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schen Politik erkennen ließ. Das Ausland wußte von da an, wie ich dem Auswärtigen Amt sagte, daß es um Deutschlands militärische Lage nicht günstig stehe....
akute Gefährdung des deutschen Heeres.
nehme.
Wir brauchen nicht zu betonen, daß uns Herrn Strefe inneren Politik natürlich womöglich noch größer als in der äußeren. Als ein kleines Beweisstückchen unter vielen darf manns Liebeswerben falt läßt, zumal er mit einer recht ansehnlichen Gegenforderung kommt: der Auslieferung eine Bemerkung des Kabinettschefs v. Valentini aus Anlaß der Bildung des halbparlamentarischen Kabinetts Hert- Doch es sollte noch schlimmer tommen. Staatssekretär von Preußens an eine überwiegend bürgerliche Koalition ling gelten. Dieser neue Hofmarschall v. Kalb erklärte da- Hinge, der am 29. und 30. September 1918 im Großen Haupt- nach Muster der von ihm erstrebten Reichsregierung. Einige mals einem Vertrauten, die Hauptsache in jenen Tagen sei es quartier weilte, teilte von dort aus telegraphisch mit, daß Wien Heiterfeit aber muß es erwecken, wenn das demokratische gewesen, den Kaiser in guter Stimmung zu er- und Konstantinopel eröffnet werden solle, Deutschland sei bereit, B. T." diese Stellungnahme als etwas ganz Neues, als einen halten, die ganze Parlamentarisierung sei doch nur ein Präsident Wilson anzubieten, auf Grund seiner 14 Punkte über so- politischen Fortschritt( in seinem Sinne) buchen will und mit Mummenschanz für ein paar Monate, nach dem Kriege werde fortigen Waffenstillstand und Berufung einer Friedenskonferenz| Genugtuung vermerkt, daß Stresemann an dem Hinzutritt der Kaiser allein regieren, wie er es für richtig halse. nach Washington zu verhandeln. Mitten in die Regierungskrisis der Sozialdemokratie in die jetzige Regierung, keinen Anstoß Die glorreiche Majestät selbst erklärte den Abgeordneten fiel die Wirklich, ganz überraschend! Sat denn Herr Streje. - unmittelbar nach der Annahme der Friedensresolution des Reichstags sie werde beim Friedensschluß den Feinden am 1. Oktober sind mir im Auswärtigen Amt eine ganze Reihe mann jemals Anstoß genommen? Bielleicht gelingt es dem B. T." noch sich zu erinnern, wie sofort nach den Reichstags Geld und Rohstoffe wegnehmen und nachher als Herr des von Depeschen aus dem Großen Hauptquartier vorgelegt worden, wahlen die Herren Dr. Heinze und Stresemann fast Kontinents mit Frankreich den„ zweiten punischen Krieg" die alle in der Forderung Ludendorffs gipfelten,„ daß unser Frie- Friefällig die Sozialdemokratie um Eintritt in die Regegen England führen. Jene Unterredung bei Helfferich am densangebot sofort hinaus müsse“;„ heute hielten die Truppen noch, gierung ersuchten. Vielleicht fällt dem„ B. T." auch ein, daß 20. Juli 1917 war nach Erzberger „ der tiefste Spatenstich zum was morgen geschehen könne, sei nicht vorauszusehen“;„ man fönne Herr Dr. Heinze seinen Auftrag zur Kabinettsbildung dem man Sturz des bisherigen Regimes"." Ergraute Abgeordnete, mit dem Friedensangebot nicht bis zur Bildung der neuen Regiewelche vom parlamentarischen System bis dahin nichts wissen rung warten, es fönne jeden Augenblick ein Durchbruch erfolgen". Reichspräsidenten zurückgab, weil er ihn nach der Weigewollten, sprachen an diesem Abend offen aus, daß das seit- General Ludendorff erklärte,„ achtundvierzig Stunden könnten sie rung der Sozialdemokratie, in sein Kabinett einzutreten, füt aussichtslos hielt. Herrn Stresemanns Erklärung hat herige System Deutschland ins Unglück stürzen müsse." So Armeen nicht mehr warten, alles komme darauf an, daß das also an der politischen Situation seit den Reichstagswahlen hat Wilhelm für das parlamentarische System gewirkt und Angebot spätestens Mittwoch nacht oder Donnerstag früh in den nicht das mindeste geändert. schließlich für die Republik . Händen der Entente sei. Nur wenn es dem Prinzen Max gelinge, Wenn im übrigen sachlich noch besondere Gründe not in der Nacht noch die Regierung zu bilden, könne bis zum nächsten wendig waren, um die Sozialdemokratie von jedem Eintritt morgen gewartet werden." Dasselbe ließ Hindenburg dem Vize- in das jetzige Kabinett fernzuhalten, so genügten die kata. tangler von Payer mitteilen. Am 2. Oktober wurde den Partei- strophalen Wirkungen, welche die Aufhebung führern durch einen Major aus der Obersten Heeresleitung Vortrag der 3wangswirtschaft auf dem Gebiet des Ernäh über die militärische Lage gehalten, die sich in wenigen Tagen rungswesens zu zeitigen beginnt. Gegen den Widerspruch grundlegend geändert" habe; so mußte„ die Oberste Heeresleitung der Sozialdemokratie hat die jetzige bürgerliche Reichsregie den ungeheuer schweren Entschluß fassen", zu erklären, daß nach rung die letzten Dämme gegen eine völlige Ueberflu menschlichem Ermessen keine Aussicht mehr bestehe, dem Feind den tung Frieden aufzuzwingen. Entscheidend für diesen tragischen Aus- Wuchergang seien einmal die in unerwartet großen Mengen auftretenden Tanks und restlos entscheidend sei schließlich die Ersatzfrage geworden.
