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das allgemeine Stimmrecht deswegen nicht zu bekämpfen, denn Die Dahomeweiber waren als Gouvernementsarbeiterinnen Auditeur Berge( Beisthende). Die öffentliche Anklagebehörde die Wähler würden später ihre Fehler einsehen. Von den So- in erster Linie dem Ingenieur Drees unterstellt und von vertritt Legationsrath Rose, die Vertheidigung führt, wie bereits zialisten in London , Paris und Wien sind bereits Glückwunsch- letzterem dem Gärtner Walter zur Beschäftigung im erwähnt, Rechtsanwalt Müseler( Berlin ). Als Protokollführer Telegramme im Voltshause eingelaufen. Bisher sind die Senats Gouvernementspark überwiesen. Drees und Walter follen fungirt Gerichtssekretär Allmann. Den Zeitungs- Berichterstattern mandate zwischen den Klerikalen und Liberalen im selben Ver- nun beständig über die maßlose Faulheit" der Dahome wurde vom Präsidenten gestattet, auf den Schwurgerichtsbänken hältnisse vertheilt, wie vor den Wahlen. In Lüttich wurde der weiber geklagt haben. Diese wollten angeblich nicht arbeiten Platz zu nehmen. Präsident Freiherr Dr. v. Seydewitz eröffnet Sozialistenführer Demblon von der Menge im Triumphe durch und sollen stets sofort die Arbeit verlassen haben, sobald der gegen 10 Uhr Vormittags die Sigung. Angeklagter ist ein großer, die Straßen getragen. Von einer Droschte herunter hielt er eine Weiße den Rücken gekehrt habe. Alle über diese Weiber ver- fehr freundlich aussehender Herr, mit brünettem Teint. Sein Rede, erklärend, die sozialistischen Abgeordneten werden ins hängten Strafen sollen wirkungslos gewesen sein. Auftreten verräth fofort den Kavalier. Die Parlament einziehen, um der Reaktion den Kopf zu spalten. Das Herold Bureau versendet noch die folgende Depesche: iladi mi Brüssel, 16. Oktober. Offizieller Meldung zufolge wurden für den Senat 51 Klerikale und 24 Liberale gewählt. Eine Stichwahl ist nothwendig. Für die Kammer find 74 Kandidaten der Klerikalen, 3 Liberale und 18 Sozialisten gewählt worden. Sechszig Stichwahlen müssen vorgenommen werden; dieselben sollen sämtlich am Sonntag stattfinden.
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Angeklagter:
Kanzler Leist vor der kaiserlichen der Speisesaal des deutschen Beamten, hinein und hielten in der den Weibern die fi fttücher abgenommen, so daß fie
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Weiber auf Befehl des Angeklagten 5-10 Hiebe mit einer ge= drehten Flußpferdpeitsch e. Diese Prozedur muß als eine äußerst brutale und rohe bezeichnet wer den. Es steht dem Angeklagten sehr schlecht an, wenn er rief: Beug runter". Wenn man Männer entblößen läßt, um sie zu züchtigen, so ist dies zu tadeln. Geradezu brutal ist es aber, von Weibern zu verlangen, daß sie sich entblößen follen. Disziplinarstrafen sind allerdings in Ländern, wo die Kultur auf einer so niedrigen Stufe steht, wie in Kamerun , erforderlich, Prügelstrafe ist jedoch weifellos unstatthaft, fie wird an der ganzen westafrikanischen Küste nicht ange=
Da die männlichen Dahomes, soweit sie nicht Soldaten Berhandlung beginnt mit der Verlesung der sehr umfangwaren, für schwere, namentlich die Kai- Hinterfüllungsarbeiten reichen Anklageschrift Anklageschrift seitens des Legationsraths Rose. verwandt wurden und deshalb, außer einigen Knaben, die Sol- Gleich darauf unterbricht der Präsident den Legationsrath Rose datenweiber die einzigen Arbeiter des Gärtners bildeten, so war mit der Bemerkung: ob es nicht angezeigt sei, bei die Faulheit der Weiber für letzteren um so empfindsamer. Am der nun folgenden Werlesung im Intereffe 15. Dezember 1893 wurde wiederum bei dem stellvertretenden der öffentlichen Sittlichkeit die DeffentlichGouverneur Leist über die Trägheit der Dahomeweiber Rlage teit auszuschließen. Legationsrath Rose: Die eingeführt. zelnen Vorgänge sind in der Deffentlichkeit vollständig bekannt. Letterer beschloß infolge dessen, die