Einzelbild herunterladen
 

Nr. 51437.Jahrgang

Nach Losowsth erhielt das Wort

Longuet:

3. Beilage des Vorwärts

Die Spaltung vollendet.

Gs gewährt mir eine große Freude, zum ersten Male nach dem unseligen Kriege die Grüße des franzöfifchen Prole tariats überbringen zu können.( Lebhafter Beifall.) Gerade der Krieg war der große Prüfstein der echten revolutionären Sozia­listen. Bei Ihnen in Deutschland reicht diese Reihe von Lieb­fnecht über Kautsky und Ledebour. Die Frage der Dritten Internationale bedroht heute auch unsere Einheit. Ich will nich der Krifit an den russischen Methoden für Ihr Land enthalten.( Sört, hört! links.) Aber wenn ich das sage, so füge ich hinzu, daß diese Methoden ungeeignet und

unanwendbar sind für die westeuropäischen Länder. ( Beifall rechts.) Wenn wir in aller Ruhe prüfen, was uns die russischen Genossen vorschlagen, Sann müssen wir sagen, daß ihre Bedingungen ein Ausfluß spezifisch russischer Phi­Iosophie sind, die den ande.en Ländern nicht eigen ist. ( Sehr richtig!) Was die russischen Genossen uns bringen, ist eine russische Internationale.

der

Sonntag, 17. Oktober 1920

Nach einer längeren Reihe persönlicher Bemerkungen wird führer der Linken, Roenen, zieht darauf den Antrag Remmele.

Bericht der Mandatsprüfungskommission

erstattet. Von 393 Mandaten werden 36 angezweifelt. 3 sind die aus Hannover , Hamburg und Württemberg . Die Mandatsprüfungskommission schlägt vor, die Hamburger Mandate im Verhältnis 7: 3 und die Württemberger 7: 2 auf Befürworter und Gegner zu verteilen, da dort keine Urwah­len stattgefunden hätten.

zurück unter der Feststellung, daß die Rechte sich drücke.( Stür­mische Protestrufe rechts, lebhafter Beifall links.) Darauf wird in die namentliche Abstimmung über die Resolutionen Ledebour und Stöder eingetreten.

Die Abstimmung besiegel: das Lodesurteil der einigen 11. S. P." mit dem erwarteten Sieg der Moskowiter.

Die Auschlußresolution Däumig- Stöcker wurde mit 237 gegen 156 Stimmen angenommen. 2 Stimmen waren ungültig.

Crispien gibt als bisheriger Vorsitzender der 1. S. P. D. und auf Beschluß des Zentralfomitees folgende Erklärung der Rechten

