Nr. 492 37.Jahrgang
Groß- Berlin
Auf falschem Wege?
Beilage des Vorwärts
In der Versammlung der Groß- Berliner Parteifunktionäre amt lebten Freitag haben die Genossen Heilmann und Leinert fich gegen die von der sozialdemokratischen Stadtverordnetenfraktion Berlins befolgte Taktik bei der Wahl des Magistrats gewendet und gemeint, daß die Haltung der Berliner Genossen die schwersten Folgen für die Partei im Lande haben könnten.
zu verändern.
Der letztere Einwand ist zweifellos sehr beachtlich, er wurde mit dem gleichen Nachdruck auch von den Bürgerlichen gegenüber der sozialistischen Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung ins Treffen geführt. Letztere hat indessen erwidert, daß sie für die lange Wahlbauer nicht verantwortlich zu machen sei, sondern die veraltete Städteordnung; sie abzuändern wäre längst Pflicht der durch das DreiHaffemvahlrecht bevorrechteten bürgerlichen Schichten gewesen. Der Ginwand konnte unsere Fraktion nicht abhalten, an der Forderung des besoldeten Elements festzuhalten, weil das Amt eines Stadtrats in Zukunft den ganzen Menschen in Anspruch nimmt. Die Arbeiterklasse verfügt nicht immer über genügende Kräfte, deren foziale Lage es gestattet, sich restlos in den Dienst der kommunalen Verwaltung zu stellen, es bedeutet daher das unbesoldete Element Lediglich eine Begünstigung der bürgerlichen Parteien.
Dienstag, 5. Oktober 1920
demokratischen Stadtverordnetenfraktion in Groß- Berlin schwierig Der schon mehrfach vorbestrafte Angeklagte trieb sich in Offiund die Entscheidung zweifelhaft fein fonnte.jziersuniform in den verschiedensten Orten Deutschlands umher und Wir bätten es selbst vorgezogen, unter Vorbehalt und Verwah- verstand es, durch allerlei phantastische Erzählungen rungen für einen rein unabhängigen Verwalüber seine Kriegsgefangenschaft in Indien sich an verschiedene tungsapparat au stimmen, als die direkte mitverant- Personen heranzudrängen, die er gehörig rupfte, um dann den wortung für das Schicksal einer Verwaltung zu übernehmen, die Schauplatz seiner Tätigkeit in eine andere Stadt zu verlegen. bei dem überragenden Einfluß der Unabhängigen nach unserer Vielfach trat er auch unter dem Namen seines Bruders Hans auf, festen Ueberzeugung zu nichts Gutem führen fann. der tatsächlich Offizier gewefen, aber im Kriege gefallen war. Nach
Wir hätten es voraezogen, daß die Sozialdemokratie sich auf dem er in Göttingen und Kassel allerlei Betrügereien verübt hatte. den Standpunkt gestellt hätte, der Magistrat sei keine poli tauchte der Angeklagte eines Tages in Dortmund auf, wo er tische Körperschaft, sondern eine Verwaltungsbehörde. einen besonders starten Streich verübte. Er erzählte dem Inhaber Hätte man danach die Personen ausgewählt und hätte die U. S. P. des Hotels, in dem er abgestiegen war, in höchst geheimnisvoller dann ihre Mitarbeit verweigert, so bätte man das in Kauf nehmen Weise, daß er als Geheim agent der deutschen Regiemüssen. Aber wir erfennen gern an, daß auch für die Haltung rung nach Dortmund gekommen sei und den Auftrag habe, dafür unserer Genossen in der Stadtverordnetenfraktion gute Gründe zu sorgen, daß sämtliche Männer Dortmunds im Alter von 18 bis sprechen." 