Nr. 469 37.Jahrgang Ausgabe B Nr. 97

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Dienstag, den 21. September 1920

Millerands Programm.

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Vorwärts- Verlag G. m. b. H., Sw. 68, Lindenstr. 3. Fernivrecher: Amt Morisvlas, Nr. 117 53-54.

Praktische Gewerkschaftsarbeit.

Von Th. Kozur, M. d. R.

Paris  , 20. September. Millerand machte der Spa und Aix- les- Bains  , diefelben Worte im Munde zu außerordentliche Verbandstag des Deutschen   Eisenbahnerper­Agentur Havas folgende Erklärung: führen, wie einst im November 1919.

Ich habe in meiner Rede vom 7. November 1919 die Poli

Das Unrecht vollzogen!

Daß Millerand am Donnerstag gewählt wird, steht nach tik des sozialen Fortschritts, der Ordnung, der Arbeit seiner Kandidaturannahme fest. Offener und bei weitem noch und Einigkeit umschrieben, die sich nach außen hin kennzeich- wichtiger ist die Frage seiner Nachfolgerschaft als Ministerprä net durch die uneingeschränkte Durchführung des ſident und Minister des Aeußern. Aber diese Frage in der Versailler Vertrages und die Verteidigung deutschen   Presse zu erörtern, wird erst zweckmäßig sein, wenn feiner Grundlagen in Uebereinstimmung mit unseren das Dilemma Poincaré   oder Briand   drüben gelöst Verbündeten, nach innen durch die Aufrechterhaltung sein wird: denn wir könnten höchstens durch eine freimütige der Staatsgesetze, die Wiederherstellung aller wirtschaft. Charakteristik der Person und der Vergangenheit Poincarés zu lichen Kräfte, die Dezentralisation und im gegebenen Zeitpunkt seiner Ernennung indirekt beitragen.. die auf Grund der Erfahrungen notwendig werdende Verbesse­rung unserer Staatsgefeße. Seit sechs Monaten habe ich, unterstützt vom Vertrauen des Parlaments, diese Politik me­Amtliche Bestätigung der Boltsabstimmung" in thodisch und nachhaltig durchgeführt. Ich glaube, und ich habe Eupen- Malmedy  . die Gründe dafür angeführt, daß ich dieser Politik nirgends Paris  , 21. September.  ( Havas.) Der Völker besser dienen fann, als in der Eigenschaft als Minister. präsident. Wenn aber die Mehrheit der beiden Kammern bundsrat hielt gestern seine öffentliche Schlußigung meine Anwesenheit im Elysée als nütlicher ab. Der Rat wies die deutschen   Proteste wegen der für die Einhaltung und Fortsetzung dieser nationalen Politit Volks abstimmung in Eupen und Malmedy erachtet, wenn diese Mehrheit gleich wie ich glaubt, daß der zurück und erkannte den Uebergang dieser Bezirke Bräsident der Republik  , wenn er auch nie der Vertreter einer an Belgien   endgültig an. Der Nat vertagte die Ge­Partei, so doch der Vertreter einer Politik sein kann nehmigung des Budgets des Völkerbundes für 1921 auf die und muß, die in engster Zusammenarbeit mit seinen Ministern Oktobersizung und genehmigte den Ankauf einer Liegenschaft festgesetzt und durchgeführt wurde, so werde ich mich dem in Genf   als Sitz des Völkerbundes. Rufe der Volksvertretung nicht entziehen.

Millerands Nachfolger: Briand   oder Poincaré  ?

wird Briand   genannt.

rend Briand   Minister des Aeußeren werden solle.

Paris  , 20. September. Millerand hat heute nachmittag dem Präsidenten der Republik in Rambouillet   einen Besuch ab­gestattet. Nach seiner Rückkehr hat er den Zegt der Abdan tungsbotschaft des Präsidenten den Präsidenten des Senats und der Kammer zustellen lassen.

*

Le Rond abberufen?

