Nr.461 37.Jahrgang Ausgabe B Nr. 93
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Vorwärts
Berliner Volksblatt
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Donnerstag, den 16. September 1920
Um den Präsidentenstuhl.
Die Kandidatenliste.
gehen. Der Korrespondent fügt hinzu, daß unter diesen ImBaris, 16. September. ( Havas.) In der Präsidentenkrise ständen die Migaer Berhandlungen wohl schon in ihrem ersten ist zunächst die Frage, ob Millerand kandidieren wird Stadium zum Scheitern berurteilt sein würden. oder nicht. Anzunehmen ist, daß seine Kandidatur von seinen Freunden aufgestellt werden wird. Von den Senatoren werden Léon Bourgeois , Jonnart, Ribot, Pam& und Doumergue, von den Deputierten Béret, Leygues, Gastelnau und Viviani genannt.
Paris , 15. September. Die Agence„ Radio" meldet zum Befinden Deschanels: Das, was heute morgen in der Presse veröffentlicht worden ist, ist richtig. Die Gesundheit des Prästbenten der Republik ist mehr und mehr Schwankungen unterworfen. Deschanel wird zweifellos gezwungen fein, abzubanten. Es ist auch richtig, daß der Minister rat sich am Freitag mit der tonstitutionellen Seite dieser Frage befassen wird.
Giolitti empfängt die Metallarbeiter.
Turin , 15. September. ( Stefani.) Giolitti empfing heute in Gegenwart der Präfekten von Mailand und Turin die Bertrauensmänner der Metallarbeiter. Die Berhandlungen werden morgen weitergeführt.
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Wie wir in der heutigen Morgenausgabe schon berichteten, haben die Deutschnationalen im Landtag den Antrag eingebracht, das Gesez über Groß- Berlin bis zu einem unbestimmten Zeitpunkt außer Kraft zu setzen. Der„ LokalAnzeiger" gab in seiner Mittwochabendausgabe bereits der Auffassung Ausdruck, daß das deutschnationale Vorgehen die Unterstützung des Zentrums und auch anderer bürgerlicher Parteien finden dürfte.
Burzeit läßt sich noch nicht übersehen, inwieweit diese Vermutung begründet ist. Nach der beispiellosen Heze, die in den legten Wochen auch in den sogenannten liberalen Blättern gegen die sozialistische Mehrheit betrieben wurde, kann man annehmen, daß diesem deutschnationalen Vorstoß ein FrontalLaibach, 15. September. ( WTB.) Den Blättern zufolge ist angriff sämtlicher bürgerlichen Parteien folgen wird. die Lage in Tri est immer noch äußerst gespannt. In den Daß durch eine Aufschiebung des Gesezes Groß- Berlin Straßen werde immer noch geschossen, die Gefängnisse oder gar durch seine Aufhebung die bereits getroffenen seien mit Berhafteten überfüllt. Militär durchziehe die Verwaltungsmaßnahmen der Gemeinden ins Stoden geraten Straßen, auf denen sich nach 10 Uhr niemand mehr zeigen dürfe. müssen, weiß jeder. Heute werden bekanntlich nur noch die ( Laibach ist jest südslawisches Gebiet. Die slowenische Presse allerdringendsten Verwaltungsaufgaben erfüllt und die Ge hat ein Interesse daran, die Lage in Triest pessimistisch zu schildern. meinden Groß- Berlins müssen fortgesezt zusammentreten, um über dringende Aufgaben von finanzieller Tragweite eine Berständigung herbeizuführen.
Baris, 15. September. ( Havas.) Anläßlich der Verschlechterung des Gesundheitszustandes Deschanels beschäftigt man sich in Regierungsfreifen mit den zu ergreifenden Maßnahmen. Die Reb.) Gerüchtweise verlautet, Deschanel werde nach der Rückkehr Millerands seine Demission einreichen. Man redynet weiter damit, daß das Parlament im Laufe der nächsten Woche zusammentreten werde.
Die englische Streikgefahr.
Einer Lösung entgegen! Amfterdam, 16. September. Telegraaf" meldet aus London , daß die Oberleitung des Bergarbeiterverbandes Minister orne ersucht hat, fie au empfangen, wozu Borne fofort seine Einwilligung gab. Der Verband hat damit den ersten Schritt zu einem Vergleich getan.