35 Jahren sofort in das Innere Deutschlands abtransportiert Diese Auslassung enthält zum Teil die Anerkennung der würden, da in wenigen Tagen die Entente Dortmund beseben bertidelten Lage, in der sich die sozialdemokratische Fraktion be- werde. Der Wirt beeilte sich natürlich, dem Herrn Regierungsfand. Insofern sie der Meinung Naum gibt, daß der Einfluß vertreter" allerlei Vergünstigungen zuzuwenden. Inzwischen hatte der Unabhängigen die Fraktion in eine unangenehme Situation ich das Gerücht von der bevorstehenden Besetzung Dortmunds wie ein auffeuer durch die ganze Stadt verbreitet bringen könne, haben wir eine andere Auffassung. Unter den unab- und war auch schließlich der dortigen Militärbehörde zu Ohren ge= hängigen Kandidaten befinden sich solche, die durch ihre kommunal- kommen. Diese sab sich den Herrn Geheimagenten näher an und politischen Erfahrungen von vornherein die Gewähr für ein gedeih- ordnete seine vorläufige Internierung in einem im vierten Stockliches Zusammenarbeiten bieten. werk des Hotels gelegenen Zimmer an. Schon am nächsten Tage
-
Beide Redner machten der Berliner Fraktion zum Vorwurf, daß sie den Boden der Demokratie verlassen und gemeinsam mit den Unabhängigen den bürgerlichen Parteien gegenüber dikta= torisch gehandelt hätte.„ Entweder," so betonte Genosse Heilmann, sind wir Demokraten oder wir sind Terroristen." Beide Redner konnten zu dieser Schlußfolgerung nur tommen, weil fie die größte städtische Verwaltung Deutschlands außer jedem Vergleich stellten mit irgendeiner Regierung. Die Regierung der Bänder und des Reichs müsse, so betonten sie, jederzeit zurücktreten, tvenn die Mehrheit des Parlaments dies verlange, der Magistrat werde jedoch auf 12 Jahre gewählt, und es bestehe für die alle 4 Jahre neugewählten Stadtverordneten, auch wenn später die Für völlig irrig halten wir die Auffassung, wonach der Magistrat knüpfte der Angeklagte sämtliche erreichbaren Bettlaken zusammen Stadtverordnetenversammlung eine ganz andere Zusammensetzung eine unpolitische Körperschaft sei; sie dürfte nur von wenigen und ließ sich aus dem Fenster hera b. Seine Flucht wurde aufweise, teine Möglichkeit, vor Ablauf der Wahlzeit den Magistrat geteilt werden. Gerade weil die sozialdemokratische Fraktion bemerkt und ein Soldat schmitt kurzerhand das Laten durch, ale sich der Flüchtling in Höhe des zweiten Stockwerks befand. Der der Ueberzeugung war, daß bon der Zusammensetzung Angeklagte brach sich ein Bein und den rechten Arm und dieser wichtigen Verwaltungskörperschaft in diesem großen Gemeinde- kam ins Lazarett. Hier belustigte er, nachdem er wieder gehen wefen alles abhängt, hielt sie es für unbedingt notwendig, ihm tonnte, die Insassen durch Zauberst un st st üde und veranein überragend sozialistisches Gepräge zu verleihen. Geradezu un- staltete eines Abends eine große 3 auber Soiree", bei der berantwortlich wäre es gewesen, wenn sie die Unabhängigen er- er sich bereit erklärte, die Taschenuhren sämtlicher Anwesenden neut in die Rolle des fruchtlosen Kritikers verfekt und den reak- in lebende Kanarienvögel zu verwandeln. Gr ging tionären Parteien durch eine solche Politik zur Macht verholfen hätte. mit den Uhren in ein Nebenzimmer, die Vögel kamen nicht, der Wohl ist es wahr, daß bei dieser Magistratswahl gerade in- Angeklagte und die Uhren auch nicht. Der Vogel war selbst ausfolge der Notwendigkeit des Zusammenarbeitens mit den Unab- geflogen. In Münster passierte