Einzelbild herunterladen
 

Nr.409 37.Jahrgang Ausgabe B Nr. 67

Bezugspreis:

Berteljährl. 30,-mt, monatl.10,- frei ins Saus, voraus zahlbar. Boft. bezug Monatlich 10,- Mt. erfL 8u. ftellungsgebühr. Unter Kreuzband für Deutschland und Defterreich 16,0 Mt., für das übrige Ausland bet täglich einmal. Zuftellung 2150 M. Baithe. ftellungen nehmen an Defterreich, Ungarn , Tschecho Glomatei, Dane mart, yollano, uremburg, Schweden und die Schwetz Eingetragen in die Boft- Reitungs- Breislifte. Der Borwärts" mit der Sonntags beilage Bolt u. Reit ericheint wochen. täglich zweimal Sonntags und Mon­tags inmal

-

B

Telegramm- Adresse:

Sozialdemofrat Berlin".

Abend- Ausgabe

Vorwärts

Berliner Volksblatt

20 Pfennig

Anzeigenpreis:

Die adtgespaltene Ronpareillezetle tofte: 3.-M., Teuerungszuschlag 50% Aleine Anzeigen", das eri gebrudte Wort 1, M.( zuläffig zwei fettgedrudte Worte), jedes weitere Bort 60 Bfg. Steffengesuche und.. Schlafftellenanzeigen das erste Bort 65 Bfg., jedes weitere Wort 40 Bia. Borte fiber 15 Buchstaben zählen tr zet Borte. Teuerungszufchlag 50% Familien Anzeigen für Abonnenten Seile 2 m., politische und mertschaftliche Bereins Anzeigen 3. Mt. die geile ohne Aufsching. Anzeigen für die nächste Stummier müffen bis 5 2hr nachmittags m Sauptgeschäft, Berlin EB 68, Linden Araße 3, abgegeben werden. Geöffnet: Don 9 Uhr früh bis 5 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands

Redaktion und Expedition: SW. 68, Lindenstr. 3.

Rernivrecher: Amt Mortsplas, Nr. 15190-15197.

Dienstag, den 17. August 1920

Warschau gefallen?

Die Verhandlungen in Minsk.

ae

Vorwärts- Verlag G.m.b. H., SW. 68, Lindenste. 3. Ferusprecher: Amt Morisplas, Nr. 117 53-54.

Die Ostorientierung.

Ron May Cohen( Nouß),

Wir geben den Artifel des Genossen Cohen als Dis. Weiter unten veröffentlichen wir eine Drahtmeldung des fuffionsbeitrag zu dem in Augenblid vidnigsten Bro­russischen Generalstabes über den Fall von Warschau . In­blem unserer Außenpolitik wieder. Jm Gudergebnis, offizielle Berichte sprachen schon seit Tagen von Kämpfen in & rafau, 17. Auguft.( TI) Nach hiesigen Berichten hat gestern der ftritten Aufrechterhaltung unserer Neu­der Ostvorstadt Warschaus Praga. Der letzte polnische Heeres. die erste Begegnung der Waffenstillstandsbele tralität, stimmen wir mit Genossen Cohen vollkommen überein, nicht dagegen in allen Einzelheiten seiner Be bericht machte selbst Angaben, daß es den Russen gelungen sei, gationen in Minst stattgefunden. Nach gegenseitiger Prüfung weisführung, die zum Teil in der von ihm vertretenen, fich in Radzymin, das mit einer Rofalbahn von Warschau aus der Vollmachten wurde von polnischer Seite sofort um die Bekannt­von uns abgelehnten, einseitig nach Frankreich orien zu erreichen ist, festzulegen. Es liegt also nicht außer dem Be- gabe der russischen Vorschläge ersucht, welche mit einem eingehenden tierien Kontinentalpolitik" liegen. Red. d. V.". reich der Möglichkeiten, daß die russische Meldung den Tat. Bericht der Delegation durch einen Kurier schriftlich nach Warschau übermittelt wurden. Mit dem Eintreffen des Kuriers in Warschau Tolle und phantastische politische Auffassungen fann man fachen entspricht. wird erst für morgen( Mittwoch) gerechnet, so daß vor Ende der gegenwärtig in Deutschland hören. Die militärischen Erfolge) Auf der anderen Seite behauptet der polnische Heeres Woche fa um eine Entscheidung in Minst möglich fein der Russen, die ohne eigentliche schwere Kämpfe Warschau ge­bericht vom 16. August, es sei der polnischen Besatzungsarmee wird. Inzwischen erfährt man, daß der englische Gesandte Rum- fährlich nabegekommen sind, haben all denen, die sich gelungen, sich nach Norden und Süden hin wesentlich Luft zu boldt den Minister des Aeußern Sapieha im Namen der eng Außenpolitik nur in der Ausnußung mehr oder minder schaffen. Im Norden habe man Ciechanow( Bahnlinie lischen Regierung eine Note überreicht hat, welche folgende Haupt- günstiger konjunkturen vorstellen fönnen, ein wenig Warschau - Danzig ) wiedererobert, die russische Belagerungs- punfte enthält: armee, die hier schon bis dicht vor die Feste Nowo Georgiewit Die polnische Regierung darf während der Friedensverhand borfühlte, um ein beträchtliches zurüdgeworfen, im Süden habe tungen mit Rußland fich in feine Diskussionen über Bedingungen man 40 Kilometer von Warschau entfernt die Russen bei dem einlassen, welche die staatliche Unabhängigkeit Bolens Bersuche eines Weichselübergangs empfindlich geschlagen und verlegen könnten. bis halbwegs zum Bug zurückgedrängt. Wenn diese Meldun gen aus polnischer Quelle mit ihren Einzelheiten auch nicht den Eindruck des absolut Vertrauenswürdigen machen. so wird man doch abwarten müssen, inwieweit sich die russische Meldung bestätigt.

