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Nr. 465 37.Jahrgang Ausgabe B Nr. 95

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Telegramm- Noreffe:

Sozialdemokrat Berlin ".

Abend- Ausgabe

Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands

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Sonnabend, der 18. September 1920

Vorwärts- Verlag 6.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Feruivrecher: Amt Morigplas ,. Nr. 117 53-51.

Rücktrittsgesuch des Finanzministers? Der entlarvte Einbrecher.

Von Franz Krüger .

Beuthen , 16. September 1920. Der 15. September wurde im oberschlesischen Industric gebiet allgemein als ein kritischer Tag angesehen. Bei der beitern der ziemlich erhebliche Lohnausfall fühlbar in die Lohnzahlung an diesem Tage trat bei den polnischen Ar­Erscheinung, den sie durch den polnischen Generalstreif im August erleiden. Die Unternehmer hatten beschlossen, die

Wie wir von unterrichteter Seite erfahren, hat der Reichs-| ministers Dr. Wirth tönnen wir nach Erkundigung an zuständiger finanzminister Dr. Wirth dem Reichspräsidenten Ebert ein Stelle folgendes mitteilen: Demissionsgesuch überreicht. Eine Reihe bon Die Gerüchte gehen auf die Meinungsverschieden. Schwierigkeiten, die es dem Minister unmöglich heiten zurück, die sich in der Besoldungsfrage in der legten machten, bestimmte Finanzreformen in seinem Sinne Beit zwischen dem Reichs post ministerium und dem Reich 8 durchzuführen, soll die Ursache des Rücktritts sein. finansministerium gezeigt haben. Diese Differenzen werden Das Ministerium des Wiederaufbaues" baut ab. Das Reichskabinett in den nächsten Tagen beschäftigen. Bu Streifschichten nicht zu bezahlen. Die Polnische Berufsver­Wirth geht. Hermes hat sich infolge seiner einseitigen bemerken ist darüber hinaus, daß die Besoldungsfragen einigung hatte ihren Mitgliedern zwar die Bezahlung aus Agrarpolitik bei allen Verbrauchern unmöglich gemacht. nur ein Detail in den weitergreifenden Entscheidungen über die ihrer Stasse versprochen, jedoch war die Ueberzeugung all­Gröner provoziert die Arbeiterschaft, die Deutschlands Finanzwirtschaft des Reiches und der Staaten darstellen, die in gemein, daß sie gar nicht imstande sei, die hohen Summen Neutralität schüßen will. Geler- aber über den türzester Zeit getroffen werden müssen. Im Reichskabinett hierfür aufzubringen. In ihrer letzten Erklärung hierzu vom schweigen wir lieber. Alle aber sind darin einig, daß es werden diese Fragen in der nächsten Woche in ihrem vollen Umfang 14. September spricht sie auch nur noch von einer Be­der Regierung nügen würde, wenn die Sozialdemo- aufgerollt werden. Der Reichsfinanzminister wird mit zahlung in Gemäßheit der vorhandenen Mittel". fratie ein paar rote Retten" um sie schlingen würde. Borschlägen an das Kabinett herantreten. Für diesen Fall befürchtete man auf deutscher Seite neue pol­Aber wir danken! nische Unruhen, wie sie auch von verschiedenen örtlichen Polenführern bereits angedroht wurden, und tatsächlich wur­den täglich neue Rüstungen und Vorbereitungen der Polen für neue Stämpfe bekannt.

In sonderbarem Widerspruch zu obenstehender Meldung, deren Richtigkeit uns von vollkommen authentischer Stelle bestätigt wurde, befindet sich folgendes Telegramm, das Wolffs Bureau verbreitet:

Dieser Meldung zufolge wäre also das Demissionsgesuch des Finanzministers noch nicht überreicht. Es wäre wün­schenswert, wenn in derartigen Fragen nicht die eine au­ständige" Stelle Mitteilungen ergehen ließe, die den Infor­mationen seitens anderer Stellen, die sich für ebenso zu­ständig" erklären, zuwiderlaufen. Soffentlich bekommt die Deffentlichkeit nun bald eine endgültige Mitteilung, wie die

Zu den Gerüchten über Rüdtrittspläne des Reichsfinanz-| Dinge in Wirklichkeit stehen.

