Nr. 243.
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Norwärts
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11. Jahrg.
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Donnerstag, den 18. Oktober 1894. Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
Arbeiter! Parteigenossen! Trinkt kein boykottirtes Bier!
Teist vor Gericht.
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dunkeln Erdtheil, daß der gastfreundliche Kanzler in Befolgung einer dort üblichen Sitte diese Pfandweiber" auch seinen Freunden zur gefälligen Benuzung zuführen läßt. Das alles sind aber nur die nothwendigen Begleiterscheinungen die in deutschen Kolonien obrigkeitlich eingeführt ist. Billigte der Gerichtshof die Hauptsache, so hätte er auch nicht nöthig gehabt, über diese Nebendinge sich aufzuregen. Und dann kein Wort wurde verloren über die sofortige Ermordung der wieder eingefangenen Dahomesoldaten, deren bewaffneter Widerstand gegen die mißhandelnde Obrigkeit doch mindestens eben so sehr unter mildernden Gesichtspunkten von Herrn Leist hätte betrachtet werden müssen, wie später der Vertreter des Herrn Leist von den Potsdamer Richtern.
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Nur über die die Beweise nicht aufgefunden wären. Auslegung, die er den einzelnen Handlungen gab, befand Jetzt hat sie wirklich gesprochen in Sachen Leift, die sich Herr Leist im Widerspruch mit der Anklage. Da hat Frau Juftitia, und ihr Urtheil über den Kameruner Frauen - er denn allerdings die freudige Genugthuung erhalten, daß peitscher flingt wie ein Echo jenes Urtheils über den Amts- in der Frage der Auslegung die Potsdamer Richter fich der Baschaftellung des Beamten und der Sklaverei, vorsteher v. Rotenhan, den Mädchenpeitscher vom Buchwald. auf seine Seite stellten. Milde und besänftigt entläßt die hehre Göttin der preußischen Was aber ist geschehen? Rechtspflege den Angeklagten mit einer leichten Züchtigung, Es ist gerichtlich festgestellt, daß der Kanzler als stelloie ihn nicht einmal in seiner Karriere zurück vertretender Gouverneur die Weiber der Dahomesoldaten bringt, sondern ihm nur eine vorübergehende Schmälerung wegen wiederholter Weigerung, zu arbeiten, öffentlich nach seines Einkommens auferlegt. Zwar steht der vorgesetzten vorheriger Entblößung mit einer Nilpferdpeitsche durch Behörde des Herrn Kanzlers Leist noch die Möglichkeit peitschen ließ, wobei die Gatten der mißhandelten Weiber einer Berufung von dem Urtheil der Disziplinarkammer die Ehrenwache abgeben mußten. Leist sagt, das ging nicht an den Disziplinarhof zu, und die Staatsanwaltschaft anders; die Potsdamer Richter sagen's auch. fönnte, wenn sie das Strafgesetzbuch richtig zu lesen ver- Ja, was berechtigt denn Herrn Leist, die Weiber zur stände, wohl Handhaben finden, um gegen den Kameruner Arbeit zu zwingen? Sie waren aus der Sklaverei des Frauenpeitscher Auflage zu erheben. Indeß, der bisherige Königs Behanzin losgekauft und mußten nach Auffassung Und deshalb, mag auch Herr Kanzler Leist mit einem Gang der preußischen Rechtspflege bietet wenig Gewähr der deutschen Kolonialbehörden ihr Lösegeld abarbeiten. blauen Auge davon gekommen sein in Potsdam , das dafür, daß noch irgend etwas dabei herauskommen wird, Die ganze Deduktion läßt klar erkennen, daß der deutsche Kolonial- Verwaltungssystem ist gerichtet in der falls überhaupt von den zuständigen Personen der weitere sogenannte Loskauf weiter nichts war als Sklaven ganzen Welt. Instanzenweg beschritten werden sollte. handel. Die Sklaven, Männer und Weiber, werden auf Beit gekauft. Um sie für eine Zeit als Stlaven benußen und behandeln zu können, wurde das Kaufgeld für
Toch wie auch die Gerichtsbehörden in diesem Falle fich wieder abfinden werden mit ihrer Aufgabe, den Miß
vor.
