Nr.497 37.Jahrgang Ausgabe Nr. 111
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Sozialdemotral Berlin".
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Vorwärts
Berliner Volksblatt
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Donnerstag, den 7. Oftober 1920
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Die Aussperrung im Zeitungsgewerbe.
cine
Die Lohnbewegung der Angestellten des Berliner Zei-| Organisationen selbständig geführten Verhandlungen vor dem tungsgewerbes hat sich durch die Hartnädigkeit der Unterneh- Schlichtungsausschus endeten mit einem Schiedsspruch, der mer zu einem schweren Konflikt ausgestaltet. Die bürgerlichen Zeitungsverleger haben die Weigerung des technischen Berfonals, Etreifbrecherarbeit zu leisten, mit der Aussperrung des gesamten Personals benntwortet. Die zunächst verhältnismäßig geringfügigen Differenzen sind durch die Aussperrung zu einem gewaltigen Machtkampf geworden, an dem ein großer Teil der Mitglieder der Verbände der Buch drucker, der Buchbinder und Buchdrudereihilfs. arbeiter beteiligt ist.
Lohner. sofortige fünfzehnprozentige höhung vorjah.
Auch der Schlichtungsausschus fonnte sich also der Notlage der Angestellten nicht verschließen. Anders jedoch die Vereinigung der großstädtischen Zeitungsverleger. Sie lehnte die Anerkennung des Schiedsspruches ab und be. schwor dadurch einen Konflikt herauf, dessen Folgen vorläufig noch nicht abzusehen sind.
Dringend nötig erscheint es uns, dan die maßgebenden Stellen sofort vermittelnd in den Konflikt eingreifen, um die Differenzen auszugleichen und zu einem befriedigenden Abschluß zu bringen.
Eine Kundgebung des Betriebsräte
Pongresses.
Waren denn die Forderungen des kaufmännischen Berfonals für die bürgerlichen Zeitungsunternehmungen wirklich so unannéhmbar, daß es zu diesem großen Kampfe fommen mußte, der vielleicht noch weitergehende Wellen werfen wird? Wir fagen nein! Die Forderungen, die die kaufmännischen Angestellten in den bürgerlichen Betrieben gestellt haben, sind in den viel weniger fapitalfräftigen Unternehmungen des Auf dem Betriebsrätefongreß gab heute vormittag der Vorwärts" und der Freiheit" schon seit Monaten mehr als erfüllt. Die Differenz zwischen dem durchschnittlichen Beitungsgewerbe. Die Mitteilung rief große Erregung und mehr als erfüllt. Die Differenz zwischen dem durchschnittlichen Vorfizende Graßmann Kenntnis von der Aussperrung im Einkommen des faufmännischen Personals in den Betrieben Entrüstung hervor. Einstimmig wurde folgende Entschließung der Berliner Zeitungsmagnaten und denen der Arbeiterpreffe angenommen: beträgt etwa 250 M. Die Forderungen, die das laufAm Mittwoch abend haben die Unternehmer den Buchdruckern männische Personal bei seiner Lohnbewegung stellte, gingen das Anfinnen gestellt, ihre Solidaritätserklärung für die ftreifen noch nicht einmal bis an diese Grenze heran. den Angestellten zurüdzunehmen. Dieses Anfinnen ist rundweg Und bei dieser Sachlage glaubten die Unternehmer sogar abgelehnt worden. Daraufhin find die Belegschaften entlaffen worden und damit ist ein Kampf entbrannt, der große wirtschaft die Zeit für gekommen, statt Lohnerhöhungen einen Lohnliche und politische Folgen haben tann. Die Arbeiterschaft ganz abbau vornehmen zu können! Deutschlands muß den Arbeitern der Zeitungsbetriebe ihre Soli Eine mehr als zweifelhafte Rolle haben der Gewerk- barität beweisen. Die Lebenshaltung der Arbeiterschaft darf nicht schaftsbund der Angestellten und der Gewerk. weiter herabgedrückt werden. Sowohl die Gewerkschaften als auch die Betriebsräte dürfen feinen Zweifel darüber laffen, daß die fchaftsbund der taufnännischen Ange- Sache im Zeitungsgewerbe die Sache der Arbeiterschaft gans ftelltenberbände gespielt. Sie benutten, wie bereits Deutschlands ift." früher bei ähnlichen Gelegenheiten, den günstigen Augenblick, um den Unternehmern willfährig beizuspringen und mit ihnen Vergleiche abzuschließen, die die Forderungen der Angestellten illusorisch machen. Bei solchem Verhalten war es für die der Afa angeschloffenen Organisationen eine Pflicht der Reinlichkeit, gemeinsame Verhandlungen mit diesen Verrätern der Angestellten abzulehnen. Die von den Afa
Das Stimmrecht der Oberschlesier gefährdet! Eine Vertragsverletzung von den Polen in Paris beantragt.
