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Nr. 402 37.Jahrgang Ausgabe A nr. 64

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands

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Freitag, den 13. August 1920

Die verzögerte Friedenskonferenz.

Saint Brice sagt im Journal", die Bedingungen Kamenews würden in Paris für sehr gefährlich gehalten. Brattisch wür­den sie den Zusammensturz des gesamten Planes von Bersailles

Lloyd Georges Mahnung. London , 12. August.( Reuter.) Lloyd George hat in der Angelegenheit der Verzögerung des Minsker Kongresses einen Brief an Kamene w geschrieben. Er spricht darin die Hoffnung aus, daß sofortige Wei- nach sich ziehen, zwischen Rußland und Deutschland eine Barriere fungen wegen der Durchreise der polnischen Delegierten aufzurichten. Ein entwaffnetes Polen würde nur ein Spiel­nach Minsk und über die Entgegennahme polnischer Mittej- und Deutschland hat wirklich andere Sorgen, als zu spielen. Nichts zeug zwischen beiden Nachbarmächten fein.( Wir sind keine Macht lungen durch die russischen drahtlosen Stationen erzielt wer- wäre uns lieber, als in Frieden auch mit einem friedlichen Polen den. Die ständige Weigerung Moskaus , Mitteilun­gen aus Warschau entgegenzunehmen, sei einer fried- 3u leben. Red.) lichen und schnellen Lösung der Krise nicht förderlich.

Kopenhagen , 12. August. Ribaus Bureau erfährt aus hiesiger russischer Quelle( eine höchst unbestimmte Angabe! Red.): Der Vertreter des russischen Kommandos wartete am 9. d. m. vergebens an der russischen Grenze auf die pol­nische Delegation. Es tam weder eine Delegation noch irgendeine Meldung aus Warschau . Der russische Vertreter wartet an dauernd auf das Eintreffen der polnischen Delegation. Bei der polnischen Regierung ist durch drahtloses Telegramm ange­fragt worden, wann die polnischen Delegierten erwartet werden

fönnen.

Der Wrangel- Konflikt.

London , 12. August( Reuter.) Die Note der französischen Regierung an General Wrangel , worin dessen Regireung aner. kannt wird, war von Miller and vorbereitet und vom Kabinett gebilligt. Der Berichterstatter des Reuterschen Bureaus hat im französischen Außenministerium erfahren, daß die Vermutung der englischen Preffe, das Personal des Außenmini­fteriums habe die Politik der französischen Regierung durch treuzt, unbegründet ist.

Wie Reuter aus Paris meldet, hat der englische Ge­schäftsträger Donnerstag eine Note dem Ministerium des Aeußern übergeben. Gegenwärtig find Besprechungen zwischen beiden Regierungen im Gange über die entstandenen Meinungsverschieden heiten, die eine Fortsetzung der freundschaftlichen Zusammenarbeit nicht verhindern.

" Echo des Paris " führt aus,

zum erstenmal sett dem Friedensschluß trenne fich Frankreich von England

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Ste. 117 53-54.

Wir und die Entwaffnung.

Wie in der linksradikalen ausländischen Presse gearbeitet wird, um die Voreingenommenheit gegen unsere Partei zu bertiefen, mag man aus einem furzen Bericht des Berliner Berichterstatters der Humanité", Genosse Fernand Caussy über die Haltung der Sozialdemokratischen Partei bei der Beratung des Entwaffnungsgesetzes ersehen, der in den Drgan der französischen Partei vom 10. d. M. erschienen ist. Darin heißt es zuerst, daß die Berliner Regierung das hätte, als müßte es sich auf die Zivilbevölkerung erstrecken". Entwaffnungsabkommen von Spa dahin, interpretiert" Schon dieser Satz zeugt von einer sehr oberflächlichen Kenntnis des Entwaffnungsabkommens von Spa, dessen be­treffende Stelle folgendermaßen lautet:

Unter der Bedingung, daß Deutschland a).