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Anschließend sei auszugsweise die Darstellung wieder gegeben, die Erzberger von dem militärischen 3usam menbruch entwirft: Besonders das Jahr 1918 war reich an Illusionen auf militärischem Gebiete. Das deutsche Volk wurde allgemein irregeführt mit dem Schlagwort, daß die„ Reserven von Marschall Foch" durch die deutsche Offensive verbraucht seien. In der ersten Hälfte des August erhielt ich plötzlich aus dem Großen Hauptquartier eine eingehende Schilderung der Sachlage, in der es entgegen allen amt
lichen Meldungen hieß:
„ Frische und unverbrauchte Armeen, wie die amerikanische. treten trotz aller gegenteiligen Behauptungen der deutschen Presse in ständig wachsender Zahl einem Volt gegenüber, welches jetzt vier unendlich schwere Kriegsjahre lang geblutet und gehungert hat. Es hat auch keinen Sinn, so lange Krieg zu führen, bis wir aus Mangel an Menschen und Hilfsmitteln
auf Gnade und Ungnade die Waffen strecken müssen. Dann werden uns die Sieger demütigen, wie noch kein Volk gedemütigt wurde: wenn die heutigen Führer erklären wollten, sie seien zu Verhandlungen mit den Gegnern bereit, so würden sie drüben einfach ausgelacht. Wir brauchen eine von einer ansehnlichen Mehrheit der Volksvertretung getragene neue Regie= rung, die sich grundsätzlich zu Verhandlungen mit ziemlich weitgehenden Zugeständnissen bereit erklärt. Diese Aussichten sind gewiß nicht schön und doch sind sie noch günstig im Vergleich zu denen einer bedingungslosen Waffenstreckung. Baldiger Friede ist nicht mehr ein frommer Wunsch, sondern die Voraussetzung
für unsere weitere Existenz."
,, Unsere letzte Menschenreserve ist verbraucht.
Der Feind ist durch die amerikanische Hilfe in der Lage, seine Verluste zu ersetzen. Die Fortseßung des Krieges muß daher als aussichtslos aufgegeben werden. Keine Zeit darf verloren gehen. Jede vierundzwanzig Stunden tönnen die Lage verschlechtern."
Diese in der Hauptsache nicht mehr neue, aber alles bisher Bekannte unterstreichende Darstellung wird freilich die Deutsch nationalen nicht hindern, morgen wieder zu erklären, der Krieg sei„ nur durch die Nevolution" verloren
gegangen.
Kettensprenger Stresemann.
