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Dazu kommt der Schuß! Dieser Schuß war der Funke in das vollgefüllte Pulverfaß. Meine Herren Geschworenen , halten Sie sich doch das Material vor Augen, mit dem wir es hier zu thun haben. Den oberschlesischen Arbeiter, dessen Temperament kein ethisches Hemmungsmoment zügelt, müssen Sie sich recht vor Augen führen. Ich bringe Sie damit auf die Frage der mildernden Umstände, die Sie hoffentlich bei allen Angeklagten bejahen werden. Bedenken Sie doch, die meisten sind noch ganz unbescholtene Leute. Bedenken Sie weiter, die Hauptthäter werden sicherlich nicht unter den Angeklagten sein.
Aber das ist in diesem Fall ja nicht die Hauptsache, wo es nur festzustellen gilt, daß der Gerichtsschreiber auf dem Gewerbegericht nichts weiter zu thun hat, als eingebrachte Klagen ohne Rücksicht auf ihren möglichen Ausgang einwandsfrei entgegen zu nehmen.
Das wolle sich jedermann zur Notiz nehmen, der auf dem Gewerbegericht etwas auszurichten hat.
Die Expedition des„ Kleinen Journals" beehrt uns mit der Busendung folgenden Schriftstückes:„ Auf Grund des§ 11 des Breßgefeges ersuche ich Sie um Aufnahme folgender Berich tigung Ihres in Nr. 227 des„ Vorwärts" enthaltenen Artikels: Es ist unwahr, daß die Vorgänge, welche sich am 24. September 1894 in der Expedition zwischen Herrn Dr. Leipziger und dem Redakteur Brockhoff abgespielt haben, in der von letzterem dar gestellten Weise verlaufen sind. Insbesondere ist es nicht wahr, daß der Redakteur Brockhoff Herrn Dr. Leipziger Ohrfeigen ver fetzt hat."
Beamten.
für eine verfehmte Partei und befürchtete Unannehmlichkeiten| Auch falls mildernde Umstände den Angeklagten bewilligt| Ründigungsfrist gestellt wird, so fann er getroft sein Einvers für seine Person, wenn er den Saal hergab ob mit Recht werden, ist die Strafe für sie noch eine sehr hohe. Schon das ständniß damit erklären, denn ob ohne oder mit Einverständniß oder Unrecht lasse ich dahingestellt. Aber den Gendarmen nehme ganze Gerichtsverfahren wird einen nachhaltigen Eindruck bei beider Theile, bleibt die Kündigungsfrist dennoch eine ungesesich ihr Verhalten übel. Alles ist meiner Meinung nach zurückzu- den Angeklagten hinterlassen haben und eine Wiederholung der liche.. führen auf eine unzweckmäßige Intervention der Gendarmen. Ein Vorgänge ist für die nächste Zeit wenigstens nicht zu befürchten. bringender Anlaß zum Einschreiten war nicht vorhanden. Die Gen- Meine Herren Geschworenen, ich bitte Sie, bei Ihrem Wahr Darmen hätten die oberschlesische Bevölkerung kennen inüssen, sie hätten spruche Gerechtigkeit und Menschlichkeit walten zu lassen. fich sagen müssen, daß die aufgeregte Menge milde anzufassen ist. Vertheidiger Rechtsanwalt Dr. Freund schließt sich dem Sie hätten erst den Amtsvorsteher rufen müssen, der augen- ftaatsanwaltlichen Antrage, soweit er auf Freisprechung lautet, scheinlich eine milde, versöhnliche Natur ist. Dann wäre vielleicht an, tritt im übrigen für die Verneinung der bei seinen Klienten alles verhütet worden. Ich stehe nicht an, zu erklären, einen gestellten Fragen nach der zurechnungsfähigkeit ein. großen Theil der moralischen Verantwortung für die Vorgänge Vertheidiger Rechtsanwalt Freudenberg sucht den Beschreibe ich den Gendarmen