Nr. 393 37.Jahrgang Ausgabe B Nr. 59
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Berliner Volksblatt
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Sonnabend, den 7. August 1920
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Dresden , 7. Auguft.( Eigener Drahtbericht bes Bor. wärts".) In Klingenthal ist ber Offizier der Reichswehr Leutnant von Berger aus Chemniz, der dort bei der Nach. richtenstelle der Reichswehr tätig ist, von ber Polizei verhaftet worden, nachdem er vorher mit den Kommu nisten Nudert und Nebeutroft eine Konferenz gehabt hatte. Bei Berger ist folgendes Schreiben gefunden worden: Stichwort: Straßenvertrauensleute. Lieber Rubert! Zeilen erhalten, hoffe, daß alles klappt. Vorbereitungen bis ins Kleinste getroffen. Uebergang erfolgt am 6. August 20. Beit und Ort wie verabredet. 80 Gewehre werden zur Verfügung stehen. Nur unter der Parole Dr. Levi passieren. Betreffend Klingenthal und Markneukirchen alles vorbereitet. Kampfgruß Reith.
Gutes Gelingen. Straube.
Weiter enthielt das Schriftftüd folgendes:
worben. Diese Meldung ist erftunten und erlogen. Sie stellt einen ebenso plumpen wie im Hinblick auf die tatsächlichen Verhältnisse in Altenburg einfältigen und breisten Schwindel dar.
Vorwärts- Verlag G.m. b. H., Sw. 68, Lindenstr. 3. Fernsvrecher: Amt Morigplas, Nr. 117 53-54.
Das fast völlige Stocken einer jeden Bautätigkeit berschärft die Wohnungsnot bis zur Unerträglichkeit. Es ist wahrlich an der Zeit, daß neue Wege zur Abhilfe gesucht In Altenburg herrscht, wie stets seit den Tagen des November werden. Von den auf Schritt und Tritt von ihren vorgesetzten 1918, absoluteste Ruhe. Es ist unbegreiflich, wie eine der Instanzen gehemmten und gegängelten und augenblicklich mit artige Nachricht erdichtet werden konnte. Die altenburgische geringer Macht kompetenz ausgestatteten Wohnungs Staatsregierung fann nur annehmen, daß bei den retsämtern fann man wirklich nicht das Heil erwarten. Ich spartakistischen Kreisen, aus denen die Meldung stammen dürfte, der Wunsch der Vater des Gebankens ist. Augenscheinlich will unterscheiden zwischen fleinen und großen Mitteln zur haben diese Kreise den Wunsch und die Absicht, durch bestochene Abhilfe. Die ersteren können wohl Linderung der Not, aber Individuen in dem ihnen seit den Stapptagen so verhaßten Alten- feine Beseitigung, feine Heilung bringen. Sie gleichen den burg zur Befriedigung militaristischer Rache Salben und Pflasterchen auf ein Geschwür, die wohl nüglich bedürfnisse provokatorisch wirken und Altenburg zu einem find, aber niemals die letzte Krankheitsursache, die im Gesamtzweiten Zittau machen zu lassen. Sie bedenken offenbar nicht, daß organismus liegt, beseitigen können. die werttätige Bevölkerung Altenburgs viel zu flug und diszi. pliniert ist, um irgendwelchen Spiteln bei ihrer im Stile ber berfloffenen zariftischen Ochrana geübten verbrecherischen Seßtätig. teit blinde Gefolgschaft zu leisten und sich zu Ungeseglichkeiten verleiten zu lassen.
Zu den kleinen Mitteln gehören: Stärberes Belegen allzugroßer Wohnungen, Unterteilung solcher Wohnungen, Erbauen von Bureauwolfenfragern, Bureaubaracken, um die Bureaus aus den Wohnungen herausziehen zu können, Ausbau von Lauben, Dachgeschossen usw.
