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Kappoberst Leüebour. Offener Brief an de» Oberreichsanwalt. Hamburg , 23. Oktober. (Eigener Drahtbericht deö.Vorwärts".) Im.Homburger Echo" veröffentlicht Genosse Lampl einen offenen Brief an den Oberreichsanwalt beim Reichsgerickt in Leipzig , in dem er dessen Verfügung vom 13. August dieses Jahres heftig angreift, weil das Verfahren gegen den Oberst L e d e- dour auf Grund des AmnesticgesetzeZ eingestellt worden sei. Genosse Lampl ist seinerzeit vom Oberreichs an walt in dieser An- gelegercheit vernommen worden und gibt einige Tatsachen, über die er nicht vernommen worden sei, bekannt. In dem offenen Brief heißt es weiter: Nachdem der Garnison älteste Freiherr von Wangenheim das vollständige Mißlingen des Kapp-Putschcs erkannt hatte, trug er die Folgen seiner Handlungsweise und trat am 13. März ISM mit seinem gesamten Stabe zurück. Am 16. März früb forderte ich in meiner Eigenschaft als Mitglied der Hamburger Bürgerschaft und in Gegenwart des Hamburger Polizeimajors Dann er den Oberst v. Ledebour auf. sich wieder auf den Boden der V e r f a s- sungs massigen Regierung, der er den Treueid ye- schworen hatte, zu stellen. Wiederholt lehnte Ledebour dieS für sich und sein Offizicrkorps ab. Nach stundenlangen Verhandlungen stellte Ledelwur sich und das Offizierkorps dem Hamburger Senat zur Verfügung, jedoch nicht aus verfassungsrechtlichen Erwägungen oder unter Betonung des Treueide?, son­dern nur zum Kampf gegen den Bolschewismus. Und dies alles mehrere Stunden nach Wangenheims und seine? Stabes Amtsmedcrlegung! Nach dieser Weigerung Ledebours ließ er auf meine Bitte samt- kicke Vertrauensleute des Regiments rufen, die ich in Gegenwart Ledebours über die rechtlichen und politischen Ursachen des Rück- triiis v. Wangenhcims aufklärte; darauf sprach Ledebour, und dann stimmten die Vertrauensleute ab. Die große Mehrheit er- klärte sich gegen Ledebour. Am 17. März sprach das l. Bataillon des Regiments Ledebour ihm und fast allen seinen Offizieren das Riß trauen aus und bekirnnte sich zur v e r f a s- sunqs mäßigen Regierung; das Offizierkorps trat znrück. Das 2. Bataillon hatte bereits am 13. März sämtliche Kapp- Offiziere abgesetzt und vorläufig einen verfassungs­treuen Oberleutnant zum Führer gewählt. Sämtliche Ver- wauensleute und Unteroffiziere des Regiments sind gerichtlich ver- nommen worden. Vorstohende Darstellung ist bereits im März 1820 m.Hamburger Echo" veröffentlicht worden. Ganz abgesehen von in Verbrechen des- Hochverrats, das hier vorliegt, hat der ichsivebrobcrst der Republik es abgelehnt, sich für ihre per- "ungsmäßige Regierung zu erklären, trotzdem sein unmittelbarer litärischer Vorgesetzter sein Amt gleich niedergelegt hatte und ' berst von Ledebour sich also auf dessen Befehle nicht mehr be- rufen konnte. Nach dem Gesetz dürfen Befehle strafbaren Inhalts "ickt befolgt werden. Gegenüber all diesen Tatsachen dürfte der ~ err Oberreichsanwalt die in der Presse veröffentlichte Aeußerung der Beschuldigte sei gegen jede gewaltsame Aenderung der ver- assungsmäßigen Zustäicke ausgetreten", nicht mehr aufrechterhalten 'önnrn.