zu. weis zu führen, daß die ihm anvertrauten Angeklagten bei Lage der Sache unmöglich die Aufforderung zum Auseinander gehen haben hören können, indem er auf die große Boltsmenge Er behandelt im und das heftige Lärmen derselben hinwies. übrigen noch eingehend die Dienstinstruktion der Gendarmen, auf grund deren sich diese zum Einschreiten in einem fremden Bezirk berechtigt geglaubt haben. Er meint, daß in der That die 3u ständigkeit den Beamten gefehlt habe, da es sich nicht um die Hilfeleistung für bedrängte Nachbargendarmen gehandelt habe. Der Vorsitzende giebt nun den Geschworenen die RechtsUnterzeichnet sind unter diesem seltsamen Schriftstück die belehrung und diese ziehen sich zur Berathung zurück. Ich komme nun zur rechtlichen Seite der Fragen. Das Durch den Wahrspruch der Geschworenen werden 31 An- Herren Proskauer, Barthel und Meißner. Ganz verschämt ſette Strafbare ist nicht der Auflauf an sich, sondern der Ungehorfam, geflagte freigesprochen, 5 werden des Aufruhrs, 8 des Land- auch Herr Dr. Leipziger seinen Namen unter den seiner der geflissentlich den Beainten geleistet wird. Das subjektive friedensbruchs, 11 des Auflaufs schuldig befunden. Unter den Wir haben diese sogenannte Berichtigung abgedruckt, wiewohl Moment der Verschuldung muß vorhanden sein. Mir ist es auch Freigesprochenen befinden sich die fünf naben, weil ihnen wir nicht dazu verpflichtet zu sein glauben. Wir hatten mit der nicht so unzweifelhaft wie dem Herrn Staatsanwalt, daß die die zur Erkenntniß der Strafbarkeit nöthige Einsicht gefehlt hat. Expedition und den unterzeichneten Beamten nichts zu schaffen. Beamten innerhalb der Grenzen ihrer Zuständigkeit gehandelt Die Frage nach mildernden Umständen wird überall bejaht. Die Schilderung, die wir gaben, rührt auch nicht von Herrn haben. Zuständig d. h. örtlich zuständig müssen die Beamten Der Gerichtshof spricht die Angeklagten Pernik , Juranek, fein. Wenn natürlich an der Grenze auf dem Nachbargebiete Korzeniowsky, Cziollet, Modzyk, Elsner, Schampera, Micolasz, Brockhoff her. Zu verwundern ist es nicht, daß Herr Leipziger feine Untergebenen vorschiebt, um den Empfang der Ohrfeigen eine strafbare Handlung begangen wird, so ist es nicht nur das Ulbrich, Kujon, Copp, Kaluza, Wessozky, Kolodzie, Magiella, abzuleugnen. Wer hat jemals sich zu empfangenen Ohrfeigen Recht, sondern sogar die Pflicht der Beamten aus dem Nachbar- Szyrba, Kowalski, Lenczyk, Bujok, Figura, Sojina, Piontet, befannt? Sollte Herr Leipziger der erste muthige Mann sein, gebiete einzuschreiten. Lag hier aber schon ein strafbare Hand- Baluch, Kalinke, Nawaab, Kontey, Nowak, Sobetto, Suchannet, der eingesteht? Herr Brockhoff hat mit seinem Namen die von lung vor, als die Gendarmen einschritten? Die Gendarmen Hannusset und Kaluza frei. Es erhalten Rehlick 2 Jahre, uns erzählte Ohrfeigen- Geschichte öffentlich bestätigt. Uebrigens haben nach ihrer Instruktion nur in dringenden Fällen Hilfe Schmottermayer 1 Jahr, Nickel 1 Jahr 6 Monate, Modzik ist es verwunderlich, höchst verwunderlich, daß Herr Dr. eine Berichtigung denkt. 