Die Meldung jener Nachrichtenstelle ist möglicherweise auch dem Berhalten in Klingenthal . Arbeiter halten viel auf Fabri- Versuche der Verwirklichung eines provokatorischen Racheplane kanten, erstens, da immer Arbeit, zweitens, da Not nicht so groß. borausgeeilt. Staatsregierung und republikanische Bevölke Das große und einzige Mittel aber ist erhöhte Arbeitslosigkeit pocht an die Türe. Antipathie und Sympathie für rung Sachsen- Altenburgs sehen daher in der Meldung ein Neubautätigkeit hygienisch einwandfreier WohnunSöls halten fich die Wage, Arbeiter denunzieren alle diejenigen, Warnungssignal. Es ist sehr bebauerlich, daß es angesichts gen unter intensivster und rationellster Mitwirkung der die Rotgardisten seinerzeit mitgeschlagen haben, abritant ber hocheraften außenpolitischen Lane Deutschlands noch furafichtige Arbeiterschaft. Verhältnismäßig einfach war die Frage weislich hat an Reichswehr alles verraten. militaristische Elemente zu geben fcheint, die nichts Besseres zu tun vor dem Kriege zu lösen, als man die starken Schäden einer Stimmungsumschwung Revolution geneigter. Man hegt Radhe. wiffen, als friebliche Städte und Bevölkerungsteile zu verleumden, unsozialen und auf diesem Gebiete schädlichen Eigentumspläne. Arbeiter und-.-.- Leute verraten alle ebent. jogar gegen diese Rachepläne zu verfolgen, too doch zurzeit ordnung und Arbeitsordnung leichter überwinden konnte und eine 8ufammenfassung aller Wolfsfräfte zu ge Einzelheiten.( Anmerkung: Jedenfalls en die fich verborgen schlossener Abwehr jeder Neutralitätsverlegung das bringendste vor allem das Geld in genügendem Umfange zu Neubauten haltenden Hölzleute.) Bei den meisten sich herumtreibenden Rot. vaterländische Gebot der Stunde ist. Wir bitten den Herrn Ober- borhanden war. Beides ist iegt grundsäglich anders. Unergardisten und Brandfomiteemitgliedern wird das Gelb affe, bes. präsidenten, mit uns bei den zuständigen Stellen dahin zu wirken, träglich wird es jetzt sein, wenn Mittel und Baustoffe, die halb müssen diese in Kürze handeln. Die Aktion ist gegen Villen. daß solchen gemeingefährlichen Unruheftiftern ine- den Baubedürftigen zur Verfügung gestellt werden, zu pribefizer gerichtet. Der Vorwand der Racheaktion nach außen ge. besondere durch endliche Durchführung der längst versprochenen baben Spekulationszweden, zur Bereicherung von Erwerbsgeben, es gilt die ganze Gesellschaft anläßlich ihrer Hauptfigung Unterbindung des sogenannten militärischen Nachrichten gesellschaften urstv. dienen sollen, wenn wie früher oft die dienstes das Handwerk tatkräftig gelegt wird. Befriedigung des Wohnbedürfnisses nicht Selbstzweck, sonzu faffen. dern Nebenzwed, dagegen der Unternehmer- oder Kapitalgewinn zum Hauptzwed würde. Und unmöglich wird es ebenfalls sein, aus öffentlichen Mitteln der bis an die Grenze angespannten Steuerkraft noch Mittel für die Neubautätigkeit zu beschaffen. Ohne solche Mittel aber läßt sich zurzeit nicht bauen. Bei den Materialpreisen und Löhnen würde der Mietpreis einer Kleinwohnung, die ohne Bauzuschüsse erstellt wäre, eine derartige Höhe erreichen, daß sie einfach für 75 Broz. unseres Volkes nicht mehr erschwinglich würde.
Wie wir auf Erkundigung an zuständiger Stelle in Dresden erfahren, hat die sächsische Regierung fofort einen Kommissar an Ort und Stelle gefandt, um das nötige festzustellen und zu veran
Laffen.
Die Schreiben entsprechen so ganz dem Bilde, daß man bisher qus der Tätigkeit der Spigelzentralen gewonnen hat. Man bird also in den nächsten Tagen noch weitere Mäterepubliken" erleben wie in Sangerhaufen, im Bogtland und schließlich in Klingenthal . Seht den Spigelfommunisten auf die Finger!