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Das bräuchen ber Amtsgewalt zu wehren, die öffentliche Meinung fie bezahlt. Wäre ca auf ihre Befreiung abgesehen, so ländliche Agitations- Programm ist in der Lage, ihr Urtheil zu fällen über den Kanzler Leist, hätte man ihnen doch ihren freien Willen gelassen, ob sie über seine Potsdamer Richter und über das deutsche Rolonial für die deutsche Regierung arbeiten wollten oder der französichen Genossen verwaltungs- System. nicht. Aber selbst für Männer, die diese ver: Das wenigstens haben die Gerichtsverhandlungen vom kappte Sklaverei für gerechtfertigt halten, lag fein ist durch einen Antrag der Genossen zu Frankfurt a. M. 16. Oftober genügt, daß kein Zweifel mehr bestehen kann zwingender Grund 311 ihrer Durchpeitschung für den bevorstehenden Parteitag zur Diskussion vorüber den Thatbestand der Kameruner Schmach. Zunächst Eine solche Nothwendigkeit bestreiten die meisten Kenner der geschlagen und zur Nachahmung für uns in Deutschland muß es in jedem, der die Angelegenheit von Anfang an, seit afrikanischen Neger; sie bestreitet auch der Vertreter des empfohlen worden. Damit nun die Debatte in Frankfie in Deutschland in die Deffentlichkeit gedrungen ist, mit Auswärtigen Amtes. Nur Leist und die Potsdamer Richter furt a. M. festen Boden bekommt, geben wir im NachAufmerksamkeit verfolgt hat, nicht gelinde Verwunderung denken anders. Schlimm genug ist es, daß in deutschen folgenden eine wortgetreue Uebersehung des„ Ländlichen erwecken, daß der Kanzler Leist trop der gerichtlichen Ent- Kolonien verkappte Sklaverei von den Behörden eingeführt Programms der französischen Arbeiterpartei", wie es uns hüllungen noch immer von einer Aufbauschung durch die wird, daß ein deutscher Beamter diese Sklaverei mit einer in der Agitationsausgabe von 1893( Lille , Impr. Duvrière, Presse" zu reden sich getraute und daß der Vertreter des selbst in Afrika ungewohnten Barbarei, unter Anwendung G. Delovy, rue de Fives, 28, 1893) vorliegt. zu beziehen Auswärtigen Amtes, der sonst scharf genug vorging, ihm in der Prügelstrafe gegen Weiber, durchführt; welch ein ist das Original von der Expedition des Socialiste", rue dieser Hinsicht beipflichtete. Gefühl muß es aber im Volksbewußtsein erwecken, wenn du Ruisseau, 73, Paris . Auf grund der Beschlüsse des
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Es ist ja doch Alles, aber auch Alles, erwiesen, ein deutscher Gerichtshof die Sklaverei und die Prügel- letzten Kongresses unserer französischen Genossen( zu Nantes , was gegen den Kanzler vorgebracht wurde, sonnenklar, strafe in aller Ruhe durch sein Urtheil feierlich sanktionirt? 18. September d. J.) wird zweifellos eine neue Ausgabe zum Theil von ihm selbst eingestanden. Und noch mehr, Angesichts dieser Sklavenwirthschaft und deren Billigung des Programms erscheinen, die jedoch bis jetzt noch nicht einen besonders efelerregenden, die Auspeitschung der Weiber durch deutsche Richter bilden die übrigen Vorkommnisse erschwerenden Umstand hat der Assessor Rose in Kamerun nur ornamentales Beiwerk. Es gehört zur Vervollständigung tag bestimmten Anträge zu besprechen oder besprechen zu lassen. *) Wir haben es grundsätzlich vermieden, die für den Parteiselbst an das Licht gefördert, die Entblößung der Weiber des Leist'schen Charakterbildes, daß er sich die seiner Obhut mit obigem Artikel glauben wir aber eine Ausnahme machen zu bei der Durchpeitschung. Was ist denn da nun aufgebauscht? anvertrauten Negerweiber nach Baschaweise zur Befriedigung tönnen, weil Material für die Beleuchtung der wichtigsten Frage, Es ist auch nicht ein Zug in der ganzen ekelhaften seiner Gelüfte in's Hans schleppen läßt. Es erleuchtet wie mit die dem Parteitag vorliegt, geboten wird, ohne das Urtheil und schmachvollen Geschichte vorgebracht worden, für den Bliteshelle die zivilisatorische Mission der Europäer im irgend zu beeinflussen.
Feuilleton.
Erinnerungen eines Kommunarden.
Aus dem Französischen von Jakob Audorf. Ich schrie mir fast die Lunge aus, durch fortwährendes Ein General war nicht zu sehen. Zuletzt entdeckten Rufen unserer Bataillonsnummer, um alle von ihren Vorwir einen, der unsern Bitten nachgebend, erlaubte, daß wir gesetzten verlassene Leute um uns zu sammeln. Auf dem triefend von Schweiß zwei Geschüße fortschleppten. Sie Wege von Nanterre , während einer der zahlreichen Halte wurden mehr getragen als gezogen, und als wir sie endlich mit dieser schrecklichen Nacht, befanden wir uns plötzlich an der vieler Mühe in Position gebracht hatten, überraschte uns die Seite einer Abtheilung Zuaven.
