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»Grgesch/ Wiederkehr der Zeitfreiwillige« und Einwohnerwehren. In seiner Rede vom Sonnabend hat Genosse Lübb- ring die Bestrebungen der reaktionären Kreise enthüllt, die sich besonders um den Namen des Hauptmanns Escherich knüpfen. Dieser bekannte Organisator der bayerischen Ein- wohnerwehren ist nämlich daran, eine Zentral'organi« s a t i o n für alle angeblich aufgelösten Zeitsreiw?ligensorma. tionen und Einwohnerwehren im ganzen Reich zu schaffen� Ein günstiger Wind hat uns wertvolle Unterlagen über seine Pläne und über die Form ihrer Gestaltung auf den Redoktionstisch geweht. In einer Sitzung her Organi- sation Escherich(Telegrammadresse Orgesch München), die am 12. Juni192g(nach den Wahlen) in Berlin stattfand, wuyden nämlich folgende Richtlinien festgelegt: I. Durch Besprechung mit Vertretern einer Regierung s- stell« ist folgendes erreicht und zugestanden: 1. Orgesch ist eine legale Organisation. 2. Die Geldfrage ist vom Staate zu lösen. Der bekannte Zuchthauiparagraph ist durch diese An- erkennung seitens der Regierung auf Angehörige der Orgesch nicht snwendiar. II. Der Aufruf der Orgesch erfolgt durch E sch e r i ch im De- Nehme« mit der Regierung. Bei Aufruf der Orgesch erklärt die Regierung gleichzeitig de» AuSnahmeznstaad. Die Orgesch unterstellt sich den militärischen Ober- befehlShabern, filang« diese«mf dem Bode« der Gahunge« vo» Orgesch stehen. Im Falle lokaler Unruhen wird Orgesch aufgeboten s) durch die Provinzialleiter oder d) durch die Gesamtlei- t u n g E s ch e r i ch. lDer Bericht unterscheidet drei Phasen von Unruhen, und zwar: Lokale Unruhen, große lokal« Unruhen, großer Brand.) III. Die Mittel, welche für Orgesch«rsorderlich sind, werden nach Aufruf don Orgesch vom Staat, und zwar von den LandeSfinanzämteru, angewiesen. Bis dahin, für die Gesamtvor- liereitungen und während ruhiger Zeiten, werden die Mittel für Orgesch aus Privottammlungen aufgebracht. IV. Aufgaben der Orgesch. 1. Freimachen der Reichswehrtruppen bzw. von Sipo durch Zuführung ziviler Kräfte(lokale Organisationen). (Anmerkung d. Red.: Es handelt sich hier um die Aufbietung dar stationären Formationen, welche bisher unter den- Namen Einwohnerwehren, Stadtwehren usw. bestehen, deren Auflösung und Entwaffnung bislang bekanntlich nicht erfolgte. Diese sollen in ihren Heimatorten bzw. deren Umgebung garni- saniert« Reichswehr oder Sipo für ander« Aufgaben freimachen bzw. sie im Notfalle verstärken.) 2. Aufstellung beweglicher Formationen. (Anmerkung d. Red.: ES handelt sich hier um die Neufor- m i e r u n g der bisher bestehenden Zeitfreiwilligenfor- mationen, deren offizielle Auflösung zwar verfügt ist, die sich abr im Besitze don Waffen und Ausrüstungen nach wie- bor befinden. Sie sind, wie wir schon mehrfach dargestelli haben, in Sportklubs usw. zusammengefaßt, und ihre mili- tSrisch« Uebung ermöglicht ihre jederzeitige Verwendung als schlagkräftig« Truppe. Irgendeine Kontrolle über die Loyalität dieser Verbände besitzt die Regierung nicht, im Gegenteil sind diese ihrer Beaufsichtigung völlig entzogen und niemand als der Herr Escherich' bürgt dafür, auf welche Seite sich diese Truppen im gegebenen Augenblick stellen.) V. Gliederung der Orgesch. 1. Die Gesamtleitung liegt beim Stabe Escherich iBerlin-Miinchen), welcher die gesamten Vorarbeiten, VerHand- lungen und den Aufbau der Orgesch zu leiten hat. 2. Provinz ialleitungen. Die Provinzialleitungen werden geführt von je einem Zivil- und einem militari- scheu Leiter. Di« Zivilleiter sind von Esch er ich durch Hand- schlag vereidigt, Die militärische Leftung gliedert sich in vier Befehlsstellen. weilche angelehnt sind an die Reichswehrgruppenkommandos, und zwar: 1. Befehlsstelle Nord-West(Hannover ): Admiral Hein- rich» Graf v. Lampsdorf. Z. Befehlsstelle Nord-Ost(Berlin -Hamburg ): v. d. Osten - Graf Goltz(!) je 1 Vertreter von Handel und Industrie. (Anmerkung d. Red.: Offenbar als Garanten der Geldgeber.) S. Befehlsstelle Hessen (Marburg ): Fregattenkapitän v. Selchow. 