3u leisten. War die Lage wirklich so gefährlich, hätte nicht 1 Jahr 6 Monate, Polaget 1 Jahr 6 Monate, Jatta 1 Jahr, Leipziger erst jetzt an vielleicht der Amtsvorsteher eine friedliche Lösung der ganzen Matusczyt 1 Jahr 6 Monate, Bartoschek 1 Jahr, Schwarz Herr Leipziger, Leipziger, der unseres Wissens Rechtsanwalt Situation herbeiführen können? Die Gendarmen haben die Auf- 1 Jahr, Jung I 1 Jahr, Jung II 9 Monate, Kalisch 9 Monate, ist, vielleicht von seiner Kollegenschaft zu einer Erklärung forderung auf Redendorfer Gebiet erlassen, das geben sie selber Buballa 1 Monat, Rosczyt 1 Jahr, Prutopp 2 Monate, Sowada gedrängt worden sein? Mit erzwungen burschitosem Gelächter wollte Herr Leipziger über die Vorgänge vom 24. September zu, sie wußten auch, daß Redendorf zu einem andern Kreise ge- 2 Monate, Wienbeck 2 Monate, Ziegler 1 Monat, Wieczorek gedrängt worden sein? Mit erzwungen burschikosem Gelächter hörte, in dem sie ohne dringende Veranlassung nicht zuständig 1 Monat, Waletty 1 Monat, Frau Piontek 1 Monat, Wawozeg hinwegschlüpfen. Er erzählte furz und bündig: Wir haben uns 1 Monat, Gawlit 1 Monat, Passon 1 Monat Gefängniß. über die Zeitungsberichte und das Jägerlatein des Herrn BrockDer Staatsanwalt hatte Strafen von 2 Monaten bis hoff weidlich amüsirt. Als Mensch kann ja Herr Leipziger sich Der Angeklagte Prutopp erfreut sich des ganz besonderen Sasses seitens der Gendarmen. Nach dem Eindrucke, den ich 2 Jahr 6 Monat Gefängniß und gegen die Aufrührer Ehrverlust darüber amusirt haben, daß von ihm erzählt wurde, wie er geDer Gerichtshof erkannte aber und den Sie meine Herren wohl alle von ihm in der Verhand- bis zu 3 Jahren beantragt. Sollte man ihm als ohrfeigt wurde und anderes Schöne mehr. lung gewonnen haben, ist Prufopp ein intelligenter ruhig den- nicht auf Verlust der Ehrenrechte. Rechtsanwalt nicht nahegelegt haben, daß er der erfte RechtsSeine fender, zu Ausschreitungen feineswegs neigender Mann. Schluß der Sigung 1034 Uhr. anwalt wäre, der über derlei Nachreden vor Freude Rad Intelligenz hat ihm einen großen Einfluß bei seinen Kameraden schüge? Wie dies immer sein mag, die späte Erklärung und gefichert und es ist natürlich, daß sich um ihn die Leute drängten. ihre sonderbare Form erregten bei uns bedenkliches Schütteln Was hat nun Prukopp verbrochen? Hat es sich bei der Verdes Kopfes". Ueberzeugt aber haben die Herren Proskauer und sammlung, in der auch er sprechen wollte, um staatsgefährliche Genoffen uns ebenso wenig, wie sie die Ohrfeigengeschichte aus Dinge gehandelt? Es handelte sich darum, die Zweckmäßigkeit der Welt schaffen.
waren.
Toktales.
Wie der Boykott wirkt. Die Schultheißbrauerei, welche einer Organisation für die Bergarbeiter zu erörtern. Nicht sich entschieden am besten gegen die Wirkungen des Boykotts zu einmal Bolitik war dabei im Spiel, sondern um eine Agitation wappnen gewußt hat, vertheilt laut Beschluß des Aufsichtsraths für die Theilnahme an dem über ganz Deutschland verbreiteten in diesem Jahre nur 12 pet. Dividende gegen 15 pct. im Vorschlesischen Bergarbeitern erfolgen sollte, als es bisher der Fall jahre. So geschiehts am grünen Holze.... war. Der Verband hat einen rein ökonomischen Charakter, das
Als Ueberschuß der Matinee, welche der Gesangverein Schildhorn" am 16. September abgehalten hat, sind an die Rasse der ausgesperrten Brauerei Arbeiter 128,35 M. ab geliefert worden. Die Kommission der Brauer und Brauerei Hilfsarbeiter.
