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Nr. 442 37. Jahrgang

Wirtschaft

Unternehmertum und Sozialisierung.

2. Beilage des Vorwärts

Die nächste Nummer der Zeitschrift, die euische In= dustrie", bringt einen Artikel aus der Feder der Direktors Hans Krämer unter dem Titel Sozialisierung", den wir als aufrechtes Bekenntnis zum Sozialisierungsgedanken von Unter­nehmerseite nachstehend im Auszug wiedergeben:

Groß- Berlin

Verbesserungen in der Erwerbslosenfürsorge.

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Sonntag, 5. September 1920

Berufsvormundschaft Beeskow.

Da das Preußische Kultusministerium durch die Verfügung des Schulhaltens am 2. September 1920, dem 50 jährigen Jubiläum von Sedan, dem vaterländischen Empfinden weiter Volksfreise ins Gesicht schlägt, ordne ich als gesetzlicher Vertreter des Mündels Gertrud Raschte hiermit an, daß diese zur Erinnerung des großen Tages unserer deutschen   Geschichte am 2. September 1920 den Schulunterricht nicht besucht.

Ein Pfarrer, der- Ungehorsam anordnet".. Aus Beeskow   berichteten wir in Nr. 440, daß der Pfarrer Jäger im Konfirmandenunterricht seinen Zöglingen gesagt habe. sie brauchten am Sedantag" nicht zur Schule zu gehen. Jetzt erfahren wir, daß er selber als Berufsvormund diesen Rat, der dem Sedanfeierverbot des Kultusministers widerspricht, Das Reichsarbeitsministerium hat neuerdings einige in die Tat umgesetzt hat. Für ein der Schule fern gebliebenes bemerkenswerte Entscheidungen auf dem Gebiet der Erwerbslojen min del von ihm wurde folgender Entschuldigungszettel" ab fürsorge getroffen. Im Einvernehmen mit dem Reichsfinanz- gegeben: ministerium hat es festgestellt, daß die Erwerbslosenunterstüßung zu den nach§ 12 des Reichseinkommensteuergesetzes steuerfreien Ich hoffe das Recht zu haben, als Mitglied der ar keine Auf- Bezügen aus öffentlichen Mitteln zu rechnen ist. Ferner hat die träge gebundenen" Sozialisierungsfommission an die gesamte deutsche Unternehmerschaft die dringende Bitte zu richten, Reichsregierung beschlossen, Anträgen, die die beteiligten Stellen diesen Bericht mit jenem Grnst und jener Gründlichkeit zu prüfen, in letzter Zeit mehrfach an sie gerichtet haben, stattzugeben die deuischen Fachmännern ehedem eigen war und hoffentlich für und die Unterstützung, die die Gewerkschaften im Falle alle Zeiten sein wird. Nur jebt, in diesem gefährlichsten Augen- der Arbeitslosigkeit vielfach an ihre Mitglieder zahlen, blick der deutschen   Wirtschaftsgeschichte, feine Explosion von ein- fünftig nicht mehr auf die öffentlichen Erwerbs­zelnen Schlagwörtern, kein Ausframen von abgebrauchten Gemein­plätzen! Nur jetzt kein die Hände bindendes, glimmende Funken zu hellem Feuer entfachendes prinzipielles" Nein! Nur jetzt kein eigensinniges Beharren auf bewährten" Prin= zipien, fein stolzes" Niemals! Wer auf Deutschlands   Wieder­geburt rechnet und welcher deutsche Arbeitgeber und Arbeit­nehmer hegt diese Hoffnung nicht im tiefsten Grunde seiner noch so verbitterten Seele! Ser muß in diesen Tagen die Zähne zu= fammenbeißen, muß mit tiefster Gründlichkeit zweis und dreimal prüfen, was gefordert wird, und dann ruhig und sachlich, aus dem Born des Wissens und der Erfahrung schöpfend, Kritik üben Kritik, die auch dem grimmigsten Gegner Achtung abnötigt. Wenn einst die Protokolle der vielen Verhandlungen

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Beamte und Angestellte der Reichs­und Staatsbehörden und Institute. Große Versammlung

Hoffentlich gibt es in Beeskow   noch viele andere deutsch  empfindende Eltern, die ebenso handeln.