dem Angeklagten das MißUnab- geflogen. hängigen die Demokratie nicht so gewahrt wurde, wie wir sie im geschic, mit dem russischen Kommunistenführer Benin verwechselt zu werden. Er ergriff nach einer heftigen Schießerei die Flucht fommunalpolitischen Leben bisher anzuwenden gewöhnt sind. und kam nach Berlin , wo er sich nach einem kleinen Einbruch in Gleichwohl liegt kein Anlaß vor, die sozialdemokratische Fraktion ein Geschäft als Heiratsschwindler etablierte. Er knüpfte des Terrors zu beschuldigen. Sie hat als eine mit den Unabhän verschiedentlich zarte Beziehungen an, welche dann stets damit gigen in der Stadtverordnetenversammlung bildende Mehrheit nach endeten, daß der Herr Leutnant, im Staatsinteresse" eine wichtige demokratischem Recht einen Wagistrat gewählt, wie sie ihn Reise unternehmen mußte, zu der ihm das Geld fehlte. Dieses im Intereffe der sozialistischen Entwicklung für erforderlich hielt. wurde ihm bereitwilligst zur Verfügung gestellt und die Betreffenden Ein dem Stärkeverhältnis der Deutschen Volkspartei und den hatten dann das Nachsehen. Deutschnationalen entsprechend durchsetzter Magistrat hätte rüber sollte auch bei den Genossen Heilmann und Leinert kein Zweifel bestehen das Leben der neuen Gemeinde von vornherein in der ernstesten Weise bedroht. Die Verschiedenheit der politischen Interessen, die gerade bei der Auswahl der Kandidaten nackt zuMir will jedoch scheinen, daß die Argumente unserer Kritifer tage traten, sowie der infernalische Haß, mit dem der zum Oberund ihre Besorgnis um das Wohl der Partei der tieferen Berechti- stadtschulrat ausersehene Sozialist Loewenstein verfolgt wird, gung entbehren. Genosse Heilmann betonte- und Genoffe Leinert tennzeichnen mit aller Deutlichkeit die großen Gegensätze. schloß sich ihm an, daß die Bürgerlichen in den 90 000 Gemeinden, in denen sie noch die Mehrheit hätten, Revanche üben und 20. Juni für den Sozialismus entschieden, so war es sozialistische zum Beispiel zu jedem Preise zu haben. pier berlangte ein die Sozialdemokratie in den Magistraten und Gemeindevorständen Pflicht, bei der Magistratsbildung die sich ergebenden Folgerungen Schlächter in der Lindenhalle 19 M. und dort ein anderer fogar unberücksichtigt laffen könnten. Das klingt beinahe so, als ob die zu ziehen. Die sozialdemokratische Fraktion tonnte unmöglich den 20 und 22 M. Für Schweinebauch bezahlte man in Neukölln 16 bürgerliche Klasse die Sozialdemokratie in den Gemeindeber- Bariner, mit dem sie die Gemeinsamkeit der Klaffe ver- bis 18. und in Charlottenburg 19-20 M. Für Eisbeine mußte waltungen nur duldet und auf ihre Mithilfe garnicht angewicien band, geringer einschäßen als die ausgesprochensten Feinde man 18 m., für Stotteletts aber nur 16 M. pro Pfund zahlen. fei. Diese Auffassung können die Genossen Heilmann und Leinert des Sozialismus. Schinken foftete 30-32 M., Wurst 20-30 m. Rindfleisch war mit nicht haben. Mit viel größerem Recht als ihre heutigen Kritiker könnte die 14-18 M. angeboten, Knochen follten 2 bis 6 M. pro Wenn aber nicht geleugnet werden kann, daß unsere Gegner Berliner Arbeiterschaft Anklage gegen die sozialdemokratische Pfund fosten. Hammel- und Kalbfleisch variierte zwischen 12 die Mitarbeit der Sozialdemokratie als der Partei der werkttätigen Frattion erheben, wenn sie unter Vorbehalt