in einer wichtigen Frage, die aber auch eine grundsätzliche Frage sei. Das Blatt hofft, daß es sich hier nur um eine vorübergehende Ablieferung aller Waffen gefordert wird, die in b) eine Bekanntmachung veröffentlicht, in der die sofortige Meinungsverschiedenheit handle, und daß unter dem Druck der den Händen der Zivilbevölkerung sind, und welche im Falle der Verhältnisse Frankreichs Freund wieder zu ihm zurückkehren Zuwiderhandlung wirksame Strafen vorsieht.( Im Falle, daß die werde. Die Sowjets würden schon die Aufgabe übernehmen, Befugnisse, die die Regierung kraft Gefeßes hat, nach dieser Richtung ihm zu beweisen, daß England sich getäuscht und Frankreich klar hin ungenügend sein sollten, müssen unverzäglich gesetzgeberische gesehen habe.( Wenn Sowjetrußland das murr beijeiten auch er- Maßnahmen geschaffen werden, um die Befugnisse der vollziehenden fennt! Red.) Inzwischen müsse man aber am Rhein ( 1) Wacht Gewalt auf diesem Gebiet zu verstärken). halten. Sumanité" spricht von einer Provozierung. Es gebe in Paris Leute, die den von den Sowjets vorgeschlagenen Frieden unmöglich machen und

die Polen zugrunde richten

wollten. Sie wollten den Krieg, immer den Krieg. Die Anerken nung des Abenteurers Wrangel habe die Bedeutung, daß Frank­ reich , das seit zwei Jahren auf allen Schlachtfeldern Rußlands geschlagen worden sei, und das auch diese Woche das Unglüd von Hythe erlitten habe, seine Revanche suche.

Excelfior" veröffentlicht Erklärungen über

in Schutz zu nehmen und das Entwaffnungsgesetz entspricht bei Wir haben keine Veranlassung, die gegenwärtige Regierung weitem nicht unseren Forderungen, aber wir schulden es der Wahrheit, die Dinge richtigzustellen. Es war also keine will­türliche Deutung der Regierung, daß sich die Entwaffnung auf die Zivilbevölkerung erstrecken müsse, sondern es ging aus dem Protokoll von Spa wie auch aus dem ganzen Gang der Verhandlungen ganz deutlich hervor. Es ist uns unfaß­bar, wie ein Journalist sich heute noch darüber im unflaren befinden kann. Daß die Waffenbefizer von rechts und von links über eine bloße Bekanntmachung einfach gelacht hätten, wird kein Unbefangener bestreiten können. Gesetz war also leider notwendig, um den französischen Militaristen einen der vielen Vorwände zu nehmen, auf die sie lauern, um ins Ruhrgebiet einzumarschieren. Wir wollen nicht glauben, daß der Berichterstatter der Humanité" es der Sozialdemokratischen Partei verübelt, daß sie daran mitgewirkt hat, dieses nationale und wirtschaftliche Unglück von Deutschland abzuwenden.

"