( gez.) Jäger, Pfarrer. Die Begründung, die der Herr Pfarrer da gibt, zeigt unzwei­deutig, daß er bewußt gegen das fultusministerielle Verbot han­delte. Gegen ihn wird unverzüglich mit einer Straffest­segung vorgegangen werden müssen, weil er sein Mündel ohne genügenden Grund dem Schulunterricht fernge halten hat. Weiter muß ihm aber auch die Vormundschaft über ein Mündel genommen werden, das bei dem Herrn Dienstag, den 7. September 1920, abends 7 Uhr, in der Aula Pfarrer einer erziehlichen Beeinflussung dieser Art ausgesetzt ist. des Dorotheenstädtischen Gymnasiums, Dorotheenstraße 12. Die Stadt Berlin  , die dort ihre Waisenkinder untergebracht hat, Tagesordnung: 1. Das Beamtenrätegesetz und Rück- wird schleunigst die nötigen Schritte zu tun haben, sie seiner Ge­der Sozialisierungskommission veröffentlicht werden, wird es sich blick auf die Entwickelung des neuen Arbeitsrechtes. Ref.: walt zu entziehen. zeigen, wie weit die Meinungen der Mitglieder auseinanderklaffen, Gen. Dr. Georg Flatow( Ref. im Reichsarbeitsministerium). wie hart die Gedanken gegeneinander stießen, wie alles Rüstzeug 2. Diskussion. zünftiger Volfswirtschaftslehre und prafischer Wirtschaftskunde

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Beamte und Angestellte! Geheimratsarbeit will das Be­

Die Neuköllner Schnellbahnbauten. Die Notstandsarbeiten in Neukölln   sind nunmehr auf fast die

aufgeboten wurde, um aus dem weſenlosen Begriff" Sozialisie- amtenrätegesetz verschandeln. Beweist, daß Ihr Euch den An- ganze Strecke der für den Bau zunächst in Aussicht genommenen rung" den faßbaren Begriff einer Gemeinwirtschaft" heraus­zuschälen; jener Begriff, unter dem sich Tausende alles", Hundert- spruch auf eine gesetzmäßige, wirtschaftliche Vertretung nicht untergrundbahnstrecken in Angriff genommen worden. Die ganze Berliner   und Bergstraße bis fast an die Ringbahn hin ist tausende nichts" zu denken gewohnt waren, für den es hundert nehmen laßt. Sorgt für Maffenbesuch. eine Baugrube geworden, die, mit einem Bohlenbelag abgedeckt, Umschreibungen, aber nicht eine richtige Deutung gab. Der S.- P.- D.- Werbeausschuß mit Hilfe von Feldbahnen ausgehoben wird. In der Nähe be­

liche Prüfung der Frage, ob auf dem wichtigsten Gebiete der deut der Beamten und Angestellten der Verwaltungsbehörden endet, während weiterhin, in der Nähe des Rathauses mit dent

schen Urproduktion eine Anpassung an die Forderung von Millionen möglich ist, ohne dauernde Schädigung der Volkswirtschaft in ihrer Gesamtheit, ohne Minderung der Produktion, ohne Lähmung der Stoßfraft der Führer, ohne Gefährdung unserer ganzen Zukunft. Von der faktischen nicht allein, nein, viel mehr noch von der tak­tischen Klugheit der deutschen   Wirtschaftler hängt es ab, ob der Weg, den wir nun betreten, aufwärts oder abwärts führt; her aus aus dem Sumpfe, der uns jetzt zu ersticken droht, muß er aber führen! Was jetzt riesenhaft vor uns sich aufreckt, darf nicht, wie schon fo oft, zum Schacherobjekt politischer Geschäftemacher werden, darf nicht berufsmäßigen Kämpfern mit Wort und Feder allein über­lassen bleiben. Die Welt sieht auf euch, deutsche Wirtschafter, in den kommenden Wochen, denn jenes Land wird der endgültige Sieger sein, das zuerst versteht, seine Wirtschaft der Neuordnung der Dinge anzupassen.

Betriebsstoffwirtschaft. Im Reichswirtschaftsministerium fand, einer Lokalforrespondenz zufolge, eine Situng von Vertretern aller Benzin und Benzol verbrauchenden Kreise statt. Das Ministerium wollte die Verbraucher darüber hören, ob und in welcher Weise die 3wangswirtschaft für Betriebsstoffe aufgehoben oder gelockert wer­den fönne. Ein großer Teil der Verbraucher, mit besonderem Nachdruck die Motorfahrzeugindustriellen und das Personenkraft fahrgewerbe, traten für völlige Aufhebung der Bewirtschaftung des Benzins ein. Die Neigung, auch Benzol dem freien Verkehr zu überlassen, war beträchtlich geringer. Man befürchtete, daß das Venzol nicht den Verbrauchern zufließen würde, die darauf aus technischen oder volkswirtschaftlichen Gründen Anspruch hätten, und daß die Freilassung des Benzels ein Emporschnellen des ohne­hin schon hohen Benzofpreises zur Folge haben würde. Auch für Benzin erfolgte die Zustimmung fast allseitig unter dem Vorbehalt, daß eine strenge Breiskontrolle stattfinden müsse. Der Regierungsvertreter ließ keinen Zweifel darüber, daß die Ein­fuhrkontrolle für Benzin jedenfalls aufrecht erhalten bleiben müsse.