paascb e und tzeme. DoS vielbesvrockenz Schicksal des Kapitänleutnauts Laasche stand im Mittelpunkt einer am Montag vor der 8. Straf- mm er des Landegerichts I verhandelten Anklage deS früheren "i nisters. Rechtsanwalts Wolfgang Heine gegen den Schrift- eller Dr. G. Brcsien und den verantwortlichen Redakteur der .Berliner Volkszeitung". Karl Veiter. In der Nummer vom 1 1. Juni d. I. erschien in derVolkszeitung" ein von Dr. Brei, f i e n verfaßter Artikel unter der Ueberschrtft:.Hans Paaschc, war er Kommunist und geisteskrank?" In diesem Artikel lvurden Behauptungen aufgestellt, durch die sich der Nebenkläger beleidigt fühlte, insbesondere durch folgende Behauptung: �Heine, als Rechtsanwalt des Paasch«, habe, anstatt diesem -ur Seite zu stellen und dafür einzutreten, daß pazifistische Ge- ''nmistg keine strafbare Handlung bedeute, und daß die gegen Paaschs erhobenen Beschuldigungen vollständig grundlos seien, im Fahrwasser des Militarismus gesegelt" und, obwohl Sozialdemokrat, sich als eifriger Verteidiger des Militarismus entpuppt". Ferner: er habe als Verteidige r�Paasche den Rat gegeben, um einer Bestrafung zu entgehen, das Schutzmittel des 8 21 St.G.B. in Anspruch zu nehmen. Dadurch habe R.-A. Heine zwar erreicht, daß da? Verfahren auf Grund des§ 51 eingestellt wurde, trotzdem aber nicht vergessen, sein Honorar von 1000 M. sich auszahlen zu lassen.' Zur gestigen Verhandlung war nur der Angekl. Vetter unter Beistand des R.-A. Dr. Fritz Cohn erschienen. Der Vorsitzende, Landg.-Rat Dr. Keßler, verlas einen vom Angekl. Dr. Brcsien eingegangenen, von Beleidigungen gegen Mitglieder des Gerichts und gegen den amtierenden Staatsanwalt Dr. G e r l a ch strotzen. den Brief, der in das Gericht verhöhnender Weise erklarte, daß er nicht zum Termin erscheinen werde. Der Staatsanwalt befielt sich weiteres vor; das Gericht beschloß, gegen Vetter allein zu ver- bandeln. Gegen Paaschs war bekanntlich vom Reichsgericht das Verfahren wegen Aufforderung zum Hochverrat und versuchten Landes. Verrats eingeleitet worden, weil bei ihm F l u g b l ä t t c r mit Aufforderungen zum Generalstreik und Aufforoerung an die Sol- daien zum Ungehorsam gegen die Befehle ihrer Vorgesetzten mit Beschlag belegt worden waren. Im Verlauf der Voruntersuchung ist Paasche auf Beschluß deS Reichsgerichts zur Beobachtung seines Geisteszustandes der Anstalt des Geh. Med.-Rats Dr. L e p p m a n n überwiesen worden. Das Gutachten des Geh.-Rats Leppmann ging dabin, daß sich Paasche zur Zeit der Tat in einem Zustande krank- bafier Störung der Geisteskräfte befunden habe, die seine freie Willcnsbestimmung ausschloß. Auf Grund dieses Gutachtens ist Paasch« nach langer Untersuchungshaft außer Verfolgung gesetzt. Später ist er, wie bekannt, von Angehörigen der Reichswehr e r- s ch o s s e n worden. Der als Nebenkläger zugelassene Rechtsanwalt Wolfgang Heine erklärte zur Sache u. a. folgendes: Kapttänleutnant Paasche babe ihn seinerzeit ankgesucht. weil ein Ermittlungsverfahren wegen Wilddiellitalls. das beim Landgericht Schneidemühl geführt wurde, gegen ibn schwebte. Herr Paasche habe, als ihm vorgehalten wor- den. daß diese Sache doch recht böse aussehe, selbst erklärt:.Ich glaube, es ist wichtig, daß ich zunächst meinen Zustand, der «uS politischer Verzweiflung entstand, festlegen