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Nr. 496 37.Jahrgang

Groß- Berlin

Der Mieter in Ketten.

Fort mit den Zwangsmietsverträgen!

Beilage des Vorwärts

Donnerstag, 7. Oktober 1920

Die Geschichte eines Verbrechers.

Im Banne des Verführers.

findet. Es ist hierbei an dem Grundsatz festgehalten worden, daß die Bevölkerung überall da, wo sie am Tage ihre polizeilichen An­gelegenheiten erledigt, auch zur Nachtzeit Beistand findet und erhält. Sind nun die Revierwachen mit ihren geringen unifor­Die Zunahme der Verbrechen in Groß- Berlin beschäftigt ständig mierten Mannschaftsbeständen größeren Ausschreitungen nicht ge- die Berliner Deffentlichkeit. In wie hohem Maße bei vielen dieser wachsen, oder reicht die Zahl der Uniformierten bei Großfeuer oder Schredenstaten die Verführung eine Rolle spielt, enthüllte in furcht­ähnlichen besonderen Ereignissen zur Absperrung oder zum Auf- barer Deutlichkeit eine Verhandlung vor dem Schwurgericht des fichtsdienst nicht aus, so greifen die Revierwachvorsteher auf soge- Landgerichts II. Unter der Anflage des versuchten Mordes standen nannte auptstü bpunkte oder Bezirkswachen zurück, dort der 19jährige Arbeiter Willi Gesch und der um mehrere die ausschließlich mit uniformierten Beamten besetzt sind. Jahre ältere Kaufmann William Wlodawet vor den Geschwore=

Die Hauptmasse der Uniformierten, deren Gesamtstärke für nen. Beide haben den Schneidermeister 2 ang bein aus der den neuen Stadtkreis Berlin etwa 16000 Mann betragen wird, Gneisenaustraße in räuberischer Absicht überfallen und so arg zu­bleibt nach wie vor in festen Verbänden und gemeinsamer gerichtet, daß es als ein Wunder zu betrachten ist, daß der über­unterbringung, so daß sie in unruhigen Zeiten jederzeit aus schwer Verletzte mit dem Leben davongekommen ist. mit der nötigen Stoßkraft zum sofortigen Eingreifen bereitsteht. Die uniformierten Beamten der Revier- und Bezirkewachen werden in dringenden Fällen rechtzeitig zusammengezogen und stehen dem Führer der uniformierten Polizei als Referbe zur Verfügung. Eine entsprechende Regelung wird bei allen anderen größeren Städten zur Anivendung gelangen.