Die Ueberschichten im Ruhrbergbau. Im Ruhrkohlengebiet ist seit dem Abschluß der neuen Vereinbarungen zwischen Arbeitgeber­und Arbeitnehmerverbänden die Zahl der an den Ueberschichten sich beteiligenden Bergleute auf et to a 90 Prozent gestiegen.

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Das Licht der Heimat.

Bon August Hinrichs  .

Aber Dina saß da, ergeben und schmerzvoll, lächelnd, wie eine Frau, die viel Leid erduldet hat: Das nütt ja alles nichts, Meta, dazu sind wir viel zu schwach. Ich bin ja so glücklich, daß er wiederkam!"

" Das versteh ich nicht."

" Ja, das ist aber so. Seit der Schulzeit wußte ich, daß ich den Voßbauern heiraten sollte, weil die beiden Höfe zu= sammen sollen. Und wenn ich Ubbe noch dazu lieb habe, da kann ich doch zufrieden sein, nicht wahr?"

,, Aber muß er dich nicht auch lieb haben?"

,, Ach Meta, man muß nicht zu viel verlangen."

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Wenn ich nicht die einzigste wäre für einen Mann, die allereinzigste nie würde ich ihn nehmen können."

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Das hab ich früher auch wohl gedacht, aber das allein genügt ja nicht."

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Ausschachten der Baugrube begonnen wird. Auf der ganzen, etwa 22 Kilometer langen Strecke sind außer dem Gemeinschaftsbahnhof Herrmannstraße noch drei weitere Bahnhöfe geplant, die Iofenunterstüßung anzurechnen. Ausnahmen von ebenfalls schon in Angriff genommen worden sind. Es sind dies der Befristung der Erwerbslosenunterstützung auf 26 Wochen dürfen die Bahnhöfe Fulda straße" zwischen der Fulda  - und Boddin­auch für gewiffe Gruppen von Erwerbslosen   erteilt worden. Zur straße, der Bahnhof Steinmetzstraße" zwischen der Steinmetz­Betvilligung solcher Ausnahmen ist für Groß- Berlin der und Goethestraße und endlich der Bahnhof Südring", deffen Oberpräsident ermächtigt worden. Dagegen hat sich der einer Ausgang direkt unter der Babnüberführung der Bergstraße vor Reichsarbeitsminister nicht damit einverstanden erklärt, daß die dem Eingange zum Ringbahnhof Neukölln zu liegen kommt. Hier Bewilligung von Ausnahmen lediglich von den Fürsorgeaus fonnten die Arbeiten noch nicht in Angriff genommen werden, weil ichüssen ausgeübt wird. Sondern dieie haben für diejenigen die Stadt Neukölln bei der Eisenbahnverwaltung eine Abänderung Einzel- und Gruppenfälle, in denen sie eine Fortgewährung der der Eisenbahnbrücke verlangt hat, deren Pfeiler der neuen Unter­Erwerbslosenunterstützung für angebracht halten, alsbald die Ge- grundbahn im Wege find. Die hierzu erforderlichen Bauprojekte nehmigung des Oberpräsidenten einzuholen. werden zurzeit geprüft. Ebenso auch die Linienführung der ganzen Anschlußstrecke, die bis zur Stunde auch noch nicht genehmigt ist. Da es sich um Notstandsarbeiten zur Beschäftigung zahlreicher Arbeitsloser handelte, haben die Aufsichtsbehörden feinen Einspruch gegen die Inangriffnahme des Baues erhoben, trozdem eine end­gültige Genehmigung noch nicht vorliegt.

Keine Wrangel- Agentur in Berlin  .