Im Anschluß hieran entspannen sich lebhaffe Ausein­an dersehungen. Für die Rechte gibt Rosenfeld eine Erklärung ab, daß sie angesichts des Fehlens einer gemeinsamen Grundlage des Wahlverfahrens auch dem Parteitage eine gemeinsame recht­liche Grundlage abspreche. Es kommt zu stürmischen Protest­As dem Redner in schimpfender Weise ab: Ein Teil dieses Parteitages hat die 21 von der Dritten rufen der Linken. Rechtsanwa It" zugerufen wird, antwortet ér: Dem Rechts- kommunistischen Internationale vorgeschriebenen Bedingungen anwalt Levi laufen Sie doch nach!( Stürmische Heiterkeit.) Die angenommen. Damit hat sich dieser Teil verpflichtet gemäß Rechte legt zum Schluß ,, vor aller Welt" feierliche Rechtsverwah-§ 16 und 17 der Aufnahmebedingungen in die auf Grund der rung gegen, die Mandatverteilung ein.( Beifall rechts, tofender Beschlüsse der Kommunistischen Internationale bereits konstituierte Lärm lints.) K.P.D. - Sektion der Dritten Internationale einzutreten. Wir wollen aber eine internationale Internationale.( Beb- Demgegenüber spricht Stoenen für die Linke der Erklärung Der Anschluß an eine andere Partei bedeutet aber nach hafter, sich wiederholender. Beifall rechts.) Wir brauchen keine Rosenfelds jede Wirksamkeit ab( Beifall links) und betont, daß das dem Beschluß des Parteitages der U. S. P. D. von 1919, wonach Internationale der Setten, sondern eine Internationale der Recht auf der linten Seite stände.( Lebhafter Beifall fein Parteigenoffe gleichzeitig einer anderen Partei angehören Klassen( Stürmischer Beifall rechts.) Darum sind die Be- links.) Redner beantragt sämtliche Wahlen für gültig darf Die Fortsetzung geht im stürmischen Tumult dingungen Rußlands vnannehmbar für Frankreich , Eng- zu erklären und wirft der Rechten vor, daß fie die gleichen unter. Als es dem Redner gelingt, wieder zu Wort zu kommen, I and und, wie ich glaube, auch für Deutschland. ( Sehr richtig ich mach vollen Mittel anwendet, die die Rechtssozialisten fährt er fort: Deshalb haben diese Mitglieder dem Interesse der rechts.) Wenn heute die Anhänger der Bedingungen die Mehrheit feinerzeit angewendet hätten.( Stürmische Protestrufe rechts und Unabhängigen Partei zuwidergehandelt und den organisatorischen haben, so sage ich: Es ist leicht für Euch, die Bedingungen anzu- Beifall links.) Redner ruft mit Betonung aus: Zusammenhang mit den Mitgliedern gelöst, die auf dem Boden nehmen, aber es wird unmöglich sein, sie durchzuführen. der Leipziger Beschlüsse in der 1. S. P. D. bleiben wollen. Die Wir sind die U. S. P. D.! ( Lebhafter Beifall rechts und vereinzelt links.) Unannetmbar ist

-

für uns Franzosen und wohl auch für alle europäischen Länder die( Stürmische Protestrufe rechts, tosender Beifall links.) Weiter von Rußland empfohlene Stellungnahme zu den Gewerkerklärt Redner: Alle Beschlüsse dieses Parteitages find rechtsver­schaften. In Orléans hat selbst die Minderheit erklärt, bindlich.( Stürmischer Protest rechts.) baß sie den Bunft über die Gemerfschaften nicht annehmen Gin Antrag Adolf Hoffmann auf Schluß der Debatte wird fönne.( Hört, hört! Lebhafter Beifall rechts.) Wenn beute Lo- angenommen. Als es zur Abstimmung gehen soll, scheiden sich fowity sagt, er hätte teine Beleidigungen gegen die Amsterdamer die Geister wieder in schärfter Weise. Die Rechte verlangt, daß Internationale ausgesprochen, dann muß ich ihm antworten, daß die angezweifelten Mandate nicht mitstimmen dürfen, der Vorwurf der Gelben" der scharfste Vorwurf ist, den man was die Linte nicht gelten lassen will. Die Linke muß sich aber dem klassenbewußten Arbeiter machen kann.( Lebhafter Beifall durch die Mandatsprüfungsfommission überzeugen lassen, daß sie rechts.). Und wenn die Russen sagen, sie wollen die Gewerkschaften unrecht hat. Als die von der Abstimmung ausgeschlossenen Ver nicht zerschlagen, warum haben sie denn eine eigene tommu treter die Absicht aussprechen, doch mitzustimmen, ruft Adolf nistische Gewertschaftsinternationale gegründet?( Sehr richtig! Hoffmann seinen Freunden zu:: rechts.) Wenn Ihr die Mehrheit in den Gewerkschaften habt, tönnt Ihr auch Legien beseitigen.

"

Dann braucht man nicht den ganzen Apparat zu zertrüm mern.( Tosender Beifall rechts.)

Redner wendet sich dann sehr scharf gegen das Agrarprogramm der Bolschewiti, das er für die westeuropäischen Länder als ver­altet und längst überholt bezeichnet. Gegen die Bauern können wir nun und nimmer eine Revolution machen, ohne dasselbe zu er­leben wie in Ungarn und in Bayern. ( Hört, hört!)