Die erfundene Räterepulbik. „ Einfältiger und dreifter Schwindel." Die Staatsregierung von Sachsen- Altenburg gibt uns Kenntnis von einem Telegramm, das sie an den - Oberpräsidenten der Provinz Sachsen gerichtet hat und das allseitiges Interesse verdient. Wir geben es hier im Wort
laut wieder:
Bu ihrer großen Ueberraschung ersieht die altenburgische Staatsregierung aus einer Notiz der Nr. 388 des Vorwärts", daß eine, militärische Nachrichtenstelle die Melbung berbreitet hat, in Altenburg sei die Räterepublit ausgerufen
Rußland klagt Frankreich an. London , 6. Auguft. In der durch Kamenew überreichten Note heißt es u. a.: Es versteht sich von selbst, daß die russische Sowjetregierung nicht verlangt oder verlangt hat, die Verhand Iungen über den Waffenstillstand mit dem Abschluß des endgültigen Friedensvertrages zwischen Polen und Rußland zu vereinigen.
Dennoch ist es unvermeidlich, daß Berhandlungen über einen Waffenstillstand notwendigerweise gewiffe Bedingungen und Sicher. heiten in sich schließen, die auf rein militärischem Gebiete liegen. Die Geschichte des polnischen Angriffs auf Rußland und die unbe streitbare Tatsache der planmäßigen und fortbauern. ben Silfe, weiche Bolen von Frankreich erhält, sowie die nwesenheit des Heeres des Generals Wrangel in der Krim . den die französische Regierung ebenfalls unterstüßt, nötigen die ruffische Regierung, mit den Waffenstiftandsbedingungen gewiffe Bürgschaften zu verbinden, die es Polen unmöglich machen würden, die Zeit des Waffenstillstands dazu zu benugen, neue Feindseligkeiten gegen Rußland vorzubereiten. Zu den geforderten Bürgschaften gehört eine teilweise Entwaffnung und Einstellung der Rekrutierung, sowohl der Freiwilligen als auch der Dienstpflichtigen.
Am Ende der Note heißt es: Tschitscherin hat in feiner Note vom 22. Juli eine Konferens lediglich mit den herporragendsten Ententemitgliedern vorgeschlagen. Der Nußen einer solchen Konferenz würde in der Tatsache liegen, daß andere Staaten teinen Krieg ohne die Hilfe der Hauptmächte der Entente führen können, so daß diese Konferenz tatsächlich Sicherungen für den all gemeinen europäischen Frieben bringen würde.
Die kräftigen Worte der altenburgischen Regierung fennzeichnen in aller Deutlichkeit die Inhaltbarkeit der Situation, in die die geheimnisvollen militärischen Nachrichtenstellen das Reich bringen. Im Jahre 1918 war die Macht dieser Stellen gebrochen, aber die Torheiten von Spartakus haben sie wieder in Amt und Würden gefeßt. Jezt leben sie sich aus als deutsche Ochrana! Wie lange aber wird das deutsche Volk deren Tätigkeit dulden?
Statt Neutralität
Rätediktatur!
Effen, 7. Auguft.( Eigener Drahtbericht des„ Borwärts".) Wie wir gemeldet haben, war für Sonntag in Effen eine Ronfereng aller sozialistischen, Barteien und der Gewerkschaften einberufen worden, in der die Frage der deutschen Neutrali tat beraten werden sollte. Bei den gestrigen Borbesprechungen erklärten bie Kommunisten, daß sie auf dieser Konferenz fowie in den geplanten Kundgebungen für die Rätebiktatur demonstrieren würden.
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Gibt es einen Ausweg aus dieser Swangslage? Die Frage ist mit einem glattena" zu beantworten, die Lösung erfordert eine neue Einstellung des juristischen und sozialen Denfens. Die Ueberzeugung, daß unser Bodenrecht und damit unser Realkreditiystem veraltet ist und den sozialethischen Anschauungen unserer Beit nicht mehr entspricht, dürfte wohl allmählich auch bis in das Bewußtsein eines hochmögenden Reichs justizminifteriums gedrungen sein, das noch immer vorwiegend unter der einseitigen starren römisch- rechtlichen Auffassung des Privateigentum. Darauf hat es unsere Partei abgelehnt, an der Konfe. begriffs steht. Von den vier volkswirtschaftlichen Fafrena teilzunehmen. Etwaige Beschlüffe werden also ohne 3utoren der Wirtschaftsbildung: Rapibalzins, Arbeitslohn, ftimmung unserer Partei gefaßt sein.