lassen mutz." Erst durch den Vater des Paasche habe er. Rebenkläger, erfahren, daß auch ein Verfahren wegen Ver- breitung der Flugblätter gegen den Sohn schwebe. Paasch« jr. habe diel« Flugblatt-Affäre wr� /ehr unbedeutend gehalten und er habe ihn erst belehren müssen, daß diese Sache äußerst g e- b r l i ch für ihn fei. Schon die Tatsache, daß ein Mann von solcher Erziehung und solchem Charatier bei klarem Verstände nicht imstande sei, solche Schriftstücke zu verfassen, mutzte lebhafte Be- denken über den Geisteszustand feines Klienten erregen. Es wurden diese Bedenken durch vielfache andere Mitteilungen über die Geistes- Verfassung des Herrn Paasche immer mehr verstärkt. Er hat selbst wiederholt«rklär!, daß er den.Ii eform- Fimmel" habe; er hat in krankhafter Feindschaft mit seinem Vater und seiner Mutter gelebt. Im übrigen sei Paasche ein fein gebildeter, rechtlich den- ler.bei»nd auch liebenswürdiger Mann gewesen. Nach den vor-

liegenden Tatsachen sei eS die Pflicht des Verteidigers gewesen, die Frage nach Anwendung des§ 31 St.G.B. anzuregen. Die sonstigen im Artikel enthaltenen Anwürfe gegen ihn seien in jeder Beziehung haltlos. Er habe lediglich im Interesse feines Klienten, durchaus im Einverständnis mit dem Herrn Paasche und dessen Schwiegervater eine Unsumme von Arbeit aufgewendet und Herr Geh. Rat Witting, der ihm die Verteidigung übecrragen h.nce. habe die ihm zum Schluß übersandte Honorarrechnung von 1000 Mi. sofort mit dem Ausdruck des Dankes beglichen. Der Angeklagte Vetter erklärte hierauf, daß cr»ach dem Gange der Verhandlung sich davon überzeugt habe, daß d'.e in dem Artikel des Dr. Br. aufgestellten Behauptungen unrichtig sins der Robenkläger Wolsgang Heine nur seine Pflicht als Ver- Leidiger getan habe. Hierauf gab Wolfgang Heine stzlgcnde Erklärung ab: Ich selbst bin der Ansicht, daß Paasche zwar geisteskrank, aber in der letzten Zeit durchaus harmlos und nicht gemeingefährlich war. Ich bedauere sein schreckliches Ende. das auf ein meines Erachtens absolut nicht zu billigendes Vorgehen zurückzuführen ist. Gegen Herrn Redakteur Vetter nehme ich nach seiner Erklärung den Strafantrag zurück. Au dem, was Dr. B r e s i e n sagt, habe ich keinerlei Interesse und habe Strafantrag nur gestellt, weil es ibm gelungen war, feine An- würfe in einem angesehenen Berliner Blatte unterzubringen. Ich habe inzwischen brieflich andere Aeußerungen des Dr. B r e s i e n kennen gelernt. II. a. habe ich gehörr, daß er Herrn Staatsanwalt G e r l a ch gegenüber sich als denkünftigen Justizminister" bezeichnet hat und ihm gegenüber Drohungen ausgesprochen hat. Tics alles, auch der heute verlesene Brief, ist für Brcsien charakieristisch. Aus diesen Aeußerungen entnahm ich, daß Dr. Bresien höchstwahrscheinlich geisteskrank ist und daß jedenfalls gegen ihn nicht verhandelt werden könnte, ohne ihn auf seinen Geisteszustand zu untersuchen, um das Maß seiner Verantwortung festzustellen. Dadurch würde die Sache sich endlos hinziehen. Ich kann auch nickt den Wunsch haben, daß ein Mann, der meines Erachten» wegen Geisteskrankheit für seine Handlungen nicht verantwortlich gemackt werden kann, weiter zur Verantwortung gezogen wird. Ich nehme deshalb auch gegen Dr. Bresien den Strafantrag zurück. Das Gericht erkannte hierauf auf Einstellung des Verfahrens.