Der Bombenanschlag in Wallstreet .

Sinnfeiner oder Bolschewiften?

Völkerbundsrat, der gegenwärtig in Paris tagt, ein solcher Vorschlag vorgelegt worden sei.

Die Angst Frankreichs davor, daß einmal andere Amsterdam , 18. September. ( WTB.) Nach einer Telegraaf" Argumente als der Säbel des Dolmetschers" Foch für die Meldung aus London , glaubt man in New York , daß die große Ex- Beziehungen Deutschlands zu der Entente ausschlaggebend plosion die Folge einer Verschwörung war. Die Firma fein fönnten, zeigt aufs neue, wer das größte Hindernis Morgan arbeitet in Amerika für die englische Regierung. Der für eine Wiederherstellung normaler Zustände in Europa Anschlag wird daher für einen Racheatt irischer Sinn bildet. feiner gehalten. Der Leutnant Arnaud von der französischen Oberkommission, deren Burcaus dicht bei dem Plaze liegen, wo das Attentat stattfand, erhielt am Mittwoch morgen einen Brief, in Paris , 17. September. Nach einer Havasmeldung erklärte dem der Schreiber die Mitglieder der Kommission warnt und Miller and heute Journalisten gegenüber, daß er nicht ihnen rät, sie sollten, wenn ihnen ihr Leben lieb sei, das Bureau tandidieren werde. um 2 Uhr verlassen, da um 23 Uhr in Wallstreet eine Rata­

strophe stattfinden werde. In dem Briefe heißt es:" Bestimmte

Millerand will nicht kandidieren.

Noch in letter Minute hat man auf polnischer Seite es doch für zweckmäßig gehalten, einstweilen den geplanten neuen Butsch abzupfeifen. Nicht ganz freiwillig. Am 14. September veröffentlichte or fan ty einen Aufruf an die oberschlesische Bevölkerung, in dem er dringend vor neuen Putschen und Unruhen warnt. Die bestehende Unruhe und Spannung führt er auf alldeutsche und kommunistische Hebe zurüd. Er behauptet, daß die Kommunisten als Wert­zeuge für allbeutsche Butschpläne benutzt werden sollen. Damit verrät aber Storfanty lediglich etwas über die inneren Busammenhänge der polnischen Bewegung. Busammenhänge der polnischen Bewegung.

den nationalen Rämpfen in Oberschlesien für ihre Be Es ist kein Zweifel, daß die Kommunisten versuchen, aus strebungen Nußen zu ziehen. Ich habe bereits früher darauf hingewiesen, daß der Abbruch der Aufruhrbewegung im August seitens der Polen wesentlich dadurch beeinflußt war, daß die Kommunisten, die den Bolen zunächst als Mittel zur Bersprengung der deutschen Abwehrfront sehr willkommen waren, einen erheblichen Einfluß auch auf die polnische Bewegung zu gewinnen schienen. Daß im übrigen polnische

noch keine Lösung in der Bergarbeiterkrise. Kreise die Hilfe der Kommunisten für sich nußbar zu machen Amsterdam , 18. September. ( WEB.) Telegraaf " meldet aus gesucht haben, steht fest. Man föderte sie mit dem Hinweis, Amsterdam , 18. September. ( WTB.) Telegraaf" meldet aus daß es doch ein gemeinsames Interesse sei, den deutschen London : Die Verhandlungen zwischen den englischen Berg- Unterdrücker zu verjagen. Die oberschlesischen Kommunisten­arbeitern und der Regierung sind von neuem auf einem führer Brand und andere haben sich schon vor drei Wochen toten Bunft angelangt.