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So mancher Mieter wird es bei den schon seit langem herr­schenden äußerst schlechten Wohnungsverhältnissen am eigenen Leibe empfunden haben, wohin ihn sein unsozialer Zwangsmiets­vertrag, der in fast allen wesentlichen Teilen mit dem Mietsrecht des BGB. im Widerspruch steht, und den er zu besseren Zeiten teils in Unkenntnis, teils in Leichtfertigkeit unterschrieben, geführt hat. Ich erinnere an dieser Stelle nur kurz an die Schwierigkeiten in der Reparaturfrage vor Erlaß der Höchstmietenanordnung vom Der böllig geständige Angeklagte Gesch gab in wohlgesetzter 9. Dezember v. J., wie auch an den Widerstand, den die Haus­besizer auf Grund der Verträge noch heute den sich jetzt in fast Nede eine Darstellung von den Vorgängen, aus der hervorgehen allen Häusern bildenden Mieterräten( damit sind nicht die gesetz­sollte, daß er vollständig im Banne des Mitangeflagten gestanden habe und dessen willenloses Werkzeug gewesen sei. Er lichen Warmwasserräte gemeint!) entgegenseßen. Der damit Ver selbst sei ein haltloser Mensch und habe den W. als den Mann be­traute wird wissen, wie oft die Herren Hausbesiber an Hand dieser wundert, der mit Energie das verfolge, was er sich vorgenommen unsozialen Zwangsverträge die schönsten einstweiligen Anordnungen habe. Wlodawet habe ihm eines Tages auseinandergesetzt, mit der erwirken. Aber auch die Mietseinigungsämter stellen sich täglich bloßen Arbeit komme man zu nichts; wenn man ebenso leben wolle, als Beschüber dieser unsozialen Zwangsmietsverträge bloß. Auch wie die Aristokraten, d. h. gut essen, sich gut fleiden und amüsieren, heute nach Erlaß der Höchstmietenanordnung lauten die Entschei- Arbeitslosendemonstration vor dem Rathaus. müsse man einen großen Schlag" machen. Es seien dann dungen noch immer: Mieter hat zu zahlen unter Aufrecht­Vor dem Berliner Rathaus sammelten sich gestern mittag etwa auch mehrere große Pläne von ihm in Vorschlag gebracht und er­erhaltung der sonstigen vertraglichen Bestimmungen. Ich frage 2000 Arbeitslose, die im Lustgarten demonstriert hatten. Die mogen worden. So sollte ein Reisender einer auswärtigen Firma, nun: warum ist bisher noch kein Mieter, tein organisierter Mieter- Demonstranten, die eine rote Fahne mit der Inschrift ,, K. A. P. D. " mit der W. auf Grund der Lieferung von pharmazeutischen Ar­bertreter erstanden, der dem Mietseinigungsamt erklärt hat, daß mit sich führten, nahmen dem Stadtparlament gegenüber Aufstellung titeln in Verbindung stand, mit einer größeren Geldsumme hierher er die alten vertraglichen Bestimmungen, da sie den Mieter rechtlos und unterbanden so jeden Verkehr. Die Straßen- gelodt werden; beide Angeklagten sollten ihn dann überfallen, er­machen, nicht mehr anerkenne, und daß er nun, da das alte Ver- bahnen mußten, da die Arbeitslosen allen Vorstellungen zum morden und das Geld rauben. Der Leichnam sollte dann zerstückelt, tragsverhältnis abgelaufen ist, einen neuen Mietsvertrag berlange, Troß, den Damm nicht freimachen wollten, zurüdfahren und in einen Koffer gepadt und in den Tegeler See versenkt werden. der mit dem Mietsrecht des BGB. vereinbar und auch sonst zeit wurden später, so lange die Demonstration dauerte bon 212 Uhr Die Ausführung des Planes sei aber daran gescheitert, daß gemäß ist. Es ist zu erwarten, daß nunmehr nach Beendigung bis 24 Uhr durch die Jüdenstraße und später durch die Münz- das ausersehene Opfer Verdacht schöpfte und den Plan bereitelte. ibrer alten Vertragsverhältnisse sämtliche Mieter zum Miets- ftraße abgelenkt. Die Menge vor dem Rathaus entfandte eine Wlodawek hatte Verkehr mit dem Schneidermeister Langhein, der einigungsamt laufen und dort einen zeitgemäßen Vertrag Deputation, die mit den zuständigen städtischen Behörden ver- bei seiner gestrigen Beugenaussage über die Art dieses Verkehrs fordern, der ihnen viel Sorgen und Unannehmlichkeiten erspart. handeln sollte. Tatsächlich wurde eine Abordnung auch empfangen. die Angabe verweigerte. Dieser hatte, wie M. wußte, größere Speziell von der Mieterorganisation wird erwartet, daß sie sich Als der Führer jedoch vom Mittelbalton des Rathauses den Arbeits- Geldsummen hinter sich und sollte nach dem von W. aufgestellten diesen Gedanken zu eigen macht und bahnbrechend in dieser Be- lofen die Mitteilung machte, daß der Magistrat alles zu tun gewillt Plan überfallen und beraubt werden. Zu diesem Zweck nahm. ziehung wirkt. Und auch dem Wohlfahrtsminister muß ich von sei, was die Not der Erwerbslosen zu lindern vermöge, daß aber den Gesch mehrmals mit zu dem Schneidermeister, doch kam es nicht dieser Stelle aus sagen, daß ihm seine Höchstmietenanordnung feste Versprechungen selbstverständlich nicht gegeben werden könnten, zur Ausführung der Tat, da der nötige Mut fehlte. Eines Sonn­wesentlich leichter geworden wäre, wenn er darauf hingearbeitet entstand Lärm und man drohte den Vertretern auf dem Balkon mit abends im Mai, während des Kapp Putsches , als die hätte, daß diese mittelalterlichen Mietsverträge verschwinden. Fäusten. Nach vierstündiger Demonstration gaben die Straßen und die Wohnungen ohne Beleuchtung waren, Im übrigen dürfte sich bei dieser Gelegenheit noch vieles Arbeitslosen endlich die Königstraße vor dem Rathaus frei und gingen sie dann aber ans Werf. Als der Schneidermeister mit zeigen und zwar zunächst werden