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Nr. 484 37.Jahrgang Ausgabe A nr. 105

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Donnerstag, den 30. September 1920

Mayer bei Millerand  .

Paris  , 29. September.  ( WTB.) Dr. Mayer über­reichte heute mittag dem Präsidenten der Republik Mille. rand sein Beglaubigungsschreiben.

Bischering begann an dem Beispiel Deutschösterreichs und Hollands  , die etwa zwei Extreme darstellen, die geschichtliche Ent. widlung des Münzwesens auseinanderzusehen, um dann zu Er hielt dabei folgende Ansprache: Herr Präsident! Nach der gegenwärtigen Lage zu kommen. Vor allem kritisierte er jämt­dem die deutsche Regierung sich entschloffen hat, dem Beispiele der liche Pläne, die sich mit 3wangsanleihen beschäftigen. Er nannte als Beispiel Holland  , wo man jedem Bürger nach dem französischen   Regierung folgend, die diplomatischen Beziehungen Verhältnis seines Einkommens und seines Vermögens einen Zettel beider Länder im vollen Umfang wieder aufzunehmen, habe ich die ins Haus sandte, auf dem der Betrag der Zwangsanleihe, die ihm Ehre, Ihnen, Herr Präsident, mein Beglaubigungsschreiben als zugewiesen wurde, festgelegt war. Formal erwarb dadurch der deutscher Botschafter in Paris   zu überreichen. Auf den vom holländische Bürger ein Aftivum, das ihm eine fünfprozentige Versailler Vertrage geschaffenen Grundlagen Rente bringt. Wer aber bezahlt ihm seine- fünfprozentige Rente? werde ich ganz, wie es mir bisher in meiner Eigenschaft als Ge- Er selbst, denn sie wird aus den Steuererträgnissen gedeckt. Die schäftsträger am Herzen gelegen hat, fortfahren, in Ueberein wirklichen Sünder, welche stimmung mit den Absichten meiner Regierung

die Teuerung verursacht

alle meine Bestrebungen der günstigen Entwidlung ber hätten, seien die Regierungen, die Städte und die Indi. Beziehung zwischen unseren Ländern zu widmen. Ich verkenne biduen, die lediglich ben augenblicklichen Bedürfnissen dienten. nicht die Schwierigkeiten, die sich dem entgegenstellen, Solange die primären Urfachen nicht beseitigt wären, sei es voll­ich vertraue aber, daß dank Ihrem hohen Beistande und dank der kommen nublo 3, über die Verbesserung des Geldsystems oder der einsichtsvollen Mitwirkung der Regierung der internationalen Wechselkurse zu debattieren, denn die unerwünsch französischen   Republik   die Bestrebungen meiner Regie- ten Zustände auf diesem Gebiete seien feine Ursachen, sondern nur Folgen. Zu beseitigen wären diese Uebel durch: rung von Erfolg gekrönt sein werden. Ich habe die Ehre, Herr 1. Einschränkung des amtlichen Geldumlaufs, Präsident, mit diefer Hoffnung den Ausdrud meiner Hoch- 2. Stabilisierung des Geldmeries, wenn möglich inklusive der achtung für den ersten Beamten der Republik   zu verbinden. Wechselturse und im Zusammenhange mit einem festen Wert­Der französische Präsident entgegnete auf die Ansprache maßstab, 8. muß erwogen werden, ob folgendes:

Zur

das Gold

Einschränkung des Geldes

ſtehen zwei Mittel frei: 1. Tilgung der Staats- und Gemeinde­schulden und 2. Rationierung des Kredits unter Führung der Bir­

tulationsbanken.

Vorwärts- Verlag 6.m. b. H., SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 11753-54.

Die Formel des Verderbens.

In einem Leitartikel des Journal des Débats  " wurde jüngst in allem Ernste behauptet, die schlimmsten Feinde des deutschen   Volfes seien jene Leute, die wie John Maynard  eynes durch ihre Propaganda für die Revision des Ver­jailler Vertrags in Deutschland   die ganz unerfüllbare Hoff­nung erweckten, daß das Friedensdokument einmal beseitigt werden könnte.