Paris , 7. Oftober.( WTB.) Wie Temps" mitteilt, ist eine Abordnung des polnischen Berteibi gungskomitees aus Oberschlesien in Paris ange
kommen. Diese Abordnung hat die Absicht, vom Völkerbud
die Entziehung des Stimmrechts für die außerhalb Oberschlesiens wohnenden OberSchlesier zu verlangen.
Der Versailler Friedensvertrag bestimmt, daß jede Berson, ohne Unterschied des Geschlechts, die am 1. Januar des Abstimmungsjahres das zwanzigste Lebensjahr vollendet, stimmberechtigt ist, wenn sie in der Zone. in der die Volksabstimmung stattfindet, geboren ist.
Der Umfang des Konflikts.
zirka 2400 männliche und weibliche Angestellte beteiligt. Von Am Streit der Angestellten im Zeitungsgewerbe find der Ansiperrung find etwa 5000-6000 Arbeiter betroffen, die sich in der Hauptsache auf die Verbände der Buchdrucker, Buchdruckereihilfsarbeiter und Buchbinder verteilen.
die englischen Kommissionsmitglieder in Oberschlesien sich zu deutschfreundlich gezeigt hätten, diesem Antrag auf Vertragsänderung stattgeben wird, ist sehr unwahrscheinlich. Wir wünschten nur, wir könnten dasselbe mit ebensolcher Bestimmtheit von der französischen Regierung behaupten.
Herr Stresemann, Nachfolger Bassermanns in der Führung der Nationalliberalen, batte cm 5. Oftober seine Getreuen in Hannover um sich versammelt. Es war eine große Sigung des Zentralvorstandes der Deutschen Volkspartei , 270 Berisuen waren anwesend. Und Stresemann sprach. Der noch junge, gewandte Parteiführer beherrscht seine Bartei anschei nend vollständig. Er ist nicht Träger starker Ueberzeugungen, aber Besitzer einer erheblichen politischen Intelligenz, die einzige hervorstechende Persönlichkeit. Politische Intelligenzen sind in der Partei von Bildung und Besiz" mehr Besitz als Bildung recht dinn gejät. Sie sind jetzt durch die Wahl von Wiemer und Mugdan in den Bentralvorstand in entsprechender Weise vermehrt worden.
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Herr Stresemann sißt nicht in der Regierung, weil sie die Belastung mit diesem Mann, der mit der Uhr in der Hard" gegen Engla kämpfte und den volksverderbenden Wahnsinn des Audeutschtums bis in alle Konsequenzen mitmachte, nicht ertrug. Aber Herr Stresemann, der nicht Minister ist, macht diese in die Regierung eingetreten ist, ein mächtiger Mann. Minister: er ist als Führer der Deutschen Bolzspartei, seit
Jeder Kaufmann lobt seine Ware und so lobt Herr Streje mann auch seine Minister. Ein Rabinett mit Stau mer, Scholz und Heinze wäre doch etwas ganz anderes als die Regierung Hermann Müller . Donnerwetter ja! Allerdings an der Zusammenfeßung der Regierung nach der persönlichen Seite fönne Stritit geübt werden, und die führenden Männer der Wirtschaft" würden allerdings dabei vermißt, doch sei seine Bartei schuldlos daran, denn„ anaesichts der unflaren und gefährlichen Lage des deutschen Wirtschaftslebens wollte die Industrie ihre führenden Männer nicht bergeben". Die Herren können leider das Vaterland nicht retten, sie sind unablömmlich, beschäftigt. Wie, zeigen die Dividenden der großen Industrieunternehmungen.
Herr Stresemann findet, daß die Sozialdemokratie eine Innerlich unwahre Partei" geworden sei; fie bertrete nach Stresemann und einer Bartei, die Deutschland im Wahlkampf außen bin Grundsäge, an die fie nicht mehr glaube. Der Borwurf der inneren Unwahrhaftigkeit berührt seltsam von Herrn bon den roten Retten" befreien wollte, um uns nachher die Teilnahme an der Regierung anzubieten. Dem nationalliberalen Führer mag gesagt sein, daß er mit seinem verdächti genden Vorwurf von sich auf andere schließt. Die Sozialdemofratie ist grundsäglich eine sozialistische, antikapitalistische Partei geblieben, und das hat fie am besten dadurch bewieſen, daß fie die Burfammenarbeit mit einer so ausgesprochenen Bartei des Kapitalismus, wie es eben die Partei Stresemanns Bartei des Kapitalismus, wie es eben die Partei Stresemanns ist, ablehnte.
Man muß noch mehr darüber staunen, daß Serr Stresemann das Wort von der inneren Unwahrhaftigkeit" in den Mund zu nehmen wagt, wenn man sich der eigenartigen Snter.
Kriegsschluß im Osten am Sonnabend. pretationskunftstide erinnert, die jest um den Beschluß
zeichnet wurde.