Weiber einmal selbst bei Es hatte in der Bevölkerung eine große Erregung Plaz geder Arbeit zu kontrolliren. Eine Stunde nach Beginn der griffen, so daß ich der Meinung bin, das, was hier vorgetragen Arbeitszeit fand er dieselben noch in ihren Hütten. Leift trieb wird, ist bereits in der Oeffentlichkeit bekannt. Die Vorgänge die Weiber nunmehr zur Arbeit an, als er jedoch eine halbe find auch in der Presse sehr aufgebauscht worden, das AusCrispi drahtete( soll deutsch " sein für: telegraphirte) heute Stunde später wieder zum Arbeitsplatz fam, waren sämmtliche wärtige Amt hat daher keine Veranlassung, einen Antrag auf aus Neapel an Ricordi , Verdis Verleger und Freund, der den Weiber in ihre Hütten zurückgekehrt. Leist verfügte nun die Ausschluß der Deffentlichkeit zu stellen. Vertheidiger: Jch Meister hierher begleitet hat:„ Stolz darauf, daß der italienische öffentliche Auspeitschung der Dahomeweiber habe nichts gegen die Zulassung der Deffentlichkeit, zumal dies Name durch die große und sympathische Hauptstadt hochgeehrt mittels einer Flußpferde- Peitsche. Nach dem die nur im Interesse meines Klienten sein kann. Allein bei dem wurde, sehe ich darin die Vorbedeutung einer brüderlichen Dahome- Soldaten, die zum Theil die Männer zweiten Theile der Anklage, wird es doch erforderlich werden, Zuneigung zwischen den beiden Nachbarvölkern der zur Auspeitschung verurtheilten Weiber den Ausschluß der Deffentlichkeit zu beschließen. und fegne die Kunst, die mir dazu Gelegenheit geboten hat. waren, auf Befehl Seist's einen Kordon gebildet Leist: Ich habe nichts gegen die Zulassung der Deffentlichkeit, Ruhm sei Verdi, der durch seinen Zonzauber den Weg hatten, befahl Leist, etwa 50 Dahomeweiber, auf ich wünsche blos bei einem Theile der Verhandlung, den Auszu einem Gleichtlang der Herzen über die diesen durch Dahome Soldaten abgesperrten schluß der Deffentlichkeit, damit nicht gewiffe Persönlichkeiten in Alpen erschlossen hat!" Play zu führen, ihnen die Hüfttücher abzu- der Presse blosgestellt werden. Nach kurzer Berathung des Diesen fentimentalen Gallimathias verübt derselbe nehmen und alsdann 5-10 Hiebe mit der Fluß Gerichtshofes verkündet der Präsident: Nach der Erklärung des Mann, der in frivolster Weise die Franzosen provozirt und pferdepeitsche zu verabfolgen. Dieses Vor Herrn Vertreters des Auswärtigen Amts hat der Gerichtshof die berüchtigte Bismarck 'sche Kaltwasserstrahl- Politik" noch tommniß veranlaßte unter den Dahomern große vorläufig feine Veranlassung, die Oeffentlichkeit auszuschließen, überbismarckt hat. Nächstens wird Herr Crispi wohl an Erregung. Sie hielten sofort eine Versammlung ab, auf der Gerichtshof behält sich allerdings einen solchen Beschluß vor. welcher beschlossen wurde: sogleich eine Deputation an Leift be- Legationsrath Rose trägt nun weiter die Anklage vor, bie seinen ehemaligen Freund De Felice, den er aufhufs Einführung besserer Zustände zu entfenden. Angeblich soll sich im Großen und Ganzen mit den bereits mitgetheilten That18 Jahren in den Kerker geschickt hat, einen zärtlichen Brief die Deputation den stellvertretenden Gouverneur nicht zu Hause fachen deckt. Aus dem Vortrage des Legationsrath Rose geht schreiben, in dem er ihn seiner tiefsten Verehrung und getroffen haben. Die Erregung wurde dadurch noch noch hervor: Es wurden am 15. Dezember 1898 auf Befehl des Sympathie versichert. größer. Eine Anzahl Dahome Soldaten, unter An Angeklagten 20 Weiber mit einer gedrehten Flußführung des Dahome Häuptlings Mamadu stürmte mit pferdpeitsche öffentlich ausgepeitscht. Die Weiber geladenen Gewehren auf das deutsche Gouvernementsgebäude zu. wurden über eine 3ementtiste gelegt, feft gehalten Die Dahomer drangen in die sogenannte Beamtenmesse, d. i. und nachdem der Angeklagte gerufen: Beug runter", wurden Erregung den daselbst gerade anwesenden Assessor Riebow, der vollständig entblößt waren. Alsdann erhielten