4. Befehlsstelle Süd(München ): Hauptmann Esch er ich. Der Schwerpunkt liegt in der Landesorganisation, der entsprechend zu erfolgen hat. (Anmerkung d. Red.: Die Leiter der Orgesch stehen den Krei- sen nahe, welche die ländlichen Bezirke von den Jndustriebczirken abspalten wollen, um so eine Isolierung derroten Gefahr' zu erreichen. Es wäre zu prüfen, wie weit vle Vertreter don Orgesch mit den Landbewaffnungen in Verbindung stehen, zum mindesten arbeiten sich diese Bestrebungen in die Hände.) Man hat eS hier mit einer Zusammenfassung aller bestehenden legalen uns illegalen bürgerlichen Geheim bewaffnungen zu tun. Da durch die militärischen Bedingungen von Spa in weiten Kreisen der Finanz und Industrie die Neigung wachsen wird, eine solche Organisation zu fördern und sich ihrer zu bedienen, erhöht sich die Gefahr, daß Orgesch als Borkämpfer einer bestimmten wirtschaftlichen und politisches Jnteressentengruppe lediglich eine bewaffnete Or- ganisation der Reaktion wird und auf eigene Faust Politik macht. Die Beteiligung der Regierung an diesem Unternehmen ist ebenso befremdend wie verwerflich. Es muß festgestellt werden, welche Regierungsstelle Escherich die Zusage der Legalisierung und Finanzierung im Fall« des Aufrufes geyracht hat. Denn abgesehen von allen inperpolitischen Gesichtspunkten ist absolut unver- ständlich, wie eine Regierung, die in Spa unterzeichnet hat. zur Legalisierung einer Organisation die Hand bieten kann, die einen glatten Bruch des Abkommens bedeutet.

Rätselhafter Waffenraub. Stettin » 3. August.(WTB.) I» der Nacht zum Sonntag griff eine«t«a 70 M a n« starte Bande die Wachtposten de« Kriegsgefangenenlagers A l t d a m« an, bemächtigte sich ihrer G e- »ehr» und»rang in das Lager ein. an« deffeu Waffcnkammer»och » r i t r» e 20 Gewehr« mitgenommen wurde». Di« Haüptwache de« gatttl ttignttt M Jener nn» Metrie» die Eindringlinge, die

die Gewehre fortwarfe« und entflohen. Nur die 15 Gewehre der Wachtposten wurden von ihnen«itgenommrn. Ob es sich hier um Banditen oder um Leute handelte, die zu .politischen" Zwecken Waffen brauchten, wird aufzuklären sein. Da» gegen ist schon klar, daß die Wachtposten sich leicht haben über» rumpeln lassen.

Reichswehr nach Zittau . Dresden , Z. August.(TU.) Der nach Zittau entsandte Sonderberichterstatter der Telegraphen Union" drahtet: Die Reichs- wehr war bis 7 Uhr abends in ZUtau noch nicht eingerückt, dagegen ist das staatliche Elektrizitätswerk Hirschfelde , das de« gan. zen Bezirk der sächsischen Oberlausitz mit Strom versorgt, mittags von Reichswehrtruppen besetzt worden, ohne daß eS zu ernsten Zusammenstöße« gekommen ist. In die Umgebung vo« Zittau sind während der letzte« Rächt mehrere Züge Reichswehr und Sicherheitstruppen, ausgerüstet mit alle« Kampfmitteln, aus verschiedene« Linien hingeleittt worden. In der Stadt ist seit heute früh eine wesentliche Entspaa- n u n g eingetreten. BormittagS 11 Uhr fand auf der Tchietzwiefe eine von 6000 Perfone« besuchte Versammlung statt. Die Führer des ISer-AuSschuffes, der sich auS Unabhängigen und Kommunisten zusammensetzt, Frenze! und Müller, erstatteten Bericht über die Maßnahmen der sächsischen Regierung. Ei» Berliner Redner er- mahnte eindringlich zur Besonnenheit. Di« Bersammlung beschloß mit überwältigender Majorttät, morgen, Mittwoch, in alle« Be- triebe« Zittaus und der Umgebung über die Fortsetzung deS G«- neralstreiks eine Urabstimmung vornehmen zu lasten. Boraussesung für die Wiederaufnahme der Arbeit soll allerdings die vorherige Aufhebung des Belagerungszustandes sein. Die mit roten Armbinden und Revolvern ausgerüsteten Posten wurden heute von den Straßen zurückgezogen. Die öffentliche Gewalt ist der Polizei wieder übergeben worden.