sich die Mietseinigungsämter zogen in größeren Trupps zum Alexanderplatz , wo sie sich dann einem brennenden Licht an eine Kommode getreten war, um eine Zeitung herauszuholen, stürzte Gesch, der auch in diesem Augen­weiter als Beschützer gegen die guten Sitten verstoßender Miets- endgültig auflösten. berträge aufspielen, werden sie diese wie bisher sogar weiter Wie uns von anderer Seite mitgeteilt wird, verlief die De- blick unter einem ihm unbegreiflichen 3 wange gestanden Dokumentieren oder aber werden sie sich, um ollem aus dem Wege monstration trotz aufreizender Reden von seiten einiger buntler haben will, von hinten auf ihn los und bersetzte ihm mit dem zu geben, für unzuständig erklären? Und weiter, welchen Stand- Elemente recht harmlos und obne jeden ernsten Zwischenfall. Seitengewehr mehrere wuchtige Hiebe über den Schädel, die tiefe punkt werden die Gerichte in dieser Beziehung einnehmen? Wunden verursachten. Als sich der Ueberfallene umdrehte und sich Aber zum Schluß, dies ist heute schon sicher, teine Macht tann zur Wehr sehte, erhielt er noch einen tiefgehenden Stich ins Genid. nn3 Mieter zur Anerkennung der für uns rechtlosen und unso­Er wehrte sich aber kräftig, schrie um Hilfe, es tam zu einem Ringen auf Leben und Tod, und schließlich gelang es 2., seinen zialen Zwangsmietsverträge zwingen. Laden zu erreichen. Die Hilferufe waren von dem Inhaber des Friedrich Quast, Verbandsmitglied der Vereinigung der Mieterbeifiker Groß- Berlins . Die zehn Berliner Wohnungsinspektionen sind in Zukunft für Nachbarladens gehört worden, man eilte nun dem Bedrängten zu den Verkehr mit dem Publikum täglich nur von 9-11 Uhr Silfe und die beiden Verbrecher fonnten verhaftet werden. Nach den Bekundungen des behandelnden Arztes Dr. Großer geöffnet. In dieser Zeit werden polizeiliche Anmeldungen ab­gestempelt und dringende Gesuche behandelt. Ueber die Dringlich- waren die Verlegungen des 2. ungeheuerlich, so daß dieser in feit der Gesuche entscheidet die Inspektion. Die Wohnungssuchenden Lebensgefahr geschwebt hat. Der Angeklagte Gesch, der sich 100 Revierwachen für Groß- Berlin. merden ersucht, von Besuchen bei den Inspektionen unter allen übrigens bei den verschiedensten Gelegenheiten von Gidstädt, Die Einführung der neuen Einheitspolizei nach den Plänen Umstennden abzusehen und ihre Anträge, die auf das not- Włodawef dagegen von Wartenburg zu nennen liebte, ist ein Mensch des Ministerialrats Dr. Abegg beginnt sich für die Bevölkerung inspektion zu unterbreiten. Mündliche Anträge fönnen mit Rüd- dieser Tat hatte er sich freiwillig in die Behandlung des jetzt als wendigste einzuschränken sind, schriftlich der Wohnungs- von ungewöhnlichem Seelenzustand. Schon lange vor der Stadtgemeinde Berlin bereits bemerkbar zu machen. In nächster Zeit werden an Stelle der verschiedenartigen Polizeidienst- ficht auf den außerordentlichen Anbrang nicht entgegengenommen Regierungsrat ins Wohlfahrtsministerium berufenen Dr. Beyer begeben, um von äußeren Beeinflussungen loszukommen und eine stellen 100 bis 120 Ginheitsrebiere eingerichtet, in denen Aufbeckung einer großen Mehlschiebung. Auf einem Abstell- Stärtung feines eigenen Willens zu erreichen. Ein alle Zweige der Polizeiverwaltung( Revier- Kriminalpolizei, Ver­waltungserefutive mit Melbewesen und uniformierte Polizeiwache) aleis der Schöneberger Gasanstalt beschlagnahmte der Schöneberger zur Verlesung gebrachtes Tagebuch des Angeflagten zeigte diesen Kriminalwachtmeister Krüger einen Waggon mit 232 Zentnern als einen höchst überspannten, aber sehr intelligenten Menschen. bereinigt werden. In diesen Einheitsrevieren werden in Zukunft Weizenmehl. Die Ladung stammt von einem Breslauer Mühlen - Dr. Beyer und Sanitätsrat Dr. Frib Leppmann gaben über­wieder Beamte tätig sein, die mit den örtlichen Verhält befizer. Der Wagen war mit einigen Kohlenwagen auf das Ge­nissen und den Bedürfnissen der Bevölkerung genau ber- lände der Gasanstalt gefahren worden. Als er am Montag heraus- einstimmend ihr Gutachten dahin ab, daß Gesch ein minderwertiger, traut sind und die somit nicht nur zur Erhöhung der Sicherheit, geschleppt werden sollte, um an den unbekannten Empfänger phantastischer und willensschwacher Mensch sei, daß er aber bei sondern auch zur Herstellung des so außerordentlich wünschens- weitergeleitet zu werden, vecständigte der aufmerksam gewordene Ausübung der Tat nicht unzurechnungsfähig gewesen sei und auch werten Vertrauensverhältnisse zwischen Polizei und Bublikum bei- Betriebsrat der Gasanstalt telephonisch die Kriminal- nicht als willenloses Werkzeug, etwa unter dem suggestiven Ein­tragen. Wir erhalten wieder bodenständige Beamte, die feinerzeit polizei und diese konnte die Schiebung noch rechtzeitig verhindern. fluß des W. stehend, gehandelt habe. Das Urteil lautete gegen verschwanden, als die alten Rebiere eingingen, ohne daß von zu- Das beschlagnahmte Mehl ist der Stadt Schöneberg zur Verfügung Gesch auf 4 Jahre, gegen Wloba wet auf 6 Jahre Zucht= gestellt worden. In die Schiebung scheinen Bahnbeamte verwickelt haus. ständiger Stelle für gleichwertigen Ersatz gesorgt wurde. zu sein. Auch das Verhalten eines leitenden Beamten Durch die Angliederung einer kleinen Zahl von uniformierten Beamten an jedes Einheitsrevier wird erreicht, daß der Bürger bei dieser Dienststelle auch zur Nachtzeit Hilfe und Schutz