die ebenfalls Mitglied des deutschen Gouvernements war, für Leist. Gin wohlgezielter Schuß und Riebow war eine Leiche. Dies Der Aufstand zu Kamerun gelangt heute vor der kaiserlichen gab den Weißen Veranlassung, sich ebenfalls schleunigst zu beDisziplinarkammer in Potsdam zur Erörterung. Vor diesem waffnen. Ehe man es sich verfah, tobte in Kamerun zwischen ad hoc gebildeten Gerichtshof erscheint heute der Kanzler Leist. den Dahomern und den Weißen, denen die Duallas und auch Bekanntlich wird diesem zum Vorwurfe gemacht: er habe den viele Dahomer zur Seite standen, ein heftiger Kampf, der Todte am 15. Dezember 1893 zu Kamerun ausgebrochenen Aufstand und verwundete auf beiden Seiten zur Folge hatte. verschuldet. Leist, ein Mann von 35 Jahren, wurde im Jahre Die Dahomeweiber nahmen nicht nur aftiv am Kampfe 1887 Gerichtsassessor und trat am 1. Januar 1889 ins Aus- Theil, schleppten auch Gewehre und Munition herbei und feuerten wärtige Amt ein. Von diesem wurde er am 1. September 1890 die Männer zum Kampfe au. Die Weißen zogen sich auf ihre als Kanzler, d. h. als erster Gerichtsbeamter nach Kamerun Schiffe zurück und führten von dort aus ihre Vertheidigung. entsandt. Der Kampf währte bis zum 23. Dezember und endete mit der Leift verwaltete dieses Amt bis Ende März 1892. Im vollständigen Niederlage der Dahomes. Bei heftigem Gewehr- wandt. Bisher ist sie im ganzen zwei Mal, einmal im Serbſt 1891 wurde er etatsmäßiger Beamter des deutschen feuer auf beiden Seiten wurden die Dahomes schließlich sprung: Jahre 1888 von dem Grafen Pfeil ausgeführt worden. Gouvernements zu Kamerun . Ende Februar 1893 begab sich weise über Tokotodorf hinaus in den Busch getrieben. Drei Jedenfalls lag eine Ursache zur Verhängung Leist, der bis dahin auf Urlaub war, wiederum auf seinen Geschüße und viel Munition wurde zurückerobert. Eine Ver- einer solch schweren Strafe nicht vor. Die An Posten nach Kamerun , den er bis Ende März 1894 verfah. Im folgung in den Busch verbot sich bei der geringen Stärke des flagebehörde behauptet, daß die Auspeitschung der Weiber am Juli 1898 begab sich der Gouverneur v. Zimmerer auf Urlaub. Landungskorps. 15. Dezember 1898 die unmittelbare Ursache des Aufstandes ist. Aus diesem Anlaß wurde Leist von dieser Zeit ab bis zum Es würden deshalb täglich Patrouillen entsandt, die aus den Der ganze Zorn des Dahomes richtete sich gegen den An24. Februar 1894 mit der Stellvertretung des Gouverneurs be- treu gebliebenen Polizeisoldaten gebildet wurden. Diese haben geklagten. Die Duallas waren bemüht, die Dahomes zu be traut. In dieser seiner Eigenschaft soll er sich arger Ueber- eine Anzahl Dahomesoldaten und deren Weiber gefangen ge- ruhigen. Diese antworteten ihnen aber: Die Ausschreitungen seiner Amtsbefugnisse schuldig gemacht haben. nommen und viele geraubte Gegenstände zurückgebracht. Leist peitschung unserer Weiber tönnen wir uns Diese sollen nun den erwähnten Aufstand herbeigeführt ließ die gefangenen Männer sämmtlich hängen, nicht gefallen lassen, wir müssen zunächst den Leiſt haben, Leist behauptet in einem an den deutschen Reichskanzler die Weiber dagegen, von denen viele Säuglinge hatten, be tödten, dann werden wir Frieden schließen." Ich gebe ja zu, Grafen von Caprivi, dato Kamerun , den 1. Januar 1894, gnadigte er. Die Weiber wurden nach den im Innern ge- daß Zündstoff bereits unter den Dahomesoldaten, weil sie feine erstatteten Bericht: Es sei schon längst eine große Gagrung unter legenen Stationen deportirt. Auf den Kopf des Rebellen- Röhnung bekamen, vorhanden war. den Dabome- Soldaten gewesen. Diese Dahomes waren bekannt- anführers Mamadu wurde eine Belohnung von 100 M., auf den anderem das Gerücht verbreitet, der deutsche Kaifer lich früher Sklaven des Häuptlings Behanzin von Dahome und Kopf der übrigen Rebellen eine solche von 50 W. gefeßt. Die Ein- habe die Löhnung geschickt und Leist halte die Gelder vor, die