Das wissen jene Kreise, die sich zusammengeschlossen haben, um das berhaßte Gesez Groß- Berlin zu Fall zu bringen, und die auf Grund der Wahlen vom 20. Juni sich ergebende fozia listische Mehrheit nicht zur Arbeit kommen zu lassen. Daß sie Millerand im Internationalen Arbeitsamt. durch ein solches Vorgehen die Intereffen Groß- Berlins mehr schädigen als dies je durch einen wie immer zusammengesetzten Albert Thomas' Ansprache an Millerand. Sozialistischen Magistrat der Fall sein fönnte, dürfte jenen Genf , 15. September. Nach der Ankunft des französischen MiLondon, 16. September. ( Dena.)„ Daily Telegraph " glaubt Deutschnationalen und ihren Hintermännern nicht unflar sein. nisterpräsidenten Millerand in Genf besuchte er den Direktor melden zu können, daß die Grubenarbeiter ihre Forderungen Die Bosstiche Beitung" beurteilt den Antrag der deutschdes Internationalen Arbeitsamts Albert Tho- auf folgende Buntte ermäßigt haben: 1. Aufrechterhaltung der nationalen Fraktion mit der Miene des jovialen Biedermas, der in einer Rede die Arbeiten des Amtes wie folgt bar Kontrolle über die Kohlenindustrie, 2. Ernennung mannes, fie meint, daß er angesichts der Art, wie die Wahl legte: Mit unserem ganzen Willen, mit aller unserer Energie und einer Kommission, die sich mit der Untersuchung der vorbereitungen für den neuen Magistrat von den beiden sozialunserem vollen Glauben werden wir alles daranseben, um die Arbeitsmethoden und der Arbeitsbedingungen in den demokratischen Parteien betrieben, worden seien, einer gesetzgebende Organisation, die der Völkerbund geschaffen hat, in Gruben und außerdem mit der Produktionsfrage be Stimmung in weiten reisen entspreche. Wirksamkeit zu sehen. Wir werden danach streben, daß die se ch schäftigen würde und 3. einen Aufschlag von 30 Broz. auf und über die Stimmung in der demokratischen Fraktion der Konventionen und die sechs Postulate der Konferenz bisherige Löhne. Landesversammlung läßt sie sich mitteilen, daß die starte von Washington und die drei Konventionen und die Wie die Hollandsch Niews" aus London berichten, gedenkt die Gegnerschaft" gegen das Infrafttreten des neuen Gesetzes, die vier Postulate der Konferenz von Genua ratifiziert Regierung nicht, entgegen dem Verlangen der Arbeiterpartei, fich bei allen nicht sozialdemokratischen Parteien zu zeigen werden und zu internationalem Recht ausgestaltet das Barlament vor dem Ablauf der Ferien einzuberufen. beginne, die weitesttragenden Konsequenzen nach werden. Wir werden die Regierungen jezt ersuchen, und in fich ziehen könne. Diese Mitteilung bietet für uns nichts Neues, unseren Anstrengungen zu unterstützen. denn wer die Drohung des Vorsitzenden der demokratischen Fraktion, Herrn Otto, in seinem an die sozialdemokratische raftion gerichteten Schreiben richtig wertete, mußte mit solchen
Paßverweigerung für englische Arbeiter.
Die englische Regierung hat befchloffen, den Arbeiterführern Adamson und Purcel, die sich im Auftrage des Vollzug ausschusses nach Riga hätten begeben sollen, um den polnisch- möglichkeiten rechnen. russischen Friedensverhandlungen beizuwohnen, die Pässe zu berweigern.
Das„ Berliner Tageblatt" glaubt dagegen behaupten zu fönnen, daß eine Zustimmung zu dem deutschnationalen Antrag für die Vertreter der Deutschen demokratischen Partei unter feinen Umständen in Frage fommen könne. Das Gesetz über die Berliner Einheitsgemeinde sei beschlossen und verabschiedet, damit habe es fein Bewend en.
Wie wir von unterrichteter Seite erfahren, ist außer den zwei Mitgliedern der russischen Gewerkschaftsdelegation, denen Bolschewistischer Ueberfall in London . Die Einreise bereits gestattet worden war, durch Kabi. nettsbeschluß vier weiteren Mitgliedern der London , 16, September. ( Hollandsch Nieuwsbureau.) Eine Delegation die Genehmigung zur Einreise erteilt worden. Die Bande von etlichen hundert Personen hat unter Führung eines Namen dieser Mitglieder lauten: Lebedeff, Kifileff, bekannten Bolschewiftenführers bie Arbeitsbörie Lawrentiew, Antoschkin. Dem die Delegation be. in London in dem Borort Harlesden gestürmt und besest, um Im übrigen erhebt das Blatt gegen unsere Fraftion den gleitenden Silf's personal sowie fieben weiteren Mitglie- bort bolschewiftische Versammlungen abzuhalten. Es gelang der Vorwurf, daß sie der unabhängigen Fraktion nachlaufe und dern der Delegation ist die Einreise nicht freigegeben worden. Bolizei, das Gebäude wieder zu räumen. sich dadurch hilflos in eine Sadgasse verrannt habe. In dieser Wir können diese Maßnahme der deutschen Regierung nur Rolle fühlt sich die sozialdemokratische Fraktion durchaus nicht; als eine Halbheit bezeidhmen. Nachdem man sich nun Kamenews Geschäfte mit Kronjuwelen. sie hat sich bis zum hertigen Tage