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Die Einheispolizei.

Das Licht der Heimat.

Bon August Hinrichs .

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Da leuchten Dierks Augen, mit einem Stuck reißt er den glühenden Bissen aus dem gierigen Sachen. Der stöhnt wie ein betrogenes, todwundes Zier und dunkelt sterbend zurück, indes der Klotz weißglühend auf dem kleinen, falten Amboß der Maschine zischt, genau unter dem vierkantigen Stoßkopf des Hammers. Wieder ein Griff am Schalter und den Fuß auf den Bügel gestellt da stößt er nieder, lautlos spielend -eine Schwalbe, die bilzschnell aufs Wasser schießt und, ehe - zwei fie es berührt, wie am Faden gezogen zurückschnellt dreimal. Ein leiser Druck mit dem Fuß, und jetzt faust er tiefer, ein dumpfes Schüttern, ein Funkenblik sprüht auf ein neuer, immer mehr, immer schneller; ununterbrochen sauft der Hammer herab mit kleinen, harten, unbarmherzigen Stößen. Und der glühende Klop reckt sich stöhnend, wendet sich, der lastenden Wucht zu entgehen, streckt sich vergeblich. Ein stummes, wahnsinniges Ringen, ohne Laut, nur bei jedem wütenden Stoß ein dumpfes Schüttern, wie ein furzer, berzweifelter Atemzug in stummer Not.