Redner wendet sich dann gegen die Annahme der Russen, daß die Weltrevolution nabe bevoritete. Daß fie noch nicht tommt, ist nicht Fehler oder Versagen einzelner Führer, sondern es fehlen die ökonomischen Bedingungen.( Sehr richtig! rechts.) Aber wenn Sie die Arbeiterschaft spalten, dann dauert die Stunde der Revolution noch viel länger.( Lebhafter Beifall rechts.) Ich sage: Alle Genossen, die nicht nur die Worte von Marg im Munde führen, sondern Gedanken im Kopf haben, müssen erkennen, daß es nicht möglich ist, überall die Revolution in der gleichen Weise durchzuführen wie in Rußland. ( Lebhafter Beifall rechis.) Dort konnte eine fleine Gefte

von ein paar hundert Leuten die Führung übernehmen, aber bei uns find solche Kleine Gruppen nicht das Proletariat.( Tosender Beifall rechts.) Wir haben gewiß den Willen, uns mit allen Genossen, auch den russischen, zusammenzu­schließen, aber zur Vereinigung gehören zwei. Und wenn die Frau Schwierigkeiten macht, dann muß die Heirat hinausgeschoben werden.( Heiterfeit.) Darum bitte ich die Genossen von Rußland , die Bedingungen derant abzu ändern, daß es dem westeuro­päischen Proletariat möglich ist, sie anzunehmen und durchzuführen. ( Stürmischer Beifall rechts.) Ich schließe ntit den Worten von Mary: Proletarier aller Länder vereinigt Euch! Und nicht: Proletarier aller Länder trennt Euch!( Brausende Hochrufe auf Longuet und stürmischer Beifall rechts folgten diesen Worten. Die Linke schtvieg.)

Martoff betont in einer persönlichen Bemerkung, daß es zuerst die Kommunisten waren, die gegen die Regierung der Menschewiti in schonungslosester Weise vorgingen. ( Hört, hört!)

Steran fließt sich eine Stontroverse zwischen Ledebour und Adolf Hoffmann , in der Hoffmann in persönlichster Weise Lede­bour als ein hysterisches Weib männlichen Ge schlechts" bezeichnet.

Als Frau Toni Sender einen Sab, der aus der Rede Longuets angezweifelt wurde, im genauen Wortlaut wiedergibt, ertönt von der Galerie der Ruf: Rans mit Longuet! Es ist ein seltsames Zeichen, wenn man dem Enkel bon Karl Marr aus einer Versammlung einen solchen Zuruf mache, ohne daß er gerügt wird.

last doch, es langt ja!

( Heiterfeit.) Gin tragikomisches Schauspiel enttidelt sich dann, als die Abstimmung vorgenommen wurde und man immer wieder zu feinem oder einem falschen Ergebnis tam. Erst bei Er­öffnung der Nachmittagsjibung wird das Resultat be­tanntgegeben: 180 gegen 124. Damit sind sämtliche Mandate für gültig erklärt.

Versammlung hat mit Annahme der Resolution Däumig- Stöder aufgehört, Barteitag der 1. S. B. D. zu sein. Hier seht ein ungeheurer Tumult ein. Alle Delegierten Die Linke heult und macht höhnische springen auf. Wort zu 3wischenrufe. Criſpien sucht immer wieder zu fommen und fordert schließlich die Mitglieder der U.. P. D. auf. den Saal zu verlassen und als einziger richtiger Parteitag der Un­abhängigen Partei sich in einen anderen Sizungssaal zu begeben. Mit einem Hoch auf die Unabhängige Partei verläßt die Rechte den Saal.

Die Linde antwortet unter stürmischem Tumult mit Hochrufen und mit dem Abfingen der Internationale. Nach Sprengung des Parteitages erklärt der Versammlungsleiter Braß und der ehe­malige zweite Borsigende der 1. S. P. D. Däumig, daß diese Erklärung des rechten Flügels feine Geltung habe, sondern daß die Mehrheit dieses Parte.tages

nach wie vor der Parteitag der Unabhängigen Partei Deutschlands

jei.