weitestgehende Freiheit einmal zu dem Entschluß durchgerungen hat, sechs Gewerkschaftsvertreter hier zuzulassen, stand u. E. nichts mehr im Amsterdam , 16. September. Telegraaf" meldet aus London : in ihren Entschließungen vorbehalten und wird sich diese auch Wege, auch den übrigen sieben Delegierten die Doloningstreet ließ der Bresse eine ausführliche Erklärung zugehen, weiter zu sichern wissen. Nach einer weiteren Meldung des Berliner TageEinreise freizugeben. Die Maßnahme des Kabinetts wird un- Darin wird hervorgehoben, daß die Regierung Beweise für nötig böses Blut erregen, und es sollte alles peinlichft ver- die Teilnahme Ramenews an dem Verkauf der Diablatts" tollen die Deutsch nationalen und das mieden werden, was nach einer Brüstierung Rußmanten in Händen habe. Er habe seiner Regierung mitgeteilt, Bentrum in der Landesversammlung einen Antrag einIands aussieht. daß er für 40 000 Pfund Sterling Diamanten verkauft und dies bringen, in dem eine Novelle zu dem Gesez über Geld dem„ Daily Herald" überwiesen habe. Hierauf Groß- Berlin verlangt wird. Sie soll die Bestimmung habe er Schritte unternommen, um eine weitere Summe von 40 000 enthalten, daß von den 30 Magistratsmitgliedern Berlins Pfund Sterling aufzubringen, zum Teil durch den Verkauf anderer 12 unbejoldet sein müssen, ferner soll sie die Beseitigung Warschau , 16. September. ( Telunion.) Die volnife Diamanten; davon wollte er 10 000 Pfund dem" Daily Herald" der Bestimmung enthalten, daß die Ernennung der BeFriedensdelegation wurde kurz vor ihrer Abreise am aushändigen, Die Bezahlung geschah in Bankbilletten, die durch die 8irtsbürgermeister durch den Berliner Magistrat erDienstagabend durch
stärkt, darunter den Chefredakteur berfozialistischen Beitung Robotnit" und den Vorsitzenden der fazia listischen Partei. In der Delegation find alle politi. schen Parteien vertreten. Unter den Sachverständigen befinden sich auch solche für die litauische, die ukrainische und oftgalizische Frage, trotzdem die polnische Regierung ankündigte, daß auf der Rigaer Konferenz diese Fragen nicht erörtert werden sollen.
folgt. Wie verlautet, sind auch die Demokraten aufgefordert worden, sich an dem Vorgehen der beiden anderen Parteien au beteiligen. Die Entscheidung darüber fällt in einer heute aber nicht wahrscheinlich, daß die Demokraten sich dem stattfindenden Fraktionssizung. Es ist, so schreibt das Blatt, Antrage als Antragsteller anschließen werden.
Hände des Sohnes Lansburys, des Chefredakteurs des " Daily Herald", gingen. Die Regierung erklärt außerdem, daß Kamenet die Waffenstillstandsbedingungen seiner Regierung für Polen dadurch abgeändert hat, daß er darin die Stelle wegließ, daß die Sowjetregierung auf der Bewaffnung der polnischen Arbeiter unter Kontrolle der Vertreter der Durch diese Meldung würde die bereits in unserer heutiGewerkschaften Rußlands und Polens bestand, was Namenew durch gen Morgenausgabe ausoesprochene Vermutung bestätigt. das scheinbar unschuldige Wort„ Bürgermilia" erfette, da er Von der Beseitigung der Bestimmung, wonach die Ernennung wohl wußte, daß die wesentlichen Bedingungen, die von der Sowjet- der Bezirksbürgermeister durch den Berliner Magiftrat zu regierung gestellt wurden, den Widerstand der englischen Gewert- erfolgen bat, erhoffen die bürgerlichen Parteien ein 3uschaften hervorrufen würden. standebringen völlig sozialistenreiner Verwaltungen in jenen Bezirken, wo sie in der Mehrheit sind. Nach diesem Prinzip haben sie ja auch bereits ihre Vorarbeiten getroffen. Wir würden es geradezu für eine Romödie halten, wenn die preuBische Landesversammlung sich herbei ließe, dem Wunsche der Antragsteller zu entsprechen. Ein Gesetz sollte doch nicht deshalb der Abänderung unterzogen werden, weil es die politischen Machtansprüche bestimmter Parteien nicht erfüllt.
Rußlands Minimalforderungen. London , 16. September. ( Dena.) Der Norrespondent der Daily Mail" in Riga telegraphiert seinem Blatte, daß er bei einer Unterredung mit den bolfchemistischen Delegierten in Riga Die britische Regierung drückt ihr Bedauern darüber aus, daß erfahren habe, daß die Sowjetregierung auf awei hauptsächsie diese Tatsachen veröffentlichen mußte. Stamenem habe jedoch lichen Bedingungen für das Zustandekommen des Friedens fein Versprechen, sich in England jeder direkten oder indirekten mit Polen bestehen müsse. Es seien dies die Entwaffnung Propaganda zu enthalten, so lar gebrochen und die ErBolens und die Schließung der Munitionsfabriken. flärungen, die er bei seiner Abreise abgegeben habe, seien so irre Die Moskauer Regierung hat ihren Delegierten strengste Anweisung führend, daß die Regierung zu diesen Enthüllungen geztvungen gegeben, von diesen atvei Minimalforderungen nicht abzu-| worden sei.