wurden im Jahre 1891 durch Baron von Gravenreuth frei- lieferung eines Dahomeweibes wurde mit 20 M. belohnt. Von unmittelbare Ursache des Aufstandes war aber zweifellos die getauft. der feindlichen Partei sollen etwa 5 bis 6000 Gewehrpatronen Auspeitschung. Jedenfalls war der Angeklagte Da aber dieser Loskauf sehr viel Geld fostete, so wurden die und 2000 Schnellladegeschosse verfeuert worden sein. Der durch nicht befugt, eine solche Maßregel anzuordnen. Dahomes in Kamerun als Polizeisoldaten verwendet, erhielten den Aufstand verursachte Schaden an staatlichem Eigenthum be- Dem Angeklagten wird ferner zum Vorwurf gemacht, daß er sich aber keinerlei Löhnung, sondern lediglich Verpflegung. Die ein- siffert sich, nach oberflächlicher Berechnung Leist's und des sogenannte Pfandweiber, das sind Weiber, die die Männer, geborenen freien Neger, die Duallas erhielten dagegen, außer Ingenieurs Drees auf etwa 20 000 M. Am meisten hatten das behufs Leistung einer Sicherheit verpfänden, welche im Geder Verpflegung einen Sold, der während ihrer Refrutenzeit Gouverneurhaus und das Hospital gelitten. Ausgeraubt wurden fängniß des Gouverneurbaufes untergebracht, 20 M., später 30 M. pro Monat betrug. hauptsächlich das Gouverneurhaus, die erste Beamtenmesse, die und des Nachts sich zur Ausführung eines Nationaltanzes und zur Doktorwohnung und das Hospital. Ausübung unzüchtiger Handlungen habe holen Die Plünderung soll sich jedoch weniger auf staatliches, als lassen. Es wird ihm ferner zum Vorwurf gemacht, daß er auf privates Eigenthum, namentlich auf Kleidung, Essen sogar einen Marine- Offizier über Nacht bei sich behielt, und Getränke, erstreckt haben. Diese und andere Vorkommnisse, um diesen Gelegenheit zu geben, mit Pfand= ganz besonders, daß Leist in seiner Eigenschaft als stellvertreten weibern unzüchtige Handlungen vorzunehmen. der Gouverneur eine Festlichkeit veranstaltete und aus diesem Derartige Vorkommnisse verdienen um so strengere Berurtheilung, Anlaß eine Anzahl Dahome - Weiber gezwungen haben soll, in wenn man erwägt, daß dieselben ausgeführt worden sind, von entblößtem Zustande den Nationaltanz bei ihm dem ersten Beamten in Kamerun und wenn man weiter in aufzuführen und diese Weiber alsdann in ge- Betracht zieht, daß sich in Kamerun zwei deutsche Missionswaltsamer Weise behuss Fröhnung seiner Ge- gesellschaften befinden. Die Handlungen des Angeklagten dürften [ üste mißbraucht haben soll, veranlaßten den wenig dazu beigetragen haben, die Thätigkeit der Missions. früheren Gouvernements- Sefretär Dr. Ballentin, alle diese wie gesellschaften zu fördern. Eines Nachts hat Dr. Ballentin ein heit des Direktors, die in den Anfängen des Deutschen Theaters noch andere von dem Assessor Wehlan angeblich begangenen furchtbares Geschrei aus dem Gefängniß, wo die Pfandweiber so rührend hervortrat, daß Hochgefühl des Herrn Brahm im Dinge in einem Tagebuch aufzuzeichnen. Schriftsteller Dr. untergebracht waren, gehört. Dr. Vallentin hat nach der UrPreise etwas sinken; Billethändler flohen schaudernd die Giesebrecht veröffentlichte später dieses Tagebuch. Dadurch fache des Geschreis geforscht und nun gesehen, wie der Diener Schumannstraße, und so fand sich auch für mich ein Pläßchen erhielt die Deffentlichkeit von den inneren Vorgängen in Leist's drei Pfandweiber gewaltsam wegschleppte. im Hause vor
Dieser Umstand erregte den Neid der Dahome- Soldaten, der, wie Leist in dem erwähnten Bericht an den Reichskanzler bemerkte, durch den Umstand noch erhöht wurde, daß die Duallas, an gesichts ihrer hohen Löhnung, zwar häufiger mit Geldstrafen, aber weniger mit Prügelstrafen belegt wurden und auch, daß Mitte des Jahres 1893 die Verpflegungsration der Polizei soldaten allgemein herabgesetzt wurde. Auch Personen, wie der in Deutschland erzogene Alfred Bell, sollen die Unzufriedenheit der Dahomes künstlich geschürt und aus derselben Kapital geschlagen haben.