wie

Und da nun sowohl die Botschaft Millerands, die Programmerklärung Leygues in bezug auf den Ver­jailler Frieden mit genau denselben Worten verkünden, daß Frankreich   für dessen strikte Durchführung" sorgen werde, jo müßten wir demnach, wenn wir die Ratschläge des offiziösen Pariser   Blattes konsequent befolgen, in Millerand und in Leygues die aufrichtigsten Freunde des deutschen  Bolles schon deshalb erblicken, weil sie durch ihre schöne Offenheit keine falschen Vorstellungen in ihm aufkommen Auf die Gefahr hin, als' verstockte und undankbare laſſen. Gesellen zu gelten, denen nicht mehr zu helfen ist und die einer Hilfe auch unwürdig sind, wagen wir dennoch zu glauben, daß die Asquith  , Nitti, Robert Cecil  , Keynes  , Giolitfi, Gardiner, daß alle diejenigen Politiker und Journa­listen Englands und Italiens  , die die Notwendigkeit einer baldigen Revision des Friedensvertrages bereits mehr oder minder deutlich erfannt und ausgesprochen haben, die solidarischen Interessen der Völker doch richtiger erfannt haben, als die Gründer und Vertrauensmänner des französi­fchen ,, nationalen Blocks".

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Herr Botschafter! Mit Genugtuung nehme ich aus ihren Händen das Schreiben entgegen, das Sie in der Eigenschaft als auch in Zukunft als Wertmesser anzusehen sei. Man müsse sich Wir sprechen ausdrücklich nur von den Politikern und deutscher   Botschafter bei mir beglaubigt. Ich beglüdwünsche vor allem darüber klar sein, daß da Meld von 1914 ein anderes mich in der Tat, von Ihnen die Erklärung zu vernehmen, daß Sie Geld war als das gegenwärtige. Die Regierungen bezahlen ihre Journalisten Englands und Italiens  , die für eine fich bemühen werden, die Absichten Ihrer Negierung dadurch zu Staatsbeamten und sämtliche Ausgaben mit dem gegenwärtigen Revision eintreten, weil es in Frankreich   über­verwirklichen, daß Sie auf den Grundlagen des ger verwässerten Gelde und wissen offiziell nichts davon, daß es ha ut pt feine solchen gibt, von den Sozialisten abge­jailler Vertrages eine günstige Entwicklung der Beziehun- ein entwertetes Geld ist. Auf diese Weise entwickeln sich die sehen, die als nennenswerter politischer Faktor gegenwärtig überhaupt nicht mitzählen. Beiläufig bemerkt: an dieser gen sichern, die sich zwischen unseren beiden Ländern herstellen Dinge immer weiter in derselben Richtung. werden. Die ganze Politik der Regierung der Republik   gegen Tatsache allein neben vielen anderen, daß es in Frank­Deutschland ist von dem gleichen Gedanken erfüllt: die loyale reich keinen einzigen Politifer von Bedeutung und kein ein­Ausführung des feierlichen Paftes, der dem Kriege ziges Blatt mit ansehnlicher Auflage gibt, dessen Ansichten ein Ende gesetzt hat, ist das einzige Mittel, bie ernst en bezüglich des Friedensvertrages von denen Millerands und Schwierigkeiten praktisch zu lösen, die zwischen den beiden Lengues abweichen, an dieser Tatsache allein läßt sich die Nationen bestehen, und die ihnen noch nicht gestatten, aus au errichten, die unter Führung unabhängiger Männer und wenn pompösen Namen: Kontinentalpolitik" selbst beigelegt hat. Vischerings Vorschlag geht dahin, eine neue Birkulationsbank Sinnlosigkeit jener Stiefellederei erkennen, die sich den freiem Herzen an den großen Werken des Friedens mitzuarbeiten. möglich in einigen Ländern vorübergehend unter internatio- pompöjen Namen: Kontinentalpolitik" selbst beigelegt hat. Die Art, wie Sie sich Ihrer vorläufigen Geschäftsführung zu ent- naler Führung stehen soll, so wie es die Bant von Algeciras   Das Gefährliche an dem Treiben der sogenannten ,, onti­lebigen gewußt haben, verbürgt mir die hohe Auffassung, die Sie war. Er bewest an Beispielen aus dem Often, z. B. aus China  , nentalpolitiker" sind die Vorstellungen, die sie im Auslande, von Ihrer Aufgabe haben. In aller Aufrichtigkeit wünsche ich daß durchaus teine Bedenken dagegen bestehen, zweierlei Gelb namentlich in Frankreich   erweden: nämlich, daß alle die­Ihnen daher Erfolg zu Ihrer Mission. in einem Lande gleichzeitig zu haben, und wenn das alte Geld noch jenigen, die ihre Politik der Versöhnung mit dem Frankreich  so sehr schwanken sollte, so brauchte das neue Geld, das dann be- des ,, nationalen Blocks" und der Verfeindung mit dem Eng­stehen würde, dadurch keineswegs berührt zu werden. Nur darf land der zunehmenden Einsicht nicht mitmachen wollen, Na­man weder neue Münzen für das neue Geld prägen, noch neue tionalisten und politische Giftmischer" seien. Banknoten ausgeben. Es muß dieses neue Geld für Kredite zur Verfügung gestellt werden, und zwar für produktive Kredite, etwa wie in alten Zeiten die Bankgulden' in Amsterdam   und die Banto­mark in Hamburg  .