Ein

die Absichten der Regierung Wrangels, die jedenfalls von Giers stammen, der von Wrangel nach Paris gesandt wurde. Davin wird gesagt, das Hauptziel sei, dem ruffifchen Bolk die Möglichkeit zu geben, seinen freien Willen über die anzunehmende Regierungsform zu äußern. Die Gleichheit und Im Unterhaus führte Maclean aus: Wenn die Pariser die persönliche Unverleglichkeit aller russischen Staats­Meldung( über die Anerkennung Wrangels ) den Beschluß der fran- bürger ohne Unterschied der Abstammung und der Religion sollten zösischen Regierung wiedergibt, dann ist eine neue Lage entstanden, sichergestellt werden. Der Grund und Boden solle denen als Eigen­und dann muß Frankreich seinen Weg allein weiter tum übertragen werden, die ihn bebauen, die Interessen der schwiegen hat, rühmt er die Protestaktion der Unab Nachdem der Berichterstatter dies alles nun forgfältig ver­gehen. Maclean fragte sodann, ob es die Absicht der Regierung Arbeiterklassen und der Handwerker gewahrt werden. Die Regie- hängigen und Kommunisten gegen das Entwaff sei, das Haus nun in die Sommerferien geben zu laffen. Bonar rung von Südrußland werde alle internationalen Verpflichtungen, nungsgesetz, das ausschließlich gegen die Arbeiterklaffe gerichtet Law erwiderte: So war es ursprünglich beabsichtigt. Die Regie: die die ehemaligen Regierungen Rußlands gegenüber auswärtigen set. Caussy schreibt:" Großartige Demonstrationen haben in rung hält jedoch jest dafür, daß es besser ist, wenn das Haus Regierungen übernommen hätten, anerkennen. Sie werde ferner Berlin stattgefunden". am Montag wieder zusammentritt. Ich hoffe, daß die die Verpflichtung übernehmen, die Schulden Rußlands zu bezahlen. Lage bis dahin klarer geworden ist, und daß das Haus dann in die( Das ist natürlich die Hauptsache für die französischen Geldgeber demokratischen Berliner Blätter, die sonst die Unabhängigen Es ist bekannt und auch durch jene radikal­Sommerferien gehen kann. Zarenrußlands. Red.) mit Glacéhandschuhen behandeln- bestätigt worden, daß die Demonstration am Lustgarten ein absolutes Fiasto Was aber vielleicht dem Berichterstatter der

Der König hat seine Reise nach Schottland angesichts des Ernstes der politischen Lage aufgeschoben, nachdem Lloyd George bei ihm gewesen war. Der Premierminister wird seine Reise nach der Schweiz wahrscheinlich aufgeben.,

.

Der französische Geschäftsträger in London wurde nach dem Foreign Office( Auss. Amt) gebeten, wo er eine längere Unter­

redung mit Lord Curzon hatte. In einigen Tagen foll

.

eine neue Begegnung zwischen Millerand und Lloyd George

in Boulogne oder in England stattfinden. Lloyd George dürfte am

Eilfuriere nach Moskan.

war.

Nach einer Meldung der Humanité" aus London haben sich die Mitglieder der russischen Mission, Miljutin und Roth- Humanité" nicht bekannt ist, das ist, daß die Reichstags­stein, an Bord eines englischen Torpedo boots nach Reval begeben, von wo sie im Flugzeug nach Moskau meiterreisen. Sie feien Ueberbringer einer wichtigen Mitteilung von Kamenew an Lenin über die Haltung der Alliierten in der russisch- polnischen Frage. Litwinoff droht.

fraktion der 1. S. P. ursprünblich eine sehr eingenommen hatte und daß ihr Vertreter im Ausschuß, verständige Haltung gegenüber dem Gesetz Dr. Rosenfeld, zuerst nur für Verbesserungen tämpfte- gleich unseren Kommissionsmitgliedern. Erst als von fommu­nistischer Seite aus die Protestparole ausgegeben und der­Kopenhagen, 12. Auguft.( TU) Litwinoff erklärte einen abhängigen Reichstagsabgeordneten um und Demonstrationsrummel inszeniert worden war, fielen die un­Montag im Unterhaus eine Erklärung über die Streitfrage ab- Bressevertreter gegenüber, wenn ein Krieg zwischen Rußland und hause anläßlich seiner Rundreise durch die verwüsteten Gebiete. Grenzen Europas hinausgehen. Die Meldungen von einem Gesinnungswechsel, wurde übrigens in der Roten Fahne" vom 4. und Novon, 12. Auguft.( Havas.) Beim Empfang im Stadt- einer der Ententemächte ausbreche, so werde dieser Krieg über die hielten im Plenum und im Lustgarten die schärfsten Anklagereden gegen das Zuchthausgeset". Dieser Ge­fagte der Ministerpräsident: Es bestehen unausbleibliche Differen- heimbertrag zwischen Deutschland und Rußland bezeichnete Litmis zen infolge der nationalen Besonderheiten, aber bie Ginigkeit, die noff als unzutreffend. Rußland habe zu der deutschen Re- vom 5. d. M. ausführlich geschildert. Das Organ der Kom­gierung ebenso wenig Vertrauen als zu den Alliierten. der U. S. P. eine Demonstration zuerst ausdrücklich munisten wußte sogar zu erzählen, daß die Bezirksleitung abgelehnt hatte und

geben.

zwischen uns herrscht, wird bleiben.