Kopenhagen , 7. Oftober Wie aus Warschau telegraphiert des Reichskabinetts vom 22. September über wird, werden nach den Bestimmungen des Waffenstill- die Sozialisierung der Bergwerfe spielen. Ein. standes die Feindseligkeiten zwischen Rußland und stimmig hat das Stabinett, dem drei Parteigenossen Strese manns angehören, beschlossen, den Reichswirtschaftsminister Bolen am Sonnaberio, den 9. Oktober, eingestell zu beauftragen, auf der nim vorliegenden Grundlage des BeMoskau bestätigt. richts der Sozialisierungsfommission umgehend den Entwurf London , 7. Oktober. ( WTB.) Ein Moskauer Funt- eines Gefeßes über die Sozialisierung der Bergwerke vorzuDer Schritt des polnischen Berteidigungskomitees" pruch bestätigt die Meldung, daß der russisch - polnische legen". Einen solchen Beschluß zu fassen und zu verfünden, läuft demnach auf eine fraise Berlegung des Frie- Waffenstillstand am Dienstag abend in Riga unterwäre ein frivoles Spiel mit dem Wolfe, wenn nicht hinter dem Beschluß und der öffentlichen Ankündigung die ehrliche Absicht densvertrages hinaus, der die deutsche Reichsstünde, eine entscheidende Tat folgen zu lassen. regierung die Pflicht hat, sich mit aller Energie zu Endlich auch finnisch- russischer Friede! Die Regierung stand, als fie jenen einstimmigen Beschluß wideriezen. Ropenhagen, 7. Ofteber.( WTB.) Aus Helsingfors wird faßte, unter feinem äußeren Zwang. Unbeeinflugt von Druc Nach dem Temps" jelber handelt es sich um 350 000 Ber- telegraphiert: In der Sizung der Friedenstonferena bom oder Drohung ist sie zu ihm gefoñmen, für die meisten übersenen, denen das Abstimmungsrecht entzogen werden Dienstag in Dorpat wurde der Friedensvertrag zwischen Finn- raschend, wie man nicht anders annehmen kann, auf Grund foll Bwar würden auch eine ganze Anzahl von polniich fand und Rugland definitiv angenommen. Das Abkommen wird ihrer eigenen freiwilligen Ueberzeugung. Nichtsdestoweniger gesinnten Abstimmungsberechtigten von einer derartigen in einer Woche unterzeichnet werden. Bertragsänderung betroffen werden, doch soll dieser Schlag vor allem die deutschen Siegesaussichten verringern. Wuffallend ist, daß in den letzten Tagen die regierungsfreundliche Bariier Breffe, u. a. das offigiöse Journal Gras, 7. Oftober.( WTB.) Einer Blättermeldung zufolge wird gegen ihn stimmten, und das Organ des deutschvolts. Ses bats" Artifel über Oberichlesien veröffentlicht hat, in die erhängung des Ausnahmezustandes über die parteilihan geordneten Rippler erflärt jebt den Beschluß den den Deutschen vorgeworfen wurde, fie versuchten das ganze lowafei vorbereitet. Entgegen dem offiziellen Beimd feine Anfündigung für eine rreführung der bistmungsergebnis durch allerlei Einschüchterungsmanöver richt melbet ein Blatt aus Freiburg , daß die Ausstands öffentlichen Steinung. Die Regierung last cher und dergleiden zu fälschen. Der General 2e end wurde bewegung bereits ben größten Teil der Slowakei ergriffen habe diesen ungehauerfichen Barouri, der sie trifft, denn sie hat darin aufgefordert, ben bisher eingefch'ogenen Rurs noch und fotot die landwirtschaftlichen wie die Industrie die Veröffentlichung, wie fie erfolgte, beranlaßt, stillschweigend energiider fortzusetzen. Sollten diese Ausführungen arbeiter umfasse. auf fich fiken. etwa den Boden für den Antrag des polnischen Verteidi- In Preßburg allein befänden fich 20 060 Arbeiter im Ausgunefomitea3" vorbereiten? stand.( Da die Brager Regierung bisher nichts über die Lage in Pießburg und der Slowakei gemeldet hat, ist dieser Grager Be richt mit Vor fit aufzunehmen.)
Daß die englische Regierung. die übrigens in dem erwähnten ufiat der Débats" scharf getadelt wurde, weil
haben zwei von den Porteigenoffen Stresemanns, die im Ministerrat für diesen einstimmigen Beschlus stimmten, auch auf der legten Tagung der volfsvarteiligen eitagsfraktion diefelbe schöne Einstimmigkeit herfielen geholfen, indent fie
Wo ist da die innere Untoahrhaftigkeit"? Bir fennen diese innere unwahrhaftigkeit aus der Seit, mo wir um die Demofratifier una impften. Auch da gab es VerSprechungen, Juhallungen, Ankündigungen, Beschlüsse