Red. d. V. A
Ich wäre in Verzweiflung gerathen, wenn ich ihn siegten" zu trösten. Ich war beschämt, so wieder vor hätte verlassen sollen. Doch wollte es mir nicht immer Sylvia hinzutreten. Ich hatte nicht einmal das 15 gelingen, die Spitze unserer Kolonnen aufzuhalten, welche Glück, verwundet zu werden," rief ich aus, als ich sie erbei jedem Schritt, den sie zögerten, sich den Weg von blickte. Gruppen total närrisch gewordener Flüchtlinge versperrt In Paris sah ich Plakate von Jules Ferry unter. fahen. zeichnet, welche erklärten, daß das Brot nicht in gewissen Portionen vertheilt würde, aber mir sagte das gerade das Gegentheil. Die Blätter berichteten, daß eine große Schlacht bei Buzenval und Montretout stattgefunden hätte. Der General Trochu erklärte: sein Kollege Ducrot hätte eine Verzögerung von zwei Stunden zu verantworten. Dieser, so viel ich weiß, hat sich nie darum bekümmert; überdieß Nacht. An den Verlauf der Stunden hatten wir gar nicht" Es lebe die Nationalgarde!" riefen sie, man sagte hätte er sich nicht wegen eines Verzuges von zwei, sondern gedacht. Wir blieben, das Gewehr bei Fuß, die Füße im Schlamm, uns, daß Ihr nicht marschiren wolltet, aber wir haben Euch mindestens sechs Stunden zu entschuldigen gehabt. Sein ruhig ohne die geringste Klage bis zehn Uhr Abends in dieser im Feuer gesehen. Jetzt werden wir uns schlagen. Hätten Freund Trochu behauptete, in seiner Stellung auf den Stellung. Zu dieser Zeit bemerkte ich, daß viele Bataillone wir eher gewußt, wie Ihr so tapfer seid, o, dann wären Höhen des Mont- Valerien sei er durch den Nebel verfortmarschirten. Endlich kam der Adjutant des Obersten die Sachen anders gekommen." hindert gewesen, die Schlacht klar zu übersehen. Jch, als uns anzukündigen, daß der Befehl gegeben sei, wieder in das was man nannte: unsere Stellung von gestern" zurück zukehren. Die Offiziere, welche feinen Tornister trugen, nur an sich denkend, verschwanden sofort.
In der Finsterniß einer schwarzen, regnerischen Nacht vermischten sich unsere Bataillone mit der Linie und der Artillerie. Es war ein nicht zu beschreibendes Durcheinander, und wenn die Deutschen gewollt hätten, sie hätten zugleich mit uns nach Paris hinein marschiren können.
Es waren vielleicht mehr denn hunderttausend Mann unbedeutender Theilnehmer dieser Tragi- Komödie, erzähle auf der Straße von Rueil nach Nanterre durcheinander nur, was ich gesehen, und maße mir nicht an, die geworfen unterwegs. Am Eingange des Dorfes Courbevoie Charade aufzulösen, welche durch die Aufführung ersterer machten wir Halt in einem einzelstehenden Hause, um den der Geschichte durch die Septemberbrut zu rathen aufgegeben Tag zu erwarten. Es war zwei Uhr Nachts und unsere wurde. Kräfte waren erschöpft.
Am anderen Morgen, als es tagte, führte ich mein Bataillon beinahe vollzählig nach der Halbinsel Gennevillier, wo die übrigen Offiziere uns in aller Gemüthsruhe erwarteten.
Man ließ uns nach Paris zurückmarschiren und wir hatten nur zu verhüten, daß sich die ,, moblots) nicht mit geliehenen Räppis in unsere Reihen schlichen.
Meine Leute verließ ich nicht, und doch hatte ich die größte Mühe von der Welt, sie einigermaßen zusammenzuhalten. Die gewandtesten und jüngeren Leute eilten voraus und gruppirten sich um einen Sergeanten, der eine Laterne trug. Aber die bejahrten Leute, unter ihnen befanden sich Männer von über fünfzig Jahren, konnten nicht so schnell Innerhalb des Stadtwalles trafen wir eine große folgen. Ein Patriot mit schneeweißem Haar entschloß sich, zahl Frauen, welche gekommen waren, um die als er nicht mehr weiter konnte, den Tod in einem Graben
zu erwarten.
*) Spizname für die Mobilgardisten.
An
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Wiederkehr der Flüchtlinge.
Paris hatte geträumt, Saragossa noch zu übertreffen; das Beispiel anderer heldenmüthiger Städte, von denen die Geschichte berichtet, ließ ihm keine Ruhe. Jedermann war hingebend, eifrig und aufopfernd. Die Frauen bildeten lange Reihen, ohne Murren, von zwei Uhr Morgens au mit dürftig bekleideten Füßen im falten Schnee, vor den Thüren der Bäcker und Schlächter. Mau aß nichts anderes mehr als Pferdefleisch, Reis und eine Art gelben und sandigen Kitt, der mit dem schönen Namen" Brot" verziert wurde, ein ungesundes und für geschwächte Magen un