und Verwahrungen und 18 M., Gänsefleisch zwischen 14 und 16 M. Schichten in den Kommunen dringend benötigt, so berliert im Sinne des Genossen Heilmann den Bürgerlichen die Besetzung der von den beiden Genossen gegen die Berliner Tattil erhobene des Magistrats ermöglicht und die Sache des Sozialismus außer Einwand von vornherein seine Kraft. Er kann aber auch gegen die acht gelassen hätte. Berliner Genossen nicht in der von den Rednern angewendeten Schärfe erhoben werden, weil fein Mitglied der Stadtverordnetenfraftion das bürgerliche Element aus dem Magistrat ausschalten will. Nach der bürgerlichen Parteigruppierung in der Berliner Stadtverordnetenversammlung haben die Deutsche Voltspartei und die Deutschnationalen ein so starkes Uebergewicht, daß unsere Frattion von vornherein vor eine schwierige Lösung gestellt wurde. Genoffe Heilmann anerkannte am 15. September in der von ihm herausgegebenen„ Sozialistischen Korrespondenz" die Schwierigkeit der
Grnsterer Beurteilung verdient der gegen die sozialdemokratische Stadtberordnetenfraktion erhobene Einwand, daß sie durch ihre Politik mit den Unabhängigen die Gesamtpartei in eine verhängnisvelle Lage bringen könne. Wenn dies zuträfe, so bestände für unsere Berliner Genossen allerdings die dringendste Pflicht zur Selbsteinfehr.
Lage, indem er betont:
30]
" Man muß ohne weiteres zugeben, daß die Lage der sozial
Dierk fühlte dunkel, daß sie herunterzog, was ihm heilig war, aber er widersprach ihr nicht. Er fah, wie ihre Schultern Jeise zudten, wenn sie lachte, und er lächelte sie an, wenn sie fich schwer in seinen Arm hing, den Oberkörper weit vorbog und ihm halb von unten herauf ins Gesicht sah. Wie sie Lachen konnte!
Plötzlich waren sie schon in der Stadt und die Mädchen nahmen Abschied. Als er mit Fied allein seinem Haus zuschritt, meinte der: Was für alberne Gänse das geworden sind." Diert juchte mit träumenden Augen den Sternenhimmel hoch über dem Lichtkreis der Stadt. Es war schön, sehr schön heute Abend", sagte er.
*
-
-
das
Hatte sich die Mehrheit der Groß- Berliner Wählerschaft am
Hauptmann von Köpenick Nr. 2.
Die Abenteuer eines Hochstaplers.
Ein Abenteurer in Offiziersuniform, der ähnlich mie der Hauptmann von Köpenick es fertig gebracht hatte, eine ganze Stadt in Aufregung zu versetzen, wurde gestern in der Person des Artisten Richard Donnerhad der 7. Strafkammer des Land gerichts I vorgeführt, um sich wegen Betruges im strafschärfenden Rückfalle, schweren Diebstahls, Urkurdenfälschung und einer Reihe anderer Delikte zu verantworten.
dem ganzen Feuer seiner Jugend wollte er kämpfen, leiden und dulden für die Unterdrückten.
In den ersten sonnigen Märztagen überfiel ihn dann seine alte Sehnsucht nach dem Lande seiner Kindheit stärker als je. Unruhig und zerstreut lief er herum glaubte sich elend und berlassen und verbarg nur mit Mühe seine Not vor den scharfen Augen der Mutter. Alles, alles sollte sich lösen, wenn er einmal frei war, wenn er Geld verdiente.
Und jetzt war es so weit, aber jekt taumelte er haltlos umber in einem Bust von leidenschaftlichen Empfindungen. Immer klarer und immer bestimmter trat das Bild des lachenden Mädchens dazwischen. Er kämpfte dagegen an, wollte sich mit Gewalt in seine Ueberzeugungen hineinretten, aber dann lief er doch stundenlang berum, nur um Hanna zu sehen.