Für den Eintritt der Sozialdemokratie in die Regierung. Herr Stresemann, der Führer der Deutschen Volkspartei , beschäftigt sich in der Zeitschrift„ Deutsche Stimmen" mit der Frage des Wiedereintritts der Sozialdemokratie in die Ne-gierung, den er von ganzem Herzen wünscht, denn ,, Von roten Retten macht euch frei allein die Deutsche Volkspartei ." Stresemann schreibt u. a.:
Solche Worte hatte ich allerdings aus dem Großen Hauptquartier noch nie zu hören bekommen. Noch Mitte Juli 1918 hatte Ludendorff , wie mir Staatssekretär von Hinze erzählte, diesem auf die Frage, ob er sicher sei, mit der jezigen Offensive den Feind endgültig und entscheidend zu besiegen, mit einem bestimmten Ja" geantwortet; am 13. August mußte allerdings Ludendorff Herrn von Hinze mitteilen, daß er diese Sicherheit jetzt nicht mehr habe". Tags darauf hat Hinke auf Grund dieser Rücksprache in Anwesenheit Hindenburgs und Ludendorffs erklärt, daß ihm beide Herren die Kriegslage dahin umschrieben hätten, daß wir den Kriegswillen unserer Feinde durch kriegerische Handlungen nicht mehr zu brechen hoffen dürfen und daß unsere Kriegführung sich als Ziel seßen muß, durch eine strategische Defensive den Kriegswillen des Feindes allmählich zu lähmen". Der Kaiser zog daraus die Schlußfolgerung, es müsse auf einen geeigneten Zeitpunkt geachtet werden, wo wir uns mit den Feinden zu verständigen hätten". Der Reichskanzler sah als einen solchen Moment den Zeitpunkt nach den nächsten militärischen Erfolgen im Westen an. Auf Vorschlag des Kaisers wurde dann eine Propaganda. tommission gebildet, die das deutsche Volk mit einer Redeflut überschüttete und deutlich eine Schwenkung in der deut-| Sorge getragen.
Der Strudel.
Das Lokal ist sauber.
durch
Jetzt
unseres Ernährungswesens und Schiebertum zerstochen. wo sich die Folgen zu zeigen beginnen, die sich im Winter vielleicht zu einer Katastrophe auswachsen werden, lädt man uns freundlich ein, die Verantwortung für das mit zu übernehmen, was gegen unseren Widerspruch geschehen ist.
Der gefälschte Mordbefehl.
Im Anschluß an unfere Meldung über die Wiederverhaftung des Erich Prinz, des Fälschers des Scheidemannichen Mord befebis, hatten wir eine Darstellung der Vorgeschichte gegeben, bei der auch die Beziehungen zwischen Prinz und dem verantwortlichen Redakteur des„ Berliner Lokalanzeiger" Dr. Specht beleuchtet wurden. Von seiten des genannten Blattes geht uns nun eine Erklärung zu, wonach die übrige Redaktion des„ Lolalanzeiger" von den Beziehungen des Herrn Dr. Specht zu Prinz feine Kenntnis gehabt hat, insbesondere auch nicht von der Empfeh lung, die Dr. Specht dem Prinz an den Reichstagsabgeordneten Bruhn mitgab. Nach Art und Form, wie uns diese Erklärung ge macht wurde, haben wir keine Ursache, an ihrer Richtigkeit zu zweifeln.
Selbstmord der Hildegard Plaumann.
Wie wir von zuverlässiger Seite erfahren, hat die Tänzerin Hildegard Plaumann, die Geliebte des Prinz, auf deren Zeugnis hin er am Dienstag verhaftet wurde, gestern im Rotain „ Wenn sie( die Sozialdemokratie) in die jetzige Koalition rausch Selbstmord begangen. Die Pl. war nach dem, was wir eintritt, so würde damit ein vernünftiger Ausgleich über sie haben in Erfahrung bringen können, eine willensichwade der Kokainsucht verfallene Person, auf die Bring einen suggestiven zwischen Bürgertum und Sozialdemokratie ge- Ginfluß ausübte. Nachdem sie ihre Aussage vor dem Staatsanwalt geben sein. Sie würde einen vollberechtigten Anspruch gemacht hatte, war sie selber um die Verhaftung des Prinz sehr haben können auf den Einfluß, der ihr zahlenmäßig nach ihrer besorgt, weil sie seine Nache fürchtete. Am Mittwoch sollte sie Fraktionsstärke zukommt, nicht mehr und nicht weniger. Immerhin ihm gegenübergestellt werden. Vielleicht hat die Furcht vor dieser bliebe das bürgerliche Element in dieser Koalition Begegnung sie in den Tod getrieben, vielleicht hat auch nur die führend, durch das Schwergewicht seines gegen Aufregung des vergangenen Tages in Verbindung mit übermäßigem wärtigen Einflusses. In der praktischen Politik hätte man Rataingenuß irgendwelche Wahnvorstellungen in ihr erzeugt, die fie eine Verständigung anzustreben, die schließlich auch bei der zu der Tat veranlaßten. bisherigen Regierungspolitik durch Fühlungnahme mit der So= zialdemokratie tatsächlich durchgeführt worden ist. Näme dann auf Grund von Neuwahlen in Preußen eine gleiche KoaIttion zustande, so wäre auf dieser Grundlage für eine Stetigkeit der Verhältnisse im Reich und in dem führenden deutschen Staat
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- ja. Er ist draußen."