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Ein neues Kapitalverbrechen?

do

Von zuständiger Seite wird der Dena" mitgeteilt: Die Mel­Dungen über die Errichtung einer Wrangel Agentur in Berlin   entsprechen nicht den Tatsachen. Der angebliche Leiter Rittmeister Gibenhorst- Pawlet ist weder von dem russischen General Wrangel bevollmächtigt noch in seinem Auftrage nach Deutschland   gereist. Er hatte in Berlin   eine gewisse Rolle ge- Das Verschwinden eines Echiver friege beschädigten beschäftigt die spielt. Gibenhorst- Pawlet, dessen wirklicher Name nur Pawlet ist, Kriminalpolizei, ohne daß es bisher gelungen ist, eine Spur von stammt aus Oberschlesien   und war während des Krieges zu den dem Vermißten zu finden. Anfangs vorigen Monats erhielt der Bejagungstruppen in die Ukraine   gekommen, wo er jedoch keine 37 Jahre alte Arbeiter Franz Schröter aus der Marienthaler Offizierstellung bekleidete. Während des Rückzuges der Straße 20 zu Berlin- Treptow  , ein Mann, der im Kriege ein Bea deutschen Truppen aus der Ukraine   blieb er in Charkom, wo er verloren hat, auf Grund einer Anzeige in einem Provinzblatt den später bei den Bolschewisten als Kommissar tätig war. Er mußte Besuch eines Fremden, der ihm mitteilte, daß er in Schwachen­jedoch nach kurzer Zeit flüchten und tauchte in Sinferopol in der walde in der Nähe von Berlinchen eine Birtichaft zu verkaufen Kerim auf. Von dort ist er nach Deutschland   gekommen und hat in habe, wie Schröter sie suchte. Der Kriegsbeschädigte fuhr am Berlin   versucht, Ansiedler für die Krim   zu werben. Da 7. Auguft mit dem Besucher vom Schlesischen Bahnhof   ab, um man jedoch bald erkannte, mit wem man es zu tun hatte, wurden die Wirtschaft zu besichtigen und steckte seine Militärpapiere und seine Bemühungen bei den zuständigen Behörden abgewiesen. etwa 5400 M. ein, um unter Umständen gleich einen Vertrag ab­Geldmittel stehen Pamlet in feiner Weise zur Verfügung, und er schließen zu können. Seit der Zeit hat er nichts mehr von sich muß als politischer Abenteurer und Geschäfte hören lassen. Wahrscheinlich ist er auf dem Wege, der von Ber­ma cher betrachtet werden. linchen aus in etwa einer Stunde nach der Wirtschaft hinführen follte, von dem Fremden ermordet und beraubt worden. lichen Zustandes bei einem leberfall feinen nennenswerten Widerstand

Achtung, Erwerbslosenrat! Auf den Kopf der bezugsberech- Das ist um so eher anzunehmen, als er wegen seines förper­tigten Kartoffelempfänger kommen 3 Pfund.

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Ja, das könnt ich! Aber einen Menschen, der mich nicht achten wollte nie, nie, niemals!" ,, Ach Meta, man kann nicht alles so haben, wie man möchte!" ,, Soll man sich wegwerfen oder verkaufen!" Sei nicht so hart."

er

,, Rannst du einen Menschen lieben, wenn du weißt, daß dich nur deshalb nimmt, weil du zufällig einen großen Hof erben sollst?"

,, Quäl mich doch nicht, Meta!" ,, Einen solchen Menschen verachte ich!" ,, Sag das nicht."

a, lieber einen Tagelöhner!"

Ich wollte, ich wäre auch so starf wie du." ,, Dazu braucht man doch nicht starf zu sein, nur ehrlich." Dina saß still. Langsam tamen ihr die Tränen wieder, stand sie auf und faßte Meta um. ,, Vielleicht ist dies mein Unglück anders wirklich nicht."

da

aber ich kann nicht

,, Du mußt selbst wissen, was du tun willst." ,, Das ist das allererste, was man verlangen soll." ,, Ach Meta, könnten wir nicht Freundinnen sein?" ,, Könntest du einen Mann heiraten ohne Hof nur, weil Meta sah auf sie nieder, auf dies armselige Mädchen mit er dich lieb hat?" dem kleinen, schmalen Gesicht, das noch immer weinte. Waren Ja- und ich wäre noch stolz darauf!" Sie stand. da, sie nicht beide ein paar Opfer, die sich in Schmerzen wanden? hoch aufgerichtet und erglühend in ihrem Eifer, schön im Beide mißhandelt und in ihrem Heiligsten zertreten von einer Feuer ihrer Ueberzeugung. Dina sah sie lange von der Seite brutalen und rücksichtslosen Kraft? Sie beugte sich herab und an, dann fragte fie: Weißt du, was die Leute ſagen?" sie über den Kirchhof zurückging, immer noch ein wenig zu­füßte Dina auf den Mund. Dann sah sie ihr lange nach, als Sammengeduckt und scheu.