Reibenburg, 17. Auguft.( Dena.) Der ruffische General ftab hat an den Stab der 4. Roten Armee in Wilna die offizielle telegraphische Meldung gelangen laffen, daß die Sowjettruppen om Abend des 15. Auguft von Braga aus nach schweren Kämpfen in Warschau eingerüdt feien. Der offizielle Bericht fügt bingu, daß die Arbeiterschaft Warschaus die russischen Truppen mit Jubel begrüßt und gewaltige Demonftrationen für eine Sowjetrepublit Bolen veranstaltet habe.

Die Londoner . Times" und Kopenhagener Blätter veröffent­lichen ähnlich lautende Meldungen aus Kowno . Von anderer Seite wird die Nachricht nicht bestätigt.

Polnische Gegenoffensive.

In der Verteidigung der staatlichen Unabhängigkeit soll Polen zum weiteren Ausharren bereit sein und mindestens 22 Divisionen fampfbereit halten.

Die Ententeregierungen versprechen Polen Hilfe zur Liefe= rung von Munition und Waffen und Entsendung von Offizieren.

Die Entente garantiert, daß Polen vom Westen nicht abge­fchnürt werben wird.

Der polnische Obertommandeur darf feine anderen als mili­tärische Funktionen ausführen und muß den Ratschlägen der Entente Folge leisten. Die Weichsellinie darf nicht aufgegeben werben:

den Kopf verdreht. Was ist uns Spa, im Osten wird. Welt­geschichte gemacht." Mit Hilfe Sowjetrußlands müssen wir den Versailler Friedensvertrag revidieren." So ungefähr lautet der Tenor derer, die der nationalboljche­wistischen" Parale folgend, den Leuten um Lauffenberg- Wolff­heim weitere rechtsgerichtete Kreise zuführen möchten, um mit Silfe der russischen Sowjettruppen die Entente am Rhein zu schlagen.

Es braucht nicht besonders betont zu werden, daß es sich hier nur um die Ideen einer fleinen Minderheit handelt, die, auch wenn sie noch so lebhaft agitieren würde, weder die wohl. erwogene, von der Reichsregierung erflärte Neutralität' ins Banten bringen fönnte, noch, wie man zuversichtlich hoffen darf, irgendeinen bedeutenderen Einfluß auf das deutsche Bolt gewinnen wird. Nichtsdestoweniger dürfte es am Plate sein, dieser nationalbolichemistischen Narrheit den Star zit Stechen. Und es scheint mir ganz besonders notwendig zu fein, daß dies auch im Vorwärts" geschieht, der in der Morgen­ausgabe vom 10. August eine Buschrift veröffentlichte, in der diese Gedankengänge, wenn fie auch legten Endes abge­Iehnt wurden, dennoch ernstlich erörtert wurden.

Für die Neutralität Oberschlesiens . Beuthen , 16. Auguft. Sämtliche Freien Gewert fchaften und fozialdemokratischen Parteien Ober. fchlesiens berufen für morgen abend Einspruchsversammlungen ein zur Abwehr der Versuche einer Neutralitätsberlegung Oberfchlesiens. Die Gewerkschaften und Eisenbahner fordern Vorgehen an Rußlands Seite vielleicht die Fesseln von Ver ein Berbot aller nicht kontrollierten Munitions- und Truppen­transporte. Sämtliche Betriebsräte haben diese Forderung aufge­ftellt. Die Kaufmannschaft wird aufgefordert, morgen mittag die Läben zu schließen. Sollte die Forderung zur Sicherung der Neutralität Oberschlesiens nicht angenommen werden, wird der AII. gemeinousft and in Oberschlesien angedroht.