" Haber Sie gesezt?" „ Gustav• mein Mann „ Und Sie nicht?" „ Ich hätte das nicht ausgehalten. ,, Darf ich hier Plaz nehmen?"
Die Flaschen und Gläser auf den Regalen spiegeln sich wohl zu haben, mit dem sie reden kann. gefällig in den Spiegelwänden hinter ihnen.
Der Bierapparat, auf dem Gambrinus thront, ist bligblank. Alles eine gewisse Wohlhabenheit auch die rundliche Wirtin trotzdem das Lokal nur klein ist.
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Doch den Hauptraum siehst du gar nicht, wenn du von der Straße eintrittst, um dein Bier oder den Kognak zu trinken, der etwas nach Karbol schmeckt: Der Hauptraum ist das„ Billardzimmer" nebenan. Das unförmliche Möbel steht verhangen auf seinen vier kurzen Beinen da und stört eigentlich nur.
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Diese Spannung!" Sie ist offenbar froh, jemand
Bitte. Wenn Ihr Mann nachher nur nicht eifersüchtig wird." Sie wird bitter:„ Der hat feinen Sinn dafür. Der hat bloß Sinn für Wetten... Ach nein, ich will ihn nicht schlecht machen. Es ist der beste Mann von der Welt. Aber sowie es ans Wetten geht, ist es mit ihm vorbei; Ein Jahr sind wir verheiratet. Was hat er da nicht verspielt! Alles. Und er ist nicht zu halten." ,, Keine Energie?"
Sie antwortete mit einem Achselzucken.
Ein Schwarzbärtiger nimmt am Nebentisch Platz.
verbreitet, daß ein Transport der von Amerika gestifteten 2500 Noch keine Milchkühe in Sicht! In der Presse ist die Nachricht Milchfühe bereits nach Deutschland unterwegs sei. Wie die " P. P. N." hören, ist an feiner der in Frage kommenden Stellen eine derartige Nachricht eingegangen. Der erste Transport wird voraussichtlich erst Anfang Oftober abgehen können.
andere, weiß ich ja!! Einer von die Herren Pferde muß ja schließlich gewinnen!"
Alle ohne Ausnahme gehen mit einem Achselzuden über ihn zur Tagesordnung über.
Die junge Frau geht hinaus, um ihm" entgegenzugehen. Kaum ist sie draußen, kommt durch den hinteren Eingang ein blasser, junger, gutgekleideter Mensch. Der Es ist„ Gustav". Schwarzbärtige begrüßt ihn:„ Na, Gustav, wie steht's mit dem Edelweiß?"
Gustav winkt müde ab:„ Verloren".
wetter!"
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„ Ja“.„ Donners Das„ Donnerwetter" wiederholt sich bei den Anwesenden. Sie alle haben mehr oder minder auf den Favoriten gesetzt und verloren. Die allgemeine Entrüstung gibt Gustav wieder Mut:
"
Den Jockey, den Hund, der mir den Tip gegeben hat, haus
" Ihr Gustav ist ein Kerl wie' n Pfund Wurscht," meint er ich zusammen, daß er in feinen Sarg mehr paßt." gemütlich.
Sie ist gar nicht ärgerlich. Sie steht auf und begrüßt ihn
familiär.
Ich höre, wie er sie nach der Höhe ihres Wetteinsatzes fragt. „ Gestern war doch Ultimo," ist ihre einfache Antwort. Er schlägt mit der Faust auf den Tisch.„ So ein Leichtsinn. Das ganze Monatsgeld!" „ Ja, d. h. das für den übernächsten Monat. Es ist der letzte Vorschuß. den er kriegt."
Wozu das Zimmer dient, zeigen dir die Dugende von Sportblättern, Rennjournalen, Traberzeitungen, die auf Tischen und Stühlen herumliegen: hier ist ein Sammelpunkt all der Wettbegeisterten, die auf Hoppegarten , Karlshorst , Ruhleben, Weißensee und Grunewald schwören. Aber sie bleiben nicht im Lande und wetten hier redlich, ihr Ehrgeiz geht weiter. Wo in der weiten Welt Gäule über die Rennbahn' preschen, findet ihr Schicksal, ihr Erfolg oder Pech fiebernde Anteilnahme, stürmische Begeisterung oder leidenschaftliche Angriffe, je nach dem, wen der Totalisator als Sieger nominiert und was der Buchmacher auszahlt. Nach langem Inquirieren gibt sie zu, daß auch ihr Letztes von Ich habe mich hierher verirrt, just an einem Tage, wo der Sparkasse abgehoben ist. Denn:„ Mal muß das Glück ja kommen draußen vor den Toren Berlins das große Rennen ist. Der und dann ordentlich. Und diesmal ist es sicher. Der Probegalopp Politik und der Literatur müde, greife ich nach den Sportblättern von„ Edelweiß" und die guten Tips. Nein. Es ist wirklich Unsinn, und versuche mich in die Geheimschrift hineinzulesen. Tausende daß ich mich so aufrege." Jezt lacht sie wieder ihr helles MädchenPferde, mit den ulkigsten Namen, galoppieren so an mir vorbei. lachen von einst. Die alte Gewohnheit, mit bestimmten Namen bestimmte Vorstellungen von der Eigenart des Besizers zu verbinden, stellt sich ein, schrumpft aber schnell in sich zusammen. Denn schließlich sind es doch nur Vierfüßler, wenn sie auch„ Kassandra " heißen.