,, Nein, darauf hör ich nicht." " Sie sagen, daß Harm Folkers ganz frank nach dir ist!" ,, Arant nach mir?"

a. Er hat bis jetzt nie mit einem Mädchen zu tun ge­habt. Aber hast du nicht bemerkt, wie er dich auf der Hochzeit angesehen hat? Ich glaube wirklich, daß er dich unmenschlich lieb hat.".

Das ist Gerede," sagte Meta ärgerlich. Er hat überhaupt nicht mit mir getanzt."

Diese also hatte der Voßbauer gewählt! Nicht, weil er fie liebt, nein, nur weil sie das einzige Kind auf dem großen of war. Der Efel stieg ihr auf und bitter empfand sie, wie erbärmlich dies alles war.

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Lieber einen Tagelöhner das ließ sie nicht wieder los. Je mehr sie an den Voßbauer dachte, desto glühender haßte sie ihn. Seine Gestalt, die groß und schön vor ihrem Auge stand, sein Lachen, seine Stimme, alles reizte sie jetzt und forderte sie heraus. Immer wilder bäumte sich ihr Stolz gegen ihn auf. Sein Bild war in ihre Seele gebrannt, sie wollte es löschen mit ihrem Saß. Seine Küsse quälten sie noch jetzt. Wie selbstverständlich er herrschte, forderte, gebot - gehorchten ihm nicht alle? Aber sie nicht, nein! Sie jette ihm einen andern entgegen, der besser und größer war, weil er arm war Harm Folfers! Sie verglich, und weil sie den einen herabfeßte, erhob sie den anderen. War der nicht tausendmal besser, edler und stolzer? Er liebte sieja, jept jeẞt fühlte sie es aus allem, was er getan hatte. Wie stolz er war, weil er sich zurückhielt, wie edel, da er nichts erwartete, wie vornehm, da er keinen Versuch machte, ihr zu nahen. Er war arm, aber wahrhaft ritterlich.

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Er wuchs ihr zu einem Helden heran, weil ihr Herz nach einem Helden schrie. Sie sah ihn Abend für Abend vom Felde kommen. Sie wartete auf ihn und ließ ihn vorüber­gehen, ohne daß er sie hinter der Hecke jehen fonnte. Er suchte über den Pastorsgarten hin, er ging langsamer, um sie vielleicht noch im letzten Augenblick auftauchen zu sehen, er wandte den Kopf noch, wenn er längst vorbei war- er liebte sie! Aber nie würde er es wagen, ein Wort von seiner bis sie Liebe zu sagen, weil er zu stolz dazu war. Nie selbst es ihm erlaubte. Was war der Voßbauer gegen ihn? So hob ihre Liebe ihn empor. Ihre Liebe? Ja- sie liebte ihn sie wollte ihn lieben. Das Bild des Voßbauern brannte in ihrer Seele, sie stellte ein anderes hinein, das alles überstrahlen sollte.

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Gut, daß er seinen Meister gefunden hatte; gut, daß Harm Folfers da war.

Und Harm Folfers war frank nach ihr! Welches Glück,

geliebt zu werden.

Eines Abends sah sie, daß der Pastor mit ihm sprach. Der redebe heftig auf ihn ein und schien in Zorn zu kommen. Sarm Folfers aber blieb gleichmütig und rubig. Es freute sie, daß er sich auch von dem nicht einschüchtern ließ.

Als sie nachher in der Nähe der Straße arbeitete, ging einer mit Hacke und Spaten an ihr vorbei und grüßte so ernst und gemessen. Das war Harm Folfers. Gut und treu fah er sie an, und doch so ehrlich bewundernd, daß sie leise rot Ich weiß. Sein Vater ist nur ein Heuermann, und da wurde, als sie wieder grüßte. Sie bückte sich wieder auf ihre ist das für ihn ein Unglück, wenn er dich lieb hat. Deshalb Arbeit, bis ihr der Rüden weh tat. Und als sie sich aufrich­tanzte er nicht. Oder. könntest du einen Tagelöhner heiraten?" tete, strich sie sich das Haar aus der Stirn und sagte fest: ,, Das ist doch alles nur Gerede," sagte Meta unwillig. ina lieber einen Tagelöhner." Siehst du das könntest du nicht! Nicht wahr?" Das sag ich ja nicht." Könntest du das tun?"

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Die Abendsonne warf einen goldenen Schimmer über sie, wie sie aufrecht im Felde stand. Ihr Haar leuchtete und auf ihrem Gesicht glühte der Stolz ihres reinen Herzens.

Als sie nachher in der Wohnstube den Tisch abräumte, rannte der Bastor im Bimmer hin und her und streckte den Bart noch weiter vor als sonst, wie immer, wenn er erregt war. Forts. folgt.)