Der am Sonnabend in später Abendstunde beendete bandes verdient in mehr als einer Hinsicht allgemeine' Be­achtung. Innerhalb des Verbandes ringen seit der vor 15 Monaten in Jena   stattgefundenen Generalversammlung zwei Strömungen um die Führung und spiegeln dadurch die zerrissene politische Arbeiterbewegung. wider. Im Hinter­grunde waren außerdem geschäftige kommunistische Draht­zieher an der Arbeit, um die aus der wirtschaftlichen Not der Eisenbahner entstandenen Bewegungen ihren politischen Zwecken nugbar zu machen. Kaum war die orste Generalver­sammlung der jungen im Jahre 1916 gegründeten Organi­fation vorüber, da seßte eine von der Opposition mit grgßer Bähigkeit geführte Propaganda zur Einberufung eines außerordentlichen Verbandstages ein mit dem ausschließlichen Ziele, den Vorstand zu befeitigen.

der Kampf mit den gegnerischen Eisenbahnerverbänden auf Zu den Kämpfen innerhalb der Organisation gesellte sich der einen und mit der Eisenbahnverwaltung und Regierung auf der anderen Seite. Den Anlaß dazu gaben die lang­wierigen Verhandlungen über den preußischen Lohntarif mit der damit im Zusammenhang stehenden Schließung der Werk­stätten, der Maßregelung der Funktionäre und der Wieder­einführung der Akkordarbeit, ferner die Verschleppung der Betriebs- und Beamtenrätewahlen sowie der seitens der Ne­