Ein langer Mensch in reduzierter Kleidung nähert sich mir mit verschmittem Gesicht. Er will mir einen„ Zip" verkaufen. Uebermorgen Hannover ". Todsicher. Sie können ein Vermögen verdienen. Wenn er so todsicher ist, setzen Sie doch!"
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„ Kann ich denn?" Er zeigt ein leeres, gähnendes Portemonnaie. Ich gebe ihm ein paar Groschen, um ihn los zu werden. " Früher hatte ich das nicht nötig," flüsterte er, nimmt dann aber das Geld und verläßt, ohne zu danken, das Zimmer.
Ich bleibe nicht lange allein. Eine junge Frau, die mir schon im Vorraum auffiel, nähert sich. Ihr schmales Gesicht muß mal hübsch gewesen sein, jetzt ist es von Sorgen durchfurcht.
„ Dies Warten ist entseglich," sagte sie nervös.
Das Rennen muß doch schon zu Ende sein. Und es steht soviel auf dem Spiel."
,, Wieviel habt Ihr denn im ganzen gesezt? ,, 600 Mart."
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Soviel hatten Sie noch?"
Sie zögert mit der Antwort:„ Gustav hat noch was geborgt." Er pfeift höhnisch durch die Zähne. Geborgt? Aus der Portotasse?"
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Sie überhört es. Denn sie stürzt sich auf einen neuen Gast, dem das Rennbillett noch am Westenknopf baumelt und fragt nach „ Edelweiß". Er weiß nicht. Er hat sich schon beim ersten Rennen ausgegeben und für die anderen feinen Sinn.
Das Spiel wiederholt sich bei jedem neu Hinzukommenden, Sie fragt immer ängstlicher, als ob von der Antwort Leben und Tod abhinge.
Das Lokal füllt sich. Es wird eifrig debattiert. Heftige Flüche werden ausgestoßen. Einer hat etwas gewonnen und zahlt eine Lage Rognat für das ganze Lokal.
"
Sein Freund lacht. Du brauchst ja nicht zu wetten." Alle stimmen ihm bei.
„ Dann fahre doch nicht hin."
„ Das habe ich auch probiert. Da war ich aber ein paar Wochen lang direkt frank. Und beim nächstenmal stand ich auf dem Bahnhof und ließ einen Zug nach dem andern abfahren. Und beim letzten sprang ich doch noch im Fahren auf... Aber nun hat's geschnappt," schließt er plöglich und läßt sich schwer und müde auf einen Stuhl nieder. Die trostlose Verzweiflung sieht ihm aus den Augen.
Blöglich flopft ihm jemand auf die Schulter: seine Frau. Wie sie sein entgeistertes, freidebleiches Gesicht sieht, weiß sie alles. ,, Gott !"
Weiter sagte sie nichts. Aber der Menschheit ganzer Jammer faßt einen an, wenn man es hört..
Sie hocken nun neben mir und beraten alle Möglichkeiten, wo Geld aufzutreiben ist. Aber sie finden feine. Und es klingt das böje Wort von der Kassenrevision, die für morgen bevorsteht!
Endlich gehen sie, müde und gebrochen. Vielleicht gehen sie ihren legten Weg und die Selbstmordchronik Berlins verzeichnet mit dürren Worten einen neuen Fall.
Ihr Fortgehen wird in dem anwachsenden Tohuwabohu nicht beachtet. Bumal gerade ein grüner Junge auf den Tisch springt und alle einladet; er hat auf den Außenseiter gesetzt, der heute durchs Ziel gekommen ist und über 500 m. für seine 10 M. be fommen.
Alles jubelt. Alles ist vergessen. Alle schwören wieder auf den grünen Rasen und die Zauberkraft der Tipp. Man muß nur Glück haben! Und, wer weiß, das nächstemal-- das nächste mal... Wo dieses Lokal liegt?