Kunügebung republikanischer Gffiziere. Die Offiziersvereinigung der Deutschen Republik wendet sich mit folgender Kundgebung an das In- und Ausland: .Heute, wo sich zum sechsten Male der Tag jährt, an dem der Krieg ausbrach, wenden wir uns an die Kameraden, die im Krieg« den Krieg verabscheuen gelernt haben. Wir bitten sie, ihre ganze Kraft einzusetzen an der Mitarbeit bei der Ausrottung dieser menschenunwürdigen Einrichtung, und wir bitten sie weiter, auf die- jenigen Kameraden einzuwirken, die noch nicht eingesehen haben. daß nicht Revanche, sondern nur Revision des Bersailler Vertrage? auf dem Wege der Verständigung erstrebt werden darf und muß. An unsere ReichStazSabgeordneten ergeht die Bitte, alles zu tun. daß den beklagenswerten Opfern des Krieges, den Invaliden und Schwerbeschädigten, den Witwen und Waisen,«ehr als bisher geholfen werde trotz aller unserer Finanznot durch grötzle Spar- samkeit an geeigneten Stellen. Die OfsizierSvereinigung der Deutschen Republik vertritt ehrlich die Ueberzeugung, daß die Richtlinien für die deutsche Innen- und Außenpolitik Aufrichtigkeit und Versöhnlichkeit heißen müffen. Daraus glauben wir das Recht entnehmen zu dürfen, an alle Offizier« aller Länder, mtt denen wir Krieg führten, die kameradschaftliche Bitte zu richten, auch ihrerseits in ihren Kreisen darauf einzuwirken, daß unterem Volk«, da« in seiner überwiegenden Mehrheit den Krieg nicht gewünscht ha», Ver- st ä n d n i s und Hilfe entgegengebracht werde und jede» un- begründete Mißtrauen erspart bleibe.". Diese Kundgebung wurde den Berliner Vertretern der hauptsächlichsten Großstaaten, mit denen wir Krieg führten, mit der Bitte überreicht, diese Kundgebung in ihren Ländern zur Kenntnis des Offizierskorps zu bringen.

Racheschulz im Rheinlanü. R?tchswehrminister Gehler bedroht die Kohlenförderung. Duisburg , 3. August. (Eigener Drahtbericht desVorwärts".) Unser hiesiges Parteibtoitt schreibt: Unter unserem gegen- wärtigen Reichslvehrmnnster scheint tatsächlich alles möglich zu sein. Auf der einen Seite wind die republikanische Rhein - hardtbrigad« aufgelöst, auf der anderen Seite tranS - portiert man einen allbekannten Major Schulz in das wich- tigste Wirtschaftsgebiet des Deutschen Reiches. Nackchem erst im April dieses Jahres das ÄorpS des MajorS Schulz auf Grund seiner Rutlüfternen Tätigkeit während der Putschtage aus dem Ruhrgebiet abbefördect wurde, um aufgelöst zu werden und Major Schulz zwecks Entlassung vorläufig beurlaubt wurde, besitzt das Rcichswehrministerium heute den Mut, uns dieselbe Garde ins Land zu schicken, die bei dem größten Teil der Bevölkerung verhaßt ist. Gegen ein derartiges Ansinnen wird seitens der Arbeiterschaft im Ruhrrevier der schärfst: Protest ein- gelegt. Diesem Reichswehrminister scheint für die Wirtschaft- liche Lage Deutschlands jedes Bcrständnis abzugehen, denn sonst würde er nicht neuen Aufvuhrstoff durch die Stationierung eines Korps, besten Name allein die Reaktion verkör. pert, liefern._ Cin wertvolles Zeugnis. Die Deutsche Boltspartei beim Kappverbreche«. Wenn Zwei sich streiten, so erfährt die Mitwelt bekannt- lich die Wahrheit. Am meisten gilt das. wenn zwei Mit- schuldige eines Verbrechens sich hinterher in die Haare ge- raten. Die Deutschnationale und die Deutsche Volkspartei haben bekanntlich, solange sie in Opposition zur Regierung standen, solidarisch ihre Beteiligung am Kapp- Putsch standhaft abgeleugnet. Nun aber ist die Volkspartei in der Regierung, die Deutschnattonalen sind draußen, da- durch hat sich die Verbrechersolidarität gelockert und man er- fährt allerhand. DieDeutsche Tageszeitung" ist sehr empört, weil von der am Montag im Reichstag beschlossenen Amnestie die Führer und Anstifter des Kapp-Unternchmens ausgeschlossen sind. Ihr Hauptärger richtet sich gegen die Deutsche Volkspartei , weil diese für das Amnesticgesetz in seiner jetzigen Fassung gestimmt hat. Vorwurfsvoll schreibt das deutschnationale Organ: Das ist besonders bemerkenswert, soweit die Deuische Volks» Partei in Frage kommt, di« nicht nur in aller Oeffentlichkeit ihren Führer desavouiert, sondern die sich auch in ihrer Gesamtheit selbst desavouiert angesichts ihrer Haltung zum Kapp-Unternehmen im März. War hoch die Stellung der BolkSpartei zur Kapp- Regierung sehr viel ermunternder al» die der Teutschnationalcn. Dieses Geständnis ist wertvoll genug, um nicht vergessen zu werden.

