsche   Vertreter Kräfte der Wiederherstellung der durch den Krieg zerstörten Welt wärts" die Aufnahme von Werbeinferaten untersagte. Sicher Adolf Braun   erklärte, die Hauptfache fei, eine Lösung zu zn widmen und von nun an gegen die friegerischen Mächte im sehr geschickt, denn hier ist zweifellos feitens der Partei ein finden, die endgültig die Gegenfäße zwischen den Sozialisten hin- Geifte und im Dienste der Internationale zu kämpfen. Fehler begangen worden, gegen den ich übrigens bei gleichem wegräume. Am Montag müsse dieser Teil des Krieges beendet Anlaß in der Preßfommission mit großem Nachdruck an­fein. Die Kommission seste darauf am Sonnabend eine Unter­gefämpft habe. tommission von sechs Delegierten ein, die den Auftrag erhielt, eine Resolution auszuarbeiten und vorzulegen. Der Unterkommission gehörten an: van kol- Holland, Engberg- Schweden  , Braun­Deutschland, Rozier Frankreich  , Lafontaine Belgien  , ill England.

Den Verhandlungen der Kommiffion, die diese Mesolution ein­timmig beschloß, wohnte deutscherseits der Reichstagsabgeordneté Braun bet. Die Resolution foll am Montag in einer Bollfigung bes Kongresses aur Verhandlung kommen.

Für die Frage der Abrüstung hat die Rommission eine Unterkommission gebildet.

Die Kommission für die Frage der Einigung nahm einen Die Resolution, wie sie hier vorliegt, enthält tros aller Be­nenen Statutentwurf an, der vorschlägt, Rommissionen zur& übmühungen, objektiv zu sein, immer noch eine so ein feitige Be lungnahme mit den verschiedenen noch nicht vertretenen urteilung der Deutschen  , daß wir glauben möchten, die Parteien einzusehen. Die Sozialisierungskommiffion beatsche Gesamtdelegation werde der Nesolution in dieser Fassung erklärte fich einmütig für schrittweise Sozialisierung.

Die Kommission für das politische System( Diktatur oder Demokratie) wird voraussichtlich eine Resolution vorlegen, die sich ausspricht für Beschränkung des Räte systems auf wirt schaftliche Aufgaben, aber gegen die politische Räte­

bittatur.

Die Mandatsprüfungskommission war sich einig barin, bas bis Mandate ber Franzosen und Ruifen nigt

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Aber doch hält diese Beweisführung genauerer Betrachy tung nicht stand. Vergißt Noske  , wie diese Werbeinferate aussahen? Sie waren derart nationalistisch ge­halten, spiegelten bereits so starf den Geist wiedererwachender Reaktion daß gerade soizalistisch gefestigte Arbeiter durch solche Aufrufe eher abgestoßen als angezogen werden mußten. Das war auch der Grund, weshalb die Aufnahme der Inferate im Vorwärts" bei bielen Barteigenoffen so hef­tigen Anstoß erregte. Wären sie noch weiter erschienen, so hätte das am Ablauf der Dinge nur sehr wenig geändert.

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ihre Zustimmung nicht geben. Von uns aus müssen wir schon Aehnliches ist auf Nostes Anklage zu erwidern, daß die jest Einspruch dagegen erheben, daß die Resolution einzelne Barfeigenoffen nicht für den Eintritt in Reichswehr und Ein­Säße aus der Denkschrift des deutschen   Parteivorstandes heraus wohnerwehr zu haben seien. Doch nur, wo und weil die offen­greift, um daraus eine deutsche   Selbftanklage zu konstruieren, de- fundig reaktionäre Leitung fie abstieß und, wie zahl­gegen andere, ebenso wichtige Säbe wie z. B. diejenigen über die russischen Kriegstreibereien und die deutsche   Begründung,*) Anmerkung: Von Miel   bis app, zur Geschichte der deut­warum die Revolution vor fünf Jahren eine Unmöglichkeit war- schen Revolution. Von Gustav Noste. Verlag für Bolitik und einfach unter hen Zif fallen läßt, Wirtschaft, Berlin   23, 85,

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