Deutstbnationaler Parteitag. Der sehr zahlreich besuchte zweite Parteitag der Deutschnaiio- nalen Volkspartei wurde heute in Hannover mit einer Begrützunzs- anspräche des StaatSministers a. D. Hergt eröffnet. Er rühmte das Wachstum der Partei, hinter der nach der Reichstagswahl vom 6. Juni fast vier Millionen ReichStagsivähler ständen, wenn man die drei Provinzen, die noch nicht gewählt haben, mitzähle. Der Tenor seiner Rede war, daß die deutschnatiomile Partei»Welt- auschauungspolitik" treibe, Politikder großen Ziele und der weiten Sicht". Hergt hält es für förderlich, daß die Dautfchnationalen in der Opposition gebsieben waren. Unter der Herrschaft des parla- mentari scheu Systems sei es Pflicht der Partei gewesen, Oppositionzutreiben, damit dw Interessen der M i nde r- heit(also doch Minderheit?) gewahrt blieben. Dennoch habe die Partei positive Arbeit geleistet, indem sie durch ihre Anträge»das Schlimmste verhindert habe". Da? Positivste aber sei gewesen, daß sich die Deutschnationalen zu einereinheitlichen geschlossenen Welt- anschauung" durchgerungen hätten. Sie hätten von allen Parteien daSdurchgeistig st eProgramm'(vgl. die Tat an Magnus Hirschfeld in München , das Attentat auf Erzberger , die Ermordung Kurt Eisners usw). Aber twtzdem könne man an taktischen und K o aliäi o n sfrg gen nicht vorübergehen. Klar und ziel- bewußt aber lehne die Partei jede K»mpr«mißp»litik ab. Die Parteitage der anderen Parteien seien bisher mehr oder weniger eine Enttäuschung, ja ein großes Fiasko gewesen. Der Generalvorstand der Deutschen Volkspartei bat sich nicht zu dem großen Schwünge erheben können, wohl. weil es die Welt zu beruhigen»«ifzukläreu und zu entschuldigen galt..Der Parteitag in Halle hat ein« Partei zerschlagen. Von Kassel her erklang Triumphgesang. Es scheint wie ein Sieg, aber wenn es ein Sieg war. dann war es ein Pyrrhussieg. Der Parteitag in Kassel hat es nicht vermocht, zu den brennendsten Fragen des Tages, wie sich die Soztaldemokratte zum Beispiel zum Erfurter Programm stellen wird, Stellung zu nehmen. (Darin täuscht sich Herr Hergt sehr, die Einsetzung der Programm- kommission war der klare Beginn dieser Stellungnahme, die aller- dings von uns nicht im Handumdrehen, sondern mit Gründlich- k e i t vollzogen wird.i Etwas voreilig sagte Herr Hergt voraus, daß der deutschnationale Parteitag keine Enttäuschung bereiten werde. In seinen weiteren Ausführungen wendet sich Hergt gegen die Sozialdemokratie und macht die Feststellung, daß es zwischen der sozialdemokratischen und der deutschnationalen Welt- anschauung kein Kompromiß gebe. Die nach dem 6. Juni zu- standegeiommene Koalition sei eine Rückoersicherung nach links, der das Nachlaufen hinter der Sozial de mokratre gefolgt sei. W Hergt an die.deutschen Stimmen" des Herrn Stresemann erinnert, ertönen Pfuirufe. Es folgen heftige Angriffe auf die Deutsche Volkspartei , die es unterlassen habe, eine Koaliti«« deS rechten Bürgertums zu bilden. Hergt fährt fort: ES ist ein merkwürdiger Gegensatz zwischen dem, waS die deutsche Volkspartei im W a h l k a m p s ge- sagt hat und ihrer jetzigen Politik.>-sie hat betont, daß sie nur eine gesamtbürgerliche. Koalition anstreben würde. Nun aber kommt Dr. Stresemann und spricht von einer Verständigung mit den Mehrhe-tssozialisten. Das ist eine Kluft zwischen uns. Es ist ein Unglück, daß ein tiefer Schnitt zwischen der Ar b e i t e r- schaft, die zu uns gehört, und den Massen, die zur Sozialdemo- kratie stehen, vorbanden ist. Wir müssen eine Brücke zur deutschen Arbeiterschaft erstreben.(!) Eine Mauserung der Mehr- bettssozialdemokratie wäre die Vorbedingung für ein Zu- sammengehcn mit uns. Weiter geißelt Hergt das Verlangen der Sozialdemokratie an die Koaliiionsparieien, sich auf republikanischen Boden zu stellen. Auf eine solche Forderung könnte die Deutsche Volkspartei nicht eingehen, wenn sie sich nicht selbst aufgeben will. Für u»S ist es unmöglich, mit dieser Halbheit, mit der Deutsche » Bilks- Partei in den Wahlkampf zu gehen.