die brennendste Entwaffnung. Die nächtliche Ansplüicherung des deutschösterreichi-schen Staatstvaffen logers Fürstenfeld durch sine unga- rifche Militärmacht rm Räubergowande und unter brutaler Vergewaltigung der Bürger und Gendarmen ist eine Tat von weittragender Bedeutung. An der alten ungarischen Grenze sind sehr starke Hotthy-Truppen konzentriert, obwohl dieses Gebiet nach den in Kraft getretenen Friedensdiktaten von St. Germain und Neully langst zu Deutschösterreich ge­hörte Horthy -Ungarn denkt gar nicht daran, dieses deutsche Land, das die Ernährung Wiens und der übrigen Industrie­städte verbessern könnte, zu räumen. Während Deutsch- österreich auf ein Söldnerheer von ZlllKX) Mann beschränkt wird, bleibt Ungarn gegenüber das Abrüstungsdiktat außer Kraft, die Horthy-Armee mobilistert darauf los und ist heute schon über IllV VtXZ Mann stark. Sie soll der Entente als Polenersatz gegen Rußland dienen, ihr selbst aber ist die Wiederherstellung des alten Völkerknechtnngsstaates Ungarn als klerikaljunkerliche Militärmonvrchie das Ziel. Ein starker Antrieb dazu ist natürlich die Abreißüng kern- madjarischer Gebiete und der wichtigsten Produktionsstätten imd Rohstofflager durch das Diktat. Zur Erreichung dieses Ziels müßten aber die Tschechoslowakei und Südslawien zur Räumung der ihnen zugefallenen Gebiete Alt-Ungarns ge- zwungen werden, und bei dem Kampf gegen die mittel- europäische Demokratie soll zunächst Deutschösterreich, vor ollem das rote Wien samt den Jndusttiestädten Wiener- Neustadt , Graz , dem obersteirischen Eisenrevier usw. gekne- belt und der österreichischen Reaktion zur Wiederau irichlung Oesterreich-Ungarns ausgeliefert werden. Haben doch die christlichsozialen Heimatwehrleute in der Steiermark syste- mattsch den Wiener Befehl zur Räumung der Grenzwaffen- lager sabotiert und so den rrn garischen Raub direkt begünstigt. Da nun hie sozialistische Arbeiterschaft der Träger des An- schlußgedankens an Deutschland und der Republik ist. begreift man, daß auch diese Seite des Horthy-Mivttarismus die Sympathie Frankreichs besitzt, die sich, nach der Wiener Arbeiterzeitung", mehr und mehr von der Tschechoslowakei ab- und Horthy-Ungarn zuwendet. Eine französischeHan- dels" Mission unter dem Grafen Saint-Saud eur(der heiligie Retter") arbeitet eben jetzt in Wien und Budapest . Englands Beherrscher aber werden wie immer der Zer- fleischung Europas mit Entrüsttmg, doch befriedigt zusehen. fn Zala-Egerszeg wird eine eigeneö st e r- . i s ch e Legion" aufgestellt, die aus übergelaufenen Offizieren und aus eingefangenen und betrogenen Mann, schaften besteht. Man erkennt unschwer das Muster der Fremdenlegion und schließlich auch der im Krieg von der Entente aus Kriegsgefangenen und Ueberläufern gebildeten Legionen. Hier ist i>er offen eingestandene Zweck der Ueberfall auf das eigene Vaterland unter dem Titel seinerBefreiung vom roten Terror". Nim ist in Wien von solchem Terror gar keine Rede, und selbst die Schandtaten iter BudapesterRätri'herrschaft sind längst ins Wesenlos« verblaßt vor den Greueln der christlich-notionalen Offiziersbestten Horthy -Ungarns . Die Entente duldet all diese Vorbereitungen auS Angst vor einem Zusammenschluß Deutschlands mtt Sowfetrußland, aus Angst also, sich im eigenen Netz zu fangen. Wenn jemand Vorbedsngungen dafür geschaffen hat, so sind es die Macher und Vollstrecker der Völkerknechtungen von Versailles , St. Germain, Spa usw. Uns