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Paris  , 29. September. Der Präsident der Republik Miller and hat heute nachmittag um 4 Uhr das diploma tische Korps im Beisein des Ministerpräsidenten Leygu 3 empfangen.

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Um 3 Uhr 40 Min. wurde Botschafter Dr. Mayer vor­gelassen und um 4 Uhr bereits das gesamte diplomatische Korps. Danach dürfte für die nach dem offiziellen Redewechsel übliche Unterhaltung zwischen dem neubeglaubigten deutschen   Bot­schafter und dem französischen   Staatsoberhaupt nicht viel Zeit übrig geblieben sein. Nach diesen etwas steifen Reben ist es wohl auch besser so.

Frankreich   und Süddeutschland  .

Der Dena" wird aus München   gemeldet, daß die Franzosen

Vor einigen Tagen hat der Neuschweizer Pazifist Pro­fessor Friedrich Wilhelm Förster  , der in den Zeiten, als die ,, Bossische Zeitung" im nationalliberalen Fahrtwasser segelte Man habe im Auslande Vertrauen in den Gulden, weil dieser und sämtliche Passagierdampfer torpedierte oder torpedieren berhältnismäßig sehr fest bleibe gegenüber anderer Baluta. Sol wollte, sich nicht genug für die Reinheit der Kriegsziele der and aeiate bis zu einem gewissen Grade einen Gleichge. Entente verbürgen konnte, in derselben ,, Bossischen Zeitung" wichtszustand und darum liebe man es, internationale Trans attionen über die holländische Valuta zu leiten. Sobald bekannt die französische   Unversöhnlichkeit damit erklärt, daß man in würde, daß Holland   Geld für Einfuhr ausgebe, würde das Ver- Frankreich angesichts des nationalistischen Treibens der deut­trauen in die holländische Valuta sofort unterminiert sein. Daraus schen Reaktion mit Recht befürchte, daß ein wiedererstarftes schließt. Bischering, daß das Vertrauen in das Finanzsystem eines Deutschland   seine Kraft zu einem Revancheüberfall miß­Landes damit zusammenhängt, daß dieses seinen Goldvorras brauchen würde. Er warnte eindringlich vor den Folgen zurückhält. eines Fortfahrens unserer sogenannten nationalen Kreise in

thre Gesandtschaft in München   in bezug auf die Personalbeseßung Staatssekretär Bergmann reist in Wiedergutmachungsange­fihrer Hege gegen die Sieger. Und diese Folgen wußte er wie eine Botschaft behandeln. Es werden dem Gesandten legenheiten auf einige Tage nach Paris  . An seine Stelle tritt recht schauerlich zu schauerlich sogar, um wirksam zu sein Dard ein Legationsrat, zwei Regationssekretäre, ein Attaché und in das engere Arbeitskomitee Staatssekretär Dr. Schröder vom an die Wand zu malen: sebe die Reaktion ihr chauvinistisches ein Kangleirat beigegeben.

Reichsfinanzministerium.

Gold und Wechselkurs.