Eine Täuschung des Publikums wird durch Plakate beweist schon seine Ausdehnung über das ganze Reich, was erweckt, auf denen der Athletenverein" Atlas" zum Besuch seines politischen Vereinen unmöglich wäre. Der Brukopp ist nun nach am 20. Oftober im Lokal von Dase, Brunnenstraße 154, statt Meinung der Gendarmen derjenige, der alles angebahnt hat, findenden Vergnügens einladet. Auf den Plakaten wird nämlich die Vorgänge sich vielleicht gar schon vorher so ausgemalt unrichtig angegeben, daß in dem Lokal kein Ringbier verschänkt und dem Krawall mit heimlicher Freude zugesehen werde. hat. Ich meine, Prukopp und seine Freunde Sowada und Wienbeck find so wenig belastet, daß die Anklage gegen sie fallen müffe. Alle drei haben doch offenbar nicht beabsichtigt, den Anordnungen des Gendarmen zum Trotz auf dem Platze zu bleiben. Sie find ja thatsächlich auch bald ruhig nach Hause gegangen. Wie bei Prutopp und Sowada liegt die Sache bei den meisten übrigen des Auflaufs Angeklagten, sie alle wollten nicht gefliffentlich ungehorsam sein. Was die wegen einfachen Landfriedensbruchs Angeklagten anlangt, so bitte ich zu bedenken, daß die bloße Anwesenheit der Leute für den Thatbestand des Landfriedensbruchs nicht genügt. Jeder einzelne muß mit dem Willen erfüllt gewesen sein, die Wucht des Angriffs auf die Beamten durch seine Anwesenheit verstärken zu wollen. Dieses Auch über den§ 122 der Reichs- Gewerbe- Ordnung scheint Moment fehlt bei der Mehrzahl meiner wegen einfachen einer der Herren Gerichtsschreiber nicht besonders beschlagen Landfriedensbruchs angeklagten Klienten. Bedenken Sie doch zu sein. Dieser Herr hat am 8. b. Mts. eine Klage, die bitte, den unglückseligen Feuerlärm, der so viele Leute ein Omnibusfutscher wegen unrechtmäßiger Entlassung gegen erit auf den Play hingelockt und dann hier auf die Anklagebant feine Gesellschaft vorbringen wollte, deshalb nicht aufgenommen, gebracht hat. Der Feuerlärm war in der That eine recht unveil der Kutscher sich mit einer ungesetzlichen Kündigungs glückselige Maßnahme. Man wollte die Menge auseinander vereinbarung ausdrücklich einverstanden erklärt hat. Es war bringen und bläst Feuerlärm und holt damit erst noch mehr Menschen heran.
Der Vertheidiger geht nun auf bie Schuldfragen der einzelnen 45 von ihm vertheidigten Angeklagten ein; er kommt zu dem Schluffe, daß der überwiegenden Mehrheit die ihnen zur Last gelegten Strafthaten nicht erwiesen sind. Für alle feine Klienten, die des Aufruhrs angeklagt find, macht er die Forde Er schließt: rung nach mildernden Umständen geltend.
bevor er
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weg
Recht unangenehm wirkt das Verhalten einiger Gerichtsschreiber am hiesigen Gewerbegerichte auf das Publitum, bas sein Recht suchen möchte. Kürzlich wurde da einem Pferdebahn: schaffuer die Aufnahme feiner Klage versagt, weil nach Ansicht des Gerichtsschreibers das Gewerbegericht bei Klagen solcher Bediensteten gegen ihre Gesellschaften nicht zuständig wäre!
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Sollte
Bur Lokalliste. Rixdorf, Schönweiderstraße Nr. 14, schänkt boykottfreies Bier; auf der Liste am Sonnabend blieb sein Name aus Versehen fort. Altmann, Grüner Weg 61, mußte aus der Liste fortgelassen werden, weil er Boykottbier schänkt.