Personen sind verärgert und haben die Absicht, sich zu rächen." Ein Effettenmatler erhielt eine vom 14. September datierte Bost­karte aus Toronto , in der ihm geraten wird, am Mittwoch um 3 Uhr nachmittags Wallstreet zu verlassen. Die Ansicht der Polizei geht dahin, daß der Anschlag das Wert von Extremisten ist. Im Zusammenhang damit wird ein Kommunist mit Namen Der polnisch- litauische Konflikt. Fisher genannt, der Toronto in der Nacht vom 14. September verlassen hat und der mit Bezug auf Wallstreet erklärt haben soll: Warschauer Meldungen behaupten, daß trotz des Waffenstill­Dort leben viele Millionäre, die getötet werben standes und obwohl die Verhandlungen in Ra Iwarje bereits müffen." im Gange sind, die Litauer ihre Angriffe bei Seiny erneuert Amsterdam , 18. September. ( WTB.) Nach einer New haben, wodurch die Polen zur Räumung der Stadt gezwungen Yorker Meldung des Algemeen Handelsblad" sollen die radikalen werden. Nun hat die Lettische Regierung in Warschau den Elemente in den Bereinigten Staaten die Ausgabe der franzö- Vorschlag unterbreitet, die Verhandlungen ebenfalls nach sischen Anleihe durch das Banthaus Morgan als eine Riga zu verlegen und dort weiterzuführen. Die polnische Re­Förderung der aggressiven Politit Frankreichs gegen gierung hat sich hierzu bereit erklärt. Rußland betrachten, was möglicherweise die Veranlassung zu dem Anschlage gewesen sei.

Der Bund" aufgelöst.

Warschau , 18. September. Wie der Kurjer Boranny" Eine Verhaftung. meldet, hat die Regierung beschlossen, die Arbeiterorganisation Paris , 18. September. ( WTB.) Nach einer Morgenblätter- Bund", die stärkste jüdisch- sozialistische Partet, meldung aus New York hat die Polizei einen Mann namens aufzulösen, da sie im Einvernehmen mit Rußland Eduard Besser verhaftet, der der Unterzeichner des gegen Polen feindselig aufgetreten fei. Schriftstüdes sein srl, in dem das Attentat in Wallstreet ange= zeigt trurde. Sein Schwager bezeichnet ihn als einen Mann, der nicht im Besitz der vellen geistigen Fähigkeiten ist.

Frankreichs Kampf gegen den Fortschritt.

offen gerühmt, daß die Polen ihnen Waffen angeboten hätten, und sie würden davon auch Gebrauch machen.

Auf der anderen Seite wurde die Interalliierte Rom­mission von den Polen vor dem drohenden Kommunisten­putsch recht eindringlich gewarnt und dahin bearbeitet, evtl. zu seiner Niederschlagung polnisches Militär ein­marschieren zu lassen. War dieses erst in Oberschlesien , dann war die ganze oberschlesische Frage gelöst". Zu dieser Politik paßt auch durchaus die jetzige Warnung Korfantys bor den angeblichen alldeutsch- kommunistischen Putschabsichten. Sie ist das wirksamste Mittel, die hier noch immer maßgeben­den Franzosen völlig in die Arme der hilfsbereiten pol­nischen Freunde" zu treiben, wenn es dann doch losgeht. In Wirklichkeit ist nirgends die Furcht vor einer kommunisti­fchen Räterepublik Oberschlesien so groß, wie bei den Deutsch nationalen.