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Die Erwerbslosen ließen sich von feiner Seite aufputschen, obwohl es an Versuchen nicht fehle und die Mitglieder der Abordnung selbst nicht ohne Sorgen waren, daß die Menge ruhig blieb und ohne Störung auseinander gehen würde.

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der Gasanstalt, der dem Betriebsrat die Benubung des Gasanstalt- Ein Dominicus- Play. Der Schöneberger Magistrat beschloß, telephons zur Benachrichtigung der Polizei nicht gestattete, zur Ehrung des scheidenden Oberbürgermeisters Dominicus, den im ist auffällig. Bau begriffenen Spielplatz im Südgelände der Stadt Schöneberg

des Ingenieurs Sommer bewilligt Ihnen die Fabrik für Ihre Arbeit am Aufbau des elektrischen Hammers die einliegende Summe." Ein nagelneuer Hundertmarkschein lag dabei. Hundert Mart, welch eine Riesensumme für ihn! Er faßte die Mutter um die Schultern, schwenkte sie ausgelassen herum und wußte nicht, was er vor Freude anstellen sollte. Und dann standen sie beide, nach dem ersten Jubel, mit ge­falteten Händen ehrfürchtig vor dem kleinen Papier. Es war der erste blaue Schein, der ihm ins Haus flogwie ein leib­haftiges Wunder lag er vor ihnen auf dem Tisch.

Mutter," rief Dierk plöblich und wurde ganz blaß da­bei: wenn es nur ein Scherz wäre? Er ist doch echt?" Aber es war und blieb Wirklichkeit hundert Mart. An diesem Tage stiegen ihre Hoffnungen ins Unge messene.

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Am nächsten Abend suchte Dierk den Ingenieur auf, um sich zu bedanken. Er fand ihn in seiner Wohnung, ganz ber­graben in Zeichnungen.

| einmal die Gelegenheit so will, dann wagen Sie's! Nur nicht immer für andere schaffen. Selbst, selbst, selbst- Heri gott, wenn ich nur einmal den Mut dazu gehabt hätte!"

Dann mußte Diert ihm von seinen Verhältnissen er zählen. Als er seinen Heimatsort nannte, unterbrach ihn der Ingenieur: Ach, da war heute ein Bauer aus Ihrer Gegend hie, ein Großbauer

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Der Voßbauer?" fragte Diert.