B
Für den Verkehr des Publikums mit den Gewerbes Aufsichtsbeamten sind folgende Sprechstunden bestimmt: Aufsichtsbeamten find folgende Sprechstunden bestimmt: Reviere 22-26, 28, 30, 41-45, 47-49, 52-54, 65, 66, 70, 79, 86, 87, 93-96. Sprechzimmer: Polizei Präsidium, Alexanderplay, 1. Stock, Zimmer 138( Eingang Portal IV). Jeden Diens tag und Freitag 12/ 2-1/ 2 Uhr Mittags. Jeden Donnerstag 7-8 Uhr Abends. Am 1. und 3. Sonntag im Monat 8 bis 10 Uhr Vormittags im Sommerhalbjahr, 12-2 Uhr Nachmittags im Winterhalbjahr.
M
2. Gewerbe Inspektion Berlin II, umfassend bie Polizeis Reviere 1, 2, 9-21, 27, 29, 38, 40, 46, 50, 51, 55, 59-62, 68, Jeden Dienstag und Freitag 121/ 2-1/ 2 Uhr Mittags. Jeden 80, 81, 88-90, 92. Sprechzimmer: Georgenkirchplay 21, 2 Tr. Donnerstag 7-8 Uhr Abends. Am 1. und 3. Sonntag im Monat 8-10 Uhr Bormittags.
3. Gewerbe- Inspektion III, umfassend die Polizeireviere 3-8, 31-37, 39, 56-58, 63, 64, 67, 69, 71-78, 82-85, 91, sowie die Stadt Charlottenburg . Sprechzimmer: Lintstr. 22, of parterre. Jeden Dienstag und Freitag 12/ 2-1/ 2 Uhr Mittags. Jeden Donnerstag 7-8 Uhr Abends. Am 1. und 3. Sonnof parterre. Jeden Dienstag und Freitag 12/ 2-1/ 2 Uhr Mit tag im Monat 8-10 Uhr Vormittags im Sommerhalbjahr, 12-2 Uhr Nachmittags im Winterhalbjahr.
Erweiterungen des Fernsprech- Verkehrs. Vom 10. D zwischen den beiden Parteien vereinbart" worden, daß der Ar- tober ab wird der Fernsprech- Berkehr zwischen Berlin und beiter ohne Kündigung entlassen werden könne, wogegen die Ge- Leipzig einerseits und München , Nürnberg , Würzburg , Fürth , sellschaft von ihm eine fiebentägige Kündigungspflicht beanspruchte. Bamberg , Bayreuth , Erlangen und Augsburg andererseits eröffnet. Die Gebühr für ein einfaches Gespräch bis zur Dauer von drei Der§ 122 lautet nun aber: Minuten beträgt 2 M.
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Werden andere( als vierzehntägliche) Auffündigungsfristen vereinbart, so müssen sie für beide Theile gleich sein. Verein Profitwuth und Sonntagsruhe. Gegen die Uebertreter barungen, welche dieser Bestimmung zuwiderlaufen, sind nichtig." Wenn dem Arbeiter vom Unternehmer eine derartige nichtige der Sonntagsruhe, so meldet ein Berichterstatter, speziell gegen
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von
Zu
Stelle gekündigt hat und nicht einmal das Anerbieten des Alten, dem Wert als fertigem Ganzen bas attische Salz, es ist kein wird im„ Neuen Theater" noch zum Doppelfelbstmord das rührals Rompagnon ins Geschäft einzutreten, annehmen will. dichterisches Ziel in ihm zu erblicken. Man empfindet, daß der fame dramatische Gedicht von François Coppé( dem Verfasser Echämen Sie sich denn gar nicht?", donnert Winkelmann die Verfasser seine weiblichen Figuren wohl Schmetterlinsgeflatter bes Streifes der Schmiede"):„ Der Geigenmacher von Gremona" Frau Hergentheim an. Da erzählt die niedergeschmetterte Mutter erlauben darf, daß es ihm selber aber an Genialität gebricht, gegeben. Am Sonntag trat Herr Bonn zum ersten Male auf. eine halb tomisch und halb erschütternd wirkende Geschichte von um scheinbar ziellos hin und her zu gaukeln und doch am Schluß Bekannter ist er in der Künstlerwelt mehr durch die Sensationen Das mag der deutsche Liebling der seines Lebens, als durch seine eigentliche Kunst. In München der unendlich schweren Pflicht, drei Töchter in der Armuth standes- ein Meisterwerk zu liefern. gemäß zu erziehen. ,, Wissen