Fied war nach Hamburg abgereist, er vermißte ihn nicht. Er war selig, als Hanna ihm erlaubt hatte, sie eines Sonntags zu begleiten. In zitternder Glückseligkeit war er neben ihr Nie war der Frühling mit solchem Brausen gekommen wie durch den Wald gegangen und hatte ihrem unermüdlichen Gein diesem Jahr. Der Sturm schleuderte die Wolfenfeßen über plauder gelauscht. Er wußte, daß er hölzern, steif und ungelenk die Ebene, rüttelte an den Mauern der Städte, brach in die gewesen war, er hatte nichts Bernünftiges fagen können. Aber Wälder und erfüllte die ganze Luft mit seinem machtvollen er hatte sich berauscht an ihrem Rachen. Brausen und Klingen. Diert lag nachts wach und hörte das Im Dunkeln war er mit ihr heimgegangen und hatte ihre tiefe Tönen, den Atemzug des lachenden Riefen, in unbändiger Hand heimlich gestreichelt, die sie ihm willig genug ließ. Als Kraft um die Mauern toben. Alles, was alt und morsch war, er Abschied nahm, wortlos, nur voll heißen Gefühls ihre Hände wurde fortgeblafen und zerschmettert, um Platz zu schaffen für das neue, saftstroßende Grün.
Auch in Dierks Herzen tobte ein Sturm, der ihn keine Ruhe finden ließ. Alles, was er bisher dachte und empfand, jagte in tollem Wirbel durcheinander, und dazwischen strahlten ein Paar graue Augen mit langen Wimpern, tanzte frauses Gelock über einem weißen Sals.
Im lekten halben Jahr seiner Lehrzeit hatte er an den Versammlungen der Gefellen teilnehmen dürfen. Da war ihm eine neue Welt aufgegangen.
drückend, hatte es spöttisch um ihren Mund gezuckt. Jegt wartete er auf fie, wenn sie abends vom Geschäft fam, aber sie ging einen andern Weg, und er wartete vergebens.
Zu der gestrigen Verhandlung war bon Rechtsanwalt Angeklagten als geistig start minderwertig bezeichnete. Lediglich Krieger der Oberarzt Dr. Men de geladen worden, der den mit Rücksicht hierauf billigte das Gericht dem Angeklagten mildernde Umstände zu und erkannte auf 3 Jahre Gefängnis.
Schwankende Lebensmittelpreise. Die Fleisch und Kartoffelpreise zeigten Montag eine unbeschreibliche Buntfchedigfeit. Schweinefleisch war
*
den 3ufchlägen des Kartoffelhandels befaßt. Inter Die Preisprüfungsstelle hat sich in ihrer legten Sigung mit Berücksichtigung des zurzeit an die Erzeuger gezahlten hohen Preises bon 25 bis 30 Mart den Zentner ist zurzeit ein Großhandelsaufschlag von insgesamt etwa 6 Mart angemessen, der sich wie folgt zusammensetzt: Provision des Auffäufers 1,- Mart, durchschnittlich 3 Proz. Schwund 0,75 Mark, Fracht, die im Durchschnitt mit 1.50 Mart anzufezen ist, Aufschlag des Großhandels zur Abgeltung aller seiner Untoften einschließlich Zufuhr der Kartoffeln zum Laden des Kleinhändlers und Reingewinn 2,28 Mart, Umfagfieuer girfa 0,45 Mark.
tann der Kleinhändler 8, fg. je Pfund anfilagen. Auf seinen aus der Rechnung ersichtlichen Großhandelspreis In seinem eigenen Interesse wird der Kleinhändler darauf binces wiesen, daß er feine Ware obne Rechnung kaufen darf.