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,, Richtig, so hieß er. Prachtvoller Kerl, geht mit voi wärts, mit der Zeit. Wollte eine elektrische Anlage haben für seinen Betrieb. Aber wird sich kaum lohnen für ihn. Ja, wenn man das ganze Dorf mit versorgen fönnte ode besser noch ein paar Städte," er sog heftig an seiner Zi­garre und fah starr geradeaus- Himmel, das wär was- einen Wasserfall braucht ich einen breiten Strom mit mächtigem Gefälle- irgendeine billige Kraft-! Und dann Millionen von Lampen, Tausende von Motoren in der fleinsten und einsamsten Kate steckte ich ein Licht an, dem Fast heftig wehrte er den Dank ab. Kleinfram hier, armieligsten Eandwerker drehte ich seine Näder- bis in die alles Kleinkram und nicht großzügig genug." Gr wies abgelegenste Ecke hinein" Er brach jäh ab und lachte: fefzend auf nisee Pläne: Wenn man einmal fo fönnte, wie Sehen Sie, so geht mir's immer, aber dann hapert's gleich. man wollte aber das elende Geld!" Dierk glaubte, daß er Wo die billige Kraft hernehmen? Die Weser liegt zu weit mit seiner Erfindung doch sicher große Summen verdienen ab- da gibt's auch Schwierigkeiten mit dem Staat. Frei­Ioden tät's Welch eine wütende, verbissene, unbarmherzige Kraft werde. Aber da fuhr der Ingenieur bitter lachend auflich, ein eiserner Wille brächt's vielleicht fertig - aber- dazu bin ich wieder zu feige." stedt in der unscheinbaren Maschine. Ja, sie lebt in allen Sch, mein Lieber? Reinen Pfennig! Ich bin genau so ein mich ihren Gliedern. armseliger Kerl wie Sie unsere Arbeitskraft ist eben ver- Diert hatte atemlos zugehört. Er dachte an die unend­Nichts ist tot, was uns umgibt, und wenn es noch so falt fauft an die Fabrik Ihre festen Arme und mein bißchen fiche Quälerei in seiner Jugend mit der schweren Arbeit und und reglos scheint. Das aber ist's, was den Fluch der Mensch- Grips dazu. Was die schaffen, gehört der Fabrik dafür be- dem mühseligen Göpelbetrieb- an das trübe Licht. Er sah fommen wir unseren Lohn aber bitter ist's doch." heit in Segen verwandelt: Die Poesie der Arbeit! feine Mutter im Morgengrauen an der schweren Korne Die Fabrik hatte sich einen Namen gemacht mit ihrer Dann haben Sie Sie selbst, überhaupt keinen Vor- stehen, sah sich selbst mit beiden Eltern die geliehene Staub­neuen Maschine. Der Besizer, ein fluger und weitblickender teil von Ihrer Erfindung gehabt?" mühle drehen. Und das wär möglich, all diese Arbeit zu Geschäftsmann, nußte die günstige Zeit aus und vergrößerte Die Ehre, mein Lieber, das ist alles. Aber es ist leisten, so leicht und spielend, wie am elektrischen Hammer?" feinen Betrieb um das Doppelte. Der Ingenieur steďte meine eigene Schuld. Pläne und Erfindungsgeist hab ich" Möglich wär's- wie gesagt; mures gehört ein immmer boll neuer Bläne; nachdem seine Maschine einmal mein Lebtag genug gehabt aber der Mut, der fehlt mir. Kerl dazu!" fertig stand und sich bewährte, fümmerte er sich nicht mehr Einfälle da sehen Sie, ganze Werke, Riefenanlagen möcht Da weiteten fich Dierks Augen. Das das möcht ich darum. Niesige Neubauten entstanden auf dem Fabrifge ich aus dem Boden stampfen; aber ich bin zu feige, mit so etwas schaffen, etwas Großes Gewaltiges! Allen lände; es hieß, man wolle fünftig auch den Bau von elektri - allem hier abzubrechen und zu sagen: das schaffe ich, ich ganz Menschen helfen!" schen Kraftanlagen mit aufnehmen. Der Ingenieur bergrub allein. Soll ich mein bißchen Vermögen dran wagen? Meine fich in seine Zeichenstube, und Diert bekam ihn selten mehr sichere Stellung hier aufgeben? Kann ich das vor meiner zu sehen. Familie verantworten? Sehen Sie, so ein feiger Serl bin ich!" Und alle diese Pläne?"

Da bekam er eines Tages bei der Lohnzahlung einen ver­schloffenen Briefumschlag mit ausgehändigt. Als er ihn zu Saus öffnete, fand er einen Bettel vor:" Auf Veranlassung

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Gehören der Fabrik!- Mensch, ich sage Ihnen, wer­den Sie selbständig! Sie sind ja noch jung gut, wenn's

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Er hatte es leise, mehr zu sich selbst gesagt: Der In­genieur sah ihn überrascht an und wunderte sich, wie edig und hart das junge Gesicht plöblich geworden war. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar: Ja, wenn man ein Kerl wäre!" ( Forti. folgt.)