Sie, was ein Pfund Fleisch kostet?"" Wissen Grazien sich gestatten, aber an Sudermann bleiben zu viel Erden- ging um seinetwillen eine bekannte Schauspielerin, die er rückSie, was ein Pfund Margarine tostet? Sie haben Reichthum auf reste haften, als daß ihm der freie Flug in die Lüfte froh fichtslos verlassen hatte, in den Tod und so verließ er München und ging nach Wien . In Wien hatte er jüngst abermals einen Reichthum aufgehäuft und uns zahlen Sie für das Duhend Fächer gelänge. Ueber das Spiel ist nur ein Wort des Lobes zu sagen. Konflikt, der viel von sich reden machte. Von brennendem Ehrsechs Mark! Wissen Sie, daß es einen halben Tag schwerer Arbeit toftet, um einen einzigen Fächer zu bemalen? Aber Alle, auch diel nebenfächlicheren Rollen wurden meisterhaft ge- geiz und Reklamewuth geplagt, will Herr Bonn nämlich auch außerhalb seines Fachs immerzu genannt sein, und so verlegte dennoch tauschen wir für unsere Armuth nicht ihren Reichthum geben. er sich auf die Schriftstellerei, in der er ein fläglicher Dilettant ein!" Die Mutter geht, Elsens Mahnung an Max, sich die Neues Theater. Anzengruber's übermüthige Posse ist. Neuerdings nun widerfuhr ihm das Malheur, daß er Ge Sache doch noch einmal zu überlegen" bleibt erfolglos. Aber noch ist Rofi im Arbeitszimmer. Im Kopf des Alten schwirrt Der Doppelselbstmord" ist nunmehr ins Neue Theater danken über Shakespeare , die ihm von seinem Freund und Bes allerlei herum. May will gehen, Rosi hat ihn so nett in seinen eingezogen. Die lebensrohe Dichtung, die verschollen und durch rather, dem Schriftsteller und Shakespeareforscher Gelber, eins Rheumatismusschmerzen gepflegt, außerdem ist sie ein ungemein die Freie Bühne wieder ans Licht gezogen war, fand auch hier geflößt waren, furzerhand für die seinen hielt und ausgab. schätzbares Ausbeutungsobjekt, und auch Max tann schon was wieder munteren Widerhall. Der alte brave Hauderer, eine der Das machte unliebsames Aufsehen und Herr Bonn findet gerathen, eine fern Zeit lang und leiften. Natürlich erfordert es das Geschäftsprinzip, auch den trefflichsten Kerngestalten, die Anzengruber je gelungen find, be- es uns Berliner zu beglücken. Nach dem besten Arbeiter herunterzuhunzen; aber bevor die Rosi am gleitet wieder alle menschlichen Vorgänge mit seinen knappen weilen Ende doch noch Don dem lebensweisen Aussprüchen und wenn man den ewig Hadernden, weichmüthigen, Philippo, dem Jüngling mit dem bösen Blick, verdammten Reßler geschnappt wird, mit ihr ein Konkurrenz- den Unchristen fragt, was er denn eigentlich von seinem Herrgott dem unglücklichen Liebhaber, der vor dem Haß der Welt zu wird wolle, da antwortet er:„ Nix! Wünschen möcht ich, daß er seiner geliebten Geige flüchtet, läßt sich ein Schauspieler nicht geschäft gründet, ist es doch noch besser, sie dem Mar gegeben. Der Vorhang fällt über ein liebendes Paar, sein möcht'!" Und das Agerl und der Poldi tämpfen gut beurtheilen. Es ist ein Virtuosenstück, die Darstellung des so naturivüchsig um das Recht ihrer Jugend und ihrer Philippo und jeder schönrednerische Virtuose wird Wirkungen über einen mit dem Vater versöhnten Sohn. Hatte das Publikum sich schon vorher bei passender und un- Liebe, gegen den 3wang, den ihnen die grämlichen Alten auf ein sentimentales Bublikum daraus hervorholen. Auch hier paffender Gelegenheit an dem Dichter gerieben, so entfesselte der auferlegen möchten, daß die Posse heute noch so