"

In der Hauptsache ist der Korfantysche Beschwichtigungs­aufruf aber offenbar veranlaßt durch die Enthüllung der Anerkennung für Krassins Verhalten. polnischen Organisation zur Eroberung Oberschlesiens , die in der bekannten Note der Reichsregierung London , 18. September. ( Hollandsch Nieuwsbureau.) Die erfolgte. Die in Betracht kommenden Dokumente sind in der Times" meldet: Die englische Regierung ist über die Tatsache Nacht zum 30. Juli einem verhafteten polnischen Kurier ab­sehr befriedigt, daß Krassin teinen Anteil an den genommen worden, der zwischen Beuthen und Sosnowice die achenschaften Ramenews hätte und sich vollkommen auf Briniza durchschwamm und sich die Dokumentenmappe auf bie Handelsbeziehungen, die sich gut entwideIn, be- den Stopf gebunden hatte. Zu diesem Material kamen nocy schränkte.

Der polnische Frontbericht vom 17. b. M. meldet Erfolge in Galizien und Verfolgungstämpfe in Wolhynien . Seitige Angriffe der Russen auf der Linie des Dnjepr - Bug- Kanals seien abgewiesen worden.

Es häufen sich seit gestern in auffallender Weise die Meldungen, wonach die Frage der 8ulassung Deutsch­Iands zum Völkerbund demnächst und zwar bei der ersten am 15. November in Genf stattfindenden Tagung des Völkerbundes, in ein afutes Stadium treten wird. Paris , 18. September. ( Meldung des Hollandsch Nieuwsbureau.) Das Echo de Paris", meldet, daß der Ein Moskauer Funkspruch behauptet hingegen, daß die Schweizer Delegierte beim Bölkerbund erklärte, feine Re- Roten Truppen alle gegnerischen Angriffe abgeschlagen hätten gierung würde sich aus dem Völkerbund zurückziehen, wenn in westlicher Richtung borrüdten. Deutschland noch länger ausgeschlossen bleibe. Gleichzeitig

Reichstag .

und

wichtige Schriftstücke von anderen Seiten. Alle wurden sie erst eingehend auf ihre Echtheit geprüft, ehe die Regierung jekt leht zu ihrer amtlichen Verwertung und Veröffentlichung

Schritt.

Vor den Aushangstellen der Zeitungen in den ober­schlesischen Städten, die heute diese Enthüllungen bringen, ballen sich überall große Menschenfnäuel zusammen, die mit Empörung das bestätigt finden, was gefühlsmäßig schon bis­her ihre Ueberzeugung war. Immer wieder wird in Privat­gesprächen die Forderung aufgestellt, daß die deutsche Be­zuwehren, da die interalliierten Besagungstruppen für den Schutz der Deutschen absolut nichts täten. Und zur Ver­schärfung der Stimmung trägt die strupellose polnische Agi­tation außerordentlich bei.

hat Bourgeois von seiner Regierung genaue Anweisungen Deutsche Kandidaten, für den dänischen bölferung fich bewaffnen müsse, um die polnische Gewalt a b. erhalten, daß Frankreich aus dem Bunde austreten werde, wenn er sich November mit der nötigen Zweidrittel­mehrheit zugunsten Deutschlands und gegen den fran zösischen Vorschlag entscheiden wird.

Kopenhagen , 18. Geptember.( TU.) In dänisch - süd jchleswigschen Streisen haben die Deutschen Randi Nach einem anderen von der Telegraphen- Union ber- baten für die Reichstagswahlen aufgestellt. Man ist dänischer­breiteten Drahtbericht aus Paris soll auch der spanische seits über den Ausgang sehr besorgt und H. P. Hanssen warnt Botschafter in Paris im Auftrage jeiner Regierung die dabor, die Stärke der Deutschen zu unterschäben, und hält es für baldige Zulassung der Zentralmächte angeregt haben. Unter- möglich, daß die Deutschen zwei Vertreter für den Reichs­dessen wird in Paris kategorisch dementiert, daß dem tag burchbringen können.

In seinem Aufruf führt Korfanty aus, daß die Volks­abstimmung lediglich formell zu bestätigen habe, daß Oberschlesien ein Teil der Republik Polen sei. Da man aber scheinbar in dieses Resultat der Abstimmung nicht um­bedingtes Vertrauen hat, treiben die polnischen Zeitungen