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war unter
notabene gegen Raffenpreis und Vor- Kamerun Kenntniß und gab dem Abgeordneten Bebel Ver- Die Anflage nimmt an, daß Leist sich die Weiber taufsgebühr. Ich sollte aus den vorderen Reihen anlassung, im Reichstage die Regierung zu interpelliren. Namens zur gewaltsamen Ausübung unzüchtiger Handdes Saales in des Waldes tiefste Gründe wandern, der letteren antwortete der Staatssekretär Freiherr v. Marschall , I ungen hat bringen lassen. Der schwerste Vornach einer Art von Stallupönen hin, und erhielt auf daß die Regierung eine eingehende Untersuchung veranlassen wurf, der den Angeklagten trifft, ist, daß er das Ansehen Reklamation den Bescheid, daß kein Anlaß sei, mich vor werde. Das Auswärtige Amt entsandte den Legationsrath Rose des Deutschen Reiches durch seine Handlungen anderen Theaterbesuchern", vor Müller und Levy zu bevor- nach Kamerun mit dem Auftrage: eine genaue Untersuchung an- geschädigt hat. zugen. Es liegt Methode in der Sache und Herr Brahm ver- zustellen. Dieser, der in der gegenwärtigen Verhandlung als Die Handlungsweise hat an der ganzen westafrikanischen steht es, wie wenige, gründliche Arbeit zu thun. Staatsanwalt fungirt, foll, ficherem Vernehmen nach, gegen Leift Küfte die größte Erbitterung hervorgerufen. Der Angeklagte wird So Otto Brahm der Weltere über den bisherigen Verlauf des auch noch den Vorwurf erheben: er habe den Wetbern also beschuldigt, seine Amtsbefugnisse weit überschritten, ſein Falles Brahm; wie dieser Fall sich eventuell weiter entwickeln be fohlen, vor der Auspeitschung die Hüfttücher Amt mißbraucht, dadurch den Aufstand herbei. wird, das schildert Otto Brahm der Weltere beredt und glänzend so: zu entfernen, um seiner sinnlichen Begierde geführt und durch unsittliche Handlungen das Daß Herr Brahm sodann noch in einer öffentlichen Erklärung fröhnen zu können. Ansehen des Deutschen Reiches geschädigt zu fich stellt, als wenn gar nichts geschehen, vollendet erst das Leift bestreitet dies und behauptet, er habe diesen Befehl im haben. Die Stellung des Strafantrages behalte ich mir vor. Bild Des Mannes. Nun muß man aber sehen, Interesse der Weiber gegeben, damit diese, im Falle sie etwa, Angeklagter Leist: Ich bestreite zunächst, meine Amtswie zu dieſem offenbaren Versuche, die Kritik zu was bei den Dahomeweibern nicht selten vorkomme, mit Ge- befugnisse überschritten zu haben. Prügelstrafe ift in Westafrika forrumpiren, ihr den Mund zu verbieten, ihr den Brot schwüren behaftet seien, von der Auspeitschung ausgeschlossen feine seltene Maßregel, zumal dieselbe oftmals das einzige Mittel forb höher zu hängen, ein Theil der Presse sich stellt. Von werden. Thatsächlich soll sich auch unter den zur Auspeitschung bildet, um die Schwarzen zum Gehorsam zu zwingen. Auch in Einstehen für eine gemeinsame Sache, für so ein Ding, das gehörenden Weibern ein solches befunden haben, das deshalb Ostafrika hat Herr v. Soden sich nicht anders helfen können, als man die Ehre des Kritikers nennen tönnte, ist nicht die Rede: auch sofort von der Auspeitschungsmaßregel befreit wurde. Die Prügelstrafe anzuwenden. Man kann doch in dieser Bedas erst macht einen Versuch gemeingefährlich, der an sich nur Endlich bestreitet Leist, seine Amtsbefugnisse überschritten ziehung verschiedener Ansicht sein. Es giebt doch auch in Deutschdie anmaßende Thorheit eines Theaterdirektors wäre. Roch und ebenso, die Dahomeweiber zur Befriedigung