Die Londoner Blätter erklären im allgemeinen die Pariser Meldung betreffend dis Anerkennung des Generals Wrangel für unbegreiflich.

Französische Begründung.

Der Allensteiner Zwischenfall.

Der erste Transportzug mit italienischen Besabungs­truppen ist Mittwoch nacht von Allenstein abgegangen. Die Engländer machen vorläufig keinerlei Miene, den Italienern 3 folgen.

Die drei italienischen Soldaten, die einen Wachtmeister Der Pariser Matin" schreibt, niemals jei Millerand der Ge- der Sicherheitspolizei angriffen und födlich verletzten, find in Haft bante gekommen, daß einer der Ministerpräsidenten allein genommen worden und werden nach der Mitteilung der ita­Polen einen Rat erteilen oder die Annahme irgendeiner Bedin- Iienischen Delegation in Allenstein mit der vollen Strenge gung empfehlen könnte, ohne den anderen zu befragen. Nachdem des Gesezes bestraft werden. die französische Regierung von den Nachrichten aus Warschau Senntnis genommen habe, sei sie der Ansicht, die polnische te gierung werde energische Anstrengungen machen, und die Tatsache, daß dem( französischen ) General Weygand der Oberbefehl ange­Loten sei, sei ein überzeugendes Symptom dafür. Deshalb habe man geglaubt, nicht das Recht zu haben, Polen zu sagen, die Alliierten gäben ihm den Rat, die Waffen unter unheilbollen Be­dingungen niederzulegen. Um zum Ausdruck zu bringen, daß Frankreich seiner früheren Verhaltungslinie treu bleibe, habe es Dan Entschluß gefaßt, die Regierung Wrangels anzuerkennen. Der Matin" gibt zu, daß es sich um

eine sehr bedauerliche Meinungsverschiedenheit handle, bie zu einem recht lebhaften Meinungsaustausch zwischen London und Paris führen werde.

daß es in der Parteileitung der M. S. B. einen fehr heißen Rampf gekostet hat, um überhaupt burch zusehen, daß die Demonstration noch in letter Stunde angesezt worden ist."

Sodann heißt es in dem Bericht:

" Jedoch ist das Gesetz durch den Reichstag angenommen wor­den mit Hilfe der mehrheitssozialistischen Stim. men. Letztere rühmen sich dessen, daß sie es haben mildern lassen, indem die Erlasse des Reichskommissars einem Ausschusse des Reichstages zur Genehmigung vorgelegt werden müssen, der aus Mitgliedern aller Parteien besteht. Andererseits haben sie ge= droht", gegen das Gesetz zu stimmen, falls die Regierung auf ihrer Absicht bestände, Freiwilligenforps zu organisieren, nach dem Muster der Marburger Studenten, um die Entwaffnung durchzu­führen. Auf diese Weise glauben die Mehrheits­Der sozialisten gehandelt" zu haben."

Seit dem Abrücken der italienischen Besabung haben in Lyd einige junge Leute schwarze Listen aufgestellt, durch die sie die Namen von Mädchen und Frauen verbreiten, die mit den Italienern Verkehr gepflogen haben. Mehrere dieser Mädchen find behelligt, zum Teil sogar geschlagen worden. Bürgermeister mahnt öffentlich, gegen diese Elemente aufs schärfste So wird vor den französischen Parteigenossen unsere Partei einzuschreiten. Wenn die Vorfälle nicht aufhören, könnten der verhöhnt und verdächtigt, und es wird der Eindruck erweckt, Stadt noch in der letzten Besatzungszeit empfindliche Nach als trage fie die Schuld daran, wenn ein angeblich über­teile entstehen, die bisher dank dem besonnenen Verhalten der flüffiges Gesez, das sich gegen die Arbeiterschaft richte, ange­Bevölkerung und der Besabung bermieden find. nommen worden sei.

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