Deutschen kann das Schicksal unseres Deittschösterreich niemals gleichgültig sein. Fällt Wien , so triumphieren auch in Deutschland die Gebeimcmneen des von Ungarn aus leitenden Majors Bischoff, und die Gefahr des entsetzlichen Bürgerkrieges und des unseligen. aber unausbleiblichen Wechsels von weißen: und rotem Terror wächst ins Unheimlichste. Es liegt an der Entente, die von der Wiener Regierung angerufen worden ist. ob sie die halbwegs unblutige demo­kratische Entwicklung in Mitteleuropa sichern will. Die drin- gendste Bedingung dafür ist heute die Entwaffnung Horthy -Ungarns . Hilferuf der Gewerkschaften. Wie«, 3. August. (Eigeuer Drahtbericht de««orwärt«".) Dir Deutschösterreichisch: Gewerkschaftskommission ruft in einer nach Amsterdam grrichtetrn Depesche die Gewerk- schaften der Welt grge» Ungarn auf. ES heißt i« dieser Depesche: Die ungarisch« Rrbellio« steht nicht nur im eigenen Lande, sondern sie bedroht auch das wehrlose Deutsch. ö st e r r e i ch. Ungarisch« Truppen rücke» in stet« stärkerem Maße der Grenze zu und haben vor einigen Tagen eiue« räuberischen Einfallet» Fürstenfeld vollführt. Die bewaffnete« Soldaten habe» die B:oöNerung drangsaliert und östrrreichisches Staatseigentum geraubt. Tie österreichische Arbeiterschaft befürchtet weitere Einfälle und hält die Errungenschaft.» der jnng»<* Republik für gefährdet, wen« nicht den ungarischen Re- bellen von de« Ententeregierungen Einhalt getan wird. Wir ap- pellleren dringend an Me Gewerkschaften Englands, Frank­ reichs und Italiens , dem österreichischen Boll in der äußerst schwierigen Lage beizustehe u. gez. Hueber. Domes.

Maßregelung eines belgischen Kammermitgliedes. Daö Kam- mermitglied M a e s, daS anläßlich de» Eindringens domo,,- strierenoer Kriegsteilnehmer in das Kommergebäude diesen zugejubelt hatte, wurde einer scharten Untersuchung unter- zogen. MaeS wurde schließlich als Mitglied der Volksvertretung vorübergehend gestrichen und hat sofort den Sitzungssaal ver- lassen. Das Gebäude der Kammer wurde von 200 Gendarmen zu Fuß und zu Pferde bewacht. Auch im Sitzungssaal waren streng« militärische Maßnahmen getroffen. Keine Klippschule für ReichSteamte. Durch die TageSpreffe ging kürzlich«ine Mitteilung, der frühere ReickSarbeitSminifter Schlicke habe im ReichSarbeitSministerium eine Reihe von Beamten ein- gestellt, für di« das Ministerium Kurse im Diktat und im K o v f»/ rechnen habe einrichlen müssen. Die Anstellung solcher Person- lichkeiten als Ministerialbeamt« sei solange erfolgt, bis das Kabinett eingegriffen habe. Lehnliche« ist auch im Reichstage gesagt worven. Diese Angaben sind, wie uns aus dem Reichs- arbeitSministerium mitgeteilt wird, vollkommen vnzutteffend. Im ReichSarbeitSministerium sind seit seiner Begründung im Oktober ISIS nur Beamte eingestellt worden, die die nötige Borbildung sür eine Tätigkeit in einem Reichsministerium besaßen. Lehrgänge in den Elementarfächern haben im ReichSarbeitSministerium selbst- verständlich niemals staltgefunden. Anscheinend hat zu der .irrigen" Mitteilung die Tatsache Beranlasiung gegeben, daß bei den Versorgungsbehörden, die dem Reichsarbeitsministe- rium nachgeordnet find, Lehrgänge für Kriegsbeschädigte in Aussicht genommen werden. Die Kriegsbeschädigten besitzen zwar die notwendigen Fachkenntnisse, ibre Allgemeinbildung bedarf aber in manchen Fällen noch der Vertiefung, damit sie allen An- f«de»mge» genüg«, die an Beamte gestellt werde« müssen.