seiner Gelüfte land Strafrichter, die die Anwendung von Prügelstrafe für notheinmal, hier ist die Korruption, hier der Ring: heran denn, mißbraucht zu haben. Er hat sich heute gleichwohl unter wendig halten. Jedenfalls weise ich es mit Entschieden. ihr Sittenrichter von rechts und lints, Kreuz Beitung" und der Anschuldigung, seine Amtsbefugnisse überschritten und sich beit zurück, daß ich roh und brutal gehandelt ,, Reichsbote" und" Boltsblatt"! sowohl amtlich als auch außeramtlich unwürdig betragen, babe. Ich hatte alle Strafen bereits angewendet, die AusEs wäre unbillig, wenn der Vorwärts" als Erbe des mithin der Achtung, die sein Beruf erfordert, sich nicht würdig peitschung war daher das einzige Mittel, das ich noch anVoltsblattes" sich diesen erschütternden Appell versagen wollte; gezeigt zu haben, vor eingangs bezeichnetem Gerichtshofe zu verwenden konnte, um die Weiber zum Arbeiten an= inwieweit er sonst die Ansicht des Kritikers Brahm von der antworten. zuhalten. Ich bin dabei aber auch ganz human zu Solidarität der sozialdemokratischen Presse gegenüber der von Leist heißt mit Vornamen Karl Theodor Heinrich und ist Werke gegangen. Ich habe alte, frante und schwache Weiber dem Direktor Brahm einem ihrer Organe zugefügten Un- evangelischer Ronfession. Die Verhandlungen finden hier im und solche, die einen Säugling an der Brust nährten, von der verschämtheit theilt, das zu entscheiden ist seine, nicht meine Landgerichts- Gebäude statt und sind sicherem Vernehmen nach, Auspeitschung ausgeschloffen. Daß die Auszupeitschenden sich Sache. Bemerken will ich nur noch, daß meine Be- soweit nicht Dinge zur Sprache fommen, die die Sittlichkeit ge- entblößen müssen, ist in Westafrita allgemein üblich und geschieht wunderung für die wunderschönen Theorien des Kritikers fährden könnten, öffentlich. sogar im Interesse der Auszupeitschenden. Das auch kann verBrahm fich feineswegs auf die praktischen Auswege Den Vorsitz in diesem Gerichtshofe führt der Präsident des hindert werden, daß auf frante oder wunde Körpertheile gepeitscht erstreckt, die er zu finden wußte, wenn er von Theatern aus- Potsdamer Landgerichts, Freiherr Dr. v. Seydewiß; der zum werde. Ich bestreite, daß die Auspeitschung der Weiber die ungesperrt wurde: er schrieb dann frischweg Kritiken über Stücke Richterfollegium gehörende Geb. Legationsrath Dr. v. Dierksen mittelbare Ursache des Aufstandes war. Der Herr Ankläger hat und Schauspieler, die er nie gesehen hatte. Die Leser der„ Neuen wird als Referent fungiren. Die Vertheidigung des Angeklagten, felbft zugegeben, daß ein großer Zündstoff unter den DahomeZeit" werden nichts über Fulda's neues Lustspiel erfahren, und Kanzlers Leift , führt Rechtsanwalt Müseler- Berlin . foldaten bereits vorhanden war. Es war das Gerücht verbreitet: ich will nur hoffen, daß sie sich in dies schreckliche Malheur mit Die Verhandlungen finden im Schwurgerichtssaale statt. Se. Majestät habe Gelder zur Löhnung gefandt und diese halte leiblichem Humor finden werden. Den Gerichtshof bilden: Landgerichts- Präsident Freiherr Dr. ich den Dahomes vor. Wäre den Dahomesoldaten Löhnung v. Seydewiß( Präsident), Geb. Legationsrath Dr. v. Dierksen, gegeben worden und hätten wir außerdem eine genügende SchuhLandgerichts- Direktor Albrecht, Landgerichts- Rath Roedenbeck und truppe gehabt, dann wäre der Aufstand jedenfalls nicht ausgebrochen.
F. Mehring.
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2002 820