(Stürmischer Beifall.) Für uns ist der Ordnungsstaat das Ziel. Von Preußen aus wollen wir'das Reich erobern. Gemein. sam mit Bayern wollen wir den Ordnungsstaat schaffen. Hier- auf folgt ein Bekenntnis Hergts zur Monarchie.Wir wollen einen starken Kaiser wieder haben. Zwischenrufs antisemitischen Inhalts werden mit stürmischem Beifall aufgenommen. Hierauf spricht der Hauptichristleiter derDeutschen Tages- zeitung" B a e ck e r überdie deutsche Frage" und wendet sich be- sonders gegen die Politik des früheren preußischen Ministers des Innern Herne und des jetzigen Innenministers Genossen S e- bering. Die Farben der Republik werden verhöhnt und im Zusammenhang damit alte Angriffe gegen ParvuS.Sklarz und Erzberger wiederholt. Der Redner wendet sich gegen daß von der Reichsregierung be- schloflene Autonomiegesetz für Oberschleneu. Zahllose Hochrufe ertönen, das Preutzenlied wird gesungen. Eine Entschließungzur deutschen Frage" gelangt zur Annahme, in der der Anschlußw-lle Deutschösterreichs gegrüßt wird. Das

frei« Selbstbestimmungsrecht für alle unierdrückten Völker wii;d gc- fordert.(Im Kriege hörte man es anders. D. Red.) Einestctzcke" preußische Verfassung wird gefordert und der gegenwärtigen preußischen Regierung der Kampf angesagt. Sodann spricht Herr v. Graese über den Vertrag von Versailles . Er bemübi sich nochmals, seinen gläubigen Hörern das Märchen von der e r. dolchten Front aufzutischen und bezeichnet die Annahme dc» Waffenstillstandes als schmachvolle nllterwerftrng. Für Haupt­mann v. Stülpnagel wird eine Lanze gebrochen, weil gegen ihn Anklage wegen Benutzung amtlicher Aktenstücke erhoben ssi, da er eine Gegenliste der Kriegsverbrecher aufgestellt habe.Ueber­ au werden energisch« Männer an die Wand gedrückt. Luden- dorfs ist verfehmt, Lettow-Vorbeck und Siinnes wurden im Sticke gelassen. Und dann unser herrlicher Traub, dieser Prophet in traurigen Zeiten.(Minutenlanger, stürmischer Beifall.) Und aus der anderen Seite ein Mann wie Erzberger (lebhafte Pfuirufe), getragen wie eine Fcttblase auf der Bouillon. leider auch von uns zu lange geduldet, bis dieser elende Landvogt seinen Tell in Helsferick fand.(Minutenlanger, stürmischer Beifall und Hochrufe aus Helfferich.)" Dann ruft Herr v. Graes « den Geist des»siuror teutonicus" wach, ohne daß aus seinen Worten deutlich wird, ob er das deutsche Voll nochmals in den Schützengraben jagen will. Ein b� merkenswertes Eingeständnis enthalten folgende Worte:Ich leugne nicht, daß ich und meine Freunde an die gepanzerte Faust appelliert haben, als wir noch eine hatten." Nachdem Herr v. Graes « die Hoffnung ausgesprochen hat, die Not werde die Massni deutschnational machen, schließt er mit dem Vortrag eines Rachegesanges. Im Anschluß an sein Referat wird eine Entschließung angenommen, in der gegen den Friedensvertrag von Versailles Protest erhoben wird. In der Diskussion macht der bayerische Justigministgr Roth ReName für die bayerische bürgerliche Regierung. Wir regieren ohne die Sozialdomokraten, aber nicht gegen die Arbeiter.(?) Die Festigkeit unserer Regierung wird gestützt durch unsere Einwohnerwehren. Wir brauchen sie nicht bloß für uns, sondern auch für das Reich. Solange es die Ruhe und Ordnung erfordern» lassen wir uns nicht davon abbringen, komme» was wolle.(Minutenlanger stürmischer Beifall.) Höchst charakteristisch ist der folgende Ausspruch desselben Redners: Zu unseren Idealen gehört der allmähliche Abbau der Reichsverfassung. Wir in Bayern wären vielleicht mit den Herren S i n o w j e w und Genossen ganz anders verfahren.(Stür- Mischer Beifall und Heiterkeit.) Westarp holt sich ftüvmischen Beifall durch antifemitische Aus- fälle gegendie Rofeufelds und Löwensteins". Den preußischen Geift der Pflichterfüllung wollen wir wieder in den Dienst von Kaiser und Reich stellen.(Stürmischer Beifall.) Eine Entschließung gegen die Zerstörung der Diesel- motoren wird angenommen. Man schwört, Berlin znrci- wögen" und sichdurch die jüdische Mehrheit nicht weiter mit Skor- pionen züchtigen zn lassen". Nachdem noch mehrere Redner gesprochen hatten, werden samt- sich« beantragten Entschließungen angenommen und die Verband- lung auf Dienstag 8 Uhr vertagt.