Treiben fort, dann werde eines Tages das französische   Staats­Die T.-ll. berichtet aus Stuttgart  , daß die Franzosen das oberhaupt nach Amerika   fahren, wo der Deutschenhaß noch dortige Konsulat mit einem Generalkonsul, in der Person Brüssel  , 29. September.  ( WTB.) Der heutige Konferenztag immer wach sei, und dort die öffentliche Meinung gegen des Barons Moisson de Baur, besetzt haben, während sich diente der allgemeinen Besprechung der Gold- und Wechselkurs. Deutschland   mobil machen. Dann werde die ganze ameri­Frankreich vor dem Kriege in Württemberg   mit einem Sonful fragen. Die Grundlage für diese Besprechung war der Vortrag fanische Industrie und Technik im Bunde mit Frankreich   mit begnügte, dem ein Vizekonsul beigegeben war. Die T.-ll. folgert des Präsidenten der Niederländischen Bant, Dr. Vissering. Deutschland   ein neues Meal, und dieses Mal endgültig, ab­aus dieser Tatsache, daß die französische   Regierung auch in Seine Ausführungen behandelten die Ursachen der heutigen In­Württemberg ihren Einfluß in höherem Maße geltend zu flation und der Unstetigkeit der Wechselturse; aus dem Ergebnis rechnen. Deutschland   werde mit einer Eintflut von Eisen, machen suchen wird. feiner Untersuchungen ist sein unbedingtes Bekenntnis zur Rüd- Feuer und Gas vernichtet, sein Bolt ausgerottet werden. tehr zur alten Goldparität und zur Stabilisierung des Wechsel- Auch wir sind der Meinung, daß die deutschnationale turses hervorzuheben. In der anschließenden Besprechung Boffspartei, ein guter Teil der Deutschen Volkspartei   und Die ohnmächtige Finanzkonferenz. hob der ehemalige Gouverneur der Bank von England  , Lord   neuerdings auch die Kommunisten ein aanz unverantwort­Laut Haager Nieuwe Courant" wird brabilos aus London   ullen, hervor, daß die Inflation nicht nur durch Bantnoten, son- liches Spiel mit der Zukunft unseres Landes treiben, indent Laut Haager Nieuwe Courant" wird drahtlos aus London   dern auch durch Schecks auf Bankdepofiten hervorgerufen würde. fie für eine Beseitigung der Versailler   Fesseln durch die Ge­gemeldet, daß die Blätter sich sämtlich mit der Brüsseler on Lord Tullen will zur Bekämpfung der Inflation den überschüssi walt Stimmung machen. Auch wenn wir die materielle ferenz befassen. Daily Telegraph  " schreibt, die Konfe- gen Notenumlauf einziehen. Im übrigen bezeichnete er als die renz habe das Bewußtsein ihrer eigenen Ohnmacht, sie erfenne, Grundlage für die Genesung auf dem Währungsgebiet geordnete Möglichkeit zu einer solchen gewaltsamen Befreiung befäßen, daß sie nicht viel ausrichten könne, da sie nicht genügende Befug- Finanzwirtschaft. In der Nachmittagssikung wurde die allge- würden wir es für ein Verbrechen halten, den Revanche­niffe habe, meine Diskussion über die Bisseringschen Gedankengänge fort frieg zu propagieren, der uns nur weiteres und schlimmeres Am Schluß der Dienstag- Nachmittagsfizung versammelte sich gefeßt. Es sprachen Vertreter der italienischen, füdafrikanischen, Elend anstatt der Erlösung bringen könnte. Die Deutsch­die Kommission zur Beratung der Staatsfinanzen. Jede spanischen und schweizerischen Delegation. Hiernach sprach der nationalen haben auf die Tagesordnung ihres Parteitages Delegation ist durch ein Mitglied vertreten. Es wurde ein en ge- deutsche   Delegierte Urbig, dessen Ausführungen das zu Hannover   als einen besonderen Punkt die Frage der res Arbeitstomitee eingesetzt. In beiden Kommissionen Baus mit lebhaftem Interesse folgte. Er betonte, daß die von Revision von Versailles  " gefekt. Referent ist aus­führt Brand( England) den Vorfiz. Dem Komitee gehören an: Biffering geleistete Gedankenarbeit ein großes Wert sei und daß gerechnet- v. Graefe Goldebee. Auf dieses Referat Bathsson( Frankreich  ), Ricci( Italien  ). Lepreur( Belgien  ), Lord   im wesentlichen die Richtigkeit seiner Ausführungen zugestanden fönnte man gespannt sein, denn Revision" und all­Chalmers( England), Staatssekretär Bergmann( Deutschland  ). werden könnte. Deutschland   verfolge mit Interesse die Konferenz, deutsches Scharfmachertum sind zwei sich widersprechende Seer( Schweiz  ), Pospischil( Tschechoslowakei  ), Grabski( Polen  ), in der zum Ausdruck gebracht werde, daß Frieden und Wirtschaft­Mittwoch nachmittag erörterte der Präsident der Niederländi lichkeit in ganz Europa   vorherrschen müßten. Nach seiner Mei- Begriffe, sofern man nicht bewußt die Revision durch das fchen Staatsbant Vischering  , nung haben Kapital und Arbeitende, Sieger und Besiegte Opfer Schwert berfolgt. zu bringen und aufeinander Rücksicht zu nehmen.

das Problem des Geldwesens und der Wechselkurse.

Tatsächlich sind unsere Deutschnationalen das größte