erfrischend wirkt, fand Herr Bonn großen Beifall. Nach meiner Empfindung ist er tomische Schluß der Komödie einen Lärm, wie ihn das Leffing- wie vor Jahren, als sie geschrieben und von Philiftern und jedenfalls ein intereffanter Schauspieler, wiewohl sein Vortrag Theater wohl faum vorher gehört hat. Bahlreich noch waren Heuchlern und Klerifern begeifert wurde. Man will den Boldl mir zu gesucht weich und elegisch klang. die Freunde des Dichters zu Anfang, aber nur matt war ihr und das Agerl nicht zusammengeben. Das sind aber zwei ternBeifall aus dem Gepfeife und Gezische herauszuhören, das er am gesunde Menschen. Sie freien einander aus eigenem Recht. Ende des Abends über sein Haupt ergehen lassen mußte. Wir sind gegangen, uns auf ewig mit einander zu vereinigen", Halten wir den Lärm auch für einen Ausfluß roher Un- so schrieben sie ihren halsstarrigen Eltern und das ganze Dorf gezogenheit, so vergessen wir nicht, daß die Schmetterlings meint, nun hätten die Beiden einen Doppelselbstmord aus un Schlacht" nichts weniger als ein aristophanisches Meisterwert ist. glücklicher Liebe begangen. Die denken nicht daran. Auf der Im Einzelnen ist jeder Charakter ausgezeichnet getroffen, mit oft Alm oben haben sie Hochzeit gemacht und die Eltern find endlich derben Strichen find die Figuren lebensgetreu hingeworfen. Und froh, als sie die Vermißten finden, und sie müssen hinterdrein auch der vielbemängelte Schluß des Stückes dünft uns, wie die ihren Segen geben. Den alten Hauderer giebt Herr Pagay Sache nun einmal liegt, der einzig mögliche. Der Schablonen in köstlicher Weise. Die ganze Gestalt ist mit Humor erfaßt und schluß, nach dem der unselbständige Kapitalistensohn mit seiner jeder Zug ist stroßende Lebensfülle; faum eine Spur von sechzehnjährigen Geliebten in die Welt hinauszieht, ist erfilich Komödianterei bleibt übrig. Nicht Herr Bohl( Sentner), nicht für die Komödie" doch zu rührselig und zweitens fürs wirkliche Herr Jarno( Poldl) und Frl. Wirth( Agerl) tommen diesem Leben zu waghalsig und unwahrscheinlich. Die Schwiegertochter Hauderer gleich, wiewohl sie alle wacker sich halten. Um Herrn Ferdinand Bonn , dem vielgenannten Wiener wird den Alten schon zurechtstutzen. Aber das Stück als Ganzes läßt keine Befriedigung aufkommen. Für eine Komödie fehlt Hofschauspieler Gelegenheit zu geben, sich in Berlin einzuführen,
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Eingelaufene Druckschriften. Sozialpolitisches Zentralblatt, herausgegeben von Dr. Setnr. Braun
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( Carl Heymann's Verlag in Berlin , vierteljährlich 2,50 M.). Die foeben erschienene Nummer 2 enthält unter anderent: Die Durchführung des fran zösischen Gesetzes vom 2. Sovember 1892 über die Frauen- und Kinder= arbeit in gewerblichen Anlagen. Von Prof. Raoul Jay. Ein Beitrag Rheinisch westfälisches zur Arbeitslosenfrage. Von Georg Ledebour . Kohlensyndikat. Kartell der Kartoffelstärke und Dextrinfabrikanten in Defterreich- Ungarn . Zweiter Kongreß der Handelsangestellten und ArOrganisation des beiterschuß für das Handelsgewerbe in Desterreich. Handwerts in Preußen. Einwirtung des englischen Koblengräberftreifs auf den Eisenbahnverkehr. Arbeitswoche von 48 Stunden im englischen Eifengewerbe. Das belgische Gesetz über die gegenseitigen Hilfsvereine ( Sociétés mutualistes). Bon Rechtsanwalt Dr. Emil Vind.
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