Dännig verliest darauf eine Erklärung Sinowiews, worin dieser zum Ausdruck bringt, daß das Exekutibkomitee von der nicht den Nebertritt zur R. P. D. fordere.

In der Nachmittagssigung fommt es zu einer lebhaften Ge­schäftsordnungsdebatte. Ms Theodor Liebknecht( rechts) feine Haltung verteidigen will, wird ihm auf Veranlassung der 1. S. 3. D. Linten das Wort entzogen. Vor der Schlußabstimmung über die beiden vorliegenden Re:( Rebbafter Beifall.) Das Trefusiblomitee ist überzeugt, daß durch folutionen beantragt Remmele Stuttgart( links) ge trennte Abstimmung, auch über die Leitsätze und die Bc das Weggehen der Opposition die U. S. P. D. eine ein. dingungen. Ebenso fordert er namentliche Abstim.heitliche Kommunistische Bruderpartei mit der K. P. D. und allen mung über die Resolutionen. Ledebour wendet sich dagegen. wahren revolutionären Parteien bilden wird.( Brausender Beifall.) Der 2. Borfibende Dittmann tritt den Ausführungen Ledebours Hierauf ergreift bei, was Lärm und Unruhe auf der Linken hervorruft. Der Wort­

DEUTSCHER

SCHUTZBUND

Du mußt frieren

wenn wir Oberschlesien verlieren

Mit Hilfe der

Grenz- Spende

VEREINIGTE

sind Ost und Westpreußen gerettet

Jekt

geht es um

Oberschlesien

Banten , Sparfaffen, Postämter ( Postfched Konto Berlin Nr. 73776)

nehmen Beiträge für die

Grenz Spende

entgegen

3

OBERSCHLESIER

VERDANDE HEIMATTREUER

Sinowiew

persönlich das Wort und gibt seiner Befriedigung Ausdruck, daß die Agenten des Bürgertums" dahin gegangen wären wohin sie gehören, nämlich zum Bürgertum, und begrüßt die neue kommunistische Bruderpartei, die er auffordert, einen Vertreter in das Exekutivkomitee

zu entsenden.

Das vorhin mitgeteilte Wbstimmungsergebnis zeigt, daß die Befürworter des Anschlusses an die Dritte Internationale noch einige Delegierte auf ihre Seite hinübergezogen haben.

Der Parteitag der Linden gibt sich sofort einen neuen Vor­stand und wählt in das Zentralfomitee als Vorsitzende Däumig und Adolf Hoffmann , als Sekretäre Stoeder, Koenen, Gäbel Potsdam, Berta Braunthal, als Beisiber Eich. horn, Geyer jun, Richard Müller , Martha Arend. see. In den Beirat werden gewählt Bra 3, Remmele. Stutt gart, Delger Halle, Herzfeld- Berlin , Thelemann= Hamburg , Noad, Bayer- Nürnberg. In die Kontrollkommission werden neben 3 anderen gewählt: Geyer- Vater, Deubler, Fries, Reichardt.

=

Ein Vertreter der norwegischen Kommunistischen Partei über­mittelt darauf deren Grüße und begrüßt das neue Mitglied der Internationale. Der Vorsitzende der Kommunistischen Jugend­organisation in der Schweiz schließt sich diesen Worten an. Die Rechte

hat inzwischen sofort eine eigene Fraktionssisung ein­berufen und für morgen vormittag den Parteitag der 11. G. P. D. in das Restaurant 3oologischer Garten einberufen. Beide Gruppen werden als Parteitage der 1. S. P. D. noch einige Zeit zufammenbleiben.

Unser Geschäft bleibt bis

Dienstag nachmittag 3 Uhr

wegen Geschäftsübergabe, Neueinrichtung u. Komplettierung des gesamten Warenlagers­

geschlossen!

Dienstag, den 19. Oktober

alles Nähere!.

Warenhaus

Julius Loewenberg& Co.

Swinemünder Straße 86

Beachten Sie unsere Anzeige am Dienstag!