Während der polnische Heeresbericht von einem großen Stillstand des russischen Vormarsches und sogar von örtlichen Erfolgen der Polen spricht, erläßt die polnische Regierung an die Bevölkerung Marschaus folgenden Aufruf:
Unternehmengewinn und Gründrente, ist jedenfalls die So. zialisierung der Grundrente nicht nur die fittlich gerechtfertigtste, sondern auch volkswirtschaftlich ohne Unterbindung der notwendigen Anreizwirkungen zur Arbeit, die im System der Eigenwirtschaft liegen, und ohne jede Schädigung der Allgemeinheit am leichtesten zu erreichen. Ja, im Gegenteil, eine Beseitigung mancher wirtschaftlicher Schäden ist neben anderen Vorteilen meiner Ansicht nach der sichere Gewinn einer derartigen Reform des Bodenrechts, bei dem wir mur altgermanische Rechtsbegriffe mit modernen Auffassungen zu berquicken brauchen.
Geheimrat Bonfick vom Reichsarbeitsministeriumn hat die Hauptforderungen dieser aus dem allgemeinen Programm des Bundes der Bodenreformer sich ergebenden Forderungen auf diesem Gebiete treffend in folgenden Leitsätzen zusammengefaßt:
Bürger der Hauptstadt! Der Feind befindet sich nur einige werft von Warschau . Die Hauptstadt des polnischen Reiches steht vor einer drohenden Gefahr. Wollt ihr tatenlos warten. Wollt ihr euch wie Sklaven benehmen? Niemals! Das helbenmütige Lemberg hat für die Berteidigung des Staates Taufende von Freiwilligen gestellt, und im Augenblick der Gefahr stand gang Lemberg unter Waffen, Warschau , das ebenfalls Ruhmes blätter in seiner Geschichte zu verzeichnen hat, muß dem Beispiel 1. Kraftvolle Durchführung des leider noch wenig bekannten Lembergs folgen. Zur Verteidigung der Hauptstadt müffen alle Bürger in Reih und Glied treten. Der Tag ist gekommen. Reichssiedelungsgesehes einschließlich der Endeiggibt keine Wahl. Entweber Kampf bis zum Aeußernung zu angemessenem Preis. ften und damit Sieg und Freiheit, oder Stlaberei. Die auptftabt wird sich nicht ergeben. Bürger, zu den Waffen: burch behördliche lleberwachung des Verkehrs mit ländlichen Grund2. Ianwirtschaft mit ländlichem Grund unb Boben
gez. Witvs.
ſtüden.
3. Einführung eines Sonderborkaufsrechtes bes Staates( mit der Befugnis der Uebertragung).
4. Möglichkeit der Enteignung zum Selbsteinschätzungswert für bie Swede des Gemeinwohls.
5. Einführung einer Verschuldungsgrenze. 6. Einführung einer steigenden Grundwertsteuer ( um Latifundienbesib zu verhindern).
Trotzdem eine Londoner Konferenz? London , 6. August. Der Korrespondent des Evening Stan bard" erfährt, daß die englische Regierung troß des unbefriedigenden Charakter 3 der russischen Antwort den Vorschlag annehmen wird, wonach in London eine Konferenz abgehalten werden soll, auf der nach Beendigung der direkten Verhandlungen zwischen Mostau und Warschau die Frage des polni fchen Friedens besprochen werden soll. Deutschland und die Ostseeländer würden wahrscheinlich auf der Konferenz vertreten sein. Das Blatt bringt diesen Bericht mit dem Vorbehalt, daß die Diese fieben bodenreformatorischen Forderungen lassen bolle Bustimmung Frankreichs erwartet werde, aber noch sich fennzeichnen als Eingriffe in das unbeschränkte nicht erklärt worden sei. Berfüaunasrecht über den Grind und Boben, m
7. Ueberwachung der Bodenmuzverträge( Pachtschutz, Bachteinigungsämter).