Aufhebung öer ölockaüe Sowjetrußlanös. Kopenhagen » 25. Oktober. (O.E.) Ein Moskauer Funkspruch meldet» daß die englischen Kriegsschiffe» die fich im Baliischen Meere aufhielten,«»«»ehr»ach Euglaud abgegangen find» da die Blockade Rußlands »ach Zustandekommen des rusfisch-poluischeu Borfriedens endgültig aufgehoben sei. Warschau » SS. Oktober.(Fuukspruch.) Au der antibolsche- wistischen Front wurde« die Operationen nach der llnterfchreibung des Waffenstillstandes eingestellt. DaS polnische Parlament hat den Waffenstillstands- und Borfriedrnsvertrag mit Sowjet- rußland einstimmig angenommen und das Oberhaupt zur Ratifikation ermächtigt. Moskau , 25. Oktober. (Funkspruch.) An der Westfront «erden unsere Truppen umgruppiert» um die Waffenstillstands- linie zu besetzen. Tie Kampftätigkeit ist eingestellt worden. Amnestie? Kopenhagen , 25. Oktober. sO.E.) Bo« russische« Volks- kommiffar für Justiz wird ei« A m n e st i e g e s e tz vorbereitet, das am 3. Jahrestag der Sowjetrepublik verkündet werden soll. Urber den Umfang der geplanten Amnestie ist noch nichts Genaueres bekannt. Jllnsioue«. Petersburg » 25. Oktober. (O. E.) Die Petersburger.Prawda" meint, daß der Anschluß der Mehrheit der U.®. P. D. an die Dritte Internationale den Sieg der Revolution in Deutschland gewaltig fördern, das Bündnis zwischen Sowjetrußland und Sowjetdeutsch. land beschleunigen und der Prolog siegreicher Aufstände in London und Paris sein werde. Moskaus Werbekraft. Paris » 23. Oktober. (WTB.) HavaS berichtet aus Lille : Die Delegierten der Sozialistischen Partei im PaS de Calais haben fich mit großer Mehrheit für den Anschluß an die Dritte Internationale angeschlossen._

Vilna Kowno. kowtt«, 25. Oktober. (TO.) Die Rächt auf Sonntag ist ohne wesentliche Veränderung an der Front verlaufen. Die Lage gilt als ernst. Die Regierung ist entschloflen, nicht nachzugeben. Die Bildung von freiwilligen Truppen wird fortgesetzt. Der polnische Reichstag bat fich vertagt und alle Maß- nahmen für die L e r t e i d i g u n g des Staates einem Ausschuß von sieben Abgeordneten übertragen. Brüssel» 25. Oktober. (Hollandsch Nieuwbureau.) Der Völker- bundsrat hat den Bericht des Militärausschusses entgegengenommen. der nach der litautsch-polnischen Grenze gesandt war. um do« die Lage zu untersuchen. Paderewski und Waldemar sollen am DienS- tag der Versammlung des RateS beiwohnen. AuS Paris wird übrigens gemeldet, daß Paderewski erkrankt sei. In Polen erklärt man Wilna , die GeburtSstadt deS größten Nationaldichter« Adam Micktewicz. für unzweifelhaft polnisch und denlt gar nicht daran, eS wieder aufzugeben, trotzdem der Oberste Rat eS Litauen zugesprochen hat. Paderewski wird sich also wohl nicht besonders beeilen, so gesund zu werden, daß er vor dem Völierbundrat erscheinen kann. « Berliu» 25. Oktober. (Amtlich.) Nachrichten aus Ost- preutzen bekunden, daß trotz der Maßnahmen des Oberpräsi- deuten Bewaffnete die Grenze nach Litauen über- schreiten. Hiervor muß immer wieder nachdrücklich gewarnt wer- den. Abenteuerlustige sollten sich nach den Erfahrungen im Aal- t« k n m klar sein, wohin solche Unternehmungen führe», und wie musicher die Vorteile sind, die sie sich auf Grund interessierter Zn- Sicherungen von ihnen versprechen. Die Regierung wird weiter alleS tun, um Grenzübcrschreitnngen zu verhindern. Vom Reichswehrministerimn wird hierzu mitgeteilt, daß k e i- nerlei Reichswehrangehörige an diesen Vorkommnissen beteisigt waren.