gierung zögernd und mangelhaft durchgeführten Besoldungs­reform. Aber alle Rämpfe und Schwierigkeiten hielten das Wachstum des Verbandes nicht auf, so daß er nach Verschmel­zung mit dem Deutschen   Verkehrspersonalverband zur größ aris, 21. September.  ( WTB.) Die Wahl Millerands Der nach Paris   zur Berichterstattung berufene General eten Eisenbahnerorganisation der Welt wurde zum Präsidenten der Republik   wird allgemein als sicher ange= sehen, und man beschäftigt sich bereits mit der Frage, wer der zu- Nond, der bisherige Vorsitzende der Interalliierten Kommission für und heute rund 550 000 Mitglieder zählt. Kein tünftige Ministerpräsident werden wird. An erster Stelle Oberschlesien  , wird wahrscheinlich nicht auf seinen Bosten zu- Zweifel, daß es für bestimmte politische Parteien ein nicht zu Nach einer Radiomeldung werde rückkehren. Pariser   Blätter melden, Lloyd George   habe die Absicht, unterschätzender Machtzuwachs ist, wenn es ihnen gelingt, die Millerand die Ministerpräsidentschaft Poincaré   anbieten, wäh- die ftrittige Angelegenheit der Botschaftertonferenz zur im D. E. V. organisierten Eisenbahner für sich zu gewinnen. Entscheidung vorzulegen. Außerdem werde wahrscheinlich eine ge- Der Vorstand, der sich ursprünglich gegenüber dem Drän­naue Untersuchung über die Vorgänge, die zu den französisch- engli- gen der Opposition ablehnend verhielt, sah sich infolge der ber­schen Zwiftigkeiten Veranlassung gaben, eingeleitet werden. Das änderten Verhältnisse aus Pweckmäßigkeitsgründen veranlaßt, ,, Deuvre" betrachtet diesen Ausgang der Angelegenheit als einen schließlich doch eine außerordentliche Generalversammlung ein­Erfolg der deutschen   Regierung in der oberschlesischen Frage. In- zuberufen. Diese fand in der Woche vom 12. bis 18. September zwischen wird General Le Rond durch den italienischen Ge- in Dresden   statt und brachte die von der Opposition gewollte neral De Martino vertreten. Auseinandersetzung mit dem Vorstand. Die Einleitung begann mit der Annahme von Anträgen der Opposition auf Erweite­den Verhandlungen von Spa, zum Ausdruck gebracht, daß referenten. Bezeichnend ist nun, daß die„ Dresdener Unab­Millerand unseres Erachtens das fleinere Uebel für Keine Sühne für Mirbach. hängige Volkszeitung" vom 13. September ihrem ersten Be­Deutschland und für den Weltfrieden sei, im Vergleich zu einer Der Oft Expreßdienst meldet aus Niga unter dem 21. Sep- richt über den Verbandstag in großen Lettern die Ueberschrift voraussette: Oppositionelle Mehrheit auf der Gruppe von Politikern wie Poincaré  , Tardieu, Loucheur, die tember: den von Clemenceau   eingeschlagenen Kurs in aller därfe Der Borsitzende der russischen Friedensdelegation in Riga  , Eisenbahnertagung". Aber schon der nächste Tag und auf die Gefahr hin, in immer schwierigere Konflikte mit 3offe, erklärte einem Vertreter der Rigafchen Rundschau" gegen brachte ihr eine große Enttäuschung, denn der 6 Stunden in den übrigen Ententemächten zu geraten, fortgeführt sehen über, zwischen Deutschland   und Rusland   sei ein provi- Anspruch nehmende, vom Vorsitzenden Scheffel erstattete Ge­Indeffen schäftsbericht fand überraschenderweise stürmischen nicht enden. möchte. Und so, wie wir seinerzeit den Sieg Deschanels über forischer Friedensvertrag notwendig. Clemenceau  , wenn auch ohne jede übertriebene Hoffnung, so fönne für den Mord an Mirbach keine Sühne geboten wer wollenden Beifall der gesamten Generalversammlung. Der doch mit einer gewissen Schadenfreude aufgenommen haben, ben. Die Beziehungen zwischen der Ukraine   und Sowjet. Grund dafür ist wohl in der überlegenen Sachlichkeit zu suchen, rußland können in Form einer Entente cordiale  " ge- mit der der Vorstandsvertreter über eine stürmisch bewegte so glauben wir auch heute, daß das Problem der Nachfolger- regelt werden, hierzu ist jedoch eine Abstimmung auf dem gesamten aber an Erfolgen reiche Tätigkeit berichtete. Demgegenüber schaft Deschanels in einem für uns und den Weltfrieden ge- ukrainischen Territorium erforderlich, die aber erst möglich sei, hatten die Korreferenten einen schweren Stand, und manchmal fährlicheren Sinne hätte gelöst werden können, wenn ein wenn die Ukraine   von den fremden Offupationstruppen geräumt schien es so, als handele es sich bei den Korreferaten um Er. anderer als Millerand zum höchsten Staatsamt Frankreichs   ge- sei; doch müffe diese Abstimmung mit Ausschluß der Bourgänzungen zum Vorstandsbericht. Diesen Eindruck dürfte auch langt wäre. So wurde schon seit Monaten in den reaktionärsten gepifie stattfinden. Die Selbstbestimmung der Ukraine   sei be- die Opposition gehabt haben, denn sie verzichtete darauf, den Streifen für eine