Gegen den Krieg.

Die proletarische Aftion gegen den Eingriff nichtbeteiligter Mächte in den russisch- polnischen Krieg, die der erste wirklich posi­1ibe Borstoß im pazififtischen Sinne ist, veranlaßt eine Reihe von Organisationen zu folgender Kundgebung:

Von dem leider nur mit drei Buchstaben zeichnenden Ver­faffer wurde dabei gesagt, daß wir bei einem gemeinsamen failles los werden". Zwar ist sich der Verfasser flar darüber, daß bei einem Krieg gegen die Entente das westliche Indu striegebiet mit seinen Roblengruben zerstört werden würde, und man fanu faum im Zweifel sein, daß dieser Tauschy" für Deutschland auch dann noch viel schlimmere Folgen haben würde, falls er nus vom Versailler Frieden befreite. Davon fann aber nicht einmal mit einem einschränkenden vielleicht" die Nede sein. Der Krieg an der Seite Rußlands und die Opferung des Kohlengebiets( wozu dann aber auch noch einiges andere fäme) würde uns totficher nicht vom Ver. failler Frieden befreien, sondern das ganze Deutschland ver. nichten und zerfetzen und sein Schicksal endgültig und unwider. ruflich besiegeln.

Warschau , 17. August.( TU.) Polnischer Heeresbericht vom 16. Auguft. Nordfront: Der weitere Verlauf der durch Genera! Siforsti begonnenen Gegenoffensive unserer Nordarmee entwidelt sich trot schwieriger Umstände günstig für uns. Unge achtet der sehr schweren Verluste und des erbitterten Widerstandes des Feindes, der auf diesem Abschnitt unseren Streitfräften zehn Divisionen entgegenwarf, bewegen sich unsere Abteilungen auf der ganzen Linie vorwärts. Heute, am 16. August, wurde Ciochanow von uns genommen Der Feind beginnt bereits an mehreren Buntten panifartig zurüdzugehen. Unsere Flieger, deren Tätig­feit unfere Offensive vorzüglich unterstützt, beschießen die zurüd. gehenden feindlichen Kolonnen und mehren so die Verwirrung. Die Zahl der Gefangenen ist bedeutend. Die Erfolge haben auf unsere Alle nationalbolschetvistischen Gedankengänge geben von Warschauer Abteilungen überaus günstig gewirkt, zumal der feind­liche Drud auf 3ogrey Dem by bereits start nachläßt. Hart­einem Grundirrtum cus: sie überschäßen die mili­nädige Stämpfe tobten am 15. und 16. August in der Gegend tärische Macht Sowjetrußlands in geradezu umm­Nadzymin und auf dem nördlichen Abschnitt des Brüden­verständlicher Weise. Gewiß, es hat Bolen befiegt. Aber was topfes, der durch vortreffliche Bofener Truppen verteidigt wird. will denn das heißen? Die schlecht bewaffneten und geführten ernsthaftem Widerstand gesammelt, der freilich nunmehr kaum Bolen haben sich erst fest zur Verteidigung der Hauptstadt, zu Unter Führung der Generale Rzadkowski, Beligomsti und des Obersten Burdhard brachten unsere Abteilungen alle feindlichen noch aussichtsreich scheint. Es ist aber doch gar nicht so schwer Angriffe zum Scheitern und gingen mehrere Male zu Gegen- Der Aufruf ist unterzeichnet vom Bund Neues Vaterland , von einzusehen, daß die in Polen fiegreiche russische Armee aus angriffen über. Sie hielten nicht nur die eigene Linie, sondern der Deutschen Friedensgesellschaft, dem Deutschen Monistenbund, mehr als einem Grunde vor den Entente heeren wie trugen ihre Angriffe in die feindlichen Stellungen vor. Zahlreiche Ortsgruppe Berlin , dem Republikanischen Führerbund, eine Seifenblase zerplaken würde. Das russische Seer besteht. Gefangene, darunter der Kommandeur einer bolschewistischen Bri- der Freien Arbeiter- Union, der Arbeitsgemeinschaft zum großen Teil aus Bauern, die, angefeuert von natio gade und ein bolichewistischer Kommissar fielen in unsere Sände fozialdemokratischer Lehrer, der Internationalen nalgroßrussischen Ideen, leicht gegen den polnischen Erbfeind Mit besonderer Anerkennung ist der Selbentod des Feldtaplans Frauenliga für Frieden und Freiheit, den pazififtischen Studenten zu führen sind. Das würde( ganz einmal abgesehen von ihrer Ignaz Storupka von der 8. Infanterie- Division hervorzuheben, der berbänden in Berlin , Frankfurt a. M., Freiburg i. Br., der Huma- rein militärischen Schwäche den Ententesoldaten gegenüber) mit dem Streuz in der Hand den angreifenden Abteilungen vor. nistischen Gemeinschaft, der Internationalen Union, dem Bund der beim Ueberschreiten der deutschen Grenze sofort onders Kriegsdienstgegner, der Desterreichischen Gesellschaft für Friedens- werden. Es würde beim ersten ernsthaften militärischen Su­erziehung, dem Russischen Verein Mir i Trud"( Friede und Arbeit), fammenprall nachgeben und sehr schnell auseinanderbrechen, dem Freidenferverein Schweinfurt, dem Bund der Konfessionslosen da keinerlei treibende geistige Kraft mehr hinter ihm stände. und von der Deutschen Gesellschaft für staatsbürgerliche Erziehung

anging.