Vorwand hinaus, daß er draußen auf sie warte. Im Tunkeln stand er, klopfenden Herzens, und zitterte vor Glück. Die lebten Paare waren an ihm vorbeigegangen, sie tam noch immer nicht. Zögerte sie, um mit ihm allein zu bleiben? Sein Herz flopfte vor Erwartung. Aber nun löschte man das Licht im Saal, und sie tam immer noch nicht. Da wurde er unruhig, lief ums Haus und suchte sie. Er fand nur einen Aushelfer, den er zufällig fannte, und erfuhr, daß sie längit mit einem andern zusammen fortgegangen war; sie hatten einen andern Ausgang benutt. Da wußte er, daß fie ihn betrogen hatte und taumelte, wie vor den Kopf geschlagen, ins Dunkle zurück.
Erst als er zu Haus die Treppe hinaufstieg, konnte er wieder denken. Es war sehr spät, aber die Mutter hatte noch Licht und stand am Tisch zu bügeln.
Er trat ein und lehnte sich gegen die Tür, bleich und über-. nächtig. Aus der anstoßenden Kammer hörte man die schmeren, unregelmäßigen Atemzüge des Vaters. Die Mutter sah ihn an, quälende Sorge im Gesicht, und er las ihr die heimliche Angst aus den Augen, daß auch er schon verkommen könnte.
Er raffte sich auf, sah bitter nach der Kammer und sagte: Nein, Mutter das nicht."
-
Aber im selben Augenblick begriff er, daß einem Menschen jedes Mittel recht werden konnte, die bohrenden Gedanken zu verscheuchen. Er wandte das Gesicht, er konnte die Augen der Mutter nicht ertragen.
"
Wich sie ihm aus? Er zitterte, wenn er daran dachte. ,, Dierk!" fie faßte seine Hand und zog ihn zu sich an den Aber dann begeanete er ihr eines Tages ganz unvermutet und Tisch. Da warf er sich auf einen Stuhl: Mutter- ich bin wich nicht von ihrer Seite, bis sie in ein Geschäft trat. Glück- fo unglücklich!" lich ging er heim, am Sonntag würden sie sich wieder treffen. Ihre Hand lag auf seinem Saar , er fühlte ihre stumme Und dann faßen fie am Sonntag zusammen in einem Liebe und Sorge wohlig über sich hinströmen, und als fie feinen Tanzsaal. Er versuchte zu tanzen, aber es ging nicht, und nun Kopf an ihre Brust zog, folgte er willig. mußte er zusehen, wie sie von einem Arm in den andern flog. nur in den Bausen saß sie neben ihm und lächelte ihn an. Er litt Qualen, wenn sie mit einem Tänzer sprach. Aber er mich nicht vom Platz und wartete auf den Abend; er freute sich auf den Heimweg
Er hörte Reden, in denen die sozialen Verhältnisse beleuch tet wurden, er lernte nachdenken auch über sein eigenes Leben. Und alles, was ihm da vorgetragen wurde, empfand seine sehnfiichtige Seele als heilige Wahrheit. Gehörte er nicht auch zu den Entrechteten, zu den Enterbten des Glückes? Dunkel und Es wurde spät und der Saal leerte sich allmählich, aber unflar nur begriff sein unerfahrener Sinn das Leben, desto Sanna wollte immer noch nicht nach Haus. Er wartete, 513 ungestümer empfand er alles, was ihn ungerecht dünkte. Mit die letzten Paare aufbrachen. Da schickte sie ihn unter einem
Und dann beichtete er, nur schamhaft andeutend, und sie hörte ihm still zu. Als er endlich hochsah, lächelte sie ihn an. Mutter," sagte er gefränft, aber sie lächelte weiter; es ist gut fo, Diert, du sollst dich noch nicht binden, du sollst die Welt erst fennen lernen."
Noch einmal wallte er auf, aber dann wurde sein Schmerz ( Forts. folgt.)
ruhiger.