militärische Kandidatur Stimmung ge- reits vollzogene Tatsache, von ihr zum Pressebericht gestellten Rorreferenten sprechen zu macht, und es wurden besonders der Marschall Foch und der neber die Frage der Weltrevolution erklärte Joffe, daß lassen. General de Caste Inau. von den Nationalisten und Royali- es für ihre Ausbreitung günstiger gewesen wäre, wenn sie nicht von sten vorgeschoben. Daß die gegenwärtige Präsidentenkrise ge- Rußland   ihren Ausgang genommen hätte. Der Termin für den Nachdem sich in den ersten Verhandlungstagen nach leiden­löst wurde, ohne daß diese Namen überhaupt ernstlich in Er. Beginn der Rigaer Berhandlungen Dienstag, den 21. b. M., tungen gemeffen hatten, trat immer mehr und mehr der ent­Dienstag, den 21. d. m., schaftlichen Auseinandersetzungen die Kräfte der beiden Nich wägung gezogen wurden, ist ein verhältnismäßig beruhigendes nachmittags ist unverändert geblieben. Zeichen. schlossene Wille in den Vordergrund, unter Zurückdrängung nwieweit der ursprüngliche Widerstand Millerands gegen aller politischen Einflüsse streng gewerkschaftliche Arbeiten zu die Annahme des Bräsidentenpostens aufrichtig gewesen verrichten. Sehr deutlich zeigte sich das bei der Bestätigung ist, vermag man nicht zu beurteilen. Minerand war stets ein Genf  , 21. September.  ( WTB.) Nach Mitteilung des Inter  - des wegen andauernder Störung der gewerkschaftlichen Arbeit sehr aktiver Politifer, während die Präsidentenwürde bisher nationalen Arbeitsamtes ist seine auf Verlangen der vom Vorstande ausgeschloffenen Kommunisten Geschke. Mit fozufagen als ein Begräbnis erster Klasse für die politische ungarischen Regierung nach Ungarn   entsandte Abordnung großer Mehrheit machte sich die Generalversammlung den Vor­Laufbahn eines Staatsmannes gegolten hat. Vielleicht hätte aurüdgefehrt. Sie berichtet, daß sie volle Bewegungs- standsbeschluß, dem sich seinerzeit die Revisions- und Be.. er also tatsächlich lieber meiter als Ministerpräsident amtiert. freiheit gehabt habe und überall ungehindert habe Gr schwerdekommission angeschlossen hatte, zu eigen. Die beiden und es hat womöglich wirklich eines starken Druces seiner fündigungen einziehen können, daß also die gegenteiligen Berichte letten Verhandlungstage standen völlig im Reichen positiver Freunde bedurft, um ihn von seiner anfänglichen Weigerung nicht auf Tatsachen berusten. Ueber die Frage der den Ge- aufbauender Gewerkschaftsarbeit. n erster Linie ist hier zu abzubringen. wertschaften zugestandenen Freiheiten ist ein besonderer nennen, gemeinsam mit dem Deutschen Transportarbeiterver­Die Erklärung Millerands enthält die übliche Reverenz Bericht fertiggestellt worden, der dem Verwaltungsausschuß des band unter dem Namen„ Deutscher Verkehrsbund" eine Ar­vor dem Versailler Friedensvertrag, und damit Internationalen Arbeitsamtes vorgelegt werden soll. Bei den beitsgemeinschaft zu bilden mit dem Ziele, das ge­werden auch iene Scharfmacher, die noch vor kurzem Mille- amtlichen Besprechungen hat die ungarische Regierung den Wunsch ſamte Bersonal der privaten und staatlichen Verkehrsbetriebe rand der Schwäche gegenüber den Deutschen   in Spa ziehen, ausgebrüdt, Ungarn   dem Internationalen Arbeits einschließlich der Poft zu organisieren. Der Bund, der seine einitmeilen befriedigt sein. Wir haben Grund zur Annahme,| amte anzuschließen. daz Millerond in seinem Herzen schon längst zu der Ueber­zeugung gelangt ist, daß das Werk von Versailles   nicht un­eingeschränkt durchzuführen" ist. Aber die Geister, die er rief, als er den nationalen Block" vor den Kammerwahlen London  , 21. September. Nach einer Times" meldung aus gründete und zum Siege verhalf, wird er nicht mehr Ios; Washington wurden in Chicago   und anderen Orten bei An und so steht er sich gezwungen, auch jetzt und trotz aller Er- archisten aussuchungen abgehalten, wobei die Polize: fahrungen und Belehrungen von San Remo, Hythe, Brüssel  , zahlreiche Drohbriefe beschlagnahmte.

Wir haben schon bei früheren Gelegenheiten, z. B. nach Joffe über deutsch- russische   Beziehungen. rung der Beratungsgegenstände und der der Stellung von Stor­

Weißer Terror oder nicht?

Anarchisten- Razzia in Chicago  .

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Tätigkeit in fürzester Reit aufnehmen soll, wird rund 11 Million Mitglieder zählen, zu denen durch in Aus­sicht stehende Verschmelzungen weitere Sunderttausende kommen werden. Mit der Schaffung des Deutschen Verkehrsbundes" auf freigewerkschaftlicher Grundlone hat sich das Verkehrsver­sonal einen Machtfoftor geschaffen, der bei den fünftigen Stämpfen um beffere Einkommens- und Dienstverhältnisse eine ausschlaggebende Bedeutung erlangen dürfte.