Die unterzeichneten Verbände begrüßen mit Sympathie die jest in allen Ländern zutage tretende Tendenz, durch Verweige. rung jeder praktischen Mitwirkung an friegerischen und terro­riftischen Handlungen, sowie der Vorbereitung dazu, die Möglich teit der Kriege aufzuheben und somit die Abschaffung der Kriege, wie der blutigen Gewalt überhaupt durch die Selbst bestimmung der Bölfer einzuleiten.

Mittler'e Front: Heute haben die Armeen die Gegen offensive unter Führung des obersten Heerführers ergriffen. Nach Oder glaubt irgend jemand, daß der russische Bauer fich einem Marsche bon 40 Kilometer längs des Wieprcz erreichten Ab­für die bolichemistische Weltrevolution schlagen würde? E3 teilungen der 14. Division mittags Carmolim und umzingelten fo den Feind, der bei Maciesomice versuchte, heute die Weichsel Au der preußisch- valnischen Grenze nehmen die Grenz- fcheint fogar, als ob die bolichemistischen Wachthaber selber zu überschreiten. Die Beute ist ansehnlich. Der linte Flügel der übertritte polnischer Flüchtlinge immer größeren nicht mehr so ganz an ihren Beruf, die Weltrevolution zu ent­4. Armee schlug 6 Gegenangriffe des Feindes bei od ab, wobet Umfang an. Im Sorridor werden Plafate angeschlagen mit der fachen, glauben. Denn in dem von der Sowjetregierung über die russisch- polnischen Beziehungen herausgegebenen Rotbud) ein Geschütz, 14 Maschinengewehre und 200 Gefangene in unsere bezeichnenden Aufschrift: Behandelt die Deutschen Sand fielen. Unsere Armeen geben im schnellen Marsch vor. besser." Der Führer der Deutschen in Lissa ist plöglich aus der schreibt der Volkskommissar des Auswärtigen Tichiticherin Südfront: Um den Feind, der bei Sokal zwischen Untersuchungshaft entlassen worden. Täglich kommen nach Lissa( ich zitiere nach der Freiheit"): Samienta Strum und Bud auf das linke Bugufer hinübergegangen 4 Flüchtlingszüge; in Guesen und Thorn sind Tausende von Flücht- feine Grundfäße auf; es trägt auf den Spigen seiner Bajonette war, zurüdzuschlagen, wurde ein Gegenangriff befohlen. Nördlich lingen. In der ehemaligen Proving Posen beginnen die geben nicht jene revolutionäre Grungenschaften, zu denen die arbeitenden von Zloozow und Zborow fowie längs der Strypa wurden örtliche mittel zu mangeln, was von gewisser Seite auf die Deut­Angriffe abgeschlagen.

Fortschritte Wrangels.

Kopenhagen , 17. Auguft.( TU.) Truppen des Generals Wrangel sind zwischen Mariam pol und Taganrog gelandet und haben mit Unterstützung der aufständischen Bevölkerung die Gegend von Alegandromst und Arofdomst bejett.

schen und Juden geschoben wird.

Der polnische Postpräsident in Bofen bat bestimmt, daß alle Telegramme, auch aus dem Auslande, die den Bestimmungsort und die Straße nicht in polnischer Sprache tragen, als un bestellbar behandelt werden. Dieser Wertehrsfortschritt" it bother nicht einmal öffentlich bekanntgemacht worden.

I

Sowjetrußland zwingt niemanden... feine Verfassung und feine Grundfäße auf; es trägt auf den Spizen seiner Bajonette nicht jene revolutionäre Graungenschaften, zu denen die arbeitenden Waffen eines jeden Volkes durch ihre eigenen Anstrengungen ge­bangen müssen. Geertenntuna bänderlich an, daß jedes Volt sein eigenes Schidset selbst bestimmen muß." Das ist sicherlich schon deshalb vollkommen ernst gemeint, weil die Bolschewisten sich ihrer eigenen Schwäche sehr wohl bewußt find. Es ist ihnen heute sehr viel wichtiger, von den anderen Großmächten( besonders von England) anerkannt zu